- Immortal Consequence
- I. V. Marie
- Delacorte Press
- Jugendbuch
- Jenseits
- Dark Academia
- Magie
- Fantasy
- Charaktere
- Spannung
- Wettkampf
- Aufgaben
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- LGBTQ+
- Highlight
Bereits Ende letzten Jahres durfte ich das Leseexemplar zu „Immortal Consequences“ lesen, doch jetzt nach Erscheinen entschloss ich mich, meine Erinnerung noch mal aufzufrischen – diesmal quasi parallel auf Englisch und auf Deutsch.
Erst einmal muss ich die Übersetzerin Doris Attwood loben – sie hat einen wirklich großartigen Job geleistet, I. V. Maries Geschichte ins Deutsche zu übertragen. Natürlich habe ich das englische Original ebenfalls genossen und finde durchaus, dass es dort Formulierungen gibt, die sich nicht perfekt in Deutsche übertragen lassen, aber insgesamt war ich sehr beeindruckt davon, wie natürlich sich die deutsche Übersetzung las.
Was die Geschichte selbst angeht, kann man meine Gedanken dazu in meiner vorherigen Rezension nachlesen, denn insgesamt haben sie sich nicht allzu sehr verändert. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den Charakteren und den Romanzen, den Trials und den Dialogen – sie waren alle nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch so, dass es sehr leicht war, in sie investiert zu werden. I. V. Marie benutzt gekonnt bekannte Klischees, um eine Geschichte zu erschaffen, die sich trotzdem frisch anfühlt.
Was Kritik angeht, finde ich, dass speziell das Worldbuilding und die Antagonisten im zweiten Band weiter ausgebaut werden sollten, weil beide verhältnismäßig schlicht gestaltet sind. Zugegeben liegt der Fokus auch nicht auf ihnen, aber trotzdem wünsche ich mir, dass beide im zweiten Band etwas vertieft werden.
Ansonsten ist die Geschichte sowohl in Englisch als auch in Deutsch nach wie vor ein Highlight für mich!
- Morgen kommt
- ein neuer Himmel
- Lori Nelson Spielman
- Fischer
- Belletristik
- Lebensziele
- Romanzen
- Liebesdreieck
- Selbstfindung
- Familie
Nach dem Tod ihrer Mutter rechnet Brett am wenigsten damit, dass sie ihr Erbe erst bekommt, wenn sie zehn Lebensziele, die sie als Jugendliche aufschrieb, erfüllt – darunter sind Dinge wie „sich in den Richtigen verlieben“, „ein Kind bekommen“ und „ein Pferd kaufen“: Ziele, die für die vierunddreißigjährige Brett bereits unerreichbar erscheinen oder schlicht lächerlich sind. Und das Schlimmste dabei: Sie hat nur ein Jahr Zeit, diese Ziele zu erfüllen, wenn sie das letzte Erbe ihrer Mutter erhalten will …
Das Prinzip der Handlung fand ich sehr interessant und die Umsetzung war bei manchen der Ziele ebenfalls sehr gut umgesetzt, doch letztendlich ist es die Romanze, die es mir schwer machte, den Roman zu genießen. Ich mag es schlichtweg nicht, wenn der oder die Protagonistin zwischen mehreren Kandidaten hin- und hergerissen ist und deshalb unnötiges Liebesdrama entsteht, das mich zudem an der Richtigkeit ihrer Endwahl zweifeln lässt. Damit zusammenhängend mag ich es nicht, wenn mich ein Roman bezüglich des richtigen Love Interests zunächst in die Irre führt, indem es mich für den ersten Kandidaten mitfiebern lässt, nur, um dann doch einen anderen als den richtigen zu offenbaren. (Ich habe danach das Filmende recherchiert, was mir um einiges besser gefällt.)
Alles, was nichts mit den Romanzen zu tun hatte, war dafür fantastisch umgesetzt, speziell Bretts Beziehung zu ihrem Vater und die Art und Weise, wie ihr Wunsch nach einem Kind umgesetzt wurde. Hier war ich sehr investiert in die Handlung und mochte es, dass die Dinge nie leicht waren, sich aber letztendlich zum Guten entwickeln.
Wobei ich diesbezüglich ja sagen muss, dass es sehr leicht zu glauben ist, dass Bretts Mutter das Leben ihrer Tochter ruinieren wollte. Realistisch betrachtet ist es so gut wie unmöglich, die Ziele, die sie von Brett verlangt, innerhalb eines Jahres zu erfüllen – oder es auf eine Art und Weise zu tun, die Brett unglücklicher zurücklässt. Ohne sehr viel Glück und Zufall, das Bretts Mutter unmöglich hätte vorhersehen können, wäre es Brett niemals gelungen, alle Ziele zu erfüllen. Aus diesem Grund mochte ich ihre Mutter nicht besonders, weil ihre aktiven Handlungen Bretts Leben verschlechterten und die Verbesserungen nichts mit ihrer Mutter zu tun hatten. Doch ja, ich war sehr investiert in das Leben, aus dem Brett entkam und dem, was sie für sich aufbaute – so sehr, dass es mein Hauptgrund war, das Buch zu Ende zu lesen.
Zusammengefasst also ein Buch, bei dem ich die Romanzen zwar nicht mochte, aber dafür alles andere.
Als Maomao als Dienerin an den Inneren Hof verkauft wird, will sie einfach nur unter dem Radar bleiben und sich ihrer Medizin widmen. Doch nicht nur zeigt der Eunuch Jinchi Interesse an ihr, Maomao selbst wird immer wieder in das Leben der anderen gezogen, um mysteriöse Mordfälle aufzuklären. Dabei will sie doch nur Apothekerin sein ...
Als großer Fan des Mangas war ich zunächst nicht sicher, ob es sich lohnt, den Light Novel zu lesen, doch bin ich sehr froh, dass ich es getan habe. Der Light Novel führt das Leben der Charaktere noch mal ausführlich aus, gibt uns noch einen besseren Einblick in Maos Seelenleben und lässt auch andere Charaktere zu Wort kommen.
Wenn man wie ich den Manga gelesen hat, wird man hier natürlich viele Szenen finden, die man bereits kennt, aber allein die Tatsache, sie ausführlicher zu lesen, hat zu einem lohnenswertem Leseerlebnis geführt. Besonders mochte ich Maomaos Charakter; am Anfang musste ich mich erst einmal an den nüchternen Schreibstil, der Maomaos Charakter wiederspiegelt, gewöhnen, doch sobald ich es getan hatte, mochte ich es sehr, zu lesen, wie Maomao in verschiedene Situationen gezwungen wird, die sie auf ihre ganz eigene Art meistert.
Überrascht war ich davon, wie wenig ich ihre Verbindung mit Jinshi spürte; im Manga kommt es nicht so deutlich hervor, doch hier in Light Novel scheinen sie keinerlei Kompatibiliät miteinander zu haben, sei es als Freunde oder als zukünftigte Geliebte. Natürlich ist es gut möglich, dass sich die Chemie zwischen ihnen in späteren Büchern ändert, aber zumindest hier im ersten Band nahm ich Maomao als einen Charakter wahr, der nicht an Romanzen interessiert ist.
Die verschiedenen Fälle - und Maomaos Auflösungen! - waren großartig umgesetzt und haben stets einen Mystery-Touch, der mir sehr gefallen hat. Ich freue mich schon darauf, im zweiten Light Novel noch mehr zu Maomao und den Gedanken zu lesen, die wir im Manga nicht so ausführlich mitbekommen haben!
Hier muss ich dazu sagen, dass der Manga die Ereignisse immer noch großartig adaptierte und ich stellenweise die Panels vor Augen hatte, als ich bestimmte Szenen las. Aus diesem Grund freut es mich, dass sowohl der Manga als auch der Light Novel etwas Einzigartiges bieten, was dem jeweils anderen fehlte - denn dadurch lohnen sich auch beide Lektüren!
- Silvercloak
- Unter Feinden
- L. K. Steven
- penhaligon
- Fantasy
- Dark Fantasy
- Romanze
- Freundschaft
- Spannung
- Undercover-Mission
- Magie
- Worldbuilding
- Tod
- Kleines Highlight
Saffron ist kurz davor, ihren Abschluss in der Silvercloak-Akademie zu machen, nur noch eine letzte Prüfung trennt sie davor. Doch ausgerechnet bei dieser letzten Prüfung kommt ihr größtes Geheimnis heraus – sie ist immun gegen Magie. Zunächst fürchtet sie, von der Akademie geworfen zu werden, doch stattdessen wird sie für eine Undercover-Mission ausgewählt, bei der sie sich bei den gefürchteten Bloodmoons einschleichen soll, um die Gruppe ein für alle Mal auszumerzen. Doch nicht nur entwickelt sich diese Undercover-Mission sehr viel gefährlicher, als Saff erwartet hat, sie wird noch dazu mit dem Sohn des Kingpins, Levan Celadon, zusammengeworfen – von dem sie in einer Vision gesehen hat, dass sie ihn küssen und danach töten wird …
Wow, was für ein Fantasyroman! Er war düster, stellenweise grausam, SEHR spannend und für alle Fans von Dark Fantasy perfekt geeignet. Ich war so gefesselt von der Geschichte, dass ich sie am liebsten gar nicht aus der Hand legen wollte, so fasziniert war ich von der Handlung, den Charakteren und der Welt.
Das, was die Handlung so unglaublich spannend macht, sind die hohen Einsätze. Für Saff steht sehr viel auf dem Spiel – und obwohl ihre Intelligenz und ihr schnelles Lösungsfinden hervorragend illustriert werden und oft genug zum Einsatz kommen, gibt es auch viele Situationen, aus denen sie keinen Ausweg findet – und dafür bezahlen muss. In diesem Roman sind Charaktere vor dem Tod und schweren Verletzungen nicht gefeit. Manchmal schafft Saffron es, Schadensbegrenzung zu betreiben, aber manchmal eben nicht – und der Preis dafür ist immer hoch. Ich war teils sehr schockiert davon, welche Dinge sie zu tun gezwungen war, entweder aus eigenem Antrieb oder als Befehl. Meine Lieblingsszenen waren hier die mit Lyrian, Levans Vater, weil seine Macht und Grausamkeit so hoch waren, dass ich nie garantieren konnte, dass Saffron sich aus ihnen herauswinden kann.
Womit wir bei den Charakteren wären. Saff war großartig und ihre Entwicklung über den Roman hinweg packte mich mindestens so sehr wie die Handlung. Bei Levan wusste ich lange Zeit nicht, was ich von ihm denken soll, weil er sowohl grausame als auch einfühlsame Seiten zeigte (wobei ich froh war, dass beide Seiten von Saffron zur Kenntnis genommen werden). Selbst am Ende bin ich mir nicht komplett sicher, ob ich ihn nun mag oder nicht, weil er mir insgesamt zu grausam war, ich ihn aber trotzdem verstehen konnte. Was Nebencharaktere angeht, haben sich vor allem Nissa, Tiernan und Auria hervorgehoben – sogar so sehr, dass ich am liebsten einen ganzen Roman über die Anfangsgruppe gelesen hätte, von dem sie und Saff ein Teil sind. Sie haben leider verhältnismäßig wenig Screentime, aber genug, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Die Romanze von Saffron und Levan konnte mich dagegen nicht ganz überzeugen. Sie haben durchaus eine gewisse Chemie, die allerdings sehr viel komplexer als eine Romanze ist – ihre Gefühle zueinander waren sehr faszinierend, doch wünschte ich, dass ihre Romanze sich in diesem Band noch nicht entwickelt hätte, weil keiner von beiden sich in einer Lebenssituation befand, in der sie offen für eine (neue) Romanze schienen. Ihre Beziehung war immer noch einnehmend, aber nicht auf eine Weise, bei der ich mir wünschte, sie würden zusammenkommen. Gerade das grandiose Ende lässt mich jedoch wundern, wie sich ihre Beziehung im nächsten Teil wohl entwickeln wird.
Zuletzt möchte ich unbedingt das Worldbuilding ansprechen, weil es einfach fantastisch war. Das Magiesystem, bei dem die Charaktere durch Lust oder durch Schmerz Magie wirken können, war großartig umgesetzt und die Welt selbst hat sich lebendig angefühlt: Nicht nur gibt es Details wie eigene Monate und Wochentage, sondern auch größere Dinge wie fiktive Geschichten und reale Sagen innerhalb der Welt, die sie sehr viel reicher gemacht haben, als sie ohnehin schon war. Die ganze Welt wirkt verbunden und durchdacht und ich kann es nicht erwarten, im nächsten Teil noch mehr von ihr zu sehen.
Insgesamt also eine sehr spannende und empfehlenswerte Fantasygeschichte – ich will nur noch einmal betonen, dass sie stellenweise echt heftig ist und deshalb nicht für alle Fantasyleser:innen geeignet, sondern speziell für Fans von Dark Fantasy. Mir selbst hat sie ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich schon auf den zweiten Teil!
In Valtherra gelten Drachen schon seit langem ausgestorben, doch der Glaube an ihre göttliche Präsenz ist bei Mei ungebrochen. Umso weniger hätte sie erwartet, dass sie noch existieren – doch genau das bestätigt der Fürstensohn Raven, der mit ihr und ihren jeweils besten Freunden auf eine Suche gehen will, um sie zu finden. Zuvor hatte er Mei vor einem Angriff seines Vaters gewarnt, weil dessen Machtgier einen Krieg auslösen könnte, solange die Gruppe die friedfertigen Drachen nicht findet. Mei stimmt zu, ihn zu begleiten – und versucht dabei vergeblich, ihm nicht zu verfallen. Raven dagegen will unbedingt vor ihr geheim halten, dass er sie angelogen hat …
Wie bei überraschend vielen Fantasyromanzen ist ausgerechnet die Romanze der Aspekt, den ich am schwächsten empfand – aber alle anderen Aspekte des Romans haben mir dafür ziemlich gut gefallen. Fangen wir also mit dieser Schwäche an, bevor wir zu den Stärken übergehen.
Das, was mich an Meis und Ravens Romanze am meisten gestört hat, war, dass sie sehr auf Körperlichkeiten bezogen ist und ich ihre Gefühle zueinander kaum spüren konnte. Zwar führen sie ein paar wichtige Gespräche, aber der Fokus auf ihre äußeren Vorzüge ist so stark, dass sie, wenn sie aneinander denken, stets an diese Vorzüge denken und nur seltener an ihre Persönlichkeit. Ihre intimen Szenen finden zudem fast immer in sehr unpassenden Momenten statt, während sie eigentlich an andere Dinge denken sollten.
Dabei sind die beiden als Charaktere durchaus gut umgesetzt – ich war in beide investiert, wollte ihre Geheimnisse wissen und erfahren, wie sie sich weiter entwickeln. Aber ihre Romanze konnte mich leider nicht einnehmen.
Die Freundschaften fand ich dafür absolut hervorragend. Sowohl Meis Freundschaft zu Tao, ihrem Prinzen, als auch Ravens Freundschaft zu Cole, seiner Leibwache, sowie die Freundschaft zwischen Tao und Cole waren alle großartig umgesetzt. Die Freundschaften waren realistisch, einnehmend, humorvoll, spannend und allgemein so gut, dass sie es waren, die mich durch den Roman trugen. Hier hilft es natürlich auch, dass sowohl Tao als auch Cole sehr sympathische Charaktere waren, die ich schnell lieb gewann.
Die Welt ist eine seltene Kombination aus moderner Welt und Drachenfantasy, was mich zunächst irritierte, weil es seltsam war, über Handys und Hochhäuser zu lesen, während die Charaktere nach Drachen suchen. Letztendlich war die moderne Welt gut eingebaut, doch vermutlich hätte man sie auch weglassen und die modernen Gegenstände durch magische ersetzen können. Das hätte mir zumindest insofern gefallen, weil dadurch diverse moderne Ausdrücke nicht hätten verwendet werden können – denn diese haben mich dann doch ab und zu gestört. Der Schreibstil ist sehr locker und deshalb leicht zu lesen, aber manchmal eben ZU locker.
Die eigentliche Handlung – also, die Quest nach den Drachen – war am Anfang erst mal langsam, aber ich mochte den Aspekt der Schnitzeljagd und die Art und Weise, wie die Geheimnisse der Charaktere für Spannung sorgten. Die Twists waren ebenfalls gut, nicht ZU schockierend, aber sie trieben mich gut voran.
Insgesamt also ein lockerer Roman für Fourth-Wing-Fans!
- Wellness
- Nathan Hill
- Piper
- Belletristik
- Liebe
- Ehe
- Placebo-Effekt
- Familie
- Familiengeschichte
- Vergangenheit
- Erziehung
- Leben
- Verschwörungen
- Denkfehler
- Psychologie
- Kunst
- Highlight
Am Anfang beobachten Jack und Elizabeth sich nur durch ihr jeweiliges Fenster, ohne Kontakt aufzunehmen. Es scheint, als würden sie sich stets verpassen, sogar gar nicht füreinander geeignet zu sein – Jack ist ein mittelloser Fotograf, Elizabeth eine aus einem reichen Haus stammende Psychologiestudentin. Doch trotzdem werden sie ein Paar, heiraten, bekommen einen Sohn – und stellen irgendwann fest, dass ihre Ehe feststeckt. Sie wissen nicht, warum, oder wie sie ihre Ehe retten könnten. Denn zunächst müssen sie ihre eigenen Probleme bewältigen, die gewaltiger und tiefer sind, als ihr Partner je ahnen könnte …
Die Kurzbeschreibung beschreibt leider nicht mal ansatzweise, worum es in diesem Roman geht, denn er beleuchtet so viele Themen, dass es schwer ist, ihn akkurat zusammenzufassen. Natürlich sind Liebe und Ehe wichtige Themen, aber daneben spielen noch Familiengeschichten, Trauma, der Placebo-Effekt, Lebensverbesserungen und Perfektionismus, der Horror der Kindererziehung, Kunst, Verschwörungstheorien, Denkfehler, nicht-monogame Liebesbeziehungen, Selbstbetrug und noch so viel mehr eine Rolle. Ich war aufrichtig beeindruckt davon, wie viel Nathan Hill in diesen Roman gepackt hat – und noch dazu auf eine Weise, die alle Themen hervorragend miteinander verbindet, sodass sie niemals wie zu viel wirken, sondern wie eine natürliche Erweiterung der bisherigen Themen.
Aber nicht nur das: Das Foreshadowing bezüglich Elizabeths und Jacks Vergangenheiten war meisterhaft umgesetzt. Während des ganzen Romans werden mehrmals schlichte Fakten erwähnt, die ich als Leserin als gegeben annahm, ohne sie weiter zu hinterfragen; ich sah in ihnen schlicht zusätzliche Informationen zu den Hauptcharakteren und in der Regel nicht mehr. Aber dann hat Nathan Hill diese Fakten in einen anderen Kontext gesetzt, sehr viel weiter vertieft und Verbindungen zu anderen, scheinbar nicht zusammenhängenden Informationen geschaffen. Und obwohl er es schaffte, das während des ganzen Romans zu tun und mich immer wieder zu überraschen, rechnete ich trotzdem nie damit, wenn es wieder geschah. Die gesamte Geschichte von Jack und Elizabeth zu erleben, war eine Erfahrung, die mich nachhaltig beeindruckte!
Das machte es leicht, mit beiden Charakteren gleichwertig mitzufiebern, während sie ihre Probleme in verschiedenen Lebensphasen konfrontieren. Ich hatte zunächst befürchtet, dass ich mich nur für einen der beiden interessieren würde, aber letztendlich konnte ich mich mühelos in beide Charaktere hineinversetzen. Wirklich ein großes Lob an Nathan Hill dafür, wie er die Geschichte der beiden beschrieb!
Sogar einige Nebencharaktere bekommen überraschend Tiefe, doch der Fokus liegt definitiv auf Jack und Elizabeth selbst. Das ist vermutlich meine einzige Kritik: Es gibt Handlungsstränge bezüglich der Nebencharaktere, die nicht komplett aufgelöst werden (bzw. bei denen ich mir mehr gewünscht hätte) und auch kurzzeitige Obsessionen, die Elizabeth und Jack haben, die letztendlich keine Rolle für die eigentliche Handlung spielen. Im Vergleich zu der fantastisch konstruierten Handlung ist das aber eine vergleichsweise kleine Kritik, denn ich hatte selten einen Roman, von dem ich so beeindruckt war wie von diesem. Eine Rundum-Empfehlung für alle, die großartig konstruierte Geschichten lieben!
- Das Mädchen aus
- der Schwebenden Welt
- Axie Oh
- Loewe
- Fantasy
- Romanze
- Koreanische Mythen
- Himmelsfeen
- Dämonen
- Unterwelt
- Abenteuer
Ren und ihre Familie führen kleine Kunststücke auf, um sich ihr Geld zu verdienen. Dabei muss Ren ihre Lichtmagie verbergen, wenn sie nicht das Ziel von Kopfgeldjägern werden will. Doch als ihre Familie von einem Dämon angegriffen und ihr Onkel Samchon schwer verwundet wird, bricht ihre Magie aus ihr heraus – und weckt damit die Aufmerksamkeit der Menschen der Unterwelt, die entschlossen sind, sie zu finden. Darunter ist auch der Söldner Sunho, der im Gegenzug Informationen zu seinem verschwundenen Bruder bekommen will. Während Ren nach einem Heilmittel für ihren Onkel sucht, trifft sie auf Sunho – der nicht weiß, wer sie wirklich ist …
Das letzte Buch von Axie Oh („Das Mädchen, das in den Wellen verschwand“) hat mir sehr gut gefallen, doch muss ich zugeben, dass ich „Das Mädchen aus der Schwebenden Welt“ im Vergleich dazu „nur“ gut fand.
Der Anfang ist recht klassisch: Die Handlung wird in Bewegung gesetzt, weil Ren jemanden retten will, den wir als Leser:innen nur kurz kennenlernen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, warum so viele Geschichten diesen oder einen ähnlichen Anfang haben, weil es schwierig ist, mit dem Schicksal eines Charakters mitzufiebern, der kein wichtiger Teil der Handlung ist. Indem Samchon Ren einfach begleitet hätte und dabei immer kränker geworden wäre, wäre ich sehr viel investierter in Rens Reise gewesen. Dasselbe gilt für Sunhos Bruder – dadurch, dass wir ihn nicht kennenlernen, war ich nicht allzu interessiert an Sunhos Suche, sondern eher an seiner persönlichen Vergangenheit.
Dafür waren Ren, Sunho und ihre Romanze überraschend gut umgesetzt. Von Anfang an ist klar, dass beide ihre Geheimnisse haben, die sie vor jedem anderen verstecken, weshalb ich neugierig darauf war, wie sie sich entwickeln würden. Hier gibt es auch ein paar interessante Twists, die ich nicht kommen gesehen habe und die mir deshalb sehr gefallen haben. Bei ihrer Romanze gab es weniger Drama, als ich erwartet habe, aber dafür mochte ich die Akzeptanz, die sie füreinander hatten. Nur eine Kritik habe ich bezüglich den beiden: Ich fand es unrealistisch, dass Sunho niemals misstrauisch gegenüber Ren war, obwohl sie am Anfang stets eine Maske trug. Wenn ich ein Söldner wäre und nach einem Mädchen in Rens Alter suchen würde, würde ich bei einem maskierten Mädchen sofort vermuten, dass sie die Gesuchte sein könnte – doch Sunho hat das nie getan, was ich dann doch merkwürdig fand.
Neben den beiden lernt man nur wenige Charakter näher kennen und die Handlung entwickelt sich leider auch in eine Richtung, die mir nicht immer gefiel. Die Art und Weise, wie die koreanische Sage umgesetzt wurde, war sehr gut, aber die Herkunft der Dämonen hat mich ein wenig enttäuscht; hier hätte ich mehr erwartet, zum Beispiel eine Verbindung zu der Sage.
Insgesamt also eine recht gute Fantasyromanze – keine herausragende, aber auch keine schlechte.
- Tinte Staub und
- Schatten
- Alina Metz
- ueberreuter
- Kinderbuch
- Fantasy
- Abenteuer
- Bücherlabyrinth
- Quest
- Rätsel
- Spannung
- Gefahren
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- LGBTQ+
Minna ist am Boden zerstört, nachdem ihre Mutter sie verraten hat. Zusammen mit Gulliver, Jasper und Parzival muss sie nun einen Weg finden, ihre Mutter aufzuhalten, bevor diese ihre Pläne umsetzen kann. Im Herz des Bücherlabyrinths liegt die Antwort, da ist Minna sich sicher – doch dazu müssen sie Tinte und Schatten aufsuchen, die beiden anderen Patrone des Labyrinths. Eine Aufgabe, die inmitten all der Fallen, die in ihm lauern, alles andere als leicht ist …
Der zweite Band der „Tinte, Staub und Schatten“-Dilogie lässt zwar noch Raum für mehr offen, gibt der Geschichte allerdings immer noch einen guten Abschluss. Besonders positiv stach die Spannung hervor – denn es gibt in diesem Band so viele Rätsel, Gefahren, dramatische Szenen und spannende Situationen, dass ich von Anfang bis Ende mitgefiebert habe. Gerade dadurch, dass die Lösungen nicht immer einfach waren und Opfer von den Charakteren erforderten, machte es umso spannender, ihre Abenteuer zu verfolgen. Hier ein großes Lob an die Autorin, dass sie die Charaktere mit tatsächlich schwierigen und emotional aufgeladenen Situationen konfrontierte!
Apropos Emotionen: Auch die Charakterbeziehungen spielen in diesem Band eine wichtige Rolle, wobei sie teilweise sehr gut und teilweise ausbaufähig beschrieben waren. Besonders möchte ich die romantischen und elterlichen Beziehungen hervorheben, denen besonders viel Zeit gewidmet wird. Eine, die ich zu meiner eigenen Überraschung verbesserungswürdig fand, war die zwischen Jasper und Parzival – zumindest von Jaspers Seite aus. Denn während bei Parzival kein Missverständnis darüber besteht, wie er für Jasper empfindet, verstand ich Jaspers konstante Antipathie ihm gegenüber nicht unbedingt als Zeichen großer Gefühle – im Gegenteil war ich davon ausgegangen, dass er keine hatte und wollte, dass Parzival das akzeptiert.
Natürlich GAB es Stellen, in denen angedeutet wurde, dass er Parzival nicht ganz so sehr hasst, doch waren diese Szenen sowohl von ihrer Anzahl als auch von ihrer Länge her so stark limitiert, dass ich mir gerne mehr gewünscht hätte, die Jaspers wachsende Gefühle zeigen. So ungefähr wie bei Minna und Gulliver, die weniger Szenen miteinander hatten, sich aber gegenseitig mit Blicken, Worten und Gesten mühelos demonstrierten, dass sie ineinander verliebt sind. Bei ihnen war es sehr viel glaubhafter und verständlicher, dass sie ein Paar wurden, weil die Andeutungen offensichtlich genug waren, während es bei Jasper und Parzival etwas zu plötzlich geschah. (Wie gesagt besteht über Parzivals Gefühle kein Zweifel, aber bei Jasper wäre ich allein aufgrund seines Verhaltens niemals darauf gekommen.)
Insgesamt waren die Beziehungen an sich – und vor allem die Freundschaft der vier Hauptcharaktere – jedoch großartig und herzerwärmend. Die vielen Gefahren haben hier sehr dabei geholfen, (noch) tiefere Beziehungen zu bauen und gleichzeitig die Qualitäten der Charaktere zu zeigen, die alle Szenen haben, in denen sie mit ihren Stärken und Schwächen konfrontiert werden. Auch das Worldbuilding wird hier großartig gezeigt, weil die Wesen, auf die die Charaktere im Labyrinth treffen, auch tatsächlich gut zu der Welt des Labyrinths (und seiner Hintergrundgeschichte) passen.
Die Elternfiguren (Minnas Vater und Gullivers Vater) fand ich ganz schön diabolisch, bis zu dem Punkt, an denen ich ihnen nicht für ihre Taten verzeihen konnte und fast gewünscht hätte, Minna und Gulliver hätten es auch nicht getan. Natürlich habe ich verstanden, warum sie es letztendlich doch taten und sie sehr dafür respektiert, aber ich hätte diese Stärke vermutlich nicht gehabt.
Insgesamt ein guter Abschluss der Dilogie, doch tatsächlich hätte ich nichts dagegen, noch mehr von den Charakteren zu lesen, weil sie mir alle so gefallen haben!
- Wedding People
- Alison Espach
- Lübbe
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Sommerroman
- Hochzeit
- Scheidung
- Leben
- Humor
- Selbstfindung
Eigentlich hatte Phoebe vor, sich im Hotel Cornwall Inn umzubringen, doch hat sie nicht damit gerechnet, dass zugleich Hochzeitsvorbereitungen dort stattfinden und die Braut, Lila, gar nicht davon angetan ist, durch Phoebes Pläne ihre kommende Hochzeit ruiniert zu bekommen. Tatsächlich überlegt Phoebe es sich anders und als wolle ihr das Schicksal mitteilen, dass sie damit die richtige Entscheidung getroffen hat, begegnet sie kurz danach einem charmanten Mann, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Das Problem dabei: Es handelt sich um Gary, Lilas Bräutigam …
Dieser humorvolle Sommerroman bietet uns Leser:innen genau das, was man erwartet: Eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger. Obwohl der Anfang des Romans eine ernsthafte Lebenssituation behandelt, ist er insgesamt sehr locker zu lesen und hat so einige witzige Szenen und Dialoge, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.
Die Spannung war dafür nicht immer gegeben und es gab durchaus Szenen, in denen ich mich ein wenig langweilte. Während Phoebes Vergangenheit mich am Anfang noch interessierte, weil ich erfahren wollte, warum sie sich umbringen wollte, waren die Vergangenheitsschnipsel, die wir danach bekamen, nicht allzu interessant. Auch in der Gegenwart gab es manchmal Abschweifungen von der eigentlichen Handlung, auf die ich hätte verzichten können, vor allem, weil sehr bald klar ist, worauf die Geschichte hinausläuft.
Was dafür wirklich gut gelungen war, war die Romanze. Die Chemie zwischen Phoebe und Gary ist großartig und man spürt geradezu die Funken zwischen ihnen; ihre Szenen waren mühelos mein Highlight, weil sie immer wieder zeigten, wie gut sie zueinander passen. Hier war es auch gut, dass recht schnell klar wird, dass Lila Gary nicht wirklich heiraten will, sodass unnötiges Drama vermieden wird.
Lila selbst war ein überraschender Charakter. Aufgrund der Kurzbeschreibung erwartete ich, dass wir ihre Freundschaft mit Phoebe erleben werden, aber tatsächlich verbringt Phoebe mehr zufriedenstellende Zeit mit Gary und dessen Tochter Juice, während ihre Zeit mit Lila in der Regel durch Streitereien gekennzeichnet ist. Tatsächlich würde ich sie letztendlich gar nicht als Freundinnen bezeichnen, weil Lila keine ernsthaften Bemühungen machte, eine für Phoebe zu werden; lieber sucht sie nach Kleinigkeiten, anhand derer sie sich aufregen konnte. Aus diesem Grund war Lila auch nicht unbedingt mein Lieblingscharakter, aber immer noch eine faszinierende Person.
Die anderen Charaktere kommen nicht allzu stark hervor und fühlen sich größtenteils wie Schablonen an. Dafür konnte ich sie mir ganz gut merken – es handelt sich um einen überschaubaren Cast. Trotzdem sind die meisten letztendlich nur Mittel zum Zweck, sodass ich mich vor allem um Phoebe, Lila, Gary und Juice scherte.
Obwohl es wie gesagt bald deutlich wird, worauf die Geschichte hinausläuft, fand ich das Ende überraschend gut gelungen und sehr zufriedenstellend. Es war eine perfekte Mischung aus meinen Erwartungen und meinen Hoffnungen.
Letztendlich bin ich vermutlich nicht die Zielgruppe des Romans, der sich eher an verheiratete und geschiedene Frauen richtet, deren Probleme hier stark in den Fokus gerückt werden. Doch hat er mir immer noch viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass es anderen genauso geht!
- Bury Our Bones
- in the Midnight Soil
- V. E. Schwab
- Tor
- Fantasy
- Urban Fantasy
- Vampire
- LGBTQ+
- Romanze
- Liebe
- Geschichte
- Toxische Beziehung
- Leben
- Tod
- Zeit
- Schöner Schreibstil
Als Frau Anfang des sechzehnten Jahrhunderts weiß María, dass sie nur ein Schicksal erwartet: Die Heirat mit einem Mann, den sie nicht liebt und der sich ebenfalls nicht um sie kümmert. Erst, als sie eine geheimnisvolle, alterslose Witwe trifft, bietet sich ihr eine Lösung – wenn auch keine, die sie erwartet hat. Als Vampirin neugeboren, benennt María sich in Sabine um und entdeckt die Genüsse ihrer neuen Freiheit. Boston, fast fünfhundert Jahre später: Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit einem mysteriösen Mädchen namens Lottie fühlt Alice sich merkwürdig. Sie erträgt das Sonnenlicht kaum und dürstet nach Blut. Entschlossen, herauszufinden, was genau passiert ist – und warum – beschließt sie, Lottie zu finden …
Nachdem V. E. Schwab mir mit „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“ eines meiner Lieblingsbücher meines Lebens beschert hat, war ich neugierig, ihren neuesten Einzelband zu lesen. Ich bin kein allzu großer Vampirfan, doch zum Glück zeigte Schwab schnell, dass sie sich an einer erfrischenden Mischung aus klassischen Vampirmythen (Holzpfähle, Hauseinladungen) und eigenen Ideen (Herzschlag während des Trinkens, Friedhöfe als Schwäche) bedient. Zudem liegt der Fokus nicht nur auf dem Vampirdasein – auch, wenn er natürlich eine große Rolle spielt –, sondern auch auf den Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten, die Sabine und Lottie erleben. Tatsächlich nimmt die Vergangenheit der beiden einen Großteil des Romans ein, aber genau das hat mir besonders gut gefallen – ihre Entwicklung zu erleben und die Veränderung der Zeit.
Entgegen den Erwartungen, die die Kurzbeschreibung schürt, erleben wir nicht alle drei Frauen auf einmal, sondern folgen in der ersten Hälfte Sabine und in der zweiten Lottie, wobei Alice während des ganzen Romans eine Rolle spielt (allerdings in der ersten Hälfte mehr Fokus bekommt). Doch sind alle drei Frauen komplexe Charaktere und ich war überrascht davon, wie sehr ich mit ihnen mitfieberte, obwohl oder gerade weil ich ihre Taten nicht immer billigte. Speziell Sabine, in die ich am meisten investiert war, stellte ihre Taten selten infrage, und Lottie und Alice, die es öfter taten, hatten dafür andere Schwächen, die sie positiv hervorhoben.
Allerdings hätte ich mir mehr von Alices Vergangenheit gewünscht. Wir erleben zwar mehrere Rückblicke, in denen Alices Charakter und die komplizierte Beziehung zu ihrer älteren Schwester thematisiert wird, doch Sabines und Lotties Vergangenheit wird sehr viel ausführlicher beschrieben und es gibt auch keinen unerwarteten Twist, der Alices Leben von den anderen abgehoben hätte.
Obwohl es in dem Roman um Vampire geht, fand ich die wenigen Menschencharaktere besonders faszinierend – Alessandro und Giada haben mir trotz ihrer imitierten Screentime das Herz gestohlen und ich hätte nichts dagegen gehabt, noch mehr von ihnen zu lesen.
Ab und an ist das Tempo der Geschichte etwas langsam, aber der wunderschöne Schreibstil mit den kreativ eingesetzten Stilmitteln hat es trotzdem leicht gemacht, sich in ihr zu verlieren. Dafür ging mir das Ende zu schnell und war insgesamt unbefriedigend – ich kann noch nicht einmal genau sagen warum, aber ich hatte mir mehr davon erhofft.
Insgesamt handelt es sich trotzdem um einen sehr empfehlenswerten Roman, der sicher nicht nur Vampirfans begeistert wird!
- Jahr um Jahr
- um Jahr um Jahr
- Michael Thompson
- Piper
- Belletristik
- Magischer Realismus
- Reset
- Vergessen werden
- Erinnerung
- Freundschaft
- Romaze
- Familie
- Leben
- Spuren hinterlassen
Eigentlich war Tommy von seinen Eltern nicht geplant – und vom Universum anscheinend auch nicht, denn an seinem ersten Geburtstag haben sie komplett vergessen, wer er ist. Er wird in ein Kinderheim gegeben, und dort wiederholt sich dieses merkwürdige Ereignis an jedem seiner Geburtstage: Jeder, der ihn gekannt hat, vergisst mit einem Mal, wer er ist, und alles, was direkt mit ihm verbunden ist, verschwindet ebenfalls. So muss Tommy jedes Jahr wieder von vorne anfangen und sehnt sich mehr und mehr danach, den Menschen in Erinnerung zu bleiben. Vor allem, als er sich als Jugendlicher in ein Mädchen namens Carey verliebt – und als Erwachsener entschlossen ist, sie wieder zu finden …
Magischer Realismus entwickelt sich immer mehr zu meinem Lieblingsgenre, denn die Ideen, die er umsetzt, sind so schlicht, wie sie faszinierend sind. Das trifft auch auf diesen Roman zu, der seine Grundidee gut umsetzt und sich allgemein unterhaltsam liest.
Besonders haben mir die ersten achtzehn Jahre von Tommy gefallen, die er größtenteils im Kinderheim verbringt und dabei herausfindet, wie der Reset genau funktioniert. Aber auch sein Erwachsenenleben, in dem er sich immer wieder neu in das Leben der Menschen schreibt, die ihn vergessen haben, war einnehmend, auch wenn es dort insgesamt weniger Schwierigkeiten gab. Denn obwohl der Reset weiterhin stattfindet, fällt es Tommy um einiges leichter, den Zustand wiederherzustellen, den es davor gab – wodurch der Reset selbst einen Teil seiner Spannung verlor.
Das ist jedoch nicht unbedingt etwas Schlechtes, denn es hat mir sehr gefallen, Tommys freundschaftliche Beziehung zu Josh, seine familiäre Beziehung zu Miss Michelle und seine romantische Beziehung zu Carey über die Jahre zu verfolgen. Gerade Miss Michelle, die Betreuerin des Kinderheims, war wunderbar, weil sie Tommy jedes Jahr wieder akzeptiert und geliebt hat. Gerne hätte ich noch mehr von ihr gelesen!
Die Romanze mit Carey beginnt überraschend spät und erfolgt überraschend schnell, doch dafür entwickelt sie sich sehr gut weiter und wird bald zu einer Beziehung, mit der ich sehr mitgefiebert habe. Zu meiner Freude kamen auch andere Charaktere wiederholt vor, zu verschiedenen Zeiten in Tommys Leben, was ihre Entwicklung gut zeigte – gerade deshalb auch, weil sie sich nie an Tommy erinnerten. Gerade am Anfang bekommen wir sogar ihre Sichtweisen mit, die die Geschichte zusätzlich bereicherten.
Natürlich sieht man so einige Handlungspunkte kommen, aber das hat meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Zumal war das Ende anders, als ich es erwartete, aber auf sehr gute Weise – die Art und Weise, wie die Geschichte abgeschlossen wird, war erstaunlich zufriedenstellend und gleichzeitig nicht unbedingt etwas, das man erwartet.
Insgesamt also ein angenehmer Roman mit einem gut umgesetzten Idee, der mich sehr gut unterhalten hat!
- Utopien für
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- Grundeinkommen
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- Geld
- Offene Grenzen
- Gleichberechtigung
Die Abschaffung der Sklaverei, das Wahlrecht für Frauen, die Ehe für queere Paare: Selbstverständlichkeiten, die ehemals als Utopien galten und wohl niemals durchgesetzt worden wären, hätte man sich nicht so stark für diese scheinbar unmöglichen Ideen eingesetzt. Doch es gibt noch mehr, für das es sich zu kämpfen lohnt: Das bedingungslose Grundeinkommen für jeden Erdenbürger; die 15-Stunden-Arbeitswoche, die mehr Freizeit zulässt; und offene Landesgrenzen, die es mehr Menschen erlauben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Unmöglich? Vielleicht. Doch warum es wichtig ist, diese Ziele anzustreben, führt Rutger Bregman in seinem Sachbuch aus.
Ich habe bereits zwei andere Sachbücher von Rutger Bregman gelesen und bin immer wieder fasziniert von den Ideen, die er in ihnen vorstellt. In diesem Sachbuch war es speziell das Grundeinkommen, das mich faszinierte – wie wohl viele andere Menschen bin ich unwillkürlich davon ausgegangen, dass Menschen an der Armutsgrenze nicht oder nur schlecht mit Geld umgehen können, doch Rutger Bregman hat mich hier eines Besseren belehrt. Seine Beispiele von Menschen und Menschengruppen, denen schlicht Geld gegeben wurde und die es schafften, es zu vermehren, haben meine Sichtweise dazu komplett verändert. Das mag ich an seinen Sachbüchern am meisten – selbst, wenn man dann doch auf Dinge trifft, die man nicht ganz nachvollziehen kann, gibt es immer auch etwas, das einen zumindest zum Nachdenken anregt.
Auch die Vorstellung einer 15-Stunden-Woche war selbstverständlich sehr verlockend, auch wenn sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu den Vorstellungen gehört, die noch weit weg erscheinen (es aber hoffentlich nicht sind). Es war traurig, noch mal daran erinnert zu werden, wie viel wir arbeiten, obwohl die Menschheit seit mindestens einem Jahrhundert von kürzeren Arbeitszeiten träumt.
Die offenen Grenzen haben mich persönlich nicht allzu interessiert, weil ich mit ihnen am wenigsten zu tun hatte, aber hier spricht natürlich die privilegierte weiße Person aus mir, die das Glück hatte, im richtigen Land aufzuwachsen.
So oder so waren diese drei Themen jedoch interessant zu lesen und machen es erstaunlich leicht, sich eine Welt vorzustellen, in der sie bereits in Erfüllung gegangen sind. Insofern also eine gute Lektüre für alle Realisten, Optimisten und Pessimisten!
- Atmosphere
- Taylor Jenkins Reid
- Belletristik
- Ullstein
- Weltraum
- Astronauten
- Raumfahrt
- Leben
- Liebe
- Familie
- Romanze
- Emotional
- Drama
- LGBTQ+
Schon seit Kind hat Joan Goodwin den Traum, Astronautin zu werden, doch in den Achtzigern ist das nicht leicht, selbst nachdem die NASA offiziell Frauen einstellt. Trotzdem findet sie schnell Freude an der Arbeit und in den Kolleg:innen, die sie dabei unterstützen. Währenddessen kümmert sie sich liebevoll um ihre Nichte Frances, ist allerdings auch wütend auf ihre Schwester, weil diese sich nicht um ihre Tochter kümmert. Doch erst, als Joan die Raumfahrtingenieurin Vanessa Ford näher kennenlernt, beginnt Joan infrage zu stellen, wo wirklich ihr Platz im Universum ist …
„Atmosphere“ ist Taylor Jenkins Reids neuester Roman, und zumindest am Anfang derjenige, bei dem es mir am schwersten fiel, in ihn hineinzufinden. Teils liegt das sicherlich an meinem mangelnden Interesse an der Raumfahrt; zwar gelang es Reid und anderen Autor:innen, Romane zu schreiben, deren Themen mich nicht sonderlich interessierten und deren Geschichte mich trotzdem packte, aber in diesem Roman steckt so viel sichtbare Recherche, dass es zunächst schwierig war, neben all den Fachbegriffen einen Weg in die Geschichte zu finden. Ich bewundere Reid sehr für die Arbeit, die sie in diesen Roman gesteckt haben muss, muss aber zugeben, dass sie nicht immer interessant beschrieben war. Tatsächlich fürchte ich, dass nur Raumfahrt-Fans der Geschichte etwas abgewinnen könnten, obwohl sie noch so viel mehr enthält.
Denn nach und nach fand ich schließlich meinen Weg in die Geschichte, was vor allem zwei Charakteren zu verdanken ist: Frances, Joans Nichte, und Vanessa, ihrer Partnerin. Am Anfang war ich aufgrund der vielen Charaktere erst einmal überfordert, doch schnell kristallisierte sich heraus, dass diese beiden Personen die wichtigsten in Joans Leben sind – und das spürt man auch. Sowohl ihre familiäre Beziehung zu Frances als auch ihre romantische zu Vanessa war so liebevoll, so dramatisch und allgemein so gut geschrieben, dass sie mich am Ende wortwörtlich in Tränen ausbrechen ließen. Zwar hat Joan auch Freundschaften mit den anderen Charakteren ihrer Truppe (die zudem durch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt ist, ein besonders dramatisches Gewicht bekommen), doch Frances und Vanessa haben diesen Roman am meisten bereichert.
Am spannendsten und intensivsten waren für mich die 1984-Szenen, bei denen ich richtig mitfieberte und die die Geschichte durch das Vorwissen, das wir in ihnen gewinnen, noch verbesserten. Ich war am Ende so in Tränen aufgelöst, dass es einen starken Kontrast zum Beginn des Romans bildete, in den ich nur holprig reinfand. Doch ohne die vergangenen Szenen hätten diejenigen, die mich zum Weinen brachten, keinen so starken Effekt gehabt, weshalb ich auch für diese dankbar war.
Dieser Roman thematisiert die Liebe, das Leben und die Tapferkeit, es nach bestem Gutdünken zu leben, doch wenn es um seine Bewertung geht, tue ich mich schwer. Denn gesamt betrachtet haben mir andere Romane von Reid besser gefallen, weil ich leichter in sie hineinfand und mich mehr in die Protagonistinnen und Geschichte hineinversetzen konnte; doch andererseits hat mich kein Roman von ihr so stark emotional beeinflusst wie dieser. Deshalb würde ich ihm immer noch eine Empfehlung aussprechen – nur mit der Anmerkung, dass der Anfang zwar sehr beschwerlich ist, sich das Ende aber umso mehr lohnt!
- Das Buch der
- verlorenen Stunden
- Hayley Gelfuso
- dtv
- Belletristik
- Fantasy
- Zeitreise
- Magischer Realismus
- 20. Jahrhundert
- Erinnerungen
- Romanze
- Liebe
- Familie
- Twists
- Spannung
- Kleines Highlight
Lisavet Levy ist elf Jahre alt, als ihr Vater sie zum Schutz vor den Nazis in den Zeitraum wirft – einem Ort, der außerhalb der Zeit liegt und der Zeithütern erlaubt, die Erinnerungen der Menschen zu besuchen. Hier verbringt Lisavet die nächsten Jahre und bewahrt dabei die Erinnerungen, die von anderen Zeithütern verbrannt werden sollen, in ihrem Buch auf. Als sie auf den Zeithüter Ernest trifft, der für die Gegenseite arbeitet, überzeugt sie ihn davon, mit ihr zusammen die Erinnerungen der Menschheit zu beschützen. Doch als sie sich ineinander verlieben, drohen sie, von Ernests Vorgesetzten Jack erwischt zu werden, was das gesamte Zeitgefüge auseinanderbrechen könnte …
Ich liebe Zeitreise-Romane und die, die ich besonders liebe, schaffen es, wunderschöne Verbindungen zwischen den Zeiten und Charakteren zu schaffen, die das gesamte Leseerlebnis bereichern. Und obwohl diese Verbindungen in diesem Roman vielleicht etwas zu offensichtlich sind – besonders für diejenigen, die bereits schon einige Romane in dieser Richtung gelesen haben –, hat mir die Lektüre immer noch sehr gut gefallen! Es war einfach ein wunderschönes Erlebnis, Lisavet und Ernest bei ihren Abenteuern und ihrer Romanze zuzusehen, weil beides so gut umgesetzt war – spannend, dramatisch und voller moralischer Fragen. Speziell die Art und Weise, wie sich ihre Leben und ihre Liebe im Lauf der Jahre änderten, war einfach fantastisch.
Teils liegt das definitiv an Lisavet, die eine vielschichtige Protagonistin mit ihren eigenen Fehlern und reuevollen Entscheidungen war. Ich habe definitiv nicht jeder Tat, die sie durchführte, zugestimmt – manche von ihnen waren wirklich furchtbar –, doch ich habe die Motivation hinter ihnen immer noch verstanden und ihr gewünscht, dass sie ein gutes Ende findet, obwohl sie es für andere verhindert hat.
Neben Lisavet bekommen wir auch Amelias Sichtweise zu lesen, die als Ernests Nichte ebenfalls in die Geschehnisse hineingezogen wird. Zwar liegt der Fokus definitiv auf Lisavet, doch es war erhellend, auch Amelias Sichtweise zu lesen zu bekommen, weil sie den Kontext von Lisavets Geschichte veränderte. Die Verbindung zwischen den beiden Geschichten war hervorragend und hat zu einem äußerst zufriedenstellenden Ende geführt, das genauso war, wie ich es mir erhofft hatte.
Was den Zeitreise-Aspekt angeht, hat mir vor allem das Besuchen der verschiedenen Zeiten gefallen, doch davon abgesehen spielen eher Erinnerungen – und deren Verlust – die größere Rolle. Der Zeitraum, in dem Lisavet sich für einen beträchtlichen Teil des Romans aufhält, wird nicht allzu sehr ausgeführt und bleibt im Grunde ein mysteriöser Ort ohne tiefere Erklärung; doch um ehrlich zu sein, habe ich die auch nicht gebraucht, weil es gerade bei diesem Ort leicht war, seine Existenz zu akzeptieren.
Die einzige größere Kritik, die ich habe, betrifft die eigentlich unwichtige Nebenhandlung zwischen Lisavet und ihrem Vorsitzenden Jack. Ich fand Jacks romantisches Interesse an ihr sehr unnötig und die Art und Weise, wie es sich entwickelte, so störend, dass ich es als einen großen Wermutstropfen in einer ansonsten wunderschönen Geschichte empfand. Dabei spielt dieser Teil der Handlung wie gesagt keine größere Rolle, man hätte ihn ebenso gut weglassen bzw. umschreiben können, was meiner Meinung nach der Geschichte sehr gedient hätte. Selbst jetzt nach dem Lesen des großartigen Endes muss ich an diesen kleinen Teil der Handlung denken, von dem ich mir wünschte, er würde schlicht nicht existieren.
Glücklicherweise nimmt er nicht zu viel Raum ein und bewirkte auch nicht, dass mir die Freude an der Geschichte verging. Im Gegenteil kann ich die Lektüre jedem Zeitreise-Fan und auch jedem Fan von magischem Realismus herzlich empfehlen, weil sie neben diesem einem Kritikpunkt so viele herrliche Sachen zu bieten hat, dass das Lesen eine wahre Freude ist!
Bereits Ende letzten Jahres durfte ich das Leseexemplar zu „Immortal Consequences“ lesen, doch jetzt nach Erscheinen entschloss ich mich, meine Erinnerung noch mal aufzufrischen – diesmal quasi parallel auf Englisch und auf Deutsch.
Erst einmal muss ich die Übersetzerin Doris Attwood loben – sie hat einen wirklich großartigen Job geleistet, I. V. Maries Geschichte ins Deutsche zu übertragen. Natürlich habe ich das englische Original ebenfalls genossen und finde durchaus, dass es dort Formulierungen gibt, die sich nicht perfekt in Deutsche übertragen lassen, aber insgesamt war ich sehr beeindruckt davon, wie natürlich sich die deutsche Übersetzung las.
Was die Geschichte selbst angeht, kann man meine Gedanken dazu in meiner vorherigen Rezension nachlesen, denn insgesamt haben sie sich nicht allzu sehr verändert. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den Charakteren und den Romanzen, den Trials und den Dialogen – sie waren alle nicht nur unterhaltsam geschrieben, sondern auch so, dass es sehr leicht war, in sie investiert zu werden. I. V. Marie benutzt gekonnt bekannte Klischees, um eine Geschichte zu erschaffen, die sich trotzdem frisch anfühlt.
Was Kritik angeht, finde ich, dass speziell das Worldbuilding und die Antagonisten im zweiten Band weiter ausgebaut werden sollten, weil beide verhältnismäßig schlicht gestaltet sind. Zugegeben liegt der Fokus auch nicht auf ihnen, aber trotzdem wünsche ich mir, dass beide im zweiten Band etwas vertieft werden.
Ansonsten ist die Geschichte sowohl in Englisch als auch in Deutsch nach wie vor ein Highlight für mich!