Bücherregal lädt …
Utopien für Realisten: Die Zeit ist reif für die 15-Stunden-Woche, offene Grenzen und das bedingungslose Grundeinkommen
300 Seiten

Die Abschaffung der Sklaverei, das Wahlrecht für Frauen, die Ehe für queere Paare: Selbstverständlichkeiten, die ehemals als Utopien galten und wohl niemals durchgesetzt worden wären, hätte man sich nicht so stark für diese scheinbar unmöglichen Ideen eingesetzt. Doch es gibt noch mehr, für das es sich zu kämpfen lohnt: Das bedingungslose Grundeinkommen für jeden Erdenbürger; die 15-Stunden-Arbeitswoche, die mehr Freizeit zulässt; und offene Landesgrenzen, die es mehr Menschen erlauben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Unmöglich? Vielleicht. Doch warum es wichtig ist, diese Ziele anzustreben, führt Rutger Bregman in seinem Sachbuch aus.

Ich habe bereits zwei andere Sachbücher von Rutger Bregman gelesen und bin immer wieder fasziniert von den Ideen, die er in ihnen vorstellt. In diesem Sachbuch war es speziell das Grundeinkommen, das mich faszinierte – wie wohl viele andere Menschen bin ich unwillkürlich davon ausgegangen, dass Menschen an der Armutsgrenze nicht oder nur schlecht mit Geld umgehen können, doch Rutger Bregman hat mich hier eines Besseren belehrt. Seine Beispiele von Menschen und Menschengruppen, denen schlicht Geld gegeben wurde und die es schafften, es zu vermehren, haben meine Sichtweise dazu komplett verändert. Das mag ich an seinen Sachbüchern am meisten – selbst, wenn man dann doch auf Dinge trifft, die man nicht ganz nachvollziehen kann, gibt es immer auch etwas, das einen zumindest zum Nachdenken anregt.

Auch die Vorstellung einer 15-Stunden-Woche war selbstverständlich sehr verlockend, auch wenn sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu den Vorstellungen gehört, die noch weit weg erscheinen (es aber hoffentlich nicht sind). Es war traurig, noch mal daran erinnert zu werden, wie viel wir arbeiten, obwohl die Menschheit seit mindestens einem Jahrhundert von kürzeren Arbeitszeiten träumt.

Die offenen Grenzen haben mich persönlich nicht allzu interessiert, weil ich mit ihnen am wenigsten zu tun hatte, aber hier spricht natürlich die privilegierte weiße Person aus mir, die das Glück hatte, im richtigen Land aufzuwachsen.

So oder so waren diese drei Themen jedoch interessant zu lesen und machen es erstaunlich leicht, sich eine Welt vorzustellen, in der sie bereits in Erfüllung gegangen sind. Insofern also eine gute Lektüre für alle Realisten, Optimisten und Pessimisten!