Eigentlich wollte Tom Sullivan mit seiner Frau Rachel, seiner Tochter Holly und seinem Hund Buster eine schöne Zeit in einem Ferienhaus verbringen. Doch als er nachts hört, wie eingebrochen wird, wird sein schlimmster Albtraum war: Jemand trachtet seiner Familie nach dem Leben und es gibt in dem abgesperrten Gelände keinen Weg, ihnen zu entkommen. Eine atemlose Verfolgungsjagd beginnt, während der Tom sich fragen muss, ob seine eigene Ehefrau etwas damit zu tun hat ...
Von vielen Thrillern wird behauptet, sie wären so spannend gewesen, dass man sie nicht aus der Hand legen konnte, was mir persönlich recht selten passiert ist. In den ersten hundert Seiten, in denen Foreshadowing betrieben und das Grundgerüst der Geschichte aufgebaut wird, fiel es mir tatsächlich noch leicht, das Buch zur Seite zu legen, unwissend, wie viele wichtigen Informationen ich währenddessen bekam.
Doch dann begann der Einbruch. Das Versteckspiel. Die Verfolgungsjagd. Ab diesem Zeitpunkt war der Thriller tatsächlich so spannend, wie er versprach, weil die Gefahr konstant präsent und man ständig auf Trab war. Mir gefiel vor allem, dass die Charaktere tatsächlich nie sicher waren, sondern man stets fürchten musste, dass ihre Situation schlimmer wird. Das machte den Thriller erst recht spannend, mein Blick hing förmlich an den Zeilen!
Die Offenbarungen gegen Ende machten auch die ersten hundert Seiten, die sich etwas ruhiger lasen, relevant, sodass ich jedem empfehle, ein klein wenig durchzuhalten, weil sich die Ausbeute mehr als lohnt!
Übrigens eine gute Nachricht: Der Hund überlebt! Definitiv ein Bonus, weil ich das gesamte Buch besorgt um ihn war und an mehr als einer Stelle fürchtete, er wäre tot. Umso erleichterter war ich, dass C. M. Ewan ihn hat überleben lassen! Aber natürlich wird an dieser Stelle nicht verraten, wie es den menschlichen Protagonisten erging ;)
Elizabeth Zott ist Wissenschaftlerin - was als Frau im Jahr 1961 nicht unbedingt einfach ist. Für ihre Zeit sehr fortgeschritten, stößt sie auf zahlreiche Menschen und Probleme - bis sie Moderatorin der Serie "Essen um sechs" wird, wo sie entschlossen ist, nicht nur zu kochen, sondern ihren Zuschauerinnen auch Chemie beizubringen - und ein selbstbestimmtes Leben ...
Ich muss zugeben, dass mich die Kurzbeschreibung erst mal abgeschreckt hat. Viel zu oft lese ich von "progressiven Frauen", die einfach wie Frauen des 21. Jahrhunderts wirken, die mit unserem heutigen Wissen in die Vergangenheit versetzt wurden. Sie wirken künstlich, nicht wie Teil der Jahrzehnte, in denen sie aufwuchsen. Zu meiner Freude traf das nicht auf Elizabeth Zott zu.
Natürlich ist auch sie im Gegensatz zu vielen anderen Frauen ihrer Zeit sehr viel fortschrittlicher, aber erstens ist es realistisch beschrieben und zweitens kommen auch die anderen Frauen zu Wort, statt nur unwichtige Nebenfiguren in Elizabeths Zott Geschichte zu sein. Also, Nebenfiguren sind sie schon - aber gute, weil auch sie dazulernen wollen und Elizabeth Zott ihnen bloß zeigt, wie.
Die Handlung hatte dabei einige dramatische Überraschungen, die ich so, wenn überhaupt, nur sehr selten gelesen habe. Dazu gehört auch das eigentliche Hauptthema, Chemie. Ich muss zugeben, dass es Bonnie Garmus nicht gelungen ist, es mir nahe zu bringen, weil viele Stellen bewusst nicht erklärt wurden und wohl nur für Kenner überhaupt verständlich sind. Deshalb war es gut, dass diese Stellen für die Handlung unerheblich waren und größtenteils dazu da sind, Elizabeth Zotts Wissen zu untermauern.
Der Schreibstil war trotz der eingeworfenen Fremdwörter äußerst angenehm zu lesen, sodass es Spaß machte, in die Geschichte einzutauchen und Elizabeth Zotts nächsten Schritt zu verfolgen. Mit ihr hat Bonnie Garmus einen Charakter erschaffen, der einem im Gedächtnis bleibt und mit dem man von Anfang bis Ende mitfiebert.
Dieses Buch zeigt hervorragend, warum es manchmal gut ist, aus seinen bekannten Genres herauszubrechen und mal etwas Neues auszuprobieren - denn unter Umständen gehört dazu ein wunderbarer Roman!
In der gemeinsamen Loft von Marc, Sarah und Henning wird überall Hennings Blut gefunden, so viel, dass er unmöglich am Leben sein kann. Von seiner Leiche allerdings keine Spur. Schnell geraten Hennings Freunde Marc und Sarah unter Mordverdacht, doch beide weigern sich trotz ihrer Unschuldsbekennungen, mit der Polizei zu kooperieren - denn beide haben etwas zu verbergen ...
Dieser Thriller konzentriert sich vor allem auf Marcs und Sarahs Innenleben, auf ihre Vergangenheit und Beziehung. Gerade darin war er auf jeden Fall erfolgreich, weil es spannend war, herauszufinden, wie sie ihre Entscheidungen stets im Bezug auf den anderen trafen, während sie gleichzeitig eine komplizierte Beziehung zueinander haben.
Die Handlung selbst hatte dafür einige Längen, weil speziell die Kapitel mit der Kommissarin Bianca und einige der Flashbacks nicht unbedingt mein Interesse weckten. Hier habe ich hauptsächlich nur wegen Marc und Sarah weitergelesen, weil die Handlung ohne sie imho nicht allzu prickelnd war.
Großes Lob muss ich dafür dem Finale und dem Twist aussprechen, die mich auf kaltem Fuß erwischt und mich begeistert zurückgelassen haben, weil Linus Geschke mich hier erfolgreich hinters Licht geführt hat. Wer also wie ich während des Lesens findet, dass einige Stellen ein wenig langatmig sind, sollte auf jeden Fall durchhalten - am Ende lohnt es sich!
In der "Detektiv Conan Fan Edition" hat der Egmont-Manga-Verlag die fünf beliebtesten Fälle der deutschen Detektiv-Conan-Fans zusammengetragen, die durch eine Umfrage bestimmt wurden. Wenig überraschend wurde dieser Sonderband dadurch zu einem der besten!
Angefangen wird dabei interessanterweise mit dem beliebtesten Fall: "Die Mumie im Wald", der vor allem durch seine Grausamkeit hervorsticht und jedem Detektiv-Conan-Fan in guter Erinnerung bleibt. Ich war nicht allzu überrascht, den Fall hier angedruckt zu sehen, aber doch verwundert, dass er sich sogar den ersten Platz verdient hat!
Meine persönliche Wahl fiel auf den zweitbeliebesten Fall: "Mord bei Mondschein". Vor allem wegen dem Ende wurde dieser Fall zu einem der wichtigsten in Detektiv Conan; in Japan wurde er im Anime als Special ausgestrahlt und bekam sogar eine Neuauflage, was gut zeigt, wie zentral der Fall tatsächlich ist.
Mit "Eine Stadt auf Geisel" auf dem dritten Platz hat es ein absoluter Klassiker in den Sonderband geschafft, der vor allem dramatisch gesehen ein Highlight darstellt und auch zu meinen persönlichen Lieblingen gehört; tatsächlich wäre ich regelrecht beleidigt gewesen, hätte es dieser Fall nicht rein geschafft!
Eim weiterer Klassiker hausiert auf dem vierten Platz, nämlich "Der Holmes der Neuzeit", das allererste Kapitel dieser langen Mangaserie. Auch, wenn es danach noch viele andere coole Fälle gab, bleibt der erste Fall immer noch etwas Besonderes und hat sich seinen Platz hier imho verdient.
Zuletzt beglückt uns Egmont mit dem längsten Fall in der Geschichte von Detektiv Conan, bei dem sogar Rans und Shinichis Beziehung eine neue Stufe erreicht. Aber selbst davon abgesehen war es spaßig, Conan dabei zuzuschauen, wie er Rätsel in London löst und die bewussten Fehlschläge einer Tennisspielerin interpretiert.
Nach diesem tollem Band speziell für Fans hoffe ich tatsächlich, noch mindestens einen weiteren zu sehen - gerne auch wieder mit einem redaktionellen Beitrag :)
- Fürsorgliche Mr Cave
- Matt Haig
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Tod
- Kontrolle
- Vater
- Tochter
- Halluzinationen
- Stalking
Nachdem Antiquitätenhändler Terence Cave bereits seine Mutter und seine Ehefrau verloren hat, stirbt sein Sohn Reuben bei einem Unfall, woraufhin er fürchtet, auch noch seine Tochter Bryony zu verlieren. Entschlossen, das nicht geschehen zu lassen, stellt er immer mehr und mehr Regeln auf, um sie vor der Welt zu beschützen. Was er nicht begreift: Mit seinem Verhalten macht er alles nur noch schlimmer …
Das Buch ist geschrieben wie ein Brief, den Terence an seine Tochter Bryony schreibt, um ihr nicht nur zu gestehen, was er alles getan hat, sondern auch, um zu erklären, warum er es für notwendig hielt. Dadurch, dass er selbst Schwierigkeiten damit hat, einzusehen, dass er zu weit geht, war das sehr faszinierend, weil Matt Haig einen dadurch ermuntert, selbst über Terences Verhalten zu entscheiden.
Zumindest am Anfang habe ich versucht, ihn zu verstehen – der Verlust eines Kindes ist schließlich alles andere als leicht zu verarbeiten –, aber sehr schnell war klar, dass Reubens Tod keine Entschuldigung für all das ist, was er im Lauf des Romans tut. Was hier besonders verstörend – und herzzerbrechend – war, waren die Halluzinationen von Reuben, die Terence regelmäßig bekommt und in denen er sich einbildet, Reubens Geist würde in ihn fahren und ihn zu seinen Taten zwingen.
Tatsächlich habe ich mir gerade deshalb ein Ende für ihn gewünscht, in dem ihm geholfen wird, seine Probleme zu überwinden, während ich gleichzeitig längst wusste, dass sie viel zu groß und extrem waren, um überwunden zu werden. Während des Lesens erlebte ich mehrere Schockmomente, entsetzt davon, wie weit Terence zu gehen bereit war, um Bryony zu „beschützen“. Es war, als würde man einer Zündschnur beim Abbrennen zusehen, bis die Bombe schließlich explodiert.
Insgesamt handelte es sich um ein sehr intensives Leseerlebnis, das mich zum Nachdenken angeregt hat – auch wenn die Thematik definitiv nicht für jeden geeignet ist.
Faye hat nur zwei physische Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter: Einen alten Karton, und ein Bild davon, wie sie als Kind hineinstieg. Als sie den Karton eines Tages auf ihrem Dachboden entdeckt, steigt sie spontan hinein – und fällt hindurch in die Vergangenheit, als sie selbst sechs Jahre alt und ihre Mutter noch am Leben war. Plötzlich bietet sich ihr nicht nur die Möglichkeit, ihre Mutter als Mensch kennenzulernen, sondern auch, herauszufinden, wie sie damals ums Leben kam …
Helen Fisher hat einen sehr flüssigen, hübschen Stil, der es leicht macht, die Geschichte in kurzer Zeit zu lesen. Die Beziehung zwischen Faye und ihrer Mutter ist dabei natürlich ein besonderes Highlight; ihre Interaktionen sind sehr intensiv beschrieben und haben ein melancholisches Gefühl in mir geweckt, weil die Autorin es wunderbar schafft, Fayes Gefühle den Lesern nahe zu bringen. Aus diesem Grund gehörten die Kapitel, die während der Vergangenheit spielten, zu meinen liebsten.
Aber auch die Gegenwart wartet mit sympathischen Figuren auf, speziell Fayes Ehemann Eddie und ihr bester Freund Louis. Beide sind mir im Lauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Zwar gibt es noch andere Charaktere, die durch ihre Liebenswürdigkeit hervorgestochen sind, aber Eddie und Louis waren durch ihre Screentime noch mal etwas Besonderes.
Die Regeln der Zeitreise folgen hierbei interessanterweise der „Stable Time Loop“, also der Annahme, das man nichts ändern kann, sondern alles, was man in der Vergangenheit tut, längst geschehen ist. Das Ende des Romans hat die Geschichte in diesem Sinne perfekt abgeschlossen, aber dafür ihre Botschaft (Loslassen und die Vergangenheit akzeptieren) nicht so gut umgesetzt, wie ich es gehofft hatte. Ich kann hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, aber ein melancholischeres Ende hätte mir persönlich besser gefallen.
Zuletzt ist es erwähnenswert, dass es auch viele Diskussionen über Gott und seine Existenz gibt, weil Eddie, Fayes Ehemann, angehender Pfarrer ist, sie selbst aber nicht an Gott glaubt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Atheisten diese Diskussionen bewerten würden; mich persönlich haben sie nicht gestört, doch kann ich nicht beurteilen, ob das anderen Lesern genauso ginge.
Letztendlich hat mir die Geschichte trotz ein, zwei kleinerer Schwächen sehr gut gefallen; wer Zeitreisen und vor allem eine gute Mutter-Tochter-Beziehung mag, findet hier eine wunderschön geschriebene Geschichte, die davon abgesehen noch ein wenig mehr zu bieten hat. :)
Was wäre, wenn Hitler nie gelebt hätte?
Diese Frage stellt sich auch Geschichtsstudent Michael Young, als er auf den Physikprofessor Leo Zuckermann trifft und herausfindet, dass dieser eine Maschine entwickelt hat, mit der man kleine Gegenstände in die Vergangenheit schicken kann. Kurzerhand beschließen die beiden, den Brunnen, mit dem sich Hitlers Eltern versorgen, mit Sterilisationspillen zu verseuchen, sodass Hitler nie gezeugt wird. Allerdings ist die Zukunft, die daraufhin entsteht, nicht die perfekte Utopie, die Michael sich erhofft hatte …
Die Umsetzung dieser alternativen Zukunft hat mir definitiv am besten gefallen, weil es sehr faszinierend war, zu erfahren, wie sich sowohl die Welt als auch Michaels Leben verändert hat. Allerdings geschieht das erst in der zweiten Hälfte des Romans – die erste Hälfte enthält zwar ebenfalls ein paar sowohl notwendige als auch interessante Informationen, aber auch sehr viel Filler, der mich nicht besonders packen konnte. Von daher muss man, bevor man zur „eigentlichen“ Handlung kommt, einiges lesen, was leider nur teilweise genauso interessant ist (z.B. Leos Zuckermanns Vorgeschichte). Und obwohl die zweite Hälfte es meiner Meinung nach wert ist, möchte ich als kleine Warnung anmerken, dass die erste Hälfte durchaus langatmig sein kann.
Positiv zu erwähnen sind sämtliche Kapitel, die sowohl in unserer als auch in der alternativen Vergangenheit spielen. Am Anfang fand ich sie nicht allzu besonders, aber je mehr ich las, desto mehr gefielen sie mir. Stephen Fry hat die faktische Vergangenheit gut mit seiner Fiktion verknüpft!
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Geschichte besser wird, je mehr sie vorankommt, weshalb ich jedem, der interessiert ist, empfehlen würde, den Anfang einfach durchzuziehen. Es lohnt sich!
Ariadne gehörte bisher zu den Figuren der griechischen Mythologie, über die ich so gut wie nichts wusste, weshalb ich gespannt war, in "Ich, Ariadne" mehr von ihr zu erfahren.
Den Mythos um sie fängt Jennifer Saint gut und akkurat ein, wobei sie sich an Stellen, wo er dank Überlieferungen nicht eindeutig ist, für die meiner Meinung nach beste Variante entscheidet. Auch der Mythos von Ariadnes Schwester Phädra wird geschildert, der mir sogar noch unbekannter war als der Ariadnes.
Am besten hat mir bei Ariadne selbst der Anfang gefallen, in dem sie auf Theseus trifft und ihm hilft, den Minotaurus zu besiegen; auch Ariadnes wachsende Beziehung zu Dionysos wurde gut umgesetzt, doch muss ich zugeben, dass ich ab dem Zeitpunkt, an dem Ariadne auf ihn traf, am meisten interessiert in Dionysos' Geschichte und Phädras Leben war. Diese wird nach Ariadnes Verschwinden nämlich als Braut zu Theseus geschickt und ich fieberte sehr mit ihrer tragischen Geschichte mit.
Bei Ariadne selbst ging es ab ihrer Ankunft in Naxos sehr ruhig zu, erst später entstand Dramatik durch ihre bröckelnde Beziehung zu Dionysos. Tatsächlich würde ich deshalb dem Klappentext, der behauptet, Ariadnes eigene Geschichte würde erst in Naxos beginnen, widersprechen - denn sie selbst tut nicht mehr allzu viel, sobald sie da ist, während es im Gegenteil Phädras Gechichte ist, die ab diesem Zeitpunkt aufblüht.
Insgesamt handelte es sich um eine gute Umsetzung der griechischen Mythologie; mir gefiel nicht sonderlich, wie sehr Ariadnes und Phädras Leben letztendlich an einem Mann hing, aber dafür kann die Schriftstellerin natürlich nichts - sie hat es nichtsdestotrotz geschafft, ein paar wunderbare Frauenfiguren zu entwerfen.
- You will be
- the death of me
- Karen M. McManus
- Jugendthriller
- Twists
- Spannung
- Romanze
- Geheimnisse
- Freundschaft
Früher waren Ivy, Mateo und Cal beste Freunde, die sich irgendwann auseinander gelebt haben. Doch als sie sich zufällig vor der Schule begegnen, beschließen sie, eine alte Tradition aufleben zu lassen und gemeinsam blau zu machen. Auf dem Weg begegnet ihnen ihr Mitschüler Brian "Boney" Mahoney, dem sie neugierig folgen - und kurz darauf tot auffinden. Schnell flüchten sie, denn sie alle drei haben ein Geheimnis, von dem sie auf keinen Fall wollen, dass es herauskommt - während sie gleichzeitig riskieren müssen, dass es auffliegt, weil sie nur in Zusammenarbeit herausfinden können, wer Boney umgebracht hat ...
In ihrem neuesten Jugendthriller ist es Karen McManus hervorragend gelungen, mich komplett in die Irre zu führen. Relativ früh bildete ich mir eine Theorie, die ich für hieb- und stichfest hielt, weil sie nie von den Charakteren aufgestellt wurde, obwohl sie mir offensichtlich schien. Tatsächlich war ich so überzeugt davon, richtig zu liegen, dass ich schon halb enttäuscht war, weil die Autorin es uns Lesern so leicht macht ... nur, um von ihr den Boden unter den Füßen weggerissen zu bekommen, als schließlich die Wahrheit herauskommt. Absolut genial gemacht!
Immerhin hatte ich, was die einzelnen Geheimnisse der Charaktere anging, einen besseren Riecher, auch wenn sich dort ebenfalls ein, zwei Überraschungen versteckten. Die Charaktere selbst waren allesamt sympathisch, wobei ich vor allem Ivy sehr mochte, aber auch in Mateo und Cal Figuren fand, mit denen ich gern mitfieberte. Ebenfalls Respekt für die Nebenfiguren wie Ivys Freundin Emily, die zwar nie direkt auftritt, mir aber durch ihre Treue Ivy gegenüber sehr ans Herz gewachsen ist.
Natürlich gibt es auch wieder eine süße Liebesbeziehung, die ich gut umgesetzt fand, vor allem, wie die beiden Figuren mit den Fehlern und Missverständnissen ihrer Vergangenheit umgehen.
Qualitativ finde ich dieses Buch etwa so gut wie "The Cousins", was nach "One of us is lying" mein liebster Roman von Karen McManus war. Noch kann ich nicht richtig einschätzen, ob mir "The Cousins" oder "You will be the death of me" besser gefällt, aber so oder so haben wir hier einen Jugendthriller, der sich perfekt für die Altersgruppe eignet!
- Serenade für Nadja
- Zülfü Livaneli
- btb
- Belletristik
- Türkei
- Istanbul
- Zweiter Weltkrieg
- Juden
- Schiff
- Musik
- Liebe
- Familie
Eigentlich soll Maya nur Professor Maximilian Wagner während eines Kongresses betreuen, doch schnell fällt ihr auf, dass mehr hinter dem Professor steckt, als sie ursprünglich annahm. Als er sie bittet, ans Schwarze Meer zu fahren, damit er dort Geige spielen kann, stellt Maya Nachforschungen an - und erfährt von Nadja, der Frau, die er verloren hat ...
"Serenade für Nadja" ist keine Liebesgeschichte. Zwar fokussiert sich ein Kapitel speziell auf Maximilian und Nadja und bildet meiner Meinung nach auch das Highlight des Buches, aber viel mehr geht es um Maya und ihr Leben sowie um die historischen Hintergründe, die schließlich zu Nadjas Tod führten.
Ich muss zugeben, dass ich deswegen zunächst enttäuscht war - aufgrund der Kurzbeschreibung las ich das Buch mit der Erwartung, die Liebesgeschichte würde, ähnlich wie in anderen Büchern, regelmäßig in Rückblenden erzählt werden, weshalb ich in der ersten Hälfte der Geschichte recht ungeduldig wurde, weil das nicht geschah. Dabei ist Mayas Leben und speziell ihre Beziehung zu ihrem Sohn Kerem sehr eindringlich beschrieben worden, was ich aber erst im Nachhinein wertzuschätzen wusste. Hier wünschte ich wirklich, die Kurzbeschreibung hätte es nicht so klingen lassen, als würde Maximilians und Nadjas Liebe eine Hauptrolle spielen. (Sie ist natürlich wichtig, wird aber recht spät erzählt.)
Was die historischen Bezüge angeht, sind sie vor allem im Hinblick auf das Rückblende-Kapitel bemerkenswert: In der ersten Hälfte las ich all die Informationen mit mildem Interesse, doch als ich begriff, wie sie mit der persönlichen Geschichte von Maximilian und Nadja zusammenhingen, nahmen sie sofort eine andere Bedeutung an.
Stilistisch gibt es einen kleinen Kritikpunkt: Oft gibt es ganze Dialog-Batzen, in denen die Sprecher nicht erwähnt werden. Ich bin mehrmals durcheinander gekommen, weil ich während des anhaltenden Dialogs vergaß, wer nun mit Sprechen an der Reihe ist.
Ansonsten handelt es sich um eine schöne Geschichte, die alleinig von der Erwartungshaltung, die man ihr entgegen bringt, gemildert werden könnte. Wer sich für Geschichte interessiert und eine kleine Liebesgeschichte als bittersüßen Zusatz möchte, wird zufrieden sein; wer Fokus auf Liebesgeschichten legt und nicht viel mit historischen Ereignissen anfangen kann, sollte besser zu einem anderen Buch greifen. Ich fing an, die Geschichte zu genießen, sobald mir klar wurde, worum es eigentlich ging: Maya und ihre Konfrontation mit ihrer eigenen und Maximilians Vergangenheit.
- Offene See
- Benjamin Myers
- Dumont
- Belletristik
- Meer
- Reise
- Gedichte
- Atmosphäre
- Schreibstil
- Melancholie
- Highlight
Nachdem seine Eltern ihm verkünden, den Familienbetrieb des Bergbaus weiterzuführen, möchte der naturliebende Robert noch ein letztes Mal die Freiheit seines Lebens genießen und die offene See sehen. Auf dem Weg dorthin begegnet er Dulcie, einer älteren, unkonventionellen Frau, die Roberts Weltbild auf den Kopf stellt. Zuerst will er nur einen Tag bei ihr bleiben, doch ist er so verzaubert von ihr und der Gegend, dass er immer länger und länger bleibt. Und schließlich in Dulcies Geschichte hineingezogen wird ...
In dieser traumhaft schönen Geschichte sticht vor allem der Schreibstil hervor, der einem mühelos Bilder in den Kopf pflanzt und eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschwört. Die Geschichte fing die Ruhe und Melancholie von Roberts Situation fantastisch ein; sie ist recht ruhig erzählt, aber gerade das macht ihre Magie aus.
Dulcies Geschichte ging mir sehr ans Herz und auch ihr Charakter an sich war mir sehr sympathisch. Sie ist der einzige Charakter, der den wunderschönen Stil ab und an durch vulgäre Ausdrucksweisen unterbricht, was wunderbar unterstrichen hat, wie sehr sie sich von anderen Charakteren abhebt. Obwohl auch Robert letztendlich seinen Weg fand, ist das hier definitiv Dulcies Geschichte, eine atemberaubende Erzählung, die an einen wunderschönen Traum erinnert.
Die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Geschichte für die eine oder andere Person ZU ruhig erzählt sein könnte - weil Beschreibungen eine so wichtige Rolle spielen, ist die Geschichte für niemanden, dem eine packende Handlung wichtiger ist, weil hier vor allem die Atmosphäre ins Zentrum rückt. Wer dagegen eine ruhige Geschichte lesen will, die voller Emotionen ist, wird hier sehr zufrieden sein!
Zehn der einflussreichsten Persönlichkeiten Deutschlands werden in der "Reality Show" vor den Pranger geführt: Ihre Verbrechen werden aufgezeigt, sie haben die Chance, sich zu verteidigen und die Zuschauer wählen ihre Bestrafung. Doch was ist das wahre Ziel der Fernsehshow? Und ist es richtig, sie aufhalten zu wollen?
Anne Freytag beleuchtet in ihrem Roman nicht nur aktuelle Themen und Probleme, sondern zeigt auch hervorragend alle Seiten des Konflikts. Packend und schnell erzählt stellt sie uns viele verschiedene Figuren vor, die Teil der Reality Show sind oder auf anderweitige Weise mit ihr zu tun haben, und präsentiert unterschiedliche Sichtweisen, die man ihr bezüglich einnehmen kann. Das hat mir am meisten gefallen; es war sehr spannend, zu sehen, wie die auf zweifelhafte Weise zum Reichtum gekommenen Teilnehmer mit ihren Taten konfrontiert werden, man aber nicht nur ihre und nicht nur die Gegenseite liest, sondern das ganze Spektrum an Meinungen mitbekommt. Tatsächlich wünschte ich, das Buch wäre noch länger gewesen, um uns wirklich alle Kandidaten vorzustellen, weil es mich sehr interessiert hätte, ihre Verbrechen und die Reaktionen der verschiedenen Figuren zu lesen!
Apropos Figuren: Von denen gab es letztendlich ein wenig zu viele. Wir lernen in kurzen, prägnanten Kapiteln die zehn Teilnehmer, die drei Drahtzieher und einige der Zuschauer kennen, aber weil letztendlich mitnichten alle für die Handlung wichtig waren und es mir schwer fiel, bei all den Namen den Überblick zu behalten, hätte ich zumindest einige der Sichten weggelassen, um dafür andere ausführlicher vorzustellen. Speziell die Kandidaten hätten um die Hälfte reduziert werden können, ohne, dass es der Geschichte geschadet hätte.
Die schnelle Erzählweise hat mir sehr gefallen, weil die kurzen Kapitel es einfach machen, sofort weiterzulesen. Wie man nach und nach die Zusammenhänge zwischen einzelnen Handlungssträngen begreift, war ebenfalls sehr gut gemacht. Jedoch ist die Geschichte aus diesem Grund nichts für diejenigen, die lieber wenige Sichtfiguren verfolgen, weil die Vielzahl der Charaktere und Meinungen hier die oberste Priorität hat.
Insgesamt ein kurzweiliger, sehr spannender Roman, der sich nicht davor scheut, aktuelle Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten - und die Leser dadurch zu erleuchten!
Amy arbeitet in einem Buchladen und ist auch glücklich dort, doch dann plant ihre Chefin Beatrice, den Buchladen weiterzuvererben - entweder an ihren Enkel Ryan oder an Amy selbst. Wer am besten dafür geeignet ist, soll in einem Wettbewerb entschieden werden: Beide sollen sich eine Vision für den Buchladen ausdenken und den jeweils anderen von seiner Vorstellung überzeugen. Wem es gelingt, übernimmt den Laden. Das Problem: Ryan möchte möchte aus dem Buchladen eine Bar machen - und scheint damit auch noch Erfolg zu haben ...
Der Buchladen-Konflikt gehörte neben dem Zwist zwischen Ryan und Beatrice zu den interessantesten Teilen des Buches; es hat mir Spaß gemacht zu lesen, wie Ryan die Buchhandlung nach und nach verbessert und gerne hätte ich ein ganzes Buch zu seiner Beziehung mit seiner Großmutter Beatrice gelesen.
Dafür gefiel mir die Beziehung zwischen Amy und Ryan nicht besonders; sie schien auf rein körperlicher Anziehungskraft zu basieren, weil Amy und Ryan die meiste Zeit damit verbringen, zu streiten und sich allgemein uneins zu sein. Hier hätte ich eine Freundschaft tatsächlich bevorzugt, weil ich nicht die richtige Chemie zwischen ihnen spürte, obwohl beide an sich sehr gute Charaktere mit Stärken und Schwächen waren.
Insofern hätte ich mir gewünscht, dass die beiden Hauptcharaktere mehr angenehme Zeit miteinander verbracht hätten, bevor eine Liebesbeziehung zwischen ihnen startet, weil das letzten Endes mein einziger großer Kritikpunkt war; den Rest der Geschichte fand ich dafür angenehm zu lesen.
Elsa und Adelle waren jahrelang unzertrennliche Schwestern, bis sie schließlich durch ein unbekanntes Ereignis auseinandergerissen wurden. Elsa zieht nach Istanbul, Adelle bleibt in Rom. Fünfzig Jahre sehen sie sich nicht; Elsa schreibt Adelle beständig Briefe, die diese nie beantwortet, bis sie es schließlich nicht mehr aushält und nach Hause zurückkehrt, um sich ein letztes Mal mit ihrer Schwester zu treffen und hoffentlich zu versöhnen. Inzwischen wohnt in ihrem ehemaligen Zuhause eine eigene Familie, die nach und nach erfahren, wie es dazu kam, dass die beiden Schwestern sich entzweiten …
Gleich zu Anfang weckt Ferzan Özpetek unsere Neugier, indem er mit einem von Elsas Briefen startet. Sofort war ich interessiert daran, zu wissen, wie genau es dazu kam, dass Elsa und Adelle sich fünfzig Jahre lang nicht sahen, was nur verstärkt wurde, sobald Elsa ihr altes Zuhause besucht, um dort zusammen mit der darin wohnenden Familie und ihren Freunden auf die Ankunft ihrer Schwester zu warten. Schön dabei war vor allem, dass wir Elsas Sicht nur in ihren Briefen zu lesen bekommen, während die gegenwärtige Elsa und die später hinzukommende Adelle aus Sicht der verschiedenen Familienmitglieder beschrieben werden. Diese haben so ihre eigenen Probleme, werden aber so von Elsas und Adelles Geschichte gefesselt, dass diese größtenteils in den Hintergrund rücken. Das hat mir zugegeben weniger gefallen – ich hätte neben der Geschichte der Schwestern gerne gelesen, wie es für die anderen Charaktere ausgeht, was leider nicht geschah.
Der Schreibstil und der beständige Wechsel zwischen gegenwärtiger Erzählung und vergangenen Briefen war sehr angenehm zu lesen, die Erwartungshaltung immer weiter in die Höhe geschraubt. Zeitweise fürchtete ich, für den Zwist der Schwestern gäbe es einen sehr offensichtlichen, banalen Grund, aber die einzelnen Details der offensichtlichen Erklärung vermochten mich dann doch zu fesseln, vor allem, wenn man das Ende des Romans bedenkt, der, ohne zu viel verraten zu wollen, die ganze Geschichte in eine neue Perspektive rückt. Zwar ist es schwer einzuschätzen, ob diese Perspektive überhaupt Sinn macht, aber ich bin sicher, dass ich bei einem zweiten Lesedurchgang viele Hinweise dazu entdecken werde.
Insgesamt ein kurzweiliger, jedoch sehr packender Roman, der es schafft, seine Leser beim Ball zu halten und eine unerwartete Auflösung bietet!
Nile sieht einer rosigen Zukunft mit Ben, ihrem zukünftigen Ehemann, entgegen, der sich endlich von seiner Frau scheiden lässt, um Nile heiraten zu können. Doch beim Einkaufen verschwindet Ben plötzlich spurlos und niemand scheint zu wissen, was mit ihm geschehen ist. Nile ist fest entschlossen, ihn zu finden und wendet sich schließlich sogar an Bens zukünftige Exfrau Flo - ihre ärgste Feindin ...
"Atme!" war eine interessante Leseerfahrung, die gut gezeigt hat, wie sehr die Autorin sich bis zu "Schweig!" weiterentwickelt hat. Denn obwohl ich den Thriller durchaus solide fand, hat man gemerkt, dass Judith Merchant noch dabei war, ihren Stil und ihren Charakteraufbau zu vervollkommnen.
So ist bei Nile sehr schnell klar, dass sie eine unzuverlässige Erzählerin ist, die sehr schnell und ohne Beweise die Schlüsse zieht, die ihr am besten gefallen, so unwahrscheinlich sie auch sein mögen; andere Charaktere stechen nicht besonders hervor.
Die Handlung war dafür gut strukturiert und die Twists zwar teils vorhersehbar, aber trotzdem gut eingebaut.
Allerdings hat mich der Schreibstil ein wenig gestört. Er besteht in der Regel aus sehr kurzen oder sehr langen Sätzen, die zwar Niles wirre Gedanken gut wiedergeben, aber nicht immer schön zu lesen waren.
Trotz meiner Kritik bin ich froh, dass ich den Thriller gelesen habe, weil er sehr gut aufzeigt, dass Judith Merchant später in "Schweig!" aus ihren Fehlern gelernt und dadurch einen hervorragenden Thriller geschrieben hat; hätte sie mit "Atme!" nicht erst mal ihre Fähigkeiten üben können, hätten wir niemals "Schweig!" bekommen. Als Thriller an sich ist "Atme!" ganz okay, doch als Meilenstein auf dem Weg der Autorin, sich zu bessern, absolut unverzichtbar!