Emilio ist aus Cainstorm Island entkommen, landet aber ausgerechnet in Asaria, wo er der Bevölkerung als Feind präsentiert wird. Zuflucht findet er schließlich bei der Yong-Familie, wobei ein Computer namens Scio allerdings jeden seiner Schritte überwacht. Zudem verschafft sich eine Hackerin Zugriff zu Emilios System, wobei Emilio sich allerdings nicht sicher ist, ob er ihr trauen soll oder nicht ...
Spannend geht es im zweiten Band der Duologie weiter. Wir lernen Asaria und ihren Lebensstil näher kennen, was mir ausgesprochen gut gefallen hat, weil so der Kontrast zwischen Asaria und Cainstorm Island hervorragend gezeigt wird. Auch neue Charaktere schließen wir bald ins Herz, wenn das zum Teil leider auf Kosten der alten Charaktere geschieht.
Am interessantesten hierbei fand ich die Hackerin, die eine wichtige Rolle im Roman hat. Marie Golien gelingt es hervorragend, zu verschleiern, auf welcher Seite sie steht - selbst, nachdem die Wahrheit offenbart wird, ist es schwer, eine endgültige Entscheidung bezüglich ihres Charakters zu treffen. Schade fand ich, dass die Hackerin am Ende keine Rolle gespielt hat - andere Charaktere bestreiten das Finale, während ihr Schicksal unklar bleibt. Hier hätte ich mir mehr Aufklärung und Involvierung gewünscht.
Allgemein hatte ich mir mehr Verbindungen zwischen dem ersten und dem zweiten Teil erhofft, weil beide voneinander unabhängige Handlungsstränge haben und hier deshalb der rote Faden verloren geht. Die einzelnen Plots gefielen mir durchaus - vor allem fand Marie Golien ein zufriedenstellendes Ende für beide -, aber überrascht war ich schon, dass es insgesamt nur wenige Verbindungen gibt. Sie existieren durchaus, aber man merkt, dass beide Bände ihren eigenen Fokus haben.
Insgesamt hat mir die Duologie jedoch gefallen - die Spannung war hier der größte Pluspunkt, wobei ich den zweitgrößten in der subtilen Gesellschaftskritik sehe, die die Autorin auch hier meisterhaft eingebaut hat, ohne bevormundend zu wirken.
Von daher hoffe ich, dass sie noch weitere Jugendthriller schreiben wird!
Um seiner Familie finanziell zu helfen, hat sich Emilio einen Chip implantieren lassen, mit dem alles, was er mit seinen Augen sieht, auf eine Videoplattform übertragen wird. Mit riskanten Stunts sorgt Emilio für Zuschauer - und für Geld. Als er dann allerdings in Notwehr ein Gangmitglied vor laufender Kamera umbringt, geht alles drunter und drüber: Das Video sorgt dafür, dass Emilio zwar mehr als genug Geld für seine Familie verdient - aber auch, dass er überall in der Stadt von den anderen Mitgliedern der Gang gejagt wird ...
Sehr positiv hervorzuheben ist die Spannung des Romans, die durch die wilden Verfolgungsjagden entsteht. Sehr schnell gerät Emilio in immer größere Gefahr und das war so gut umgesetzt, dass ich in Windeseile weiterlas, um herauszufinden, wie es weitergeht - beinahe kam ich mir wie einer seiner Zuschauer vor!
Apropos: Auch die subtile Kritik bezüglich Videoplattformen und wie weit Unternehmen gehen würden, um Views/Geld zu bekommen, war imho gut eingebaut. Sie ist mitnichten der Hauptfokus des Buches, aber zwischen den Zeilen deutlich genug zu erkennen.
Die Charaktere bleiben relativ blass, sind aber sympathisch genug, dass man sich ein zufriedenstellendes Ende für sie wünscht. Nur die Romanze zwischen Emilio und Lyssa fand ich relativ unnötig, aber glücklicherweise ist sie ohnehin nur eine Nebenhandlung.
Insgesamt ein toller Jugendroman!
Strafverteidiger Eddie Flynn hat einen kniffligen neuen Fall: Schauspieler Bobby Solomon wird angeklagt, seine Frau und deren Liebhaber umgebracht zu haben. Alle Beweise deuten auf ihn hin, doch Eddie glaubt an seine Unschuld. Was er dagegen nicht vermutet: Der wahre Mörder hat sich einen Platz unter den Geschworenen ergattert und tut alles, um sie zu manipulieren - und diejenigen loszuwerden, die Bobby Solomon für unschuldig halten ...
Allein die Grundidee des Thrillers begeisterte mich sehr: Dass der Mörder nicht auf der Anklagebank, sondern in der Jury sitzt. Und auch der Thriller an sich konnte mich überzeugen, obwohl es tatsächlich eine ganze Weile dauert, ehe überhaupt der erste Gerichtstag beginnt.
So gibt Autor Steve Cavanagh uns allerdings Gelegenheit, einen guten Einblick in den Prozess der Geschworenenauswahl zu bekommen, während er gleichzeitig seinen Strafverteidiger Eddie Flynn auf wichtige Hinweise stößt: So spielt gerade der zum Schmetterling gefaltete Dollarschein, der im Mund des Liebhabers gefunden wird, eine wichtige Rolle und bringt Eddie bald auf die Idee, dass der Täter ein perfider Serienkiller ist.
Zudem hatte der Thriller eine flüssige Sprache und natürlich eine allgemein spannende Handlung, die mich ihn schnell lesen ließ.
Seine einzige Schwäche besteht wohl in den Charakteren; bis auf Eddie Flynn und den Serienmörder, die sich in ihren Sichtweisen abwechseln, bekommen wir keinen guten Einblick in die Köpfe anderer Charaktere, weshalb ich sie mir nicht so gut merken konnte. Diese Schwäche lässt sich meiner Meinung nach jedoch verschmerzen, da der Fokus eindeutig auf der Handlung liegt und diese mich umso mehr begeistert hat!
Der "Schwarze Schwan": Etwas, womit wir nicht rechnen, aber im Nachhinein zu erklären versuchen, warum es unvermeidlich war. Sei es der Angriff auf die Twin Towers im Jahr 2001, der Börsencrash im Jahr 2008 oder auch etwas Kleines wie ein unerwartet populäres Buch eines Autors - diese und ähnliche Beispiele überraschen uns immer wieder und es gibt nichts, um uns auf sie vorzubereiten. Bei unserer Planung beachten wir Schwarze Schwäne nicht, doch wenn sie dann mal kommen, scheinen sie im Rückblick unaufhaltsam gewesen zu sein.
Sehr informativ legt Taleb zahlreiche Beispiele für Schwarze Schwäne dar und warum wir so große Probleme damit haben, mit ihnen umzugehen. Am Ende gibt er auch Tipps, um uns robuster gegen Schwarze Schwäne zu machen, auch wenn diese Tipps sich größtenteils auf Professionelle beziehen und natürlich nicht vollkommen verhindern können, dass uns Schwarze Schwäne überfallen.
Das einzige, was mich bei dem Buch gestört hat, war Talebs unangenehme Gewohnheit, gewisse Mitmenschen recht offen zu beleidigen und ganze Personengruppen über einen Kamm zu scheren. Zuerst hielt es noch für einen (nicht gut gelungenen) Scherz, wenn er sich beispielsweise über die Franzosen lustig machte, aber schnell wurde Talebs respektlose Ader, die mir auch sehr oberflächlich vorkam, äußerst störend. Das tat zwar der Informativität seines Buches keinen Abbruch, aber ich wünschte dennoch, er hätte seine Antipathie auf neutralere Weise gezeigt.
Stellenweise kam mir das Buch etwas zu lang vor, aber insgesamt bin ich froh, dass ich es gelesen habe - und kann jedem, der an der Macht ungewöhnlicher Ereignisse interessiert ist, raten, dasselbe zu tun, solange er oder sie sich nicht von Talebs durchscheinenden charakterlichen Zügen abschrecken lässt.
Noise und Bias - beides verzerrt unsere Entscheidungen sehr. Noise bezeichnet dabei die zufällige Schwankung bzw. Streuung beim Treffen einer Entscheidung, Bias die grundsätzliche, manchmal psychologische Abweichung bzw. Verzerrung.
In ihrem Buch beschreiben Daniel Kahneman, Olivier Sibony und Cass R. Sunstein, wie man Noise entdeckt, welche Arten von Noise es gibt, wie sie entsteht und wie sich die Urteilsbildung verbessern lässt. Die Beispiele für das Vorhandensein von Noise haben mir hier am besten gefallen (z.B. die Beschreibung von Tests, bei der die gleichen Ärzte, Richter, Fingerabdruckexperten und Unternehmer in einem Zeitabstand zwei verschiedene Urteile über denselben Fall abgaben).
Auch die Erklärungen an sich waren sehr aufschlussreich - aber ich muss zugeben, dass mir hier der praktische Kontext gefehlt hat. Ein "Noise im Alltag"-Kapitel gibt es schlichtweg nicht und wenn man nicht gerade zu oben genannten Berufsgruppen gehört, scheint Noise nicht nur unwichtig, sondern auch nicht bekämpfbar zu sein. All die Beschreibungen, wie man in der Medizin, im Strafrecht, bei Personalbeurteilungen und in der Politik Noise erkennen und verringern kann, waren deshalb zwar durchaus interessant, aber für jemanden außerhalb dieser Fachbereiche irrelevant.
Vor allem: Was macht man, wen man vermutet, das Opfer von Noise geworden zu sein? Kahneman, Sibony und Sunstein geben darauf keine zufriedenstellende Antwort. Das fand ich sehr schade, weil ich das Buch in der Hoffnung las, nicht nur spezielle, sondern auch allgemeine Noise-Tipps zu bekommen.
Informativ ist das Buch auf jeden Fall - wer aber nach praktischem Nutzen sucht, wird ihn hier leider nur marginär finden.
- Schnelles Denken
- Langsames Denken
- Daniel Kahneman
- Siedler
- Sachbuch
- Irrtümer
- Selbstüberschätzung
- Entscheidungen
"Schnelles Denken, langsames Denken" - diese beiden Denkarten, die Daniel Kahneman mit System 1 und System 2 abkürzt, bilden das Zentrum dieses Sachbuchs. Ausführlich legt Kahneman dar, wie richtig - und vor allem: wie falsch - unser intuitives Denken ist und wie es unser bewusstes Denken beeinflusst.
Von Heuristiken, Selbstüberschätzung und Entscheidungen ist alles dabei: Es war sowohl faszinierend als auch erschreckend, wie leicht wir uns durch bestimmte Formulierungen und viele andere Dinge beeinflussen lassen, ohne, dass wir es infrage stellen. Allein deshalb ist dieses Buch ein Must-Read für alle, die sich für den Bereich Psychologie interessieren, weil es alle Fehler abdeckt, die wir, ob wir es wollen oder nicht, begehen.
Nur die beiden Essays im Anhang fand ich etwas unnötig, weil sie die wichtigsten Aspekte des Buches im Grunde zusammengefasst wiedergeben, ohne uns neue Informationen zu liefern. Dafür sind sie zugegeben gut geeignet, um einen schnellen Überblick über das Buch zu bekommen, ohne alle 500 Textseiten zu lesen.
Am faszinierendsten fand ich zum Einen die ersten beide Teile des Buches (in der Kahneman unsere beiden Denksysteme beschreibt und anhand praktischer Beispiele zeigt, wie sehr unsere Intuition uns beeinflusst), zum Anderen den fünften Teil, in dem das erlebende Ich mit dem erinnernden Ich kontrastriert wird. Aber natürlich waren auch der dritte und der vierte Teil äußerst lesenswert ;) Thematisch haben mich schlicht die anderen drei Teile mehr angesprochen.
Wer einen umfassenden Überblick über unser Denken - und die Fehler unseres Denkens - haben möchte, ist hier bestens bedient! Ich persönlich habe das Gefühl, durch die Lektüre dieses Sachbuchs um einiges bewusster in meinem Denken geworden zu sein :)
Namiya Gemischtwaren: An diesem Ort teilen Menschen ihre Probleme in einem Brief mit, um am nächsten Tag einen Ratschlag zu erhalten, den sie dann entweder befolgen können oder nicht. Als die drei Kleinverbrecher Atsuya, Shota und Kohei Unterschlupf im Laden suchen, sind sie jedoch überrascht, als dort nach und nach Briefe eintreffen - und zwar Briefe aus der Vergangenheit ...
Fünf miteinander verwobene Geschichten erzählt Keigo Higashino uns in "Kleine Wunder um Mitternacht": Eine Olympia-Sportlerin, deren kranker Ehemann gerne möchte, dass sie ihren Traum weiterlebt, statt sich um ihn zu kümmern; ein verhinderter Musiker, der lieber seine Musik machen statt den Fischladen seines Vaters übernehmen möchte; der Sohn von Namiya, der sich Sorgen um seinen Vater macht; ein musikliebender Junge, der nach dem Bankrott seiner Eltern nicht mit ihnen fliehen möchte; und eine junge Sekretärin, die lieber als Hostess arbeiten möchte, statt anspruchslose, schlecht bezahlte Arbeit in ihrer Firma zu erledigen.
Manche Hilfesuchenden bekommen von Namiya ihren Rat, doch der Großteil bekommt seine Antwort von Atsuya, Shota und Kohei, wobei vor allem Atsuya kein Blatt vor den Mund nimmt und schonungslos ehrlich antwortet. Das hat der Geschichte trotz mancher ernster Themen einen humorvollen Faktor gegeben, weil es sehr amüsant war, zu sehen, was die drei für einen Ratschlag zusammenschustern und wie ihre Hilfesuchenden darauf reagieren.
Am besten hat mir jedoch gefallen, wie alle Charaktere und Geschichten miteinander verbunden waren. Natürlich sind diese Verbindungen streng genommen zu zufällig, um glaubwürdig zu sein, doch dem Autor ist es hervorragend gelungen, sie als das darzustellen, was sie sein sollen: Schicksal. Mit einer Spur Ironie, als man erfährt, wie genau denn unsere drei Kleinverbrecher ins Bild passen. ;)
Insgesamt ein wunderschönes Lesevergnügen mit einem fantastischen Touch und einer Prise Humor, das ich voll und ganz empfehlen kann!
Es fällt mir schwer, geeignete Worte für dieses Buch zu finden, weil es einfach so schön und emotional war, dass ich bereits jetzt weiß, dass es mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Im Grunde geht es um das Leben und die Liebe von Jules, der als Kind seine Eltern verliert, daraufhin von seinen Geschwistern getrennt wird und im Internat die bezaubernde Alva kennenlernt. Die Handlung selbst war schon ergreifend; Jules' Beziehung zu Alva war hervorragend beschrieben und mir gefiel es auch, zu erfahren, wie sich die Beziehung zu seinen Geschwistern entwickelte.
Und dann ist da noch die Sprache! Die Bilder, die Benedict Wells mir in den Kopf pflanzte, waren so plastisch und greifbar, dass ich regelmäßig für einige Sekunden Halt machen musste, weil ich sie noch ein wenig länger genießen wollte.
Zudem regt das Buch zum Nachdenken über das eigene Leben an - wie man es gestalten will, wie viele verpasste Gelegenheiten es gibt und wie man zweite Chancen nutzt. Allgemein beinhaltet das Buch so viel, dass es schwer in Worte zu fassen ist.
Absolut phänomenal!
Galadriel, genannt El, geht auf die Scholomance, eine Schule für Jugendliche mit magischen Fähigkeiten, die täglich von sogenannten Maleficaria heimgesucht wird. Hier gibt es nur eine Regel: Töten oder getötet werden. El selbst hat eine starke Affinität zu zerstörerischer Magie, weigert sich jedoch, sie einzusetzen, weil ihre Großmutter einst weissagte, dass sie Zerstörung über alles bringen wird. Orion dagegen hat das Problem nicht: Täglich rettet er zahlreichen Schülern das Leben, darunter auch das von El. Da jedoch eine Rettung als Schwäche angesehen wird und es schwierig macht, nach dem Abschluss in eine schützende Enklave aufgenommen zu werden, geraten El und Orion bald aneinander ...
Dieses Buch hat mich äußerst überrascht, und zwar im positiven Sinne. Bevor ich es las, erwartete ich einen gewöhnlichen Jugendroman, den ich schon bald wieder vergessen würde. Aber dann verzauberte mich Naomi Novik mit ihren Charakteren und dem Worldbuilding und im Nu war es um mich geschehen.
Orion ist ein äußerst sympathischer Charakter, aber mein Lob möchte ich trotzdem an die eigentlich unsympathische El aussprechen: Eigentlich mag ich zickige Protagonistinnen wie sie überhaupt nicht, doch war ihr Charakter so gut, realistisch und relatable umgesetzt, dass ich sie trotzdem ins Herz geschlossen habe, weil ich verstand, warum sie so ist, wie sie ist; zumal sie durchaus freundlich sein kann, aber nur, wenn man auch bei ihr über den ersten Eindruck hinwegsieht und freundlich zu ihr ist.
Was die Nebencharaktere betrifft, sind mir Aadhya und Chloe positiv ins Auge gefallen, weil sie sympathisch sind bzw. eine gute Entwicklung durchmachen, aber ich muss zugeben, dass mir davon abgesehen nicht viele Nebencharaktere in Erinnerung geblieben sind.
Das wird durch das Worldbuilding jedoch wieder wettgemacht. Zwar gab es hier durchaus mehrere Stellen, bei denen mir das Infodumping bzw. die inneren Monologe dann doch zu viel wurden, aber gleichzeitig fand ich es unglaublich faszinierend, etwas über die verschiedenen Maleficaria und das Magiesystem zu erfahren. Man merkt einfach, dass sich Naomi Novik hier besonders viele Gedanken gemacht hat und es zahlt sich wirklich aus, weil mir dieser Aspekt der Geschichte sehr gut gefiel.
Trotz der Schwächen wie dem Ausmaß des Infodumpings und Nachdenkens würde ich deshalb eine Empfehlung aussprechen, weil die Charaktere, die Welt und die Geschichte mich so begeistert haben :)
(Achtung! Dieses Review enthält Spoiler!)
Nach einem ihrer Banküberfälle trifft Scarlett McCain im Wald auf einen verunglückten Bus mit einem Überlebenden: Albert Browne. Widerwillig erklärt sie sich dazu bereit, dass er sie begleitet. Doch erst, als die Suchtrupps immer zahlreicher werden und die beiden in immer größere Gefahr geraten, begreift Scarlett, dass gar nicht nach ihr, sondern nach Albert gesucht wird - der geheimnisvolle Kräfte besitzt, die er nicht immer kontrollieren kann ...
Die Kurzbeschreibung klang sehr ansprechend für mich, weshalb ich mal schauen wollte, wie Jonathan Stroud, von dem ich zuletzt vor vielen Jahren die "Bartimäus"-Trilogie gelesen habe, nun schreibt. Leider hat mir dieses Buch nicht gefallen.
Die größte Schwäche des Romans ist die Doppelmoral, die sich vor allem in Scarlett zeigt. Sie war mir äußerst unsympathisch, weil sie Albert konstant beleidigt, schlägt, die Schuld an allem zuschreibt und darauf besteht, dass er alles tut, was sie sagt. Ein passendes Buchzitat findet sich auf Seite 242: "Außerdem hatte sie den außergewöhnlichen Albert Browne an ihrer Seite - der ihr ergeben, ihr noch etwas schuldig und auf Gedeih und Verderb von ihr abhängig war." Man stelle sich mal vor, ihre Geschlechterrollen wären vertauscht gewesen! Es sollte in keinem Fall okay sein, dass eine Person eine andere auf diese Weise behandelt und ich bin mir sehr sicher, dass es auch nicht geschehen wäre, wäre Scarlett ein Junge und Albert ein Mädchen gewesen. Diese Doppelmoral war einfach traurig, denn es war klar, dass Scarletts Geschlecht der Hauptgrund dafür war, warum sie sich so ein Verhalten erlauben durfte.
Das Verhalten an sich hätte ich übrigens in Ordnung gefunden - wenn es als negatives Verhalten dargestellt worden wäre. Wenn Scarlett eine Charakterentwicklung durchgemacht und eingesehen hätte, wie grausam sie stellenweise war. Aber stattdessen nimmt Albert, der ein Versuchsexperiment für eine noch grausamere Frau war, ihr Verhalten als "großherzig" wahr und bildet eine Freundschaft mit ihr, obwohl sie ihm keinerlei Anlass dazu gegeben hat, sie zu mögen. Scarletts Schwächen werden zwar ab und an angesprochen, aber ohne, dass das einen Effekt auf ihren Charakter hätte.
Selbst unabhängig von ihrer Beziehung zu Albert ist Scarlett kein sympathischer Charakter. Sie stiehlt nicht nur, sondern tötet sogar ohne großes Zögern - ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken, dass sie einer Familie gerade einen Sohn, Bruder, Ehemann und/oder Vater genommen hat. Wenn die Bösen jemanden umbringen, ist es natürlich eine unverzeihliche Gräueltat, aber wenn Scarlett es tut, ist es schon okay, weil die Männer (es sind ausschließlich Männer) es ohnehin verdient haben und niemand sie vermissen wird. Yikes! Und ich kam noch gar nicht auf die Szene zu sprechen, in der sie es für eine gute Idee hält, ein kleines Kind mit zu einem gefährlichen Ort zu nehmen, um es als Tarnung zu benutzen ... was natürlich auch keine langfristigen Konsequenzen hat.
Auch Albert, dessen Storyline mich am meisten interessierte, legte stellenweise unangebrachtes Verhalten an den Tag, z.B., indem er seine Fähigkeit regelmäßig bei Scarlett benutzt, obwohl sie ihn mehrmals darum bittet, es nicht zu tun. Zwar kann er einen Teil seiner Kräfte nicht kontrollieren, aber zumindest hätte er bei diesem Punkt Respekt vor ihrer Privatsphäre zeigen sollen. (Umgekehrt tut sie es zwar auch nicht, aber Albert wirkte nicht wie die Art von Person, der seine Kräfte missbraucht.)
Das alles ist doppelt traurig, weil die eigentliche Handlung - eine Verfolgungsjagd mit vielen spannenden, actiongeladenen Szenen - durchaus gut war. Nur konnte ich sie nie richtig genießen, weil mir Scarlett mit ihrem Verhalten so auf die Nerven ging, bzw. die Tatsache, dass es keine negativen Konsequenzen für sie hatte und sie niemals ernsthaft zur Rede gestellt wurde - und sich im Verlauf der Handlung niemals änderte. (Gegen Ende gibt es eine schöne Szene, in der Scarlett mit Zufriedenheit bemerkt, dass Albert ihren Befehlen gehorcht, statt dumme Fragen zu stellen, und bezeichnet ihn als lernfähig.)
Zuletzt muss ich das Ende kritisieren, bei dem Albert beschließt, Scarlett bei ihren Banküberfällen zu helfen. Bitte was?! Albert, der sich die ganze Zeit für ein Monster gehalten hat und niemals jemanden in Gefahr bringen wollte? Zwar hilft er Scarlett auch mitten im Roman bei einem Banküberfall, allerdings nur, um sich für ihre Hilfe zu revanchieren. (Dreimal dürft ihr raten, was ich davon hielt.) Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er ein Leben wählen würde, dass nicht nur sie beide in Gefahr bringt, sondern auch zahlreiche Unschuldige.
Zusammengefasst: Die Handlung war okay, aber Scarlett macht es mir leider unmöglich, eine Leseempfehlung auszusprechen.
Nach dem Tod ihres kleinen Bruders landet Nathalie in der Psychiatrie, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Bis sie auf Lucas trifft. Er ist der einzige, der sie zu verstehen scheint, der einzige, der ihr Leid nachempfinden kann. Nach und nach kommen die beiden sich näher. Doch leicht ist es nicht, ihre persönlichen Dämonen hinter sich zu lassen ...
"Morgen und die Ewigkeit danach" ist Manuela Inusas erster Jugendroman und scheut nicht davor zurück, sehr ernste Themen zu behandeln: Selbstmord, Selbstmordgedanken und psychische Störungen aller Art. Dadurch las sich der Roman trotz der positiven Botschaft, am Leben zu bleiben, sehr schwermütig, was vor allem daran liegt, dass Manuela Inusa ihre Hauptfigur Nathalie sowohl Fortschritte als auch Rückfälle erleiden lässt. Diese realistische Darstellung machte ihre Gefühle sehr glaubwürdig, das Buch selbst aber stellenweise schwer zu lesen, weil nach jedem Lichtblick wieder Dunkelheit zu kommen scheint. Aus diesem Grund würde ich sensiblen Personen davon abraten, es zu lesen - denn so hoffnungsvoll das Ende auch war, ist der Weg bis dahin lang und voller schwer zu schluckender Szenen.
Nathalies Beziehung mit Lucas war sehr süß dargestellt, aber von Lucas selbst hätte ich mir gerne noch mehr Charakter erhofft. Man erfährt zwar, welches Trauma sich in seiner Vergangenheit ereignet hat, aber irgendwie war mir das zu ... wenig? Ich hätte auf jeden Fall gerne mehr aus seiner Vergangenheit erfahren.
Dasselbe gilt für die Nebenfiguren, die größtenteils durch ihr Trauma charakterisiert sind und nicht über die ein, zwei Eigenschaften hinauswachsen, die Nathalie an ihnen feststellt. Hier hätte es sehr gut getan, abgesehen von der Romanze zu Lucas noch eine Freundschaft zu einem der anderen Patienten zu verfolgen.
Wer sich also gerne mit der Hauptfigur identifiziert, nichts gegen schwere Themen hat und gleichzeitig eine süße Liebesgeschichte lesen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Fans von tiefgründigen Nebenfiguren und sich schnell entwickelnden Plots sollten dagegen lieber woanders zugreifen. Mir persönlich hat die Geschichte durchaus ganz gut gefallen, aber über "ganz gut" geht es leider nicht hinaus. Letztendlich bin ich allerdings dankbar, dass Manuela Inusa über ein so wichtiges Thema geschrieben hat.
- The Age of Darkness
- Schatten ü. Behesda
- Katy Rose Pool
- cbj
- Jugendbuch
- Fantasy
- Romanze
- Abenteuer
- LGBTQ
- Trilogie
- Highlight
Nach dem Finale des letztes Bandes haben alle Protagonisten etwas verloren: Ephyra ihre Schwester, Beru die Möglichkeit eines Todes ohne Reue, Anton seine Freiheit, Jude sein Schwert und seine Gabe und Hassan seine Heimat. Hier im zweiten Band suchen sie nach einem Weg, alles zurückzubekommen.
So schließt sich Ephyra einer Diebesbande an, um den Eleasarkelch zu finden, mit dem sie ihre Schwester ein für alle Mal retten könnte. Hassan wird ein Mitglied der Rebellen, stellt aber schnell fest, dass ihre Ansichten nicht immer übereinstimmen. Beru sucht nach einem Weg, ihre Schuld zu sühnen. Und Anton und Jude suchen nach Judes verlorenem Schwert, wobei ihre wachsenden Gefühle zueinander eine zusätzliche Hürde bilden ...
Schon der erste Band begeisterte mich sehr und dem zweiten gelang es ebenfalls mühelos. Besonders gefiel mir zum einen Judes und Antons aufblühende Beziehung, zum anderen Ephyras abenteuerliche Suche nach dem Kelch. Berus und Hassans Storylines haben mir auch sehr gut gefallen, vor allem, weil beide eine schockierende Überraschung bereithielten, bei der ich erst mal fassungslos auf die Seite gestarrt habe, ehe ich sie vollkommen begriff.
Die Romanzen der jeweiligen Charaktere nehmen dieses Mal mehr Raum ein, was mir persönlich sehr gut gefallen hat, weil sie den eigentlichen Plot bereicherten, statt ihm im Wege zu stehen.
Besonders großes Lob möchte ich an das Finale aussprechen - sobald ich den letzten Akt der Geschichte begann, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil sich alles immer weiter hochgeschaukelt hat!
Twists gibt es in diesem Roman natürlich auch. Einige habe mich wirklich sehr erschüttert, manche erriet ich dank der eingestreuten Hinweise schon vorher - aber so oder so gefielen sie mir sehr und ich bin schon gespannt, welche uns im nächsten Band erwarten, der leider erst Januar 2022 erscheint.
Das einzige, was ich zu bemängeln habe, ist der sehr eindimensionale Antagonist, der zumindest hier im zweiten Band nicht viel Gelegenheit hatte, Tiefe zu zeigen. Da die restlichen Haupt- und Nebenfiguren sehr gut charakterisiert sind, war es ein wenig irritierend, dass der Antagonist eine Ausnahme darstellte. Aufgrund einiger eingestreuter Hinweise ist es aber durchaus möglich, dass sich das im dritten Band noch ändern wird.
Insgesamt ein fantastischer Nachfolger des ersten Bandes, der diesen sogar noch übertrumpft!
- Kleinste gemeinsame
- Wirklichkeit
- Mai Thi Nguyen-Kim
- maiLab
- Droemer Knaur
- Sachbuch
- Wissenschaft
- Streitfragen
- Fakten
Durch ihren YouTube-Kanal maiLab habe ich Mai Thi Nguyen-Kim zum ersten Mal kennengelernt und war schnell gefesselt von der Art und Weise, wie sie Informationen verständnisvoll und wissenschaftlich aufarbeitet. Zwar habe ich nicht alle Videos von ihr geschaut, aber doch die meisten, weswegen ich mich darauf freute, die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse hier noch mal im Ganzen zu lesen.
Ob es um Drogen, Videospiele, Männer und Frauen, alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz oder Tierversuche geht - zu jedem der Themen erklärt Mai Thi Nguyen-Kim anschaulich, welche Streitfragen es gibt und was die "kleinste gemeinsame Wirklichkeit" bei jedem Thema ist.
Zusätzlich dazu gibt es regelmäßig Boxen, in denen vertieft auf ein im eigentlichen Text nur angeschnittenes Thema eingegangen wird. Während diese Boxen meinen Lesefluss manchmal störten, weil sie oft mitten im Text kamen, war der Inhalt der Boxen an sich sehr interessant und größtenteils Wissen, das in maiLabs Videos ebenfalls nur angeschnitten war und jetzt hier ausführlich(er) erläutert wird.
Hier kommen wir dann auch zum einzigen Schwachpunkt des Buches: maiLabs Videos. Da sie größtenteils die Dinge beschrieben hat, zu denen sie auch Videos veröffentlichte, ist das Buch zwar durchaus für diejenigen interessant, die ihre wichtigsten Themen gerne gebündelt lesen wollen, aber dafür weniger für die Menschen, die ihre Videos bereits sehr gut kennen und erwarten, eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen zu sammeln. Mit Ausnahme der Boxen erfährt man relativ wenig Neues, sondern liest im Grunde eine Verschriftlichung ihrer Videos. Was an sich nicht schlecht ist, weil ich persönlich es liebe, einen übersichtlichen Text vor mir zu haben, mir aber sehr gut vorstellen kann, dass das nicht für alle wichtig ist.
Aber natürlich kann man das Buch allein deswegen kaufen, um die wundervolle maiLab zu unterstützen - verdient hat sie es allemal!
- The Age of Darkness
- Feuer über Nasira
- Katy Rose Pool
- Cornelia Dörr
- cbj
- Der Hörverlag
- Jugendbuch
- Fantasy
- LGBTQ
- Trilogie
- Hörbuch
- Highlight
Eigentlich bin ich kein Hörbuch-Fan, aber da mir "The Age of Darkness - Feuer über Nasira" so gut gefiel, in Kürze der zweite Teil erscheint und mir die Hörproben sehr gefallen haben, habe ich mir den Hörbuch-Download einfach mal gegönnt und bin ein weiteres Mal in diese wundervolle Jugendfantasy-Geschichte eingetaucht.
Cornelia Dörr hat mir gezeigt, dass ich bei den bisherigen Hörbüchern, die ich ausprobierte, wohl einfach Pech hatte, denn dieses hier gefiel mir ausgesprochen gut. Sie liest die Geschichte je nach Anlass mal ruhiger und mal emotionaler vor und schafft es hervorragend, jedem Charakter die richtige Stimme und Stimmlage zu geben. Insgesamt habe ich pro Tag je einen der drei Akte gehört und musste mich zwingen, nicht einfach weiterzuhören, weil ich unbedingt wissen wollte, wie sie kommende Kapitel spricht.
Ihre Stimme im Allgemeinen ist sehr angenehm, sodass ich auch die "Infodump"-Absätze, die es stellenweise gab, gerne gehört habe; am meisten haben mir jedoch die Dialoge und Actionszenen gefallen, weil sie immer den richtigen Tonfall fand und die Charaktere und die Handlung so allein durch ihre Stimme lebendig werden ließ.
Pluspunkte gibt es auch dafür, dass es sich um eine ungekürzte Lesung handelt, was bei einem Buch mit fast 600 Seiten nicht selbstverständlich ist. Schade insofern, dass es vom zweiten Teil anscheinend kein Hörbuch geben wird; diesem hätte ich nämlich auch sehr gerne gelauscht!
Nachdem Grey herausgefunden hat, dass er als Rhens Halbbruder der wahre König von Emberfall ist, befindet er sich auf der Flucht, entschlossen, Rhen die Herrschaft zu überlassen. Nur ist das leichter gesagt als getan, denn der wahre Erbe wird nicht nur von Rhen, sondern auch von der skrupellosen Königin Karis Luran und ihren Töchtern gesucht. Als sowohl Grey als auch Karis Lurans Tochter Lia Mara in Rhens Gefangenschaft geraten, weigert Grey sich, Rhen die Wahrheit zu sagen - während Lia Mara sie herausfindet ...
Bereits der erste Teil der Trilogie, "Ein Fluch so ewig und kalt", gehörte zu den besten Jugendbüchern, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Glücklicherweise finde ich auch den zweiten Teil sehr gelungen und habe ihn innerhalb kürzester Zeit gelesen!
Brigid Kemmerers große Stärke ist es, ihre Hauptcharaktere sympathisch und ihre Romanzen realistisch zu beschreiben. Sowohl Grey als auch Lia Mara sind mir unglaublich ans Herz gewachsen und ihre aufblühende Romanze fühlte sich wunderbar real an. Doch auch die Nebencharaktere verdienen eine Erwähnung - ich war positiv überrascht, wie schnell es Brigid Kemmerer gelang, dass mir selbst Charaktere mit wenig Screentime (z.B. Parrish, einer von Lia Maras Wachen) ans Herz wuchsen.
Trotzdem hätte ich mir gerne noch mehr Screentime für bestimmte Charaktere und Beziehungen gewünscht - hervorzuheben ist Lia Maras Schwester Nolla Verin, zu der sie eine komplizierte Beziehung hat, von der ich gerne noch mehr gelesen hätte. Es gibt durchaus ein paar wichtige Momente mit ihnen, aber da mich ihre Beziehung besonders faszinierte, hätte ich nichts gegen noch mehr Szenen gehabt!
Wer noch mehr Szenen tatsächlich gebraucht hätte, ist Rhen. Er war ein unglaublich sympathischer und vielschichtiger Charakter im ersten Teil, aber dadurch, dass man hier seine Sicht der Dinge nicht mehr liest, kam er mir stellenweise äußerst kalt und grausam vor. Deshalb hoffe ich, dass sowohl er als auch Harper im dritten Teil wieder Sichtcharaktere sein werden, damit man seine Beweggründe besser versteht.
Das sind jedoch alles keine Kritikpunkte, sondern einfach Dinge, die ich zusätzlich noch gerne gehabt hätte. Die Charaktere, die Romanze und die eigentliche Handlung haben mich rundherum begeistert und ich freue mich deshalb umso mehr auf den dritten Teil!