Immer am Meer entlang
416 Seiten

Josi wollte schon seit ihrer Kindheit durch Europa reisen, immer am Meer entlang. Zu ihrem dreißigsten Geburtstag bekommt sie endlich die Gelegenheit und beginnt mit ihrer Reise. Zur gleichen Zeit beginnt auch Paul spontan seine Reise. Die beiden treffen sich zum ersten Mal im Frankreich, wo Josi ihm ihre Meer-Route anvertraut, die Paul kurzerhand auch ausprobieren will. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie sich während ihrer Reise mehrmals begegnen – und sich sehr bald näher kommen. Doch kann aus ihrer Freundschaft vielleicht noch mehr werden?

Dieser Roman ist ein locker zu lesender „Feel Good“-Roman, der genau als solcher behandelt werden sollte – denn viel mehr, als dass er bei den Leser/innen ein gutes Gefühl auslöst, tut er leider nicht. Ich mochte es sehr, wie die Autorin die Reise und speziell das Meer beschrieben hat, denn beides war einfach wunderschön und hat die Stimmung in jedem Land unglaublich gut eingefangen. Der lockere Schreibstil, der oft auch englische Begriffe benutzt, ließ sich ebenfalls recht angenehm lesen, wobei das Denglisch aber natürlich nicht allen Leser/innen gefallen wird.

Womit wir bei den Kritikpunkten wären. So fand ich die Romanze zwischen Josi und Paul nicht allzu besonders; als Freunde hätten sie mir fast besser gefallen und ich habe am Ende nicht das Gefühl gehabt, dass ihre Beziehung allzu lange halten wird. Überhaupt, dass sie sich wieder begegnet sind, lag im Grunde nur an einer Tarotlesung, die Josis beste Freundin ihr machte, was nicht gerade die realistischste Methode ist, um zwei Reisende wieder zusammenzubringen. Das hat mich persönlich gestört, weil es mir schlicht zu esoterisch war.

Ein wenig schade fand ich auch, dass dieser Roman sich zu denen einreiht, die eine organisierte (Josi) und eine spontane Person (Paul) aneinander gegenüberstellt und damit endet, dass die spontane Lebensweise als die bessere angesehen wird. Ich persönlich verstehe einfach nicht, was so schlecht daran sein soll, sein Leben zu planen bzw. zu wissen, was genau man damit anfangen will. Warum ist es stets die organisierte Person, die im Lauf eines Romans spontaner wird und nie die spontane Person, die die Vorzüge der Planung kennenlernt?

Deshalb fand ich den Roman zwar letztendlich gut zu lesen … aber eben nicht viel mehr. Doch glaube ich, dass seine Themen sicher andere Menschen mehr ansprechen als mich; er war mitnichten schlecht, sondern entsprach einfach nicht meinem Geschmack. Umso mehr hoffe ich, dass er andere Menschen erfreut!

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
480 Seiten

Monique Grant ist sehr überrascht, als die berühmte Schauspielerin Evelyn Hugo speziell nach ihr verlangt, um ein Exklusivinterview zu führen. Noch überraschter ist sie, als Evelyn ihr offenbart, dass Monique gar kein Interview, sondern ihre Biographie schreiben soll. Monique möchte natürlich wissen, warum ausgerechnet sie dafür ausgewählt wurde, weil sie keinerlei Verbindung zu Evelyn hat – und so beginnt Evelyn, von ihrem Leben zu erzählen: Von ihrer Schauspielkarriere, ihren sieben Ehemännern – und ihrer großen Liebe …

Dieser fesselnde Roman erzählt die Geschichte einer fiktiven Schauspielerin, die auf realen Schauspielerinnen basiert und vielleicht deshalb so realistisch wirkt, als wäre sie eine wahre Person. Ich habe die Erzählung ihres Lebens so neugierig verfolgt, dass ich mich gar nicht davon losreißen wollte. Wobei es interessanterweise nicht die sieben Männer sind, die ich am interessantesten fand (eigentlich ist nur einer von ihnen überhaupt der Rede wert), sondern die Geschichte ihrer wahren Liebe, die der eigentliche Fokus des Romans ist. (Wobei ich auch die Erwähnungen all der Filme und Szenen mochte, in denen Evelyn mitgespielt hat. Die kurzen Beschreibungen der Szenen und Handlungen haben mein Interesse so sehr geweckt, dass ich diese nicht existierenden Filme gerne angeschaut hätte!)

Natürlich sind die sieben Ehemänner nicht komplett unwichtig, sondern zeigen verschiedene Arten und Weisen, wie eine Beziehung und Ehe (nicht) laufen kann. Das war durchaus faszinierend – zu sehen, wie und warum Evelyn ihr Leben und ihre Ehen so gestaltet, wie sie sich der Außenwelt präsentieren –, aber letztendlich waren sie für mich fast schon das Uninteressanteste in Evelyns Leben. Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass der Titel des Romans fehlgeleitet ist, weil er im Anbetracht der Tatsache, wie die Geschichte sich entwickelt, auf ironische Weise passt.

Die Gegenwartsszenen zwischen Monique und Evelyn sind die Rahmengeschichte für die eigentliche Handlung – Evelyns Leben –, wobei ich es schön fand, wie sie mit den erzählten Ereignissen verwoben wurden. Die Art und Weise, wie ihre Geschichten zusammenhängen, war ebenfalls gut gemacht und beantwortete auf zufriedenstellende Weise, warum Evelyn ausgerechnet Monique als ihre Biographin wollte.

Insgesamt war das also ein Roman, der mich sehr gefangen genommen hat und ein persönliches Highlight für mich geworden ist!

Der Pfau
256 Seiten

Lord und Lady McIntosh besitzen ein großes Anwesen mit Feriencottages, die sie regelmäßig vermieten. Allerdings haben sie auch ein großes Problem: Unter den Tieren, die sie bei sich aufgenommen haben, befindet sich ein Pfau, der plötzlich anfängt, alles, was blau ist, zu attackieren und zu zerstören. Als eine Gruppe von vier Investmentbankern mit ihrer Chefin, einer Psychologin und einer Köchin zu einer Teambildungsmaßnahme übers Wochenende anreist, ist klar, dass für den Pfau endlich eine Lösung gefunden werden muss. Lord McIntosh will das Problem mit einem Gewehr lösen. Und setzt dadurch eine ganze Welle an Geheimnissen und Missverständnissen aus …

Dieser humorvolle Roman lebt vor allem auf die Art und Weise, wie er das Gesamtwissen um alles, was passiert, zwischen den Charakteren verteilt. Jeder der Charaktere bekommt einen Teil mit, versteht ihn aber Umständen falsch und möchte ihn aus privaten Gründen nicht an die anderen weitergeben. Das sorgt für eine ganze Menge Chaos, weil alle glauben, zu wissen, die Wahrheit zu kennen, aber nur wir Leser*innen den gesamten Kontext verstehen. Das hat dem Roman einen ganz besonderen Humor verliehen, der mir sehr gefallen hat!

Zugegeben gab es einen Punkt in der Handlung, an dem diese sich ein wenig langsam entwickelte, aber davon abgesehen hat es mir sehr viel Spaß gemacht, das wachsende Chaos zu verfolgen. Die verschiedenen Charaktere sind natürlich recht eindimensional, aber Charaktertiefe ist auch nicht der Fokus des Romans – er soll einem Spaß bereiten, und genau das hat er (meiner Meinung nach erfolgreich) getan.

Besonders genial fand ich übrigens das Ende. Ich habe nämlich erwartet, dass die Geheimnisse schließlich alle auffliegen und damit eine noch viel größere Katastrophe auslösen, aber das Ende, das Isabel Bogdan gefunden hat, ist eine so geniale Pointe, dass ich das Buch danach mit einem breiten Lächeln zugeschlagen habe.

Insgesamt also ein kurzfristiges, humorvolles Vergnügen für alle, die den britischen Humor lieben!

Der Druide von Mistle End 1: Angriff der Dämonen
416 Seiten

Cedriks zweites Abenteuer beginnt mit der Suche nach verschwundenen Elfen und einem verfluchten Einhorn. Inzwischen haben er, Elliot und Emily sich ganz gut in Mistle End eingefunden und beherrschen ihre Magie sehr gut. Doch während sie untersuchen, wer die Elfen entführt und warum, merken sie bald, dass das nicht genug ist. Vor allem, als sie erfahren, wer genau ihre Gegner sind …

Zwar ist der Beginn dieser zweiten Reihe rund um Cedrik und seine Freunde so geschrieben, dass man die erste Reihe technisch gesehen nicht lesen muss, doch würde ich trotzdem empfehlen, ebendies zu tun, weil man sonst viele Referenzen verpasst. Allein aufgrund der Tatsache, dass man mehr mit den Charakteren mitfiebert, wenn man sie schon kennt, würde ich zuerst die erste Reihe lesen; ohne Vorkenntnisse dürfte es schwierig sein, diesem Abenteuer zu folgen und sich gleichzeitig um das Schicksal der Charaktere zu sorgen.

Wobei ich sagen muss, dass die Charaktere selbst mit Vorwissen relativ eindimensional bleiben. Cedrik und Crutch waren eigentlich die einzigen Charaktere, bei denen ich mir aufrichtig Sorgen darum gemacht habe, was ihnen geschieht; bei dem Rest blieb diese Sorge relativ klein, weil ich die Charaktere zwar schon kannte, man aber nicht unbedingt das Gefühl hat, dass sie sich seit der letzten Reihe stark entwickelt hätten.

Abenteuerlich ist der Roman trotzdem. Er hält einen in Atem, ist spannend und besitzt eine Menge Referenzen an die griechische Mythologie, die mir sehr gefallen haben. Die ganzen Wesen, die vorkamen, waren allein aufgrund der Tatsache, dass sie in anderen Fantasybüchern eher seltener Auftritte haben, sehr ansprechend.

Deshalb würde ich den Roman vor allem den Kindern der empfohlenen Altersgruppe (10-12 Jahre) empfehlen, die gerne ein spannendes Fantasyabenteuer lesen möchten!

Der Salzpfad
412 Seiten

Raynor und Moth Winn haben ihr Haus verloren und wissen nicht mehr, wie sie weitermachen sollen. Inspiriert von einem Buch, das sie vor langem gelesen haben, beschließen sie, den South West Coast Path, einen über tausend Kilometer langen Wanderweg in Großbritannien, in Angriff zu nehmen. Und so entfaltet sich vor ihnen eine lange, strapazierende Reise, nach dessen Ende sie in eine neue Zukunft schauen wollen …

Ich lese nicht allzu oft Erfahrungsberichte, aber nachdem ich schon so viel Gutes über „Der Salzpfad“ gehört hatte, beschloss ich, ihm eine Chance zu geben. Eine Chance, die mir gezeigt hat, warum das Buch so beliebt ist! Denn trotz der vielen Schwierigkeiten, denen Raynor und Moth sich stellen, geben sie nicht auf, machen weiter, wandern weiter, leben weiter. Es war tatsächlich sehr inspirierend, ihrer Reise zu folgen, auch wenn die Beschreibungen mir gut verdeutlicht haben, warum ich mich selbst ganz sicher niemals auf so einen langen Wanderweg einlassen werde.

Doch gerade die harten Zeiten haben natürlich umso mehr gezeigt, warum man die schönen Momente der Reise umso mehr wertschätzen sollte. Auf eine Weise ist es im Grunde die Reise unseres Lebens: Voller Hindernisse, doch auch voller glücklicher Augenblicke. Unabhängig davon, wie akkurat Raynor Winns Beschreibungen der Reise sind, hat mir ihr Buch gezeigt, was für positive Veränderungen sie bei einem bewirken kann.

Ab und zu gab es spirituelle Momente, die bei mir persönlich eher für Augenrollen gesorgt haben, aber zum Glück waren es so wenige, dass ich mich ganz gut auf die anderen Momente konzentrieren konnte. Trotzdem war ich ein wenig überrascht, dass die Autorin ihren Erfolg nicht ihren eigenen Bemühungen, sondern manchmal zufälligen Erlebnissen zugeschrieben hat.

Insgesamt jedoch handelte es sich um eine angenehme Lektüre, die mich mein Leben noch mehr hat wertschätzen lassen. Jeder, der gerne Reise- oder allgemein Erfahrungsberichte liest, wird mit „Der Salzpfad“ einen schönen finden!

& Fake Facts: Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen
353 Seiten

Verschwörungen haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, obwohl sie selten mehr als aus Gerüchten und Lügen bestehen. Katharina Nocun und Pia Lamberty untersuchen in diesem Sachbuch, wie Verschwörungen entstehen, welche berühmten Verschwörungen es gibt und was man tun kann, um nicht in ihren Sog eingefangen zu werden.

Es war wirklich erschreckend, zu lesen, welche absurden Verschwörungen tatsächlich geglaubt werden. Die meisten waren menschenfeindlich und so offensichtlich falsch, dass ich kaum glauben konnte, dass es so viele Menschen gibt, die sie nicht näher hinterfragen. Klar, auf den ersten Blick ist es durchaus spaßig, sich über Verschwörungen zu informieren, aber die beiden Autorinnen zeigen gut auf, dass es in der Regel nicht beim Spaß bleibt.

Das einzige, was ich ein wenig kritisch fand, war der Appell der Autorinnen, bei Anekdoten-Erzählungen vorsichtig zu sein – denn, nun ja, sie selbst erzählen während dieses Sachbuchs auch viele Anekdoten, die nicht unbedingt für das größere Bild stehen. Hier hätte ich stärker verdeutlicht, welche Art von Anekdoten kritischer zu beleuchten sind und welche nicht. Denn natürlich braucht man Beispiele, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, aber es ist genauso wichtig, darüber hinaus Faktenwissen zu haben und bei Umgang mit Verschwörungen die richtigen Fragen zu stellen. (Was die Autorinnen zum Glück tun, sollte das nicht klar geworden sein.)

Insgesamt gelingt es den Autorinnen letztendlich, aufzuzeigen, warum man Verschwörungen kritischer betrachten sollte und wie gefährlich es sein kann, wenn man es nicht tut. Gerade für diejenigen, die sich im „unsicheren“ Spektrum befinden, was den Glauben daran angeht, sollte die Lektüre Augen öffnend sein. Aber auch für diejenigen, die längst wissen, dass Verschwörungen nicht zu trauen ist, bietet dieses Sachbuch fundiertes Wissen darüber, wie sie überhaupt entstanden sind – und wie sie unsere Gesellschaft beeinflussen.

All die ungesagten Dinge
336 Seiten

Als Kys Bruder Denny in einem vollbesetzten Restaurant ums Leben kommt, kann sie es gar nicht fassen. Sie selbst war es, die ihre Eltern dazu überredete, ihn dort seinen Schulabschluss feiern zu lassen – und jetzt ist er tot, ohne dass jemand etwas gesehen haben will. Was ist wirklich passiert? Wie ist ihr Bruder ums Leben gekommen? Und warum will niemand über die Ereignisse reden? Entschlossen, Antworten auf diese Fragen zu finden, sucht Ky die Augenzeugen auf, um die Wahrheit herauszufinden …

„All die ungesagten Dinge“ ist ein Roman, der sich mit Rassismus, Traumata, Nicht-hinsehen-wollen und der Suche nach dem „Warum?“ beschäftigt – alles Themen, die Tracey Lien auf emotionale Weise einbaut und diskutiert. Was mir am meisten gefiel, war, dass sie nicht nur Kys Perspektive beschrieb, sondern auch die Sichtweise der Personen, die sie befragt. Wir lernen nicht nur, wie die Augenzeugen den Abend von Dennys Tod erlebten, sondern erfahren auch etwas aus ihren Leben. Das hat es leicht gemacht, die verschiedenen Perspektiven zu verstehen und mit jedem Charakter mitzufühlen; es war das, was den Roman besonders gemacht hat, weil man einerseits will, dass Ky die Wahrheit herausfindet, aber auch versteht, warum keiner sie mit ihr teilen will.

Ein wenig überrascht war ich nur, dass Kys eigenes Verhalten sie selbst nicht stärker beeinflusst hat. Es gibt durchaus Szenen, an denen sie sich selbst die Schuld an Dennys Tod gibt, aber irgendwie dachte ich, sie würden eine größere Rolle spielen. Allerdings ist auch durchaus erfrischend, eine Protagonistin zu sehen, die sich bewusst ist, dass sie nicht die alleinige Schuld an den Ereignissen trägt.

Insgesamt also ein sehr emotionaler Roman, der mich sowohl berührt als auch zum Nachdenken angeregt hat. Eine Empfehlung für alle, die selbst gerne unterschiedliche Sichtweisen betrachten und einen Roman lesen wollen, der diese perfekt aufzeigt!

Liebste Tochter – Du lügst so gut wie ich
480 Seiten

Saffy ist ein wenig überrascht, als sie erfährt, dass ihre Großmutter Rose ein Anwesen besitzt, von dem weder sie noch ihre Mutter Lorna wussten. Zusammen mit ihrem Mann Tom zieht sie ein und die beiden fangen an, Haus und Garten zu renovieren. Ihr Entsetzen ist groß, als Bauarbeiter im Garten zwei vergrabene Leichen finden, einen Mann und eine Frau, die etwa zu der Zeit, als ihre Großmutter im Haus gelebt hat, gestorben sein müssen. Zusammen mit ihrer Mutter Lorna beginnt Saffy, Roses Geheimnisse aufzudecken – und damit auch ihre eigenen …

Am Anfang musste ich noch ein wenig in den Thriller reinkommen, doch dauerte es letztendlich nicht lange, bis ich mich in Saffys, Lornas und Roses Geschichte eingefunden hatte. Dadurch, dass wir die Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart aus der Sichtweise verschiedener Charaktere lesen, die jeweils ihre eigenen Untersuchungen anstellen und ihre eigenen Erfahrungen machen, baute sich die Handlung wie ein Puzzle vor mir auf – erst langsam, bis dann mehr und mehr Mysterien zueinander fanden. Diese Schreibweise hat mir durchaus gefallen, sorgte jedoch auch dafür, dass der Beginn des Thrillers eher ruhig abläuft; ist man jedoch einmal drin, fiebert man (zumindest in meinem Fall) bis zum Ende mit.

Von allen drei Frauen bekommt Rose am meisten Aufmerksamkeit, weil es letztendlich ihre Geschichte ist. Zwar bekommen auch die anderen Männer und Frauen des Romans ihre Zeit, zu scheinen, doch Roses Geschichte war diejenige, die mich am meisten packte. Nur bezüglich des Titels kommen einige Fragen auf – bei dem Untertitel „Du lügst so gut wie ich“ erwartet man natürlich, dass sowohl eine Mutter als auch eine Tochter ein Geheimnis haben wird, aber das war zu meiner Überraschung nicht der Fall.

Letztendlich gefiel mir vor allem die Struktur des Thrillers sehr gut, weil ich ein Fan von Geschichten bin, die uns verschiedene Puzzlestücke in die Hand geben, um sie dann nach und nach zusammenzufügen. Der Spannungsfaktor ist deshalb nicht der größte, sondern eher das allgemeine Interesse, die Geheimnisse dieser Familie zu lüften. Deshalb ist der Thriller gut für diejenigen geeignet, die gerne Mysterien lösen, aber nicht so gut für die, die den Fokus auf die Spannung legen. Mir hat er auf jeden Fall gefallen!

& Disney. Twisted Tales: Verlockende Freiheit (Rapunzel)
496 Seiten

Statt von der Blume des Sonnentropfens zu trinken, wird die Königin von der Blume des Mondtropfens gerettet. Das sorgt dafür, dass Rapunzel mit silbernen Haaren geboren wird – Haaren, die alles Lebende töten können. Zu ihrem Schutz wird Rapunzel von Mutter Gothel in einen Turm gesperrt, wo sie fast die ersten zwanzig Jahre ihres Lebens verbringt. Doch Rapunzel sehnt sich danach, die schwebenden Lichter zu sehen, und flieht schließlich aus dem Turm – nicht wissend, dass die Wahrheit hinter ihrer tödlichen Magie anders ist, als sie bisher glaubte …

Besonders interessant ist das Framing der Geschichte, weil hier ein Bruder seiner krebskranken Schwester diese Neuerzählung von Rapunzel präsentiert. Das hat mich zunächst ganz schön überrascht, aber letztendlich fand ich diese Rahmenerzählung so interessant, dass ich gerne noch mehr von ihr gelesen hätte als die kleinen Snippets, die wir ab und zu bekommen. Vor allem leider auch deshalb, weil mich die Neuerzählung nicht ganz so begeistern konnte, wie ich hoffte.

Zugegeben hätte ich nicht erwarten sollen, dass der Roman die wichtigsten Momente des Films beibehält, aber dennoch fand ich es schade, dass die Handlung irgendwann so stark vom Film abwich, dass man sie fast nicht mehr wiedererkannt hat. Zwar hatte sie durchaus gute Szenen und Twists, aber letztendlich konnten es die neuen Szenen nicht mit der Qualität des Originals aufnehmen. Die neuen Charaktere haben sich zudem sehr … willkürlich angefühlt. Ich mochte Gina (eine Abenteurerin, die Rapunzel auf ihrer Reise hilft) zum Beispiel sehr, aber ich verstand ihren Zweck in der Geschichte nicht wirklich; vor allem, weil es aus der Sicht des Bruders, der diese Geschichte erzählt, keinen Sinn ergibt, warum er sie einführen sollte.

Insgesamt ist es also wichtig, mit den richtigen Erwartungen an die Geschichte ranzugehen – denn die Tatsache, dass ich damit gerechnet habe, im Grunde eine leicht veränderte Adaption zu lesen, hat mich davon abgehalten, die Geschichte voll und ganz zu genießen. Doch diejenigen, die gleich am Anfang wissen, dass die Geschichte sich ganz anders als der Film entwickeln wird, werden wahrscheinlich mehr Gefallen an ihr finden.

& Disney. Twisted Tales: Der Weg zum Licht (Hercules)
304 Seiten

Megara und Herkules haben die Ereignisse des Films frisch hinter sich, doch Zeus ist überhaupt nicht begeistert darüber, dass sein Göttersohn mit einer Sterblichen zusammen sein will und verbietet den beiden ihre Beziehung. Hera möchte ihnen jedoch eine Chance geben und bietet Meg an, zur Göttin zu werden, wenn sie sich dafür mit ihren Gefühlen für Herkules und ihrer Verganhenheit auseinandersetzt. Allerdings hat Meg für Heras Prüfungen nur zehn Tage Zeit ...

Dieser "Twisted Tales"-Roman hat einen irreführenden Untertitel, weil es gar nicht darum geht, was passiert, nachdem Meg eine griechische Göttin wird, sondern um den Weg dahin. Die Herausforderungen, denen Meg sich dabei stellen muss, haben mir sehr gefallen; wir lernen sie und ihre Vergangenheit um einiges besser kennen, wozu auch ihre Mutter und ihr Exfreund gehören. Hier fand ist es sehr schön, dass Jen Calonita die Charaktere als sympathische, teils fehlerhafte Figuren beschrieben hat, weil sie mir auf diese Weise erst recht ans Herz gewachsen sind. Tatsächlich fand ich die größtenteils für den Roman erfundenen Charaktere besser als die bereits im Film etablierten!

Womit wir wohl bei den kleinen, doch trotzdem nennenswerten Schwächen des Romans wären. Zum Beispiel, dass Herkules selbst leider nicht allzu oft vorkommt und Megs Zweifel bezüglich einer "Liebe für die Ewigkeit" nur in der ersten Hälfte eine Rolle spielen. Hades war dafür genau wie im Film ein charmanter Antagonist und ich habe die Szenen mit ihm sehr genossen.

Insofern finde ich, dass es sich bei diesem Roman um einen würdigen Band der "Twisted Tales"-Reihe handelt, weil er zwar ein paar Schwächen hat, doch Megs Geschichte dafür umso besser umsetzt. Für Disney-Fans auf jeden Fall ein Muss!

Gegen alle Regeln
573 Seiten

Eddie Flynn hat schon viele schwierige Fälle gelöst, doch als er den Fall David Child übernehmen soll, kommt selbst er an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Denn Eddie glaubt fest daran, dass sein Mandant unschuldig ist – nur sprechen die Beweise definitiv dagegen. Dazu kommt, dass das FBI ihn dazu zwingen will, David Child ein Schuldeingeständnis zu entlocken. Kooperiert er nicht, wird stattdessen seine Frau Christine, die unwissentlich ein brisantes Dokument unterzeichnet hat, lebenslang ins Gefängnis kommen …

Schon die vorher übersetzten Eddie-Flynn-Fälle mochte ich sehr, sodass es keine Überraschung für mich war, dass auch „Gegen alle Regeln“ mich begeistern konnte. Er ist sehr spannend geschrieben, sodass man aufgrund der kurzen Kapitel, die oft in einem Mini-Cliffhanger enden, angeregt ist, weiterzulesen. Zudem sorgt er aufgrund der Art und Weise, wie neue Beweise auftauchen und dem Fall eine andere Bedeutung verleihen, dafür, dass man stets mitfiebert, vor allem bei den Szenen im Gerichtssaal. Steve Cavanagh versteht es wirklich meisterhaft, die wichtigsten Informationen an den passenden Stellen zu offenbaren!

Nur Christines Rolle hätte ich gerne noch ausführlicher gesehen, denn im Grunde ist es für die Handlung selbst nicht SO relevant, dass ihre Freiheit ebenfalls auf dem Spiel steht. Eddie beschließt nämlich sehr schnell, sowohl für sie als auch für David Child zu kämpfen, was das Ultimatum deutlich abgeschwächt hat. Zwar sorgt dieser Handlungsaspekt durchaus für spannende Szenen, aber allzu notwendig fand ich ihn wie gesagt nicht.

Schön ist, dass Steve Cavanagh, der selbst Rechtsanwalt war, sein Wissen auch in diesem Roman einbaut. Ich finde es einfach faszinierend, all die großen und kleinen Details zu erfahren, die bei einem Prozess eine Rolle spielen könnten. Das war definitiv ein Bonuspunkt!

Insgesamt also ein unglaublich spannender Thriller, der einen in Atem hält und zum Weiterlesen anregt!

& Die Aosawa-Morde
367 Seiten

An einem heißen Sommertag ereignet sich bei der Familie Aosawa eine Tragödie: Während eines großen Festes sterben siebzehn Menschen an einem tödlichen Gift. Die einzige Überlebende ist die blinde Tochter des Hauses, Hisako Aosawa. Um herauszufinden, was wirklich passiert ist, braucht es mehr als eine Sichtweise, um die Wahrheit zu enthüllen ...

Dieser Roman ist sehr ungewöhnlich geschrieben, weil jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Person erzählt ist, die auf die eine oder andere Weise mit dem Fall zu tun hatte. Das Prinzip selbst fand ich sehr faszinierend, weil so unterschiedliche Facetten der Wahrheit enthüllt werden, aber leicht zu lesen war der Roman dadurch nicht. Denn in der Regel erzählen alle Charaktere aus der Ich-Perspektive, ohne, dass sie ihren Namen verraten, sodass man oft ein Weilchen braucht, bis man sich in das jeweilige Kapitel eingelesen hat.

Die Struktur tut dem Mysterium des Geschehens jedoch keinen Abbruch: Ich war sehr interessiert daran, zu erfahren, wie alle Puzzlestücke zusammenhängen und war am Ende durchaus zufrieden mit der Aufklärung (wobei diese zugegeben eine kurze Google-Suche benötigte, um zu bestätigen, dass ich die Ereignisse richtig interpretiert habe).

Insofern ist dieser Krimi nichts für diejenigen, die einfach mal einen für zwischendurch lesen wollen, sondern am ehesten für Leser*innen, die qualitative Krimis bevorzugen, bei denen sie die Puzzleteile teils selbst zusammensetzen müssen. Mir war der Krimi für meinen Geschmack ein wenig zu wirr erzählt, aber gefallen hat er mir trotzdem!

Dead Romantics
400 Seiten

Florence ist die Ghostwriterin der berühmten Autorin Ann Nichols. Doch sie hat Probleme damit, ihr derzeitiges Buch zu Ende zu bringen, weil eine kürzliche Trennung jeden Glauben an die Liebe zerstört hat. Zudem hat sie ein Geheimnis, von dem nur ihre Familie weiß: Sie kann die Geister der Verstorbenen sehen. Als ihr Vater stirbt, hofft sie schon fast, dass sie die Gelegenheit bekommt, sich richtig von ihm zu verabschieden, doch stattdessen steht Ben Andor vor ihr: Ihr Lektor, der ihr eine Verlängerung verweigert hat. Den sie in einem spontanen Moment küsste. Und der in einen Autounfall geraten ist, wodurch sein Geist bei Florence landete. Denn er glaubt, dass er nur dann ins Jenseits übergehen kann, wenn er ihr bewiesen hat, dass die wahre Liebe existiert …

Dieser Roman bietet nicht nur eine süße Liebesgeschichte, sondern auch einen übernatürlichen Twist, der es erlaubt, Themen wie Tod und Abschied auf natürliche Weise zu besprechen. Ich war sehr fasziniert davon, mehr über Florences Vergangenheit und ihre Familie herauszufinden, weil die Tatsache, dass diese ein Bestattungsunternehmen führt, für einige interessante Szenen sorgt. Florences Beziehung zu ihrer Familie war ebenfalls realistisch beschrieben; die vielen Anekdoten, die sie und ihre Geschwister miteinander geteilt haben, waren amüsant und haben dazu beigetragen, dass die Familie sich tatsächlich wie eine anfühlt.

Die Geschichte selbst fand ich persönlich ein wenig ZU vorhersehbar – und damit meine ich nicht nur die Liebesgeschichte, bei der ich durchaus erwarte, ein gutes, vorhersehbares Ende zu haben, sondern vor allem die Entdeckungen, die Florence währenddessen gemacht hat. Es gab nur eine einzige Überraschung, die ich nicht vorhergesehen habe, aber alles andere war fast schon peinlich offensichtlich. Zugegeben ist das nicht zwingend etwas Schlechtes (vor allem, weil ich die Geschichte selbst durchaus genossen habe), aber ein wenig schade fand ich es schon, weil ich mir gerne gewünscht hätte, dass dieser Roman sich (neben der Geistergeschichte) noch zusätzlich von anderen Liebesromanen hervorhebt.

Die Themen des Romans waren dafür sehr gut umgesetzt; Trennungsschmerz in all seinen Facetten spielt eine große Rolle und wird von der Autorin realistisch gehandhabt. Zudem wird der Roman trotz seiner Themen nie trübsinnig, sondern wahrt seinen herzerwärmenden Kern.

Wer mal wieder eine schöne Liebesgeschichte braucht, ist hier an der richtigen Adresse; man sollte nur bedenken, dass man genau das bekommt, was man erwartet, sodass diejenigen, die gerne Liebesgeschichten mit interessanten Twists lesen, hier eher keine finden werden. Dafür hat man eine lockere Lektüre!

SORRY. Ich habe es nur für dich getan
400 Seiten

Als Robyn herausfindet, dass ihr Exfreund Julian als vermisst gemeldet wurde, ist sie vor allem eins: Erleichtert. Ihre Beziehung mag gut angefangen haben, hat aber in einem Albtraum geendet. Viel lieber genießt sie die Anwesenheit ihres besten Freundes Cooper, in den sie insgeheim verliebt ist. Doch je mehr sie nachforscht, was mit Julian passiert ist, desto mehr kommen bei ihr Fragen und Zweifel auf: Könnte es sein, dass Julian sich umgebracht hat? Dass Cooper ihn tötete? Oder dass sie selbst es war? Und wem kann sie überhaupt noch vertrauen?

Dieser Roman war eine positive Überraschung für mich, weil Bianca Iosivoni die ernsten Themen, die er behandelt, tatsächlich realistisch beschreibt, anstatt sie (wie manch andere Romane) zu romantisieren. Das hat mir sehr gut gefallen, weil ich halb das Gegenteil befürchtet hatte und deshalb erleichtert war, einen sensiblen Umgang mit diesen Themen zu lesen.

Dazu kommt, dass auch der Schreibstil sehr angenehm zu lesen ist und die Autorin beide Teile der Geschichte – Vergangenheit und Gegenwart – gut miteinander kombiniert. Nur die Twists, die in der Kurzbeschreibung angekündigt sind, haben mir ein wenig gefehlt – es ist nichts passiert, was ich nicht erwartet hätte und selbst der Twist, der wohl als der überraschendste angesehen werden kann, war einer, den ich dank der subtilen Hinweise, die die Autorin eingestreut hat, bereits geahnt habe. Wobei ich das nicht per se schlecht finde – tatsächlich fand ich die Art und Weise, wie die Autorin die Hinweise eingebaut hat, sehr gut gelöst. Nur liegt der Fokus eindeutig auf Robyns Beziehungen und nicht auf unerwarteten Twists.

Das Finale war definitiv der spannendste Teil der Geschichte, aber insgesamt ist diese kein Thriller, sondern allgemein ein packender Roman, der toxische Beziehungen als genau das aufzeigt, was sie sind: Toxisch. Und der gleichzeitig ein Beispiel dafür gibt, wie eine richtige Beziehung aussehen sollte. Insofern gibt es aufgrund der gut umgesetzten Thematik eine Empfehlung von mir!

My Policeman
352 Seiten

Marion ist schon als Teenager unsterblich in Tom verliebt und träumt von einer Zukunft mit ihm. Als Erwachsene scheint ihre Beziehung endlich Früchte zu tragen und Tom macht Marion sogar einen Heiratsantrag. Was Marion nicht weiß: Durch die Ehe will Tom sich vor der Gesellschaft schützen. Denn er ist in Wirklichkeit in Patrick, den Kurator des Museums, verliebt – doch in einer Zeit, in der Homosexualität mit einer Gefängnisstrafe gleichzusetzen ist, ist es den beiden unmöglich, als offenes Paar miteinander zu leben …

Dieser Roman wird aus Marions und Patricks Sicht erzählt, die sich beide in Tom verlieben und beide aus unterschiedlichen Gründen mit ihrer Beziehung zu kämpfen haben. Beide Sichtweisen waren sehr flüssig zu lesen und haben sich gut ergänzt; zudem habe ich mich in beide Charaktere gut hineinversetzen können. Das liegt nicht nur daran, dass Bethan Roberts ihre Motivationen, Wünsche und Sehnsüchte nachvollziehbar beschrieben hat, sondern auch daran, dass die Sichtweisen der damaligen Zeit realistisch dargestellt wurden. Es war furchtbar, zu sehen, wie queere Menschen (in diesem Fall: homosexuelle Männer) damals behandelt wurden, aber gerade deshalb war es umso wichtiger, es zu zeigen.

Dadurch, dass wir Marions und Patricks, aber nicht Toms Sichtweise lesen, kommt letzterer leider nicht allzu gut weg. Wir können uns seine Motivationen bestenfalls denken, sodass seine Taten den Eindruck erwecken, er würde sich weder um Marion, noch um Patrick sonderlich kümmern. Deshalb wirkte sein Charakter am Ende recht eindimensional, sodass ich Marion und Patrick als Charaktere um einiges mehr mochte.

Was mir überraschend gut gefiel, war das Ende. Es hinterlässt kein besonders zufriedenstellendes Gefühl – doch weil genau das seine Absicht war, mochte ich es für die Gefühle, die es in mir ausgelöst hat. Dem Roman selbst bin ich ein wenig zwiespältiger gegenüber eingestellt (vor allem, weil er durchaus Längen hat), aber letztendlich bin ich Bethan Roberts dankbar, uns heutigen Leser*innen aufgezeigt zu haben, wie sehr sich unsere Gesellschaft im Lauf der Jahrzehnte verändert hat.