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Fakten sind auch nur Meinungen
272 Seiten

Nachdem mir bereits Jens Foells „Foellig nerdiges Wissen“ sehr gut gefallen hatte, war ich neugierig, was für neues Wissen „Fakten sind auch nur Meinungen“ enthalten würde – und war trotz vieler Beispiele, die ich bereits kannte, positiv überrascht davon, wie kompakt und übersichtlich die verschiedenen Probleme (und mögliche Lösungen) präsentiert wurden.

Natürlich habe ich mich oft dabei erwischt, selbst auf gewisse Probleme hereinzufallen. Gleich beim ersten Teil, dem „Hinschauen“, und dem ersten Kapitel, „Wir übersehen Dinge“, bin ich nicht darauf gekommen, dass es wahrnehmbare Hinweise gibt, die man schlicht ignoriert, um seinen Punkt festzumachen; stattdessen habe ich das Gedankenspiel mit den zwei Embyros als solches akzeptiert. Das ist bei mir definitiv eine Schwäche: Bei Gedankenspielen bin ich eher bereit dazu, mögliche Fehler in der Logik zu ignorieren, was sich auch auf das wahre Leben auswirkt.

Andere Probleme sind mir bewusster (so das zweite, „Wir beobachten und erinnern schlecht“ und das dritte, „Wir können nur messen, was wir haben“), was natürlich nicht heißt, dass ich nicht ebenfalls in sie tappe, aber zumindest weiß, dass ich es tue.

Das vierte Problem, „Wir hinterfragen unsere Methoden nicht“, war eines meiner Lieblingskapitel, weil das Phantom-Beispiel mir einerseits unbekannt war und es andererseits hervorragend illustrierte, wie stur wir sein können, wenn es um scheinbar objektive Daten geht.

Mein allgemeiner Lieblingsteil war „Hypothesen testen“, weil er viele gute Beispiele, wichtige Probleme und praktische Lösungsansätze enthielt. Speziell die Anwendung der Fermi-Schätzung war beeindruckend, aber auch das Suchen nach Erklärungen für scheinbar unerklärliche Vorkommnisse und die Wichtigkeit des Falsifizierens waren beide hilfreich.

Danach zeigte der „Interpretieren“-Teil hervorragend, wie schwierig es ist, die richtige(n) Erklärung(en) zu finden. Das Marshmallow-Beispiel gehört dabei wohl zu den bekanntesten, weshalb mir die Beispiele im „Wir wissen nicht, welche Erklärung stimmt“ umso besser gefielen. Ob es nun ein Stein vom Mars oder rechnende Bienen sind: Ich war sehr fasziniert davon, die möglichen Erklärungen dazu zu lesen, wobei das ECREE-Prinzip zu den Dingen gehört, die ich als Hilfsmittel besonders praktisch fand. Die übrigen zwei Kapitel in diesem Teil waren mir wieder bekannter, aber deshalb nicht unwichtiger.

Zuletzt gab es den Teil des „Weitererzählens“, der sich mit dem Lesen und Bewerten von Studien befasst. Schon in den vorigen Kapiteln habe ich gemäß meiner Interessen Recherchen zu gewissen Beispielen betrieben, doch das war der Teil, bei dem ich noch motivierter war, das zu tun. Tatsächlich kann ich kaum fassen, dass die beschriebenen Studien an einem Peer Review vorbeigekommen sind, wobei es, wie Jens Foell beschreibt, leider auch Verlage gibt, die Studien ohne Peer Review veröffentlichen.

Zusammengefasst hat dieses Sachbuch mich an alte Erkenntnisse erinnert und mir neue beschert, oder auch: Mir bewusst gemacht, dass selbst die Wissenschaft nicht komplett ohne Meinung auskommt, weil selbst bei existierenden Fakten die Schwäche der Menschen zum Vorschein kommt: Unsere eigene Subjektivität.

Beklaute Frauen
411 Seiten

Mileva Marić, Clara Immerwahr, Eleanor Marx, Elisabeth Hauptmann, Rosalind Franklin, Lise Meitner, Jocelyn Bell Burnell, Noor Inayat Khan und noch viele mehr: Frauen, die Geschichte schrieben, deren Leistungen allerdings Männern zugeschrieben wurden. Männer, an deren Namen man sich bis heute erinnert, während die Frauen in Vergessenheit gerieten.

Doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste: Das Schlimmste ist, dass die Vorurteile und Abhängigkeiten, mit denen sich die damaligen Frauen auseinandersetzten, bis heute Bestand haben. Und nicht nur sie: Auch queere Personen, BIPOCs, religiöse Minderheiten und im Grunde jede Person, die kein heterosexueller, weißer cis Mann ist, kämpft bis heute darum, gesehen, akzeptiert und gewürdigt zu werden. Denn so sehr sich die Situation verbessert hat, ist gleichzeitig vieles erschreckend gleich geblieben. Immer noch werden Menschen, die nicht dem perfekten Bild der westlichen Gesellschaft entsprechen, benachteiligt, diskriminiert und bedroht.

Die Art und Weise, wie Leonie Schöler das Leben der vergessenen Frauen beschrieb, war fesselnd und frustrierend zugleich, weil die vielen Fakten nur allzu sehr betonten, wie furchtbar das Leben der Frauen früher war – und stellenweise heute noch ist. So sehr sie auch darum kämpften, Anerkennung für ihre Taten zu bekommen, scheiterten sie in der Regel und bekamen sie nur lange nach ihrem Tod, standen aber selbst dann im Schatten der bekannteren Männer, mit denen sie forschten. Ob es nun Einsteins erste Frau, Marx’ Tochter oder Brechts Mitarbeiterin ist: Im Gegensatz zu den Männern sind ihre Namen so gut wie unbekannt und auch ich muss zugeben, dass ich vor der Lektüre dieses Sachbuchs noch nie von ihnen gehört hatte. Umso wichtiger ist es, sich dieser Frauen zu vergegenwärtigen, damit sie nie wieder vergessen werden.

Durch den lockeren Schreibstil war es leicht, Leonie Schölers Ausführungen zu folgen, sodass selbst Menschen, die normalerweise keine Sachbücher lesen, hier gut zurechtkommen werden. Selbstverständlich ist dieses Sachbuch nicht nur für Frauen geeignet – tatsächlich finde ich, dass Männer vermutlich noch mehr von der Lektüre profitieren können. Denn obwohl die Ungerechtigkeit, die zwischen Männern und Frauen (und anderen Gruppen) besteht, durchaus bekannt ist, realisiert man sie selten so stark wie hier. Deshalb würde ich dieses Sachbuch allen Personengruppen empfehlen, die etwas verändern wollen!

Frankenstein oder Der moderne Prometheus (illustriert)
262 Seiten

Frankenstein ist ein absoluter Klassiker, doch gehört er wohl zu den Romanen, von denen die meisten gehört, aber noch nie selbst gelesen haben. Weil ich interessiert daran war, worum es denn jetzt eigentlich in Frankenstein geht. Zu meiner Freude handelt es sich tatsächlich um einen fesselnden Roman, der die Geschichte Frankensteins und seiner erschaffenen Kreatur auf zugleich packende und tragische Weise erzählt.

Am Anfang wird Viktor Frankenstein zunächst am Nordpol von einem gewissen Robert Walton aufgelesen, wo er auf der Suche nach seiner Kreatur ist. Walton will wissen, was genau passiert ist und Frankenstein erzählt ihm seine Geschichte: Wie er recht früh ein Interesse für die Wissenschaft entwickelte, die er an der Universität in Ingolstadt weiter vertiefte und schließlich beschloss, Leben zu erschaffen, woraus seine altbekannte Kreatur entstand. Entsetzt darüber, was er tat, rannte er davon, was der Kreatur Zeit gab, zu fliehen. Erst Jahre später, nachdem ein Familienmitglied Frankensteins ermordet wurde, sehen sie sich wieder und Frankensteins Kreatur erzählt ihm, wie es ihm erging …

Die Geschichte war um einiges tragischer, als ich es vermutete; das betrifft nicht nur den Tod einiger meiner liebsten Charaktere, sondern auch das Leben Frankensteins und seiner Kreatur. Beide Charaktere haben Schreckliches, mir aber auch leid getan. Und das fand ich wohl am faszinierendsten: Dass keiner von beiden von Grund auf „böse“ ist, sondern nachvollziehbare Gründe für sein Handeln hat, so grausam dieses auch sein mag. Zwar war ich am Ende eher auf Frankensteins Seite, aber wie gesagt fand ich beide Seiten gleichermaßen faszinierend – und tatsächlich war es die Erzählung der Kreatur, die ich am interessantesten fand!

Vom Schreibstil her ist der Roman überraschend gut zu lesen; man merkt zwar, dass er „altertümlicher“ ist, aber er war trotzdem angenehm genug. Ich mochte auch die Extras, die in der Coppenrath-Ausgabe enthalten sind und dem Roman einen ganz eigenen Charme verleihen.

Insgesamt also ein Klassiker, der sich zu lesen lohnt!

& Geschichten aus der Geschichte
250 Seiten

Es gibt viele Ereignisse der Geschichte, die halb vergessen sind und viele Personen, die trotz ihrer unglaublichen Taten nicht gewürdigt werden. Zwanzig dieser Ereignisse und Personen haben Richard Hemmer und Daniel Meßner ausgewählt, um uns zu zeigen, wie unsere Welt zu der wurde, die sie heute ist. Es geht vornehmlich um Reisen, aber auch allgemein um faszinierende Persönlichkeiten, von denen man in der Regel noch nie gehört hat. Und das hat mir definitiv an dem Sachbuch gefallen – dass ich dadurch über Menschen und Erlebnisse lernen konnte, von denen ich zuvor nichts wusste.

Doch wie es meistens bei solchen Anekdoten ist, gab es auch ein paar, die ich nicht so interessant fand – und in diesem Fall heißt „ein paar“ fast die Hälfte. Die Anekdoten, die ich mochte, mochte ich sehr und stellte danach teils sogar meine eigenen Recherchen an, doch dafür konnte ich fast der Hälfte der Anekdoten nichts abgewinnen – was insofern erwähnenswert ist, dass ich es eigentlich nicht gewöhnt bin, dass die Anzahl so hoch ist. Ich habe schon ein paar Sachbücher gelesen, die mehrere Ereignisse und Personen vorstellen, kann mich jedoch nicht erinnern, dass die Zahl der Kapitel, die mich nicht allzu interessierten, fast die Hälfte betrug.

War das Lesen deshalb eine Zeitverschwendung? Auf keinen Fall! Denn wie gesagt konnte mich über die Hälfte der Anekdoten überzeugen – und auch, wenn das weniger sind als bei anderen Sachbüchern dieser Art, fand ich die Qualität dieser Anekdoten dafür umso höher. Hier hilft es auch, dass mit zwanzig Kapiteln, die etwa zehn bis fünfzehn Seiten lang sind, eine angenehme Länge gefunden wurde, um die jeweiligen Ereignisse ausführlich zu beschreiben, ohne dabei auszuufern. So hat man genug von den Kapiteln, die einen interessieren, aber nicht zu viel von den Kapiteln, bei denen das nicht der Fall ist.

Deshalb finde ich das Sachbuch durchaus empfehlenswert – aber eben mit der Einschränkung, dass nicht jedes Kapitel gleich interessant für alle Leser sein wird. Meine Highlights waren unter anderem „Ada Blackjack“, „Eine Weltreise auf vier Rädern“, „Der meistgereiste Mann des Mittelalters“ und „Unsinkbar“, während andere Leserinnen und Leser sicher andere Highlights haben werden. Lowlights waren dafür „Über Vogelkot und Brot aus der Luft“, „Auf Bratkur und Pinguindiät“, „Inselverzwergung im Dinosaurierland“ und „Mit dem Finger auf der Landkarte“. Es ist vollkommen möglich, dass meine Highlights für andere Leser Lowlights sind (und umgekehrt), weshalb ich das Sachbuch denjenigen empfehlen möchte, die eine kurzweilige und abwechslungsreiche Lektüre suchen – sofern sie dabei beachten, dass vermutlich nicht jedes Kapitel interessant für sie sein wird.

Welches Recht gilt bei Mord im Weltraum?
304 Seiten

Unsere Welt ist voller kurioser Gesetze, Urteile und skurriler Rechtssituationen. Doch welche davon sind eigentlich rechtsgültig? Und warum? Diese und viele andere Fragen beantwortet Christian Solmecke in seinem humorvollen Buch „Welches Recht gilt bei Mord im Weltraum?“

Es handelt sich hierbei um eine kurzweilige Lektüre, die zahlreiche reale und einige hypothetische Situationen auf witzige Weise zusammenfasst und erklärt. Wie der eine Mann, der plötzlich feststellen musste, dass er offiziell als tot gilt und nicht mehr für lebendig erklärt werden kann. Oder auch der berühmte Fall hinter dem „Red Bull verleiht Flügel“-Slogan. Natürlich ist auch die Polizei sowohl als Opfer als auch als Täter dabei. Und noch viel, viel mehr Anekdoten: Zum Beispiel der Mann, der siebzig Jahre ohne Führerschein gefahren ist, oder die Frau, die ihr Grundschulzeugnis gefälscht hat. Oder auch die KI, die einen Anwalt wollte. Am amüsantesten fand ich wohl die „Hans im Glück“-Geschichte, aber auch viele andere konnten mir ein Schmunzeln entlocken.

Ernste Fälle gibt es hierbei natürlich auch. Neben dem berühmten McDonalds-Fall, der hier zum Glück korrekt dargestellt wurde, geht es auch um tote oder verkaufte Haustiere und um unglückliche Situationen. Am schreckenerregendsten finde ich wohl die ganzen Ehe-Gesetze und -Pflichten, von denen ich bisher nicht wusste, dass sie tatsächlich existieren. Insofern bietet dieses Buch nicht nur eine humorvolle Lektüre für Zwischendurch, sondern bringt einem auch definitiv etwas bei.

Gemerkt habe ich mir von den vielen beschrieben Fällen natürlich nicht alle, nur ein paar besonders beeindruckende haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Aber das ist bei der puren Anzahl natürlich zu erwarten, weshalb ich die kurzen Kapitel auch nicht als Kritik ansehe, sondern im Gegenteil perfekt dafür geeignet, einfach mal für Zwischendurch etwas zu lesen. Allgemein liebe ich den Mix aus Humor und Wissenswertem und Christian Solmecke hat ihn wirklich wunderbar hinbekommen!

Love, theoretically
537 Seiten

Elsie ist Theoretische Physikerin, verdient sich ihr Geld allerdings hauptsächlich damit, sich als Fake-Freundin anzubieten. Als sie endlich die Chance auf ihren Traumjob bekommt, ist ihr Schock allerdings groß, als sie erfährt, dass ausgerechnet Jack Smith-Turner über ihr Schicksal entscheiden wird: Ein Experimental-Physiker, der vor Jahren nicht nur die Theoretiker dumm hat dastehen lassen, sondern auch noch der Bruder ihres derzeitigen Fake-Freunds ist …

Diese Liebesgeschichte ist locker und humorvoll, schafft es aber, sich durch die wissenschaftlichen Diskussion von anderen Romanzen abzuheben. Klingt vielleicht erst mal langweilig, aber ich fand es wirklich faszinierend, wie Ali Hazelwood mit den besprochenen Themen umgegangen ist. Tatsächlich fand ich die Diskussionen über Theoretische und Experimental-Physik fast schon interessanter als die Romanze!

Wobei diese durchaus süß war. Die Mischung aus Slow Burn und Enemies to Lovers ist hier sehr gut und tatsächlich realistisch umgesetzt. Ich war positiv überrascht darüber, wie gut die Chemie zwischen Elsie und Jack gestimmt hat! Schön war es auch, dass ihre Freundschaften immer noch eine wichtige Rolle spielten, weil speziell die Freundschaft zwischen Elsie und und ihrer Mitbewohnerin Cece mir sehr gefallen hat.

Am besten war aber (neben dem ausgezeichneten Humor!) definitiv Elsies Charakterentwicklung. Am Anfang ist sie jemand, der möglichst alle zufrieden stellen will und deshalb sogar ihre Persönlichkeit verändert, doch im Lauf des Romans steht sie schließlich zu ihren eigenen Meinungen. Das war wirklich schön!

Gibt es also Kritik? Leider ja. Denn so schön ich die Romanze auch fand, hat eine Szene gegen Ende des Romans es mir nahezu unmöglich gemacht, sie im Ganzen zu mögen. Hier meint Jack – unter der Bedingung, Elsie seine aufrichtige Meinung zu sagen –, dass er sie nie wieder gehen lassen wird und sie am liebsten wochenlang in seinem Zimmer einsperren möchte. Für manche mag diese Vorstellung vielleicht romantisch sein, aber ich fand sie vor allem gruselig. Besonders traurig daran ist, dass die Romanze bis dahin so süß war und sie dann so spät den Eindruck erweckte, ungesund zu sein. Zwar minderte das nicht die anderen positiven Aspekte des Romans, aber enttäuscht war ich trotzdem davon.

Von daher ist das hier eine schöne Lektüre für zwischendurch, die für mich aber nicht durch die Romanze, sondern vor allem durch Elsies Charakterentwicklung und die naturwissenschaftlichen Diskussionen brilliert.

Foellig nerdiges Wissen
288 Seiten

Die Welt ist voll von Dingen, die man „wissen sollte“. Doch wer entscheidet eigentlich, was wissenswert ist? Warum wissen die meisten, was der Stein von Rosetta ist, aber kaum jemand, was die Behistun-Inschrift ist?

Diese Kernfrage – „Was ist wissenswert?“ – wird in den 42 Kapiteln beleuchtet, in denen Dr. Jens Foell uns kuriose, interessante, gruselige und ja – wissenswerte Fakten vorstellt. Das tut er in einem lockeren Stil, der sich leicht lesen lässt, sodass man auch als Laie problemlos mitkommt. Hilfreich war es auch, dass er viele Filme und Spiele als Referenzen zurate zieht, sodass man sich die Fakten nicht nur besser verdeutlichen, sondern auch besser merken kann.

Einige Fakten habe ich sogar zumindest teilweise schon gekannt (4'33'', anterograde Amnesie, der Ophiocordyceps unilateralis, der Voyager Golden Record), doch hat Dr. Foell mein Wissen um sie noch um einiges erweitert. Viele Fakten waren mir auch gänzlich unbekannt, und dass, obwohl sie so interessant waren, dass sie imho zum Allgemeinwissen zählen sollten: Lemuria, der „Corrupted Blood“-Vorfall, Schleimpilze, Conways Spiel des Lebens … und so viel mehr. Auch allgemeinere Fakten werden vorgestellt: Warum die Gruppe manchmal weniger weiß als ihre einzelnen Mitglieder, warum man sich Statistiken nicht einfach ausdenken kann, warum man nicht existente Dinge manchmal fühlen kann und warum manchmal der Schwächste überlebt.

Insofern ist dieses Sachbuch für alle Menschen geeignet, die ihr Wissen auf humorvolle Weise erweitern wollen – unabhängig von ihrer Nerdigkeit ;-)

Die Unannehmlichkeiten von Liebe – Die deutsche Ausgabe von „Loathe to Love You“
496 Seiten

Mara, Sadie und Hannah sind Wissenschaftlerinnen und beste Freundinnen. Und sie alle haben es in der Liebe schwer. Umweltwissenschaftlerin Mara erbt ein Haus, das zum Teil leider auch Liam gehört, dessen Firma sich im Grunde für die Zerstörung der Umwelt einsetzt. Ingenieurin Sadie bleibt mit Erik in einem Aufzug stecken, den sie nach einer überwältigenden Nacht und einer gewaltigen Lüge nie wieder sehen wollte. Und NASA-Wissenschaftlerin Hannah gerät während ihres Projekts, gegen das Ian Veto eingelegt hatte, in einer Gletscherspalte verloren. Sehr bald merken alle drei, dass sie doch mehr mit ihren jeweiligen „Erzfeinden“ verbindet, als sie ursprünglich dachten …

Dieser Roman besteht aus drei Kurzgeschichten, wobei diese jedoch nicht nur aufgrund ihrer Länge (ca. 160 Seiten), sondern auch aufgrund ihrer Erzählweise und Detailliebe wie vollständige Geschichten wirken. Das hat mich positiv überrascht, weil viele Kurzgeschichten im Allgemeinen zu abrupt auf mich wirken, ich dieses Gefühl hier aber nicht hatte.

Locker zu lesen sind sie alle drei allemal, wenn auch definitiv nicht perfekt. Das, was mich am meisten gestört hat, war zum Einen, wie oft das Wort „ficken“ verwendet wurde, weil es eine ausschließlich körperliche Anziehungskraft implizierte; und zum Anderen, dass alle drei Männer zugeben, im Grunde seit der ersten Begegnung davon fantasiert zu haben, mit der jeweiligen Protagonistin zu schlafen, was für mich creepy rüber kam und den Eindruck verstärkte, dass die Beziehungen eher sexueller als romantischer Natur sind. (Was natürlich in Ordnung ist, aber bei einem Liebesroman erwarte ich eine stärkere Ausprägung in Richtung Romanze.)

Die Handlungen außerhalb der Sexszenen waren nämlich richtig gut, sodass ich ein wenig enttäuscht war, wie durch ein paar vulgäre Worte der Eindruck einer süßen Liebesgeschichte schnell geschmälert wurde. Jetzt noch ein paar Worte zu den jeweiligen Geschichten:

Mara: Ich fand es überraschend natürlich beschrieben, wie ihr Hass auf Liam sich eventuell in Liebe verwandelte. Die beiden verbringen eine Menge Zeit miteinander und man kauft ihnen ihre Anziehung problemlos ab.

Sadie: Ich fand es cool, wie mit ihrem Aberglauben umgegangen wurde, aber davon abgesehen war ich kein allzu großer Fan ihrer Geschichte; sie hatte imho einen zu großen Fokus auf Sex und einen zu kleinen auf Liebe.

Hannah: Ich fand Hannah als Protagonistin sehr cool, vor allem, weil bei ihr gleich klargestellt wird, dass sie gerne Sex und es nicht so mit Dating hat. Außerdem war ihre Geschichte die wohl spannendste, auch wenn das Ende natürlich offensichtlich ist.

Insgesamt sind die Geschichten eine super lockere, leicht zu lesende Lektüre, die ich zwar nicht schlecht, aber aufgrund der erwähnten Kritikpunkte auch nicht großartig fand; wer gerne spicy Geschichten mit dem Enemies-to-Lovers-Trope liest, wird hier wohl mehr Freude finden.

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«
448 Seiten

Bee Königswasser ist Neurowissenschaftlerin, leidenschaftlicher Fan von Marie Curie und hält nichts von der Liebe. Stattdessen pflegt sie die Lebenseinstellung "Was würde Marie Curie tun?", zu dem sie sogar einen erfolgreichen Twitter-Account pflegt. Als sie ihren Traumjob bei der NASA angeboten bekommt, ist sie überglücklich, was jedoch nicht lange hält, als sie erfährt, dass ihr Laborpartner ihr Erzrivale Levi Ward ist. Schon bald merkt sie, dass Levi ihr ganz und gar nicht feindselig gesinnt ist, doch zögert sie, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Schließlich ist auf die Liebe nie Verlass - oder?

In diesem lockeren, lustigen Roman erzählt Ali Hazelwood nicht nur eine schöne (und auf gute Weise vorhersehbare) Liebesgeschichte, sondern geht dabei durchaus auf ernstere Themen ein, speziell die Ungerechtigkeit standardisierter Tests, die Minderheiten benachteiligen und ohnehin fast nichts über die Qualität der Prüfungsteilnehmer aussagen. Das fand ich besonders faszinierend, weil der Roman an sich leichte Lektüre für zwischendurch ist, ihn diese Themen aber positiv hervorgehoben haben.

Besonders cool fand ich das Finale, das nicht nur spannend war, sondern sogar einen Twist zu bieten hatte, der mich ganz schön überrascht hat. Aus Spoilergründen werde ich hier aber natürlich nicht mehr verraten.

Auch die anderen Charaktere (speziell Rocío und Mareike) haben mir sehr gefallen, sowie der Schreibstil, der sich wunderbar flüssig und angenehm las.

Insgesamt also ein lohnenswerter Zeitvertreib, wenn man ein schönes Buch für Zwischendurch braucht!

HOW TO - Wie man's hinkriegt
384 Seiten

Weil mir die beiden What-If-Teile von Randall Munroe so gut gefallen haben, beschloss ich, nun auch „How To“ zu lesen, was teils sogar nach dem selben Prinzip funktioniert (im Sinne von „Was wäre, wenn ich ein Paket aus dem All auf die Erde fallen lassen würde?“), aber insgesamt doch sehr anders ist, weil Randall Munroe den Fokus nicht nur auf die möglichen Konsequenzen legt, sondern vor allem verschiedene (absurde) Möglichkeiten beschreibt, die normalsten Tätigkeiten zu erledigen. Wie kann man auf möglichst komplizierte Weise über einen Fluss kommen, das Wetter vorhersagen oder ein Selfie machen? Diese und viele andere Fragen beantwortet Randall Munroe ausführlich und mit einer Prise Humor.

Ich war dabei erstaunt, wie viel ich tatsächlich lernte; denn obwohl die Vorschläge selbst natürlich niemals umgesetzt werden sollten, war es sehr interessant, zu erfahren, welche ähnlichen Versuche bereits unternommen wurden und warum genau diese nicht effizient waren. Mein Lieblingskapitel war wohl „Wie man's hinkriegt, eine Poolparty zu schmeißen“, weil das so absurd und herrlich wurde, dass es eine Freude war. Der Humor im Allgemeinen ist allerdings definitiv weniger vorhanden als in den What-If-Teilen; natürlich gibt es lauter witzige How Tos und Zeichnungen, aber letztendlich überwiegen die (zum Glück interessanten) Informationen, die man durch die Lektüre lernt.

In diesem Sinne würde ich das Buch vor allem den Lesern empfehlen, die guten Humor zu schätzen wissen, aber es bevorzugen, wenn sie dabei ein paar interessante Fun Facts lernen. Diejenigen allerdings, die nur die What-If-Teile gelesen haben und vor allem Randall Munroes Humor zu schätzen wissen, werden die Lektüre eventuell nicht ganz so sehr genießen. Ich persönlich mochte das Buch durchaus, mochte die beiden What-If-Teile allerdings mehr. Trotzdem würde ich ein „How To 2“ definitiv lesen!

What if? 2 - Was wäre wenn?
416 Seiten

Im zweiten Teil von "What if?" beantwortet der Wissenschaftler und Comiczeichner Randall Munroe weitere absurde hypothetische Fragen auf wissenschaftliche und humorvolle Weise. Im Grunde sind die Antworten unnützes Wissen, weil sie im wahren Leben niemals Anwendung finden könnten (bzw. sollten), aber gerade das macht natürlich den Reiz des Sachbuchs aus: Herauszufinden, wie man kuriose Ideen umsetzen kann, welche Probleme es gäbe und woraus die Konsequenzen bestünden. Die Art und Weise, wie Randall Munroe das alles beschreibt, hat mich mehrmals zum Lachen gebracht, weil er die realistischen Folgen so wunderbar visualisiert.

Beispiel: Wie lange bräuchte ein Mensch, um mit einem Auto das Ende des sichtbaren Universums zu erreichen, unter der Annahme, das dieses nicht mehr weiter expandiert? Antwort: Man könnte bis dahin das Leben aller Menschen, die je gelebt haben, in Echtzeit (!) hundertfünfzig Mal abspielen, und hätte noch nicht mal ein Prozent des Weges zurückgelegt. Bis zum Ende müsste man den ganzen Vorgang nochmal hundert Mal wiederholen - und das wäre nur die Strecke bis zum Ende des sichtbaren Universums, ohne geplante Rückfahrt.

Solche und viele weitere faszinierende Fragen beantwortet Randall Munroe auf sehr unterhaltsame Art und Weise, wobei das Sachbuch aufgrund der vielen verschiedenen Fragegebiete, die es abdeckt, für so ziemlich jeden Leser eine gute Lektüre sein sollte. Das Schöne ist auch, dass es sehr gut zum "zwischendrin blättern" geeignet ist, sodass man das Buch gar nicht in einem Rutsch lesen muss bzw. zuerst die Kapitel lesen kann, die einen am meisten interessieren. So oder so hat man ein sehr amüsantes Leseerlebnis!

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
443 Seiten

Olives Freundin Anh ist in Olives Exfreund verliebt, möchte allerdings nichts mit ihm anfangen, weil sie fürchtet, Olive könne ihn noch lieben. Da das nicht der Fall ist und Olive ihre Freundin ermuntern möchte, diese Beziehung einzugehen, küsst sie spontan den ersten Mann, der ihr in Anhs Anwesenheit über den Weg läuft - und der sich ausgerechnet als Adam Carlsen herausstellt, der überall als Arschloch verschrien wird. In ihrer Not ist sie gezwungen, eine Beziehung mit ihm vorzutäuschen, die sich bald als nicht ganz so fake erweist, wie es ursprünglich geplant war ...

"Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" spielt im naturwissenschaftlichen Milieu, das die Autorin, die selbst Wissenschaftlerin ist, sowohl akkurat als auch humorvoll dargestellt hat. Gerade, wenn man sich ein klein wenig auskennt, lassen die Witze einen schmunzeln, aber auch ohne jegliches Wissen gibt es in dieser Romanze eine Menge zu lachen, wofür vor allem die Dynamik zwischen Olive und Adam sorgt.

Gegenüber Olive verhält sich Adam überaus freundlich, während er andere mit seiner Strenge sogar zum Weinen bringt - was natürlich nicht gerade eine gute Eigenschaft ist. Wenn jemand nur freundlich zu dir ist, alle anderen aber wie Dreck behandelt, ist dieser Jemand keine gute Person. Das Schöne dabei ist, dass dieses Thema sogar angesprochen wird und Adam, der nicht merkte, wie harsch er sich verhielt, nicht nur seine Sichtweise mitteilt, sondern sich auch bessert.

Olives und Adams Liebesgeschichte erfüllt so ziemlich alle Klischees des Fake-Datings, die man sich vorstellen kann, einschließlich zahlreichen unnötigen Lügen und Missverständnissen, ohne die diese Geschichte um einiges kürzer wäre. Doch dadurch, wie selbstironisch Olive davon erzählt, habe ich das Lesen trotzdem genossen - mir war vollkommen klar, dass ich hier nur eine von zahlreichen Liebesromanen lese, von denen es sowohl bessere als auch schlechtere gibt, doch Ali Hazelwoods Schreibstil nahm mich so gefangen, dass ich auf einmal vollkommen verstand, warum das Genre so beliebt ist.

Wenn man etwas Lockeres, Lustiges und Romantisches zum Lesen braucht, was sich selbst nicht ganz so ernst nimmt, hat man hiermit eine gute Wahl getroffen; definitiv nur ein Roman für Zwischendurch, aber als Zwischenmahlzeit durchaus schmackhaft!

& Der Hund, der Eier legt
320 Seiten

„Der Hund, der Eier legt“ hat mich durch seinen Titel und seinen Untertitel („Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken“) schnell angesprochen, doch während ich das Sachbuch letztendlich sehr interessant fand, entsprach es nicht ganz den Erwartungen, die ich an es gesetzt hatte.

Titel und Untertitel suggerieren, dass es sich um ein locker zu lesendes Sachbuch handelt, das einen über Irrtümer aufklärt und Wege anbietet, sie zu erkennen. Und während es technisch gesehen genau das tut, ist es um einiges naturwissenschaftlicher und mathematischer aufgebaut, als es den Anschein hat. Statistiken spielen eine zentrale Rolle und werden von den Autoren fleißig berechnet und erklärt. Das war teilweise sehr mühsam zu lesen, weil mich die genauen Zahlen weit weniger interessiert haben als Strategien, ihre Fehlinformationen anhand anderer Kriterien zu erkennen. Allein deshalb würde ich dieses Sachbuch wirklich nur denjenigen empfehlen, die ein wenig in die Tiefe gehen wollen, was verschiedene Beispiele der manipulativen Zahlenverdrehung betrifft.

Darunter gibt es auch viele bekannte Beispiele, die Rolf Dobelli später in „Die Kunst des klaren Denkens/klugen Handelns/guten Lebens“ ebenfalls aufgeführt hat. Es war interessant, hier eine der Ursprungsquellen zu sehen, weil hier nicht nur die Beispiele selbst, sondern auch Grafiken und Tabellen zum näheren Verständnis abgebildet sind.

Das einzige Thema, das ich mit kritischen Augen betrachtete, war die Aussage der Autoren, globale Erwärmung würde nicht existieren und der Treibhauseffekt unterläge fälschlichen Annahmen. Natürlich gibt es auch dazu Grafiken, die das belegen sollen, doch ausgerechnet diese waren nicht besonders überzeugend. Von den Thesen, die die Autoren aufstellen, ist diese hier definitiv die gewagteste, alle anderen bewegen sich im Rahmen des Nachvollziehbaren.

Positiv zu erwähnen, sind die vielen praktischen Übungen, die man selbst als Leser durchführen kann, um zu überprüfen, ob die Autoren mit ihren Hypothesen richtig liegen. Hier sollte man am besten ein paar Würfel griffbereit haben.

Insgesamt ist mir dieses Sachbuch zu mathematisch geworden, was allerdings nichts daran ändert, dass es trotzdem wertvolle Erkenntnisse lieferte, die sich zu einem bemerkenswerten Teil direkt praktisch testen ließen.

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
368 Seiten

Durch ihren YouTube-Kanal maiLab habe ich Mai Thi Nguyen-Kim zum ersten Mal kennengelernt und war schnell gefesselt von der Art und Weise, wie sie Informationen verständnisvoll und wissenschaftlich aufarbeitet. Zwar habe ich nicht alle Videos von ihr geschaut, aber doch die meisten, weswegen ich mich darauf freute, die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse hier noch mal im Ganzen zu lesen.

Ob es um Drogen, Videospiele, Männer und Frauen, alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz oder Tierversuche geht - zu jedem der Themen erklärt Mai Thi Nguyen-Kim anschaulich, welche Streitfragen es gibt und was die "kleinste gemeinsame Wirklichkeit" bei jedem Thema ist.

Zusätzlich dazu gibt es regelmäßig Boxen, in denen vertieft auf ein im eigentlichen Text nur angeschnittenes Thema eingegangen wird. Während diese Boxen meinen Lesefluss manchmal störten, weil sie oft mitten im Text kamen, war der Inhalt der Boxen an sich sehr interessant und größtenteils Wissen, das in maiLabs Videos ebenfalls nur angeschnitten war und jetzt hier ausführlich(er) erläutert wird.

Hier kommen wir dann auch zum einzigen Schwachpunkt des Buches: maiLabs Videos. Da sie größtenteils die Dinge beschrieben hat, zu denen sie auch Videos veröffentlichte, ist das Buch zwar durchaus für diejenigen interessant, die ihre wichtigsten Themen gerne gebündelt lesen wollen, aber dafür weniger für die Menschen, die ihre Videos bereits sehr gut kennen und erwarten, eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen zu sammeln. Mit Ausnahme der Boxen erfährt man relativ wenig Neues, sondern liest im Grunde eine Verschriftlichung ihrer Videos. Was an sich nicht schlecht ist, weil ich persönlich es liebe, einen übersichtlichen Text vor mir zu haben, mir aber sehr gut vorstellen kann, dass das nicht für alle wichtig ist.

Aber natürlich kann man das Buch allein deswegen kaufen, um die wundervolle maiLab zu unterstützen - verdient hat sie es allemal!