- Schnelles Denken
- Langsames Denken
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"Schnelles Denken, langsames Denken" - diese beiden Denkarten, die Daniel Kahneman mit System 1 und System 2 abkürzt, bilden das Zentrum dieses Sachbuchs. Ausführlich legt Kahneman dar, wie richtig - und vor allem: wie falsch - unser intuitives Denken ist und wie es unser bewusstes Denken beeinflusst.
Von Heuristiken, Selbstüberschätzung und Entscheidungen ist alles dabei: Es war sowohl faszinierend als auch erschreckend, wie leicht wir uns durch bestimmte Formulierungen und viele andere Dinge beeinflussen lassen, ohne, dass wir es infrage stellen. Allein deshalb ist dieses Buch ein Must-Read für alle, die sich für den Bereich Psychologie interessieren, weil es alle Fehler abdeckt, die wir, ob wir es wollen oder nicht, begehen.
Nur die beiden Essays im Anhang fand ich etwas unnötig, weil sie die wichtigsten Aspekte des Buches im Grunde zusammengefasst wiedergeben, ohne uns neue Informationen zu liefern. Dafür sind sie zugegeben gut geeignet, um einen schnellen Überblick über das Buch zu bekommen, ohne alle 500 Textseiten zu lesen.
Am faszinierendsten fand ich zum Einen die ersten beide Teile des Buches (in der Kahneman unsere beiden Denksysteme beschreibt und anhand praktischer Beispiele zeigt, wie sehr unsere Intuition uns beeinflusst), zum Anderen den fünften Teil, in dem das erlebende Ich mit dem erinnernden Ich kontrastriert wird. Aber natürlich waren auch der dritte und der vierte Teil äußerst lesenswert ;) Thematisch haben mich schlicht die anderen drei Teile mehr angesprochen.
Wer einen umfassenden Überblick über unser Denken - und die Fehler unseres Denkens - haben möchte, ist hier bestens bedient! Ich persönlich habe das Gefühl, durch die Lektüre dieses Sachbuchs um einiges bewusster in meinem Denken geworden zu sein :)
Noise und Bias - beides verzerrt unsere Entscheidungen sehr. Noise bezeichnet dabei die zufällige Schwankung bzw. Streuung beim Treffen einer Entscheidung, Bias die grundsätzliche, manchmal psychologische Abweichung bzw. Verzerrung.
In ihrem Buch beschreiben Daniel Kahneman, Olivier Sibony und Cass R. Sunstein, wie man Noise entdeckt, welche Arten von Noise es gibt, wie sie entsteht und wie sich die Urteilsbildung verbessern lässt. Die Beispiele für das Vorhandensein von Noise haben mir hier am besten gefallen (z.B. die Beschreibung von Tests, bei der die gleichen Ärzte, Richter, Fingerabdruckexperten und Unternehmer in einem Zeitabstand zwei verschiedene Urteile über denselben Fall abgaben).
Auch die Erklärungen an sich waren sehr aufschlussreich - aber ich muss zugeben, dass mir hier der praktische Kontext gefehlt hat. Ein "Noise im Alltag"-Kapitel gibt es schlichtweg nicht und wenn man nicht gerade zu oben genannten Berufsgruppen gehört, scheint Noise nicht nur unwichtig, sondern auch nicht bekämpfbar zu sein. All die Beschreibungen, wie man in der Medizin, im Strafrecht, bei Personalbeurteilungen und in der Politik Noise erkennen und verringern kann, waren deshalb zwar durchaus interessant, aber für jemanden außerhalb dieser Fachbereiche irrelevant.
Vor allem: Was macht man, wen man vermutet, das Opfer von Noise geworden zu sein? Kahneman, Sibony und Sunstein geben darauf keine zufriedenstellende Antwort. Das fand ich sehr schade, weil ich das Buch in der Hoffnung las, nicht nur spezielle, sondern auch allgemeine Noise-Tipps zu bekommen.
Informativ ist das Buch auf jeden Fall - wer aber nach praktischem Nutzen sucht, wird ihn hier leider nur marginär finden.