Eine Verkäuferin, die den Sinn ihrer Arbeit hinterfragt. Ein Buchhalter, der einen Antiquitätenladen eröffnen will. Eine ehemalige Zeitschriftenredakteurin, die ihren Job und ihre Familie unter einen Hut bringen möchte. Ein arbeitsloser Mann, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen will. Und ein Rentner, der nach einer neuen Beschäftigung sucht. Sie alle besuchen Frau Komachis Bibliothek, um ein Buch auszuleihen – und sie alle bekommen eins, das ihnen auf ganz persönliche Weise weiterhilft …
Dieser Roman besteht aus fünf Geschichten, die zwar durch Frau Komachi und ein paar grobe Referenzen verbunden sind, ansonsten aber für sich stehen. Beeindruckend fand ich es, dass sie sich trotz ihrer Länge (ca. 50-60 Seiten) vollständig anfühlten. Manchmal zwar etwas langsam, aber insgesamt lang genug, dass man in die jeweilige Geschichte investiert wird, aber auch kurz genug, um die Handlung nicht bzw. nicht zu sehr in die Länge zu ziehen.
Deshalb mochte ich jede Geschichte auf ihre Weise, aber die erste am meisten, weil sie eine Botschaft etablierte, die sich auch durch die anderen Geschichten zog: Dass man andere Menschen nicht vorschnell beurteilen soll, weil sie möglicherweise nicht so sind, wie man es erwartet. In der ersten Geschichte spürte ich dieses Thema am meisten, war aber froh, es auch bei den anderen Geschichten zu sehen.
Was ich mir dafür gewünscht hätte, wären mehr Verbindungen zwischen den Geschichten gewesen, sowie mehr zu Frau Komachi selbst. Wie gesagt gibt es ein paar (sehr grobe) Verbindungen, aber sie waren für mich viel zu wenig und ich hätte es begrüßt, wenn die fünf Geschichten sich ein wenig mehr wie eine angefühlt hätten – zum Beispiel, indem die Charaktere sich gekannt hätten oder aufeinander getroffen wären. Zwar treffen sie alle auf Frau Komachi, aber für mich war das leider nicht genug.
Zudem hätte ich mir gerne mehr von Frau Komachi selbst erhofft. Mit jeder Geschichte bekommt sie ein wenig mehr Screentime, aber sie bleibt die gesamte Geschichte über mysteriös und wir erfahren nicht allzu viel von ihr. Selbst die Bücher, die sie vorschlägt, tragen nur teilweise dazu bei, dass die Leben der Charaktere sich ändern, weil es auch andere Faktoren gibt, die sie beeinflussen. Deshalb hätte ich mir gerne gewünscht, auch ein Kapitel zu Frau Komachi zu bekommen, um sie besser kennenzulernen.
Letztendlich begeisterte mich „Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen“ zwar mehr, aber trotzdem gefiel mir, auf welche unterschiedliche Weisen Bücher das Leben der Charaktere positiv beeinflusst haben!
- Das Geheimnis
- der Glasmacherin
- Tracy Chevalier
- Belletristik
- Geschichte
- Venedig
- Murano
- Glasmacherei
- Perlen
- Zeitsprünge
- Familie
Orsola Rosso gehört einer Familie von Glasmachern an, die nach dem Tod des Familienvaters das Erbe selbständig weiterführen müssen. Auch Orsola möchte in das Familienunternehmen einsteigen und beginnt trotz dem Widerwillen der anderen Familienmitglieder heimlich damit, das Herstellen von Perlen zu lernen, um mit ihrem Verkauf der Familie zu helfen. Über die Jahrhunderte hinweg stellt sich die Familie mehreren Herausforderungen, die sie entweder zusammenschweißen – oder voneinander trennen …
Dieser Roman liest sich unglaublich flüssig und beschreibt die Ereignisse um die Rosso-Familie überraschend fesselnd. Als jemand, die sich für Glasbläserei nicht interessiert, war ich fasziniert von den Beschreibungen der Perlenmacherei und den damit zusammenhängenden Problemen, mit denen Orsola und die anderen Familienmitglieder sich konfrontiert sahen. Tracy Chevalier schaffte es hervorragend, das Thema so interessant zu gestalten, dass ich neugierig ihre Beschreibungen verfolgte.
Das liegt teils daran, dass wir alle zentralen Charaktere über fünfhundert Jahre verfolgen – ja, dieselben Charaktere über fünfhundert Jahre hinweg. Die Erklärung ist technisch gesehen magisch (die Geschichte etabliert, dass die Zeit für Orsola und diejenigen, die ihr am Herzen liegen, sehr viel langsamer vergeht), aber sie las sich überraschend natürlich und ich mochte es, sowohl die Familie als auch die Veränderungen in Venedig zu verfolgen. Es war im Grunde die Antwort auf die Frage, wie dieselben Mitglieder einer Glasbläser-Familie während verschiedener Zeiten leben würden, während die Welt sich immer weiterentwickelt. Die Leser, für die das zu übernatürlich klingt, müssen sich jedoch keine Sorgen machen; die Autorin hat diesen Aspekt der Handlung so natürlich eingebaut, dass ich ihn gar nicht infrage gestellt, sondern einfach als gegeben akzeptiert habe. Tatsächlich war ich sehr beeindruckt davon, wie normal die Zeitsprünge in die Handlung eingebaut wurden!
Jedem gezeigten Jahr wird dabei sehr viel Zeit gewidmet, was ich an sich gut fand, in der praktischen Umsetzung jedoch verbesserungswürdig. Einerseits war es natürlich hervorragend, in jedem Jahr tief versinken zu können, doch andererseits hätte ich mir wirklich gewünscht, dass sie in mehrere Kapitel unterteilt gewesen wären. Jede wichtige Zeitspanne bekommt nämlich ein eigenes Kapitel, was im Durchschnitt etwa sechzig Seiten pro Kapitel waren. Eine abschreckende Länge, die hätte aufgelockert werden können, wenn man einige der Absätze, denen eine Leerzeile folgte, zu einem Kapitelende gemacht hätte. Zwar las sich die Geschichte trotzdem flüssig, doch selbst ich als fleißige Leserin fand die Länge der Kapitel viel zu lang.
Von den Charakteren gab es zwar nur wenige, die hervorstachen, doch die, die es taten, taten es dafür umso besser. Speziell Orsola, Antonio, Klingenberg, Domenego und Stella mochte ich sehr und freute mich, sie über all die Jahre zu verfolgen, obwohl manche von ihnen nicht einmal zentral für die eigentliche Handlung waren, aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterließen. Andere Charaktere blieben blasser, aber die Veränderungen, die sie erlebten, waren stets interessant.
Ein wenig verwirrend war das Italienisch, das im Text verwendet wurde. Dadurch, dass die Charaktere ja eigentlich italienisch reden und wir ihre Geschichte übersetzt zu lesen bekommen, machte es für mich keinen Sinn, wenn ihr Text dann doch in Italienisch wiedergegeben wurde. Allerdings ist das nur eine Kleinigkeit, die mich zwar verwirrt, aber nicht gestört hat.
Insgesamt eine flüssig zu lesende Geschichte, die nicht nur für historisch interessierte Leser:innen geeignet ist, sondern auch für alle, die einfach einen guten Roman lesen wollen!
- Akikos stilles Glück
- Jan-Philipp Sendker
- Blessing
- Belletristik
- Japan
- Leben
- Gesellschaft
- Geschichten
- Haikus
- Hikikomori
- Philosophie
Als Akiko hört, dass ihre beste Freundin eine Solo-Hochzeit feiert, ist sie überrascht. Davor war ihr das Prinzip gänzlich unvertraut und nun überlegt sie, ob so etwas auch für sie in Frage kommen könnte. Doch als sie auf ihren ehemaligen Klassenkameraden Kento trifft, bekommt sie Zweifel, denn er stellt ihr zwei zentrale Fragen: Kennt sie sich? Mag sie sich? Diese Fragen sollten vor einer Solo-Hochzeit doch geklärt werden, meint Kento. Er selbst ist inzwischen ein Hikikomori geworden und lebt als solcher abseits der Gesellschaft, hat keinen Kontakt zu Menschen und geht nur nachts raus. Nur Akiko findet Zugang zu ihm und zwischen ihnen startet eine zögerliche Freundschaft. Diese hilft Akiko nicht nur, über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen und das Mysterium ihres Vaters zu lösen, sondern auch, sich selbst immer besser kennenzulernen: Kennt sie sich? Mag sie sich? Und was will sie mit ihrem Leben anfangen?
Dieser ruhige Roman hat viele inspirierende und emotionale Szenen, die sowohl Akikos als auch Kentos Leben und die Schwierigkeiten, denen sie sich stellen müssen, sehr gut beschreiben. Am liebsten gefielen mir die Erzählungen aus ihrer jeweiligen Vergangenheit, weil diese so gut erklärten, warum sie zu den Personen wurden, die sie in der Gegenwart waren. Zusätzlich liebte ich Akikos Geschichtsideen und Kentos vorgelesene Haikus, weil beides so inspirierend war. Allgemein lernt man die beiden Charaktere überraschend gut kennen, obwohl speziell Kento sehr verschlossen ist. Eine Charakterentwicklung findet zwar eher bei Akiko als bei Kento statt, aber auch so mochte ich beide.
Doch neben den schönen Szenen, philosophischen Gedankengängen und sympathischen Hauptcharakteren hat der Roman trotzdem eine Schwäche: Das Pacing. An sich genieße ich es durchaus, ab und an langsamere Geschichten zu lesen, doch in diesem Fall war sie mir ein wenig ZU langsam. Ich habe mich zwar nicht unbedingt gelangweilt, mich aber doch gefragt, wann es wieder richtig weitergeht. Vor allem, weil es Handlungsstränge gibt, die letztendlich offen gelassen werden – darunter die Solo-Hochzeit, die Akiko irgendwann wieder verwarf, ohne dass ich es als Leserin bewusst mitbekommen hätte. Im Nachhinein waren die verworfenen Handlungsstränge wahrscheinlich Akikos Ideen für ihre Zukunft, bevor sie schließlich die fand, die sie glücklich machte, aber zumindest während des Lesens ist es verwirrend, wenn wichtige Plotpunkte später nicht mehr erwähnt werden.
Von daher empfehle ich den Roman denjenigen, die ruhige Geschichten mit offenen Fragen mögen, während andere den Roman als zu langsam empfinden könnten.
- Donnerstags im Café
- unter den
- Kirschbäumen
- Michiko Aoyama
- Rowohlt
- Belletristik
- Japan
- Café
- Freundschaft
- Fremde
- Liebe
- Gefühle
- Wohlfühlroman
- Selbstfindung
- Buch fürs Herz
Jeden Donnerstag kommt eine junge Dame ins Café Marble, bestellt sich einen Kakao und schreibt dort in englischer Sprache Briefe. Wataru ist fasziniert von der Frau, die er Kakao-san nennt und fragt sich, was wohl ihre Geschichte ist. Doch sie ist nicht die einzige Besucherin des Cafés: Es zieht auch eine verzweifelte Mutter, eine Kindergärtnerin, eine frisch Verheiratete, eine Künstlerin und noch viele mehr an: Menschen, deren Schicksale miteinander verwoben sind, oft ohne, dass sie es wissen. Doch neben dem Café Marble haben sie alle eine Gemeinsamkeit: Sie suchen nach ihrem Weg zum Glück …
Dieser wunderschöne Roman zeigt, dass man keine hunderten von Seiten braucht, um ein erinnerungswürdiges Leseerlebnis zu erschaffen. In weniger als zweihundert Seiten erschafft Michiko Aoyama eine Geschichte, die mich sehr berührte und mich am Ende mit einem Lächeln entließ. Die Art und Weise, wie die einzelnen Geschichten erzählt und miteinander verbunden waren, war schlicht ergreifend schön. Der Stil sticht hier besonders hervor: Er ist einfach, aber bildlich und schafft es so, einen leicht in die Geschichte hineinzuziehen. Besonders beeindruckend fand ich, wie gut Michiko Aoyama beschriebene und gezeigte Szenen balanciert hat, sodass beide Arten von Szenen mich gleichermaßen packten!
Dadurch, dass jedes Kapitel aus einer anderen Perspektive erzählt wird, haben die einzelnen Charaktere nur wenig Zeit, hervorzustechen, doch wird diese Zeit sehr gut genutzt: Man bekommt trotzdem einen guten Einblick in sie, und wann immer sie in anderen Kapiteln auftauchten, musste ich lächeln. Die Verbindungen zwischen den Charakteren waren letztendlich der beste Teil des Romans, weil sie zeigten, wie nahe selbst Fremde zueinander stehen können.
Wenn ich mir allerdings etwas wünschen würde, wäre es ein stärkerer Fokus auf das Café Marble gewesen. Mit jeder Sichtweise entfernen wir uns immer weiter davon, was ich schade fand. Es wird zwar oft genug referenziert und wir kehren am Ende auf wundervolle Weise dahin zurück, aber dazwischen liegt der Fokus auf Australien. Das hat zwar einen wichtigen Grund, der mir sehr gefiel, aber dennoch hätte ich gerne noch mehr vom Café selbst gesehen.
Letztendlich ist dieser Roman wunderschön und wohltuend, der sich für alle eignet, die mal wieder einen Roman fürs Herz brauchen!
- Murdle
- Volume 3
- G. T. Karber
- St. Martin's Griffin
- Rätselbuch
- Logikrätsel
- Humor
- Deduktion
- Zuordnung
- Hinweise
- Kriminalfälle
- Geheimnisse
- Twists
Nach den ersten beiden Volumes von Murdle war mein Verlangen nach mehr Logikrätseln noch lange nicht befriedigt, weshalb ich beschloss, das dritte Volume auf Englisch zu kaufen – was glücklicherweise sehr viel Spaß gemacht hat!
Das Prinzip bleibt das gleiche: Vier verschiedene Schwierigkeitsstufen mit vier verschiedenen Handlungssträngen, die grob miteinander zusammenhängen. Der erste Teil macht seine Einfachheit durch seine Handlung wett, weil hier der Twist in verschiedenen Fällen geforeshadowt wird, wodurch es Spaß machte, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Ich liebe es einfach, wenn die Details in Beschreibungen sich letztendlich als relevant herausstellen!
Im zweiten Teil, in dem Logico und Irratino um die Welt reisen und nach einem geeigneten Versteck suchen, müssen wir wieder den Lügner unter den Verdächtigen finden. Vom Schwierigkeitsgrad her hat es mir sehr gefallen, weil die Fälle weder zu einfach noch zu schwer waren. Außerdem war die Vorstellung, dass Logico und Irratino überall, wo sie hingehen, zufällig auf eine Leiche treffen, überraschend witzig!
Im dritten Teil sollen die beiden einen geeigneten Bauort für TekTopia finden, wobei hier nicht nur der Twist sehr gut war, sondern auch die Fälle an sich. So war der Schwierigkeitsgrad angenehm und ich mochte es, dass der gesuchte vierte Aspekt (neben Charakteren, Orten und Gegenständen) jedes Mal ein anderer war. Die Variation ändert zwar nicht die Art und Weise, wie das Lösen der Fälle funktioniert, ist aber trotzdem eine nette Abwechslung.
Im vierten Teil müssen Logico und Irratino die wahre Identität hinter der künstlichen Intelligenz MORIARTY enthüllen. Dieser Teil war definitiv am schwierigsten und mehr als einmal musste ich überlegen, wo der Widerspruch bei den Zeugenaussagen steckt. Als Belohnung gab es die dramatischsten Szenen der Handlung, die mich so haben mitfiebern lassen, dass ich sehr motiviert war, die einzelnen Fälle zu lösen.
Was Verbesserungsvorschläge angeht, hätte ich gerne mehr verschiedene Hinweise. Neben den Codes gibt es die Entweder/Oder-Hinweise und diejenigen, die verschiedene Charaktere verschiedenen Clubs zuordnen, um dann in einem späteren Hinweis zu spezifizieren, was genau das bedeutet. Von diesen Hinweisarten hätte ich gerne mehr gehabt, weil es spaßig war, sie zu untersuchen.
Zudem hoffe ich, dass Logicos und Irratinos Beziehung in späteren Murdle-Teilen mehr Fokus bekommt. Im ersten Volume verbrachten die beiden viele Szenen miteinander, in denen sie sich näher kamen, im zweiten Volume waren es deutlich weniger und hier im dritten Volume wieder mehr. Allerdings bleibt ihre Beziehung seltsam in der Schwebe, was ich dann doch irritierend fand, weshalb ich hoffe, dass die Hintergrundgeschichte in zukünftigen Murdles nicht nur interessante Twists, sondern auch eine Charakter- und Beziehungsentwicklung beinhalten wird.
Zusammengefasst sehr coole Logikrätsel gemixt mit einer erstaunlich packenden Handlung, die sicher auch anderen Rätselfans Spaß machen wird!
Es ist eine einmalige Chance: Fünf Millionen Euro winken demjenigen, der es schafft, im Battle Royale um Scandor, einem einmaligen Lügendetektor, am längsten die Wahrheit zu sagen. Doch jeder, der verliert, muss einen Einsatz zahlen – etwas tun, was er auf gar keinen Fall tun möchte, damit die zusätzliche Motivation, zu gewinnen, gegeben ist. Insgesamt hundert Kandidaten treten an, darunter Philipp und Tessa, die unter etwas anderen Umständen im Wettbewerb gelandet sind. Sehr bald merken beide, wie schwierig es ist, im Alltag ständig die Wahrheit zu sagen, vor allem während andere Kandidaten ihnen auf der Spur sind und Scandor den Spielern zusätzliche Aufgaben gibt. Zudem finden beide bald heraus, dass noch etwas Anderes hinter dem Wettbewerb steckt als ein simpler Lügendetektortest – nämlich das Aufdecken einer Wahrheit, die niemals ans Licht kommen sollte …
In ihrem neuesten Jugendthriller setzt Ursula Poznanski ein wahrhaft faszinierendes Konzept um: Was wäre, wenn man gezwungen wäre, für mehrere Tage die Wahrheit zu sagen – ohne Ausflüchte, ohne Versehen, ohne Schlupflöcher? Wenn man dabei seinem alltäglichen Leben nachgehen, aber sich auch vor Konkurrenten in acht nehmen muss? Dieses Konzept hat sie wirklich großartig umgesetzt, weil man durch Tessa und Philipp ein hervorragendes Gefühl dafür bekommt, wie schwer ein von Wahrheit bestimmtes Leben wirklich ist. Vor allem bei Tessa war ich sehr investiert, weil sie durch ihre Jobs in einem Lokal und in einem Callcenter in viele brenzlige Situationen gerät und das offensive Verhalten anderer Spieler sie zusätzlich in Bedrängnis bringt. Tatsächlich fieberte ich so sehr mit ihren Szenen mit, dass Philipp manchmal in den Hintergrund geriet, weil seine Szenen in der Regel nicht so spannend wie Tessas waren.
Ab und an bekommen wir einen kleinen Einblick in andere Spielerinnen und Spieler und den Moment, in dem sie die Challenge verlieren. Oft durch eine automatische, unabsichtliche Lüge, die sie in einem Moment der Unachtsamkeit ihren Platz im Wettbewerb kostet. Hier hätte ich gerne einen tieferen Einblick in ihren Einsatz bekommen. Wir bekommen zwar hier und da eine Erwähnung, aber nur selten das Gefühl, wie wichtig ihnen ihr Einsatz wirklich ist. Zwar wird dafür Philipps und Tessas Widerwillen umso mehr betont, aber wie gesagt hätte ich auch gerne mehr zu den anderen Teilnehmern erfahren.
Neben den genialen Szenen, in denen Philipp und speziell Tessa sich gegen ihre Gegenspieler behaupten, gibt es auch einige unerwartete Twists, die mich positiv überrascht haben. Ich hatte nämlich so einige Ideen, was Scandor betrifft, doch zu meiner Freude steckte letztendlich etwas Anderes dahinter. Im Nachhinein zwar nichts, das ZU besonders ist, aber im Kontext der Handlung definitiv etwas, das ich nicht erwartet habe. Großes Lob also an die Autorin, ihre Twists nicht zu offensichtlich gestaltet zu haben!
Dadurch, dass das Spiel aus insgesamt hundert Kandidaten besteht, entstehen notwendigerweise ein paar kleinere Längen. Weil Ursula Poznanski ihre Charaktere regelmäßig in gefährliche Situationen bringt, habe ich mich nie gelangweilt, aber trotzdem gemerkt, dass die Anzahl der Charaktere eher kontinuierlich als rapide abnahm. Hier hätte die Anzahl sicher noch schneller abnehmen können, doch ich persönlich fand die Geschwindigkeit trotzdem angenehm.
Was mir besonders gefallen hat (neben der Offenbarung am Ende), war das Ende selbst. Es war wirklich sehr zufriedenstellend, hat offene Fäden miteinander verbunden und mir ein Lächeln entlockt. Nach all den Strapazen, die die Hauptcharaktere auf sich nehmen mussten, war es genau das Ende, das ich mir gewünscht habe.
Insgesamt also wieder ein spannender Thriller aus Ursula Poznanskis Feder, der es hervorragend schafft, die Wahrheit in all ihrer Schönheit, Grausamkeit und Undurchsichtigkeit darzustellen!
- Such Charming Liars
- Karen M. McManus
- cbj
- Jugendthriller
- Spannung
- Mord
- Diebstahl
- Mystery
- Twists
- Geheimnisse
- Romanze
- LGBTQ+
Nachdem sie jahrelang als Juwelendiebin arbeitete, will Kats Mutter Jamie ein normales Leben führen. Doch einen letzten Coup muss sie davor noch durchziehen: Einer Erbin der Familie Sutherland eine Rubinkette stehlen. Als Jamie unerwartet krank wird, beschließt Kat, an ihrer Stelle die Kette zu stehlen. Allerdings läuft so einiges gehörig schief, angefangen damit, dass sich auf dem Anwesen Liam befindet, Kats Ex-Stiefbruder, dessen Vater die zu bestehlende Erbin heiraten will. Als dann noch ein Mord geschieht, werden Kats Pläne gehörig durcheinander gewirbelt, denn sie hat einen groben Blick auf den Mörder erhaschen können – der nun hinter ihr her ist. Zusammen mit Liam und Augustus, einem Sohn der Sutherlands, versucht sie, den Mörder zu finden – ohne dabei ihre Geheimnisse zu offenbaren …
In „Such Charming Liars“ hat Karen M. McManus ihren wohl bisher komplexesten Plot geschrieben, der mich mehr als einmal in die Irre geführt hat! Es gibt viele falsche Fährten, unerwartete Twists und überraschende Zusammenhänge, die für ein spannendes Leseerlebnis gesorgt haben. Meine Kurzbeschreibung wird den Ereignissen mitnichten gerecht, weil so viel passiert und so viel davon wichtig ist. Aber das sehe ich eindeutig als positiven Punkt, weil die verschachtelte Handlung einen ordentlich auf Trab hält und die Mysterien viele Fragen aufwerfen, die mich zusätzlich antrieben. Ich habe lange gerätselt, wie die verschiedenen Puzzlestücke der Handlung zusammenhängen und war sehr zufrieden mit der Auflösung. Wer hier also eine dichten und auf positive Weise verworrenen Plot sucht, ist bestens bedient!
Aber auch die Charaktere können sich sehen lassen. Ich mochte Kat, die speziell am Anfang viele Fehler macht, aber deren Instinkt sie mehr als einmal rettet; ihr Ex-Stiefbruder Liam war im Konstrast zu ihr um einiges naiver, entwickelt sich in der Handlung jedoch weiter. Und Augustus, in den Liam sich im Lauf der Handlung verliebt, war mir ebenfalls außerordentlich sympathisch und ich hätte gerne noch mehr von der Beziehung zu seinem alkoholsüchtigen Vater gesehen. Auch andere Charaktere wie Kats Mutter Jamie und Liams Vater Luke spielen eine wichtige Rolle und hier hat es mir sehr gefallen, wie Karen M. McManus deren jeweilige Beziehung zu Kat bzw. Liam umgesetzt hat, weil es auch hier ein paar Überraschungen gibt. Insgesamt hätte ich von anderen Charakteren gerne noch mehr gesehen, aber das Haupttrio hat mir sehr gut gefallen.
Was Kritikpunkte angeht, finde ich zugegeben, dass die Handlung eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen. Bis zum Mord vergehen circa hundertfünfzig Seiten, was mich persönlich zwar nicht störte, für andere Leser:innen aber eventuell zu lang sein könnte. Das hat zwar seinen Grund (am Anfang werden viele Details eingeführt, die sich später als relevant weisen und deren Bedeutung man logischerweise noch nicht vorhersehen kann), aber ich wollte es trotzdem erwähnt haben, weil ich wegen der Kurzbeschreibung davon ausging, der Mord würde früher passieren.
Insgesamt also wieder ein sehr guter McManus-Thriller, der speziell durch seine komplexe Handlung und seine drei Hauptcharaktere beeindruckt!
- Murdle
- Volume 2
- G. T. Karber
- hanserblau
- Rätselbuch
- Logikrätsel
- Humor
- Deduktion
- Zuordnung
- Hinweise
- Kriminalfälle
Im zweiten Volume von Murdle müssen Deduktiv Logico und Inspektor Irratino das Geheimnis der Violet Isles lüften, die sieben Rätsel des Pythagoras lösen, nach ihrem Partner suchen und schließlich die Revolution in Drakonien beenden. Es gibt aber nicht nur Mordfälle aufzuklären, sondern auch die wahren Pläne, die hinter manchen von ihnen stecken …
Glücklicherweise gab es in diesem Volume keine Übersetzungsfehler, die das Lösen eines Falls unmöglich gemacht hätten, sodass ich sehr viel Spaß dabei hatte, an den hundert Fällen meine Logik zu testen.
Das erste Viertel war natürlich am einfachsten, doch dafür war hier die Handlung, die im Hintergrund (bzw. bei den Lösungstexten) ablief, umso interessanter. Tatsächlich war ich sehr positiv überrascht darüber, wie die einzelnen Details verschiedener Fälle sich letztendlich als relevant erwiesen. Manchmal war es die Beschreibung von Charakteren, Gegenständen und Orten, manchmal die Zuordnung derselben. Als schließlich das Geheimnis der Violet Isles herauskam, war ich sehr begeistert davon, hier nicht nur einen coolen Twist zu erleben, sondern sogar einen, der durch die vielen Details in den Fällen bereits geforeshadowt wurde, ohne, dass ich es merkte.
Im zweiten Viertel gehen Logico und Irratino auf Weltreise, um dort verschiedene Fälle und nebenbei die sieben Rätsel des Pythagoras zu lösen. Diese werden auch uns Leser:innen gestellt, doch um ehrlich zu sein, fand ich sie persönlich zu schwer; da hat mir das eigentliche Lösen der Murdles mehr Spaß gemacht, weil es durch den „der Mörder lügt, die anderen sagen die Wahrheit“-Aspekt einen angenehmen Schwierigkeitsgrad hatte. Auch fand ich die eigentliche Handlung in diesem Teil nicht allzu besonders.
Das dritte Viertel ist besonders interessant, weil man hier neben den Charakteren, Orten und Gegenständen auch ein viertes Kriterium zuordnen muss, das sich von Fall zu Fall ändert. Das hat für ein wenig Abwechslung gesorgt, auch wenn die Zuordnung selbst natürlich gleich bleibt. Die eigentliche Handlung war hier ebenfalls interessant, wenn es auch keine starken, verbindenden Glieder zwischen den einzelnen Fällen gibt.
Im letzten Viertel gab es wieder ein paar coole Twists und Verbindungen zwischen vielen Fällen, sowie einige Charakterdramen, die mich sehr erfreuten. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad in diesem Teil – wo man neben der Zuordnung von Charakter, Ort, Gegenstand und Motiv auch den Lügner unter den Verdächtigen finden muss – definitiv mein bevorzugter. Tatsächlich hätte ich nichts dagegen, ein ganzes Murdle-Volume nur mit diesem Schwierigkeitsgrad zu lösen!
Insgesamt hat mir die Handlung im ersten Volume zwar besser gefallen, doch hat auch das zweite Volume so einige packende Fälle und Twists parat. Insofern empfehlenswert für alle Fans von Logikrätseln!
- Murdle
- Volume 1
- G. T. Karber
- hanserblau
- Rätselbuch
- Logikrätsel
- Humor
- Deduktion
- Zuordnung
- Hinweise
- Kriminalfälle
Detektiv Logico hat in Murdle, Volume 1, so einige Kriminalfälle aufzuklären: die Krimis von Dame Obsidian und die mögliche Inspiration hinter ihnen; mehrere Fälle, über die er mit dem esoterischen Inspektor Irratino, seinem Partner, stolpert; ein Rachefeldzug, um den wahren Drahtzieher eines besonderen Mordes aufzudecken; und mehrere Morde auf einem Studiogelände in Hollywood, die weitere Geheimnisse preisgeben.
Die Logikrätsel, denen Detektiv Logico sich stellt, sind außerordentlich charmant und witzig. Viele der Beschreibungen für verschiedene Verdächtige, Orte und Waffen haben mir ein Schmunzeln entlockt, während ich die Rätsel mit großer Freude löste. Diese sind in vier Schwierigkeitsgrade aufgeteilt: Einfache Logikrätsel mit deutlichen Hinweisen und nur drei Verdächtigen; mittelschwere Logikrätsel mit weniger Hinweisen und dem Deduzieren der falschen Aussage; schwierige Rätsel mit vier Verdächtigen und dem zusätzlichen Aspekt des Motivs; und schließlich sehr schwere Rätsel, wo es nicht nur vier Verdächtige, vier Orte, vier Waffen und vier Motive gibt, sondern auch die falsche Aussage gefunden werden muss. Insofern werden die Rätsel graduell schwerer, wobei ich witzigerweise den zweiten Teil fast schon schwieriger fand als den dritten; es war nicht immer einfach, die falsche Aussage zu finden, weshalb speziell diese Rätsel mir mehr Denkarbeit abverlangten als das logische Kombinieren der Hinweise.
Wichtig zu erwähnen ist die Tatsache, dass in drei der hundert Fälle ein Hinweis in der deutschen Übersetzung fehlt, der es unmöglich macht, den Fall aufzuklären. Die betroffenen Fälle sind 10, 11 und 58; sicherheitshalber habe ich mir die englische Version gekauft, um die fehlenden Hinweise zu finden. Diese sind (übersetzt): „Sie verteilten kostenlose Getränke direkt über dem noch warmen Körper des Idioten“ (Fall 10), „Der Mord wurde mit einem Metallstrohhalm begangen“ (Fall 11) und „Die Herzogin von Vermillion hatte einen Ziegelstein mitgebracht, den sie kaum tragen konnte“ (Fall 58). Glücklicherweise lassen sich alle anderen Fälle problemlos aufklären, doch trotzdem ist es schade, dass dieser Fauxpas drei Fälle betrifft. [NACHBEMERKUNG: Mit der neuesten Auflage sind diese Übersetzungsfehler behoben worden. Danke!]
Neben all den Rätseln gibt es allerdings auch eine Geschichte, die mit jedem Fall ein Stückchen weitergeht. Zuerst habe ich das gar nicht bemerkt und bei den Lösungen nur schnell nachgeschaut, ob ich mit meiner Deduktion richtig liege, statt den Text darunter zu lesen (weil ich annahm, er könne auch nachher gelesen werden und ich außerdem nicht aus Versehen die Lösungen anderer Fälle lesen wollte), doch tatsächlich ist es wichtig, nach jedem gelösten Fall auch den dazu geschriebenen Text zu lesen, weil er die verschiedenen Fälle miteinander verbindet. Zudem gibt es sowohl bei den Lösungen als auch bei den Tipps mehr Details zu den beiden Hauptcharakteren und deren Beziehung, bei der ich überraschend stark mitgefiebert habe; speziell im dritten Teil war die Hintergrund-Handlung so einnehmend, dass ich aufrichtig wissen wollte, was genau hinter gewissen Morden steckt. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, aber wie gesagt: Das Lesen der Lösungstexte gleich nach Abschluss des jeweiligen Rätsels ist absolut obligatorisch, weil man ansonsten sehr viel Wichtiges verpasst.
Ich freue mich auf jeden Fall auf Murdle, Volume 2, weil dieser erste Teil so spaßig, spannend und allgemein super war!
- Das Geheimnis des
- blauen Skarabäus
- Rebecca Michéle
- dtv
- Belletristik
- Ägypten
- Archäologie
- Grab
- Geheimnisse
- Twists
- Charaktere
- Starke Frauen
Als Kind bekommt Cleo von ihrem Vater, einem Archäologen, einen Armreif mit einem blauen Skarabäus geschenkt, der schon bald zu ihrem liebsten Besitz wird – denn von ihrem Vater hört sie daraufhin jahrelang nichts und fürchtet, er könne umgekommen sein. Als junge Erwachsene reist sie zusammen mit den Tredennick-Geschwistern Miranda und Angwin sowie ihrem Zweck-Ehemann Victor nach Ägypten, um endlich eine Antwort auf ihre offenen Fragen zu bekommen – und das Geheimnis ihres Armreifs aufzuklären, das der Schlüssel für das Grab Tutanchamuns sein könnte …
Dieser Roman fängt die Atmosphäre Ägyptens wirklich fantastisch ein. Auch, wenn die Charaktere nur einen (zugegeben beträchtlichen) Teil der Handlung in Luxor sind und einen deutlich kleineren Teil draußen in der Wüste, hat die Autorin das Flair Ägyptens wirklich wunderbar vermittelt und das Land vor meinem geistigen Auge heraufbeschworen.
Dazu kommt, dass im Zentrum der Geschichte viele großartige Charaktere sind. Nicht nur ist Cleo eine hervorragende Protagonistin, sondern wird von fehlerbehafteten und vielleicht gerade deshalb einnehmenden Charakteren begleitet: Miranda, ihre beste Freundin, die allerdings nicht immer gut mit Cleo umgeht; Angwin, Mirandas Bruder, der Cleo früher nicht mochte und sie jetzt lieb gewinnt; Victor, ihrem Zweck-Ehemann, der ihr auf diese Weise half, nach Ägypten zu kommen; und Jason, dem Fremdenführer, der ein außerordentlich barsches Verhalten zeigt, aber ein gutes Herz hat. Das Verhalten dieser Charaktere war manchmal wirklich problematisch und dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, sie deshalb weniger zu mögen, weil es sie nur realer erscheinen ließ. Ein großes Lob an die Autorin für diese tiefgründigen Charaktere!
Was die Romanze angeht, hat mich Rebecca Michéle gleich mehrmals überrascht. Immer, wenn ich glaubte, zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung diesbezüglich entwickelt, kam ein neuer Twist, der meine Erwartungen perfekt untergrub. Das hat mir wirklich sehr gefallen, weil die Autorin geschickt mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser spielt, um am Schluss aber immer noch ein zufriedenstellendes Ende zu finden.
Was das eigentliche Ende angeht, hielt dieses so einige schockierende Twists bereit, die mich kalt erwischt haben. Zwar wünschte ich, dass der Epilog ein wenig mehr ausgebaut worden (bzw. ein größerer Teil der Handlung geworden) wäre, aber das spannende Finale war dafür umso besser. Allgemein gibt es in diesem Roman viele angenehme Überraschungen, sodass selbst diejenigen, die viel in diese Richtung gelesen haben, Dinge finden werden, die sie nicht kommen sahen.
Neben all dem Lob habe ich jedoch auch eine Kritik, nämlich dass die Handlung sich während des ersten Ägypten-Aufenthalts bis zum Anfang des zweiten ganz schön in die Länge zog. Speziell die Zeit in Cornwall fühlte sich sehr lang an, obwohl sie nicht einmal so viele Seiten einnahm; aber auch davor fand ich, dass der erste Aufenthalt ein wenig ZU lang war. Vielleicht auch, weil Cleo so oft geraten wurde, aufgrund verschiedener Ereignisse nach Cornwall zurückzukehren, was letztendlich zwar geschah, aber eventuell früher hätte passieren sollen, um sowohl dem ersten als auch dem zweiten Aufenthalt genug Zeit zum Atmen zu geben. So nahm der erste Besuch sehr viel Zeit in Anspruch, während der zweite deutlich kürzer war.
Trotz dieser Kritik hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und ich liebte es, hier so viele erfrischende Twists zu lesen. Insofern werden hier nicht nur Ägypten-Fans auf ihre Kosten kommen, sondern auch alle, die gerne von der Handlungsentwicklung überrascht werden!
- Die unendliche Reise
- der Aubry Tourvel
- Douglas Westerbeke
- HarperCollins
- Belletristik
- Abenteuer
- Reise
- Magie
- Bibliothek
- Orte
- Menschen
- Leben
- Momente
Seit sie neun Jahre alt ist, leidet Aubry Tourvel an einer Krankheit, die es ihr unmöglich macht, mehr als vier Tage an ein und demselben Ort zu bleiben. Zunächst mit ihrer Mutter, dann allein und ab und zu mit anderen Gefährten macht sie sich auf eine lebenslange Reise, um einen Weg zu finden, ihre Krankheit zu heilen. Während den Jahren und Jahrzehnten, in denen sie die Erde bereist, sieht und erlebt sie einzigartige Dinge, knüpft fragile Verbindungen und lernt, wie magisch die Welt wirklich ist …
„Die unendliche Reise der Aubry Tourvel“ ist ein Abenteuerroman mit einer Prise Magie, der mich ein wenig an „Die unendliche Geschichte“ erinnert hat. In mehreren Abschnitten erleben wir Aubrys Reiseleben mit einem Fokus auf die Menschen, die sie trifft und die Abenteuer, die sie erlebt. Besonders erwähnenswert sind Lionel Kyengi (den sie in der Transsibirischen Eisenbahn trifft), Uzair Ibn-Kadder (ihre erste Liebe, der sie vergeblich zu heilen versucht), Prinz Surasiva (dem sie von ihrer Zeit im tibetischen Hochland erzählt) und Marta Arbaroa (die Aubrys Reise jahrelang verfolgte, ehe sie auf sie traf). Speziell diese und noch ein paar mehr Menschen formen Aubrys Leben und jeder von ihnen bekommt einen Teil davon zu Gesicht.
Hier muss ich gleich zugeben, dass mich nicht alle Teile gleichermaßen interessierten. Speziell der letzte Teil mit Marta, der Fokus auf eine magische Bibliothek legt, die Aubry während verschiedener Lebensabschnitt findet, zog sich meiner Meinung nach viel zu sehr in die Länge und litt zudem darunter, dass ich der Handlung nur schwer folgen konnte. Auch hatte bis dahin der Aufhänger der Geschichte seinen Reiz verloren und die neuen Orte interessierten mich nicht mehr so sehr wie die, die davor beschrieben wurden. Es war immer noch interessant, wie in der magischen Bibliothek die verschiedenen Handlungsstränge vereint wurden, aber insgesamt mochte ich die anderen Teile der Geschichte deutlich mehr.
Die Atmosphäre und die Ereignisse waren dort nämlich besonders ansprechend und es hat mir sehr gefallen, all die Menschen und Orte kennenzulernen, auf die Aubry während ihrer Reise trifft. Mein Favorit war definitiv Lionel, der zudem ein schönes Beispiel dafür war, wie erinnerungswürdig kurze Begegnungen sein können. Allgemein enthält der Roman viele Momente, die einfach magisch sind und Aubrys Reise hervorragend visualisieren, bis eben auf den letzten Teil, durch den man sich ein wenig durchbeißen muss.
Wer gerne über magische Reisen, die Vergänglichkeit des Lebens und stille Momente liest, wird diesen Roman sicher sehr genießen, doch sollte man speziell langsames Pacing gerne mögen, weil der letzte Teil der Geschichte sonst zu langatmig sein könnte.
- Die Reisenden
- der Nacht
- Armando Lucas Correa
- Lübbe
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Nazizeit
- Deutschland
- Kuba
- Revolution
- Adoption
- Rassismus
- Starke Frauen
Ally ist eine aufstrebende Schriftstellerin in der Nazizeit, die alles in ihrer Macht Stehende tut, um ihre kleine Tochter Lilith zu schützen. Für die Nazis ist diese nur ein Mischlingskind, das gegen die Rassenideologie verstößt. Schließlich bleibt Ally keine Wahl und sie ist gezwungen, Lilith wegzugeben. Diese wächst wohlbehalten in Kuba auf, verliebt sich und bekommt eine Tochter, Nadine. Doch während der kubanischen Revolution sieht sie sich ebenfalls gezwungen, ihre Tochter wegzugeben, woraufhin diese in New York aufwächst und später in Deutschland versucht, ihre Adoptivmutter vor dem Gefängnis zu retten. Erst Nadines Tochter Luna ermöglicht es der Familie, die offenen Fäden der Familiengeschichte wieder zusammenzuführen …
Dieser Roman erzählt die Geschichte vierer Frauen, die während schwerer Zeiten Entscheidungen fällen müssen, die noch Jahre und Jahrzehnte danach in ihrer Familie widerhallen. Besonderer Fokus wird dabei auf die ersten drei Generationen gelegt, die jeweils ungefähr ein Drittel der Handlung gewidmet bekommen. Hier haben mir speziell Allys und Liliths Geschichten sehr gefallen, weil deren Leben besonders ausführlich beschrieben wurden. Wir folgen Ally über zehn Jahre hinweg, in denen auch Lilith eine zentrale Rolle spielt, und Lilith über zwanzig Jahre. Im Vergleich zu den vierzig Jahren, in denen Nadine und Luna die Hauptfiguren sind, hatte ich das Gefühl, Ally und Lilith besser kennenzulernen als deren Kindeskinder, weil weniger Zeit in mehr Seiten gesteckt wird, wodurch die Ereignisse einen härter treffen, als sie es bei großen Zeitsprüngen tun.
Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes, weil jeder der drei Teile etwas Wichtiges zu bieten hat, aber es ist trotzdem erwähnenswert, dass ich mit Ally und Lilith mehr mitfiebern konnte als mit Nadine und Luna, weil deren Geschichte kompakter erzählt war. Das trifft auch auf die Handlung an sich zu; die Ereignisse in den ersten zwei Dritteln fesselten mich etwas mehr, weil ihnen mehr Zeit gegeben wurde, sich zu entfalten. Erwähnenswert ist hier natürlich auch, dass all diese Ereignisse auf realen beruhen, aber mithilfe fiktiver Charaktere erzählt wurden.
Der dritte Teil der Handlung sticht vor allem durch seine Plot Twists hervor, die die verschiedenen Teile der Geschichte sehr schön zusammenführen und den Kontext früherer Szenen auf positive Weise verändern. Ich hatte mir bis dahin nämlich ernsthafte Sorgen darüber gemacht, wie die gegenwärtigen Charaktere es schaffen würden, ihre Vergangenheit aufzudecken und war sehr erleichtert, als das auf eine zufriedenstellende Weise geschah.
Wer Familiengeschichten gerne mag, wird hier eine finden, die sowohl herzzerreißend als auch herzerwärmend ist!
- The Parents
- T. M. Logan
- Piper
- Thriller
- Spannung
- Verschwinden
- Geheimnisse
- Lügen
- Kinder
- Eltern
- Familie
- Ermittlungen
Ein ungutes Gefühl lässt Andy mitten in der Nacht aufwachen. Voller Panik schaut er nach, ob sein Sohn Connor schon heimgekommen ist. Erleichtert legt er sich wieder schlafen, als er ihn in seinem Bett liegen sieht. Doch er irrt sich. In Wirklichkeit hat Connors Cousin Zac dessen Platz eingenommen und als Connor endlich wieder auftaucht, weigern sich die beiden, zu sagen, wo sie gewesen sind. Doch es dauert nicht lange, bis Andy herausfindet, dass Connor zusammen mit vier anderen Schülern für mehrere Stunden im Wald verschwunden ist – und eine Schülerin namens Emily nicht daraus zurückgekehrt ist …
Dieser spannende Thriller ist leicht zu lesen, zieht einen hervorragend mit der Handlung mit und findet zu einem äußerst zufriedenstellenden Ende, das mich positiv überrascht hat. Ich bin mir zwar trotzdem nicht sicher, ob das Buch auch für Eltern geeignet ist, weil die Angst vor dem Verschwinden bzw. Tod der Kinder stark thematisiert wird, aber andererseits schafft T. M. Logan es hervorragend, diese Angst nicht bis ins Extreme zu ziehen.
So hat speziell Andy so einige Paranoia, was Connors Verhalten betrifft, doch ist es für uns Leserinnen und Leser recht schnell klar, dass dahinter kein mörderischer, sondern ein anderer Grund steckt. Dieses Geheimnis aufzuklären hat zusammen mit der verzweifelten Suche nach Emily für einen Thriller gesorgt, den man sehr schnell wegliest.
Von allen Charakteren war mir Andys zwölfjährige Tochter Harriet am sympathischsten, weil sie der ruhige, rationale Kontrast zu den panischen Erwachsenen war und ihre eigenen Ermittlungen angestellt hat, um hinter Connors Geheimnis zu kommen.
Was mögliche Kritik angeht, fand ich es schade, dass es keine überraschenden Twists gab und auch der Antagonist relativ leicht vorherzusehen war. Der Thriller lebt vor allem durch seinen leicht zu lesenden Schreibstil und seine konstante Spannung, und eher weniger von schockierenden Twists.
Zudem fand ich den deutschen Untertitel und die Kurzbeschreibung sehr irreführend, weil beides impliziert, dass Connor das verschwundene Kind sein wird – aber dem ist gar nicht der Fall. Er taucht recht früh wieder auf und die Handlung konzentriert sich ab da auf die verschwundene Emily und seine potenzielle Beteiligung daran.
Letztendlich hat der Thriller mir aber immer noch sehr gut gefallen, weshalb ich ihn allen Leserinnen und Lesern, denen die Thematik nichts ausmacht, empfehlen kann!
- Suddenly a Murder
- Lauren Muñoz
- one
- Jugendthriller
- Krimi
- Jugendbuch
- Thriller
- Charaktere
- Ermittlungen
- Geheimnisse
- Twists
- Highlight
Als Izzy von ihrer Freundin Kassidy auf eine einsame Insel eingeladen wird, um dort zusammen mit fünf anderen Schülerinnen und Schülern ihren Schulabschluss zu feiern, bringt sie ein Messer mit. Denn auch Blaine, Kassidys fester Freund, gehört zu den Geladenen und mit ihm haben alle noch eine Rechnung offen: Marlowe gibt ihm die Schuld am Tod seines Bruders. Chloe ist wütend, weil sie nur seine Geliebte und nicht seine feste Freundin ist. Ellison bekam seinetwegen Ärger mit der Polizei, was sein Stipendium gefährdet. Kassidy ahnt, dass Blaine sie betrügt und will ihn zur Rede stellen. Fergus ist als ehemals bester Freund von Blaine verärgert, dass er jetzt von ihm schikaniert wird. Und Izzy hat so ihre eigenen Gründe, Blaine zu hassen – und fürchtet am allermeisten, dass jemand von den anderen diese Gründe herausfindet …
Ich habe ja schon viele Krimis und Thriller für Jugendliche und Erwachsene gelesen, aber „Suddenly a Murder“ gehört denen, die mich wieder einmal sehr beeindruckt haben! Und das liegt hauptsächlich an den fantastischen Charakteren. Lauren Muñoz hat es erfolgreich geschafft, alle Charaktere so liebenswert, fehlerbehaftet und dreidimensional zu beschreiben, dass ich sie alle lieb gewann.
Damit sind nicht nur die Schüler gemeint, die durch Rückblicke viel Tiefe bekommen, sondern auch die Ermittler – speziell die Detektivin Pilar de León, die zusammen mit Detective Cates an der Auflösung des Falls arbeitet. Ich war sehr begeistert darüber, dass diese beiden Ermittler tatsächlich fähig in ihrem Beruf waren und sogar eine gewisse Relevanz für die Handlung hatten. Von den anderen Charakteren möchte ich Ellison gerne hervorheben; wie gesagt fand ich alle Charaktere sehr einnehmend, aber bei Ellison speziell fand ich nicht nur seine Beziehung zu Fergus sehr faszinierend, sondern auch die Tatsache, dass er als Sohn einer Anwältin seine eigenen Rechte sowohl gekannt als auch genutzt hat.
Aufgrund meiner Erfahrungen als Thriller-Leserin gab es tatsächlich eine wichtige Offenbarung, die ich früh geahnt habe, dafür aber auch mindestens zwei Twists, die mich kalt erwischt haben und die ich absolut genial fand. Die Art und Weise, wie der Fall und die verschiedenen Vernehmungen erzählt sind, war so oder so sehr fesselnd; es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mir zu überlegen, wie die verschiedenen Puzzleteile zusammenhängen.
Nur beim Ende hätte ich mir noch etwas mehr erhofft. Das Ende selbst ist wunderbar bittersüß, aber ich hätte mir gerne noch mehr abschließende Szenen zu den übrigen Charakteren gewünscht und was sie jetzt, nachdem der Fall abgeschlossen ist, für ihre Zukunft planen. Ansonsten war ich allerdings rundum zufrieden mit der Lektüre und hoffe, bald noch mehr von den Autorin zu lesen!
James Windover ist Chefredakteur der teuersten Tageszeitung der Welt, weil sein Team sich darum bemüht, das Weltgeschehen möglichst objektiv darzustellen. Sein Interesse ist geweckt, als er hört, dass drei berühmte Unternehmer die Firma Youvatar gegründet haben, deren Zweck unter strenger Geheimhaltung steht. Bei der Einführungsveranstaltung kommt dieser Zweck schließlich heraus: Die Gründer von Youvatar möchten den Tod abschaffen. Die Pläne dazu hören sich beeindruckend realistisch an und James soll untersuchen, ob sie es auch wirklich sind. Es dauert nicht lange, ehe er auf einen Schriftsteller stößt, dem einer der Youvatar-Gründer über eine Million für das Löschen einer Kurzgeschichte gezahlt hat, die sich mich genau diesem Thema beschäftigt. Was versucht das Unternehmen, zu verbergen? James ist entschlossen, es herauszufinden, selbst, wenn es ihn selbst in Gefahr bringt …
Dieser Roman war mein erster Thriller von Andreas Eschbach, wird aber mitnichten mein letzter sein, weil er mich sehr begeistert hat! Dabei fiel es mir am Anfang tatsächlich schwer, reinzukommen, weil wir sehr viele Informationen zu den Charakteren und anderen Handlungsdetails bekommen, die sich nicht immer interessant lasen. Doch sobald man den Anfang überwunden hat, kommt die Geschichte ordentlich ins Rollen und war eine wahre Achterbahnfahrt. Besonders gut fand ich, wie ausgeglichen hier die Mischung aus Spannung und Informationen war – während ich die Verfolgungsjagd, der James sich stellte, angespannt verfolgte, nahm ich gleichzeitig die Informationen über die Gehirnforschung neugierig auf. Zugegeben habe ich mitnichten alles verstanden, aber die Gedankenexperimente machten es einfach, zumindest die Grundzüge zu begreifen.
Die spannendsten Szenen waren für mich diejenigen, in denen die Kurzgeschichte erzählt wurde, weil das über einen längeren Zeitraum mit vielen Unterbrechungen erfolgte, die mich (auf positive Weise) wahnsinnig gemacht haben. Andreas Eschbach gab ihr ein hervorragendes Build-Up, das sich ordentlich auszahlte und mich zum Nachdenken brachte. Zusammen mit den vielen anderen spannenden Szenen hatte ich ein sehr einnehmendes und gleichzeitig bereicherndes Leseerlebnis.
Was ich ebenfalls sehr mochte, waren die persönlichen Probleme, die James plagten – sowohl die Beziehung zu seiner Partnerin als auch die Beziehung zu seinem Vater. Für die Haupthandlung spielen diese, wenn überhaupt, zwar nur eine geringe Rolle, brachten mir dafür aber James als Hauptcharakter umso näher. Hier hilft es auch, dass ich den Fokus auf die Probleme genau richtig gesetzt fand – nicht so viel, dass es von der Haupthandlung ablenkt, aber genug, um in sie investiert zu werden.
Das Ende war ein wenig plötzlich und wirkte so, als würde etwas fehlen, ohne, dass ich genau sagen konnte, was es war. Letztendlich fand ich es zwar trotzdem gut, weil es noch einen letzten interessanten Twist gab, aber eben keinen, den ich erwartet hatte.
Speziell Lesende von spannenden Politikthrillern werden hier sowohl viele Informationen als auch viele packende Momente finden, während Lesende von eher „klassischen“ Thrillern damit rechnen müssen, dass die Spannung ein wenig später losgeht – aber dann umso fesselnder ist!