- Drei Tage im Schnee
- Ina Bhatter
- KiWi
- Belletristik
- Leben
- Weisheiten
- Besinnliches
- Geschenkbuch
- Kleines Highlight
Hannah braucht dringend eine Auszeit und nimmt sich deshalb ein paar Tage frei, die sie in einer einsamen Hütte mitten im Schnee verbringt. Ihr Alltag wird durch das Auftauchen der kleinen Sophie durcheinandergewirbelt: Das Mädchen bringt Hannah dazu, ihr bisheriges Leben infrage zu stellen – und herauszufinden, welches sie wirklich führen will …
Dieser kurze Roman ist wunderschön und gut zu lesen, inspirierend und zum Nachdenken anregend. Während der drei Tage, in denen wir Hannah folgen, kommen ihr viele Erkenntnisse, teils von selbst und teils mit Sophies Hilfe, und sie alle waren auch für mich als Leserin unglaublich bereichernd.
Ich war tatsächlich sehr überrascht darüber, wie viele neue Ideen und Fragestellungen eingebaut wurden und wie erfrischend die bereits bekannten wirkten. Besonders mochte ich die Metapher des Einweckglases, das mit Steinen, Kieseln und Sand gefüllt wird und während des gesamten Romans eine wichtige Rolle spielt, sowie Hannahs Erkenntnis darüber, dass die meisten Produkte dazu da sind, etwas an sich selbst zu verändern. Selbst bei den offensichtlicheren Erkenntnissen (z.B. dass man das, was man gerade tut, genießen sollte, oder dass man seine irrationalen Ängste durch eine direkte Konfrontation überwinden sollte) gefiel es mir, wie Hannahs eigene Gedanken und Gefühle ihnen etwas Einzigartiges verliehen. Es werden sehr viele Themen angesprochen, wie das Staunen, das Wundern und das Genießen, sodass jeder etwas finden wird, das ihn oder sie persönlich betrifft. Ich selbst hatte sehr oft das Verlangen, mir bestimmte Sätze zu markieren, weil ich sie so schön fand! Es ist mühelos die größte Stärke des Romans: Dass man sich so gut in Hannah hineinversetzen kann.
Zu meiner Überraschung kam Sophie vergleichsweise selten vor. Zwar hilft sie Hannah natürlich dabei, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen und hinterfragt viele Dinge, die Hannah für selbstverständlich hält, aber letztendlich macht Hannah viele Erkenntnisse selbst und wir erfahren gar nicht so viel über Sophie. Ich hatte ihr bezüglich so einige Theorien, weil ihr Auftauchen so surreal erschien, aber tatsächlich bleibt ihre Herkunft offen, sodass man seine eigenen Theorien entwickeln kann.
Auch das Ende selbst wird offen gelassen, was ich sehr passend fand – schließlich kommt es nicht darauf an, ob Hannah ihre neuen Erkenntnisse umsetzen kann, sondern darauf, dass sie es versucht. Insofern hat mich der Roman sehr zufriedengestellt und mich gleichzeitig wunderbar inspiriert, sodass ich ihn mit sehr viel Freude weiterempfehlen kann!
- Matcha Tee am Montag
- Michiko Aoyama
- Rowohlt
- Belletristik
- Japan
- Kurzgeschichten
- Besinnliches
- Leben
- Weisheiten
Normalerweise hat das Café Marble montags geschlossen, doch ab und an findet ein Matcha-Event statt, das zufälligen Besuchern die Gelegenheit gibt, sich auszuruhen und ihre Sorgen für eine Weile hinter sich zu lassen. Nicht alle Menschen finden in das Café, doch sie alle sind mit ihm – und miteinander – verbunden. Und sie alle brauchen eine Lebensweisheit, die ihnen bei ihren Problemen weiterhilft …
Die vorigen zwei Romane von Michiko Aoyama, von denen eins das Café Marble bereits thematisierte, haben mir sehr gut gefallen, doch muss ich zugeben, dass der Zauber mit dem dritten Buch ein wenig verflogen ist. Vielleicht habe ich es auch einfach in der falschen Stimmung gelesen, aber letzten Endes mochte ich es nicht so sehr wie seine Vorgänger.
Das lag vor allem daran, dass die zwölf Sichtweisen kaum Gelegenheit bekommen, einen Eindruck zu hinterlassen. Zwar hatte schon der erste Café-Marble-Band viele Charaktere, aber diese kamen mir trotz ihrer kurzen Screentime ausgereifter vor als die Hauptcharaktere in diesem Band. Nur sehr wenige sind mir in Erinnerung geblieben, tatsächlich merkte ich mir eher die Verbindungen zwischen den Charakteren als die Charaktere selbst.
Diese waren nämlich nach wie vor großartig und schufen aus den kleinen Geschichten ein großes, zusammenhängendes Ganzes. Ich mochte die Momente, in denen ich realisierte, wie der derzeitige Sichtcharakter in Kontext zu den anderen steht – nur den Sichtcharakter selbst konnte ich selten lieb gewinnen, weil einfach nicht genug Zeit dafür blieb.
Aber das, was mich am meisten störte, war die Tatsache, dass alle Kapitel auf eine ähnliche Botschaft hinauslaufen, ohne eine große Überraschung und ohne großen Mehrwert. Entweder realisieren die Charaktere, dass ihre derzeitige Situation doch nicht so schlimm ist wie befürchtet oder sie kommen zu einer wirklich sehr offensichtlichen Erkenntnis, wie sie sie verbessern können, was in beiden Fällen ein wenig frustrierend war. Gerade bei ersterem, bei dem die Charaktere ihre Situation schlicht anders framen, kam es mir sehr gezwungen vor, weil man das schließlich bei absolut jeder Situation machen kann und der Confirmation Bias sein Übriges tut.
Obwohl es also ein paar herausstechende Szenen gab, war ich letztendlich ein wenig enttäuscht von der Lektüre, weil ich mir mehr Tiefe erhofft hatte. Für einen Read für zwischendurch eignet sich das Buch immer noch großartig, aber für mehr leider nicht.
- Geister
- Nathan Hill
- Piper
- Belletristik
- Familie
- 1968er
- Chicago-Aufstände
- Geheimnisse
- Freundscaft
- Romanze
- Medien
- Spielsucht
- Norwegische Mythen
Samuel ist schockiert, als er hört, dass seine Mutter Faye, die er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat, einen Gouverneur mit Steinen beworfen hat und deshalb vors Gericht soll. Ihr Anwalt möchte, dass Samuel ihr bei der Verteidigung hilft, während gleichzeitig sein Lektor verlangt, dass er ein Buch schreibt, das sie schlecht darstellt. Samuel selbst ist tief verletzt, weil seine Mutter ihn als Kind im Stich gelassen hat, während damals gleichzeitig seine große Liebe wegzog. Als er jedoch mehr über Fayes Vergangenheit herausfindet, ahnt er, dass die ganze Situation um einiges komplexer ist, als er es vermutete …
Nathan Hills Roman „Wellness“ hat mir ausgesprochen gut gefallen, weshalb ich unbedingt seinen ersten Roman „Geister“ lesen wollte. Doch so ganz hat er meine Erwartungen leider nicht erfüllt und stellenweise sogar enttäuscht. Dabei war der Großteil der Handlung wirklich hervorragend umgesetzt; allerdings hat das Ende mir wirklich nicht gefallen, was der ganzen Geschichte einen sehr bitteren Beigeschmack gegeben hat.
Aber fangen wir am Anfang an: Diese Geschichte ist zwar einfacher als „Wellness“ gestrickt, schafft es aber fantastisch, Samuels und Fayes Gegenwart durch die Ausführungen ihrer Vergangenheit in einen anderen Kontext zu rücken. Gerade Samuels Freundschaft mit Bishop und seine Gefühle für Bethany waren fantastisch geschrieben, und auch Fayes Kindheit und Jugend (vor allem vor den Aufständen in Chicago) konnten mich mühelos packen. Besonders effektiv war die Art und Weise, wie der Kontext von Bishops Vergangenheit Samuels Gegenwart beeinflusste, weil ich das nicht kommen sah und mich dieser „Oha!“-Moment sehr beeindruckte. Das war definitiv der stärkste Teil der Geschichte, der es schaffte, die vergangenen Ereignisse packend zu beschreiben.
Die separaten Storylines von Pwnage und Laura sind ebenfalls großartig. Leider kommen sie eher seltener vor und haben keine allzu starke Verbindung zu der Haupthandlung (beziehungsweise haben sie natürlich schon eine, aber eine vergleichsweise schwache), aber die Nebengeschichten an sich haben mir trotzdem sehr gut gefallen.
Bei Fayes Vergangenheit war ich froh, dass hier gewisse Klischees glücklicherweise vermieden wurden, aber die letzten hundertfünfzig Seiten, die sich teils den Aufständen in Chicago und teils dem Ende widmen, waren recht verwirrend, stellenweise langatmig und hatten einen vergleichsweise enttäuschenden Twist. Und dann ist da das Ende selbst, was mich überhaupt nicht zufriedenstellte, weil verschiedene Handlungsstränge entweder offen gelassen oder unbefriedigend abgeschlossen werden. Es gibt auch viele offene Fragen, die teils sogar zentral für die Handlung sind und nicht beantwortet werden. Ich habe mich am Ende gefühlt, als hätte ich gerade einen ganzen Roman gelesen, dem das Ende fehlt. So viele zentrale Handlungselemente kriegen keinen oder keinen guten Abschluss, was meine Meinung über den Roman im Gesamten leider negativ beeinflusste.
Ich persönlich würde anderen Leser:innen eher empfehlen, „Wellness“ zu lesen, das es hervorragend schafft, eine komplexe Handlung zu entwerfen, großartige Twists einzubauen und ein zufriedenstellendes Ende zu bieten.
- Zauberei und
- etwas Magie
- Maiga Doocy
- foliant
- Fantasy
- Cozy Fantasy
- Magie
- Abenteuer
- Reise
- Suche
- Humor
- Freundschaft
- Romanze
- Musik
- Kontrollfuch
- LGBTQ+
- Kleines Highlight
Leo ist ein Schreibender, der kleine Zauber bevorzugt und es liebt, seinen Studienkollegen Grimm ein bisschen zu ärgern. Auch, als sie im Unterricht für ein Projekt zusammenarbeiten müssen, konzentriert Leo sich mehr darauf, Grimm auf die Palme zu bringen, als die zugeteilte Aufgabe zu erfüllen. Bis ein versehentlicher Kontrollzauber Leo an Grimm bindet: Nicht nur muss er jedem seiner Befehle folgen, sondern kann sich auch nicht allzu weit von ihm entfernen. Beide wollen den Fluch unbedingt brechen, doch müssen sie dazu auf eine gefährliche Reise in den Unruhigen Wald gehen, um die einzige Zauberin zu finden, die Leo helfen kann ...
Dieser Fantasyroman ist einfach köstlich: Er bietet ein wunderbares Fantasyabenteuer, das nicht nur stets unterhaltsam, sondern fast schon süchtigmachend ist. Es machte mir einfach so viel Spaß, Leos und Grimms (Misse-)Taten zu verfolgen und dabei ihre wachsende Freundschaft und Romanze zu sehen.
Ein wichtiger Grund dafür sind die Protagonisten selbst, denn Leo und Grimm waren einfach großartig. Leo überzeugte vor allem durch seine Charaktertiefe: Er ist unachtsam, sehr stur, ein wenig naiv und auf jeden Fall humorvoll, was in der Handlung auch tatsächlich alles gezeigt wurde. Es gab durchaus Stellen, bei denen ich nur den Kopf über seine Entscheidungen schütteln konnte (sein starker Alkoholkonsum, seine kleinen Erpressungen gegenüber Grimm), aber gerade das hat ihn so einnehmend gemacht: Dass er sowohl Stärken als auch Schwächen hatte, die er stets demonstrierte. Neben seinem chaotischen Gemüt bekommen wir auch seine Kreativität bezüglich seiner kleinen Zauber zu sehen, die zudem auch seine liebste Beschäftigung (die Musik) gut repräsentierten. Er war rundherum ein großartiger Charakter und Protagonist!
Aber auch Grimm war unglaublich sympathisch. Allein dadurch, dass er nie versuchte, seine Befehlsgewalt auszunutzen (sie kam nur versehentlich, gefolgt von genuiner Reue, oder nach expliziter Erlaubnis vor), machte ihn unglaublich liebenswürdig, aber auch, dass er Leos zuweilen wilde Ideen ihm zuliebe umsetzte, zeigte seinen Charakter. Tatsächlich gibt Leo Grimm sehr viel mehr Befehle als umgekehrt, aber obwohl er seine Bedenken durchaus äußert, lässt er sich auf Leos Lösungsvorschläge ein. Ihre Dynamik war wirklich wunderbar; dadurch, dass sich ihre Freundschaft so langsam entwickelte (und definitiv Vorrang vor der Romanze hat), wirkte sie sehr realistisch und blieb doch stets amüsant zu lesen.
Hier muss unbedingt erwähnt werden, dass der Umgang mit dem Gehorsamkeitszauber glücklicherweise sehr gelungen ist. Ich hatte teilweise Angst, irgendwann würde Leo seine Gefühle nicht mehr von seinem Fluch unterscheiden können, aber erstens war das nicht der Fall und zweitens wird die immer engere Schnur um ihn auch tatsächlich negativ dargestellt. Deren langsame Entwicklung war ebenfalls sehr gut gelungen – über den ganzen Roman hinweg spüren wir als Leser:innen deutlich, wie der Fluch für Leo immer schlimmer wird.
Neben diesen sehr guten Aspekten gab es natürlich auch ein paar schwächere bzw. welche, die ich an sich gut fand, aber von denen ich mir wünschte, sie wären noch weiter ausgebaut worden. So gefielen mir von den Nebencharakteren zum Beispiel Sybilla und Jayne sehr gut, aber an sich spielen andere Charaktere nur zeitweise eine Rolle und sind eher Beiwerk zu Leos und Grimms Erlebnissen. Hier waren gerade die Szenen gut, in denen die beiden anderen Charakteren bei ihren Problemen geholfen haben, weil sie hier ihr Zusammenspiel besonders gut zeigten – aber eben ihr Zusammenspiel, und nicht so sehr das anderer Charaktere.
Das Magiesystem der Welt, das aus Schreibenden und Wirkenden besteht, fand ich sehr kreativ, die Welt selbst ist aber nicht allzu tiefgreifend beschrieben. Dadurch, dass es sich um eine ohnehin lockere Geschichte handelt, machte mir das nicht aus, aber ich hätte definitiv nichts dagegen, im nächsten Band noch mehr von der Welt zu sehen. Schließlich waren die Ansätze, die wir bekamen, sehr vielversprechend.
Neben diesen (sehr verschmerzbaren) Punkten ist meine einzige richtige Kritik, dass es keine großen Überraschungen oder Twists gibt. Das Buch ist recht vorhersehbar, was mir normalerweise nichts ausmachen würde, hier aber dadurch auffällt, dass ein großes Geheimnis um Leos Trauma gemacht wird – es aber sehr offensichtlich ist, was passiert ist. Hier hätte ich es erfrischend gefunden, unsere Erwartungen zu untergraben, weil ich ein wenig enttäuscht war, dass tatsächlich genau das passiert ist, was angedeutet wurde.
Insgesamt jedoch kann selbst diese Kritik nicht davon ablenken, wie unglaublich spaßig das Buch selbst ist – ein wahrer Genuss für Fans von Cozy Fantasy und humorvollen Fantasyabenteuern!
- Die Buchhandlung
- der Erinnerungen
- Yu-Jeong Song
- Ullstein
- Belletristik
- Zeitreise
- Trauer
- Trauerverarbeitung
- Familie
- Mutter
- Krankheit
- Hoffnung
- Wohlfühlbuch
Sieben Jahre ist es schon her, seit Jiwons Mutter gestorben ist, doch noch immer quält sie sich mit ihrem Tod, überzeugt davon, dass sie ihn hätte verhindern können. Als sie während eines Regenschauers in einer Buchhandlung Zuflucht sucht, bekommt sie genau diese Gelegenheit: Denn hier, in der Buchhandlung der Erinnerungen, kann Jiwon drei Mal in der Zeit zurückreisen, um versuchen, etwas zu ändern. Jedoch hat sie nur jeweils drei Stunden Zeit und gelingt es ihr nicht, eine Veränderung herbeizuführen, verliert sie dafür ihre eigene Lebenszeit …
Dieser Roman ist unglaublich angenehm zu lesen, der Schreibstil der Autorin sehr flüssig und sehr schön. Dadurch, dass auch die Kapitel eine gute Länge haben, war ich im Nu mit der Lektüre durch – vielleicht sogar zu schnell, denn im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte mir mehr Zeit gelassen, um diese Geschichte zu genießen!
Die drei Zeitreisen, die Jiwon unternimmt, haben mir natürlich am meisten gefallen. Speziell die ersten zwei verraten ihr viel über ihre Mutter und auch über sich selbst, und rücken die Ereignisse, die schließlich zum Tod der Mutter führten, in ein leicht anderes Licht. Hier muss ich erwähnen, dass das Buch definitiv auch traurige Aspekte thematisiert – denn dadurch, dass die Mutter an Krebs erkrankt und einen jahrelangen Todeskampf mit ihm ausfechtet, gibt es ein paar Szenen und Sätze, die verständlicherweise bedrückend sind. Meiner Meinung nach hat die Autorin es wunderbar geschafft, nicht zu deprimierend zu werden, aber natürlich kommen diese Themen trotzdem vor.
Natürlich ist das Ende vorhersehbar (tatsächlich habe ich mich gewundert, warum Jiwon überhaupt eine dritte Reise antrat, weil bereits nach der zweiten alles klar war), aber darum nicht weniger schön. Interessanterweise meint die Autorin in ihrem Nachwort, dass das Buch nicht dazu dient, Heilung und Trost zu spenden, weil sie sich für diese Aufgabe noch nicht reif fühlt, aber genau das hat sie durch ihre Lektüre getan. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen und fühlte mich am Ende hoffnungsfroh.
Das einzige, von dem ich mir ein bisschen mehr erhoffte, waren die offenen Fragen. Mal davon abgesehen, dass mir am Ende beispielsweise nicht klar war, wie genau Jiwon ihrem scheinbaren Schicksal entkommen ist, hätte ich gerne noch mehr Informationen zur Buchhandlung selbst und zur Managerin gehabt. Es gibt zwar ein bisschen Worldbuilding, was die verschiedenen Arten der Erinnerungen anbelangt, aber ich vermisste eine Hintergrundgeschichte zur Managerin und Beispiele anderer Vergangenheiten, die erfolgreich geändert wurden (oder auch nicht). Das habe ich als verpasste Gelegenheit empfunden, weil der Buchhandlung der Erinnerungen dadurch noch mehr Tiefe hätte gegeben werden können.
Bis auf dieses Manko haben wir aber immer noch eine wunderschöne, überraschend wohltuende Geschichte, die mein Herz berührt hat!
- Der Laden in
- der Mondlichtgasse
- Hiyoko Kurisu
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Wohlfühlbuch
- Japan
- Fuchsgeist
- Kurzgeschichten
- Süßigkeiten
- Selbstfindung
- Selbstliebe
- Kommunikation
- Freundschaft
- Kleines Highlight
Kana fühlt sich von ihrem Freund vernachlässigt, der seine Zeit mit Lernen verbringt. Kogumas pummeliger Körper macht ihm auf der Arbeit zu schaffen. Yui zögert, ihren besten Freundinnen zu sagen, dass ihr Verhalten sie stört. Risa hat Angst, dass ihre Pechsträhne ein kommendes Trompetenvorspiel ruinieren könnte. Chika ist sich der Liebe ihres Mannes nicht mehr sicher, nachdem dieser weniger Zeit mit ihr und ihrem gemeinsamen Baby verbringt. Und Kogetsu, ein Fuchsgeist, sehnt sich danach, die Gefühle all dieser Menschen zu verstehen. Er gibt ihnen eine Süßigkeit mit, die ihnen helfen soll – und ihm selbst zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein …
Ich liebe das Handlungsprinzip, bei dem ein Charakter mehreren anderen Charakteren hilft, während er selbst nach etwas sucht – und dieser Roman setzt dieses Prinzip absolut großartig um. Lustigerweise dachte ich bei so einigen Geschichten, dass sie der perfekte Einstieg für eine Horrorerzählung wären (zum Beispiel als Kogetsu Kana unheilverkündend davor warnt, nie mehr als ein Stück Konpeito am Tag zu essen), doch glücklicherweise handelt es sich um das Gegenteil: Jede der Menschengeschichten ist perfekt zum Wohlfühlen gedacht, hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ein angenehmes Lesegefühl beschert. Nur die letzte Geschichte, die sich mit Kogetsu befasst, war ein wenig ernster und schaffte es nicht ganz, mir Kogetsu nahe zu bringen, aber dafür mochte ich seinen Freund Akifumi umso mehr.
Das Beste an den fünf Menschengeschichten waren die wunderbaren Lösungen für ihre Probleme. Bei jeder Geschichte gibt es eine kleine Überraschung, die den Kontext der Geschichte ein wenig ändert und für eine absolut wunderschöne Botschaft sorgt. Ich war jedes Mal wieder positiv davon überrascht, in welche Richtung sich die Geschichten entwickelten, denn selbst, wenn man ahnt, dass eine Wendung kommt, war diese nicht zwingend vorhersehbar. Hier ein wirklich großes Lob an die Autorin, die in wenigen Seiten Geschichten erschuf, die mindestens so schmackhaft waren wie die Süßigkeiten, die Kogetsu anbietet!
Meine liebsten Geschichten gehörten Kana, Koguma und Risa, weil die dortigen Twists ihre Geschichten perfekt abgerundet haben und für das breiteste Lächeln auf meinem Gesicht sorgten. Ich kann wirklich nicht genug betonen, wie gut es tat, diese Kurzgeschichten zu lesen – selbst die letzte mit Kogetsu, die mir ein bisschen weniger gefiel, brillierte durch die gezeigte Freundschaft, die mindestens so herzerwärmend war wie die Lösungen, die die anderen für sich fanden.
Ich schätze, meine einzige Kritik besteht daraus, dass die Geschichten nicht stärker zusammenhingen. Es wird zwar regelmäßig eine Süßigkeit erwähnt, die ein voriger Charakter wählte, und Kogetsu kommt natürlich ebenfalls in jeder einzelnen Geschichte vor, aber mir hätte es sogar noch besser gefallen, wenn die Charaktere untereinander zumindest grob miteinander bekannt gewesen wären. Es ist natürlich nicht schlimm, dass alle Geschichten für sich standen, aber ich finde, eine leicht engere Verbindung hätte für weitere großartige Wendungen gesorgt.
Insgesamt also der perfekte Roman, wenn man sich gut fühlen will!
- Gwin und das Herz
- des Drachen
- Verena Maier
- Loewe
- Kinderbuch
- Fantasy
- Cozy Fantasy
- Abenteuer
- Drachen
- Feuer
- Magie
- Reise
- Quest
- Atmosphäre
- Zauberladen
- Ghibi
Gwin hat die Nase voll davon, dass jeder sie zu Hause kontrollieren will und sie nichts selbst entscheiden darf. Kurzerhand reißt sie aus und landet dank einer unhöflichen sprechenden Katze in Madame Manous geheimen Zauberladen. Hier bekommt sie eine Anstellung und serviert magischen Wesen ihr Essen. Bis sie im Keller auf eine Bilderrolle mit einem gezeichneten Drachen trifft. Obwohl ihr Flammenfreund Ignatius sie warnt, befreit sie den Drachen, der sich als Jun vorstellt und unbedingt das zurückbekommen möchte, was ihm gestohlen wurde: Sein Herz …
Dieses schöne Kinderbuch hat mich (auf positive Weise) sehr an Ghibli-Filme erinnert, speziell an „Chihiros Reise ins Zauberland“ und „Das Wandelnde Schloss“. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese auch als Inspiration gedient haben, allerdings meine ich das sehr positiv – ich liebte die Atmosphäre, die Welt und die Handlungsstränge, die Verena Maier in ihrem Roman zum Leben erweckt hat! Die Geschichte war die perfekte Mischung aus Cozy Fantasy und Spannung, weil wir gleichzeitig in der Welt versinken und wissen wollen, wohin es die Charaktere als nächstes verschlägt.
Mein Liebling war definitiv Ignatius, der mit seinem Humor die Handlung aufgelockert hat und dessen Gezanke mit Jun außerordentlich amüsant zu lesen war. Für manche Leser:innen lässt sich eventuell schon vorher ahnen, wohin sich die Handlung entwickeln wird, aber tatsächlich machte gerade das Foreshadowing sie umso spannender zu lesen.
Die Art, wie Gwin ihre eigene Welt erschuf und auf verschiedene Wesen traf, hat mir gut gefallen, doch muss ich zugegeben, dass ich den Anfang zu langsam fand – erst nach hundert Seiten fängt die „eigentliche“ Handlung an und davor serviert Gwin im Zauberladen die Gäste. Hier finde ich, dass die Handlung an dieser Stelle hätte gekürzt werden können, um andere Aspekte dafür ausführlicher zu beschreiben.
Das Finale bzw. Ende war dafür umso großartiger – spannend, ungewöhnlich dramatisch, sehr zufriedenstellend und mit der Aussicht auf mehr Abenteuer im Zauberladen. Ich persönlich freue mich sehr darauf und kann dieses Kinderbuch sowohl allen Ghibli-Fans als auch allen Fans von Cozy Fantasy sehr empfehlen!
- Das Buch der
- verlorenen Stunden
- Hayley Gelfuso
- dtv
- Belletristik
- Fantasy
- Zeitreise
- Magischer Realismus
- 20. Jahrhundert
- Erinnerungen
- Romanze
- Liebe
- Familie
- Twists
- Spannung
- Kleines Highlight
Lisavet Levy ist elf Jahre alt, als ihr Vater sie zum Schutz vor den Nazis in den Zeitraum wirft – einem Ort, der außerhalb der Zeit liegt und der Zeithütern erlaubt, die Erinnerungen der Menschen zu besuchen. Hier verbringt Lisavet die nächsten Jahre und bewahrt dabei die Erinnerungen, die von anderen Zeithütern verbrannt werden sollen, in ihrem Buch auf. Als sie auf den Zeithüter Ernest trifft, der für die Gegenseite arbeitet, überzeugt sie ihn davon, mit ihr zusammen die Erinnerungen der Menschheit zu beschützen. Doch als sie sich ineinander verlieben, drohen sie, von Ernests Vorgesetzten Jack erwischt zu werden, was das gesamte Zeitgefüge auseinanderbrechen könnte …
Ich liebe Zeitreise-Romane und die, die ich besonders liebe, schaffen es, wunderschöne Verbindungen zwischen den Zeiten und Charakteren zu schaffen, die das gesamte Leseerlebnis bereichern. Und obwohl diese Verbindungen in diesem Roman vielleicht etwas zu offensichtlich sind – besonders für diejenigen, die bereits schon einige Romane in dieser Richtung gelesen haben –, hat mir die Lektüre immer noch sehr gut gefallen! Es war einfach ein wunderschönes Erlebnis, Lisavet und Ernest bei ihren Abenteuern und ihrer Romanze zuzusehen, weil beides so gut umgesetzt war – spannend, dramatisch und voller moralischer Fragen. Speziell die Art und Weise, wie sich ihre Leben und ihre Liebe im Lauf der Jahre änderten, war einfach fantastisch.
Teils liegt das definitiv an Lisavet, die eine vielschichtige Protagonistin mit ihren eigenen Fehlern und reuevollen Entscheidungen war. Ich habe definitiv nicht jeder Tat, die sie durchführte, zugestimmt – manche von ihnen waren wirklich furchtbar –, doch ich habe die Motivation hinter ihnen immer noch verstanden und ihr gewünscht, dass sie ein gutes Ende findet, obwohl sie es für andere verhindert hat.
Neben Lisavet bekommen wir auch Amelias Sichtweise zu lesen, die als Ernests Nichte ebenfalls in die Geschehnisse hineingezogen wird. Zwar liegt der Fokus definitiv auf Lisavet, doch es war erhellend, auch Amelias Sichtweise zu lesen zu bekommen, weil sie den Kontext von Lisavets Geschichte veränderte. Die Verbindung zwischen den beiden Geschichten war hervorragend und hat zu einem äußerst zufriedenstellenden Ende geführt, das genauso war, wie ich es mir erhofft hatte.
Was den Zeitreise-Aspekt angeht, hat mir vor allem das Besuchen der verschiedenen Zeiten gefallen, doch davon abgesehen spielen eher Erinnerungen – und deren Verlust – die größere Rolle. Der Zeitraum, in dem Lisavet sich für einen beträchtlichen Teil des Romans aufhält, wird nicht allzu sehr ausgeführt und bleibt im Grunde ein mysteriöser Ort ohne tiefere Erklärung; doch um ehrlich zu sein, habe ich die auch nicht gebraucht, weil es gerade bei diesem Ort leicht war, seine Existenz zu akzeptieren.
Die einzige größere Kritik, die ich habe, betrifft die eigentlich unwichtige Nebenhandlung zwischen Lisavet und ihrem Vorsitzenden Jack. Ich fand Jacks romantisches Interesse an ihr sehr unnötig und die Art und Weise, wie es sich entwickelte, so störend, dass ich es als einen großen Wermutstropfen in einer ansonsten wunderschönen Geschichte empfand. Dabei spielt dieser Teil der Handlung wie gesagt keine größere Rolle, man hätte ihn ebenso gut weglassen bzw. umschreiben können, was meiner Meinung nach der Geschichte sehr gedient hätte. Selbst jetzt nach dem Lesen des großartigen Endes muss ich an diesen kleinen Teil der Handlung denken, von dem ich mir wünschte, er würde schlicht nicht existieren.
Glücklicherweise nimmt er nicht zu viel Raum ein und bewirkte auch nicht, dass mir die Freude an der Geschichte verging. Im Gegenteil kann ich die Lektüre jedem Zeitreise-Fan und auch jedem Fan von magischem Realismus herzlich empfehlen, weil sie neben diesem einem Kritikpunkt so viele herrliche Sachen zu bieten hat, dass das Lesen eine wahre Freude ist!
- The Pairing
- Casey McQuiston
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Reise
- Road Trip
- Kulinarisches
- Selbstzweifel
- Selbstfindung
Vier Jahre ist es her, seit Theo und Kit sich voneinander getrennt haben. Damals hatten sie eine kulinarische Reise durch drei verschiedene Länder geplant, aber nie umsetzen können. Jetzt will Theo die Reise nachholen – und stellt zu allem Entsetzen fest, dass Kit dieselbe Idee hatte. Drei Wochen werden sie nun in unmittelbarer Nähe verbringen, während immer noch Gedanken und Gefühle in ihnen lauern, die sie nicht auszusprechen wagen. In der Hoffnung, über die Trennung hinwegzukommen, schlagen sie eine Wette vor: Wem es gelingt, während der Reise mit den meisten Menschen zu schlafen, gewinnt. Doch wie sich herausstellt, ist es nicht ganz so einfach, ihre Gefühle füreinander zu vergessen …
Bei Casey McQuiston bekommt man genau das, was man erwartet: Eine queere romantische Komödie mit zwei Hauptcharakteren, die man schnell lieb gewinnt und von denen man sich wünscht, sie mögen wieder zueinander finden. Sowohl Theo als auch Kit waren mir sehr sympathisch, wobei ich vor allem Theos Selbstzweifel und Selbstfindungsphase mochte. Aber auch Kit, der einsah, wie er Theo unwillentlich mit seinen Plänen einsperrte, war ein großartiger Charakter. Die Beziehung der beiden mochte ich sehr; zwar war ich definitiv interessierter an ihren emotionalen Gesprächen als an ihren Körperlichkeiten, doch so oder so war ich sehr investiert daran, dass sie wieder ein Paar werden.
Andere Charaktere bleiben vergleichsweise blass, aber sehr sympathisch; hier möchte ich die Diversität loben, die Casey McQuiston natürlich in all ihren Romanen einbaut und die auch hier wunderbar zu lesen war. Doch fast besser als die Nebencharaktere gefielen mir die Orte, die Casey McQuiston beschrieb und die sie so gut auf Papier setzte, dass ich quasi mit Theo und Kit auf dieser Reise war.
Doch eine wichtige Kritik habe ich an den Roman: Obwohl ich von einer romantischen Komödie vermutlich nicht allzu viel Tiefe verlangen sollte, war sie mir doch ein wenig ZU locker und ein wenig ZU sehr auf Körperlichkeiten konzentriert. Der Sex an sich ist dabei gar nicht das Problem, sondern der Eindruck, als wäre er ein wichtiger Hauptgrund, aus dem Theo und Kit überhaupt zusammen waren. Gerade, weil ihre Chemie miteinander so gut war, war ich überrascht, dass ich mich am Ende fragte, ob sie jetzt wegen dem Charakter der jeweils anderen Person zusammen sind oder wegen den Vorzügen, die ein Zusammensein bietet. Hier war die romantische Komödie nicht ganz erfolgreich darin, mich von ihren romantischen Gefühlen zu überzeugen, weil ich sie stärker spürte, als sie noch nicht wieder zusammen waren.
Insgesamt also eine lockere Lektüre für diejenigen, die gerade eine brauchen, aber leider nicht viel mehr.
- Faebound
- Saara El-Arifi
- Atlantik
- Fantasy
- Romantasy
- Romanze
- Liebe
- Fae
- Schwestern
- Twists
- Mythen
- Weissagungen
- Beziehungen
- LGBTQ+
Nachdem ihr erster Auftrag als Kommandantin in über dreihundert Toten endet, wird Yeeran ins Exil geschickt, wo sie nur eine sehr unwahrscheinliche Chance hat, es mit einem wertvollen Fund aufzuheben. Ihre Schwester Lettle und ihr Oberst Rayan, die sich beide eine Teilschuld an ihrem Schicksal geben, schließen sich zusammen, um sie zu finden. Doch kaum, dass sie tatsächlich auf Yeeran stoßen, werden von Fae gefangen genommen, die eigentlich als ausgestorben galten. Sie werden nach Mosima gebracht, einer unterirdischen Höhle, in die die Fae verbannt wurden. Am Anfang suchen sie verzweifelt nach einem Weg, zu entkommen, doch je besser sie die Fae kennenlernen, desto hin- und hergerissener werden sie, was ihre geplante Flucht angeht …
Dieser Fantasyroman war eine positive Überraschung für mich, denn nach so einigen Fae-Romantasys, die ich aufgrund störender Klischees abbrach, war dieser Roman die erste Fae-Fantasy, die mir sehr gut gefallen hat. Zunächst einmal ist der Schreibstil sehr angenehm: Nicht zu trivial, sondern schlicht schön zu lesen.
Doch die wahre Stärke des Romans liegt in seinen Charakteren und deren Beziehungen bzw. Romanzen. Yeeran, Lettle und Rayan waren allesamt sehr sympathische Charaktere, wobei mir vor allem gefallen hat, wie sie auf die Twists der Handlung reagierten. Diese erschütterten sie mindestens genauso wie mich als Leserin, denn obwohl sie gut angedeutet worden sind, habe ich sie nicht kommen sehen. Die Implikationen hinter manchen von ihnen waren gewaltig – was sich auch auf die Charaktere auswirkt, die realistisch auf sie reagieren.
Ebenfalls gut umgesetzt waren die Romanzen: Sowohl Yeeran und die Fae-Prinzessin Furi als auch Lettle und Rayan hatten eine süße Slowburn-Romanze, die durch die Weissagungen, die Lettle am Anfang macht, zusätzliche Spannung gewinnen. Sowohl Enemies-to-Lovers- als auch Friends-to-Lovers-Fans kommen hier auf ihre Kosten, vor allem weil beide Romanzen gleich viel Fokus erhalten.
Doch zwei wichtige Kritikpunkte habe ich auch. Die Geschichte ist in drei Teile geteilt, aber den mittleren Teil der Handlung fand ich ein wenig langatmig, weil nicht allzu viel passiert; dieser Teil lebt vor allem durch seine Charaktere und deren Dynamiken. Viel spannender fand ich den ersten und letzten Teil der Handlung, die etwa ein Drittel bzw. ein Fünftel der Gesamthandlung einnehmen, doch die Mitte schaffte es nicht immer, die Spannung zu halten. Dadurch, dass mir die Charaktere so viel Freude bereiteten, las ich zwar gerne weiter, hätte mir aber trotzdem mehr Nervenkitzel gewünscht. (Das Finale war dafür zu schnell vorbei, war für mich aber keine große Kritik.)
Der zweite Punkt, der mich störte, war die Tatsache, dass Yeeran am Anfang der Handlung mit dem Oberhaupt ihrer Armee, Salawa, zusammen ist, die aufgrund Yeerans Versagen gezwungen war, sie ins Exil zu schicken. So gut Yeerans Romanze mit Furi auch war, habe ich nie vergessen, dass sich Yeeran und Salawa nie offiziell voneinander trennten, was Yeerans Romanze mit Furi einen bitteren Beigeschmack gegeben hat. Zwar geht Yeeran davon aus, dass Salawa nicht auf sie warten wird und ihre Beziehung mit dem Exil endete, doch Salawas aktuelle Sichtweise darauf bekommen wir leider nie zu lesen. (Irritierend war auch, dass die Innenklappe eine romantische Szene zwischen Yeeran und Salawa zitierte, als wäre dies die Beziehung, um die es letztendlich geht.)
Trotz dieser Kritikpunkte habe ich den Roman sehr genossen, weil er davon abgesehen großartige Charaktere, Beziehungen und Twists zu bieten hatte, weshalb ich ihn allen Fae-Fans empfehlen kann!
- Vorsehung
- Liane Moriarty
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Tod
- Leben
- Weissagung
- Schicksal
- Wahrscheinlichkeit
- Zufall
- Charaktere
- Probleme
Es scheint ein ganz gewöhnlicher Flug zu sein: Bauingenieur Leo ist in seine Arbeit vertieft, während er mehr Zeit für seine Familie brauchen könnte. Junggeselle Ethan kommt gerade frisch von der Beerdigung eines guten Freundes zurück. Paula sorgt mit ihren zwei kleinen Kindern für gehörigen Aufruhr, der sie selbst stresst. Eve ist frisch verheiratet und glücklich, aber nicht gut vorbereitet auf das Eheleben. Sue ist eine ältere Dame, die sich darauf freut, mit ihrem Mann auf mehr Reisen zu gehen. Und Allegra, die Flugbegleiterin, hat Geburtstag, aber trotzdem Spaß daran, den Flug zu leiten. Bis eine alte Frau aufsteht und anfängt, jedem Passagier seine Todesursache und Lebenserwartung zu nennen. Arbeitsunfall, Krebs, Ertrinken, tätlicher Angriff, Mord, Suizid – obwohl unsere Protagonistinnen und Protagonisten nicht wirklich daran glauben, schockiert es sie doch, zu hören, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt. Doch erst, als die erste Person umkommt, muss sich jeder mit der Frage auseinandersetzen, was er oder sie mit seinem Leben anfangen will …
Die Kurzbeschreibung und die Grundidee der Handlung haben mich sofort eingenommen und die Umsetzung hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Besonders die einzelnen Charaktere und die Art und Weise, wie sie mit ihren Weissagungen umgingen, fand ich sehr realistisch und gleichzeitig spannend geschrieben. Ich habe mit allen mitgefiebert und fand, dass die Geschichte es leicht machte, allen Charakteren zu folgen, ohne durcheinanderzukommen.
Nur die Geschichte von Cherry, der Wahrsagerin, hat mich am Anfang überhaupt nicht interessiert – viel investierter war ich in die anderen Charaktere. Erst nach einer ganzen Weile begann ich langsam, auch in ihre Geschichte einzufinden und mochte sie bald so gerne wie die anderen, aber bis zu diesem Zeitpunkt dauerte es auf jeden Fall eine ganze Weile. Glücklicherweise waren die Kapitel recht kurz, sodass mich dieser Aspekt letztendlich nicht SO sehr gestört hat – und außerdem noch einen anderen positiven Punkt hatte, der mich sehr begeisterte: Der Umgang mit der Wahrsagerei.
Ich war nämlich sehr neugierig, wie die Grundidee der Handlung umgesetzt werden würde – ob tatsächlich alles wahr werden würde oder sich am Ende alles als Humbug erweist. Zu meiner Freude hat die Autorin einen sehr zufriedenstellenden Mittelweg gefunden, indem Cherry selbst die wahrscheinliche Verbindung aus Zufall, Erwartungen, Wahrscheinlichkeiten und Voreingenommenheit ansprach, aber auch zeigte, wie ihre Mutter die Wahrsagerei nutzte, um Frauen in toxischen Beziehungen zu helfen und Menschen allgemein den letzten Schubs zu geben, um ihr Leben zu ändern. Das fand ich sehr schön, weil auf diese Weise sowohl die Wichtigkeit der Rationalität betont wird als auch die Bedeutsamkeit fremder Ratschläge, was die Geschichte im Allgemeinen und das Ende im Speziellen sehr zufriedenstellend machte.
Den Schreibstil fand ich zugegeben ein wenig gewöhnungsbedürftig, ohne, dass ich sagen könnte, woran es lag. Er schuf eine gewisse Distanz zu den Charakteren, beschrieb aber gleichzeitig ihre Probleme so gut, dass man sich leicht in alle hineinversetzen konnte. Ich selbst wurde zum Nachdenken angeregt, weil ich mich gefragt habe, wie ich wohl mit den verschiedenen Weissagungen umgegangen wäre. Trotzdem hob der Schreibstil sich nicht allzu hervor, weder im positiven noch im negativen Sinne.
Insgesamt also ein guter Roman für alle, die es mögen, Geschichten über mehrere miteinander verbundene Charaktere zu lesen – und gerne über ihr eigenes Leben nachdenken!
- Die Wahrsagerin
- kleiner Schicksale
- Julie Leong
- Heyne
- Fantasy
- Cozy Fantasy
- Abenteuer
- Freundschaft
- Family
- Found Family
- Quest
- Suche
- Reise
- Highlight
Tao ist eine Wahrsagerin, doch sagt sie nur kleine Schicksale voraus. Große sind zu gefährlich und haben ihr schon einmal Unglück gebracht. Als sie auf ihren Reisen dem Krieger Mash, dem (Ex-)Dieb Silt und der Bäckerin Kina begegnet, ist sie glücklich damit, ihnen mit ihren kleinen Problemen zu helfen, realisiert aber bald, dass das nicht ausreicht. Denn Mash sucht nach seiner kleinen Tochter, die entführt worden ist und möglicherweise nur von Tao gefunden werden kann. Gleichzeitig ist ein Magiefinder hinter Tao her, weil sie sich der Magier-Gilde anschließen soll …
Es ist schon länger her, dass ich einfach mal ein gemütliches Fantasyabenteuer gelesen habe, weshalb es umso schöner war, in „Die Wahrsagerin kleiner Schicksale“ ein solches zu finden. Es war so herzerwärmend, den Charakteren bei ihrer Reise und Entwicklung zuzusehen, weil ihr Abenteuer zwar durchaus einige Überraschungen und Herausforderungen enthielt, insgesamt aber einfach für ein richtiges Wohlfühlerlebnis gesorgt hat. Dabei gab es durchaus Stellen, die mich zu Tränen gerührt haben, aber eben auf gute Weise – weil die Geschichte so wunderbar und wohltuend war, ohne je langweilig zu werden.
Die Charaktere sind größtenteils an bekannte Stereotypen angelehnt, was mich aber nicht gestört hat – sie waren mir immer noch sympathisch und ich mochte es, ihren Abenteuern zu folgen. Ihre Reise erinnerte mich an Fantasybücher aus meiner Kindheit und Jugend, in denen die Charaktere eine ebensolche antreten, um reicher an Erfahrungen zu werden. Es hat einfach Spaß gemacht und war dabei wie Balsam für die Seele.
Der Schreibstil ist flüssig und bildlich, doch ein wenig verwundert war ich darüber, dass es keine Karte gab. Ich habe schon so einige Fantasybücher gelesen, in denen eine Karte vorkam, die letztendlich nicht relevant für die Geschichte war, aber das war einer der wenigen Male, in denen ein Fantasyroman keine Karte hatte, obwohl sie perfekt dazu gepasst hätte.
So, wie die Welt beschrieben ist, hätte ich gerne noch mehr von ihr gesehen, bin aber gleichzeitig dankbar, dass die Reise sich nicht zu sehr gestreckt hat und zu einem sehr zufriedenstellenden Ende fand. Wer gerne cozy Fantasy und Abenteuer mag, wird hier ein wunderbares finden!
- The Favourites
- Layne Fargo
- Blanvalet
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Eistanz
- Spannung
- Interviews
- Drama
- Kleines Highlight
Katarina Shaw und Heath Rocha kennen sich seit Kindertagen und begeistern sich beide für den Eistanz. Vor allem Katarina möchte ihr Vorbild Sheila Lin übertreffen und ist entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen, um das zu erreichen. Die Liebe der beiden wird legendär – trotz oder gerade wegen der Schwierigkeiten, denen sie sich stellen. Von skandalösen Eistänzen bis zu dramatischen Enthüllungen: Sie lieben sich, sie hassen sich, sie können nicht ohne einander. Doch ihre Geschichte ist voller Höhen und Tiefen, die immer mehr drohen, sie endgültig auseinander zu reißen …
Diese Geschichte ist unglaublich unterhaltsam zu lesen und war eine Lektüre, die ich sehr genossen habe. Obwohl ich schon andere „Aufstieg, Fall und Comeback“-Geschichten gelesen habe, war es Katarinas und Heaths Geschichte, die mich vollständig realisieren hat lassen, wie sehr ich solche Geschichten mag. Es macht einfach Spaß, sie zu lesen, die verschiedenen Akte zu verfolgen und zudem eine Liebesgeschichte zu bekommen, die sehr einnehmend war.
Katarinas und Heaths Beziehung war definitiv das Highlight des Romans, weil sie so komplex und faszinierend beschrieben war. Man spürt ihre Liebe, aber auch die vielen Probleme, die es ihnen so schwierig machen, eine glückliche Beziehung zu führen und gleichzeitig erfolgreiche Eistänzer zu sein. Layne Fargo ist es wirklich hervorragend gelungen, ihre Beziehung einnehmend zu beschreiben!
Natürlich spielt auch die Welt des Eistanzes eine wichtige Rolle, wobei hier positiv zu erwähnen ist, dass man selbst keine Verbindung dazu haben muss, um die Geschichte zu genießen. Ich selbst kenne mich kaum bis gar nicht darin aus, aber das musste ich auch nicht, um vollkommen von der Geschichte verzaubert zu werden.
Etwas, das wesentlich dazu beigetragen hat, waren die Interviews der gegenwärtigen Charaktere, die regelmäßig zwischen den Kapiteln wiedergegeben werden. Am Anfang war ich mir nicht sicher, was ich davon halten sollte, doch schnell kristallisierte sich heraus, wie gut sich die Interviews in die Haupthandlung einfügen, sie sogar durch das leise Foreshadowing bereichern. So blieb die Spannung stets erhalten und meine Begeisterung auch.
Eine Kritik gibt es allerdings: Zuweilen waren mir die Ereignisse ZU (melo-)dramatisch. Es gibt einige klischeehafte Handlungsentwicklungen, bei denen ich ein wenig die Augen rollen musste, weil sie meiner Meinung nach unnötig waren. Natürlich gab es auch gute Handlungsentwicklungen und ein zufriedenstellendes Ende, aber die paar unnötigen Dramen, die es gab, empfand ich trotzdem als Kritikpunkte.
Trotzdem kann ich diesen Roman allen empfehlen, die eine packende Liebesgeschichte, Aufstieg-und-Fall-Geschichten und eine allgemein unterhaltsame Lektüre mögen!
- Baskerville Hall
- Ali Standish
- Hanser
- Kinderbuch
- Fantasy
- Krimi
- Spannung
- Magie
- Geister
- Gift
- Untersuchungen
- Freundschaft
Arthur freut sich, zurück nach Baskerville Hall zurückzukehren, um seine Freunde Jimmy, Irene, Grover und Pocket wiederzusehen. Doch Jimmy verhält sich ihm gegenüber merkwürdig und Arthur fürchtet, dass er insgeheim immer noch dem Kleeblatt treu ist. In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, für einen Ideenwettbewerb etwas Außergewöhnliches zu erfinden, was Arthur Probleme bereitet. Denn er bekommt keine Gelegenheit, sich um den Wettbewerb zu kümmern, als Professor Sherlock Holmes vergiftet wird und ins Koma fällt. Und es bleibt nicht nur bei einem Anschlag, was in Arthur bald den Verdacht weckt, das weitaus mehr hinter den Kulissen vorgeht, als es zunächst den Anschein hat …
Spannend geht es mit Arthurs Abenteuern auf Baskerville Hall weiter, wobei das eigentliche Mysterium sich diesmal direkt auf Sherlock Holmes und dessen Freunde bezieht. Das hat mir sehr gefallen, weil wir so mehr Informationen zu verschiedenen Hintergründen und Charakteren erhalten haben, die wiederum die Geschichte bereicherten.
Natürlich bekommen auch die gegenwärtigen Charaktere ihre Zeit zu scheinen: Während Arthur weiterhin ein großartiger, fehlerbehafteter und trotzdem sympathische Protagonist bleibt, werden in diesem Band seine Freundschaften zu Jimmy und Grover in den Fokus gerückt. Beide Freundschaften und das, was sie symbolisierten, hat mir außerordentlich gut gefallen, auch wenn wir dafür weniger von Irene und Pocket mitbekommen haben.
In Verbindung mit Grover wird auch die parapsychologische Teil der Schule mehr in den Fokus gerückt, was Ali Standish sehr gut umgesetzt hat. Arthur ist dem gegenüber natürlich skeptisch, doch die Art und Weise, wie sowohl sein logisches, rationales Denken als auch die übernatürlichen Elemente miteinander verbunden wurden, war schlicht großartig. Bereits der erste Teil etablierte, dass es Magie gibt, während der zweite Teil zeigt, dass noch ein wenig mehr existiert – aber eben auch nicht alles. Hier wurde meiner Meinung nach die perfekte Balance getroffen.
Das Rätsel um die Anschläge war für mich dieses Mal einfacher zu lösen, war aber trotzdem spannend beschrieben. Ein paar Überraschungen gibt es zwar, aber die meisten waren eher eine logische Konsequenz der Dinge, die bereits etabliert wurden.
Insgesamt also ein gelungener zweiter Teil, der es fantastisch schafft, seine Fantasy-, Krimi- und Spannungselemente miteinander zu verbinden!
Fast sieben Jahr ist es her, dass ein Fluch die Schlossbewohner in einen verzauberten Schlaf versetzt hat. Damals ist die Bedienstete Kaelith, beste Freundin der Prinzessin, dem Fluch nur deshalb entkommen, weil sie sich nicht im Schloss aufgehalten hat. Sie hat nie die Hoffnung aufgegeben, den Schlaffluch zu brechen – und tatsächlich bietet sich ihr nach all der Zeit endlich eine Möglichkeit: Zusammen mit dem Magier Thorn macht sie sich auf ins Reich der Feen, um sich den Prüfungen zu stellen, die ihr erlauben werden, den Fluch durch einen Wunsch zu brechen – doch zu welchem Preis?
Ich liebe Christian Handels Märchenadaptionen und diese hier beweist einmal mehr, wie gut sie ihm gelingen! Ich liebe seinen wunderschönen Schreibstil, der sehr angenehm zu lesen ist und die märchenhafte Atmosphäre des Buches fantastisch einfängt. Von allen Büchern, die er geschrieben hat, haben mir seine Märchenadaptionen hauptsächlich wegen ihres Schreibstils am besten gefallen.
Aber natürlich nicht nur deswegen, sondern auch wegen den Charakteren und ihrem Abenteuer. Sowohl Kaelith als auch Thorn waren unglaublich sympathisch, ich konnte mich sehr gut in Kaelith hineinversetzen und mochte ihre süße Romanze mit Thorn. Die Art und Weise, wie die Erlebnisse sie einander näherbringen, sie ihre persönlichen Wahrheiten miteinander teilen und ihre Traumata bewältigen, war einfach großartig. Gerade bei Kaelith hat es mich positiv überrascht, wie ihr Trauma ihr anfängliches Verhalten erklärt hat. Sie weigerte sich nämlich beharrlich, die einfachen Wege zum Feenreich zu gehen und bestand darauf, lieber die schwierigen Pfade zu beschreiten. Dadurch wirkte sie zunächst unnötig schwierig, doch sobald man den Grund für ihre Entscheidungen herausfand, fiel alles an seinen Platz.
Thorns Trauma hängt mit ein paar Twists zusammen, von denen man einige sicher vorausahnen kann, andere dagegen umso überraschender waren. So oder so haben sie die Handlung bereichert und mir sehr gefallen.
Die Handlung ist in zwei Teile geteilt: Zum einen Kaeliths und Thorns Reise sowie ihre ersten wichtigen Annäherungen, zum anderen die Prüfungen der Feen. Gerade die Prüfungen waren ein Highlight und sehr gut umgesetzt, aber auch die Reise zu den Feen hat mir gut gefallen, weil sie es Kaelith und Thorn erlaubte, sowohl sich selbst als auch die Welt besser kennenzulernen.
Womit wir bei einer anderen Stärke des Romans wären: Die pure Kreativität der Welt und der Wesen, die sie bewohnen. Allein die einzelnen Feen waren alle fantasievoll beschrieben, aber auch die restlichen Wesen hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Jeder bekommt genug Zeit, um herauszustechen, wobei der beste Nebencharakter allerdings leicht zu nennen ist: Rufus, das Werkaninchen, das Kaelith und Thorn bei ihrer Reise und den Prüfungen hilft.
Neben diesen vielen positiven Punkten gibt es aber durchaus einen wichtigen negativen: Das Ende wurde meiner Meinung nach zu schnell abgehandelt. Sowohl das Finale als auch das eigentliche Ende sind erstaunlich kurz und ich hätte mir gerne mehr Zeit gewünscht, um beides zu verdauen. Doch davon abgesehen haben wir hier eine großartige Dornröschen-Adaption mit vielen kreativen Elementen, einer süßen Romanze und spannenden Prüfungen!