Teils hat man sie in der Schule gelernt, teils in Büchern gelesen, teils von anderen gehört und teils im Internet aufgeschnappt: Historische Mythen. Dinge wie "Hitler hat die Autobahnen gebaut" und "die Pyramiden wurden von Sklaven errichtet" scheinen geradezu Allgemeinwissen zu sein – mit dem Unterschied, dass diese scheinbaren Fakten nicht stimmen. In ihrem Sachbuch "Fake History" erzählt Jo Hedwig Teeuwisse von 101 Sachverhalten, die von einer überproportionalen Menge für wahr gehalten werden, obwohl sie es nicht sind.
Besonders interessant für mich war hier, dass ich von vielen der thematisierten Mythen zuvor noch nie gehört hatte, sodass ich gleichzeitig den Mythos und seine Widerlegung kennenlernte. Natürlich sind auch eine Menge bekannter Sachen dabei (und sogar welche, wo mir der wahre Sachverhalt bekannt war), aber insgesamt gibt es so viele verschiedene Mythen, die die Autorin aufklärt, dass sicher für jeden bekannte und unbekannte Beispiele dabei sein werden.
Humorvoll und gleichzeitig informativ beschreibt sie dabei in kurzen Kapiteln, was eigentlich hinter den vielen hartnäckigen Mythen steckt, die wir bis heute für wahr halten (bzw. hielten). Besonders haben mir die Kapitel gefallen, die durch Bilder eingeleitet wurden, weil man sich sofort fragt, was die wahren Ursprünge hinter ihnen sind. Es gibt hier so viele interessante Informationen, dass das Buch allein deswegen ein Highlight für mich geworden ist – und natürlich auch deshalb, weil es mit vielen Irrtümern aufräumt!
Deshalb würde ich diesen Sachbuch nicht nur Geschichtsinteressierten, sondern allgemein allen empfehlen, die es wie ich lieben, sich mit Mythen und deren Aufklärung zu beschäftigen. So oder so hat man hier ein leicht zu lesendes und gleichzeitig lehrreiches Buch!
Mathematik ist nicht jedermanns Sache, doch wenn sie mal schiefläuft, merkt man schnell, wie wichtig sie für unseren Alltag eigentlich ist. Zahlreiche Beispiele, in denen verschiedene Arten von mathematischen Fehlern das Leben von Menschen beeinflusst hat, hat Matt Parker in seinem Buch zusammengetragen.
Darunter sind sowohl humorvolle (wie Matt Parkers leider gescheiterte Petition, die Footballs in Groß-Britanniens Schildern geometrisch korrekt zu gestalten) als auch tragische (wie der Fall eines krebskranken Patienten, der leider an einer Strahlen-Überdosis starb). Matt Parker beschreibt diese Beispiele dabei insgesamt verständlich, doch es sollte zumindest ein erwähnenswertes Interesse an real angewendeter Mathematik bestehen, damit man diese Beispiele auch zu schätzen weiß. Betonung liegt dabei auf „real angewendeter“ Mathematik – jemand wie ich, der sich nicht besonders für Schulmathematik interessiert, aber dafür umso mehr dafür, wie Mathematik unseren Alltag beeinflusst, wird seine Freude an dem Buch haben, doch sollte keinerlei Interesse an Mathematik vorhanden sein, würden wohl auch die bildhaften Beispiele nichts daran ändern.
So oder so ist es Matt Parker hervorragend gelungen, zu zeigen, wie katastrophal es sein kann, auch nur den kleinsten Fehler zu machen, weil dieser Fehler ein umfallender Dominostein innerhalb einer langen Reihe davon ist. Seine Beispiele waren allesamt sehr interessant, selbst, wenn man die Mathematik dahinter nicht immer verstanden hat.
Der Autor besitzt auch einen YouTube-Kanal, Stand-up Maths, indem er die Dinge aus seinem Buch ebenfalls ausführt. Da ich seinen Kanal erst nach dem Lesen des Buchs erforschte und erst mal nur ein paar Videos probehalber angeschaut habe, kann ich nicht beurteilen, wie viele neue Informationen sein Buch für diejenigen bietet, die den Großteil seiner Videos bereits kennen, aber praktisch ist es allemal, alle seine wichtigsten Gedanken zu dem Thema zusammengefasst in einem Buch zu haben.
Von daher: Ein sehr gutes Buch für diejenigen, die die unterschätzte Rolle der Mathematik in der realen Welt erkunden wollen!
Kategorien – mit ihnen sehen wir die Welt. Mit ihnen machen wir die Welt. Ohne es zu wollen, ordnen wir alles mit unserem beschränkten Denken ein, darauf bedacht, alles abgegrenzt und ordentlich zu halten. Und oft denken wir dabei schwarzweiß.
Natürlich wissen wir, dass es Graustufen gibt. Aber oft ist es schwierig, sie tatsächlich zu benutzen – und genauso wie binäres Denken sind auch zu viele Graustufen nicht unbedingt gut. Beides kann, je nachdem, worum es geht, durchaus praktisch sein, aber genauso oft machen diese Denkweisen alles nur schlimmer. Darauf geht Kevin Dutton glücklicherweise auch ein – dass beide Denkweisen sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Und was passiert, wenn verschiedene Denkweisen und Kategorien miteinander kollidieren.
Ob es um Framing, Überzeugungskunst oder Manipulation geht: Alle Themen, die sich mit Schwarzweißdenken beschäftigen, sind Themen, mit denen Kevin Dutton sich in diesem Sachbuch beschäftigt. Sehr schön dabei war, dass er dabei anhand zahlreicher realer Beispiele seinen Standpunkt deutlich gemacht hat; die vielen kleinen Geschichten, die er erzählt, haben sein Buch sehr viel bildlicher und zugänglicher gemacht, als es ansonsten der Fall wäre.
Sachbuchleser, die sich bereits mit diesen Themen beschäftigt haben, haben aus diesem Grund trotz der Themen, die sie eventuell schon kennen, trotzdem einen Anreiz, das Buch zu lesen: Es kann meiner Meinung nach nicht genug Beispiele dafür geben, um zu zeigen, wie leicht beeinflussbar wir sind.
Eine Kritik habe ich jedoch: In einem Kapitel geht Dutton auf drei Superkategorien ein: „Kampf versus Flucht“, „wir versus sie“ und „richtig versus falsch“, die er auch anhand zahlreicher Beispiele aufzeigt … nur, dass ich bis auf den „wir/sie“-Aspekt kein einziges seiner Beispiele logisch mit Kampf/Flucht und richtig/falsch assoziieren konnte. Dutton zitiert mehrere Persönlichkeiten, um zu zeigen, wie diese die drei Superkategorien benutzen, aber so sehr ich es auch versuchte, gelang es mir nicht, die Verbindung zwischen den Kategorien und den Zitaten zu sehen. Mag durchaus an mir liegen, aber dennoch fand ich dieses spezielle Kapitel sehr verwirrend. Glücklicherweise ist es damit auch das einzige; die anderen waren nicht nur informativ, sondern auch reizvoll zu lesen, weil die vielen Beispiele hervorragend illustrierten, wie schwarzes, weißes und grauen Denken uns beeinflusst.
Zu wenige Kategorien sind schädlich – aber zu viele auch.
Der "Schwarze Schwan": Etwas, womit wir nicht rechnen, aber im Nachhinein zu erklären versuchen, warum es unvermeidlich war. Sei es der Angriff auf die Twin Towers im Jahr 2001, der Börsencrash im Jahr 2008 oder auch etwas Kleines wie ein unerwartet populäres Buch eines Autors - diese und ähnliche Beispiele überraschen uns immer wieder und es gibt nichts, um uns auf sie vorzubereiten. Bei unserer Planung beachten wir Schwarze Schwäne nicht, doch wenn sie dann mal kommen, scheinen sie im Rückblick unaufhaltsam gewesen zu sein.
Sehr informativ legt Taleb zahlreiche Beispiele für Schwarze Schwäne dar und warum wir so große Probleme damit haben, mit ihnen umzugehen. Am Ende gibt er auch Tipps, um uns robuster gegen Schwarze Schwäne zu machen, auch wenn diese Tipps sich größtenteils auf Professionelle beziehen und natürlich nicht vollkommen verhindern können, dass uns Schwarze Schwäne überfallen.
Das einzige, was mich bei dem Buch gestört hat, war Talebs unangenehme Gewohnheit, gewisse Mitmenschen recht offen zu beleidigen und ganze Personengruppen über einen Kamm zu scheren. Zuerst hielt es noch für einen (nicht gut gelungenen) Scherz, wenn er sich beispielsweise über die Franzosen lustig machte, aber schnell wurde Talebs respektlose Ader, die mir auch sehr oberflächlich vorkam, äußerst störend. Das tat zwar der Informativität seines Buches keinen Abbruch, aber ich wünschte dennoch, er hätte seine Antipathie auf neutralere Weise gezeigt.
Stellenweise kam mir das Buch etwas zu lang vor, aber insgesamt bin ich froh, dass ich es gelesen habe - und kann jedem, der an der Macht ungewöhnlicher Ereignisse interessiert ist, raten, dasselbe zu tun, solange er oder sie sich nicht von Talebs durchscheinenden charakterlichen Zügen abschrecken lässt.
Ich bereue es, dieses Buch nicht schon früher gelesen zu haben. Hans Rosling, Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling zeigen auf wunderbare Weise auf, wie falsch unser Weltbild ist, welche Faktoren dafür verantwortlich sind und wie wir gegen sie ankommen können. Zu Beginn stellen sie uns dreizehn Fragen, die sie schon an zahlreiche andere Experten, Nicht-Experten und Länder schickten, die zum Großteil falsche Antworten gaben. Ich beantwortete etwa die Hälfte richtig, war aber auch durch die positive Grundeinstellung des Buches geprimed; andernfalls wäre ich sicher genauso falsch gelegen wie so ziemlich alle anderen.
Jeder dieser Fragen wird nicht nur beantwortet, sondern auch erklärt, warum die Antwort positiver ist, als wir annehmen und welche Instinkte uns dazu brachten, von einem negativen Weltbild auszugehen. Besonders hat mir hierbei gefallen, dass die Autoren betonen, dass die positiven Antworten natürlich nicht bedeuten, dass es allen fabelhaft geht, sondern dass sich die meisten immer noch in einer schlechten Situation befinden - die aber trotzdem besser ist als die, in der sie zuvor waren.
Die Offenbarung, die mir am meisten die Augen geöffnet hat, war gleich die allererste: Der Instinkt der Kluft. Wie wohl viele andere habe ich die Welt gedanklich in "Entwicklungsländer" und "entwickelte Länder" aufgeteilt, in "Westen" und "Rest", in "wir" und "sie" - ohne mir bewusst zu sein, dass dieses Bild schon lange nicht mehr stimmt und wir uns mehr gleichen, als ich es je für möglich gehalten hätte. Allein für die Beseitigung dieses Trugschlusses bin ich unendlich dankbar.
Auch in den Großteil der anderen bin ich hineingetappt und war auch hier dankbar, die eigentlichen Fakten zu erfahren. Es war wirklich verblüffend für mich, zu realisieren, wie falsch mein Weltbild ist! Und ich bin sicher, dass ich da nicht die einzige bin. Aus diesem Grund ist dieses Buch für alle empfehlenswert, die die Welt so sehen wollen, wie sie wirklich ist - und nicht so, wie sie glauben, dass sie ist.
Bill Gates bezeichnet dieses Buch als eines der wichtigsten Bücher, die er je gelesen hat. Ich kann ihm nur zustimmen!
- Schnelles Denken
- Langsames Denken
- Daniel Kahneman
- Siedler
- Sachbuch
- Irrtümer
- Selbstüberschätzung
- Entscheidungen
"Schnelles Denken, langsames Denken" - diese beiden Denkarten, die Daniel Kahneman mit System 1 und System 2 abkürzt, bilden das Zentrum dieses Sachbuchs. Ausführlich legt Kahneman dar, wie richtig - und vor allem: wie falsch - unser intuitives Denken ist und wie es unser bewusstes Denken beeinflusst.
Von Heuristiken, Selbstüberschätzung und Entscheidungen ist alles dabei: Es war sowohl faszinierend als auch erschreckend, wie leicht wir uns durch bestimmte Formulierungen und viele andere Dinge beeinflussen lassen, ohne, dass wir es infrage stellen. Allein deshalb ist dieses Buch ein Must-Read für alle, die sich für den Bereich Psychologie interessieren, weil es alle Fehler abdeckt, die wir, ob wir es wollen oder nicht, begehen.
Nur die beiden Essays im Anhang fand ich etwas unnötig, weil sie die wichtigsten Aspekte des Buches im Grunde zusammengefasst wiedergeben, ohne uns neue Informationen zu liefern. Dafür sind sie zugegeben gut geeignet, um einen schnellen Überblick über das Buch zu bekommen, ohne alle 500 Textseiten zu lesen.
Am faszinierendsten fand ich zum Einen die ersten beide Teile des Buches (in der Kahneman unsere beiden Denksysteme beschreibt und anhand praktischer Beispiele zeigt, wie sehr unsere Intuition uns beeinflusst), zum Anderen den fünften Teil, in dem das erlebende Ich mit dem erinnernden Ich kontrastriert wird. Aber natürlich waren auch der dritte und der vierte Teil äußerst lesenswert ;) Thematisch haben mich schlicht die anderen drei Teile mehr angesprochen.
Wer einen umfassenden Überblick über unser Denken - und die Fehler unseres Denkens - haben möchte, ist hier bestens bedient! Ich persönlich habe das Gefühl, durch die Lektüre dieses Sachbuchs um einiges bewusster in meinem Denken geworden zu sein :)
Die Geschichte ist voller Ereignisse und Personen, die im Lauf der Zeit (fast) vergessen wurden, aber auch voller bekannter Irrtümer, die teils bis heute Bestand haben. Tom Holland und Dominic Sandbrook gehen in ihrem humorvollen Sachbuch auf alle möglichen historischen Fakten ein, von denen ich größtenteils noch nie gehört hatte. Das machte das Lesen besonders interessant, weil man selbst bei den bekannteren Fakten Neues erfährt.
Der Stil, in dem die Kapitel erzählt sind, ist locker gehalten und gleichzeitig sehr kreativ: Es gibt Top-Ten-Listen, Episoden, Interviews, Briefe, mehrere Weltmeisterschaften und noch viel mehr. Natürlich sind die Interviews und Briefe dabei komplett fiktiv – aber erzählen auf humorvolle Weise von realen Ereignissen. Allerdings muss ich zugeben, dass der Stil nicht immer passend war, weil er die beschriebenen Ereignisse manchmal verkomplizierte. In so manchen Kapiteln wäre es besser gewesen, direkt über das Thema zu reden, statt es kreativ zu verarbeiten.
Neben den Top-Ten-Listen, die mir am besten gefielen, muss ich gestehen, dass mich vor allem die mir bekannten Themen interessierten: das Monster von Loch Ness, König Artus, Robin Hood, die Weiße Rose, Rasputin, Kaiser Nero und Julius Caesar. Natürlich gab es andere Kapitel über mir unbekannte Fakten, die mich reizten, aber letztendlich waren es die mir bekannten, die mich am meisten packen konnten. Übrigens mochte ich die Weltmeisterschaften zwischen verschiedenen Personengruppen nicht besonders; hier wurden anscheinend auf X Wahlen abgehalten, um den besten Premierminister, die beste Königin und die besten Götter zu bestimmen, aber dadurch, dass ich nicht selbst teilnahm und sie nichts mit den restlichen Fakten zu tun haben, fand ich sie überflüssig.
Insgesamt also ein humorvolles Geschichtssachbuch für alle, die Sachbücher über kuriose Fragen und Antworten mögen, allerdings mit der Einschränkung, dass nicht alle Themen gleichermaßen interessant für alle Leser:innen sein werden.