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Einträge mit dem Tag entscheidungen.

Wie funktioniert eigentlich eine Künstliche Intelligenz? Wie passieren Fehler? Und wie können wir als Menschen sicherstellen, dass die Ergebnisse, die sie uns präsentiert, die richtigen sind?

Diese und viele weitere Fragen untersucht Katharina Zweig in ihrem Sachbuch, das bewusst den Titel „Die KI war’s“ trägt. Letztendlich sind es immer die Menschen, die an der Entwicklung der KI beteiligt sind, die mitverantwortlich für Fehler sind, doch ist es leicht, diese Fehler stattdessen dem KI-System zuzuschreiben, obwohl es keine bewussten Entscheidungen treffen kann.

Viele dieser Fehler – manche bizarrer, mancher gefährlicher Natur – stellt Katharina Zweig auf lehrreiche Weise vor und geht dabei ausführlich darauf ein, wie es zu ihnen kommen konnte. Davon abgesehen gibt es auch viele Kapitel, in denen sie schlicht Sachwissen vermittelt, sodass Humor nicht unbedingt im Zentrum liegt.

Und ich glaube, genau da liegt der Grund, aus dem ich mich stellenweise schwer mit dem Buch getan habe. Die Beispiele haben mir sehr gefallen, doch ich ging mit der falschen Erwartung heran, dass das Buch einen lockeren, humorvollen Schreibstil haben würde und sein Wissen auf leicht zu lesende Art vermittelt. Das ist eher nicht der Fall. Der Stil ist zwar nicht übermäßig kompliziert und auch für Laien gut verständlich, doch merkt man, dass dieses Buch mehr ein konventionelles als ein humorvolles Sachbuch ist. Meine Lesegeschwindigkeit variierte deshalb sehr stark – in den Beispielkapiteln ging es in der Regel gut voran, in den Erklär-Kapiteln eher weniger.

Aus diesem Grund würde ich dieses Sachbuch nur denjenigen empfehlen, die ernsthaft an den möglichen Schwierigkeiten, die KI bereitet, interessiert sind. Katharina Zweig beschreibt diese wirklich wunderbar – nur nicht immer auf eine Weise, die auch für komplette Laien, die einfach eine lockere Lektüre erwarten, zugänglich wäre. Zugegeben ist es definitiv mein Fehler, hier falsche Erwartungen gehabt zu haben, aber genau deshalb möchte ich, dass andere Leser*innen wissen, worauf sie sich einlassen: Ein gut zu lesendes Sachbuch, das viele Beispiele enthält, aber auch viel Wissen vermittelt.

Insofern: Nicht unbedingt die perfekte Lektüre für mich, aber sicher für viele andere!

Lily ist Kellermeisterin und liebt es, an der Weinlese aktiv beteiligt zu sein. Zu diesem Zweck besucht sie auch die Familie Rossi in Italien, die das berühmteste Weingut besitzen. Doch auch ein anderer Grund führt sie her: Für ihre verstorbene Großmutter wurde ein unerwartetes Erbstück entdeckt, eine Schachtel, in der sich nur ein Opernprogramm und ein Rezept befinden. Fest entschlossen, herauszufinden, was es damit auf sich hat, folgt Lily den Spuren der Vergangenheit – und bis zur Liebesgeschichte zwischen der Balletttänzerin Estée und dem Bäckersohn Felix …

Diese Geschichte erinnert vom Grundprinzip stark an die Sieben-Schwestern-Reihe von Lucinda Riley, weil es auch hier um verlorene Frauen geht, die die Geschichte ihrer Vorfahren aufdecken wollen. Und obwohl ich „Die verlorene Tochter“ nicht ganz so stark wie „Die sieben Schwestern“ fand, finde ich immer noch, dass sich der Roman hervorragend für Riley-Fans eignet.

Zunächst haben wir natürlich die Gegenwartsgeschichte, die neben der Weinlese und der Suche nach Antworten auch eine Liebesgeschichte enthält – doch ist es die Geschichte von Estée und Felix, die mich am meisten gefesselt hat. Dabei war ich am Anfang erst mal skeptisch, weil die beiden sich buchstäblich bei ihrer ersten Begegnung als Jugendliche küssen, was mir definitiv zu schnell ging. Doch dann nimmt ihre Beziehung ein angenehmeres Tempo an und hat mich richtig mit den beiden mitfiebern lassen. Soraya Lane hat hier zwar nicht das Rad neu erfunden, aber dennoch eine zugleich herzerwärmende und herzzerbrechende Liebesgeschichte geschrieben, die mir sehr gefallen hat.

Im Vergleich fand ich die Gegenwartskapitel nicht ganz so dramatisch, weil die Liebesgeschichte hier zwar auch süß, aber nichts allzu Besonderes ist. Ein wenig gefehlt hat mir auch der Fokus auf die FAMILIENgeschichte. Zwar kommt Estées und Felix’ Familie in einer wichtigen Rolle vor, doch hat man die Verbindung der verschiedenen Familienmitglieder nicht richtig gespürt – was wohl vor allem daran liegt, dass das verbindende Familienmitglied, Lilys Großmutter, schon vor Beginn der Handlung verstorben ist und die ganzen Enthüllungen sich stark um sie drehen. Hier hätte es mir gefallen, wäre die Großmutter noch am Leben gewesen, um ebenfalls die Wahrheit hinter ihrer Herkunft erfahren zu können.

Soraya Lane ist nicht die neue Lucinda Riley, schreibt aber dennoch lesenswerte Geschichten, die für mich zwar nicht ganz ohne Schwächen, aber trotzdem schön zu lesen sind!

Victoria lebt mit ihrer Familie in der kleinen Stadt Iola, an den Ufern des Gunnison River. Ihr Geld verdienen sie sich mit der Pfirsichernte, was ihnen ein recht beschauliches Leben beschert. Doch dann kommt ein Fremder, Wilson Moon, in die Stadt, dem Victoria vollkommen verfällt. Leider findet ihr Liebesglück bald ein Ende und plötzlich muss sie sich allein mit ihrem ungeborenen Kind durchs Leben schlagen. Victoria gibt nicht auf, ist jedoch gezwungen, die wohl schwerste Entscheidung in ihrem Leben zu treffen …

Dieser Roman hatte für mich einen recht schweren Start, war davon abgesehen jedoch wunderschön. Dieser schwere Start war dabei nicht dem Schreibstil zuzuschreiben, der stets einnehmend war, sondern der Handlung, die mich zunächst nicht packen konnte. Das liegt daran, dass die Liebesgeschichte von Victoria und Wilson sehr schnell und unrealistisch ablief. Sie verlieben sich im Grunde auf den ersten Blick miteinander, wobei ihre Beziehung zudem rasant Fahrt aufnimmt. Auf mich wirkten sie einfach nicht wie ein realistisches Liebespaar, zumal an einer Stelle sogar erwähnt wird, dass sie nicht viel miteinander reden und sich im Grunde gar nicht kennen. Deshalb habe ich mit den beiden nie so richtig mitfiebern können und ihre Liebesgeschichte eher als Mittel zum Zweck empfunden.

Zum Glück war es dieser Zweck mehr als wert. Sobald Victoria allein auf sich gestellt ist, hat die Handlung für mich einiges an Fahrt aufgenommen, obwohl sie an sich eigentlich immer ruhig bleibt. Ich habe sehr mit Victoria und den Herausforderungen, denen sie sich stellt, mitgefiebert, sodass die letzten zwei Drittel der Handlung für mich ein wunderbares Leseerlebnis wurden. Die Geschichte um ihren Sohn möchte ich im Speziellen erwähnen, weil diese sehr emotional und ein absolutes Highlight war, aber auch die Art und Weise, wie Victoria sich nach und nach ein Leben aufbaut, hat mich sehr mitgerissen.

Der Schreibstil ist wie gesagt wunderschön und begleitet eine recht ruhige Handlung, aber gestört hat mich das nicht. Ich habe es im Gegenteil genossen, in der Atmosphäre des Romans zu versinken, so gefangen war ich von der Art und Weise, wie Shelley Read sie mit Worten lebendig werden lässt. Insofern war für mich nur das erste Drittel ein verhältnismäßig großer Kritikpunkt – ich wünschte, Victorias und Wilsons Liebesgeschichte wäre glaubhafter beschrieben worden, weil sie so oder so ähnlich zwar bestimmt jemandem passiert ist, man im Roman aber nicht das Gefühl bekommt, als wären sie ein aufrichtiges Liebespaar.

Wer sich an schnellen Liebesgeschichten nicht stört, wird damit natürlich keine Probleme haben, aber speziell diejenigen, die sich daran stören würden, kann ich nur empfehlen, trotzdem weiterzulesen – denn das, was danach kommt, ist es definitiv wert!

Nach zwanzig Jahren trifft der namenlose Ich-Erzähler auf seinen ehemaligen College-Kameraden Jeff Cook, der den Drang verspürt, seine Geschichte mit ihm zu teilen. Damals hat er nämlich einem Ertrinkenden das Leben gerettet, ohne je einer Person davon zu erzählen. Diese Person ist der Kunsthändler Francis Arsenault. Aus Neugier herauszufinden, was für eine Person er ist, nimmt Jeff bei ihm einen Posten als Assistent an …

Dieser Roman ist recht kurzweilig, beschäftigt sich aber mit interessanten Themen – vornehmlich natürlich mit der Frage, wir wir Entscheidungen treffen, wie diese Entscheidungen unser und das Leben anderer beeinflussen und ob wir je wissen können, dass wir die richtige getroffen haben. Jeff muss sich diesen Fragen stellen, während er Francis Arsenault und die Menschen um ihn herum besser kennenlernt – und an seiner Entscheidung zu zweifeln beginnt. Das fand ich definitiv am faszinierendsten, weil Jeff sich auch regelmäßig daran erinnert, dass alles, was danach geschieht, nur aufgrund von Francis' Rettung passiert. Dieses „Was wäre wenn?“ hätte ich gerne sogar noch mehr gelesen, weil der Gedanke daran fast dazu eingeladen hat, die alternative Geschichte, in der Francis nicht gerettet wird, zu erzählen.

Interessanterweise ist der Roman bis auf die Art und Weise, wie er mit seinem Themen umgeht, eigentlich nichts Besonderes. Es passiert nicht allzu viel und die recht kurzen Kapitel lesen sich alle sehr schnell, weshalb sie nicht unbedingt im Gedächtnis bleiben. Aber es hat mir immer noch Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen und zusammen mit Jeff den Charakter von Francis zu erforschen. Vor allem das Ende war echt genial, weil es meine Erwartungen sowohl untergraben als auch übertroffen hat.

Insgesamt also ein kurzfristiges, aber angenehmes Lesevergnügen!

↑ 2023
2022 ↓

Lucy hat gerade ihren Job gekündigt, weiß aber nicht hundertprozentig, was sie nun machen soll. Unverhofft gibt ihr das Schicksal zwei Lebenswege in die Hand, als sie in einer Bar auf den charmanten Fotografen Caleb trifft und gleichzeitig ihrer alten Liebe Max begegnet. Nun liegt die Entscheidung bei ihr: Möchte sie in Shoreley bleiben, ihren einstigen Traum als Schriftstellerin anstreben und einen Neustart mit Caleb beginnen? Oder soll sie zu ihrer Schwester nach London ziehen, dort ihren aktuellen Traum als Werbetexterin leben und Max eine zweite Chance geben? Wir Leser erleben beide Schicksalspfade und merken schon bald, dass es den "richtigen" Pfad nicht gibt.

Das war das wohl Schönste an der Lektüre: Dass beide Pfade gleichwertig behandelt wurden, in beiden Pfaden gute und schlechte Dinge passiert sind und beide Love Interests gleichermaßen liebevoll waren. Vor allem bei Caleb hatte ich Angst, dass dieser sich in einem Twist als Mistkerl entpuppen würde, was zum Glück nie passiert ist. Auf diese Weise hat man hier nicht nur eine, sondern gleich zwei wunderbare Liebesgeschichten.

Sehr interessant fand ich auch, wie Nebenplots, die in beiden Pfaden passierten, sich dort auf unterschiedliche Arten entwickelten. Weil man in der Regel direkt hintereinander las, was parallel in der anderen Zeitlinie passierte, sorgte das für viele ironische Momente (im positiven Sinn). Theoretisch könnte man aber auch erst die eine und dann die andere Realität lesen, was den Kontrast wahrscheinlich ebenso gut zeigen würde.

Ich persönlich mochte den Max-Plot ein klein wenig mehr, war aber gerade deshalb froh, dass Caleb mit genauso viel Liebe wie er behandelt wurde.

Insgesamt also eine schöne, leichte Lektüre für Fans von Liebesgeschichten, die gerne über die alternativen Pfade ihres Lebens nachdenken!

(Achtung! Dieses Review enthält Spoiler!)

Paige hasst es, Entscheidungen zu treffen. Bei dem Gedanken, was alles schief gehen könnte, bekommt sie Angstzustände, die nur ihr bester Freund und heimlicher Schwarm Fitz mildern kann. Als sie entscheiden muss, wo sie die Winterferien verbringen soll - entweder bei Fitz in einer Berghütte oder bei ihrer Mutter in ihrer Traumstadt New York -, werden abwechselnd schlicht beide Pfade erzählt, die, wie der Titel schon verrät, sie letztendlich zu Fitz bringen werden.

Ich würde es anderen Lesern persönlich raten, nur die Fitz-Storyline zu lesen, weil die andere, in der Paige sich in ihren Tourguide Harrison verliebt, mir die Fitz-Storyline ganz schön ruiniert hat. Einerseits, weil absolut klar ist, dass es sich bei Harrison nur um eine kurze Romanze handelt, ihre Chemie mir aber durchaus gefallen hat und ich deshalb enttäuscht war, dass es nicht einen Fitz- und einen Harrison-Handlungsstrang gab.

Andererseits, weil Paige sich fast buchstäblich in den ersten Jungen ihres Alters verliebt, sobald sie ein paar Tage von Fitz getrennt ist, was es schwer machte, daran zu glauben, dass ihre Beziehung mit Fitz tatsächlich halten wird. Wie soll ich glauben, dass Fitz und Paige für immer glücklich zusammenleben werden, wenn er selbst bereits zahllose Liebschaften hatte und sie sich so leicht und schnell in jemand Anderen verlieben kann? Die Stärke ihrer Freundschaft spürt man durchaus, aber ich habe am Ende einfach nicht geglaubt, dass ihre Beziehung mehr als ein Jahr halten wird. Hier waren andere Jugendbuchautor*innen erfolgreicher, mir die ewige Liebe ihrer Hauptcharaktere glaubhaft zu machen.

Was ich ebenfalls merkwürdig fand, war, wie positiv es letztendlich dargestellt wird, dass Paiges beste Freundin Clover beschließt, mit ihren siebzehn Jahren ihren festen Freund Jay zu heiraten. Ihre Gründe dafür waren paraphrasiert: "Wir lieben uns und glauben fest daran, den/die Eine/n gefunden zu haben" und "Es könnte zwar schief laufen, aber es könnte auch die beste Entscheidung meines Lebens sein". Da wir selbst Clovers und Jays Romanze nicht miterleben, musste ich stattdessen an die Statistiken zu junger Heirat und Scheidung denken, die für die beiden keine rosige Zukunft voraussagen. Klar, es könnte klappen. Ich habe durchaus schon fiktive Paare angefeuert, bei denen eine minderjährige Hochzeit und eine glückliche Ehe absolut glaubhaft erschienen. Aber da wir Clover und Jay nicht länger kennenlernen, hätte ich es hier bevorzugt, wenn sie zu warten beschlossen hätten, um zu schauen, ob ihre Liebe beständig bleibt.

Positiv zu erwähnen ist der Umgang mit Paiges Angststörung und der Art und Weise, wie sie mit ihr umzugehen lernt. Das war sehr realistisch beschrieben und man hat gemerkt, dass die Autorin sich stark damit auseinandergesetzt hat. Auch mochte ich durchaus das Konzept der geteilten Story, vor allem, wie die Geschehnisse der einen mit der anderen kontrastiert wurden. Aber dadurch, dass mich die Hauptromanze nicht packen konnte und ich nicht jede Botschaft gut für Teenager finde, habe ich das Buch letztendlich leider nicht so sehr genossen, wie ich es gehofft hatte.

↑ 2022
2021 ↓

Zehn Jahre nach den Ereignissen von „Der Circle“ ist das Unternehmen in „Every“ umbenannt worden, mit Mae Holland als CEO und mit noch mehr Einfluss als damals. Fest entschlossen, die Macht des Monopols endlich zu brechen, infiltriert Delaney Wells zusammen mit ihrem Mitbewohner Wes Kavakian den Campus. Als Mitarbeiter suchen sie einen Weg, Every von innen heraus zu zerschlagen. Es dauert nicht lange, bis ihnen dazu eine Idee einfällt: Das Unternehmen mit so vielen gefährlichen Ideen füttern, bis das Volk schließlich aufbegehrt. Doch egal, was Delaney und Wells sich ausdenken, die Menschheit scheint sich nicht von Everys Kontrolle befreien zu wollen …

„Every“ ist eine solide Fortsetzung von „Der Circle“, die hervorragend beschreibt, wie mächtig das Unternehmen inzwischen geworden ist und wie sehr sich die Welt seit damals verändert hat. Delaney ist eine äußerst sympathische, da menschliche Protagonistin – sie ist kein allwissendes Genie mit einem wasserdichten Plan, sondern hat Zweifel und macht Fehler. Ihre große Stärke ist es, Ideen zu erfinden, was im Roman auch deutlich herauskommt.

Dem Roman selbst fehlt allerdings die Sogwirkung, der „Der Circle“ hatte. Das liegt größtenteils daran, dass die Social Media, in denen Mae überaus aktiv war, keine allzu große Rolle mehr spielen; im „Circle“ hat es mich fasziniert, mit welcher Detailliebe Dave Eggers ausgeführt hat, was genau Mae im Internet tut, doch mit Delaney als Protagonistin fehlte dieser wichtige Teil, der dem „Circle“ einen Pageturner-Effekt verlieh.

Es machte Spaß, die verschiedenen Abteilungen kennenzulernen, die Delaney während ihrer Rotation durchläuft, doch ab und an schien es, als würde sie darüber hinaus ihr eigentliches Ziel vergessen; der Effekt ihrer und Wes' Ideen war dafür überaus faszinierend zu verfolgen. Damit zusammenhängend möchte ich den Humor ansprechen, der in „Der Circle“ keine Rolle spielte, in „Every“ aber äußerst gut gelungen ist und mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht hat. Es war einfach amüsant, wie schnell Every selbst die absurdesten Ideen mit voller Ernsthaftigkeit umgesetzt hat.

Insgesamt gefiel mir „Der Circle“ besser, weshalb ich „Every“ nur denjenigen empfehlen würde, die nicht erwarten, dass er den „Circle“ übertrifft. Übrigens ist es nicht unbedingt notwendig, den „Circle“ gelesen zu haben, um „Every“ zu verstehen. Es gibt natürlich mehrere Referenzen, die man ohne die Lektüre des „Circle“ nicht versteht, allerdings spielen diese eine verhältnismäßig kleine Rolle, sodass man auch ohne Vorwissen direkt zu „Every“ greifen kann. So oder so bildet dieser Roman ein Leseerlebnis, das den „Circle“ zwar nicht übertrifft, aber gut erweitert.

Der "Schwarze Schwan": Etwas, womit wir nicht rechnen, aber im Nachhinein zu erklären versuchen, warum es unvermeidlich war. Sei es der Angriff auf die Twin Towers im Jahr 2001, der Börsencrash im Jahr 2008 oder auch etwas Kleines wie ein unerwartet populäres Buch eines Autors - diese und ähnliche Beispiele überraschen uns immer wieder und es gibt nichts, um uns auf sie vorzubereiten. Bei unserer Planung beachten wir Schwarze Schwäne nicht, doch wenn sie dann mal kommen, scheinen sie im Rückblick unaufhaltsam gewesen zu sein.

Sehr informativ legt Taleb zahlreiche Beispiele für Schwarze Schwäne dar und warum wir so große Probleme damit haben, mit ihnen umzugehen. Am Ende gibt er auch Tipps, um uns robuster gegen Schwarze Schwäne zu machen, auch wenn diese Tipps sich größtenteils auf Professionelle beziehen und natürlich nicht vollkommen verhindern können, dass uns Schwarze Schwäne überfallen.

Das einzige, was mich bei dem Buch gestört hat, war Talebs unangenehme Gewohnheit, gewisse Mitmenschen recht offen zu beleidigen und ganze Personengruppen über einen Kamm zu scheren. Zuerst hielt es noch für einen (nicht gut gelungenen) Scherz, wenn er sich beispielsweise über die Franzosen lustig machte, aber schnell wurde Talebs respektlose Ader, die mir auch sehr oberflächlich vorkam, äußerst störend. Das tat zwar der Informativität seines Buches keinen Abbruch, aber ich wünschte dennoch, er hätte seine Antipathie auf neutralere Weise gezeigt.

Stellenweise kam mir das Buch etwas zu lang vor, aber insgesamt bin ich froh, dass ich es gelesen habe - und kann jedem, der an der Macht ungewöhnlicher Ereignisse interessiert ist, raten, dasselbe zu tun, solange er oder sie sich nicht von Talebs durchscheinenden charakterlichen Zügen abschrecken lässt.

Noise und Bias - beides verzerrt unsere Entscheidungen sehr. Noise bezeichnet dabei die zufällige Schwankung bzw. Streuung beim Treffen einer Entscheidung, Bias die grundsätzliche, manchmal psychologische Abweichung bzw. Verzerrung.

In ihrem Buch beschreiben Daniel Kahneman, Olivier Sibony und Cass R. Sunstein, wie man Noise entdeckt, welche Arten von Noise es gibt, wie sie entsteht und wie sich die Urteilsbildung verbessern lässt. Die Beispiele für das Vorhandensein von Noise haben mir hier am besten gefallen (z.B. die Beschreibung von Tests, bei der die gleichen Ärzte, Richter, Fingerabdruckexperten und Unternehmer in einem Zeitabstand zwei verschiedene Urteile über denselben Fall abgaben).

Auch die Erklärungen an sich waren sehr aufschlussreich - aber ich muss zugeben, dass mir hier der praktische Kontext gefehlt hat. Ein "Noise im Alltag"-Kapitel gibt es schlichtweg nicht und wenn man nicht gerade zu oben genannten Berufsgruppen gehört, scheint Noise nicht nur unwichtig, sondern auch nicht bekämpfbar zu sein. All die Beschreibungen, wie man in der Medizin, im Strafrecht, bei Personalbeurteilungen und in der Politik Noise erkennen und verringern kann, waren deshalb zwar durchaus interessant, aber für jemanden außerhalb dieser Fachbereiche irrelevant.

Vor allem: Was macht man, wen man vermutet, das Opfer von Noise geworden zu sein? Kahneman, Sibony und Sunstein geben darauf keine zufriedenstellende Antwort. Das fand ich sehr schade, weil ich das Buch in der Hoffnung las, nicht nur spezielle, sondern auch allgemeine Noise-Tipps zu bekommen.

Informativ ist das Buch auf jeden Fall - wer aber nach praktischem Nutzen sucht, wird ihn hier leider nur marginär finden.

"Schnelles Denken, langsames Denken" - diese beiden Denkarten, die Daniel Kahneman mit System 1 und System 2 abkürzt, bilden das Zentrum dieses Sachbuchs. Ausführlich legt Kahneman dar, wie richtig - und vor allem: wie falsch - unser intuitives Denken ist und wie es unser bewusstes Denken beeinflusst.

Von Heuristiken, Selbstüberschätzung und Entscheidungen ist alles dabei: Es war sowohl faszinierend als auch erschreckend, wie leicht wir uns durch bestimmte Formulierungen und viele andere Dinge beeinflussen lassen, ohne, dass wir es infrage stellen. Allein deshalb ist dieses Buch ein Must-Read für alle, die sich für den Bereich Psychologie interessieren, weil es alle Fehler abdeckt, die wir, ob wir es wollen oder nicht, begehen.

Nur die beiden Essays im Anhang fand ich etwas unnötig, weil sie die wichtigsten Aspekte des Buches im Grunde zusammengefasst wiedergeben, ohne uns neue Informationen zu liefern. Dafür sind sie zugegeben gut geeignet, um einen schnellen Überblick über das Buch zu bekommen, ohne alle 500 Textseiten zu lesen.

Am faszinierendsten fand ich zum Einen die ersten beide Teile des Buches (in der Kahneman unsere beiden Denksysteme beschreibt und anhand praktischer Beispiele zeigt, wie sehr unsere Intuition uns beeinflusst), zum Anderen den fünften Teil, in dem das erlebende Ich mit dem erinnernden Ich kontrastriert wird. Aber natürlich waren auch der dritte und der vierte Teil äußerst lesenswert ;) Thematisch haben mich schlicht die anderen drei Teile mehr angesprochen.

Wer einen umfassenden Überblick über unser Denken - und die Fehler unseres Denkens - haben möchte, ist hier bestens bedient! Ich persönlich habe das Gefühl, durch die Lektüre dieses Sachbuchs um einiges bewusster in meinem Denken geworden zu sein :)

Als Fridolin sich in einem Kunst- und Kuriositätenladen, den er mit seiner Mutter besucht, umschaut, stößt er auf einen alten Spiegel und berührt ihn. Unerwartet holt er dadurch einen Goblin aus dem Spiegel, an den er nun gefesselt ist. Gemeinsam müssen sie sich im Kuriositätenladen umschauen, um einen Weg zu finden, die Fessel zu lösen - und das ohne, dass Fridolins Mutter auf sie aufmerksam wird ...

Nach "Das Dämonen-Labyrinth" ist "Die chinesische Spiegelfalle" Corinna Rindlisbachers bereits zweite interaktive Geschichte, die dem Leser die Entscheidung überlässt, wie er vorgehen soll und ihm dabei so einige Rätsel stellt. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, mich von Entscheidung zu Entscheidung zu hangeln. Insgesamt habe ich das Buch zweimal durchgelesen und erfreut festgestellt, dass beide Male auf unterschiedlichen Wegen zum Ziel führen.

Die Rätsel selbst sind kindgerecht gehalten, aber lustigerweise gab es tatsächlich ein Rätsel im Bezug auf Klopfzeichen, das mir Kopfzerbrechen bereitete und deren richtige Antwort ich sogar zuletzt auswählte, weil ich einfach nicht darauf kam, was die richtige Lösung ist ... bis sie mir offenbart wurde und ich mein viel zu kompliziertes Denken verflucht habe :D

Apropos richtige Antwort: Im Vergleich zum Vorgänger gibt es hier mehrere Kapitel, bei denen die Wahl zwischen einer richtigen und vielen falschen Antworten besteht. Dadurch wird die eigentliche Reise linearer, was ich beim Lesen selbst zwar nicht merkte, aber dafür beim Analysieren des Kapitelaufbaus.

Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: Man kommt so oder so irgendwann am Ziel an. Zwar gibt es hier zwei Enden, bei denen sich Fridolins Beziehung zu seiner Mutter unterscheidet, aber bei der eigentlichen Hauptaufgabe kann man nicht scheitern. Was für Kinder vielleicht gut ist, mich jedoch hat wünschen lassen, dass es mehrere Enden gäbe.

Insgesamt ein schöner interaktiver Spaß und ich hoffe, dass Corinna Rindlisbacher noch mehr Escape-Abenteuer schreiben wird!

↑ 2021
2020 ↓

Eine schöne, kurzweilige interaktive Geschichte. Ich habe sie insgesamt zweimal gespielt und war positiv überrascht von den verschiedenen Möglichkeiten, die es gerade zu Beginn gab, auch wenn natürlich ebenso viele Sackgassen vorhanden waren.

Am besten gefielen mir die kindgerechten Rätsel, um dem Dämonen-Labyrinth zu entkommen. So ist der Sieg nicht alleinig dem Zufall zu überlassen, sondern durchaus der Intelligenz derjenigen, die die Rätsel lösen können. Insgesamt ein schöner Spaß für Zwischendurch!