- Untergang der Wager
- David Grann
- C. Bertelsmann
- Sachbuch
- Abenteuer
- Reisebericht
- Schiffbruch
- Überleben
- Streitereien
- Mord
- Lügen
- Meuterei
Nachdem die Wager an der Westküste Patagoniens strandet, versuchen die Schiffbrüchigen verzweifelt, auf der Insel zu überleben. Auf der Reise selbst haben sie bereits viele Verluste erlitten und mit jedem einzelnen Tag droht die Gruppe mehr und mehr, auseinanderzufallen. Wir folgen der Geschichte der Überlebenden, darunter David Cheap, der entschlossene Oberleutnant; John Bulkeley, der rebellische Stückmeister; und John Byron, der junge Fähnrich.
Ich brauchte zugegeben ein Weilchen, bis ich mich in das Sachbuch eingelesen hatte, weil der Schreibstil recht detailliert ist und ich mich erst mal bei den Hauptakteuren zurechtfinden musste. Zwar werden die oberen drei Charaktere in den ersten drei Kapitel ausführlich vorgestellt, doch erst im Nachhinein wurde mir das wirklich klar; denn natürlich werden auch andere Charaktere in den jeweiligen Kapiteln erwähnt, sodass ich annahm, dass diese ebenfalls eine Rolle spielen würden (was natürlich nicht immer der Fall war).
Aber spätestens, als die Gruppe Schiffbruch erleidet, hatte ich mich komplett eingelesen und war umso gefesselter von den beschriebenen Erlebnissen. Zu sehen, wie die Menschen nach und nach die Hoffnung verlieren, verzweifelt nach einem Weg zu überleben suchen, sich streiten und auflehnen und ihren eigenen Weg gehen … all das war unglaublich einnehmend und eindringlich beschrieben, fast schon in Roman-Form, und dadurch besonders spannend. Ich habe sehr mit der Gruppe mitgefiebert und war speziell zwischen Cheaps und Bulkeleys Sichtweise sehr hin- und hergerissen. Der Autor hat es hier hervorragend geschafft, alle relevanten Fraktionen gleichwertig zu präsentieren, was ich sehr zu schätzen weiß.
Und auch danach, als die Gruppen sich aufteilen und jeder seinen eigenen Weg in die Freiheit sucht, war ich investiert darin, herauszufinden, wie die Menschen es schaffen werden, trotz der Verbrechen, die sie begingen, zu überleben. Dieses Ereignis zeigt einfach hervorragend, dass das wahre Leben mindestens so interessant sein kann wie die Geschichten, in denen ich mich sonst verliere.
Insofern würde ich allen, die an einem realen Abenteuerroman interessiert sind, empfehlen, dieses Sachbuch in die Hand zu nehmen – denn hier findet sich eine fesselnde Geschichte über echte Menschen, die zeigt, wie ein echtes „Abenteuer“ tatsächlich aussieht!
- So weit der Fluss
- uns trägt
- Shelley Read
- C. Bertelsmann
- Belletristik
- Liebe
- Familie
- Natur
- Feminismus
- Rassismus
- Leben
- Entscheidungen
Victoria lebt mit ihrer Familie in der kleinen Stadt Iola, an den Ufern des Gunnison River. Ihr Geld verdienen sie sich mit der Pfirsichernte, was ihnen ein recht beschauliches Leben beschert. Doch dann kommt ein Fremder, Wilson Moon, in die Stadt, dem Victoria vollkommen verfällt. Leider findet ihr Liebesglück bald ein Ende und plötzlich muss sie sich allein mit ihrem ungeborenen Kind durchs Leben schlagen. Victoria gibt nicht auf, ist jedoch gezwungen, die wohl schwerste Entscheidung in ihrem Leben zu treffen …
Dieser Roman hatte für mich einen recht schweren Start, war davon abgesehen jedoch wunderschön. Dieser schwere Start war dabei nicht dem Schreibstil zuzuschreiben, der stets einnehmend war, sondern der Handlung, die mich zunächst nicht packen konnte. Das liegt daran, dass die Liebesgeschichte von Victoria und Wilson sehr schnell und unrealistisch ablief. Sie verlieben sich im Grunde auf den ersten Blick miteinander, wobei ihre Beziehung zudem rasant Fahrt aufnimmt. Auf mich wirkten sie einfach nicht wie ein realistisches Liebespaar, zumal an einer Stelle sogar erwähnt wird, dass sie nicht viel miteinander reden und sich im Grunde gar nicht kennen. Deshalb habe ich mit den beiden nie so richtig mitfiebern können und ihre Liebesgeschichte eher als Mittel zum Zweck empfunden.
Zum Glück war es dieser Zweck mehr als wert. Sobald Victoria allein auf sich gestellt ist, hat die Handlung für mich einiges an Fahrt aufgenommen, obwohl sie an sich eigentlich immer ruhig bleibt. Ich habe sehr mit Victoria und den Herausforderungen, denen sie sich stellt, mitgefiebert, sodass die letzten zwei Drittel der Handlung für mich ein wunderbares Leseerlebnis wurden. Die Geschichte um ihren Sohn möchte ich im Speziellen erwähnen, weil diese sehr emotional und ein absolutes Highlight war, aber auch die Art und Weise, wie Victoria sich nach und nach ein Leben aufbaut, hat mich sehr mitgerissen.
Der Schreibstil ist wie gesagt wunderschön und begleitet eine recht ruhige Handlung, aber gestört hat mich das nicht. Ich habe es im Gegenteil genossen, in der Atmosphäre des Romans zu versinken, so gefangen war ich von der Art und Weise, wie Shelley Read sie mit Worten lebendig werden lässt. Insofern war für mich nur das erste Drittel ein verhältnismäßig großer Kritikpunkt – ich wünschte, Victorias und Wilsons Liebesgeschichte wäre glaubhafter beschrieben worden, weil sie so oder so ähnlich zwar bestimmt jemandem passiert ist, man im Roman aber nicht das Gefühl bekommt, als wären sie ein aufrichtiges Liebespaar.
Wer sich an schnellen Liebesgeschichten nicht stört, wird damit natürlich keine Probleme haben, aber speziell diejenigen, die sich daran stören würden, kann ich nur empfehlen, trotzdem weiterzulesen – denn das, was danach kommt, ist es definitiv wert!
Kurz vor der Jahrhundertwende im Jahr 1899 ist der Transsibirieren-Express sowohl ein Wunder als auch eine Gefahr. Obwohl bei der letzten Überfahrt etwas schief gelaufen zu sein scheint, wollen Menschen auch weiterhin diese besondere Fahrt durch das Ödland erleben. Darunter Maria Petrowna, die mit falschem Namen in den Zug steigt und eine Lüge aufzudecken versucht; Zhang Weiwei, die vor sechzehn Jahren im Zug geboren wurde und seine Mysterien ergründen will; und Henry Grey, ein in Ungnade gefallener Naturforscher, der im Ödland seine ganz eigenen Pläne umzusetzen gedenkt. Doch als im Zug und im Ödland immer merkwürdigere Dinge passieren, müssen die drei ihre eigentlichen Pläne beiseite schieben, wenn sie die Fahrt überleben wollen ...
Dieser Roman ist mysteriös, fantasievoll, gruselig und atmosphörisch, überzeugt dafür aber in anderen Kategorien nicht ganz so sehr. Die bildgewaltige Sprache hat ein paar einzigartige Szenen erschaffen, die mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben werden, aber die Handlung an sich wurde mir letztendlich nicht ganz klar.
Das heißt nicht, dass die gesamte Handlung verwirrend für mich war, aber ganz folgen konnte ich ihr auch nicht immer. Zudem scheint es durchaus absichtlich zu sein, dass man nicht immer weiß, was gerade vor sich geht, was es noch schwerer macht, die Handlung zu beurteilen. Am Ende musste ich mich fragen, was ich eigentlich gerade gelesen habe - so wundervoll und entsetzlich und unbeschreiblich waren die Ereignisse, die Sarah Brooks schildert.
Insofern würde ich sagen, dass speziell das Worldbuilding fantastisch gelungen ist und für viele unvergessliche Szenen gesorgt hat. Doch jemand, der lieber eine kohärente Handlung und einen Fokus auf Charakterbeziehungen möchte, wird sich schwer tun, sie hier zu finden. Sie existieren zwar durchaus (speziell die Freundschaft zwischen Weiwei und Elena fand ich sehr gut beschrieben), aber letztendlich lebt der Roman eher von seinen ungewöhnlichen Erlebnissen. Leserinnen und Leser, die ein etwas anderes Leseerlebnis haben wollen, können hier also definitiv damit rechnen – doch Fans "klassischer" Handlungsstränge werden wohl eher verwirrt sein.
Empfehlen würde ich den Roman letztendlich trotzdem, aber mit der Einschränkung, dass er sicher nicht für jeden etwas sein wird!