- Der Regenzaubermarkt
- You Yeong-Gwang
- ueberreuter
- Jugendbuch
- Humor
- Magie
- Schicksal
- Leben
- Unglück
- Freundschaft
- Abenteuer
Serin ist mit ihrem Leben sehr unglücklich und möchte deshalb den Regenzaubermarkt aufsuchen. Dort soll das Unglück der Besucher gegen ein neues Schicksal eingetauscht werden. Serin bekommt sogar ein Goldenes Ticket, das ihr zusätzliche Privilegien verleiht: Nachdem sie für ihr Unglück Goldmünzen bekommen hat, soll sie diese in den Geschäften des Markts ausgeben, um daraufhin eine Murmel mit einem gewünschten Schicksal zu erhalten. Doch Serin ist mit keiner Murmel so recht zufrieden, und ihr bleibt nicht viel Zeit, um sich zu entscheiden – denn sobald die Regenzeit endet, gibt es kein Zurück mehr …
Die Kurzbeschreibung finde ich ein wenig irreführend: Denn obwohl es durchaus um den Regenzaubermarkt geht, bei dem man sein Unglück gegen ein neues Lebensglück eintauschen kann, geht es gar nicht so stark um die philosophischen Fragen dahinter (obwohl sie natürlich auch eine Rolle spielen), sondern vor allem um Serins humorvolle Abenteuer im Regenzaubermarkt selbst. Tatsächlich war ich sehr überrascht darüber, wie stark der Fokus auf den Humor ist, weil weder der Titel, das Cover noch die Kurzbeschreibung darauf hinwies.
Der Regenzaubermarkt wird von menschenähnlichen Dokebi bewohnt, wobei eine Katze namens Isha, mit der Serin sich auf herzerwärmende Weise anfreundet, ihr dabei hilft, den richtigen Ort für ihren aktuellen Wunsch zu suchen. Es ist eine recht vorhersehbare Handlung, denn natürlich ist schnell klar, dass Serin nicht mit dem gewählten Schicksal zufrieden sein wird und daraufhin den nächsten Ort aufsucht. Das machte mir nicht allzu viel aus, weil die Ereignisse in den jeweiligen Orten so amüsant waren, aber aus diesem Grund würde ich den Roman niemandem empfehlen, der gerne den Fokus auf diese Lebensfragen haben möchte.
Umso besser ist der Roman deshalb für Fans von witzigen Büchern mit einem ernsten Grundbelag. Ob Serin nun eine Friseurin trifft, die reflexartig zu ihrer Kettensäge greift, in ein Restaurant geht, bei dem sie und die Katze Isha bei einem Food-Fight-Wettbewerb mitmachen oder in einem Casino den mausgroßen Besitzer um Längen beim Glücksspiel schlägt: Es gibt in diesem Roman so viele witzige Szenen jeglicher Art (von Slapstick-Humor bis zu Situationskomik, Missverständnissen und vieles mehr), dass ich fast konstant am Schmunzeln, Grinsen und Kichern war. Die Charaktere des Regenzaubermarkts sind recht eindimensional, erfüllen ihre Rolle aber wundervoll und sorgen für ein köstliches Leseerlebnis.
Das Ende war bis auf ein, zwei nette Überraschungen sehr leicht vorherzusehen, aber überraschend wunderschön umgesetzt. Ich musste tatsächlich ein Tränchen verdrücken, als ich es las, weil es einfach so wunderbar war und Serins Reise zu einem sehr zufriedenstellenden, herzerwärmenden Abschluss brachte. Die Bindung zwischen Serin und Isha gehört zu den ernsteren Themen des Romans und sie war so gut umgesetzt, dass das Ende die gesamte Geschichte um eine Stufe erhöhte, obwohl es an sich genau so gestaltet war, wie ich es erwartete. In diesem Fall ist das aber keine Kritik, sondern ein großes Lob, weil es trotz der Vorhersehbarkeit einfach perfekt war!
Ich schätze, ich hätte nur gern mehr von den philosophischen Aspekten gesehen; Serin sieht in kleinen Szenen, welche Schicksale sie erwarten und warum sie doch nicht so erstrebenswert sind, wie sie zunächst dachte, doch sie denkt nicht weiter darüber nach, sondern ist stets auf ihren nächsten Wunsch fokussiert. Wir als Leser:innen bekommen die Botschaft des Romans schnell mit, doch Serin braucht eine ganze Weile, ehe sie ihn ebenfalls begreift. Wie gesagt: Das Prinzip, sein Unglück gegen Lebensglück einzutauschen, spielt zwar durchaus eine Rolle, aber bei weitem keine so große, wie man vielleicht annehmen könnte.
Trotzdem hat mir die Geschichte trotz dieses Mankos sehr viel Freude bereitet und ich war überrascht von mir selbst, wie gut es mir trotz den irreführenden Erwartungen, die ich am Anfang hatte, gefiel. Der Humor ist genau die Art von Humor, die ich mag, wird durch ein fantastisches Ende ergänzt und ergibt am Ende eine sehr witzige, aber auch sehr schöne Geschichte! Leser:innen sollten nur bedenken, dass der Humor definitiv überwiegt.
- Where the
- Library Hides
- Isabel Ibañez
- Ravensburger
- Romanze
- Geschichte
- Ägypten
- Magie
- Historische Fantasy
- Suche
- Grabschätze
Um zu verhindern, dass Inez nach dem Mord an ihrer Cousine zurück nach Argentinien geschickt wird, heiratet sie in aller Eile Whit, der sein eigenes Ultimatum gestellt bekommen hat, das eine schnelle Eheschließung erfordert. Inez möchte unbedingt ihre Mutter finden und dafür sorgen, dass sie ihrer gerechten Strafe zugeführt wird – doch als Whit ihr Vertrauen missbraucht und ihre Zukunftspläne auseinanderfallen, befürchtet sie, dass sie ihre sehnlichsten Ziele niemals erreichen wird ...
Der erste Band der Dilogie hat mir gut gefallen, aber leider fand ich den zweiten Band merklich schwächer. Der Schreibstil ist immer noch angenehm zu lesen und das historische Setting wurde hervorragend in die Handlung integriert, aber die Handlung selbst und die Charaktere konnten mich nicht überzeugen.
Inez selbst ist immer noch eine gute, wenn auch zuweilen naive Protagonistin, aber Whit und die Romanze zwischen ihnen kamen nicht so gut hervor, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe zwischen ihnen kein Vertrauen und keine Chemie gespürt, und am Ende den Eindruck gewonnen, dass ihre Beziehung realistisch gesehen nicht lange halten würde. Gerade bei Whit habe ich nie ausgeschlossen, dass er Inez bei der nächsten notwendigen Gelegenheit wieder reuelos ausnutzen wird, weil er sehr deutlich machte, dass seine Schwester ihm wichtiger ist. Dass Inez selbst nie infrage stellte, ob er bei einer ähnlichen Situation wieder so reagieren würde, wie er es zuvor tat, fand ich sehr naiv von ihr; an ihrer Stelle hätte ich ihm nicht so schnell verziehen, wenn überhaupt!
Die eigentliche Handlung hatte ein paar Längen, zwischen denen spannende Szenen und unerwartete Twists glänzen, die mir an sich sehr gut gefielen; nur bei dem Handlungsstrang um Isadora hätte ich mir mehr Twists und mehr Tiefe gewünscht, weil sehr schnell deutlich war, in welche Richtung sich ihre Handlung entwickeln muss, damit Whit wieder gut dasteht. Dass es hier keine Überraschungen oder zumindest komplexere Motive gab, fand ich sehr schade.
Zusammen mit der langwierigen Suche nach Inez' Mutter bot der zweite Teil leider nur ein paar Juwelen, von denen ich aufrichtig begeistert war (die unerwarteten Twists waren wirklich ein Highlight), doch hoffe ich, dass andere Leser:innen einen positiveren Leseeindruck haben werden.
Lajos von Lázár wird als blasses Kind mit blonden Haaren und wasserblauen Augen geboren. Sein Vater Sándor ahnt nur unbewusst, dass dieses Kind nicht sein Sohn ist, während seine Mutter Mária in Depressionen versinkt. Lajos‘ Schwester Ilona erlebt ein Trauma im Wald, Onkel Imre gilt als geisteskrank und später hat auch Lajos‘ Sohn Pista Probleme damit, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Die Familie, die einst als adlig galt, verliert im Lauf der Jahrzehnte an Glanz – denn während den Geschehnissen des zwanzigsten Jahrhunderts suchen sie vor allem eins: Freiheit …
Ich hatte mich durchaus auf diesen literarischen Roman gefreut und am Anfang war er auch äußerst vielversprechend, doch zu meinem Bedauern blieb es nicht dabei.
Das erste Drittel war wirklich gut: Ich mochte den wunderschönen Schreibstil, der eine faszinierende Atmosphäre schuf und den Glanz der Lázárs fantastisch einfing; die teils sehr langen Sätze verwirrten mich zunächst, doch gewöhnte ich mich bald an sie und nahm sie als Teil des Stils an. Hier hat Nelio Biedermann die Gefühle der Familienmitglieder mühelos eingefangen, ich fieberte überraschend stark mit ihnen mit und wollte wissen, wie es mit der Familie weitergeht.
Doch ab dem Tod des Vaters, der auch das Ende des Familienglanzes einleitet, fiel die Geschichte für mich stark ab. Obwohl natürlich gerade in der Nazizeit einige Dinge passieren, fühlte es sich größtenteils so an, als würde die Geschichte vor sich hinplätschern; sie las sich sehr langwierig und nur Pistas kurze Romanze mit Matilda konnte mich einnehmen. Zudem wurde ab diesem Zeitpunkt noch deutlicher, wie viele Sexszenen es gibt.
Sie tauchen bereits im ersten Drittel auf und obwohl sie meistens recht kurz sind, hat mich ihre pure Anzahl überrascht. Im ersten Drittel störten sie mich noch nicht, weil es genug andere Szenen gab, die mich packten, doch danach fand ich sie nur noch unnötig. Ich glaube, ich habe noch nie einen Roman mit so vielen Sexszenen gelesen (die auch Vergewaltigung mit einschließen), was mir persönlich nicht gefallen hat. So kurz sie größtenteils auch waren – sie haben mich viel zu oft von der eigentlichen Handlung abgelenkt.
Natürlich muss ich erwähnen, dass ich nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans bin und er dafür umso mehr etwas für andere Leser:innen sein könnte, aber mich selbst hat er nur im ersten Drittel begeistert – und danach leider enttäuscht.
- Der Laden in
- der Mondlichtgasse
- Hiyoko Kurisu
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Wohlfühlbuch
- Japan
- Fuchsgeist
- Kurzgeschichten
- Süßigkeiten
- Selbstfindung
- Selbstliebe
- Kommunikation
- Freundschaft
- Kleines Highlight
Kana fühlt sich von ihrem Freund vernachlässigt, der seine Zeit mit Lernen verbringt. Kogumas pummeliger Körper macht ihm auf der Arbeit zu schaffen. Yui zögert, ihren besten Freundinnen zu sagen, dass ihr Verhalten sie stört. Risa hat Angst, dass ihre Pechsträhne ein kommendes Trompetenvorspiel ruinieren könnte. Chika ist sich der Liebe ihres Mannes nicht mehr sicher, nachdem dieser weniger Zeit mit ihr und ihrem gemeinsamen Baby verbringt. Und Kogetsu, ein Fuchsgeist, sehnt sich danach, die Gefühle all dieser Menschen zu verstehen. Er gibt ihnen eine Süßigkeit mit, die ihnen helfen soll – und ihm selbst zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein …
Ich liebe das Handlungsprinzip, bei dem ein Charakter mehreren anderen Charakteren hilft, während er selbst nach etwas sucht – und dieser Roman setzt dieses Prinzip absolut großartig um. Lustigerweise dachte ich bei so einigen Geschichten, dass sie der perfekte Einstieg für eine Horrorerzählung wären (zum Beispiel als Kogetsu Kana unheilverkündend davor warnt, nie mehr als ein Stück Konpeito am Tag zu essen), doch glücklicherweise handelt es sich um das Gegenteil: Jede der Menschengeschichten ist perfekt zum Wohlfühlen gedacht, hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ein angenehmes Lesegefühl beschert. Nur die letzte Geschichte, die sich mit Kogetsu befasst, war ein wenig ernster und schaffte es nicht ganz, mir Kogetsu nahe zu bringen, aber dafür mochte ich seinen Freund Akifumi umso mehr.
Das Beste an den fünf Menschengeschichten waren die wunderbaren Lösungen für ihre Probleme. Bei jeder Geschichte gibt es eine kleine Überraschung, die den Kontext der Geschichte ein wenig ändert und für eine absolut wunderschöne Botschaft sorgt. Ich war jedes Mal wieder positiv davon überrascht, in welche Richtung sich die Geschichten entwickelten, denn selbst, wenn man ahnt, dass eine Wendung kommt, war diese nicht zwingend vorhersehbar. Hier ein wirklich großes Lob an die Autorin, die in wenigen Seiten Geschichten erschuf, die mindestens so schmackhaft waren wie die Süßigkeiten, die Kogetsu anbietet!
Meine liebsten Geschichten gehörten Kana, Koguma und Risa, weil die dortigen Twists ihre Geschichten perfekt abgerundet haben und für das breiteste Lächeln auf meinem Gesicht sorgten. Ich kann wirklich nicht genug betonen, wie gut es tat, diese Kurzgeschichten zu lesen – selbst die letzte mit Kogetsu, die mir ein bisschen weniger gefiel, brillierte durch die gezeigte Freundschaft, die mindestens so herzerwärmend war wie die Lösungen, die die anderen für sich fanden.
Ich schätze, meine einzige Kritik besteht daraus, dass die Geschichten nicht stärker zusammenhingen. Es wird zwar regelmäßig eine Süßigkeit erwähnt, die ein voriger Charakter wählte, und Kogetsu kommt natürlich ebenfalls in jeder einzelnen Geschichte vor, aber mir hätte es sogar noch besser gefallen, wenn die Charaktere untereinander zumindest grob miteinander bekannt gewesen wären. Es ist natürlich nicht schlimm, dass alle Geschichten für sich standen, aber ich finde, eine leicht engere Verbindung hätte für weitere großartige Wendungen gesorgt.
Insgesamt also der perfekte Roman, wenn man sich gut fühlen will!
- Krawall
- im Klassenzimmer
- Anja Janotta
- Gulliver
- Kinderbuch
- Humor
- Wettbewerb
- Streiche
- Sommer
- Freundschaft
- Das blaue Auge
Nach einem verlorenen Fußballturnier ist Fritzi aus der 5d sauer auf Nils aus der 5a, dem sie die Schuld dafür gibt. Die Schülerzeitung „Das blaue Auge“ gibt ihr die perfekte Gelegenheit, es ihm heimzuzahlen: Sie verkündet eine Belohnung für die Klasse, die es bis zum Ende des Schuljahrs schafft, die Hammer-Aktion des Jahres durchzuführen – einen Streich, der so gut ist, dass er die Schule ordentlich aufrüttelt. Und sowohl Fritzi als auch Nils sind entschlossen, diesen Preis einzuheimsen …
Ich hatte mal wieder Lust auf ein Kinderbuch und dieses hier ist eine wahrlich amüsante Lektüre. Ich war positiv überrascht, wie viel Anja Janotta in wenigen Seiten erzählt hat; denn obwohl die Lektüre kurz ist, fühlt sie sich (auf gute Weise) länger an, als sie es eigentlich ist. Mir macht es sehr viel Spaß, sowohl Fritzi als auch Nils bei ihren Plänen zuzuschauen und ich musste mehrmals schmunzeln, wenn sie wieder einen neuen Streich ausheckten. Die beiden waren mir ausgesprochen sympathisch; zwar mochte ich auch ein paar der anderen Charaktere (zum Beispiel die Hausmeisterinnen Maren und Miriam sowie Nils‘ Freund Titus), doch bei Fritzi und Nils wusste ich es sehr zu schätzen, dass keiner von ihnen bevorzugt wurde und beide ihre sympathischen Seiten zeigen durften.
Ungewöhnlich fasziniert war ich von der Schülerzeitung, dem „blauen Auge“, deren Posts sich sehr gut lasen und mich gleichzeitig fragen ließen, wer wohl dahinter steckt. Ich habe durchaus ein paar Theorien, aber so oder so haben die Posts die Handlung bereichert.
Die Streiche waren natürlich ein Highlight, wobei ich vor allem die Kreativität der Kinder zu schätzen wusste. Mein Liebling war wohl der Streich mit den Klamotten an der Decke, aber auch die anderen waren lustig zu lesen, ohne je so extrem zu werden, dass es problematisch werde.
Insgesamt also ein humorvolles Kinderbuch – nicht nur für Kinder!
- In uns der Ozean
- Theresia Graw
- Ullstein
- Belletristik
- Natur
- Naturschutz
- Rachel Carson
- Biologie
- Wasser
- Vögel
- Pestizid
- Biografischer Roman
- Leben
- Schicksalsschläge
- Highlight
Rachel Carson ist leidenschaftliche Biologin, die den Menschen zeigen will, wie wertvoll und wunderschön das Meer im Speziellen und die Natur im Allgemeinen ist. Als Frau im zwanzigsten Jahrhundert fällt es ihr nicht leicht, sich gegen die Männer in der Domäne durchzusetzen, doch sie kämpft unermüdlich für ihre Leidenschaft. Als ein Pestizid namens DDT auf den Markt kommt, das als Wundermittel gegen Insekten angepriesen wird, wird Rachel hellhörig – denn sie fürchtet, dass DDT der Natur langfristig schadet und damit nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen …
Dieser Roman basiert auf dem wahren Leben von Rachel Carson, die sich im zwanzigsten Jahrhundert für den Naturschutz einsetzte und damit die ganze Welt nachhaltig geprägt hat. Die Art und Weise, wie Theresia Graw ihren Charakter und ihr Leben beschrieben hat, war schlicht meisterhaft. Wie wohl jede Person erlebte Rachel in ihrem Leben viele Höhen und Tiefen, doch glücklicherweise fokussiert sich Theresia Graw nicht nur auf die Tiefen, sondern schafft es, eine wunderbare Balance aufrechtzuerhalten, die sowohl die guten als auch die schlechten Zeiten angemessen beschreibt. Die Tiefen werden nicht unnötig dramatisiert und die Höhen haben mehrmals ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. Tatsächlich fühlte ich mich während des Lesens schlicht wohl; es ist eine sehr angenehme Lektüre über das Leben einer tatsächlich existierenden Frau, die gleichzeitig sehr inspirierend ist.
Apropos: Ich mochte die Darstellung von Rachel Carson sehr. Ihre Begeisterung, ihr Staunen, ihre Entschlossenheit, ihr Kampfgeist – es war sehr leicht, mit ihr mitzufiebern und das Ende war, obwohl es eigentlich „nur“ eine Debatte war, so spannend, dass ich mich gar nicht davon losreißen konnte. Ich mochte Rachel wirklich sehr und war froh, das Theresia Graw sie so sympathisch, entschlossen und leidenschaftlich dargestellt hat. Von den Nebencharakteren haben sich vor allem ihre Liebsten Mary und Dorothy hervorgehoben, aber ich mochte auch die Rollen, die ihr Freund Dan und ihr Neffe/Ziehsohn Roger in der Handlung einnahmen.
Der Schreibstil war wunderschön zu lesen und hat Rachels Liebe für das Meer und die Natur hervorragend auf uns Leser:innen übertragen. Tatsächlich bin ich nach dieser Lektüre als jemand, der sich sonst nicht groß mit diesem Thema beschäftigt hat, sehr interessiert daran, Rachel Carsons Sachbücher (speziell „Der stumme Frühling“) zu lesen! Das ist mitnichten etwas, das jedem Autor und jeder Autorin gelingt, deshalb hier noch mal ein großes Lob an Theresia Graw, das Interesse an der Natur, das Rachel damals in der Bevölkerung weckte, so erfolgreich in ihrem Roman gesät zu haben!
Nach der Lektüre habe ich selbst noch mal zu Rachel Carson recherchiert (ebenfalls etwas, zu dem mich nicht jeder Roman inspiriert) und war fasziniert davon, wie viel sie wirklich für den Umweltschutz beitrug. Die Tatsache, dass ich in diesem Roman zum ersten Mal von ihrer Existenz erfuhr, finde ich schockierend – denn sie gehört definitiv zu den Personen, die zum Allgemeinwissen gehören sollten.
Selbst, wenn man kein großes Interesse an der Biologie oder Natur hat, kann ich diesen Roman aus vollem Herzen empfehlen. Er ist nicht nur eine wunderschöne Lektüre, sondern auch ein sehr packender und lehrreicher Roman!
Schon zweimal ist Nick in die Fänge von Erebos geraten, doch ein drittes Mal verlangt das Spiel seine Aufmerksamkeit. Dieses Mal soll er eine Truppe zusammenstellen, ohne genau zu wissen, wofür. Das Spiel fordert ihn stattdessen dazu auf, nach Zeichen Ausschau zu halten, weil es buchstäblich um Leben und Tod geht. Nick vermutet bald, dass es um die verschwundene Schülerin Riley Bloom geht, doch was genau hinter Erebos‘ Andeutungen steckt, bleibt ihm ein Rätsel – das er so schnell wie möglich lösen muss, wenn er eine Katastrophe verhindern will …
Die ersten beiden Erebos-Teile haben mir gut gefallen und auch der dritte war sehr spannend zu lesen. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie Ursula Poznanski ihr Mysterium aufgebaut hat: Ich habe hier sehr mitgefiebert und mir ganz schön den Kopf darüber zerbrochen, was wohl hinter den Rätseln steckt. Das Beste daran war wohl, dass sie im Nachhinein so logisch waren, dass ich mich gewundert habe, wieso ich sie nicht vorher gelöst habe – meine eigene Theorie erwies sich zwar als falsch, aber Ursula Poznanski gibt uns Leser:innen genug Anhaltspunkte, um zumindest theoretisch auf die Lösung zu kommen. Das mochte ich am liebsten: Mit den Aufgaben, Rätseln und dem Spielgeschehen mitzufiebern, während ich mir selbst überlegte, was wohl dahinter steckt.
Nick hat mir als Hauptcharakter wieder sehr gut gefallen und auch seinen besten Freund Victor mochte ich gerne; leider lernen wir die anderen Charaktere dafür fast nicht kennen. Die Stellen, an denen die anderen Mitglieder von Nicks Gruppe rekrutiert werden, waren beispielsweise sehr gut und spannend geschrieben, aber die Mitglieder selbst bekommen nur sehr wenig Screentime und sind allein aufgrund ihrer Anzahl nicht besonders leicht zu merken. Am stärksten haben sich Emoomo und Hashtag hervorgehoben, aber auch das nur auf eingeschränkte Weise. Hier wünschte ich, wir hätten mehr charakterfokussierte Szenen gehabt, von denen es eher wenige gibt. Gerade bei Derek hätte sich das sehr angeboten.
Obwohl es so viele Rätsel, Aufgaben und Ereignisse im Spiel gibt, empfand ich das Pacing als sehr angenehm, weil mich dieser Mix aus verschiedenen Mysterien mühelos durch die Geschichte trieb. Nur den Anfang und das Ende fand ich etwas zu schnell; Nick wirkt nicht allzu schockiert, als Erebos wieder auf einem Computer auftaucht und schafft es ein wenig zu mühelos, das packende Finale aufzulösen. Zwar mochte ich es, wie am Ende die verschiedenen Hinweise zusammengeführt wurden, aber nachdem ich mit größter Spannung das Finale verfolgt habe, kam mir die Auflösung zu schnell.
Insgesamt immer noch ein spannendes Erebos-Abenteuer, das mir sehr gefallen hat – allerdings hoffe ich trotzdem, dass Nicks Geschichte damit vorbei ist, weil sie meiner Meinung nach genug ausgereizt wurde. Ja, mir machte es großen Spaß, wieder über ihn zu lesen – aber gerade deshalb hoffe ich, dass Ursula Poznanski aufhört, wenn es am schönsten ist. Der arme Nick hat jetzt wirklich genug durchgemacht!
Die Hackebarts wurden in das Schloss von Graf Sauberbart eingeladen, um dort die berühmte Klobürste von Chlothilde an ihn zu verkaufen. Insgeheim plant Herr Hackebart jedoch, die Bürste versteigern zu lassen und damit den Preis so weit zu erhöhen, damit er genug Geld für seine Familie hat. Doch zunächst einmal müssen die Hackebarts das größte Problem bewältigen: Graf Sauberbart und sein Diener Jean-Claude de la Trine setzen einen hohen Wert auf Benimmregeln, was bei den vier Kindern der Hackebarts nur in Chaos enden kann ...
Witzig geht es bei den Hackebarts weiter: Diesmal geht es um den Sinn von Benimmregeln, der in diesem Band ganz großartig gelöst wurde. Ich war neugierig, wie genau die Moral der Geschichte umgesetzt werden wird und war positiv überrascht von dem Ergebnis.
Dabei hat der Part mit den Regeln mir noch nicht einmal am besten gefallen, sondern die Auktion gegen Ende! Sie war ausgesprochen lustig und ungewöhnlich spannend, während ich den Teil mit den Regeln stellenweise ZU übertrieben fand. (Natürlich ist genau das der Sinn und es gibt ein paar witzige Stellen diesbezüglich, aber mir gefiel die Spannung der Auktion mehr.)
In diesem Band liegt der Fokus vor allem auf Herr und auf Opa Hackebart, während die Kinder und Frau Hackebart kleinere, aber wichtige Rollen einnehmen. Obwohl ich speziell zu den Kindern gerne noch mehr gelesen hätte, hat es mir gefallen, wie Herr Hackebart von einer Bredouille in die andere geriet.
Insgesamt also wieder ein gutes Hackebart-Abenteuer mit einer guten Botschaft!
- Wellness
- Nathan Hill
- Piper
- Belletristik
- Liebe
- Ehe
- Placebo-Effekt
- Familie
- Familiengeschichte
- Vergangenheit
- Erziehung
- Leben
- Verschwörungen
- Denkfehler
- Psychologie
- Kunst
- Highlight
Am Anfang beobachten Jack und Elizabeth sich nur durch ihr jeweiliges Fenster, ohne Kontakt aufzunehmen. Es scheint, als würden sie sich stets verpassen, sogar gar nicht füreinander geeignet zu sein – Jack ist ein mittelloser Fotograf, Elizabeth eine aus einem reichen Haus stammende Psychologiestudentin. Doch trotzdem werden sie ein Paar, heiraten, bekommen einen Sohn – und stellen irgendwann fest, dass ihre Ehe feststeckt. Sie wissen nicht, warum, oder wie sie ihre Ehe retten könnten. Denn zunächst müssen sie ihre eigenen Probleme bewältigen, die gewaltiger und tiefer sind, als ihr Partner je ahnen könnte …
Die Kurzbeschreibung beschreibt leider nicht mal ansatzweise, worum es in diesem Roman geht, denn er beleuchtet so viele Themen, dass es schwer ist, ihn akkurat zusammenzufassen. Natürlich sind Liebe und Ehe wichtige Themen, aber daneben spielen noch Familiengeschichten, Trauma, der Placebo-Effekt, Lebensverbesserungen und Perfektionismus, der Horror der Kindererziehung, Kunst, Verschwörungstheorien, Denkfehler, nicht-monogame Liebesbeziehungen, Selbstbetrug und noch so viel mehr eine Rolle. Ich war aufrichtig beeindruckt davon, wie viel Nathan Hill in diesen Roman gepackt hat – und noch dazu auf eine Weise, die alle Themen hervorragend miteinander verbindet, sodass sie niemals wie zu viel wirken, sondern wie eine natürliche Erweiterung der bisherigen Themen.
Aber nicht nur das: Das Foreshadowing bezüglich Elizabeths und Jacks Vergangenheiten war meisterhaft umgesetzt. Während des ganzen Romans werden mehrmals schlichte Fakten erwähnt, die ich als Leserin als gegeben annahm, ohne sie weiter zu hinterfragen; ich sah in ihnen schlicht zusätzliche Informationen zu den Hauptcharakteren und in der Regel nicht mehr. Aber dann hat Nathan Hill diese Fakten in einen anderen Kontext gesetzt, sehr viel weiter vertieft und Verbindungen zu anderen, scheinbar nicht zusammenhängenden Informationen geschaffen. Und obwohl er es schaffte, das während des ganzen Romans zu tun und mich immer wieder zu überraschen, rechnete ich trotzdem nie damit, wenn es wieder geschah. Die gesamte Geschichte von Jack und Elizabeth zu erleben, war eine Erfahrung, die mich nachhaltig beeindruckte!
Das machte es leicht, mit beiden Charakteren gleichwertig mitzufiebern, während sie ihre Probleme in verschiedenen Lebensphasen konfrontieren. Ich hatte zunächst befürchtet, dass ich mich nur für einen der beiden interessieren würde, aber letztendlich konnte ich mich mühelos in beide Charaktere hineinversetzen. Wirklich ein großes Lob an Nathan Hill dafür, wie er die Geschichte der beiden beschrieb!
Sogar einige Nebencharaktere bekommen überraschend Tiefe, doch der Fokus liegt definitiv auf Jack und Elizabeth selbst. Das ist vermutlich meine einzige Kritik: Es gibt Handlungsstränge bezüglich der Nebencharaktere, die nicht komplett aufgelöst werden (bzw. bei denen ich mir mehr gewünscht hätte) und auch kurzzeitige Obsessionen, die Elizabeth und Jack haben, die letztendlich keine Rolle für die eigentliche Handlung spielen. Im Vergleich zu der fantastisch konstruierten Handlung ist das aber eine vergleichsweise kleine Kritik, denn ich hatte selten einen Roman, von dem ich so beeindruckt war wie von diesem. Eine Rundum-Empfehlung für alle, die großartig konstruierte Geschichten lieben!
- Tinte Staub und
- Schatten
- Alina Metz
- ueberreuter
- Kinderbuch
- Fantasy
- Abenteuer
- Bücherlabyrinth
- Quest
- Rätsel
- Spannung
- Gefahren
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- LGBTQ+
Minna ist am Boden zerstört, nachdem ihre Mutter sie verraten hat. Zusammen mit Gulliver, Jasper und Parzival muss sie nun einen Weg finden, ihre Mutter aufzuhalten, bevor diese ihre Pläne umsetzen kann. Im Herz des Bücherlabyrinths liegt die Antwort, da ist Minna sich sicher – doch dazu müssen sie Tinte und Schatten aufsuchen, die beiden anderen Patrone des Labyrinths. Eine Aufgabe, die inmitten all der Fallen, die in ihm lauern, alles andere als leicht ist …
Der zweite Band der „Tinte, Staub und Schatten“-Dilogie lässt zwar noch Raum für mehr offen, gibt der Geschichte allerdings immer noch einen guten Abschluss. Besonders positiv stach die Spannung hervor – denn es gibt in diesem Band so viele Rätsel, Gefahren, dramatische Szenen und spannende Situationen, dass ich von Anfang bis Ende mitgefiebert habe. Gerade dadurch, dass die Lösungen nicht immer einfach waren und Opfer von den Charakteren erforderten, machte es umso spannender, ihre Abenteuer zu verfolgen. Hier ein großes Lob an die Autorin, dass sie die Charaktere mit tatsächlich schwierigen und emotional aufgeladenen Situationen konfrontierte!
Apropos Emotionen: Auch die Charakterbeziehungen spielen in diesem Band eine wichtige Rolle, wobei sie teilweise sehr gut und teilweise ausbaufähig beschrieben waren. Besonders möchte ich die romantischen und elterlichen Beziehungen hervorheben, denen besonders viel Zeit gewidmet wird. Eine, die ich zu meiner eigenen Überraschung verbesserungswürdig fand, war die zwischen Jasper und Parzival – zumindest von Jaspers Seite aus. Denn während bei Parzival kein Missverständnis darüber besteht, wie er für Jasper empfindet, verstand ich Jaspers konstante Antipathie ihm gegenüber nicht unbedingt als Zeichen großer Gefühle – im Gegenteil war ich davon ausgegangen, dass er keine hatte und wollte, dass Parzival das akzeptiert.
Natürlich GAB es Stellen, in denen angedeutet wurde, dass er Parzival nicht ganz so sehr hasst, doch waren diese Szenen sowohl von ihrer Anzahl als auch von ihrer Länge her so stark limitiert, dass ich mir gerne mehr gewünscht hätte, die Jaspers wachsende Gefühle zeigen. So ungefähr wie bei Minna und Gulliver, die weniger Szenen miteinander hatten, sich aber gegenseitig mit Blicken, Worten und Gesten mühelos demonstrierten, dass sie ineinander verliebt sind. Bei ihnen war es sehr viel glaubhafter und verständlicher, dass sie ein Paar wurden, weil die Andeutungen offensichtlich genug waren, während es bei Jasper und Parzival etwas zu plötzlich geschah. (Wie gesagt besteht über Parzivals Gefühle kein Zweifel, aber bei Jasper wäre ich allein aufgrund seines Verhaltens niemals darauf gekommen.)
Insgesamt waren die Beziehungen an sich – und vor allem die Freundschaft der vier Hauptcharaktere – jedoch großartig und herzerwärmend. Die vielen Gefahren haben hier sehr dabei geholfen, (noch) tiefere Beziehungen zu bauen und gleichzeitig die Qualitäten der Charaktere zu zeigen, die alle Szenen haben, in denen sie mit ihren Stärken und Schwächen konfrontiert werden. Auch das Worldbuilding wird hier großartig gezeigt, weil die Wesen, auf die die Charaktere im Labyrinth treffen, auch tatsächlich gut zu der Welt des Labyrinths (und seiner Hintergrundgeschichte) passen.
Die Elternfiguren (Minnas Vater und Gullivers Vater) fand ich ganz schön diabolisch, bis zu dem Punkt, an denen ich ihnen nicht für ihre Taten verzeihen konnte und fast gewünscht hätte, Minna und Gulliver hätten es auch nicht getan. Natürlich habe ich verstanden, warum sie es letztendlich doch taten und sie sehr dafür respektiert, aber ich hätte diese Stärke vermutlich nicht gehabt.
Insgesamt ein guter Abschluss der Dilogie, doch tatsächlich hätte ich nichts dagegen, noch mehr von den Charakteren zu lesen, weil sie mir alle so gefallen haben!
- Bury Our Bones
- in the Midnight Soil
- V. E. Schwab
- Tor
- Fantasy
- Urban Fantasy
- Vampire
- LGBTQ+
- Romanze
- Liebe
- Geschichte
- Toxische Beziehung
- Leben
- Tod
- Zeit
- Schöner Schreibstil
Als Frau Anfang des sechzehnten Jahrhunderts weiß María, dass sie nur ein Schicksal erwartet: Die Heirat mit einem Mann, den sie nicht liebt und der sich ebenfalls nicht um sie kümmert. Erst, als sie eine geheimnisvolle, alterslose Witwe trifft, bietet sich ihr eine Lösung – wenn auch keine, die sie erwartet hat. Als Vampirin neugeboren, benennt María sich in Sabine um und entdeckt die Genüsse ihrer neuen Freiheit. Boston, fast fünfhundert Jahre später: Nach einer leidenschaftlichen Nacht mit einem mysteriösen Mädchen namens Lottie fühlt Alice sich merkwürdig. Sie erträgt das Sonnenlicht kaum und dürstet nach Blut. Entschlossen, herauszufinden, was genau passiert ist – und warum – beschließt sie, Lottie zu finden …
Nachdem V. E. Schwab mir mit „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“ eines meiner Lieblingsbücher meines Lebens beschert hat, war ich neugierig, ihren neuesten Einzelband zu lesen. Ich bin kein allzu großer Vampirfan, doch zum Glück zeigte Schwab schnell, dass sie sich an einer erfrischenden Mischung aus klassischen Vampirmythen (Holzpfähle, Hauseinladungen) und eigenen Ideen (Herzschlag während des Trinkens, Friedhöfe als Schwäche) bedient. Zudem liegt der Fokus nicht nur auf dem Vampirdasein – auch, wenn er natürlich eine große Rolle spielt –, sondern auch auf den Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten, die Sabine und Lottie erleben. Tatsächlich nimmt die Vergangenheit der beiden einen Großteil des Romans ein, aber genau das hat mir besonders gut gefallen – ihre Entwicklung zu erleben und die Veränderung der Zeit.
Entgegen den Erwartungen, die die Kurzbeschreibung schürt, erleben wir nicht alle drei Frauen auf einmal, sondern folgen in der ersten Hälfte Sabine und in der zweiten Lottie, wobei Alice während des ganzen Romans eine Rolle spielt (allerdings in der ersten Hälfte mehr Fokus bekommt). Doch sind alle drei Frauen komplexe Charaktere und ich war überrascht davon, wie sehr ich mit ihnen mitfieberte, obwohl oder gerade weil ich ihre Taten nicht immer billigte. Speziell Sabine, in die ich am meisten investiert war, stellte ihre Taten selten infrage, und Lottie und Alice, die es öfter taten, hatten dafür andere Schwächen, die sie positiv hervorhoben.
Allerdings hätte ich mir mehr von Alices Vergangenheit gewünscht. Wir erleben zwar mehrere Rückblicke, in denen Alices Charakter und die komplizierte Beziehung zu ihrer älteren Schwester thematisiert wird, doch Sabines und Lotties Vergangenheit wird sehr viel ausführlicher beschrieben und es gibt auch keinen unerwarteten Twist, der Alices Leben von den anderen abgehoben hätte.
Obwohl es in dem Roman um Vampire geht, fand ich die wenigen Menschencharaktere besonders faszinierend – Alessandro und Giada haben mir trotz ihrer imitierten Screentime das Herz gestohlen und ich hätte nichts dagegen gehabt, noch mehr von ihnen zu lesen.
Ab und an ist das Tempo der Geschichte etwas langsam, aber der wunderschöne Schreibstil mit den kreativ eingesetzten Stilmitteln hat es trotzdem leicht gemacht, sich in ihr zu verlieren. Dafür ging mir das Ende zu schnell und war insgesamt unbefriedigend – ich kann noch nicht einmal genau sagen warum, aber ich hatte mir mehr davon erhofft.
Insgesamt handelt es sich trotzdem um einen sehr empfehlenswerten Roman, der sicher nicht nur Vampirfans begeistert wird!
- Utopien für
- Realisten
- Rutger Bregman
- Rowohlt
- Sachbuch
- Grundeinkommen
- Armutsgrenze
- Arbeit
- Freizeit
- Geld
- Offene Grenzen
- Gleichberechtigung
Die Abschaffung der Sklaverei, das Wahlrecht für Frauen, die Ehe für queere Paare: Selbstverständlichkeiten, die ehemals als Utopien galten und wohl niemals durchgesetzt worden wären, hätte man sich nicht so stark für diese scheinbar unmöglichen Ideen eingesetzt. Doch es gibt noch mehr, für das es sich zu kämpfen lohnt: Das bedingungslose Grundeinkommen für jeden Erdenbürger; die 15-Stunden-Arbeitswoche, die mehr Freizeit zulässt; und offene Landesgrenzen, die es mehr Menschen erlauben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Unmöglich? Vielleicht. Doch warum es wichtig ist, diese Ziele anzustreben, führt Rutger Bregman in seinem Sachbuch aus.
Ich habe bereits zwei andere Sachbücher von Rutger Bregman gelesen und bin immer wieder fasziniert von den Ideen, die er in ihnen vorstellt. In diesem Sachbuch war es speziell das Grundeinkommen, das mich faszinierte – wie wohl viele andere Menschen bin ich unwillkürlich davon ausgegangen, dass Menschen an der Armutsgrenze nicht oder nur schlecht mit Geld umgehen können, doch Rutger Bregman hat mich hier eines Besseren belehrt. Seine Beispiele von Menschen und Menschengruppen, denen schlicht Geld gegeben wurde und die es schafften, es zu vermehren, haben meine Sichtweise dazu komplett verändert. Das mag ich an seinen Sachbüchern am meisten – selbst, wenn man dann doch auf Dinge trifft, die man nicht ganz nachvollziehen kann, gibt es immer auch etwas, das einen zumindest zum Nachdenken anregt.
Auch die Vorstellung einer 15-Stunden-Woche war selbstverständlich sehr verlockend, auch wenn sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu den Vorstellungen gehört, die noch weit weg erscheinen (es aber hoffentlich nicht sind). Es war traurig, noch mal daran erinnert zu werden, wie viel wir arbeiten, obwohl die Menschheit seit mindestens einem Jahrhundert von kürzeren Arbeitszeiten träumt.
Die offenen Grenzen haben mich persönlich nicht allzu interessiert, weil ich mit ihnen am wenigsten zu tun hatte, aber hier spricht natürlich die privilegierte weiße Person aus mir, die das Glück hatte, im richtigen Land aufzuwachsen.
So oder so waren diese drei Themen jedoch interessant zu lesen und machen es erstaunlich leicht, sich eine Welt vorzustellen, in der sie bereits in Erfüllung gegangen sind. Insofern also eine gute Lektüre für alle Realisten, Optimisten und Pessimisten!
- Frieren
- Mei Hachimoku
- Kanehito Yamada
- Tsukasa Abe
- Altraverse
- Manga
- Light Novel
- Kurzgeschichten
- Prequel
- Magier
- Krieger
- Dämonen
Kurz, bevor die eigentliche Handlung losgeht, leben Fern, Stark, Lawine, Kanne, Aura und Frieren ein beschauliches Leben. Fern kümmert sich um den kranken Heiter, Stark findet in einem von einem Drachen bedrohten Dorf einen Platz, Lawine und Kanne bereiten sich auf eine Prüfung vor, Aura nimmt zum ersten Mal Kontakt mit einem Menschenjungen auf und Frieren erinnert sich an die Zeit mit ihrer Meisterin Flamme. Doch auch in diesen Zwischenstationen des Lebens lernen sie eine wertvolle Lektion, die ihnen helfen wird, ihre Zukunft zu meistern.
Das Grundkonzept der Geschichte hat mir sehr gefallen, weil ich sehr interessiert daran bin, wie Hauptcharaktere ihr Leben vor der eigentlichen Handlung bestritten, doch die Lektüre selbst war nicht ganz so berauschend. Jedes Kapitel hatte zwar etwas, das mir sehr gefiel, weil es mir die Charaktere näher brachte, aber mein Gesamteindruck war, dass es sich um einen schlicht geschriebenen Light Novel handelt, den man zwar gelesen haben kann, aber nicht gelesen haben muss.
Die größte Stärke waren für mich die Dynamik der Charaktere mit anderen (Fern und Heiter, Stark und die Dorfbewohner, Lawine und Kanne, Aura und Will, Frieren und Flamme), doch selbst diese Stärke ist auf die Länge der Kurzgeschichte beschränkt, in denen es um die Charaktere geht. Insofern hätte ich es besser gefunden, sich lieber auf einen Charakter zu konzentrieren und einen vollen Light Novel über sein oder ihr „Leben davor“ zu schreiben, wobei sich vor allem Frieren selbst dafür anbietet, die lange genug gelebt hat, um jedes mögliche Abenteuer zu erzählen. Die fünf Kurzgeschichten ließen einfach nicht genug Raum, als dass sich die Charaktere selbst hätten entfalten können.
Wer ein wirklich großer Fan des „Frieren“-Mangas bzw. -Animes ist, könnte hier trotzdem eine interessante Lektüre finden, aber ich selbst hätte mir lieber den Fokus auf einen Charakter gewünscht.
- Die verschwundene
- Tochter
- Soraya Lane
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Familiengeschichte
- Kleidung
- Mode
- Paris
- Frankreich
- Sommerroman
Die Zeitschrift, bei der Blake arbeitet, sucht dringend nach einer Geschichte, die die Leserinnen über mehrere Wochen antreibt. Blake, die vor einer Weile eine mysteriöse Schachtel, die für ihre verstorbene Großmutter gedacht war, bekommen hat, schlägt vor, ihre eigene Familiengeschichte und die Suche nach ihrer Urgroßmutter zu einem Thema zu machen. Eine Aufgabe, die sich zunächst als schwierig gestaltet, weil es keine Hinweise zu geben scheint – bis Blake auf den charmanten Kurator Henri Toussaint verwiesen wird, der ihr bei ihrer Suche weiterhilft. Sie finden heraus, dass ihre Urgroßmutter Evelina Lavigne war, die in den Dreißigern erfolgreich Kleider entwarf – doch aus irgendeinem Grund damit aufhörte, sodass sie nie die Bekanntheit erreichte, die sie anstrebte …
Auch der fünfte Band der „Töchter“-Reihe ist ein locker zu lesender Sommerroman, der zwei Romanzen in einer bietet und uns Leser:innen dabei Paris näher bringt. Wie schon die Romanzen aus vorherigen Bänden ähnelt dabei die Romanze zwischen Blake und Henri eher einer Disney-Romanze, die realistisch gesehen vermutlich nicht halten würde, im Roman aber so süß geschrieben worden ist, dass es als Leser:in trotzdem leicht ist, an sie zu glauben.
Bei Evelina waren ihre Romanzen schon realistischer, weil sie mehr Konflikte boten und, damit zusammenhängend, tragischer waren. Doch das wahre Highlight war Evelina selbst: Ich liebte es, wie sie stets für ihr eigenes Leben kämpfte und die dafür notwendigen Schritte selbständig einleitete. Sie ließ sich nicht von den Männern in ihrem Leben kontrollieren, sondern fand stets Wege zu einer Lösung, selbst, wenn es nicht immer leicht war, sie zu treffen. Sie war schlicht eine großartige Protagonistin, mit der ich leicht mitfiebern konnte. Das einzige, was ich schade fand, war, dass wir nicht SO viel von ihren Kleidern mitbekommen – es wird zwar beschrieben, wie sie sie herstellt und was sie für einen Eindruck machen, aber eine tatsächliche Beschreibung der Kleider bleibt in der Regel aus.
Schön war ebenfalls, dass das Drama in der Geschichte (das natürlich hauptsächlich in der Vergangenheit stattfand) realistisch war – nicht zu überzogen, nicht zu harmlos, sondern genau richtig. Der Rest der Handlung (hauptsächlich die Gegenwart) ist sehr schön, fast schon unrealistisch schön, aber gerade deshalb perfekt für eine lockere Sommerlektüre geeignet. Was mir übrigens sehr gefallen hat, ist, dass Blaze nicht sämtliche Geheimnisse Evelinas herausfindet, sondern dass es Informationen gibt, die nur wir Leser:innen haben. Das war nicht nur ebenfalls realistisch, sondern gab der Geschichte einen zusätzlichen Reiz, weil nur wir die ganze Wahrheit kennen.
Doch eine wichtige Kritik habe ich trotzdem: Allzu viel Neues bietet der Roman nicht. Wenn man die anderen schon gelesen hat, bekommt man hier nicht SO viel, was den Roman (stark) von den anderen hervorhebt. Dadurch, dass das Grundkonzept immer ähnlich ist, gibt es natürlich nur so viel, das man ändern kann (und zugegeben gefiel mir die Idee, Blake zu einer Journalistin zu machen, die ihre Geschichte live berichtet), aber allein, dass wir z.B. nie eine lebende Großmutter hatten, die tatsächlich aktiv an der Suche mitwirkt, oder einen Großvater, der dasselbe tut, wären Ideen, die ich gerne in diesen Romanen lesen würde. Doch natürlich erfüllt der Roman letztendlich immer noch seinen Zweck: Er ist ein schöner, erholsamer Sommerroman, bei dem man sich schlicht gut fühlt!
Die Geschichte steckt voller Geheimnisse, ungelöster Fragen, mysteriöser Todesfälle und noch vielem mehr. Manche dieser Fragen wurden bereits beantwortet, andere könnten irgendwann beantwortet werden, doch viele werden vermutlich für immer offen bleiben. Seit 2014 erörtert die Süddeutsche Zeitung in ihrer Kolumne diese Fragen, von denen viele Beiträge in diesem Buch zusammengetragen wurden. Manche Themen wird man sicher schon kennen, andere nicht, doch insgesamt ist wohl für jeden etwas dabei!
Diese Lektüre ist wirklich sehr kurzweilig, bestehend aus lauter kurzen Kapiteln, die die jeweiligen Themen grob umreißen, dafür aber auch eine ganze Palette an ihnen bieten. Menschen verschiedener Bekanntheitsgrade wie die Mona Lisa, Kaspar Hauser, Louise Le Prince oder der alte Ledermann haben natürlich ihre eigenen Mysterien, aber auch Gegenstände wie die Bundeslade und antike Dodekaeder, als auch Orte wie der „Skeleton Lake“ und die Route 666 werden thematisiert. Wie gesagt, für so ziemlich jeden ist etwas dabei und so ziemlich jeder wird hier wohl etwas Neues finden. Obwohl mir die bekannten Themen natürlich gefielen, mochte ich gerade die Beiträge zu unbekannteren Personen, Gegenständen und Orten besonders gerne.
Etwas, woran ich mich zunächst gewöhnen musste, ist, dass dieses Sachbuch in der Regel keine Antworten auf seine Fragen gibt. Es führt verschiedene Theorien aus, aber nur selten gibt es eine eindeutige Erklärung; die allermeisten Kapitel enden mit einem offenen „man weiß es nicht“, was mich zunächst frustrierte, weil ich hoffte, zumindest ein paar neue Erkenntnisse zu gewinnen, die ich hier nicht bekam. Aus diesem Grund ist dieses Sachbuch als Sammlung verschiedener Geheimnisse großartig zu lesen – aber nicht als Sammlung von Antworten auf diese Geheimnisse. Im Nachhinein hätte ich wohl auch keine erwarten sollen, weshalb die Lektüre für mich zufriedenstellender wurde, sobald ich akzeptierte, dass es keine Antworten liefern wird. Manchmal wird sogar die Möglichkeit übernatürlicher Kräfte angesprochen, doch glücklicherweise nur selten und im Kontext von anderen Menschen, die daran glaubten.
Hier kommen wir auch zum größten Manko des Sachbuchs: Es hat kein Quellenverzeichnis. Manchmal werden Quellen in den Texten selbst erwähnt, aber für den Großteil müssen wir Leser:innen darauf vertrauen, dass die Autor:innen der SZ-Kolumnen die Themen gut recherchiert und korrekt wiedergegeben haben. Dadurch, dass die Lektüre selbst so kurzweilig ist, fällt das zwar überraschend leicht, aber dennoch hätte ich mir gewünscht, zu wissen, woher genau die Mitarbeiter ihre Informationen haben.
Wer wie ich Sachbücher mag, die verschiedene Themen zusammentragen, wird sich daran vermutlich nicht allzu sehr stören, weil die Lektüre immer noch interessant war, doch sollte man beim Lesen beachten, dass der Fokus auf den offenen Fragen liegt – und nicht auf den Antworten.