Die Spiele der Unsterblichen
384 Seiten

Seit Ara ihre Schwester vor fünf Jahren an das Spiel der Unsterblichen verlor, ist sie entschlossen, sich an Zeus, der sie damals auswählte, zu rächen. Als sie unerwartet zu Hades’ ausgewählter Spielerin wird, bietet sich ihr endlich die Gelegenheit, denn sollte sie die Spiele gewinnen, wird ihr ein Wunsch erfüllt werden. Allerdings möchte Hades ihr als friedliebender Herrscher keine Waffen zur Verfügung stellen, weshalb Ara allein mit einem Seil und einer Tasche einen Weg finden muss, die zahlreichen Aufgaben zu bestehen – in Zusammenarbeit mit den anderen Spielenden, von denen allerdings nur einer gewinnen kann …

Diese Geschichte hat mich ganz schön überrascht, sowohl auf gute als auch auf nicht ganz so gute Weise. Denn zunächst einmal hat sie mir erstaunlich gut gefallen – ich fand den Schreibstil wunderschön zu lesen, die beiden Protagonisten außerordentlich sympathisch und die vielen Aufgaben absolut grandios. Es hat mir schlicht sehr viel Spaß gemacht, die Spiele und die Art und Weise, wie die Charaktere sie lösten, zu verfolgen. Letztere sind wohl die größte Stärke des Romans: Sämtliche Aufgaben waren fantastisch beschrieben, ihre Lösung sehr gut nachvollziehbar und die Szenen mit ihnen spannend erzählt. Hier mochte ich es auch, dass die Teilnehmenden zusammenarbeiten und ihre von Göttern geschenkten Gegenstände auf intelligente Weise einsetzen mussten. Wer diese Art von Geschichte speziell wegen der Aufgaben mag, wird hier also voll auf seine Kosten kommen.

Doch es gab auch einige kritische Punkte, die es mir trotz der starken Positive schwer machten, die Geschichte vollkommen zu genießen. Es fängt damit an, dass Ara und Hades zwar beides grandiose Charaktere sind, die Romanze zwischen ihnen aber recht plötzlich kommt und nicht unbedingt glaubwürdig war. Dabei waren die Szenen zwischen ihnen durchaus süß, aber ich habe einfach nicht verstanden, warum sie sich überhaupt lieben. Das liegt teils sicher an ihrer begrenzten Screentime; gefühlt verbringt Ara mehr Zeit mit ihrem anfänglichen Love Interest Theron, wodurch ich am Anfang sogar eher die beiden als Paar sah.

Betonung ist dabei „am Anfang“. Denn leider ist mit Theron genau das passiert, was ich befürchtet hatte: Er wurde schließlich zu einem Schurken degradiert, wodurch sämtliche Komplexität ihrer Beziehung verloren ging. Das war nicht nur sehr vorhersehbar, sondern auch schade, weil ich gerne das Potential eines emotionalen Konflikts gesehen hätte. Vor allem auch deshalb, weil wir die anderen Spielenden nicht allzu gut kennenlernen; diese hätten mehr Zeit gebraucht, um als richtige Charaktere wahrgenommen zu werden, denn bereits jetzt habe ich sie vergessen.

Das Ende der Geschichte war dafür sehr schön und hat ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert, auch wenn es natürlich die Kritikpunkte nicht wettmachte. Trotzdem habe ich die Geschichte sehr genossen – und hoffe, dass auch andere Leserinnen und Leser ihre Stärken zu schätzen wissen werden!

That's Not My Name
379 Seiten

Als sie von der Polizei mitten auf der Straße aufgelesen wird, hat sie keine Erinnerung mehr an ihre Vergangenheit. Umso erleichterter ist sie, als Wayne die Polizeistation betritt, der meint, sie wäre seine verunglückte Tochter Mary Boone. Nach einigen Identitätsprüfungen vonseiten der Polizei darf sie endlich zu ihm nach Hause – in eine kleine Hütte, die sie nach Möglichkeit nicht verlassen soll. Immer mehr kommt ihr das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt – und dass ihr sogenannter Vater nicht die Person ist, die er zu sein behauptet.

Zeitgleich sucht der Schüler Drew nach seiner vermissten Freundin Lola. Alle Bewohner der kleinen Stadt gehen davon aus, dass er sie getötet hat und verlangen, dass er ein Geständnis ablegt. Drew gibt sich durchaus die Schuld für Lolas Verschwinden, hofft aber, sie mithilfe seiner Vermisstenplakate zu finden. Als das nicht funktioniert, begreift er jedoch, dass er zu drastischeren Maßnahmen greifen muss – die in den Augen anderer nur bestätigen werden, dass er schuldig ist …

Dieser Jugendthriller ist spannend geschrieben und schafft es, uns Leserinnen und Leser konstant am Ball zu halten, obwohl er letztendlich nicht allzu viele Überraschungen bietet. Zwar ist er auch nicht komplett vorhersehbar, aber insgesamt habe ich mir mehr Twists und etwas mehr Action gewünscht.

Speziell in Marys Sektionen passiert in der Regel nicht viel. Neben einem Ausflug in der Stadt verbringt sie die meiste Zeit damit, herauszufinden, wer sie wirklich ist. Das war zwar sehr gut umgesetzt, aber mir hat etwas mehr Varietät gefehlt. Dafür sind Marys Kapitel in der Regel relativ kurz und meiner Meinung nach auch nicht der Hauptteil der Geschichte.

Dieser besteht nämlich definitiv aus Drews Sektionen. Nicht nur sind sie länger und spannender als Marys, sondern haben durch die Schuldzuweisung der Stadtbewohner ein zusätzliches Gewicht, das ich interessanter fand als Marys verlorenes Gedächtnis. Ich habe tatsächlich sehr stark mit ihm mitgefiebert, weil zwar technisch gesehen in Marys Sichtweise mehr auf dem Spiel stand, es sich aber anfühlte, als wären die Risiken bei Drew um einiges höher.

Das Finale, bei denen sich beide Geschichten verbinden, war dafür sowohl bei Mary als auch bei Drew unglaublich spannend und das Ende sehr emotional. Deshalb hat mir der Thriller letztendlich gut gefallen, auch wenn ich mir mehr Twists gewünscht hätte.

Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an
460 Seiten

Haymitch Abernathy sollte eigentlich gar nicht an den fünfzigsten Hungerspielen teilnehmen, doch aufgrund eines Zwischenfalls wird er trotzdem eins der vier Distrikt-12-Tribute, zusammen mit Maysilee Donner, Louella McCoy und Wyatt Callow. Seine große Liebe Lenore Dove muss er zurücklassen und erwartet auch nicht, sie jemals wiederzusehen. Denn mit insgesamt achtundvierzig Tributen werden die diesjährigen Hungerspiele ein wahres Gemetzel, bei dem Haymitch zeigen muss, was wirklich in ihm steckt …

Ich bin nicht unbedingt der größte Hunger-Games-Fan, aber Haymitch war in der Original-Trilogie mein Lieblingscharakter, weshalb ich mich sehr darauf freute, seine Spiele hautnah zu erleben. Und obwohl ich durchaus Kritikpunkte habe, hat mir das Leseerlebnis insgesamt sehr gut gefallen!

Ein sehr großer Grund dafür waren die Charaktere. Haymitch ist natürlich wunderbar und ich liebte es, seine Entwicklung und sein Heldentum zu verfolgen. Sein Mittribut Maysilee wurde sehr bald zu meinem Lieblingscharakter, wobei ich es hier beeindruckend fand, dass sie zunächst unsympathisch dargestellt wurde und schließlich zu einem großartigen Charakter wuchs. Für mich war sie auf jeden Fall ein Highlight! Haymitchs große Liebe Lenore bekommt dafür nicht allzu viel Screentime, doch man spürt ihre Präsenz über den ganzen Roman hinweg. Seine anderen Mittribute bekommen vor allem in der ersten Hälfte viel Aufmerksamkeit, doch fand ich, dass viele von ihnen in den Spielen zu früh gestorben sind.

Das ist einer meiner Kritikpunkte: Dadurch, dass die Vorbereitung auf die Spiele sich so auf die Bündnisse zwischen den Distrikten und Freundschaften zwischen den Tributen konzentrierte, erwartete ich, dass ebenjene Bündnisse und Freundschaften in den eigentlichen Spielen eine gewisse Rolle spielen würden – und das tun sie durchaus auch, aber um einiges weniger, als ich es mir gewünscht hätte. Das liegt vor allem daran, dass viele von Haymitchs Freunden relativ früh sterben, was mich insofern enttäuschte, weil ich gerne noch mehr von ihren Freundschaften gelesen hätte. Die Tode selbst waren zwar sehr gut und schockierend umgesetzt, aber ihre Plötzlichkeit verbunden mit den potentiellen Szenen, die wir durch sie verloren, hat mich wünschen lassen, dass den Spielen genug Zeit gewidmet worden wäre, um die Freundschaften auszubauen.

Die Spiele selbst beginnen nämlich erst nach ca. 250 Seiten, also erst nach über der Hälfte des Buches. In dieser ersten Hälfte wird den Charakteren zwar viel Zeit gewidmet, aber insgesamt fand ich diesen Teil der Handlung trotzdem ein wenig zu lang gezogen. Zudem habe ich mich gewundert, warum die viele Vorbereitung nicht noch mehr genutzt wurde, indem man die wichtigen Charaktere im Spiel länger leben lässt. Trotzdem mochte ich die Vorbereitungsphase sehr, weil sie signifikant dazu beitrug, die Charaktere näher kennenzulernen. Es gibt sogar ein paar wiederkehrende Charaktere aus der Panem-Trilogie, die eine schöne Überraschung waren.

Das Ende fand ich sehr emotional, es hat mich sogar zu Tränen gerührt. Selbst, wenn man es kommen sieht – die Art und Weise, wie es erzählt ist, war so gut, dass ich trotzdem investiert war. Insofern kann ich den Roman jedem Haymitch-Fan problemlos empfehlen!

Beneath the Ivy - The Witches of Silvercrest Coven
384 Seiten

Marissa Winslow stammt aus einer Hexenfamilie, die auf Carter’s Island, wo sie leben, wohlbekannt ist. Das Leben verläuft trotz der Magie recht normal – bis zu dem Tag, an dem Rissas Cousine Norah krank wird und Rissa die verbannte Tante der Familie, Gladys, auf der Insel sieht. Zudem scheint die Insel in einer Zeitschleife gefangen zu sein und nur mithilfe von Caleb Rosenbaum, dessen Familie mit den Winslows verfeindet ist, kann Rissa herausfinden, was wirklich vor sich geht …

Dieser Buch ist recht locker geschrieben, was ich am Anfang gewöhnungsbedürftig fand, bis ich tiefer in der Geschichte drinsteckte. Diese überzeugt vor allem durch ihre Kreativität: Sie hat mich ein wenig an eine Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (wegen der Zeitschleife) und „Encanto“ (wegen den Familiendynamiken) erinnert, wobei speziell die Zeitschlaufe grandios umgesetzt ist. Es gibt zahlreiche Geschichten, die eine erzählen, aber Christian Handel hat es geschafft, sie auf erfrischende Weise neu zu gestalten und dabei noch eine gesunde Portion Magie mit einzubringen. Für mich war die Umsetzung der Zeitschleife definitiv der Höhepunkt des Romans, weil sie so grandios umgesetzt war. Was zusätzlich dazu beiträgt, ist, dass Marissa lange Zeit nichts von der Zeitschleife weiß und erst mal herausfinden muss, dass sie in einer steckt. Zusammengenommen mit der Tatsache, dass jede Zeitschleife ein wenig schlimmer wird als die vorherige, war es schlicht ergreifend großartig.

Marissas Romanze mit Caleb war ebenfalls sehr süß, wobei ich es gut fand, dass sie sich bereits am Anfang zu ihm hingezogen fühlt, weil der Ablauf ihrer Beziehung sich dadurch realistisch anfühlte. Ich mochte auch ihre Freundschaft mit Benji sehr, weil er so ein sympathischer Nebencharakter war. Dafür hätte ich gerne noch mehr von Norah gesehen; obwohl sie eine zentrale Figur ist und Rissa sich bald fragen muss, wie weit sie zu gehen bereit ist, um sie zu retten, bekommen wir erstaunlich wenig von ihr mit. Hier hätte ich Norah entweder zu einem zentralen Charakter wie Caleb oder Benji gemacht oder einen der beiden mit der Krankheit belegt, die Norah plagt, damit wir aufrichtig mit ihrem Schicksal mitfiebern können.

Die anderen Familienmitglieder bekommen genug Screentime, um einen Eindruck zu hinterlassen, wobei die verbannte Tante Gladys natürlich das wichtigste Mitglied von ihnen ist. Es gab, was sie und den Rest der Familie betraf, ein paar sehr nette Twists, von denen ich manche zwar halb erahnt habe, andere wiederum überhaupt nicht. So oder so haben mir die Twists sehr gefallen!

Zusammengefasst würde ich das Buch vor allem Urban-Fantasy-Fans empfehlen, die eine besonders kreativ umgesetzte Zeitschleife lesen wollen!

Die Bibliothek der Wahren Lügen
304 Seiten

Oskar kann nicht fassen, als er ein Stipendium für einen Fantasy-Schreibkurs gewinnt, den sein Lieblingsautor Simon Bruma leitet. Doch merkt er schnell, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Schließlich vertraut Simon Bruma sich ihm an: Seine Tochter November ist krank und die einzige Möglichkeit, sie zu heilen, ist es, eine Geschichte zu schreiben, an die Oskar glaubt, damit ihre Magie sie rettet. Das ist allerdings sehr viel schwerer als gedacht, weil Oskar selbst mit Novembers Hilfe nicht so richtig weiß, was er tun soll …

Diese Geschichte hat mich ganz schön überrascht, denn obwohl sie zunächst wie ein klassisches Fantasyabenteuer anmutet, das mit den Klischees des Genres spielt, entwickelt sie sich überraschend dramatisch, bis zu dem Punkt, an dem sie mich sogar zu Tränen rührte. Diese Kombination hat mir sehr gefallen, weil sie sich so gut in die Geschichte einfügte, aber auch, weil sie die Geschichte an sich über viele andere hob.

Am Anfang muss man zugegeben einige Dinge als gegeben hinnehmen, wie die Tatsache, dass Oskars Familie überhaupt nichts dagegen zu haben scheint, dass er zusammen mit Simon Bruma, der ihn besucht, zum Schreibkurs fährt, obwohl er technisch gesehen ein Fremder ist. Erst, als Oskar seine geschriebene Geschichte betritt und November im Speziellen ihre Logik hinterfragt, war es leicht, Szenen dieser Art zu akzeptieren, weil sie mit Humor genommen wurden. Dabei hat mir die Buchwelt, deren Fan Oskar ist und deren eigene Version er erschafft, tatsächlich sehr gut gefallen, weil die vielen Details, die er erwähnt, sie erstaunlich lebendig gemacht haben.

Von den Charakteren sticht vor allem November hervor – am Anfang mochte ich sie nicht besonders, weil sie so eine negative Einstellung zu allem hatte, aber durch ihre witzigen Kommentare wuchs sie schnell zu meinem Lieblingscharakter.

Der Anfang ist zugegeben ein wenig langsam, weil die eigentliche Geschichte erst nach ca. einem Drittel beginnt, aber ich mochte es dafür, wie hier Oskars Familie vorgestellt wurde. Obwohl sie eine vergleichsweise kleine Rolle im Roman spielt, trug sie dazu bei, Oskar zu einem dreidimensionalen Protagonisten zu machen.

Insgesamt eine gute Lektüre für alle, die Geschichten über Geschichten lieben!

Der Sternenstaubdieb
576 Seiten

Loulie ist die Mitternachtshändlerin, die zusammen mit ihrem Leibwächter Qadir, einem Dschinn, seltene Dschinn-Artefakte sucht und verkauft. Doch müssen sie vorsichtig sein, weil der Sultan Dschinns jagt und seine Söhne Omar und Mazen auf diese Weise ebenfalls eine Gefahr sind – vor allem Omar, der die vierzig Räuber anführt und mit seiner Gehilfin Aisha entschlossen ist, alle Dschinns auszulöschen. Eines Tages tragt der Sultan Loulie und Qadir auf, eine seltene Lampe zu suchen, wobei Omar und Aisha sie begleiten sollen. Was allerdings nur Aisha weiß: Omar und Mazen haben mit einem Artefakt die Plätze getauscht, was auf keinen Fall jemand erfahren darf …

Dieser Fantasyroman ist sehr bildlich, magisch und atmosphärisch erzählt, was ihn zu einem großartigen Abenteuer macht. Besonders gelungen fand ich dabei das orientalische Setting, das kreative Magiesystem, die Einbindung von Legenden und die allgemeine Spannung. Die Art und Weise, wie mich der Roman stellenweise an „1001 Nacht“ erinnerte, weil er selbst wie eine epische Erzählung anmutete, werte ich dabei als großen Pluspunkt – man versinkt leicht in dieser Welt und möchte gerne mehr von ihr sehen.

Die Handlung selbst ist spannend erzählt, auch wenn es speziell bei den Dschinn-Kämpfen manchmal verwirrende Stellen gab, bei denen ich mich fragte, was eigentlich gerade passiert ist. Aber es gab auch einige andere Stellen, die mich zum Teil sehr schockierten, auch wenn sie durchaus mit einer wichtigen Kritik daherkommen.

Denn zu diesen schockierenden, mächtigen Szenen gehörten auch welche, deren Wirkung im Nachhinein ordentlich geschwächt wurde. Zwar gab es dafür auch eine sehr gute Erklärung, aber dadurch, dass die Szenen selbst mich so beeindruckten, war ich ein wenig enttäuscht davon, dass sie letztendlich doch nicht so beeindruckend waren, wie ich hoffte!

Was die Charaktere angeht, haben mir alle vier Hauptcharaktere sehr gefallen. Ich mochte vor allem Loulies und Qadirs Freundschaft sehr gerne, aber auch Mazens warmen Charakter. Sogar Aisha, die ich aufgrund ihrer Motivation zunächst nicht mochte (alle Dschinns töten, was für mich immer eine klischeehafte und unverständliche Motivation bleiben wird), wuchs mir im Lauf des Romans ans Herz. Zwar steht die Welt mehr im Fokus als die Charaktere selbst, aber man fiebert trotzdem genug mit ihnen mit. Nur von Ahmed hätte ich gerne mehr gesehen, weil er mir überraschend gut gefallen hat.

Zusammengefasst also ein sehr guter Fantasyroman für alle, die ein atmosphärisches Abenteuer lesen möchten!

Seven Ways to Tell a Lie
368 Seiten

Vor über einem Jahr war Jonah Teil einer Freundesgruppe, die nach dem Verschwinden ihrer Freundin Enya auseinanderbrach. Jonah selbst ist überzeugt, dass Enya tot ist – bis zu dem Tag, an dem ein Deepfake-Video die Runde macht, in der er und seine ehemaligen Freunde bei einem Busunglück ums Leben kommen. Und es bleibt nicht bei dem Video – zu jedem der Freunde kommt nach und nach ein Deepfake heraus, das ihr größtes Geheimnis aufdeckt, von dem nur Enya wusste. Jonah ist entschlossen, herauszufinden, wer dahinter steckt und ob Enya vielleicht noch am Leben ist. Dazu muss die alte Freundesgruppe wieder zusammenkommen – und sich ihren Geheimnissen stellen …

Dieser Thriller hatte ein hervorragendes Konzept, das großartig umgesetzt wurde, aber leider auch einige Dinge, die mir nicht ganz so gefallen haben. So waren die Deepfakes definitiv mein Highlight – ich liebte es, wie die Videos beschrieben wurden und welche Enthüllungen sie für die Charaktere bereithielten. Keine von diesen Enthüllungen habe ich kommen sehen, was die Szenen, in denen sie vorkamen, umso besser machte. Auch die Art und Weise, wie die Charaktere darauf reagierten, hat mir gefallen, weil es sich zwar um Deepfakes handelt, aber eben um welche, die von der Wahrheit erzählen.

Zudem haben die Deepfakes dazu beigetragen, die Persönlichkeiten der Charaktere ein wenig zu vertiefen. Denn die Charaktere selbst fand ich bis auf Thea (die noch nicht einmal offiziell zur Gruppe gehört, aber schnell zu meinem Lieblingscharakter wurde) recht eindimensional, weshalb ich regelrecht dankbar war, dass die Deepfakes ihnen ein wenig mehr Persönlichkeit verliehen. Hier finde ich, dass es geholfen hätte, Kapitel aus ihrer Sichtweise zu haben. Die gesamte Geschichte wird nämlich aus Jonahs Perspektive erzählt, was mir irgendwann nicht genug war, weil ich gerne gewusst hätte, was in der Gedankenwelt der anderen vorging.

Obwohl bis auf die Deepfakes nicht allzu viel passiert, waren sie genug, um mich über den Roman hinweg investiert zu halten. Das Ende war dafür umso spannender, auch wenn es unter etwas litt, das mir persönlich nicht gefällt: Der kompletten Persönlichkeitsänderung eines Charakters, der sich als der Antagonist herausstellt, ohne, dass es dafür genug Foreshadowing gab. Während ich das mangelnde Foreshadowing verzeihen kann, weil es technisch gesehen vorhanden ist und für mich nur zu subtil war, mag ich es nicht, wenn ein Twist-Bösewicht eine komplett andere Persönlichkeit bekommt, sobald er als solcher entlarvt wird. Klar kann man das mit guter Schauspielerei erklären, aber mich persönlich stellt diese Erklärung nicht zufrieden.

Insgesamt also ein solider Thriller, der vor allem durch seine Deepfake-Handlung überzeugt, aber mehr Charaktertiefe gebraucht hätte.

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente: Das Zeichen der Fünf
336 Seiten

Arthur freut sich, zurück nach Baskerville Hall zurückzukehren, um seine Freunde Jimmy, Irene, Grover und Pocket wiederzusehen. Doch Jimmy verhält sich ihm gegenüber merkwürdig und Arthur fürchtet, dass er insgeheim immer noch dem Kleeblatt treu ist. In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, für einen Ideenwettbewerb etwas Außergewöhnliches zu erfinden, was Arthur Probleme bereitet. Denn er bekommt keine Gelegenheit, sich um den Wettbewerb zu kümmern, als Professor Sherlock Holmes vergiftet wird und ins Koma fällt. Und es bleibt nicht nur bei einem Anschlag, was in Arthur bald den Verdacht weckt, das weitaus mehr hinter den Kulissen vorgeht, als es zunächst den Anschein hat …

Spannend geht es mit Arthurs Abenteuern auf Baskerville Hall weiter, wobei das eigentliche Mysterium sich diesmal direkt auf Sherlock Holmes und dessen Freunde bezieht. Das hat mir sehr gefallen, weil wir so mehr Informationen zu verschiedenen Hintergründen und Charakteren erhalten haben, die wiederum die Geschichte bereicherten.

Natürlich bekommen auch die gegenwärtigen Charaktere ihre Zeit zu scheinen: Während Arthur weiterhin ein großartiger, fehlerbehafteter und trotzdem sympathische Protagonist bleibt, werden in diesem Band seine Freundschaften zu Jimmy und Grover in den Fokus gerückt. Beide Freundschaften und das, was sie symbolisierten, hat mir außerordentlich gut gefallen, auch wenn wir dafür weniger von Irene und Pocket mitbekommen haben.

In Verbindung mit Grover wird auch die parapsychologische Teil der Schule mehr in den Fokus gerückt, was Ali Standish sehr gut umgesetzt hat. Arthur ist dem gegenüber natürlich skeptisch, doch die Art und Weise, wie sowohl sein logisches, rationales Denken als auch die übernatürlichen Elemente miteinander verbunden wurden, war schlicht großartig. Bereits der erste Teil etablierte, dass es Magie gibt, während der zweite Teil zeigt, dass noch ein wenig mehr existiert – aber eben auch nicht alles. Hier wurde meiner Meinung nach die perfekte Balance getroffen.

Das Rätsel um die Anschläge war für mich dieses Mal einfacher zu lösen, war aber trotzdem spannend beschrieben. Ein paar Überraschungen gibt es zwar, aber die meisten waren eher eine logische Konsequenz der Dinge, die bereits etabliert wurden.

Insgesamt also ein gelungener zweiter Teil, der es fantastisch schafft, seine Fantasy-, Krimi- und Spannungselemente miteinander zu verbinden!

Waschbären, die im Dunkeln leuchten
224 Seiten

Nachdem ich „Geister, die ihre Rezepte teilen“ vor kurzem gelesen hatte, war ich interessiert, welche skurrilen Persönlichkeiten in „Waschbären, die im Dunkeln leuchten“ vorgestellt würden. Wieder habe ich die Lektüre vor allem als Inspiration benutzt, fand aber tatsächlich so einige Einträge, die mich davon abgesehen fasziniert haben.

Ob es nun eine Wissenschaftlerin ist, die in ihrem Namen das Heilmittel findet, das sie sucht, der verstorbene John Lennon, der sich in einer rückwärts abgespielten Zeile vorstellt, Pflanzen, die einen Täter erkennen oder ein Astronaut, der eine Botschaft zur Erde senden will: Die Welt ist voller Kuriositäten, seltsamer Zufälle und vor allem voller Personen, die sich ihnen widmen. Ohne ihre Ideen wären viele tatsächlich wissenschaftliche Dinge nicht oder zumindest nicht so schnell entdeckt worden, aber gleichzeitig haben diese Menschen auch viele Dinge vertreten, die für den Großteil der Menschen bestenfalls unglaubwürdig und schlimmstenfalls verrückt klingen. Ich war tatsächlich überrascht davon, wie viele renommierte Persönlichkeit komplett unwahrscheinlichen Theorien anhingen, die teilweise selbst für die Zeit, in der sie lebten, ungewöhnlich waren.

Insofern stellt dieses Sachbuch natürlich kein Wissen vor, aber dafür viele überrascht interessante Sichtweisen. Als rationaler Mensch konnte ich zwar nicht ganz verstehen, wie man so überzeugt davon sein kann, dass Delfine Englisch sprechen können, aber andererseits gab es durchaus Theorien, bei denen ich zumindest nachvollziehen konnte, warum man sie (den Umständen geschuldet) glauben könnte.

Insgesamt eine kurzweilige Lektüre für alle, die „nutzloses“ Wissen mögen – oder allgemein nach Inspiration suchen!

Forging Silver into Stars
541 Seiten

Jax und Callyn sind beste Freunde, die in dem kleinen Städtchen Briarlock leben. Jax arbeitet erfolgreich als Schmied, doch wegen seines fehlendes Fußes und seines gewalttätigen Vaters fühlt er sich trotzdem nutzlos. Callyn ist eine Bäckerin, die nach dem Tod ihrer Eltern alles tun will, um ihre kleine Schwester zu beschützen. Beide haben Geldsorgen, weshalb Jax die Möglichkeit, durch das Übergeben geheimer Nachrichten genug Silber für sich und Callyn zu verdienen, sofort annimmt. Bis der Königskurier Tycho nach Briarlock kommt, der ihre Leben gehörig auf den Kopf stellt. Nicht nur fürchten sie seine Verbindung zum König und seine Magie, sondern vor allem, dass er ihr Geheimnis entdecken könnte …

Bereits vor zweieinhalb Jahren habe ich „Forging Silver into Stars“ gelesen, doch zum Erscheinen des zweiten Bandes wollte ich meine Erinnerung nochmal auffrischen – und noch einmal in Brigid Kemmerers Welt eintauchen. Ich bin immer noch sehr begeistert von dieser Fantasygeschichte, weil deren Charaktere so fantastisch umgesetzt sind.

Das fängt natürlich mit den drei Hauptfiguren an: Tycho, Jax und Callyn. Sie alle waren sowohl sehr sympathisch als auch sehr gut charakterisiert, mit eigenen Problemen und eigener Zerrissenheit. Mir haben vor allem die romantischen Beziehungen zwischen Tycho und Jax sowie Callyn und Alek gefallen, als auch die Freundschaft zwischen Jax und Callyn. Die Chemie zwischen den Charakteren hat einfach gestimmt, sodass es leicht war, sich auf die verschiedenen Beziehungen einzulassen. Besonders hat mich hier die Geschwindigkeit beeindruckt, in der sie vorankamen: Sie war langsam genug, um glaubhaft zu sein, aber nicht so langsam, dass es frustrierend gewesen wäre. Tycho und Jax sind dabei natürlich das Highlight, aber auch bei Callyn und Alek, die weniger Screentime bekamen, war ich überrascht darüber, wie glaubwürdig mir ihre Beziehung vorkam.

Wo wir von Alek sprechen: Auch die Antagonisten des Bandes waren hervorragend geschrieben. Das ist, finde ich, Brigid Kemmerers große Stärke: Bei ihr gibt es kein einfaches Gut und Böse, sondern viele Seiten mit ihrer eigenen Agenda, ihren eigenen Gründen für ihre Taten und einer komplexer Charakterisierung. Das wusste ich sehr zu schätzen, weil die Antagonisten weder komplett sympathisch noch komplett böse dargestellt werden, sondern schlicht als Menschen mit ihren Fehlern und zuweilen schlechten Entscheidungen. Das weitet sich auch auf die Charaktere auf Tychos Seite aus, speziell auf Grey, deren Freundschaft in diesem Band ordentlich getestet wird. Ich liebte es, dass es auch hier Schwierigkeiten gab, weil das die Charaktere und noch tiefgründiger gemacht hat, als sie ohnehin schon waren.

Was die Handlung betrifft, bleibt sie stets spannend, doch definitiv fokussiert auf die Charaktere an sich – obwohl es natürlich viele spannende Szenen gibt, ist es nicht zwingend die Handlung, die die Geschichte trägt, sondern die Charaktere, von denen sie erzählt. Für mich persönlich ist das ein Pluspunkt, weil ich charaktergetriebene Geschichten sehr mag.

Trotzdem hätte ich gerne noch mehr von der Welt bzw. dem Worldbuilding gesehen. Wir bekommen zwar ein wenig mit, aber nicht genug, als dass sie sich von unserer Welt abgehoben hätte. Zugegeben ist das kein großer Kritikpunkt (wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer die Charaktere wählen, weil mir ihre Beziehungen so ausgesprochen gut gefallen haben), aber trotzdem etwas, von dem ich hoffe, dass der zweite Band es ein wenig vertieft. Das werde ich dann bald erfahren!

Garden of the Cursed
384 Seiten

Marlow ist die beste Fluchbrecherin von Caraza, doch als ihr Ex-Schwarm Adrius sie bittet, ihm bei einem Fluch zu helfen, weigert sie sich strikt, etwas mit ihm zu tun haben. Bis sie erfährt, dass der Fluch, mit dem Adrius belegt wurde, ein Nötigungsfluch ist, der ihn zwingt, alles zu tun, was man ihm befiehlt – und dass die Person, die ihn verflucht hat, sehr wahrscheinlich auch die Person ist, die für das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich ist. Entschlossen, herauszufinden, wer hinter allem steckt, arbeitet sie mit Adrius zusammen – doch um keinen Verdacht zu erwecken, müssen die beiden so tun, als wären sie ein Paar, was Marlow ganz und gar nicht behagt …

Ich habe die „Age of Darkness“-Reihe von Katy Rose Pool so sehr geliebt, dass sie damals sogar meine Schreibblockade beendete, weshalb ich natürlich gespannt darauf war, wie sehr mir „Garden of the Cursed“ gefallen würde. Und obwohl ich die „Age of Darkness“-Reihe etwas mehr mochte, hat mir „Garden of the Cursed“ sehr viel Spaß gemacht – tatsächlich freue ich mich jetzt schon darauf, im Sommer den Abschlussband zu lesen!

Am beeindruckendsten waren für mich das Worldbuildung und das damit verbundene Magiesystem. In vielen Fantasyromanen, die ich gelesen und geliebt habe, spielten die eigentlichen Details der Welt keine allzu große Rolle, doch die pure Lebendigkeit der Welt, die Katy Rose Pool erschaffen hat, zeigt, wie großartig es ist, sie mit liebevollen Details zu füllen. Ob es nun um ein berühmtes Theaterstück, ein beliebtes Kartenspiel unter den Adligen oder um den Einsatz der Magie geht: Alles fühlt sich so durchdacht und lebensecht an, dass es eine wahre Freude war, Caranza näher kennenzulernen. Das Magiesystem verdient dabei eine Extra-Erwähnug, denn die Hexkarten, durch die sie ausgelöst wird, waren nicht nur ein kreatives, sondern auch ein hervorragend umgesetztes Konzept. Ich hoffe, dass auch der zweite Teil damit fortfahren wird, die Welt und ihre Magie weiter vorzustellen.

Auch die beiden Hauptcharaktere haben mir sehr gefallen. Marlow und Adrius waren nicht nur sympathische und gleichzeitig dreidimensionale Charaktere, sondern hatten auch eine komplexe Romanze, die mich sehr eingenommen hat. Der Befehlsfluch, der dabei auf Adrius liegt, hat ihre ohnehin schon schwierige Beziehung noch interessanter gemacht, wobei der Fluch zwar überraschend selten, dafür aber immer sehr gut genutzt wurde. Besonders gut ist hier, dass ihre Romanze die Handlung bereichert, statt sie zu ersetzen – das sorgte für ein sehr angenehmes Ratio zwischen spannender Handlung und süßer Romanze.

Von den Nebencharakteren stach nur Swift, Marlows bester Freund, positiv hervor, während die anderen vergleichsweise blass blieben. Sie erfüllten zwar ihren Zweck, aber nicht viel mehr, weil der Fokus eher auf Marlow, Adrius und der spannenden Handlung lag. Diese hat mich mit ihren Geheimnissen und Twists ordentlich auf Trab gehalten, auch wenn ich letztendlich fand, dass es etwas ZU viele falsche Fährten gab. Schließlich ist es recht klar, dass die ersten paar Personen, die Marlow verdächtig erscheinen, vermutlich nicht ihre Zielperson sein werden, auch wenn sie dafür andere Geheimnisse haben.

Insgesamt also eine sehr spaßige Lektüre mit hervorragendem Worldbuilding und einer Romanze, die weder zu viel noch zu wenig Platz einnimmt. Empfehlenswert für alle, die beides schätzen!

Geister, die ihre Rezepte teilen
224 Seiten

Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist manchmal sehr dünn, was Dan Schreiber in seiner humorvollen Sammlung „Geister, die ihre Rezepte teilen“ gut zeigt. Ob es nun um Medien geht, die im Namen toter Autoren deren Romane schreiben, Verschwörungstheorien um den Untergang der Titanic, Gedanken über das Leben im Universum oder Nostradamus’ Prophezeiungen: Zu allen Zeiten haben verschiedene Menschen an verschiedene, heutzutage absurde Theorien geglaubt, die ihnen manchmal sogar dabei halfen, wissenschaftliche Tatsachen aufzudecken.

Wichtig dabei ist zu wissen, dass diese absurden Theorien genau das sind: Absurd. Was Dan Schreiber in seiner Einleitung betont, ist, dass er über keine Tatsachen berichtet, sondern über die (für uns offensichtlich falschen) Vorstellungen früherer Zeiten. Was dabei faszinierend war, ist, wie wahrscheinlich gewisse Erklärungen aus der Perspektive von jemanden, der es nicht besser wusste, klangen. Natürlich klangen bei weitem nicht alle Ideen logisch, aber teilweise konnte ich schon verstehen, warum man an manche geglaubt hat.

Das Sachbuch bietet eine lockere Lektüre für zwischendurch, die kurz und bündig über alle möglichen Kuriositäten berichtet. Für mich war sie zusätzlich eine Inspiration für Geschichtsideen, weil es überraschend viel Spaß macht, sich zu überlegen, wie eine Welt aussehen würde, in der unmögliche Sachen möglich sind.

Dennoch möchte ich betonen, dass man wissen sollte, worauf man sich einlässt. Das ist kein Sachbuch, das die Vorstellungen über die Jahrhunderte und Jahrzehnte hinweg ausführlich beleuchtet, sondern sich spezielle aussucht, kurz vorstellt und gleich zum nächsten Punkt übergeht. Sehr gut für kurzweilige Lektüren, worauf ich gerade große Lust hatte, aber nicht unbedingt für alles andere. Trotzdem habe ich Interesse daran, das andere Buch des Autors über seltsame Glaubensvorstellungen zu lesen, einfach, weil die Lektüre Spaß gemacht hat!

Vergissmeinnicht - Was die Welt zusammenhält
528 Seiten

Quinn und Matilda sind glücklich zusammen, doch um die Welt zu retten, braucht es mehr als ihre Liebe. Als Auserwählter muss Quinn bald das Sternentor-Ritual durchführen, das über das Schicksal der Welt entscheiden wird, während Matilda sich Sorgen darüber macht, dass die Schwarzalben den Schulball nutzen werden, um anzugreifen. Als sie versucht, das Göttliche Orakel, das in die Hände der Feinde gelangt ist, zu befreien, gerät sie dabei selbst in Gefahr – und muss ihre eigenen Fähigkeiten unter Beweis stellen, wenn sie daraus entkommen will …

Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich den ersten und zweiten Band der Vergissmeinnicht-Reihe gelesen habe, weshalb ich sehr dankbar war, dass es vorne ein „Was bisher geschah“ und hinten ein Personenverzeichnis gibt. Sicher werden das nicht alle Leser:innen brauchen, aber allein dadurch, dass beides aus Bax’ Perspektive geschrieben ist, lohnt sich das Lesen trotzdem.

Danach hatte ich zugegeben Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, denn der Anfang ist sehr langsam und es passiert recht wenig, sodass ich nicht einmal zusammenfassen könnte, was genau geschehen ist. Erst nach ungefähr zweihundert Seiten nimmt die Geschichte Fahrt auf, als Matilda Madame Mirabelle befreien will, gefolgt vom Schulball, den spannenden Ritual-Prüfungen, einer abenteuerlichen Reise nach Südengland und einem sehr zufriedenstellenden Ende. Mit anderen Worten: Fast die Hälfte der Handlung war, zumindest für mich, recht eintönig – aber mehr als die restliche Hälfte war so spannend und gut geschrieben, dass ich mühelos mitfiebern konnte.

Natürlich gibt es noch ein paar andere erwähnenswerte Punkte, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne (so fand ich, dass Dev und Cassian großartige Charaktere waren, die die gesamte Geschichte aufwerteten, aber die Menge an Charakteren allgemein war mir zu hoch), aber letztendlich läuft es darauf hinaus, dass mir die (wichtigere) Hälfte sehr gut gefiel, man aber zuvor die erste Hälfte hinter sich bringen muss, um zu den großartigen Parts zu kommen. Aus diesem Grund fällt es mir schwer, diese Geschichte vernünftig zu bewerten, weil ich mir vorstellen kann, dass einige Leser:innen es nicht bis zur zweiten Hälfte schaffen, während andere sich überhaupt nicht an der ersten Hälfte stören.

Aus diesem Grund komme ich zu dem Schluss, dass ich den Abschlussband der Trilogie gut fand – aber nur die zweite Hälfte sehr gut. Doch hoffe ich, dass andere Leser:innen umso begeisterter vom dritten Band sind!

The Prison Healer
416 Seiten

Seit zehn Jahren lebt die siebzehnjährige Kiva im berüchtigtem Gefängnis Zalindov und ist fast so lange die Gefängnisheilerin. Seit Jahren verspricht ihre Familie ihr, sie zu befreien, doch erst, als die Rebellin Tilda Corentine gefangen genommen wird, besteht zum ersten Mal die Möglichkeit auf Freiheit. Doch nur, wenn Kiva dafür sorgt, dass sie am Leben bleibt, wozu sie deren Strafe auf sich nehmen muss: Vier Elementarprüfungen, die bisher noch niemand überlebt hat. Doch sie ist nicht allein: Jared, ein Gefangener, Naari, eine Gefängniswärterin, und Tipp, ihr junger Helfer, helfen ihr dabei, sowohl die Prüfungen als auch den Ausbruch einer neuen Krankheit zu überstehen …

Ich habe die Prison-Healer-Trilogie bereits auf Deutsch gelesen, wollte jedoch unbedingt auch das Original erleben – und bin immer noch begeistert davon! Gerade beim zweiten Lesen war es faszinierend, mit dem bereits bekannten Wissen eine neue Perspektive auf viele Szenen und Details zu bekommen, die ich beim ersten Lesen logischerweise nicht hatte. Das Foreshadowing ist einfach meisterhaft, einerseits subtil eingebaut und andererseits so logisch im Nachhinein.

Doch das ist noch nicht mal das Beste: Die Beziehungen, die Kiva zu Jaren, Naari und Tipp hat, waren mein persönliches Highlight. Alle Charaktere waren unglaublich sympathisch und ich mochte es, wie sie Kiva immer mehr und mehr ans Herz wuchsen. Ihre aufblühende Romanze mit Jaren ist süß und liebevoll, ihre Freundschaft mit Naari sogar die Beziehung, in die ich am meisten investiert war und ihre schwesterliche Beziehung zu Tipp ebenfalls sehr süß. Andere Charaktere wie Cresta, Mirryn und Caldon, die erst in späteren Teilen eine größere Rolle spielen, haben hier nur wenig Screentime, machen aber einen guten ersten Eindruck.

Ich glaube, die einzige Kritik, die bei meinem Re-Read deutlicher wurde, war die langsame Geschwindigkeit, in der sich die Handlung am Anfang bewegt; dadurch, dass der Roman sich so stark auf Charakterbeziehungen konzentriert, dauert es eine ganze Weile, bis die eigentlichen Prüfungen losgehen, was mich zwar nicht störte, aber möglicherweise für andere Leser:innen als zu langsam empfunden werden könnte.

Nichtsdestotrotz liebe ich diese Geschichte immer noch sehr und werde auch die anderen beiden Teile auf Englisch lesen!

Five Broken Blades
496 Seiten

Als Gottkönig gilt der Herrscher Joon als unsterblich, doch um ihre jeweiligen Ziele zu erreichen, tun sich sechs Menschen zusammen, um ein Attentat auf ihn zu planen. Sie alle gelten von nun an als Verräter: Euyn, der verstoßene Bruder des Königs; Mikail, dessen Liebhaber und Spion für den König; Sora, eine ausgebildete Giftmörderin; Tiyung, der sie als Prinz unterstützen mochte; Aeri, eine begnadete Diebin; und Royo, ihr unfreiwilliger Leibwächter. Doch ihnen ist klar, dass sie sich gegenseitig nicht vertrauen dürfen, denn beim Erreichen ihrer persönlichen Ziele werden sie gezwungen sein, sich gegenseitig zu verraten …

Dieser Fantasyroman überzeugt vor allem durch seine Charaktere und Charakterdynamiken, die für mich definitiv das Highlight waren. Euyn und Mikail, Sora und Tiyung, Royo und Aeri: es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, ihre Interaktionen zu verfolgen, weil die Duos eine so hervorragende Chemie miteinander hatten. Besonders ist hierbei auch, dass ich tatsächlich alle drei Duos gleichermaßen ansprechend fand. Normalerweise entwickle ich schnell eine Präferenz für ein oder zwei Paare und nehme die anderen Charaktere eher als Nebenfiguren wahr, doch hier mochte ich tatsächlich alle drei Duos und alle sechs Charaktere.

Am besten an den Charakteren selbst waren ihre Hintergrundgeschichten, die sehr einnehmend beschrieben waren und genau die richtige Balance zwischen Informationen und Geheimnissen hatten. Ich glaube, das einzig Negative daran war, dass es diese Informationshäppchen relativ leicht machten, den Verräter der Gruppe zu erraten – aber allzu gestört hat mich das nicht, weil es dafür andere, kleinere Twists gibt.

Natürlich kommt der große Fokus auf die Charaktere und einzelnen Duos mit Opfern einher: Die Dynamiken außerhalb der Duos kommen definitiv zu kurz, wir bekommen nur wenig von der Welt mit und eine Charakterentwicklung habe ich nur bei Royo bemerkt. Das sind Punkte, von denen ich hoffe, dass sie im zweiten Band besser balanciert werden – speziell bei Euyn, der in einem misogynen Staat aufgewachsen ist, hätte es sich angeboten, seine Ansichten gegenüber Frauen zum Positiven zu verändern.

Insgesamt ist dieser Fantasyroman gut für Fans charakterbasierter Handlung geeignet, die schon Bücher wie „Das Lied der Krähen“ mochten. Allerdings möchte ich betonen, dass der Schreibstil im Gegensatz zu der Krähen-Dilogie um einiges moderner ist; schlicht, direkt und spannend, was mir durchaus gefiel, aber nicht so klassisch, wie ich es gerne gehabt hätte. Nicht unbedingt eine Kritik, sondern eher eine Anmerkung für diejenigen, die Interesse an der Geschichte haben und sich nicht sicher sind, ob ihnen der Schreibstil gefällt.

Mir jedoch hat die Lektüre sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon darauf, den zweiten Band zu lesen!