Zehn Jahre nach den Ereignissen von „Der Circle“ ist das Unternehmen in „Every“ umbenannt worden, mit Mae Holland als CEO und mit noch mehr Einfluss als damals. Fest entschlossen, die Macht des Monopols endlich zu brechen, infiltriert Delaney Wells zusammen mit ihrem Mitbewohner Wes Kavakian den Campus. Als Mitarbeiter suchen sie einen Weg, Every von innen heraus zu zerschlagen. Es dauert nicht lange, bis ihnen dazu eine Idee einfällt: Das Unternehmen mit so vielen gefährlichen Ideen füttern, bis das Volk schließlich aufbegehrt. Doch egal, was Delaney und Wells sich ausdenken, die Menschheit scheint sich nicht von Everys Kontrolle befreien zu wollen …

„Every“ ist eine solide Fortsetzung von „Der Circle“, die hervorragend beschreibt, wie mächtig das Unternehmen inzwischen geworden ist und wie sehr sich die Welt seit damals verändert hat. Delaney ist eine äußerst sympathische, da menschliche Protagonistin – sie ist kein allwissendes Genie mit einem wasserdichten Plan, sondern hat Zweifel und macht Fehler. Ihre große Stärke ist es, Ideen zu erfinden, was im Roman auch deutlich herauskommt.

Dem Roman selbst fehlt allerdings die Sogwirkung, der „Der Circle“ hatte. Das liegt größtenteils daran, dass die Social Media, in denen Mae überaus aktiv war, keine allzu große Rolle mehr spielen; im „Circle“ hat es mich fasziniert, mit welcher Detailliebe Dave Eggers ausgeführt hat, was genau Mae im Internet tut, doch mit Delaney als Protagonistin fehlte dieser wichtige Teil, der dem „Circle“ einen Pageturner-Effekt verlieh.

Es machte Spaß, die verschiedenen Abteilungen kennenzulernen, die Delaney während ihrer Rotation durchläuft, doch ab und an schien es, als würde sie darüber hinaus ihr eigentliches Ziel vergessen; der Effekt ihrer und Wes' Ideen war dafür überaus faszinierend zu verfolgen. Damit zusammenhängend möchte ich den Humor ansprechen, der in „Der Circle“ keine Rolle spielte, in „Every“ aber äußerst gut gelungen ist und mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht hat. Es war einfach amüsant, wie schnell Every selbst die absurdesten Ideen mit voller Ernsthaftigkeit umgesetzt hat.

Insgesamt gefiel mir „Der Circle“ besser, weshalb ich „Every“ nur denjenigen empfehlen würde, die nicht erwarten, dass er den „Circle“ übertrifft. Übrigens ist es nicht unbedingt notwendig, den „Circle“ gelesen zu haben, um „Every“ zu verstehen. Es gibt natürlich mehrere Referenzen, die man ohne die Lektüre des „Circle“ nicht versteht, allerdings spielen diese eine verhältnismäßig kleine Rolle, sodass man auch ohne Vorwissen direkt zu „Every“ greifen kann. So oder so bildet dieser Roman ein Leseerlebnis, das den „Circle“ zwar nicht übertrifft, aber gut erweitert.