Als Hannah auf eine beginnende Mordserie aufmerksam wird, ist sie sofort fasziniert. In einem Internetforum tauscht sie sich mit anderen Menschen über mögliche Theorien aus. Nach der vierten ermordeten Frau wird der Anwalt William, der mit allen vier Frauen zu tun hatte, festgenommen. Spontan schreibt Hannah ihm, lässt all ihre Gefühle und Gedanken raus, ist jedoch überrascht, als William ihr tatsächlich zurückschreibt. Immer mehr vertieft sich die Beziehung zwischen ihnen – und für Hannah ist der Reiz, in einen mutmaßlichen Serienkiller verliebt zu sein, so groß, dass sie sich immer tiefer in ihrer Obsession verliert ...
Dieser Thriller ist wirklich wahnsinnig spannend geschrieben – es fiel mir sehr leicht, ähnlich wie Hannah immer tiefer in ihm zu versinken, weil er sich so flott las und es sehr faszinierend war, Hannahs obsessives Verhalten zu beobachten. Die Autorin lässt uns ungefiltert an ihren Gedanken teilhaben und beschreibt dabei Hannahs Psychologie so gut, dass ich mich auf eine sehr verquere Weise sogar in sie hineinversetzen konnte.
Durch den locker zu lesenden Schreibstil zieht die Geschichte einen von Anfang bis Ende mit, es gibt keine langsamen Stellen und allgemein ein schnelles Pacing. Darunter leidet zwar durchaus die Romanze, aber weil ich sie kaum als solche betiteln würde, machte mir das nichts aus. Hannahs und Williams Beziehung soll schließlich gar nicht realistisch sein; im Vordergrund steht definitiv Hannahs Obsession und nicht die Romantik.
Eine große Kritik habe ich aber leider: Ich fand das Finale und Ende wirklich SEHR vorhersehbar. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich mir eine klare Vorstellung davon machte, war aber am Ende ganz schön enttäuscht, weil es genau die Twists und sonstigen Enthüllungen enthielt, die ich erwartete. Der Thriller hielt für mich keine Überraschungen bereit, sodass ich letztendlich nicht zufrieden mit seinem Ausgang war.
Wer speziell einen Psychothriller lesen will, der sich auf das mentale Leben der Hauptfigur fokussiert, wird hier eine faszinierende Lektüre finden. Doch diejenigen, die unerwartete Twists und zufriedenstellende Enden lieben, wird dieser Thriller eher nicht gefallen.
Sloane Caraway ist eine notorische Lügnerin. Sie kann einfach nicht anders, weil sie es liebt, sich selbst interessanter zu gestalten. Als sie im Park den gut aussehenden Jay mit seiner Tochter Harper sieht, die gerade einen Bienenstich bekommen hat, rutscht es ihr deshalb wie von selbst von den Lippen, dass sie Caitlin heißt und Krankenschwester ist. Beim nächsten Mal ist auch Jays Frau Violet dabei, die sich überschwänglich bei Sloane bedankt und sie zum Dinner einlädt. Eins kommt zum anderen und schon bald wird Sloane das Kindermädchen von Harper. Jay sieht sie leider nicht allzu oft, versteht sich aber umso besser mit Violet. Doch ahnt sie nicht, welche Pläne Violet für sie hat …
Dieser Thriller ist perfekt für Freida-McFadden-Fans geeignet, ist locker und spannend geschrieben und enthält Twists, mit denen ich nicht gerechnet habe (speziell, was das Ende angeht). Dadurch, dass die Thematik Lügen sind, war ich natürlich von Anfang an auf alle Aussagen sensibilisiert, was es umso spannender machte, sich zu überlegen, welche von ihnen stimmen und welche nicht.
Zu meiner Überraschung lag der Fokus nicht auf Sloane und Jay, sondern auf der Freundschaft zwischen Sloane und Violet. Diese fand ich überrascht gut umgesetzt, vor allem wenn man bedenkt, dass sie beide natürlich ihre eigenen Gründe haben, sie am Laufen zu halten. Die Art und Weise, wie die Sichtwechsel ihre Handlungen in einem anderen Licht darstellten, war hervorragend und sorgte für ein Ende, das ich nicht kommen sah.
Am meisten trieb mich die Frage nach Violets Plan an, der erst gegen Ende gelüftet wird. Zugegeben ist er meine einzige Kritik, denn das Konstrukt, auf dem er – und damit die ganze Geschichte – steht, war äußerst wackelig. Ich hatte das Gefühl, dass nur ein einziger Fehler und eine etwas genauere Untersuchung genug gewesen wären, um den Plan komplett in sich zusammenstürzen zu lassen. Als jemand, der gut konstruierte Geschichten mag, bei denen alles an seinen Platz fällt, hatte mir Violets Plan zu viele Löcher und Unsicherheiten. Speziell eine gewisse Lüge, um die Violet Sloane später in der Handlung bittet und die zentral für ihren Plan ist, hätte durch eine einfache Ablehnung von Sloanes Seite aus dafür gesorgt, dass ihr gesamter Plan in sich zusammenfällt.
Meiner Lesefreude hat das zum Glück keinen Abbruch getan, weil es sehr viel Spaß machte, die Gedanken der beiden zu verfolgen. Diejenigen, die „Wenn sie wüsste“ mochten und nach etwas Ähnlichem suchen, werden hier einen packenden Thriller finden – der zwar nicht perfekt konstruiert ist, aber dafür umso spaßiger zu lesen!