Scandor
448 Seiten

Es ist eine einmalige Chance: Fünf Millionen Euro winken demjenigen, der es schafft, im Battle Royale um Scandor, einem einmaligen Lügendetektor, am längsten die Wahrheit zu sagen. Doch jeder, der verliert, muss einen Einsatz zahlen – etwas tun, was er auf gar keinen Fall tun möchte, damit die zusätzliche Motivation, zu gewinnen, gegeben ist. Insgesamt hundert Kandidaten treten an, darunter Philipp und Tessa, die unter etwas anderen Umständen im Wettbewerb gelandet sind. Sehr bald merken beide, wie schwierig es ist, im Alltag ständig die Wahrheit zu sagen, vor allem während andere Kandidaten ihnen auf der Spur sind und Scandor den Spielern zusätzliche Aufgaben gibt. Zudem finden beide bald heraus, dass noch etwas Anderes hinter dem Wettbewerb steckt als ein simpler Lügendetektortest – nämlich das Aufdecken einer Wahrheit, die niemals ans Licht kommen sollte …

In ihrem neuesten Jugendthriller setzt Ursula Poznanski ein wahrhaft faszinierendes Konzept um: Was wäre, wenn man gezwungen wäre, für mehrere Tage die Wahrheit zu sagen – ohne Ausflüchte, ohne Versehen, ohne Schlupflöcher? Wenn man dabei seinem alltäglichen Leben nachgehen, aber sich auch vor Konkurrenten in acht nehmen muss? Dieses Konzept hat sie wirklich großartig umgesetzt, weil man durch Tessa und Philipp ein hervorragendes Gefühl dafür bekommt, wie schwer ein von Wahrheit bestimmtes Leben wirklich ist. Vor allem bei Tessa war ich sehr investiert, weil sie durch ihre Jobs in einem Lokal und in einem Callcenter in viele brenzlige Situationen gerät und das offensive Verhalten anderer Spieler sie zusätzlich in Bedrängnis bringt. Tatsächlich fieberte ich so sehr mit ihren Szenen mit, dass Philipp manchmal in den Hintergrund geriet, weil seine Szenen in der Regel nicht so spannend wie Tessas waren.

Ab und an bekommen wir einen kleinen Einblick in andere Spielerinnen und Spieler und den Moment, in dem sie die Challenge verlieren. Oft durch eine automatische, unabsichtliche Lüge, die sie in einem Moment der Unachtsamkeit ihren Platz im Wettbewerb kostet. Hier hätte ich gerne einen tieferen Einblick in ihren Einsatz bekommen. Wir bekommen zwar hier und da eine Erwähnung, aber nur selten das Gefühl, wie wichtig ihnen ihr Einsatz wirklich ist. Zwar wird dafür Philipps und Tessas Widerwillen umso mehr betont, aber wie gesagt hätte ich auch gerne mehr zu den anderen Teilnehmern erfahren.

Neben den genialen Szenen, in denen Philipp und speziell Tessa sich gegen ihre Gegenspieler behaupten, gibt es auch einige unerwartete Twists, die mich positiv überrascht haben. Ich hatte nämlich so einige Ideen, was Scandor betrifft, doch zu meiner Freude steckte letztendlich etwas Anderes dahinter. Im Nachhinein zwar nichts, das ZU besonders ist, aber im Kontext der Handlung definitiv etwas, das ich nicht erwartet habe. Großes Lob also an die Autorin, ihre Twists nicht zu offensichtlich gestaltet zu haben!

Dadurch, dass das Spiel aus insgesamt hundert Kandidaten besteht, entstehen notwendigerweise ein paar kleinere Längen. Weil Ursula Poznanski ihre Charaktere regelmäßig in gefährliche Situationen bringt, habe ich mich nie gelangweilt, aber trotzdem gemerkt, dass die Anzahl der Charaktere eher kontinuierlich als rapide abnahm. Hier hätte die Anzahl sicher noch schneller abnehmen können, doch ich persönlich fand die Geschwindigkeit trotzdem angenehm.

Was mir besonders gefallen hat (neben der Offenbarung am Ende), war das Ende selbst. Es war wirklich sehr zufriedenstellend, hat offene Fäden miteinander verbunden und mir ein Lächeln entlockt. Nach all den Strapazen, die die Hauptcharaktere auf sich nehmen mussten, war es genau das Ende, das ich mir gewünscht habe.

Insgesamt also wieder ein spannender Thriller aus Ursula Poznanskis Feder, der es hervorragend schafft, die Wahrheit in all ihrer Schönheit, Grausamkeit und Undurchsichtigkeit darzustellen!

Such Charming Liars
432 Seiten

Nachdem sie jahrelang als Juwelendiebin arbeitete, will Kats Mutter Jamie ein normales Leben führen. Doch einen letzten Coup muss sie davor noch durchziehen: Einer Erbin der Familie Sutherland eine Rubinkette stehlen. Als Jamie unerwartet krank wird, beschließt Kat, an ihrer Stelle die Kette zu stehlen. Allerdings läuft so einiges gehörig schief, angefangen damit, dass sich auf dem Anwesen Liam befindet, Kats Ex-Stiefbruder, dessen Vater die zu bestehlende Erbin heiraten will. Als dann noch ein Mord geschieht, werden Kats Pläne gehörig durcheinander gewirbelt, denn sie hat einen groben Blick auf den Mörder erhaschen können – der nun hinter ihr her ist. Zusammen mit Liam und Augustus, einem Sohn der Sutherlands, versucht sie, den Mörder zu finden – ohne dabei ihre Geheimnisse zu offenbaren …

In „Such Charming Liars“ hat Karen M. McManus ihren wohl bisher komplexesten Plot geschrieben, der mich mehr als einmal in die Irre geführt hat! Es gibt viele falsche Fährten, unerwartete Twists und überraschende Zusammenhänge, die für ein spannendes Leseerlebnis gesorgt haben. Meine Kurzbeschreibung wird den Ereignissen mitnichten gerecht, weil so viel passiert und so viel davon wichtig ist. Aber das sehe ich eindeutig als positiven Punkt, weil die verschachtelte Handlung einen ordentlich auf Trab hält und die Mysterien viele Fragen aufwerfen, die mich zusätzlich antrieben. Ich habe lange gerätselt, wie die verschiedenen Puzzlestücke der Handlung zusammenhängen und war sehr zufrieden mit der Auflösung. Wer hier also eine dichten und auf positive Weise verworrenen Plot sucht, ist bestens bedient!

Aber auch die Charaktere können sich sehen lassen. Ich mochte Kat, die speziell am Anfang viele Fehler macht, aber deren Instinkt sie mehr als einmal rettet; ihr Ex-Stiefbruder Liam war im Konstrast zu ihr um einiges naiver, entwickelt sich in der Handlung jedoch weiter. Und Augustus, in den Liam sich im Lauf der Handlung verliebt, war mir ebenfalls außerordentlich sympathisch und ich hätte gerne noch mehr von der Beziehung zu seinem alkoholsüchtigen Vater gesehen. Auch andere Charaktere wie Kats Mutter Jamie und Liams Vater Luke spielen eine wichtige Rolle und hier hat es mir sehr gefallen, wie Karen M. McManus deren jeweilige Beziehung zu Kat bzw. Liam umgesetzt hat, weil es auch hier ein paar Überraschungen gibt. Insgesamt hätte ich von anderen Charakteren gerne noch mehr gesehen, aber das Haupttrio hat mir sehr gut gefallen.

Was Kritikpunkte angeht, finde ich zugegeben, dass die Handlung eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen. Bis zum Mord vergehen circa hundertfünfzig Seiten, was mich persönlich zwar nicht störte, für andere Leser:innen aber eventuell zu lang sein könnte. Das hat zwar seinen Grund (am Anfang werden viele Details eingeführt, die sich später als relevant weisen und deren Bedeutung man logischerweise noch nicht vorhersehen kann), aber ich wollte es trotzdem erwähnt haben, weil ich wegen der Kurzbeschreibung davon ausging, der Mord würde früher passieren.

Insgesamt also wieder ein sehr guter McManus-Thriller, der speziell durch seine komplexe Handlung und seine drei Hauptcharaktere beeindruckt!

The Ashes and the Star-Cursed King
665 Seiten

Oraya ist eine Gefangene in ihrem eigenen Königreich, das nun von Raihn regiert wird – dem Vampir, den sie liebte und der sie jetzt verraten hat. Verzweifelt versucht sie, zu entkommen, muss jedoch bald feststellen, dass das nicht möglich ist. Zudem hat auch Raihn mit Problemen zu kämpfen, weil nicht alle ihn als ihren König akzeptieren wollen. Als die beiden erfahren, dass Vincent, Orayas Vater, das Blut eines Gottes versteckt haben soll, das ihnen beiden die Möglichkeit geben könnte, den Krieg zu gewinnen, gehen sie ein zögerliches Bündnis miteinander ein, um danach zu suchen. Doch währenddessen flammen auch ihre Gefühle füreinander auf – und weitere Geheimnisse, die Vincent vor Oraya gehütet hat …

Hier im zweiten Band der Saga wird Orayas und Raihns Geschichte abgeschlossen und das auf sehr zufriedenstellende Weise. Speziell ihre Beziehung war großartig umgesetzt – zumindest im Rahmen der Geschichte. Ob sie realistisch gesehen auch danach funktionieren würde, liegt wie wohl bei jeder fiktiven Liebesgeschichte im Auge des Betrachters, doch mir persönlich hat sie sehr gefallen. All die Konflikte, Gefühle und die Anziehungskraft bekamen ihre Zeit, sich zu entfalten, wodurch sich Orayas und Raihns Liebe zueinander sehr glaubwürdig angefühlt hat.

Allerdings muss ich zugegeben, dass andere Charaktere mehr Fokus hätten vertragen können, weil sie größtenteils nicht so groß herauskommen, wie sie es verdient hätten. So hat mich von den Nebencharakteren nur Mische begeistert (die schon im ersten Band mein Lieblingscharakter war), während die anderen verhältnismäßig blass blieben.

Die Handlung kann sich dafür sehen lassen. Wie schon im ersten Teil ist sie in die verschiedenen Mondphasen eingeteilt, wobei jede Mondphase für einen wichtigen Teil der Handlung steht: Orayas Gefangenschaft, ihre Fluchtversuche und Annäherung an Raihn, der Besuch in Lahor, die Ruhe vor dem Sturm, eine vertiefende Romanze und Kriegsvorbereitungen und schließlich das Finale, gefolgt vom Ende. Hier hat mich das Pacing angenehm überrascht; ich hatte fast schon erwartet, auf Längen zu treffen, aber insgesamt las sich alles so angenehm, dass mir jeder Teil Spaß machte.

Insgesamt habe ich also nur die Nebencharaktere zu kritisieren, die aufgrund des starken Fokus auf Oraya und Raihn nicht so sehr wie die beiden überzeugen konnten. Aber davon abgesehen haben wir hier ein zufriedenstellendes Ende für Orayas und Raihns Geschichte und ich freue mich schon darauf, danach Misches Sichtweise zu verfolgen!

Nachtengel - Gemini
752 Seiten

Kylar Stern ist endlich auf dem Schiff, in dem sich eines der beiden Kinder, die er retten soll, befindet. Doch es zu retten ist selbst mit seinem Ka’kari leichter gesagt als getan, denn die Entführer verfügen über Kräfte und Möglichkeiten, die selbst die Kylars übersteigen. Zudem hat er nur begrenzt Zeit, seine Mission zu erfüllen, weil sich in wenigen Tagen die volle Kraft des Kindes manifestieren wird – was unzählige Menschen das Leben kosten würde …

Was ich vorweg sagen muss: Ja, das Buch ist definitiv zu lang. Obwohl es mir letztendlich immer noch Spaß machte, die zweite Hälfte von Kylars Abenteuer zu verfolgen, hatte es definitiv Längen, die nicht hätten sein müssen. Zwar ist natürlich noch nicht klar, welche Ereignisse sich letztendlich als wichtig erweisen werden, aber nichtsdestotrotz gab es so einige Szenen, die trotz der konstanten Gefahr, in der Kylar schwebt, sich recht langsam lasen. Man braucht also Durchhaltevermögen für diese Fantasy-Geschichte – aber wenn man durchhält, wird man glücklicherweise enorm dafür belohnt.

Denn das Finale plus das Ende mit den vielen Twists war absolut episch. Schon davor gab es natürlich packende Szenen und schockierende Twists (darunter ein spezieller, der mich ganz schön starren ließ), aber das, was gegen Ende passiert, war so gewaltig, grausam und genial, dass ich meinen Augen nicht trauen wollte. Speziell, als das, was ich bereits als gigantisch empfand, noch durch zusätzliche Twists auf den Kopf gestellt wurde. Wie gesagt: Der Weg zum Ende ist manchmal steinig, aber das Ziel ist es allemal wert.

Zum Glück gibt es aber auch auf dem Weg dahin so einige nennenswerte Szenen. Wie auch im ersten Band waren die Diskussionen zwischen Kylar und seinem Ka’kari grandios und ich hätte gerne noch mehr von ihnen gesehen; aber auch die Art und Weise, wie Kylar sich beständig in Schwierigkeiten bringt, war sehr amüsant, speziell, weil Brent Weeks kreative Wege findet, ihn da rauszuholen. Das Beste dabei ist, dass diese Wege realistisch bleiben und gleichzeitig zeigen, wie viel schief gehen kann – und dass es leider auch Dinge gibt, denen man nicht auf kreative Weise entkommen kann.

Letztendlich hat mir die Lektüre also sehr gut gefallen, doch möchte ich betonen, dass sie ausschließlich für diejenigen Leserinnen und Leser geeignet ist, die bereits an die Länge klassischer Fantasy-Romane gewöhnt sind.

Das Geheimnis des blauen Skarabäus
432 Seiten

Als Kind bekommt Cleo von ihrem Vater, einem Archäologen, einen Armreif mit einem blauen Skarabäus geschenkt, der schon bald zu ihrem liebsten Besitz wird – denn von ihrem Vater hört sie daraufhin jahrelang nichts und fürchtet, er könne umgekommen sein. Als junge Erwachsene reist sie zusammen mit den Tredennick-Geschwistern Miranda und Angwin sowie ihrem Zweck-Ehemann Victor nach Ägypten, um endlich eine Antwort auf ihre offenen Fragen zu bekommen – und das Geheimnis ihres Armreifs aufzuklären, das der Schlüssel für das Grab Tutanchamuns sein könnte …

Dieser Roman fängt die Atmosphäre Ägyptens wirklich fantastisch ein. Auch, wenn die Charaktere nur einen (zugegeben beträchtlichen) Teil der Handlung in Luxor sind und einen deutlich kleineren Teil draußen in der Wüste, hat die Autorin das Flair Ägyptens wirklich wunderbar vermittelt und das Land vor meinem geistigen Auge heraufbeschworen.

Dazu kommt, dass im Zentrum der Geschichte viele großartige Charaktere sind. Nicht nur ist Cleo eine hervorragende Protagonistin, sondern wird von fehlerbehafteten und vielleicht gerade deshalb einnehmenden Charakteren begleitet: Miranda, ihre beste Freundin, die allerdings nicht immer gut mit Cleo umgeht; Angwin, Mirandas Bruder, der Cleo früher nicht mochte und sie jetzt lieb gewinnt; Victor, ihrem Zweck-Ehemann, der ihr auf diese Weise half, nach Ägypten zu kommen; und Jason, dem Fremdenführer, der ein außerordentlich barsches Verhalten zeigt, aber ein gutes Herz hat. Das Verhalten dieser Charaktere war manchmal wirklich problematisch und dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen, sie deshalb weniger zu mögen, weil es sie nur realer erscheinen ließ. Ein großes Lob an die Autorin für diese tiefgründigen Charaktere!

Was die Romanze angeht, hat mich Rebecca Michéle gleich mehrmals überrascht. Immer, wenn ich glaubte, zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung diesbezüglich entwickelt, kam ein neuer Twist, der meine Erwartungen perfekt untergrub. Das hat mir wirklich sehr gefallen, weil die Autorin geschickt mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser spielt, um am Schluss aber immer noch ein zufriedenstellendes Ende zu finden.

Was das eigentliche Ende angeht, hielt dieses so einige schockierende Twists bereit, die mich kalt erwischt haben. Zwar wünschte ich, dass der Epilog ein wenig mehr ausgebaut worden (bzw. ein größerer Teil der Handlung geworden) wäre, aber das spannende Finale war dafür umso besser. Allgemein gibt es in diesem Roman viele angenehme Überraschungen, sodass selbst diejenigen, die viel in diese Richtung gelesen haben, Dinge finden werden, die sie nicht kommen sahen.

Neben all dem Lob habe ich jedoch auch eine Kritik, nämlich dass die Handlung sich während des ersten Ägypten-Aufenthalts bis zum Anfang des zweiten ganz schön in die Länge zog. Speziell die Zeit in Cornwall fühlte sich sehr lang an, obwohl sie nicht einmal so viele Seiten einnahm; aber auch davor fand ich, dass der erste Aufenthalt ein wenig ZU lang war. Vielleicht auch, weil Cleo so oft geraten wurde, aufgrund verschiedener Ereignisse nach Cornwall zurückzukehren, was letztendlich zwar geschah, aber eventuell früher hätte passieren sollen, um sowohl dem ersten als auch dem zweiten Aufenthalt genug Zeit zum Atmen zu geben. So nahm der erste Besuch sehr viel Zeit in Anspruch, während der zweite deutlich kürzer war.

Trotz dieser Kritik hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und ich liebte es, hier so viele erfrischende Twists zu lesen. Insofern werden hier nicht nur Ägypten-Fans auf ihre Kosten kommen, sondern auch alle, die gerne von der Handlungsentwicklung überrascht werden!

Red Umbrella Society - Der Kuss des Schmetterlings
336 Seiten

Als Skadi zusammen mit ihrem Bruder Remi und dessen Freund Mako einen Koffer stehlen soll, rechnet sie nicht damit, die Besitzerin des Koffers tot aufzufinden. Remi und Mako werden festgenommen und Skadi wird zur Hauptverdächtigen des Mordfalls. Speziell Detective David Bell hat es auf sie abgesehen, weiß aber auch, dass er ihre Hilfe braucht, um ihren Arbeitgeber Devin Doyle dingfest zu machen. Doch Skadi kann ihm nur begrenzt helfen, weil ihr wahrer Arbeitgeber Ikaris de Cruz ist, der zur mysteriösen Red Umbrella Society gehört – und dem sie mehr schuldet, als sie jemals wird zurückzahlen können …

Dieser spannende Jugendroman vereint einen Krimi, eine Romanze und eine Urban Fantasy auf teils bekannte, aber sehr erfolgreiche Weise. Die Art und Weise, wie diese Genres miteinander verwoben sind, hat mir sehr gefallen, weil die Geschichte einen auf diese Weise stets auf Trab hält – man will von allen Teilen der Handlung mehr wissen, wobei der locker zu lesende Schreibstil zusätzlich zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen beiträgt. Besonders gut fand ich, wie die Magie in Skadis Leben integriert war.

Das wahre Highlight sind jedoch die Charaktere selbst. Skadi ist eine fantastische Protagonistin, deren Humor und Schlagfertigkeit einfach großartig zu lesen waren. David war ein sympathischer Polizist und Love Interest, der zusammen mit Skadi eine wunderbare Chemie hatte, die ihre relativ schnelle Romanze überraschend realistisch gemacht hat. Ihre Szenen waren definitiv ein Highlight, das noch dadurch besser wurde, dass auch die Szenen, in denen Skadi mit anderen Charakteren zusammen ist, sehr einnehmend waren. Wie gesagt, ihr Humor und ihre Schlagfertigkeit sind großartig und machen für mich den Hauptreiz des Buches aus.

Auch andere Charaktere haben eine Erwähnung verdient: Ikaris, der ein sehr faszinierender Antagonist war, den ich nie richtig einschätzen konnte; K, die eine erfrischende, positive Sichtweise auf KI-Gehilfen bot; und Lu, die wohl die beste Chefin ist, die man sich wünschen kann. Nur von Remi und Mako hätte ich gerne mehr gelesen, weil sie Skadis ganze Motivation bilden, aber nur am Anfang tatsächlich auftauchen. Zugegeben passiert das regelmäßig in anderen Romanen, in denen die Charaktere, für die die Protagonisten in die Handlung involviert werden, letztendlich keine große Rolle spielen.

Die Twists fand ich persönlich relativ vorhersehbar, speziell den Twist gegen Ende, wo es mich mehr überrascht hätte, wenn er nicht vorgekommen wäre. Allerdings fand ich das nicht allzu störend; die Geschichte hat mich immer noch wunderbar unterhalten, was es leicht machte, die relativ offensichtlichen Twists zu verzeihen. Von daher freue ich mich schon sehr auf den Abschlussband und hoffe, dass er ebenso gut wie dieser hier sein wird!

Suddenly a Murder - Mord auf Ashwood Manor
384 Seiten

Als Izzy von ihrer Freundin Kassidy auf eine einsame Insel eingeladen wird, um dort zusammen mit fünf anderen Schülerinnen und Schülern ihren Schulabschluss zu feiern, bringt sie ein Messer mit. Denn auch Blaine, Kassidys fester Freund, gehört zu den Geladenen und mit ihm haben alle noch eine Rechnung offen: Marlowe gibt ihm die Schuld am Tod seines Bruders. Chloe ist wütend, weil sie nur seine Geliebte und nicht seine feste Freundin ist. Ellison bekam seinetwegen Ärger mit der Polizei, was sein Stipendium gefährdet. Kassidy ahnt, dass Blaine sie betrügt und will ihn zur Rede stellen. Fergus ist als ehemals bester Freund von Blaine verärgert, dass er jetzt von ihm schikaniert wird. Und Izzy hat so ihre eigenen Gründe, Blaine zu hassen – und fürchtet am allermeisten, dass jemand von den anderen diese Gründe herausfindet …

Ich habe ja schon viele Krimis und Thriller für Jugendliche und Erwachsene gelesen, aber „Suddenly a Murder“ gehört denen, die mich wieder einmal sehr beeindruckt haben! Und das liegt hauptsächlich an den fantastischen Charakteren. Lauren Muñoz hat es erfolgreich geschafft, alle Charaktere so liebenswert, fehlerbehaftet und dreidimensional zu beschreiben, dass ich sie alle lieb gewann.

Damit sind nicht nur die Schüler gemeint, die durch Rückblicke viel Tiefe bekommen, sondern auch die Ermittler – speziell die Detektivin Pilar de León, die zusammen mit Detective Cates an der Auflösung des Falls arbeitet. Ich war sehr begeistert darüber, dass diese beiden Ermittler tatsächlich fähig in ihrem Beruf waren und sogar eine gewisse Relevanz für die Handlung hatten. Von den anderen Charakteren möchte ich Ellison gerne hervorheben; wie gesagt fand ich alle Charaktere sehr einnehmend, aber bei Ellison speziell fand ich nicht nur seine Beziehung zu Fergus sehr faszinierend, sondern auch die Tatsache, dass er als Sohn einer Anwältin seine eigenen Rechte sowohl gekannt als auch genutzt hat.

Aufgrund meiner Erfahrungen als Thriller-Leserin gab es tatsächlich eine wichtige Offenbarung, die ich früh geahnt habe, dafür aber auch mindestens zwei Twists, die mich kalt erwischt haben und die ich absolut genial fand. Die Art und Weise, wie der Fall und die verschiedenen Vernehmungen erzählt sind, war so oder so sehr fesselnd; es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mir zu überlegen, wie die verschiedenen Puzzleteile zusammenhängen.

Nur beim Ende hätte ich mir noch etwas mehr erhofft. Das Ende selbst ist wunderbar bittersüß, aber ich hätte mir gerne noch mehr abschließende Szenen zu den übrigen Charakteren gewünscht und was sie jetzt, nachdem der Fall abgeschlossen ist, für ihre Zukunft planen. Ansonsten war ich allerdings rundum zufrieden mit der Lektüre und hoffe, bald noch mehr von den Autorin zu lesen!

Die verheimlichte Tochter
384 Seiten

Ella ist erfolgreiche Kunsthändlerin, träumt jedoch davon, ihre eigene Kunst zu erschaffen. Die Gelegenheit bekommt sie, als ihr von einer Anwaltskanzlei eine kleine Schachtel überreicht wird, in der sich ein Notenblatt und ein Foto von einer Mutter und Tochter befinden, das auf einer griechischen Insel geschossen wurde. Mithilfe des Pianisten Gabriel, in den sie früher verliebt war – und insgeheim immer noch ist –, untersucht sie ihre Familiengeschichte, die sie nicht nur nach Griechenland, sondern in die Zukunft ihrer Träume führt ...

Zunächst möchte ich einen kleinen Fehler in der Kurzbeschreibung ansprechen, der mich beim Lesen der eigentlichen Geschichte ganz schön verwirrte: Und zwar, dass Gabriel dort irrtümlicherweise "Mathew" genannt wird. Deshalb dachte ich für eine ganze Weile, dass neben Gabriel noch ein anderer Pianist namens Mathew auftauchen würde, doch ist das nie passiert, weil hier schlicht ein falscher Name genannt wurde. Diejenigen, die die "Mathew"-Version haben, sollten vorab über diesen Fehler Bescheid wissen, um Verwirrung zu vermeiden.

Zum Glück ist die eigentliche Geschichte genau wie die vorigen Teile wunderschön zu lesen. Stellenweise war ich sogar zu Tränen gerührt, weil die neuen Twists, die Soraya Lane in ihre Handlung einbaute, mich so bewegten. Das ist übrigens ein großer positiver Punkt: Auch, wenn alle Geschichten ähnlich beginnen, gibt es in jedem Töchter-Roman neue Entwicklungen, die ihn von den anderen Romanen abheben. Besonders hier gefiel mir der Twist sehr gut und hat für ein emotionales, zufriedenstellendes Ende gesorgt.

Zudem ist die Romanze in beiden Zeitlinien sehr süß umgesetzt. Sowohl Ella und Gabriel als auch Alexandra und Bernard geben ein wunderbares Pärchen ab, was besonders bei Alexandra und Bernard beeindruckend ist, weil ihre Screentime im Vergleich zu Ella und Gabriel deutlich kleiner war. Nichtsdestotrotz spürte man ihre Liebe zueinander deutlich und ich war sehr froh, das Ende ihrer Geschichte zu erfahren.

Was mögliche Kritik angeht, habe ich diesmal ein Weilchen gebraucht, um mich in die Handlung einzufinden; Ella kommt erst nach circa einem Drittel der Handlung überhaupt nach Griechenland, während Alexandra es früh verlässt, um erst gezwungenermaßen und dann freiwillig in London zu leben. Deshalb gab es speziell in der ersten Hälfte nicht genug Griechenland für mich, dafür aber zum Glück umso mehr in der zweiten Hälfte.

Eine weitere Beobachtung meinerseits, die ich nicht unbedingt als Kritik, sondern als persönliche Meinung zählen würde: Die gegenwärtige Handlung fand ich um einiges interessanter als die vergangene. Mit Alexandras Handlungsstrang bin ich erst recht spät warm geworden, während ich keine Probleme hatte, mich in Ellas Erkundungen zu verlieren. Anderen Leser:innen mag es jedoch anders gehen, weshalb ich diesen Punkt wie gesagt nicht als Kritik betrachte.

Zum dritten Mal ist es Soraya Lane gelungen, eine entspannte, emotionale Wohlfühlgeschichte zu schreiben, die ich sehr genossen habe!

Sixteen Souls (Souls-Dilogie, Band 1)
416 Seiten

Seit Charlie durch Meningitis seine Beine verloren hat und fast gestorben wäre, kann er die Geister von York sehen. Zwar hat er in einigen von ihnen Freunde gefunden, vermeidet sie jedoch in der Regel, um in keine Todesschleife zu geraten und anderen gegenüber noch merkwürdiger als ohnehin schon zu erscheinen. Bis er Sam trifft. Zunächst hält er ihn für einen Geist, bis Sam Charlie aus einer Todesschleife rettet und sich genau wie Charlie als Seher entpuppt. Zusammen müssen sie die Geister Yorks retten, die nach und nach verschwinden, ohne selbst dabei ihr Leben zu verlieren …

Dieser Jugendroman hat zwar ein paar Schwächen, ist aber gut genug, dass ich Interesse am zweiten Teil habe. Das Beste am Roman waren meiner Meinung nach die Hauptcharaktere: Charlie und Sam. Die beiden waren mir unglaublich sympathisch, waren gleichzeitig glaubwürdige Charaktere und entwickelten sich während des Romans ebenfalls sehr gut. Ihrer Romanze fehlte etwas Tiefe, war aber immer noch süß zu lesen und gefiel mir letztendlich recht gut.

Von den Nebencharakteren hat mir Heather am meisten gefallen, die durch ihre Freundschaft mit Charlie definitiv am meisten Tiefe bekommen hat. Die anderen Nebencharaktere bleiben dafür sehr flach; tatsächlich viel es mir oft schwer, sie mir überhaupt zu merken und ich finde, dass es insgesamt zu viele gab. Hier hoffe ich, dass der zweite Teil fokussierter auf weniger Charaktere sein wird.

Was die Handlung betrifft, war ich positiv überrascht über die guten, überraschenden Twists gegen Ende der Geschichte, die so einige Geschehnisse während der eigentlichen Handlung in einem neuen Licht darstellten. Das Ende an sich wurde leider ein wenig schnell abgewickelt, aber die Erkenntnisse, die es schenkte, haben mir dafür umso besser gefallen.

Insgesamt also eine gute Geschichte, die, so seltsam es auch klingen mag, sowohl sehr süß als auch sehr schaurig ist!

This Book Kills
443 Seiten

Als Stipendiatin eines Elite-Internats hat Jess es nicht leicht. Ihr Talent ist Kreatives Schreiben und ihre neueste Geschichte handelt von einem Mord, bei dem das Opfer mit einem Pokal im Wald erschlagen wurde und der Mörder mit Zweigen das Wort „Hilfe“ auf den Boden schrieb. Kurz darauf wird Hugh Henry Van Boren, eines der reichsten Kinder der Schule, auf genau diese Art und Weise getötet – und Jess bekommt eine anonyme Nachricht, in der der Mörder ihr für die Inspiration dankt und meint, es ohne ihre Hilfe niemals geschafft zu haben. Entschlossen, herauszufinden, wer dahintersteckt, startet Jess ihre eigenen Ermittlungen – im vollen Bewusstsein, dass sie sich dadurch in Gefahr begibt …

Dieser Jugendthriller schafft es wirklich hervorragend, sein Mysterium aufzubauen. Es gibt so viele offene Fragen, falsche Fährten und mögliche Mörder, dass ich über den ganzen Roman hinweg investiert darin war, die Antworten auf die Fragen zu finden und selbst Vermutungen anzustellen. Hier hilft es auch, dass so ziemlich jede Theorie, die ich während des Lesens hatte, in der Handlung selbst erwähnt wurde, sodass es schwer war, zu entscheiden, welche sich letztendlich als richtig herausstellen würde.

Doch hier muss ich zugegeben, dass ich die Identität des Mörders etwas zu offensichtlich fand – im Sinne von „es ist immer die Person, von der man es am wenigsten erwartet“. Ich selbst hatte zwar bis zur Enthüllung ganz andere Theorien, aber nur, weil mir die Wahrheit viel zu offensichtlich erschien. Das ist für mich also eine Kritik, weil ich mir mehr überraschende Plot-Twists erhoffte.

Das heißt nicht, dass es keine gibt – tatsächlich gibt es dank der falschen Fährten so einige Überraschungen –, aber gerade deshalb war ich ein wenig enttäuscht davon, ausgerechnet bei der Identität des Mörders keine solche Überraschung bekommen zu haben.

Weil sich der Thriller immer noch sehr gut liest und mich hervorragend unterhalten hat, würde ich ihn trotzdem weiterempfehlen, aber mit der Anmerkung, dass fleißige Leser:innen von Thrillern ihn wahrscheinlich leichter durchschauen werden.

Dark Heir
496 Seiten

Nachdem Will herausgefunden hat, dass er in Wirklichkeit die Wiedergeburt des Dunklen Königs ist, hält er diese Wahrheit vor seinen Freunden geheim, weil er Angst davor hat, sie ansonsten zu verlieren. Stattdessen arbeitet er weiter daran, Sinclair aufzuhalten, der die Armee des Dunklen Königs wiederbeleben will. Dabei wird er von seiner besten Freundin Violet getrennt, sodass er zusammen mit James, der ihm Treue geschworen hat, Cyprian, dem letzten Steward, und Grace, der letzten Janitscharin, einen Weg findet muss, in Sinclairs Grabungsstätte einzudringen. Doch wie lange kann Will sein Geheimnis für sich behalten? Und wie soll er der Dunkelheit in seinem Inneren widerstehen, während bereits James’ Anwesenheit ausreicht, um sie hervorzulocken?

Der zweite Teil der Dark-Rise-Trilogie sticht zugegeben nicht unbedingt durch seine Handlung heraus (auch, wenn es ein paar sehr gute Handlungspunkte gab), sondern vor allem durch seine Charaktere. Die Haupttruppe aus Will, James, Cyprian, Violet und Grace hat mich sehr eingenommen, wobei im Verlauf der Handlung sogar noch andere Charaktere dazugekommen sind. Tatsächlich habe ich mich so sehr um sie alle gesorgt, dass ich, als es schließlich ans Finale ging, buchstäblich darum betete, dass niemandem etwas geschehen wird!

Hier hilft es natürlich auch, dass sie allesamt sehr sympathische Charaktere sind. Das ist besonders bei Will erwähnenswert: Aufgrund seiner wahren Identität fürchtete ich, er könne negative Charakterzüge entwickeln, und obwohl er natürlich sein Geheimnis mit sich trägt – was als negativer Zug gewertet werden könnte –, war er insgesamt so sympathisch und nachvollziehbar wie im ersten Band, was mich ausgesprochen erleichterte. Natürlich sind auch die anderen Charaktere weiterhin wunderbar, wobei ich zugegeben gerne mehr von Violet gesehen hätte – im ersten Band war sie im Grunde der Deuteragonist, doch hier im zweiten ist ihre Rolle viel kleiner, während Cyprian dafür mehr Screentime bekommt. Was insofern gut ist, weil er dadurch zu meinem liebsten Nebencharakter wurde, aber trotzdem schade, dass es auf Kosten von Violet geschah.

Damit zusammenhängend, kommt die Freundschaft zwischen Will und Violet nicht mehr so stark heraus, weil auch hier andere Beziehungen in den Vordergrund gestellt werden – in diesem Fall die Rivalität zwischen James und Cyprian, die überraschend unterhaltsam zu lesen war, und die Beziehung zwischen dem wiederbelebten Helden Visander und der jungen Elizabeth, die ich ebenfalls faszinierend fand.

Und dann gibt es natürlich noch die Hauptbeziehung zwischen Will und James. Der Band bescherte uns ein paar sehr verlockende Szenen zwischen ihnen, aber letztendlich nicht so viel, wie ich beim Lesen der Kurzbeschreibung vermutet habe. Die Szenen, die es gab, gehören definitiv zu meinen Lieblingen – doch wünschte ich, es hätte noch mehr von ihnen gegeben.

Damit wären wir bei der Handlung. Wie zu erwarten, ist das Pacing stellenweise recht langsam, aber, wie ich finde, nicht ZU langsam; nur Violets Geschichte litt ein wenig darunter, ein wenig von den anderen abgekapselt zu sein, während die anderen Handlungsstränge zwar auch ein paar langsame Stellen hatten, aber nicht so extrem, als dass es meinen Lesefluss aufgehalten hätte.

Zum Schluss möchte ich erwähnen, dass die Handlung im Gegensatz zum ersten Teil keinen gigantischen „Holy Shit!“-Twist hatte, sondern dafür zwei, drei kleinere Twists. Das fand ich weder positiv noch negativ, sondern schlicht erwähnenswert; ich hatte keinen gewaltigen Twist erwartet und mochte die kleineren, die es gab, aber diejenigen, die vor allem den Twist des ersten Teils fantastisch fanden, werden hier keinen ähnlichen finden.

Insgesamt hat die Geschichte also durchaus ein paar Schwächen, ist aber ein würdiger Nachfolger des ersten Teils, den ich sehr genossen habe!

A Tempest of Tea
381 Seiten

Arthie und Jin Casimir führen ein Teehaus, das bei Nacht zu einem Bluthaus für Vampire wird. Doch als man ihnen droht, ihnen ihr Teehaus wegzunehmen, sieht Arthie nur eine Möglichkeit, es zu retten: Sie muss das gestohlene Kassenbuch des Widders, des Herrschers der Stadt, in der Unterwelt der Vampire finden. Und dazu braucht sie eine Crew: Jin, ihr engster Vertrauter; Flick, eine Fälscherin; Laith, ein Mitglied der Gehörnten Garde; und Matteo, ein Vampir. Doch nicht alle verfolgen dasselbe Ziel und ein Verrat scheint unausweichlich …

Diese Heist Fantasy bietet und ein paar gute Charaktere (vor allem Arthie), ein paar sehr gute Romanzen (Arthie & Laith und Jin & Flick) und eine gute geschwisterliche Beziehung zwischen Arthie und Jin. Was die Charaktere und deren Beziehungen angeht, hat Hafsah Faizal großartige Arbeit geleistet und es hat mir sehr gefallen, die Schlagabtäusche zwischen den Charakteren zu verfolgen. Tatsächlich mochte ich die verschiedenen Charakterinteraktionen mehr als die Heist selbst!

Es gab zwar immer noch ein paar spannende Szenen und sehr gute Twists, aber letztendlich fand ich die Heist nicht so besonders, wie ich es erwartet hatte. Die besten Szenen passierten gefühlt alle in der Vorbereitungsphase, weshalb ich mir gerne noch mehr epische Szenen während der eigentlichen Heist gewünscht hätte.

Zudem fand ich, dass der Schreibstil es nicht immer schaffte, die Gefühle der Charaktere zu vermitteln. Egal, ob es nun spannend, emotional oder humorvoll wurde – ich fühlte nicht immer mit. Natürlich gab es Szenen, in denen ich schmunzelte, mitfieberte oder die Charaktere anfeuerte, aber insgesamt betrachtet fand ich den Schreibstil überraschend sachlich.

Ich glaube, das wohl größte Problem der Geschichte ist etwas, wofür sie nichts kann: Die Existenz von Das Lied & Gold der Krähen. Ebenfalls eine Heist Fantasy, die es jeder anderen fast unmöglich macht, sich mit ihr zu messen. So gut mir die Charaktere in A Tempest of Tea auch gefielen, war es schwer, nicht an die fantastischen Charaktere aus Leigh Bardugos Dilogie zu denken. Deshalb würde ich diesen Roman tatsächlich denen empfehlen, die Das Lied & Gold der Krähen nicht kennen – denn bei allen anderen fürchte ich, dass es schwierig sein wird, einen direkten Vergleich, bei dem A Tempest of Tea logischerweise schwächer abschneidet, zu unterlassen. Trotzdem bin ich interessiert am zweiten Teil und an der anderen angekündigten Dilogie der Autorin!

Anna O.
480 Seiten

Seit vier Jahren ist Anna Ogilvy nicht aufgewacht. Nicht, seitdem sie schlafend neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde gefunden wurde, mit blutverschmierter Kleidung, einem Messer in der Hand und einem abgeschickten Geständnis. Seitdem ist ihr Fall als „Anna O.“ bekannt. Dr. Benedict Prince, Experte für Schlafmedizin, soll sie mit seiner neu entwickelnden Methode zum Aufwachen bringen, damit sie ihre gerechte Strafe erhalten kann, bevor sie freigesprochen wird. Doch kann sie überhaupt für eine Straftat belangt werden, die sie im Schlaf beging? Oder war sie in Wirklichkeit wach, als sie ihre Freunde ermordete? Eine Person, die im Internet Posts über Anna O. schreibt, kennt die Antwort auf diese Frage – denn sie besitzt Annas Tagebuch …

Aufgrund der kurzen Kapitel, die regelmäßig durch Annas Tagebucheinträge ergänzt werden, liest sich dieser Thriller sehr gut weg. Er schafft es sehr gut, dem Mysterium um Anna O. Leben einzuhauchen, weil die Frage ihrer Schuld so ungewiss ist. Während des gesamten Romans fragte ich mich, ob sie am Ende die Mörderin oder das Opfer sein würde, weil es tatsächlich nicht klar war, welchen Weg der Autor einschlagen würde. Das hat mir sehr gut gefallen, zumal er reale Fälle von verbrecherischen Schlafwandlern einbaut, die zusätzlich zum Nachdenken anregen. Wenn jemand wirklich hin- und hergerissen sein will, was die Rolle der Hauptfigur angeht, wird er oder sie hier einen Roman finden, der einen vielschichtigen Fall anbietet.

Allerdings gibt es auch Twists, die ich dafür sehr vorhersehbar oder nicht allzu besonders fand. Relativ am Anfang fiel mir ein Charakter ins Auge, den ich sofort verdächtig fand, wobei ich den Grund dafür natürlich nicht offenbaren werde. Es kam mir so schmerzhaft offensichtlich vor, dass ich aufrichtig hoffte, mich zu irren – doch leider lag ich richtig. Vielleicht habe ich auch einfach zu viele Thriller gelesen, aber mein erster Gedanke war, dass der Twist für mich viel zu offensichtlich war.

Tatsächlich hat der Thriller noch einen anderen Twist, den ich dafür umso überraschender fand. Aber diese letzte Offenbarung wird über hundert Seiten in die Länge gezogen, bis sie uns endlich verraten wird – was für mich definitiv zu lange war. Hier hätte man locker ein paar Dutzend Seiten weglassen können, ohne wertvolle Story-Elemente zu verlieren. Vom Prinzip her war es zwar cool, erst im letzten Kapitel alle Puzzleteile zu erhalten, aber ich wünschte, der Weg bis dahin wäre nicht so lang gewesen.

Insgesamt also ein Thriller, der ein wunderbares Mysterium in seinem Zentrum hat, dessen Twists mich aber nicht vollständig überzeugen konnten.

Sie kann dich hören
368 Seiten

Bei ihren Geldproblemen ist Millie Calloway froh, wieder einen gut bezahlten Haushaltsjob zu finden. Ihr neuer Arbeitgeber ist Douglas Garrick, der einen recht sympathischen Eindruck macht – bis auf die Tatsache, dass sie nicht mit seiner Frau Wendy reden soll. Diese verbringt ihre ganze Zeit in einem verschlossenen Zimmer und möchte nicht, dass Millie mit ihr Kontakt aufnimmt. Je mehr Zeit Millie in dem Penthouse verbringt, desto mehr Zweifel kommen ihr an Douglas. Welche Geheimnisse verbirgt das Paar? Wer von beiden ist gefährlicher? Und warum hat sie ständig das Gefühl, von irgendjemandem verfolgt zu werden?

„Wenn sie wüsste“ war im letzten Jahr mein absoluter Lieblingsthriller, weshalb ich froh war, dass auch „Sie kann dich hören“ mich mühelos begeistern konnte! Der Roman kann komplett unabhängig vom ersten Teil gelesen werden und bietet uns wieder eine spannende Geschichte, die mich konstant am Ball gehalten hat. Freida McFadden schafft es wirklich hervorragend, gleichzeitig gute Mysterien und unerwartete Twists einbauen!

Sehr interessant hierbei fand ich, dass ich zumindest einen Twist vorhersehen konnte – aber auch nur einen. Es gab noch so viele andere Überraschungen, die mich eiskalt erwischt haben, dass es eine wahre Freude war, sie zusammen mit Millie zu entdecken. Zusammen mit dem flüssigen Schreibstil und den kurzen Kapiteln haben wir hier einen Thriller, den man mühelos verschlingt!

Was Kritik angeht, habe ich nur eine gefunden: Dass Millie es bis zum letzten Moment aufgeschoben hat, ihrem Freund Brock von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Ich hätte mir hier sehr gerne gewünscht, dass ihr Geheimnis nicht, wie erwartet, zum ungünstigsten Zeitpunkt herausgekommen wäre, sondern tatsächlich ein offenbarendes Gespräch stattgefunden hätte. Zwar schafft es Freida McFadden auch hier, etwas Neues einzubauen, doch trotzdem hätte ich mir gerne eine andere Lösung gewünscht.

Nichtsdestotrotz ist dieser Thriller unglaublich spannend, flüssig zu lesen, hat ein paar geniale Twists und bietet allgemein ein packendes Leseerlebnis – womit ich ihn allen, die gerne Thriller lesen, voll und ganz empfehlen kann!

Lonely Castle in the Mirror
452 Seiten

Nach einem traumatischen Vorfall will Kokoro nicht mehr zur Schule gehen. Ohne zu wissen, wie es weitergehen soll, verbringt sie zu Hause ihre Zeit – bis ihr Spiegel plötzlich zu leuchten beginnt und sie in das Schloss der sogenannten Wolfskönigin gezogen wird. Zusammen mit sechs anderen Schülerinnen und Schülern bekommt sie eine einmalige Gelegenheit: Demjenigen, dem es gelingt, einen verborgenen Schlüssel im Schloss zu finden, wird ein Wunsch erfüllt. Solange können sie für gewisse Stunden im Schloss bleiben, während denen sie sich immer besser kennenlernen. Doch als sie erfahren, welches Opfer sie für ihren Wunsch bringen müssen, müssen sie sich fragen: Wollen sie den Schlüssel überhaupt finden?

Nachdem ich bereits die fünfbändige Manga-Reihe zum Roman gelesen hatte, war ich neugierig, wie der Roman selbst sein würde – und kann zu meiner Freude sagen, dass er mich ebenfalls sehr begeistert hat!

Nicht nur war er sehr gut zu lesen und hat es mühelos geschafft, mich in die Geschichte hineinzuziehen, sondern war auch von der Geschichte im Allgemeinen sehr einnehmend. Er hat viele wichtige Themen besprochen und mich sogar zwei, drei Mal zu Tränen gerührt. Die Charaktere, obschon wir nicht alle gleichwertig kennenlernen (was durchaus eine Kritik ist, weil ich mir gerne noch mehr Backstory zu jedem gewünscht hätte), waren alle auf ihre Weise sehr sympathisch und glaubwürdig. Unter den sieben Kindern mochte ich Masamune am liebsten, während mich unter den Nebencharakteren Kokoros Mutter am meisten begeistern konnte.

Was Kritik angeht, fand ich das Pacing im ersten Akt ein wenig zu langsam; zwar erfüllt er die wichtige Aufgabe, eine Freundschaft zwischen den Charakteren zu etablieren, doch trotzdem fand ich, dass es ein wenig zu lange dauerte, bis die interessanteren Teile der Geschichte stattfanden. Diese waren dafür zwar umso besser, aber erwähnen wollte ich es trotzdem.

Zudem sind die Twists durchaus vorhersehbar. Natürlich kannte ich sie dank des Mangas schon (was es sehr interessant gemacht hat, das Foreshadowing im Roman zu erleben), doch selbst diejenigen, die ihn nicht kennen, werden sie sicherlich vor der eigentlichen Offenbarung erraten. Mich hat das zwar nicht besonders gestört, weil ich die Geschichte selbst so gut fand, doch anderen Leserinnen und Leser könnte es durchaus missfallen.

Zuletzt ein kurzes Wort zur Manga-Umsetzung, die ich persönlich fantastisch fand. Sie ist überrascht akkurat und hat sogar an einer Stelle einen Plot Point eingebaut, den der Roman aufgrund seines Erscheinungsjahrs nicht vorhersehen konnte. Insgesamt sind sowohl der Roman als auch der Manga trotz meiner Kritikpunkte auf jeden Fall lesenswert!