Destroy the Day
448 Seiten

Nach den Ereignissen des letzten Bandes befinden sich Corrick, Tessa und Harristan in schlimmerer Verfassung als je zuvor. Corrick wurden von Oren Crane gefangen genommen und ist gezwungen, ein Bündnis mit ihm einzugehen, wobei er ausgerechnet mit Lochlan zusammenarbeiten muss. Tessa hält Corrick für tot und versucht, zusammen mit dessen Leibwächter Erik etwas Gutes für die Menschen zu tun, obwohl sie deren König, Rian, über alles hasst und die Trauer um Corrick sie begleitet. Und Harristan versteckt sich zusammen mit seinen Leibwächtern und Palastmeister Quint in der Wildnis vor den Konsuln, die behaupten, er hätte sein Volk vergiftet. Getrennt voneinander versuchen die drei, einen Weg zurück nach Hause zu finden – und dabei selbst am Leben zu bleiben …

Mit „Destroy the Day“ findet die Trilogie um Corrick, Tessa und Harristan ihren würdigen Abschluss, der mit emotionalen, spannenden und auch schönen Momenten gefüllt ist. Trotz der Tatsache, dass die drei Charaktere den Großteil der Handlung getrennt voneinander verbringen und wir so drei sehr unterschiedlichen Handlungssträngen folgen, war ich in jeden von ihnen investiert. Der Hauptgrund dafür liegt definitiv an den neuen Dynamiken, mit denen Brigid Kemmerer hervorragend zeigt, dass nicht nur Liebesbeziehungen für großartige Chemie sorgen.

So haben wir Corrick und Lochlan, die sich nicht ausstehen können, bis sie durch ihre unglücklichen Umstände gezwungen sind, ihre Vorurteile zu überwinden. Das gipfelt in einer sich natürlich aufbauenden Freundschaft, die sich sehr zufriedenstellend und gleichzeitig unterhaltsam las – denn die Dynamik zwischen den beiden war mit ein wenig Abstand meine liebste und hat mich daran erinnert, wie unglaublich großartig werdende Freundschaften beschrieben werden können (vor allem, wenn sie wie hier als Feinde starten).

Dann haben wir Tessa und Erik, die eine hervorragende Bruder/Schwester-Dynamik präsentieren, die durch das Auftauchen von Olive und deren Sohn Ellmo zusätzlich gewürzt wird. Das war wohl der schönste Teil der Geschichte, weil es zwar auch dramatische Momente gibt, der Fokus aber definitiv auf den positiven Erlebnissen liegt. Neben dem Drama, das in Corricks und Harristans Geschichten vor sich geht, war Tessas Sichtweise eine angenehme Abwechslung, die mir sehr gefallen hat.

Harristan währenddessen entdeckt nicht nur die Liebe, sondern auch die Last der Entscheidungen, die Corrick bisher für ihn traf. Zum ersten Mal spürt er, wie wertvoll die Treue seiner Leibwächter ist – und wie schwierig, mit potentiellem Verrat umzugehen. Tatsächlich mochte ich die Szenen mit seinen Leibwächtern genauso sehr wie die mit Quint, was weiterhin betont, wie gut dieser Band die platonischen Beziehungen umsetzt. Insgesamt betrachtet sind die Dialoge in allen drei Handlungssträngen großartig und heben die Qualität der Dynamiken hervor.

Aber eine offensichtliche Kritik hat der Fokus auf platonische Beziehungen natürlich: Dadurch, dass die Charaktere so lange voneinander getrennt sind, verbringen Corrick und Tessa nur wenige Szenen miteinander. Selbst die Szenen zwischen Harristan und Quint, die mehr Zeit zusammen haben, ist durch das Drama der restlichen Handlung eingeschränkt. Einerseits wurden die romantischen Szenen, die es gab, dafür umso schöner, andererseits habe ich trotzdem mehr gewünscht. Letztendlich gefiel mir die Umsetzung der platonischen Beziehungen jedoch so sehr, dass es mir nicht viel ausmachte, dafür weniger von den romantischen zu sehen.

Andere Dinge setzte der Roman ebenfalls hervorragend um: Der schlichte Schreibstil hebt die Gedanken und Gefühle der Charaktere hervor, im Finale werden die Antagonisten auf überraschend plötzliche, aber äußerst zufriedenstellende Weise besiegt und das Ende war einfach wunderschön. Ich glaube, nur an den Anfang musste ich mich etwas gewöhnen; nach den ersten drei Kapiteln, die jeweils die Sichtweise eines der Charaktere zeigen, folgt jeweils eine längere Portion, in der wir Corrick, dann Tessa und dann Harristan folgen, bevor die Sichtweisen wieder mehr miteinander vermischt werden. Doch bleibt der Roman unabhängig von der Sichtweise konstant spannend und ließ mich mit allen drei Charakteren mühelos mitfiebern.

Insgesamt also ein wunderbarer Abschluss der Defy-the-Night-Trilogie, der mich jetzt schon auf Brigid Kemmerers zukünftige Romane gespannt macht!

Our Infinite Fates
400 Seiten

Über Jahrhunderte hinweg werden Evelyn und Arden in anderen Körpern und in anderen Ländern wiedergeboren. Ihr Schicksal ist immer gleich: Sie verlieben sich und sterben vor ihrem achtzehnten Geburtstag durch die Hand des Anderen. Evelyn, die den Grund dafür nicht kennt, hofft, dass es diesmal anders läuft, denn ihr jetziges Leben gefällt ihr mehr als jedes Andere. Vor allem möchte sie für ihre krebskranke Schwester unbedingt eine lebensrettende Knochenmarktransplantation durchführen, bevor Arden sie findet und umbringt. Außerdem hofft sie, endlich Antworten auf ihre Fragen zu bekommen: Warum tötet Arden sie in jedem Leben, obwohl er sie über alles liebt – und sie ihn auch? Warum immer vor ihrem achtzehnten Geburtstag? Und wie können sie diesen Fluch ein für alle Mal brechen?

Ich brauchte wirklich lange, um in dieses wunderschöne Buch zu finden, weil die Struktur es mir nicht leicht gemacht hat. Während wir ca. zwei Drittel der Geschichte in Evelyns gegenwärtigem Leben verbringen, in dem während des ganzen Romans nur etwa zwei Wochen vergehen, erleben wir gleichzeitig in einzelnen Kapiteln ein paar ihrer früheren Leben, die rückwärts erzählt werden. Dadurch, dass jedes der früheren Leben nur ein Kapitel einnimmt, fühlte ich mich oft, als würde etwas fehlen – gerne hätte ich die einzelnen Leben noch ausführlicher erlebt, statt nur Schnipsel von ihnen zu bekommen.

Erst, als ich mich in die Geschichte eingelesen hatte (nach ca. 150 Seiten), gewöhnte ich mich an die Struktur und lernte die Lebensschnipsel sogar zu schätzen. Denn bis dahin war ich ganz in Evelyns und Ardens Liebesgeschichte investiert und mochte es, einen Einblick in ihre früheren Leben zu werfen. Ab dann fühlte sich jedes Vergangenheitskapitel bereichernd an und gerade lang genug, um die Komplexität ihrer Liebe und Verluste zu begreifen. Besonders gefiel mir, dass Evelyn und Arden in verschiedenen Körpern und Ländern wiedergeboren wurden – so erleben wir nicht nur die Liebesgeschichte zwischen einem Jungen und einem Mädchen, sondern auch zwischen zwei Jungen und zwei Mädchen, immer in verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten.

Evelyn und Arden sind zudem beide sehr sympathische Charaktere. Früh wird etabliert, dass es ihnen nicht gefällt, sich gegenseitig zu töten und sie sich am liebsten ohne Einschränkungen lieben würden. Das fand ich sehr erleichternd, weil die Charaktere dadurch sympathisch blieben. Zufrieden war ich auch mit der Erklärung für die ewigen Wiedergeburten, weil ich sie nicht kommen sah und sie sich dennoch perfekt in die Handlung einfügte.

Und damit noch nicht genug: Als Evelyn meinte, dass sie unbedingt in ihrem gegenwärtigen Leben bleiben will trotz des Leids, das ihre Familie stellenweise erfuhr, war ich gespannt, ob wir eine richtige Erklärung dafür bekommen würden – und tatsächlich gab es sie auch. Denn von den Annehmlichkeiten der Gegenwart abgesehen, sind Evelyns Mutter und Schwester unglaublich liebevolle Charaktere und Evelyns Bindung zu ihnen ist so stark, dass ich problemlos nachvollziehen konnte, warum sie sich nicht von ihnen trennen wollte. Dass es Laura Stevens gelungen ist, Evelyns gegenwärtiges Leben so tragisch und gleichzeitig so schön darzustellen, ist hier ein großes Lob: Gerade das Leid hat die drei Familienmitglieder so zusammengeschweißt. Zusätzlich hat die gegenwärtige Handlung viele vertrackte Situationen, wodurch der Druck, der auf Evelyn lastet, noch deutlicher zu spüren ist.

Doch bringt er einen Kritikpunkt mit sich, der sich auch auf die Vergangenheit bezieht: Wir erfahren nie, wie viele spannenden Szenen weitergegangen sind. Nicht in jedem Vergangenheitskapitel war es notwendig, weil manche zufriedenstellend enden, doch gibt es auch so einige, bei denen ich gerne erfahren hätte, wie es danach weitergegangen ist bzw. wie Evelyns Familie auf ihren plötzlichen Tod reagierte. Durch die Zufälligkeit des Ortes, an dem Evelyn als nächstes geboren wird, ist das natürlich nicht immer möglich, speziell in vielen der früheren Zeiten, doch gerade in späteren Zeiten wäre es leicht(er) gewesen, sich über das Schicksal ihrer Liebsten zu informieren.

Ein- bis zweimal gibt es tatsächlich eine stärkere Verbindung zwischen den Leben selbst (zum Beispiel, als Evelyn in einem Krieg zwischen zwei Ländern auf verschiedenen Seiten geboren wird), aber insgesamt wirken die Leben wie das, was sie sind: Zufällig und ohne jegliche Verbindung zueinander. Hier hätte es mir gefallen, hätte es neben Arden noch einen roten Faden gegeben, der die Leben aneinander bindet.

Diejenigen, die eine engere Verbindung zwischen den Zeiten wünschen und langsame Anfänge nicht mögen, werden wahrscheinlich nicht in die Geschichte reinfinden. Doch diejenigen, die das Grundkonzept der Handlung interessiert und die bereit sind, sich auf die damit einhergehende Struktur einzulassen, werden mit einer wunderschönen Liebesgeschichte belohnt!

1000 gute Gründe
288 Seiten

Milou hat eine enge Beziehung zu ihrer Oma Anni, die ihr täglich einen Glückskeks backt. Immer scheint sie die richtigen Worte zu finden, wenn es Milou gerade nicht gut geht, ob es nun mit der Schule oder persönlichen Problemen zusammenhängt. Doch dann stirbt Oma Anni an einem Herzinfarkt. Milou, die mit ihrem Tod nicht zurechtkommt, kapselt sich vor allen ab und will am liebsten nie wieder in die Schule gehen. Doch dann findet sie einen Glückskeks – mit einer Botschaft, die in der Handschrift ihrer Oma verfasst ist und sie anleitet, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort zu gehen. Milou kann es nicht fassen, folgt allerdings der Spur – und findet mit jedem Glückskeks immer mehr Gründe, ihr Leben wieder zu genießen …

Dieses schöne Kinderbuch ist mitnichten nur für Kinder geeignet, sondern war auch für mich als Erwachsene ein wunderbares und emotionales Leseerlebnis. Obwohl Oma Anni natürlich nur kurz auftaucht, spürt man ihre Präsenz über den gesamten Roman hinweg, während Milou gleichzeitig ihre Bindungen zu ihren Eltern und Freunden verstärkt. Es hat mir sehr gefallen, wie wir nicht nur Milous Trauer und ihre Liebe zu Oma Anni erlebten, sondern auch, wie alle anderen sie dabei unterstützten. Speziell ihre Eltern, ihr Schulfreund Levi und die Trainerin Sunny waren mir unglaublich sympathisch und ein großartiges Beispiel dafür, wie man einen Charakter in so einer Situation unterstützt.

Milou selbst konnte ich dafür nicht immer verstehen, weil ihre Wut für mich nicht immer gerechtfertigt war. Manchmal natürlich schon, aber insgesamt war sie doch überrascht oft wütend auf ihre Situation und bestimmte Charaktere, ohne dass ich immer nachvollziehen konnte, warum. Vor allem, weil sie manche Charaktere beschuldigte, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich schuldig waren. Allerdings mochte ich ihren Charakter insgesamt trotzdem sehr und war am Ende zu Tränen gerührt, als sie ihren letzten Abschied vollzog.

Dadurch, dass Milou die Schule für eine lange Zeit nicht besucht, konnten wir leider die Charaktere dort nicht so ausführlich kennenlernen, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Gerade die Projektwoche hätte meiner Meinung nach ruhig weiter ausgebaut werden können, weil sie eine großartige Gelegenheit für Milou war, ihren Charakter weiterzuentwickeln; doch leider werden die Ereignisse dort nur berichtet statt gezeigt, was ich schade fand. Hier hätte ich die Schule relevanter gemacht, um Milous Wachstum zu zeigen.

Insgesamt hat mich diese Geschichte sehr berührt und ich hoffe, dass sie noch mehr Leser:innen findet, die von ihr verzaubert werden!

Sie wird dich finden
432 Seiten

Millie ist inzwischen glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Zusammen mit ihrer Familie zieht sie in ihr absolutes Traumhaus, froh, ein neues Leben anfangen zu können. Doch so friedlich, wie es den Anschein hatte, ist die Gegend nicht. Ihre Nachbarin macht sich an Millies Ehemann Enzo ran, ihr Sohn Nico zieht sich von ihr zurück und ihre Tochter Ada scheint ebenfalls nicht glücklich zu sein. Was haben die Nachbarn zu verbergen? Warum gibt es in ihrem Haus ein geheimes Zimmer? Was will die Haushaltshilfe, die bei Millie aufräumt? Diese und viel mehr Fragen muss Millie beantworten – vor allem, als dann noch eine Leiche gefunden wird …

Mit „Sie wird dich finden“ findet die Geschichte um Millie einen zufriedenstellenden und sehr spannenden Abschluss. Und obwohl es kleine Referenzen an die vorigen Bücher gibt, lässt sich auch dieser Band unabhängig von den anderen lesen (wobei es aber natürlich nicht schadet, sie chronologisch anzugehen).

Was Freida McFadden einfach großartig hinbekommt, ist es, uns Leser:innen in die Irre zu führen. Die falschen Fährten, die sie einbaut, sind gerade subtil genug, um auf sie hereinzufallen, was mir hier mehr als einmal passierte. Ich war absolut überzeugt von einer bestimmten Theorie, die ich mir im Lauf des Thrillers bildete, weil sie auf genau die richtige Art und Weise angedeutet wurde – nur, um komplett überrascht zu werden, als die Wahrheit herauskam. Ich liebe es einfach, wie es der Autorin immer wieder gelingt, einen Plot zu schmieden, der zunächst offensichtlich scheint, aber dann mit einer großen Überraschung das, was davor kam, in einem anderen Licht darstellt.

Der Schreibstil liest sich flott und flüssig, die Hauptcharaktere sind sehr sympathisch. Tatsächlich gehörten die persönlichen Probleme, mit denen Millie und ihre Familie sich konfrontiert sahen, zu meinen persönlichen Highlights, weil ich mich so aufrichtig um alle Familienmitglieder sorgte. Dadurch, dass auch die Spannung stets erhalten blieb, brauchte ich nur etwas mehr als einen Tag, um die Geschichte in mich aufzusaugen.

Wer die anderen Millie-Thriller gelesen hat und/oder allgemein einen spannenden Thriller mit vielen falschen Fährten lesen möchte, darf hier beherzt zugreifen!

Die Goldene Schreibmaschine
304 Seiten

Emily liebt es, ihre Zeit in der Bibliothek zu verbringen, wo auch ihre Großmutter arbeitet. Auch vor ihrem erbarmungslosen Lehrer Herr Dr. Dresskau ist sie dort in der Regel sicher. Bis er auf einmal in der Bibliothek auftaucht und dringend nach etwas zu suchen scheint. Emily, neugierig geworden, findet tatsächlich einen Füllfederhalter, dessen Spitze sich zu einem Schlüssel drehen kann. Damit öffnet Emily den Eingang zu einer magischen Bibliothek mit einer goldenen Schreibmaschine, die es erlaubt, Bücher umzuschreiben. Sofort stürzt sie sich darauf, um ihre Lieblingsbücher zu verändern – und noch sehr viel mehr. Doch führt das nicht nur zu unerwarteten Veränderungen, sondern auch dazu, dass Dresskau auf die magische Bibliothek aufmerksam wird …

Ich muss zugeben, dass ich ein wenig hin- und hergerissen bin, was dieses Kinderbuch betrifft. Einerseits ist es eine wunderschöne Geschichte, die die Macht von Geschichten wunderbar illustriert, doch andererseits fand ich, dass ihre Botschaft definitiv stärker hätte diskutiert werden können.

Es fängt damit an, dass Dresskau ein sehr klischeehafter und übertriebener Bösewicht ist, der bereits ganz am Anfang zeigt, dass er niemals die Lizenz zum Lehrer hätte erhalten sollen. Das Überraschende dabei ist, dass ein frühes Kapitel seine Gründe und Motivationen etablierte, was mich zuerst hat glauben lassen, dass er sich zu einem dreidimensionalen Charakter entwickeln könnte … nur, um ihn noch klischeehafter und böser zu machen, und das bis zu einem Level, das so übertrieben war, dass es keinen Raum für Charaktertiefe ließ. Die Tatsache, dass das ein Kinderbuch und Dresskau Lehrer ist, ist dabei eine ungünstige Kombination. Meiner Meinung nach wäre es sehr viel hilfreicher für sowohl Lehrer als auch Kinder gewesen, das frühe Kapitel über seine Kindheit weiter auszubauen, um ihn dann zu einem stark fehlerbehafteten, aber nicht komplett bösen Charakter zu machen.

Dazu kommt, dass Emily ebenfalls kritische Veränderungen vornimmt, bis zur Manipulation ihrer Freunde und Klassenkameraden. Sie werden definitiv als negativ dargestellt und Emily begreift am Ende natürlich, dass sie die Schreibmaschine niemals auf diese Weise hätte benutzen sollen. Das war großartig, weil Carsten Henn nicht nur behauptet, dass Veränderungen schlecht sind, sondern tatsächlich umsetzt. Aber ich hätte mir sehr gerne gewünscht, dass Emily die Moral ihrer Handlungen sehr viel früher hinterfragt und sich bei ihren Freunden dafür entschuldigt hätte, ihre Lieblingsbücher benutzt zu haben, um ihre Leben zu verändern. Das ist leider nie geschehen und hat deshalb einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

Aber zum Glück gab es auch so einige Dinge mit süßem Geschmack: Obwohl mir wie gesagt eine Entschuldigung vonseiten Emilys (und etwas mehr Screentime für ihre Freunde) gefehlt hat, war die Freundschaft selbst immer noch großartig und ich mochte sowohl Charly als auch Frederick sehr. Emilys Großeltern Rose und Martin waren ebenfalls großartig und ich freute mich, dass sie über das ganze Buch hinweg Relevanz hatten. Sogar eher unwichtige Charaktere wie Lasse und Zoe haben einen guten Eindruck hinterlassen (und natürlich auch Wolke!).

Dann ist da natürlich die Rolle, die Bücher einnehmen. Zuerst dachte ich, dass manche der großen Veränderungen, die das Umschreiben durch die goldene Schreibmaschine bewirkt, zu unrealistisch sind, aber je mehr sie beschrieben wurden und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergaben sie. Natürlich würde sich die Gesellschaft verändern, wenn ein paar der wichtigsten Werke sich verändern würden. Hier gefiel mir auch, wie die Veränderung der Welt dargestellt wurde, weil man auf diese Weise hervorragend einen Eindruck davon bekam, wie wichtig der Inhalt der Bücher ist.

Das Ende war ein bisschen plötzlich, konnte aber den Hauptkonflikt auf elegante Weise lösen.

Zusammengefasst bin ich wie gesagt hin- und hergerissen, weil das Buch einerseits ein paar sehr schöne Dinge hatte, mich aber die Darstellung von Dresskau und Emilys Handlungen sehr stark störte. Hier muss ich natürlich betonen, dass ich das Buch aus der Sichtweise einer Erwachsenen beurteile und es für die eigentliche Zielgruppe ein wahres Lesevergnügen sein könnte; nur für mich war es leider nur ein halber Erfolg.

Monas Augen – Eine Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit
496 Seiten

Als die zehnjährige Mona für eine Stunde ihr Augenlicht verliert, machen sich ihre Eltern Sorgen, dass sie bald für immer erblinden könnte. Ihr Großvater Henry soll sie wöchentlich zu einem Kinderpsychiater bringen, doch dieser möchte Mona stattdessen die Schönheit der Welt zeigen. Jeden Mittwoch geht er mit ihr ins Museum und schaut mit ihr genau ein Kunstwerk an. So lernt sie nicht nur die Geschichte der Kunst kennen, sondern mit jedem Kunstwerk auch etwas über das Leben …

Dieser wunderschöne Roman wird als „Sofies Welt für die Kunst“ beschrieben und das ist tatsächlich sehr akkurat: Von der Renaissance bis zu unserer Zeit lernen wir 52 verschiedene Kunstwerke kennen, die praktischerweise im Vor- und Nachsatz des Buches abgedruckt sind. Zwar zeigen sie aufgrund des kleinen Formats nicht immer alle Details, weshalb ich sie ab und an online recherchierte, aber immer noch genug, um einen sehr guten Eindruck von ihnen zu bekommen.

Hier hat es mich sehr beeindruckt, wie die Zusatzinformationen zu den Kunstwerken und den Erschaffern meinen eigenen Eindruck veränderten. So ist zum Beispiel das allererste Kunstwerk – Botticellis „Venus und die drei Grazien übergeben einem jungen Mädchen Geschenke“ – nicht unbedingt eins, das ich ausführlich betrachtet hätte, doch sobald ich las, wie viel Hintergrund in diesem Fresko steckt, war ich unglaublich fasziniert davon. So ging es mir auch mit anderen Kunstwerken, wie de Champaignes „Ex voto“, de Goyas „Stillleben mit Schafskopf und Rippenstücken“, Duchamps „Flaschentrockner“ und Pollocks „Silber über Schwarz, Weiß, Gelb und Rot“. Sie gehörten zu denen, die mich beim puren Anschauen nicht beeindruckten, aber durch die näheren Informationen, die Henry gab, sogar zu meinen Lieblingsstücken wurden.

Davon abgesehen gibt es natürlich Kunstwerke, die mich sowohl ästhetisch als auch von der Bedeutung her ansprachen: So zum Beispiel Hals’ „Junge Frau“, Gérards „Die interessante Schülerin“, Camerons „Mrs Herbert Duckworth“, Hammershøis „Ruhepause“, Magrittes „Das rote Modell“ und noch viele mehr. Vor allem die Kunstwerke aus den ersten zwei Museen, die die Kunstarten von der Renaissance bis zu den ersten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts abdeckten, konnten mich begeistern, weil mein persönlicher Geschmack den Kunstarten entsprach. Mit anderen Worten: Jeder wird hier wohl Kunstwerke finden, die ihn ansprechen, teils aufgrund ihres Aussehens, aber definitiv auch wegen ihrer Bedeutung.

Eine kleine Kritik, die ich für die Geschichte habe, ist, dass jedes Kapitel sehr ähnlich gestaltet ist. Zunächst bekommen wir einen Einblick in Monas Leben, danach schaut sie sich mit Henry ein Bild an und danach reden sie darüber, wobei Henry ihr sowohl vom Künstler als auch von der Bedeutung des Werks erzählt. Zwar mochte ich sämtliche Ereignisse und Henrys Ausführungen, hätte mir aber trotzdem ein wenig mehr Varietät in der Reihenfolge der Ereignisse gewünscht.

Dieser Roman ist nicht nur für Kunstbegeisterte geeignet, sondern auch für alle, die eine schöne Geschichte lesen und etwas aus ihr mitnehmen wollen. Aber natürlich schadet es mitnichten, ein gewisses Interesse an Kunst zu haben!

Nachtfahrt
400 Seiten

Als Katha hört, dass ihr Vater, ein talentierter Fahrlehrer, von der Straße abgekommen sein soll, will sie es nicht richtig glauben. Von ihrer Familie ist jetzt nur noch ihre Nichte Ronja übrig – doch möglicherweise nicht für lange. Denn jemand hat Ronja entführt, und verlangt, dass Katha innerhalb von 48 Stunden "die Wahrheit" finden soll. Während sie zusammen mit dem Fahrlehrer Delf panisch nach einem Grund sucht, warum es jemand auf ihre Familie abgesehen haben könnte, läuft nicht nur ihre Zeit, sondern auch die der Entführten immer weiter ab ...

Dieser Thriller ist spannend und durch seine kurzen Kapitel sehr flüssig zu lesen, vor allem, weil er uns Leser:innen ordentlich auf Trab hält. Neben Kathas Geschichte, die durch das Zeitlimit bereits spannend genug ist, folgen wir auch Corinna, einer weiteren Entführten, die sich mehreren "Prüfungen" stellen soll. Die Abwechslung war hier sehr gut, weil sie mich zusätzlich hat fragen lassen, wie genau die beiden Geschichten zusammenhängen – wobei ich allerdings Kathas Geschichte deutlich mehr mochte.

Denn zwar sind beide Geschichten gleichermaßen spannend und beide Protagonistinnen sympathisch, doch Corinnas Geschichte enthielt leider auch eine große Schwäche: Nämlich, dass ihr Entführer lächerlich böse war. Ich konnte ihn während des gesamten Romans nicht ernst nehmen, weil er so klischeehaft und kindlich war; selbst, wenn solche Menschen tatsächlich existieren, lesen sie sich in der Fiktion eher bedauernswert als bedrohlich. Zwar hatte auch dieser Handlungsstrang Szenen, die ich sehr mochte, aber die ganze Zeit habe ich mir einen ernstzunehmenderen Antagonisten gewünscht.

Dafür war ich umso begeisterter von Kathas Geschichte. Zwar habe ich den Twist relativ früh vorhergesehen, was ich schade fand, aber dennoch gab es ein paar gute falsche Fährten, in die ich vorher tappte. Und vor allem: Die ganze Zeit fieberte ich mit ihr mit und war neugierig, was als nächstes passieren und was sie als nächstes planen würde. Schön war auch, dass ihre persönliche Geschichte beleuchtet wird, sodass wir sie noch näher kennenlernen.

Beide Handlungsstränge münden in ein fantastisches, atemloses Finale, das ich trotz der oben genannten Schwächen als Highlight empfand. Der Thriller selbst war ja schon spannend geschrieben, doch das Finale setzt noch mal eine ordentliche Schippe obendrauf. Zusammen mit dem zufriedenstellenden Ende ging ich letztendlich positiv aus dem Buch hervor.

Wer also nichts gegen Klischee-Bösewichte hat und einen kurzweiligen, packenden Thriller sucht, ist hier an der richtigen Adresse!

The Extraordinaries – Alte Geheimnisse
496 Seiten

Nick, Seth, Jazz und Gibby steht während der Sommerferien so einiges bevor: Simon Burke plant, Oberbürgermeister zu werden und die Außergewöhnlichen zu kontrollieren; Owen ist aus seinem Gefängnis entkommen und will seinen Vater für das, was er ihm antat, töten; Nicks Mutter benimmt sich merkwürdig, während seiner Beziehung zu Seth kurz vor der nächsten Stufe steht; und dann ist da noch die unausgesprochene Frage, was die vier tun werden, sobald der Schulabschluss sie unweigerlich voneinander trennen wird …

In diesem Abschussband erzählt T. J. Klune genauso unterhaltsam wie in den vorigen zwei Bänden von Nicks Erlebnissen. Ob es nun sein peinlich-liebevoller Vater, Nicks eigene Gedankenstränge oder sympathische Taxifahrer sind: Mit seinem Schreibstil kommen sie alle hervorragend rüber und ich musste mehr als einmal lachen oder grinsen, als ich wieder einmal über eine amüsante Stelle stolperte. Wobei das schöne ist, dass die witzigen und die ernsten Stellen gut ausbalanciert sind, sodass die Geschichte zwar humorvoll zum Lesen bleibt, aber die Probleme der Charaktere ernsthaft behandelt werden. Der Schreibstil war für mich sein eigenes kleines Highlight, weil er mir so gut gefiel!

Natürlich können auch die Charaktere wieder glänzen: Nicks Heldenteam, die Dad-Squad, Burrito Jerry, Owen Burke und sogar Rebecca Firestone. Denn in diesem Band kamen die grauen Stufen einiger Charaktere sehr gut zur Geltung. Es gibt zwar immer noch eine Gut/Böse-Einteilung, wird aber durch die Motive einiger Charaktere aufgefrischt. Speziell in den letzten beiden Bänden hat mir das sehr gefehlt, weshalb ich froh war, hier mehr Tiefe für einige Charaktere zu sehen. Tatsächlich hätte ich gerne sogar noch mehr gesehen, doch das, was wir bekamen, fand ich bereits notwendig genug.

Die Handlung hat ein gutes Pacing, das mich gut durch die Geschichte trug und in einem absolut fantastischen Finale mündete. Jeder der Charaktere spielt dort eine wichtige Rolle, was mir sehr gefallen hat; zudem war es schlicht sehr spannend geschrieben. Natürlich war ich froh, dass die Charaktere am Ende das bekamen, was sie verdienten (sowohl die guten als auch die bösen).

Die Reihe eignet sich für alle, die queere und humorvolle Superheldenromane lesen wollen. Mir hat sie persönlich sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass auch andere sich an ihr erfreuen!

Das Geheimnis der Glasmacherin
464 Seiten

Orsola Rosso gehört einer Familie von Glasmachern an, die nach dem Tod des Familienvaters das Erbe selbständig weiterführen müssen. Auch Orsola möchte in das Familienunternehmen einsteigen und beginnt trotz dem Widerwillen der anderen Familienmitglieder heimlich damit, das Herstellen von Perlen zu lernen, um mit ihrem Verkauf der Familie zu helfen. Über die Jahrhunderte hinweg stellt sich die Familie mehreren Herausforderungen, die sie entweder zusammenschweißen – oder voneinander trennen …

Dieser Roman liest sich unglaublich flüssig und beschreibt die Ereignisse um die Rosso-Familie überraschend fesselnd. Als jemand, die sich für Glasbläserei nicht interessiert, war ich fasziniert von den Beschreibungen der Perlenmacherei und den damit zusammenhängenden Problemen, mit denen Orsola und die anderen Familienmitglieder sich konfrontiert sahen. Tracy Chevalier schaffte es hervorragend, das Thema so interessant zu gestalten, dass ich neugierig ihre Beschreibungen verfolgte.

Das liegt teils daran, dass wir alle zentralen Charaktere über fünfhundert Jahre verfolgen – ja, dieselben Charaktere über fünfhundert Jahre hinweg. Die Erklärung ist technisch gesehen magisch (die Geschichte etabliert, dass die Zeit für Orsola und diejenigen, die ihr am Herzen liegen, sehr viel langsamer vergeht), aber sie las sich überraschend natürlich und ich mochte es, sowohl die Familie als auch die Veränderungen in Venedig zu verfolgen. Es war im Grunde die Antwort auf die Frage, wie dieselben Mitglieder einer Glasbläser-Familie während verschiedener Zeiten leben würden, während die Welt sich immer weiterentwickelt. Die Leser, für die das zu übernatürlich klingt, müssen sich jedoch keine Sorgen machen; die Autorin hat diesen Aspekt der Handlung so natürlich eingebaut, dass ich ihn gar nicht infrage gestellt, sondern einfach als gegeben akzeptiert habe. Tatsächlich war ich sehr beeindruckt davon, wie normal die Zeitsprünge in die Handlung eingebaut wurden!

Jedem gezeigten Jahr wird dabei sehr viel Zeit gewidmet, was ich an sich gut fand, in der praktischen Umsetzung jedoch verbesserungswürdig. Einerseits war es natürlich hervorragend, in jedem Jahr tief versinken zu können, doch andererseits hätte ich mir wirklich gewünscht, dass sie in mehrere Kapitel unterteilt gewesen wären. Jede wichtige Zeitspanne bekommt nämlich ein eigenes Kapitel, was im Durchschnitt etwa sechzig Seiten pro Kapitel waren. Eine abschreckende Länge, die hätte aufgelockert werden können, wenn man einige der Absätze, denen eine Leerzeile folgte, zu einem Kapitelende gemacht hätte. Zwar las sich die Geschichte trotzdem flüssig, doch selbst ich als fleißige Leserin fand die Länge der Kapitel viel zu lang.

Von den Charakteren gab es zwar nur wenige, die hervorstachen, doch die, die es taten, taten es dafür umso besser. Speziell Orsola, Antonio, Klingenberg, Domenego und Stella mochte ich sehr und freute mich, sie über all die Jahre zu verfolgen, obwohl manche von ihnen nicht einmal zentral für die eigentliche Handlung waren, aber dennoch einen bleibenden Eindruck hinterließen. Andere Charaktere blieben blasser, aber die Veränderungen, die sie erlebten, waren stets interessant.

Ein wenig verwirrend war das Italienisch, das im Text verwendet wurde. Dadurch, dass die Charaktere ja eigentlich italienisch reden und wir ihre Geschichte übersetzt zu lesen bekommen, machte es für mich keinen Sinn, wenn ihr Text dann doch in Italienisch wiedergegeben wurde. Allerdings ist das nur eine Kleinigkeit, die mich zwar verwirrt, aber nicht gestört hat.

Insgesamt eine flüssig zu lesende Geschichte, die nicht nur für historisch interessierte Leser:innen geeignet ist, sondern auch für alle, die einfach einen guten Roman lesen wollen!

Starling House
480 Seiten

Opal schafft es gerade so, sich und ihren Bruder Jasper mit Diebstählen und ihrer Arbeit über Wasser zu halten, doch das ändert sich, als sie sich eines Tages nach Starling House verirrt. Ihre erste Begegnung mit dem letzten Erben des Hauses, Arthur, verläuft bestenfalls kritisch, doch als sie ein paar Tage danach zurückkehrt, bietet er ihr überraschend einen Job als Haushaltshilfe an. Opal nimmt an, weil die Bezahlung genug ist, um ihrem Bruder ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Doch die Gravelys, die die Stadt kontrollieren, haben es auf Starling House abgesehen und erpressen Opal, ihnen Informationen über das Haus zu geben. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Verlangen, ihren Bruder zu schützen und Arthur nicht zu verraten, ahnt Opal, dass sie bald eine schwere Entscheidung treffen muss …

Dieser atmosphärische Roman beeindruckt vor allem durch seinen bildlichen, wunderschönen Schreibstil und seine Charaktere, ist dafür aber nicht zwingend spannend, sondern eher mysteriös.

Opal, Arthur und Jasper sind die wichtigsten Charaktere und alle waren vielschichtig und einnehmend. Auch einige der Nebencharaktere bekamen überraschende Momente, die mir sehr gefielen, wenn sie auch bei weitem nicht so wichtig sind wie die Hauptcharaktere und die zentrale Antagonistin. Das machte mir jedoch nichts aus, weil mir die zentralen Figuren so sehr gefielen und wir einen tiefen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekamen.

Dazu hat der Schreibstil stark beigetragen. Alix E. Harrow benutzt Formulierungen und Sätze, die ein starkes Bild hinterlassen und die ich so noch nie gelesen habe. Es ist ein wundervoller, beeindruckender Schreibstil, der zudem die mysteriöse Atmosphäre des Romans betont und einfach schön zu lesen ist. Tatsächlich tue ich mich schwer, zu entscheiden, ob ich den Schreibstil oder die Hauptcharaktere besser fand, weil beide Aspekte so eng miteinander verwoben sind.

Doch etwas gab es, das mir beizeiten fehlte: (Konstante) Spannung. Das Mysteriöse und Unheimliche wird hervorragend durch den Schreibstil eingefangen, doch die Handlung war eher ruhig und drängte mich nicht immer zum Weiterlesen. Dadurch, dass das Buch genug andere positive Aspekte hatte, tat ich es natürlich, aber trotzdem hat mir ein bisschen mehr Spannung gefehlt. Das Seltsame hierbei ist, dass es durchaus spannende Situationen gibt, sie sich aber nicht immer spannend anfühlten. Die übernatürlichen Gefahren waren für mich zu vage, um mich vor ihnen zu fürchten, weshalb mich die realen Gefahren, die durch die Erpressung der Gravelys entstanden, mehr überzeugten.

Aus diesem Grund würde ich den Roman Leserinnen und Lesern, die einen bildlichen Schreibstil, einnehmende Hauptcharaktere und eine atmosphärische Lektüre suchen, empfehlen – doch nicht unbedingt denjenigen, die gerne von Spannung getriebene Geschichten bevorzugen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, doch ist er definitiv etwas für Fans ruhigerer, mysteriöser Geschichten!

Der Fluch der Schwestern (Die sechs Kraniche 0)
432 Seiten

Als Channis Schwester Vanna geboren wird, ist sofort klar, dass sie etwas ganz Besonderes ist: Nicht nur ist sie wunderschön, sondern hat auch ein Licht, das aus ihrem Herzen strahlt. Entscheidungen des gemeinsamen Vaters führen dazu, dass am Tag von Vannas Geburt Channi mit einem Schlangengesicht verflucht wird, unter der Voraussetzung, es wiederzubekommen, wenn sie am Tag von Vannas siebzehnten Geburtstag ihre Schwester opfert. Stattdessen will Channi lieber Angma, die sie mit diesem Fluch belegte, finden und besiegen. Doch wie soll sie die Tigerin finden und gleichzeitig ihre Schwester Vanna beschützen? Bei einem Verlobungswettbewerb für Vanna trifft Channi schließlich auf den Halbdrachen Hokzuh, der ihre letzte Chance sein könnte, ihre Schwester zu retten – doch gegen einen hohen Preis für einen von ihnen …

Das Prequel für „Die sechs Kraniche“ hat mir überraschend gut gefallen, was ich deshalb so betone, weil nur der erste Teil der Dilogie mich begeisterte, während ich den zweiten Teil sehr schwach fand. Deshalb war ich ein wenig vorsichtig, was „Der Fluch der Schwestern“ angeht und bin deshalb umso froher, dass er mir insgesamt sehr gut gefiel!

Das Band zwischen Channi und Vanna ist trotz der Tatsache, dass Vanna für einige Zeit abwesend ist, sehr stark und bildet die Grundfeste des Romans. Zudem sind beide Charaktere auf ihre Weise sehr sympathisch und ich habe trotz der Tatsache, dass ich ihr Schicksal dank der Kraniche-Dilogie bereits kannte, sehr mit ihnen mitgefiebert. Auch der Halbdrache Hokzuh gehörte zu meinen Lieblingen; obwohl ich die Romanze mit Channi relativ unnötig fand (tatsächlich ist der Leseschnipsel auf der Inhaltsklappe die einzige romantische Szene zwischen ihnen), war die Beziehung zwischen ihnen allgemein sehr einnehmend. Hier hilft es wie gesagt sehr, dass alle drei Charaktere sich sehr menschlich angefühlt haben und man alle Seiten verstehen konnte.

Von den Nebencharakteren ist Channis Schlange Ukar erwähnenswert, der Channi stets auf den Boden der Tatsachen zurückholt, während andere Nebencharaktere größtenteils aus Antagonisten bestanden. Doch war gut, wie die Antagonisten in die Handlung eingebunden waren, weil sie alle eine wichtige Rolle für die Handlung spielten und verschiedene Gefahren für Channi, Vanna und Hokzuh bildeten.

Insofern ist meine einzige Kritik, dass ich in der Mitte der Handlung gerne noch mehr von Vanna gesehen hätte, um Channis Wunsch, sie zu retten, beim Leser noch früher aufkommen zu lassen, als es der Fall ist – aber davon abgesehen haben wir hier eine wunderbare Vorgeschichte, die man auch problemlos für sich lesen kann und die speziell für Fans für Fantasy ohne (große) Romanzen perfekt geeignet ist!

The Soulmate Equation – Sie glaubt an die Macht der Zahlen, bis er ihr Ergebnis ist
432 Seiten

Jess ist Statistikerin, die sich abmüht, für sich und ihre kleine Tochter Juno zu sorgen. An die wahre Liebe glaubt sie nicht wirklich, aber als sie an ihrem Geburtstag ein DNADuo-Kit von ihrer besten Freundin bekommt, beschließt sie spontan, es auszuprobieren. GeneticAlly, die zuständige Dating-Agentur, verspricht, mithilfe einer DNA-Analyse den perfekten Partner zu finden. Jess ist skeptisch, was sich nur verstärkt, als ausgerechnet River, einer der Gründer von GeneticAlly, sich als ihr Seelenverwandter herausstellt – mit einer unglaublichen Übereinstimmung von 98%. Um zu testen, ob das Ergebnis stimmt, sollen Jess und River mehr Zeit miteinander verbringen – und Jess zieht zum ersten Mal in Betracht, dass das Ergebnis stimmen könnte …

Diese romantische Komödie war, um ehrlich zu sein, nichts allzu Besonderes, aber immer noch sehr spaßig zu lesen. Tatsächlich bin ich positiv überrascht darüber, wie sehr mir der Roman letztendlich gefallen hat, obwohl er einige Aspekte hatte, die ich nicht so gut fand.

Das fängt tatsächlich mit der Romanze an. Ich habe sie für lange Zeit nicht gespürt, Jess und River hatten eher wenig Chemie miteinander. Das wurde im Lauf des Romans besser, aber ich mochte eher die Charaktere an sich und nicht unbedingt die Beziehung, die sie miteinander führten. Es gab immer noch einige süße Szenen, aber insgesamt war die Romanze nicht der Hauptgrund, aus dem ich den Roman mochte.

Was war also der Hauptgrund? Nun, zunächst Jess selbst. Sie ist eine absolut großartige, sympathische Protagonistin, mit der ich sehr gerne mitgefiebert habe, speziell mit ihren realistischen Problemen, die glücklicherweise einen recht großen Teil der Handlung einnehmen. Speziell Jess’ Beziehung zu ihrer kleinen Tochter Juno war sehr fesselnd, aber ich mochte auch ihre Freundschaft mit Fizzy, die familiäre Bindung zu ihren Großeltern und war investiert darin, wie die problematische Beziehung zu ihrer Mutter aufgelöst werden würde.

Letzteres ist für mich ein Kritikpunkt: Ich mochte nicht, wie die Sache zwischen Jess und ihrer Mutter geendet ist. Hier hat mir ein klarerer Schlussstrich gefehlt, den es leider nicht auf die Art und Weise gab, den ich mir erhofft hatte.

Ähnlich erging es mir auch mit dem Ende. Obwohl River sich letztendlich als sehr sympathischer Charakter entpuppt hat, hatte ich am Ende das Gefühl, dass er hauptsächlich wegen der hohen Prozentzahl mit Jess zusammen ist und nicht, weil er sie tatsächlich liebt. Es blieb einfach das sehr starke Gefühl zurück, dass er, hätte es eine deutlich niedrigere Punktzahl gegeben, er auf die Zahlen und nicht auf seine Gefühle gehört hätte. Das fand ich sehr schade und war definitiv mein größter Kritikpunkt am Buch – vor allem, weil auch allgemein nicht stark genug darauf eingegangen wird, wie problematisch es sein kann, nur auf die Zahlen zu hören.

Doch trotz dieser Kritikpunkte hat mir der Roman überraschend viel Spaß gemacht. Er ließ sich sehr gut lesen, hat einen stets mitgezogen und sehr mit Jess und ihren Problemen mitfiebern lassen. Deshalb freue ich mich durchaus darauf, noch mehr von den beiden Autorinnen zu lesen, in der Hoffnung, dass sie sich stets verbessern werden!

Die Reisenden der Nacht
415 Seiten

Ally ist eine aufstrebende Schriftstellerin in der Nazizeit, die alles in ihrer Macht Stehende tut, um ihre kleine Tochter Lilith zu schützen. Für die Nazis ist diese nur ein Mischlingskind, das gegen die Rassenideologie verstößt. Schließlich bleibt Ally keine Wahl und sie ist gezwungen, Lilith wegzugeben. Diese wächst wohlbehalten in Kuba auf, verliebt sich und bekommt eine Tochter, Nadine. Doch während der kubanischen Revolution sieht sie sich ebenfalls gezwungen, ihre Tochter wegzugeben, woraufhin diese in New York aufwächst und später in Deutschland versucht, ihre Adoptivmutter vor dem Gefängnis zu retten. Erst Nadines Tochter Luna ermöglicht es der Familie, die offenen Fäden der Familiengeschichte wieder zusammenzuführen …

Dieser Roman erzählt die Geschichte vierer Frauen, die während schwerer Zeiten Entscheidungen fällen müssen, die noch Jahre und Jahrzehnte danach in ihrer Familie widerhallen. Besonderer Fokus wird dabei auf die ersten drei Generationen gelegt, die jeweils ungefähr ein Drittel der Handlung gewidmet bekommen. Hier haben mir speziell Allys und Liliths Geschichten sehr gefallen, weil deren Leben besonders ausführlich beschrieben wurden. Wir folgen Ally über zehn Jahre hinweg, in denen auch Lilith eine zentrale Rolle spielt, und Lilith über zwanzig Jahre. Im Vergleich zu den vierzig Jahren, in denen Nadine und Luna die Hauptfiguren sind, hatte ich das Gefühl, Ally und Lilith besser kennenzulernen als deren Kindeskinder, weil weniger Zeit in mehr Seiten gesteckt wird, wodurch die Ereignisse einen härter treffen, als sie es bei großen Zeitsprüngen tun.

Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes, weil jeder der drei Teile etwas Wichtiges zu bieten hat, aber es ist trotzdem erwähnenswert, dass ich mit Ally und Lilith mehr mitfiebern konnte als mit Nadine und Luna, weil deren Geschichte kompakter erzählt war. Das trifft auch auf die Handlung an sich zu; die Ereignisse in den ersten zwei Dritteln fesselten mich etwas mehr, weil ihnen mehr Zeit gegeben wurde, sich zu entfalten. Erwähnenswert ist hier natürlich auch, dass all diese Ereignisse auf realen beruhen, aber mithilfe fiktiver Charaktere erzählt wurden.

Der dritte Teil der Handlung sticht vor allem durch seine Plot Twists hervor, die die verschiedenen Teile der Geschichte sehr schön zusammenführen und den Kontext früherer Szenen auf positive Weise verändern. Ich hatte mir bis dahin nämlich ernsthafte Sorgen darüber gemacht, wie die gegenwärtigen Charaktere es schaffen würden, ihre Vergangenheit aufzudecken und war sehr erleichtert, als das auf eine zufriedenstellende Weise geschah.

Wer Familiengeschichten gerne mag, wird hier eine finden, die sowohl herzzerreißend als auch herzerwärmend ist!

The Parents – Dein Kind ist weg. Dein schlimmster Albtraum beginnt.
512 Seiten

Ein ungutes Gefühl lässt Andy mitten in der Nacht aufwachen. Voller Panik schaut er nach, ob sein Sohn Connor schon heimgekommen ist. Erleichtert legt er sich wieder schlafen, als er ihn in seinem Bett liegen sieht. Doch er irrt sich. In Wirklichkeit hat Connors Cousin Zac dessen Platz eingenommen und als Connor endlich wieder auftaucht, weigern sich die beiden, zu sagen, wo sie gewesen sind. Doch es dauert nicht lange, bis Andy herausfindet, dass Connor zusammen mit vier anderen Schülern für mehrere Stunden im Wald verschwunden ist – und eine Schülerin namens Emily nicht daraus zurückgekehrt ist …

Dieser spannende Thriller ist leicht zu lesen, zieht einen hervorragend mit der Handlung mit und findet zu einem äußerst zufriedenstellenden Ende, das mich positiv überrascht hat. Ich bin mir zwar trotzdem nicht sicher, ob das Buch auch für Eltern geeignet ist, weil die Angst vor dem Verschwinden bzw. Tod der Kinder stark thematisiert wird, aber andererseits schafft T. M. Logan es hervorragend, diese Angst nicht bis ins Extreme zu ziehen.

So hat speziell Andy so einige Paranoia, was Connors Verhalten betrifft, doch ist es für uns Leserinnen und Leser recht schnell klar, dass dahinter kein mörderischer, sondern ein anderer Grund steckt. Dieses Geheimnis aufzuklären hat zusammen mit der verzweifelten Suche nach Emily für einen Thriller gesorgt, den man sehr schnell wegliest.

Von allen Charakteren war mir Andys zwölfjährige Tochter Harriet am sympathischsten, weil sie der ruhige, rationale Kontrast zu den panischen Erwachsenen war und ihre eigenen Ermittlungen angestellt hat, um hinter Connors Geheimnis zu kommen.

Was mögliche Kritik angeht, fand ich es schade, dass es keine überraschenden Twists gab und auch der Antagonist relativ leicht vorherzusehen war. Der Thriller lebt vor allem durch seinen leicht zu lesenden Schreibstil und seine konstante Spannung, und eher weniger von schockierenden Twists.

Zudem fand ich den deutschen Untertitel und die Kurzbeschreibung sehr irreführend, weil beides impliziert, dass Connor das verschwundene Kind sein wird – aber dem ist gar nicht der Fall. Er taucht recht früh wieder auf und die Handlung konzentriert sich ab da auf die verschwundene Emily und seine potenzielle Beteiligung daran.

Letztendlich hat der Thriller mir aber immer noch sehr gut gefallen, weshalb ich ihn allen Leserinnen und Lesern, denen die Thematik nichts ausmacht, empfehlen kann!

The Extraordinaries – Neue Helden
512 Seiten

Nick ist überglücklich: Er ist endlich mit seinem besten Freund Seth, einem Superhelden, zusammen und freut sich schon darauf, ihn auf alle möglichen Arten zu unterstützen. Zudem sind die beiden kurz davor, ihre Beziehung auf die nächste Stufe zu bringen, was die beiden nervös macht, weil sie nicht wissen, ob sie dafür bereit sind. Und dann tauchen auch noch andere Außergewöhnliche auf, sowohl auf ihrer als auch auf der gegensätzlichen Seite, was die Freundesgruppe ganz schön aufrüttelt …

Wieder sehr humorvoll und unterhaltsam geht es mit Nicks und Seths Abenteuern weiter, die sie zusammen mit ihren besten Freundinnen bestehen. Diesmal haben sie im Gegensatz zum ersten Mal auch die Unterstützung von Erwachsenen, speziell von allen Elternfiguren, was ich sehr erfrischend fand. Normalerweise sind Erwachsene in Büchern, wo ihre Kinder die Helden sind, recht nutzlos, aber hier was das glücklicherweise nicht der Fall. Besondere Erwähnung verdient Aaron, Nicks Vater; er ist immer noch mein Lieblingscharakter und macht zusammen mit Nick sogar eine wichtige Charakterentwicklung durch, was seinen Beruf als Polizist angeht.

Nick selbst bleibt auch der liebenswürdige Protagonist, der er im ersten Teil war und seine Freundesgruppe ist nach wie vor großartig. Hier verdient seine Romanze mit Seth Erwähnung; sie ist super süß umgesetzt und nach den Strapazen, die sie im ersten Band durchmachten, auch sehr zufriedenstellend. Am Anfang fand ich ihre Romanze tatsächlich eher peinlich, weil Nicks Vater die beiden so oft in Verlegenheit bringt, aber im Lauf der Handlung kommt die Süße ihrer Romanze dafür umso besser heraus.

Was die eigentliche Handlung angeht, fand ich die Twists bis auf eine große Ausnahme am Ende sehr leicht vorherzusehen, weil die Handlung vielen Plot Points folgt, die man aus anderen Superhelden-Geschichten kennt. Allerdings hat mich das nicht gestört, weil die Handlung selbst so unterhaltsam geschrieben war – da hat es wirklich keinen Unterschied gemacht, ob sie vorhersehbar war oder nicht, weil ich sie so oder so genossen habe. Trotzdem möchte ich es erwähnen, falls es anderen Leserinnen und Lesern wichtig ist, mehrere Überraschungen in ihren Büchern zu finden.

Dafür gibt es einen anderen Punkt, den ich als Kritik ansehe: Die in der Kurzbeschreibung erwähnten Außergewöhnlichen tauchen erst ab ca. 40% der Handlung auf, was ich dann doch sehr spät fand. Zudem ist es ziemlich klar, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, was auch deshalb eine Kritik ist, weil ich mir gerne gewünscht hätte, dass es diese klare Aufteilung gar nicht gegeben hätte. Es ist zudem sehr unwahrscheinlich, dass diese Aufteilung im dritten Teil aufgehoben wird.

Nichtsdestotrotz freue ich mich unglaublich darauf, den dritten Teil zu lesen, weil die Geschichte mir so viel Spaß gemacht hat und ich sehr mit allen Charakteren mitfieberte. Von daher hoffe ich, dass der Abschlussband mir genauso sehr gefallen wird!