Die Lügnerin
224 Seiten

Clara Konrad ist eine Lügnerin. Sie erzählt den Menschen das, was sie hören wollen, was sie in ihrem astrologischen Beruf sehr beliebt macht. Doch dann wird sie von einer ehemaligen Kundin gefunden, die ihr unendlich dankbar ist, weil alles, was Clara über sie vorhersagte, wahr geworden ist. Die Kundin glaubt, dass Clara die Gabe habe, aus ihren Lügen Wahrheiten zu machen – und so testet Clara ihre Fähigkeit aus …

Dieser kurze Roman liest sich sehr angenehm und beschäftigt sich dabei mit einem wichtigen Thema: Wie sehr wir uns selbst von Lügen hinreißen lassen und wie leicht es uns fällt, Lügen zu glauben, die eine Geschichte erzählen. Dass es oft nicht wichtig ist, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt, weil letztendlich nur das zählt, was wir selbst glauben – unabhängig davon, ob das die Wahrheit ist oder nicht. Friedemann Karig erzählt von einer Frau, deren Lügen eine unglaubliche Macht besitzen, ohne dass jemals ganz klar wird, wie wahr ihre Erzählungen wirklich sind. Das hat dem Roman einen ganz eigenen Flair verliehen, weil die Macht der Geschichten, die hier erzählt werden, zeigen, wie effektiv Lügen wirklich sind. Dass sie im Grunde dadurch wahr werden, indem man an sie glaubt.

Deshalb fand ich den Roman unglaublich faszinierend – weil er mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Man wird richtig in die Geschichte hineingesaugt, möchte wissen, wie weit Claras Lügen wirklich gehen werden und kümmert sich nicht darum, dass es, nun ja, Lügen sind. Gerade, den Unterschied zwischen ihren Wahrheiten und Lügen zu entdecken, war eine faszinierende Aufgabe, die mich eine ganze Weile beschäftigt hat, obwohl sie natürlich unmöglich zu lösen ist.

Wer also einen kurzen, fesselnden Roman lesen möchte, der einen dazu antreibt, über die Macht von Lügen nachzudenken, ist hier genau richtig!