Carving Shadows into Gold
496 Seiten

Nach den Ereignissen des letzten Bandes ist das Leben für Tycho, Jax und Callyn nicht gerade einfacher geworden. Tycho und Jax müssen ihre Beziehung verstecken und dann wird Tycho noch dazu gerufen, um eine Nachricht an Grey zu übermitteln, was die beiden wieder für einige Zeit trennen wird. Während Tycho sich damit quält, dass seine Freundschaft zu Grey immer mehr zerbricht, Jax Probleme damit hat, trotz der Sprachbarriere ein Leben in Emberfall aufzubauen und Callyn ihre Magie geheim halten muss, während sie sich fragt, wie sie eigentlich zu Alek steht, greifen konstant die Scraver an – und die drei kommen an den Punkt, an dem Magie der einzige Ausweg zu sein scheint …

Diese Fortsetzung zu „Forging Silver Into Stars“ las sich anders als der erste Teil, was ich teils als Lob und teils als Kritik meine. So finde ich es großartig, dass Brigid Kemmerer auch hier alle Teile eines Konflikts gleichwertig dargestellt hat: Ob wir nun Tycho, Jax, Callyn, Grey, Rhen oder Alek vor uns haben: ihre Sichtweisen, Meinungen und Probleme werden überraschend äquivalent behandelt, sodass man selbst dann, wenn man ihnen nicht zustimmt, zumindest verstehen kann, warum sie so denken und handeln, wie sie es tun. Das war meiner Meinung nach schon immer Brigid Kemmerer große Stärke und auch hier hat sie sie erfolgreich umgesetzt.

Auch der Fokus auf Freundschaften war fantastisch zu lesen. Ein wenig Liebesdrama gibt es zwar, aber sie hält sich in Grenzen und größtenteils erleben wir dafür die Freundschaft zwischen Tycho und Malin, zwischen Jax und Sephran und zwischen Callyn und Lia Mara bekommen nicht alle gleich viel Screentime, aber sie alle waren einnehmend zu lesen. Auch andere Duos bekommen ihre Momente (Tycho und Grey, Jax und Rhen, Callyn und Alek), aber mein persönliches Highlight war die Freundschaft zwischen Tycho und Malin.

Leider bekommen wir dafür von den Romanzen nicht allzu viel mit. Tycho und Jax werden am Anfang zehn Kapitel gewidmet, bevor sie für den Großteil des Romans voneinander getrennt werden, während Callyn und Alek ein paar Szenen über den Roman hinweg haben, aber keine der Romanzen ist letztendlich im Fokus. Das fand ich schade, denn so sehr mir die Freundschaften gefallen haben, hätte ich gerne noch mehr Interaktionen zwischen den drei Charakteren gesehen.

Apropos: Wie gesagt verbringen die Protagonisten den Großteil der Handlung getrennt voneinander, wobei die Kapiteleinteilung für mich gewöhnungsbedürftig war. Denn es gibt einige Phasen, in denen wir nur zwei Charakteren folgen, während wir den dritten für mehrere Kapitel nicht sehen. Natürlich gibt es auch Kapitel, die gut durchgemischt sind, aber insgesamt gibt es mehrere Kapitel mit einem klaren Fokus.

Gleichzeitig lebt die Handlung sehr von den Charakteren und ihren Beziehungen. Insgesamt passiert nicht allzu viel, außer, dass regelmäßig die Scraver angreifen, was sich sogar auf das Ende auswirkt. Ich war nicht so sehr interessiert daran, wie die Handlung sich entwickelt, sondern, wie die Beziehungen es tun.

Zusammengefasst hat mir der erste Band besser gefallen, weil die Protagonisten mehr Interaktionen miteinander hatten und es eine spannendere Handlung gab, aber dafür gelingt es diesem Band sehr gut, die Freundschaften der Charaktere hervorzuheben. Wer gerade das erfrischend findet, wird mit der Lektüre zufrieden sein, aber wer lieber mehr von den Romanzen haben wollte, wird dafür eher enttäuscht werden.

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente: Das Zeichen der Fünf
336 Seiten

Arthur freut sich, zurück nach Baskerville Hall zurückzukehren, um seine Freunde Jimmy, Irene, Grover und Pocket wiederzusehen. Doch Jimmy verhält sich ihm gegenüber merkwürdig und Arthur fürchtet, dass er insgeheim immer noch dem Kleeblatt treu ist. In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, für einen Ideenwettbewerb etwas Außergewöhnliches zu erfinden, was Arthur Probleme bereitet. Denn er bekommt keine Gelegenheit, sich um den Wettbewerb zu kümmern, als Professor Sherlock Holmes vergiftet wird und ins Koma fällt. Und es bleibt nicht nur bei einem Anschlag, was in Arthur bald den Verdacht weckt, das weitaus mehr hinter den Kulissen vorgeht, als es zunächst den Anschein hat …

Spannend geht es mit Arthurs Abenteuern auf Baskerville Hall weiter, wobei das eigentliche Mysterium sich diesmal direkt auf Sherlock Holmes und dessen Freunde bezieht. Das hat mir sehr gefallen, weil wir so mehr Informationen zu verschiedenen Hintergründen und Charakteren erhalten haben, die wiederum die Geschichte bereicherten.

Natürlich bekommen auch die gegenwärtigen Charaktere ihre Zeit zu scheinen: Während Arthur weiterhin ein großartiger, fehlerbehafteter und trotzdem sympathische Protagonist bleibt, werden in diesem Band seine Freundschaften zu Jimmy und Grover in den Fokus gerückt. Beide Freundschaften und das, was sie symbolisierten, hat mir außerordentlich gut gefallen, auch wenn wir dafür weniger von Irene und Pocket mitbekommen haben.

In Verbindung mit Grover wird auch die parapsychologische Teil der Schule mehr in den Fokus gerückt, was Ali Standish sehr gut umgesetzt hat. Arthur ist dem gegenüber natürlich skeptisch, doch die Art und Weise, wie sowohl sein logisches, rationales Denken als auch die übernatürlichen Elemente miteinander verbunden wurden, war schlicht großartig. Bereits der erste Teil etablierte, dass es Magie gibt, während der zweite Teil zeigt, dass noch ein wenig mehr existiert – aber eben auch nicht alles. Hier wurde meiner Meinung nach die perfekte Balance getroffen.

Das Rätsel um die Anschläge war für mich dieses Mal einfacher zu lösen, war aber trotzdem spannend beschrieben. Ein paar Überraschungen gibt es zwar, aber die meisten waren eher eine logische Konsequenz der Dinge, die bereits etabliert wurden.

Insgesamt also ein gelungener zweiter Teil, der es fantastisch schafft, seine Fantasy-, Krimi- und Spannungselemente miteinander zu verbinden!

Wer, wenn nicht du
400 Seiten

Zwei Wochen ist es her, seit Lena sich von Leo getrennt und Kate gesagt hat, dass sie Zeit für sich braucht. Sie möchte herausfinden, wer sie wirklich ist und wer sie sein will. Während Siljas Workshop, bei dem Lena mehr über das Fotografieren lernt und neue Freundschaften schließt, hat sie endlich Zeit, sich ihrer Gefühle für Kate klar zu werden. Leo währenddessen ist noch nicht über Lena hinweg und möchte sie unbedingt zurückgewinnen …

Dieser Abschlussband der Dilogie ist emotional, romantisch und inspirierend, was einfach wunderschön zu lesen war. Lenas Selbstfindung, Kates wachsende Offenheit und Leos Bewältigungsstrategien waren alle gleichermaßen interessant zu lesen, wobei das Highlight natürlich immer noch Lenas Geschichte ist. Es war so leicht, sich in sie hineinzuversetzen und ich liebte es, wie der Foto-Workshop und dessen Charaktere sie so flüssig in die Geschichte einfügten. Claire, Jade und Pascal wurden schnell zu meinen liebsten Nebencharakteren, aber auch die Nebenfiguren der anderen Geschichten (speziell Kates Assistentin/Freundin April) konnten mich überzeugen. Stellenweise gab es sogar Figuren wie Thorben, die nur für kurze Zeit auftraten, aber dennoch einen starken Eindruck hinterließen.

Sehr gut fand ich es, dass alle drei Hauptcharaktere gleichermaßen sympathisch dargestellt wurden. Leo ist nicht der eifersüchtige Exfreund, sondern jemand, mit dem man Mitgefühl hat, während man gleichzeitig Lena und Kate die Daumen drückt. Ich hatte ein wenig Angst, dass speziell Leo unsympathisch werden würde, aber tatsächlich habe ich ihn mindestens genauso sehr verstanden wie Lena. Zu sehen, wie sich beide entwickeln und über sich hinauswachsen, war schlicht wunderschön.

Die Romanze zwischen Lena und Kate geht hier den nächsten Schritt, was insgesamt betrachtet sehr gut umgesetzt war. Ich hätte mir nur gewünscht, die beiden hätten sich früher getroffen; Lenas Pause nimmt mehr als die Hälfte des Romans ein, was mir zwar während des Lesens selbst nicht aufgefallen ist (weil sie viel an Kate denkt, mit ihr schreibt und allgemein viele interessante Sachen erlebt), jetzt nach dem Lesen aber dann doch wie eine zu lange Zeitspanne wirkt.

Ansonsten hat mir die Geschichte allerdings sehr gut gefallen und ich empfehle sie allen, die queere und/oder Selbstfindungsgeschichten mögen!

Forever, Interrupted
352 Seiten

Neun Tage ist Elsie mit Ben verheiratet, als er plötzlich bei einem Unfall stirbt. Sie kannten sich erst ein halbes Jahr, doch die Liebe, die sie füreinander empfanden, hat es ihnen leicht gemacht, den Schritt der Heirat schnell zu wagen. Doch nun ist Elsie allein. Susan, Bens Mutter, wusste bis dahin nicht einmal, dass sie existiert und weigert sich zunächst, irgendetwas mit ihr zu tun zu haben. Während Elsie in ihrer Trauer versinkt und an die kurze, aber wertvolle Zeit mit Ben denkt, beginnt jedoch eine Freundschaft zwischen ihr und ihrer Schwiegermutter, die ihnen beiden dabei hilft, mit ihrem Verlust umzugehen …

Als Fan von Taylor Jenkins Reids Romanen war es für mich eine Selbstverständlichkeit, auch die Neuauflage von „Forever, Interrupted“ zu lesen. Wie erwartet handelt es sich um einen leicht zu lesenden Roman, der berührend und emotional ist, doch unerwarteterweise nicht viel Neues erzählt.

Aber fangen wir am Anfang an: Bens Tod am Anfang war tatsächlich sehr plötzlich, sodass ich Elsies Trauer erst dann richtig nachvollziehen konnte, als wir ihn in den Vergangenheitskapiteln näher kennengelernt haben. Diese haben mir überraschend gut gefallen: Die Art und Weise, wie Elsies und Bens Beziehung beschrieben wurde, hatte einerseits etwas von einer Disney-Romanze, kam andererseits aber trotzdem überraschend glaubwürdig rüber, sodass ich problemlos glauben konnte, dass Bens Verlust Elsie so hart trifft, wie er es tut. Hier ist es Taylor Jenkins Reid wirklich hervorragend gelungen, ihre Romanze so besonders zu beschrieben, wie sie von den beiden wahrgenommen wird.

Auch Elsies Freundschaft mit Susan, die sich erst später in der Handlung entwickelt, fand ich gut umgesetzt. Zusammen helfen sie sich mit ihrer Trauer, was schön beschrieben war. Hier in der Gegenwart gab es auch zwei angenehme Überraschungen, was die Handlungsrichtung betrifft – denn statt sich auf die Klischees dieses Genres einzulassen, hat Taylor Jenkins Reid sie bewusst vermieden und die Geschichte dadurch bereichert.

Trotzdem haben mir die Vergangenheitskapitel mehr gefallen, weil ich trotz der guten Umsetzung von Elsies Trauer nicht das Gefühl hatte, dass mir hier etwas Neues erzählt wird – tatsächlich lief die Trauer ungefähr so ab, wie ich es erwartet hatte, ohne große Überraschungen oder Twists. Da war die Liebesgeschichte zwischen Elsie und Ben besonderer für mich, weil sie technisch gesehen zwar einfach eine Liebesgeschichte ist, praktisch es aber erfolgreich schaffte, mich mit dem Paar mitfiebern zu lassen.

Obwohl der Roman traurige Themen aufgreift, ist er nicht per se traurig, sondern eher hoffnungsvoll und schön. Trotzdem sollte man wissen, worauf man sich einlässt, bevor man zu lesen anfängt – hier erwartet einen eine gute Geschichte, aber auch eine, die man so ähnlich schon mal gelesen haben könnte. Deshalb ist sie vor allem für Fans der Handlungsidee zu empfehlen, die gerne über den Umgang mit Trauer lesen, aber weniger für alle anderen. Mir selbst hat die Geschichte gut gefallen, doch Taylor Jenkins Reids andere Romane gefielen mir noch mehr.

Forging Silver into Stars
541 Seiten

Jax und Callyn sind beste Freunde, die in dem kleinen Städtchen Briarlock leben. Jax arbeitet erfolgreich als Schmied, doch wegen seines fehlendes Fußes und seines gewalttätigen Vaters fühlt er sich trotzdem nutzlos. Callyn ist eine Bäckerin, die nach dem Tod ihrer Eltern alles tun will, um ihre kleine Schwester zu beschützen. Beide haben Geldsorgen, weshalb Jax die Möglichkeit, durch das Übergeben geheimer Nachrichten genug Silber für sich und Callyn zu verdienen, sofort annimmt. Bis der Königskurier Tycho nach Briarlock kommt, der ihre Leben gehörig auf den Kopf stellt. Nicht nur fürchten sie seine Verbindung zum König und seine Magie, sondern vor allem, dass er ihr Geheimnis entdecken könnte …

Bereits vor zweieinhalb Jahren habe ich „Forging Silver into Stars“ gelesen, doch zum Erscheinen des zweiten Bandes wollte ich meine Erinnerung nochmal auffrischen – und noch einmal in Brigid Kemmerers Welt eintauchen. Ich bin immer noch sehr begeistert von dieser Fantasygeschichte, weil deren Charaktere so fantastisch umgesetzt sind.

Das fängt natürlich mit den drei Hauptfiguren an: Tycho, Jax und Callyn. Sie alle waren sowohl sehr sympathisch als auch sehr gut charakterisiert, mit eigenen Problemen und eigener Zerrissenheit. Mir haben vor allem die romantischen Beziehungen zwischen Tycho und Jax sowie Callyn und Alek gefallen, als auch die Freundschaft zwischen Jax und Callyn. Die Chemie zwischen den Charakteren hat einfach gestimmt, sodass es leicht war, sich auf die verschiedenen Beziehungen einzulassen. Besonders hat mich hier die Geschwindigkeit beeindruckt, in der sie vorankamen: Sie war langsam genug, um glaubhaft zu sein, aber nicht so langsam, dass es frustrierend gewesen wäre. Tycho und Jax sind dabei natürlich das Highlight, aber auch bei Callyn und Alek, die weniger Screentime bekamen, war ich überrascht darüber, wie glaubwürdig mir ihre Beziehung vorkam.

Wo wir von Alek sprechen: Auch die Antagonisten des Bandes waren hervorragend geschrieben. Das ist, finde ich, Brigid Kemmerers große Stärke: Bei ihr gibt es kein einfaches Gut und Böse, sondern viele Seiten mit ihrer eigenen Agenda, ihren eigenen Gründen für ihre Taten und einer komplexer Charakterisierung. Das wusste ich sehr zu schätzen, weil die Antagonisten weder komplett sympathisch noch komplett böse dargestellt werden, sondern schlicht als Menschen mit ihren Fehlern und zuweilen schlechten Entscheidungen. Das weitet sich auch auf die Charaktere auf Tychos Seite aus, speziell auf Grey, deren Freundschaft in diesem Band ordentlich getestet wird. Ich liebte es, dass es auch hier Schwierigkeiten gab, weil das die Charaktere und noch tiefgründiger gemacht hat, als sie ohnehin schon waren.

Was die Handlung betrifft, bleibt sie stets spannend, doch definitiv fokussiert auf die Charaktere an sich – obwohl es natürlich viele spannende Szenen gibt, ist es nicht zwingend die Handlung, die die Geschichte trägt, sondern die Charaktere, von denen sie erzählt. Für mich persönlich ist das ein Pluspunkt, weil ich charaktergetriebene Geschichten sehr mag.

Trotzdem hätte ich gerne noch mehr von der Welt bzw. dem Worldbuilding gesehen. Wir bekommen zwar ein wenig mit, aber nicht genug, als dass sie sich von unserer Welt abgehoben hätte. Zugegeben ist das kein großer Kritikpunkt (wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer die Charaktere wählen, weil mir ihre Beziehungen so ausgesprochen gut gefallen haben), aber trotzdem etwas, von dem ich hoffe, dass der zweite Band es ein wenig vertieft. Das werde ich dann bald erfahren!

Garden of the Cursed
384 Seiten

Marlow ist die beste Fluchbrecherin von Caraza, doch als ihr Ex-Schwarm Adrius sie bittet, ihm bei einem Fluch zu helfen, weigert sie sich strikt, etwas mit ihm zu tun haben. Bis sie erfährt, dass der Fluch, mit dem Adrius belegt wurde, ein Nötigungsfluch ist, der ihn zwingt, alles zu tun, was man ihm befiehlt – und dass die Person, die ihn verflucht hat, sehr wahrscheinlich auch die Person ist, die für das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich ist. Entschlossen, herauszufinden, wer hinter allem steckt, arbeitet sie mit Adrius zusammen – doch um keinen Verdacht zu erwecken, müssen die beiden so tun, als wären sie ein Paar, was Marlow ganz und gar nicht behagt …

Ich habe die „Age of Darkness“-Reihe von Katy Rose Pool so sehr geliebt, dass sie damals sogar meine Schreibblockade beendete, weshalb ich natürlich gespannt darauf war, wie sehr mir „Garden of the Cursed“ gefallen würde. Und obwohl ich die „Age of Darkness“-Reihe etwas mehr mochte, hat mir „Garden of the Cursed“ sehr viel Spaß gemacht – tatsächlich freue ich mich jetzt schon darauf, im Sommer den Abschlussband zu lesen!

Am beeindruckendsten waren für mich das Worldbuildung und das damit verbundene Magiesystem. In vielen Fantasyromanen, die ich gelesen und geliebt habe, spielten die eigentlichen Details der Welt keine allzu große Rolle, doch die pure Lebendigkeit der Welt, die Katy Rose Pool erschaffen hat, zeigt, wie großartig es ist, sie mit liebevollen Details zu füllen. Ob es nun um ein berühmtes Theaterstück, ein beliebtes Kartenspiel unter den Adligen oder um den Einsatz der Magie geht: Alles fühlt sich so durchdacht und lebensecht an, dass es eine wahre Freude war, Caranza näher kennenzulernen. Das Magiesystem verdient dabei eine Extra-Erwähnug, denn die Hexkarten, durch die sie ausgelöst wird, waren nicht nur ein kreatives, sondern auch ein hervorragend umgesetztes Konzept. Ich hoffe, dass auch der zweite Teil damit fortfahren wird, die Welt und ihre Magie weiter vorzustellen.

Auch die beiden Hauptcharaktere haben mir sehr gefallen. Marlow und Adrius waren nicht nur sympathische und gleichzeitig dreidimensionale Charaktere, sondern hatten auch eine komplexe Romanze, die mich sehr eingenommen hat. Der Befehlsfluch, der dabei auf Adrius liegt, hat ihre ohnehin schon schwierige Beziehung noch interessanter gemacht, wobei der Fluch zwar überraschend selten, dafür aber immer sehr gut genutzt wurde. Besonders gut ist hier, dass ihre Romanze die Handlung bereichert, statt sie zu ersetzen – das sorgte für ein sehr angenehmes Ratio zwischen spannender Handlung und süßer Romanze.

Von den Nebencharakteren stach nur Swift, Marlows bester Freund, positiv hervor, während die anderen vergleichsweise blass blieben. Sie erfüllten zwar ihren Zweck, aber nicht viel mehr, weil der Fokus eher auf Marlow, Adrius und der spannenden Handlung lag. Diese hat mich mit ihren Geheimnissen und Twists ordentlich auf Trab gehalten, auch wenn ich letztendlich fand, dass es etwas ZU viele falsche Fährten gab. Schließlich ist es recht klar, dass die ersten paar Personen, die Marlow verdächtig erscheinen, vermutlich nicht ihre Zielperson sein werden, auch wenn sie dafür andere Geheimnisse haben.

Insgesamt also eine sehr spaßige Lektüre mit hervorragendem Worldbuilding und einer Romanze, die weder zu viel noch zu wenig Platz einnimmt. Empfehlenswert für alle, die beides schätzen!

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
384 Seiten

Mit fünf Jahren hat Minnas Mutter ihren Tod im Bücherlabyrinth gefunden. Elf Jahre später will Minna herausfinden, was wirklich mit ihr geschah. Sie fängt eine Ausbildung zur Büchersucherin bei dem grimmigen Raban Krull an, in der Hoffnung, mehr Informationen zu sammeln. So erfährt sie, dass ihre Mutter noch am Leben ist - hinter den Spiegeln, hinter denen sie von Anonymus, dem Bösewicht, verbannt wurde. Doch jetzt droht Anonymus zurückzukehren und Minna ist entschlossen, das Buch der Verlorenen zu finden, um ihre Mutter zurückzuholen. Zusammen mit Rabans anderen Lehrlingen, dem tollpatschigen Gulliver und dem intelligenten Jascha, macht sie sich auf eine Suche, die sie nur zusammen bewältigen können ...

Dieses charmante Kinderbuch war so eine Freude zu lesen, dass ich gar nicht weiß, wo ich mit meinem Lob anfangen soll! Zunächst einmal erzählt es ein kreatives, spannendes Fantasyabenteuer, das nicht nur für Kinder ab elf Jahren, sondern durchaus auch für Erwachsene geeignet ist. Tatsächlich haben diese den Vorteil, die vielen Referenzen an die Literatur und alles, was damit zu tun hat, besser zu verstehen. Immer, wenn ich eine las, musste ich schmunzeln, weil die Geschichte so einen Mehrwert bekam, der mir zusätzlichen Spaß bereitet hat. Einfach großartig!

Zugegeben sah ich als Erwachsene zumindest einige der Handlungsentwicklungen kommen, aber das hat meiner Freude keinen Abbruch getan. Dafür war die Schnitzel- und Rätseljagd und das Entdecken der Büchergeschöpfe viel zu spaßig. Ich liebe es einfach, wie viel Liebe und Kreativität in dieses Buch geflossen ist!

Aber das beste waren die Charaktere. Speziell die drei Lehrlinge (Minna, Gulliver und Jascha) waren alle großartig und ich mochte es, wie ihre Hintergrundgeschichten ihnen Tiefe verliehen. (Jascha war dabei natürlich mein Liebling.) Aber auch Charaktere wie Litotes und Parzival, die unregelmäßiger vorkommen, haben die Geschichte bereichert und waren meine beiden Lieblings-Nebencharaktere. Hier fand ich es auch erfrischend, Charaktertypen zu sehen, die speziell in Kinderbüchern immer noch zu selten vorkommen.

Nur Raban, den Ausbilder der drei Hauptcharaktere, mochte ich nicht. (Was zugegeben auch beabsichtigt ist.) Tatsächlich mochte ich ihn noch weniger als den Antagonisten, weil ich sein Verhalten speziell Gulliver gegenüber schlicht unentschuldbar fand. Ich hoffe, dass der zweite Band die komplexe Beziehung zwischen Vater und Sohn weiter vertiefen wird, denn zumindest im ersten Band wirkte Raban auf mich zu unsympathisch, um seine guten Seiten wertschätzen zu können. Aber auch über mehr positive Frauenfiguren würde ich mich sehr freuen – Minna und Litotes waren hier großartige Beispiele für eine sympathische Heldin bzw. Nebenfigur, aber ich hätte nichts gegen noch mehr!

Insgesamt ein großartiges Fantasyabenteuer, das glücklicherweise nicht nur für Kinder geschrieben ist. Für mich ist es zu einem kleinen Highlight geworden. :)

The Blood Traitor
400 Seiten

Zurück in Zalindov, hat Kiva alles verloren: Ihre Liebe, ihre Freiheit, ihre Freunde – und ihren Willen, weiterzuleben. Doch in der Hoffnung, doch noch alles wiedergutzumachen, kämpft sie weiter, auch wenn sie nicht glaubt, dass Jaren ihr jemals verzeihen wird. Trotzdem will sie ihm unbedingt seine Magie wiedergeben und ihre Schwester Zuleeka stürzen, bevor alles zu spät ist ...

Der dritte und letzte Band hält für Kiva ganz besondere Herausforderungen bereit und diese haben mir (neben ihrer unerwarteten Freundschaft zu Cresta) am besten gefallen. Ob sie nun eine Sucht loswerden, in einer Arena auf Leben und Tod kämpfen, sich ihren größten Ängsten stellen oder einen Berg bewältigen muss: Lynette Noni stellt sie erfolgreich vor Herausforderungen, die sie an ihre Grenzen bringen. Meine liebste Herausforderung war dabei die, in der Kiva mit einer ihrer Ängste konfrontiert wird, doch alle Aufgaben waren letztendlich großartig zu lesen.

Wie bereits erwähnt ist Cresta in diesem Band besonders hervorgestochen, zusammen mit Caldon, der ohnehin immer für eine großartige Szene sorgt. Tatsächlich war es Jaren selbst, der mich in diesem Band nicht ganz überzeugen konnte, weil ich seine Wandlung – zumindest aus Kivas Perspektive, der wir folgen – nicht ganz nachvollziehen konnte. Für mich kam sie zu plötzlich, auch wenn sie mir letztendlich gefiel.

Dafür gibt es wieder ein, zwei überraschende Twists, die durch das Foreshadowing, das Lynette Noni einbaut, noch erfolgreicher werden. Ich glaube, das war mein Lieblingsaspekt des ganzen Re-Reads: All die Details zu bemerken, die ich beim ersten Lesen verpasste. Zudem las sich das Buch trotz der Tatsache, dass ich es schon kannte, immer noch sehr spannend.

Noch mehr als im letzten Band gab es hier so einige Stellen, die mich emotional berührt und zu Tränen gerührt haben, denn ein Re-Read hat nichts an ihrer Wirkung verändert. Diese Reihe gehört immer noch zu meinen absoluten Lieblingen und ich kann sie sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch empfehlen!

The Gilded Cage
448 Seiten

Endlich ist Kiva zusammen mit Jaren, seiner Familie und ihren Freunden in Vallenia, wo sie ihre eigene Familie wiedertreffen und ihre Umsturzpläne in die Tat umsetzen kann. Nur, dass letzteres für sie immer schwieriger wird: Denn je mehr Zeit Kiva mit Jaren und seiner Familie verbringt, desto mehr gerät sie in einen Zwiespalt. Einerseits möchte sie ihre Schwester Zuleeka und ihren Bruder Torell bei ihren langjährigen Plänen, die Königsfamilie zu stürzen, unterstützen – andererseits wächst ihr genau diese Familie immer mehr ans Herz, bis sie selbst nicht mehr weiß, auf welcher Seite sie letztendlich steht. Doch bald wird sie sich entscheiden müssen – zwischen ihrer neuen und ihrer alten Familie …

„The Gilded Cage“ war schon auf Deutsch mein Lieblingsteil der Prison-Healer-Trilogie und das hat sich auf Englisch nicht geändert. Er hat einfach die perfekte Balance: Eine süße Slow-Burn-Romanze zwischen Kiva und Jaren, die viele romantische Szenen miteinander teilen; eine packende Freundschaft zwischen Kiva und Caldon, die sich auf natürliche Weise entwickelt und meine Lieblingsszene des Buches enthält; eine komfortable Atmosphäre verwoben mit dramatischen Szenen, die mich stets zum Weiterlesen antrieben; und natürlich viele Twists, bei denen es im Re-Read Spaß machte, ihr Foreshadowing zu bemerken. Es war eine Geschichte, in der ich am liebsten selbst leben wollte, so leicht fiel es mir, mich in sie hineinfallen zu lassen.

Viel mehr habe ich tatsächlich nicht zu sagen – ich habe „The Gilded Cage“ vollauf genossen und freue mich schon auf das Lesen des letzten Teils!

The Prison Healer
416 Seiten

Seit zehn Jahren lebt die siebzehnjährige Kiva im berüchtigtem Gefängnis Zalindov und ist fast so lange die Gefängnisheilerin. Seit Jahren verspricht ihre Familie ihr, sie zu befreien, doch erst, als die Rebellin Tilda Corentine gefangen genommen wird, besteht zum ersten Mal die Möglichkeit auf Freiheit. Doch nur, wenn Kiva dafür sorgt, dass sie am Leben bleibt, wozu sie deren Strafe auf sich nehmen muss: Vier Elementarprüfungen, die bisher noch niemand überlebt hat. Doch sie ist nicht allein: Jared, ein Gefangener, Naari, eine Gefängniswärterin, und Tipp, ihr junger Helfer, helfen ihr dabei, sowohl die Prüfungen als auch den Ausbruch einer neuen Krankheit zu überstehen …

Ich habe die Prison-Healer-Trilogie bereits auf Deutsch gelesen, wollte jedoch unbedingt auch das Original erleben – und bin immer noch begeistert davon! Gerade beim zweiten Lesen war es faszinierend, mit dem bereits bekannten Wissen eine neue Perspektive auf viele Szenen und Details zu bekommen, die ich beim ersten Lesen logischerweise nicht hatte. Das Foreshadowing ist einfach meisterhaft, einerseits subtil eingebaut und andererseits so logisch im Nachhinein.

Doch das ist noch nicht mal das Beste: Die Beziehungen, die Kiva zu Jaren, Naari und Tipp hat, waren mein persönliches Highlight. Alle Charaktere waren unglaublich sympathisch und ich mochte es, wie sie Kiva immer mehr und mehr ans Herz wuchsen. Ihre aufblühende Romanze mit Jaren ist süß und liebevoll, ihre Freundschaft mit Naari sogar die Beziehung, in die ich am meisten investiert war und ihre schwesterliche Beziehung zu Tipp ebenfalls sehr süß. Andere Charaktere wie Cresta, Mirryn und Caldon, die erst in späteren Teilen eine größere Rolle spielen, haben hier nur wenig Screentime, machen aber einen guten ersten Eindruck.

Ich glaube, die einzige Kritik, die bei meinem Re-Read deutlicher wurde, war die langsame Geschwindigkeit, in der sich die Handlung am Anfang bewegt; dadurch, dass der Roman sich so stark auf Charakterbeziehungen konzentriert, dauert es eine ganze Weile, bis die eigentlichen Prüfungen losgehen, was mich zwar nicht störte, aber möglicherweise für andere Leser:innen als zu langsam empfunden werden könnte.

Nichtsdestotrotz liebe ich diese Geschichte immer noch sehr und werde auch die anderen beiden Teile auf Englisch lesen!

Die Perlenschwester
608 Seiten

Wie ihre Schwestern hat CeCe von Pa Salt einen Hinweis auf ihre Herkunft erhalten. Nachdem sie sich in Thailand eine Auszeit nimmt, macht sie sich auf nach Australien, um dort auf den Spuren von Kitty Mercer ihre eigenen Wurzeln zu finden. Dort lernt sie nicht nur die Geschichte Kittys, die ein ganzes Imperium um den Perlenhandel aufbaute, sondern auch sich selbst besser kennen …

In den vorigen drei Bänden machte CeCe keinen allzu sympathischen Eindruck auf mich, weshalb ich positiv überrascht war, wie wundervoll Lucinda Riley es gelungen ist, sie hier zu einem Charakter zu machen, mit dem man mitfiebert und in den man sich gut hineinversetzen kann. Dadurch, dass sie nach ihrer eigenen Identität sucht und an ihrem eigenen Können zweifelt, war es leicht, ihre Unsicherheiten auf die eigenen zu übertragen. Tatsächlich glaube ich, dass sich wahrscheinlich mehr Menschen in CeCe wiederfinden werden als in den vorigen drei Schwestern!

Aber fast noch wichtiger als CeCe ist Kitty Mercer, deren Leben wir ausführlich verfolgen. Hier gab es viele Plot Twists, die sehr unerwartet waren und das Lesen noch spannender machten. Kitty selbst ist ein unglaublich sympathischer Charakter und sowohl ihre Romanze mit Drummond als auch ihre Freundschaft mit Camira fand ich sehr einnehmend. Obwohl ein Teil von mir gerne noch mehr zu ihren Nachfahren erfahren hätte, war ich froh, dass der starke Fokus auf Kitty ihren Charakter so positiv hervorhob. Nur eins hat mich überrascht: Dass der Perlenhandel, den Kitty übernimmt, letztendlich fast keine Rolle spielte. Denn gerade, als Kitty die Zügel in die Hand nimmt, gibt es einen Zeitsprung und die goldenen Jahre ihres Unternehmens werden einfach übersprungen. Zugegeben passieren sehr viel spannendere Sachen danach und vor allem davor, aber dennoch hätte es mich interessiert, mehr vom Höhepunkt des Perlenhandels zu sehen. Ist zugegeben keine allzu große Kritik, weil mir der Rest so gefallen hat, aber dennoch erwähnenswert.

In CeCes Handlung gibt es in ihrer Zeit in Thailand einen unerwarteten Plot Twist, aber obwohl mir dieser sehr gefallen hat, kam mir Handlung, die mit ihm zusammenhängt, letztendlich nicht relevant vor. Theoretisch hätte man wahrscheinlich die ganze Handlung in Thailand weglassen und direkt zu Australien springen können, weil der Teil um Ace, den CeCe in Thailand kennenlernt, letztendlich wie eine Nebenhandlung wirkte, die seltsam abgeschnitten vom Rest der Handlung war. Der Australien-Teil hat mir da sehr viel besser gefallen, weil er sich nicht nur auf CeCes Ursprünge, sondern auch auf ihren Charakter selbst konzentrierte.

Zusammengefasst gab es also ein paar Dinge, die meiner Meinung nach hätten besser umgesetzt werden können, aber letztendlich war ich sehr begeistert von dem angenehmen Schreibstil, CeCes und Kittys Reise, der Art und Weise, wie sie miteinander verbunden wurden, der spannenden Handlung mit den vielen Twists und der Atmosphäre in Australien. Sehr empfehlenswert für alle, die Familiengeschichten und Geschichten über das Finden der eigenen Identität mögen!

Die unendliche Geschichte
396 Seiten

Als Bastian in einer Buchhandlung ein Buch mit dem Titel „Die unendliche Geschichte“ entdeckt, ist es um ihn geschehen: So ein Buch wollte er schon immer lesen. Kurzerhand stiehlt er es und versteckt sich im Speicher der Schule, um dort Atréjus Abenteuer zu verfolgen – wobei er selbst immer tiefer in die Geschichte hineingezogen wird. Jetzt muss er den Weg der Wünsche gehen, um seinen Wahren Willen zu finden und damit sowohl Phantásien als auch die Menschenwelt zu retten. Doch der Weg ist schwer und steinig und Bastian muss aufpassen, dass er sich dabei nicht verliert …

Es ist schwer, in Worten auszudrücken, wie wichtig mir „Die unendliche Geschichte“ ist, denn obwohl ich einige Lieblings- und Herzensbücher habe, wird „Die unendliche Geschichte“ immer das Buch aller Bücher für mich bleiben. Ich hatte tatsächlich vergessen, wie wunderschön und inspirierend die Geschichte ist, sodass es umso schöner war, sich wieder daran zu erinnern. Es ist eine Geschichte, die ich hoffentlich noch einige Male lesen werde und die mich sicher jedes Mal wieder verzaubern wird.

In dieser Neuauflage der ersten Auflage gibt es zusätzlich eine kleine Entstehungsgeschichte, die mich sehr überraschte, weil ich gar nicht auf den Gedanken gekommen bin, dass dabei natürlich nicht alles komplett glatt ging. „Die unendliche Geschichte“ fühlt sich so vollkommen an – trotz oder gerade wegen der vielen Geschichten, die sie enthält –, dass es mir schwer fiel, mir eine Zeit vorzustellen, in der dies nicht der Fall war.

Natürlich darf nicht unerwähnt werden, dass diese Neuauflage wieder die großen, schönen Anfangsbuchstaben enthält, die einen kleinen Einblick in das Kapitel geben und tatsächlich ein Hauptgrund waren, mir diese Neuauflage zu kaufen. Diese Version der Geschichte ist, zumindest für mich, definitiv die beste Art, „Die unendliche Geschichte“ zu erleben!

Red Umbrella Society – Der Biss der Schlange
320 Seiten

Nach Davids Verrat schließt Skadi sich ihrem Meister Ikaris an, um etwas gegen Priscilla zu unternehmen. Dadurch lernt sie Ikaris besser kennen und begreift, dass mehr in ihm steckt, als es zunächst den Anschein hatte. Doch sie vermisst David immer noch, obwohl sie nicht weiß, ob sie ihm je wieder vertrauen könnte. Um gegen Priscilla vorzugehen, braucht Skadi jedoch die Hilfe von beiden …

Wie schon der erste Teil ist auch der Abschlussband der Red Umbrella Society locker, humorvoll und spannend geschrieben, sodass es ein leichtes war, in der Geschichte zu versinken – doch muss ich zugeben, dass ich mir nicht sicher bin, wie sehr er mir letztendlich gefallen hat.

Das Beste am Band war definitiv Ikaris, der bereits im ersten Band ein faszinierender Charakter war und im zweiten zu meinem absoluten Liebling wurde. Seine Art ist sehr einnehmend, doch am fesselndsten war seine Hintergrundgeschichte, die in diesem Band ausführlich beleuchtet wird. Überhaupt liegt der Großteil des Fokus auf ihm, wobei ich übrigens nicht sagen würde, dass er tatsächlich Teil eines Liebesdreiecks ist – trotz seiner Masse an Screentime war ziemlich klar, dass er und Skadi nicht wirklich zueinander gehören. Hier hätte ich es erfrischend gefunden, wenn seine Rolle als platonischer Freund stärker betont worden wäre, aber gestört hat mich seine Rolle als potentieller Love Interest trotzdem nicht, weil er als Charakter so großartig war.

Dadurch, dass Ikaris so eine wichtige Rolle in diesem Band einnimmt, kommt David dafür leider viel zu kurz. Erst nach hundertfünfzig Seiten taucht er überhaupt zum ersten Mal auf und danach nur in vereinzelten, kurzen Szenen. Das fand ich sehr enttäuschend, zumal er und Ikaris im ersten Band sehr viel gleichberechtigter behandelt wurden, was ihre Screentime angeht. Zwar habe ich nichts dagegen, wenn der Love Interest eines Protagonisten weniger Screentime als die anderen Charaktere bekommt, aber hier war das Ungleichgewicht so stark, dass es mir negativ auffiel.

Auch K, die im ersten Band für viele witzige Szenen sorgte, habe ich hier schmerzlich vermisst. Fast scheint es, als wäre die Screentime aller übrigen Charaktere drastisch reduziert worden, um Ikaris zum zweiten Hauptcharakter zu machen, was ihm sehr gut getan hat, allen anderen Charakteren aber schadete. Eine bessere Balance wäre mir hier sehr willkommen gewesen.

Das Ende ist recht plötzlich und wird sehr schnell abgewickelt, aber insgesamt hat es mir gut gefallen. Den Band selbst würde ich aber nur den Ikaris-Fans empfehlen, weil er mit Abstand das Highlight war und andere Charaktere leider zu kurz kommen.

Destroy the Day
448 Seiten

Nach den Ereignissen des letzten Bandes befinden sich Corrick, Tessa und Harristan in schlimmerer Verfassung als je zuvor. Corrick wurden von Oren Crane gefangen genommen und ist gezwungen, ein Bündnis mit ihm einzugehen, wobei er ausgerechnet mit Lochlan zusammenarbeiten muss. Tessa hält Corrick für tot und versucht, zusammen mit dessen Leibwächter Erik etwas Gutes für die Menschen zu tun, obwohl sie deren König, Rian, über alles hasst und die Trauer um Corrick sie begleitet. Und Harristan versteckt sich zusammen mit seinen Leibwächtern und Palastmeister Quint in der Wildnis vor den Konsuln, die behaupten, er hätte sein Volk vergiftet. Getrennt voneinander versuchen die drei, einen Weg zurück nach Hause zu finden – und dabei selbst am Leben zu bleiben …

Mit „Destroy the Day“ findet die Trilogie um Corrick, Tessa und Harristan ihren würdigen Abschluss, der mit emotionalen, spannenden und auch schönen Momenten gefüllt ist. Trotz der Tatsache, dass die drei Charaktere den Großteil der Handlung getrennt voneinander verbringen und wir so drei sehr unterschiedlichen Handlungssträngen folgen, war ich in jeden von ihnen investiert. Der Hauptgrund dafür liegt definitiv an den neuen Dynamiken, mit denen Brigid Kemmerer hervorragend zeigt, dass nicht nur Liebesbeziehungen für großartige Chemie sorgen.

So haben wir Corrick und Lochlan, die sich nicht ausstehen können, bis sie durch ihre unglücklichen Umstände gezwungen sind, ihre Vorurteile zu überwinden. Das gipfelt in einer sich natürlich aufbauenden Freundschaft, die sich sehr zufriedenstellend und gleichzeitig unterhaltsam las – denn die Dynamik zwischen den beiden war mit ein wenig Abstand meine liebste und hat mich daran erinnert, wie unglaublich großartig werdende Freundschaften beschrieben werden können (vor allem, wenn sie wie hier als Feinde starten).

Dann haben wir Tessa und Erik, die eine hervorragende Bruder/Schwester-Dynamik präsentieren, die durch das Auftauchen von Olive und deren Sohn Ellmo zusätzlich gewürzt wird. Das war wohl der schönste Teil der Geschichte, weil es zwar auch dramatische Momente gibt, der Fokus aber definitiv auf den positiven Erlebnissen liegt. Neben dem Drama, das in Corricks und Harristans Geschichten vor sich geht, war Tessas Sichtweise eine angenehme Abwechslung, die mir sehr gefallen hat.

Harristan währenddessen entdeckt nicht nur die Liebe, sondern auch die Last der Entscheidungen, die Corrick bisher für ihn traf. Zum ersten Mal spürt er, wie wertvoll die Treue seiner Leibwächter ist – und wie schwierig, mit potentiellem Verrat umzugehen. Tatsächlich mochte ich die Szenen mit seinen Leibwächtern genauso sehr wie die mit Quint, was weiterhin betont, wie gut dieser Band die platonischen Beziehungen umsetzt. Insgesamt betrachtet sind die Dialoge in allen drei Handlungssträngen großartig und heben die Qualität der Dynamiken hervor.

Aber eine offensichtliche Kritik hat der Fokus auf platonische Beziehungen natürlich: Dadurch, dass die Charaktere so lange voneinander getrennt sind, verbringen Corrick und Tessa nur wenige Szenen miteinander. Selbst die Szenen zwischen Harristan und Quint, die mehr Zeit zusammen haben, ist durch das Drama der restlichen Handlung eingeschränkt. Einerseits wurden die romantischen Szenen, die es gab, dafür umso schöner, andererseits habe ich trotzdem mehr gewünscht. Letztendlich gefiel mir die Umsetzung der platonischen Beziehungen jedoch so sehr, dass es mir nicht viel ausmachte, dafür weniger von den romantischen zu sehen.

Andere Dinge setzte der Roman ebenfalls hervorragend um: Der schlichte Schreibstil hebt die Gedanken und Gefühle der Charaktere hervor, im Finale werden die Antagonisten auf überraschend plötzliche, aber äußerst zufriedenstellende Weise besiegt und das Ende war einfach wunderschön. Ich glaube, nur an den Anfang musste ich mich etwas gewöhnen; nach den ersten drei Kapiteln, die jeweils die Sichtweise eines der Charaktere zeigen, folgt jeweils eine längere Portion, in der wir Corrick, dann Tessa und dann Harristan folgen, bevor die Sichtweisen wieder mehr miteinander vermischt werden. Doch bleibt der Roman unabhängig von der Sichtweise konstant spannend und ließ mich mit allen drei Charakteren mühelos mitfiebern.

Insgesamt also ein wunderbarer Abschluss der Defy-the-Night-Trilogie, der mich jetzt schon auf Brigid Kemmerers zukünftige Romane gespannt macht!

Royal Gambit
352 Seiten

Sechs Monate sind vergangen, seit Devroe Ross beim Thieves’ Gambit verraten hat, doch trotzdem hört er nicht auf, mit ihr zu flirten. Als wäre das noch nicht genug, soll ein neuer Wettbewerb entscheiden, wer der Anführer ihrer Organisation werden soll – die akribische Count oder der entschlossene Baron. Drei Aufträge sollen entscheiden, wer das bessere Team hat, wobei Ross und Devroe auf verschiedenen Seiten stehen. Und für beide steht das Leben ihrer Familie auf dem Spiel …

Spannend endet die Dilogie mit „Royal Gambit“, wobei die drei Aufträge, die Ross und Devroe gegenüberstellen, definitiv das Highlight waren. Der Anfang, der dieses Gambit einleitet, ist nämlich recht langsam und ich war sehr viel investierter, als es mit den Aufgaben losging. Diese waren so spannend und gut geschrieben, dass ich sie mit Begeisterung verfolgte. Meine Lieblingsaufgabe war dabei das Casino, das viele meiner Lieblingsszenen enthielt, aber auch die anderen zwei Aufgaben waren wunderbar.

Die einzige Kritik, die ich für die Aufgaben selbst habe, ist tatsächlich Ross selbst – denn meiner Meinung nach war sie in ihrem Team das schwächste Glied. Sie machte viele Fehler, teils verständliche, teils unnötige, aber insgesamt zu viele. Ab einem bestimmten Punkt habe ich nicht verstanden, warum man sie engagieren sollte, weil es den Anschein hatte, als würden ihre Missionen fast immer scheitern. Am Ende haben sie und Devroe zum Glück gezeigt, was wirklich in ihnen steckt (und beide Szenen, in denen sie ihren Plan bzw. ihren Wunsch offenbaren, gehörten ebenfalls zu meinen Lieblingen), aber ich wünschte, Ross wäre auch zwischendrin ein wenig fähiger gewesen, statt sich fast ausschließlich auf die Hilfe ihrer Freund:innen zu stützen.

Apropos: Mir hat es sehr gefallen, dass Ross viel Zeit mit ihren Freund:innen verbrachte. Leider geschieht das auf Kosten der Romanze, weil sie und Devroe leider nicht so viele Szenen miteinander verbringen, aber dennoch fand ich es erfrischend, dass Ross’ Freundschaften dafür in den Fokus gerückt wurden. Logischerweise ist es aber immer noch ein Kritikpunkt, dass die eigentliche Romanze etwas zu kurz kommt.

Doch trotz dieser Kritikpunkte hat mit „Royal Gambit“ sehr gefallen und war für mich ein zufriedenstellender Abschluss der Dilogie!