Anatomy
384 Seiten

Hazels größter Traum ist es, Chirurgin zu werden. Doch im Jahr 1817 ist das leichter gesagt als getan. Nur mit der Hilfe des Leichenräubers Jack Currer schafft sie es überhaupt, sich in eine kostenlose Anatomie-Vorführung zu schleichen. Selbst, als sie sich als Mann verkleidet, um am Unterricht teilnehmen zu können, merkt sie schnell, dass ihr großer Traum bei weitem nicht so leicht zu erfüllen ist. Schließlich handelt sie einen Deal aus: Sie darf zwar nicht mehr am Unterricht teilnehmen, aber bei der Arztprüfung mitmachen. Um auch das praktische Wissen zu lernen, sucht sie wieder Jack Currers Hilfe – und beide merken bald, dass mit dem ausgegrabenen Leichen etwas nicht stimmt …

Dieser locker zu lesende Roman ist trotz seines flüssigen Schreibstils nichts für sensible Gemüter, denn die Beschreibungen der Operationen sind auch für diejenigen ohne blühende Fantasie sehr bildhaft beschrieben. Auch ist der Roman nur teilweise für Fan von Liebesgeschichten geeignet, weil er zwar eine süße enthält, diese aber relativ spät startet und auch nicht der Fokus der Handlung ist.

Denn der Fokus besteht eindeutig in Hazels Entwicklung: Wie sie von einer leicht naiven jungen Dame zu einer fähigen Ärztin wird. Bereits zu Anfang hat sie ein großes Interesse und auch ein großes Talent für die Chirurgie, doch muss sie einige Probleme überwinden, ehe sie ihren Traum erfüllen kann. Mir hat es sehr gefallen, ihre Charakterentwicklung zu verfolgen, weil Hazel selbst auch sehr sympathisch war und sich so sehr dafür eingesetzt hat, Ärztin zu werden.

Nur das Ende hat ein wenig an der Glaubwürdigkeit des Romans gekratzt, weil die bis dahin realistische (wenn auch nicht sicher immer historisch akkurate) Geschichte durch einen Faktor ergänzt wird, der bestenfalls fantastisch ist. Was halbwegs in Ordnung gewesen wäre, wenn er davor stärker angedeutet worden wäre, aber da dem nicht der Fall war, kam er ganz schon überraschend und war deshalb nicht das Ende, was ich mir für die Geschichte gewünscht hätte. Ich finde mitnichten, dass der erwähnte Faktor die Geschichte oder das Ende ruiniert hat – aber es hat nicht meiner Vorstellung entsprochen.

Insgesamt trotzdem ein packender Roman über eine junge Frau, die ihren eigenen Weg geht und dabei ihre innere Stärke unter Beweis stellt!

Happy New Year
464 Seiten

Es ist Silvester und es wird ordentlich gefeiert. So auch bei den befreundeten Ehepaaren Fredrik & Nina und Max & Lollo, die ihre befreundeten Töchter Smilla und Jennifer zum ersten Mal alleine feiern lassen. Doch am nächsten Tag wird Lollos schlimmster Albtraum war: Ihre Tochter Jennifer ist von der Party verschwunden und nirgendwo aufzufinden. Auch Fredrik und Nina werden in die Situation hineingezogen und befragt. Was Lollo und Nina dabei nicht ahnen: Fredrik weiß ganz genau, was mit Jennifer geschehen ist. Und er hat unglaubliche Angst davor, dass jemand erfährt, dass er der Täter ist, den sie suchen …

Dieser unglaublich packende Thriller aus Schweden hat zugegeben etwa fünfzig Seiten gebraucht, bis ich mich in ihn hineingelesen hatte; am Anfang war ich verwirrt von der (eigentlich überschaubaren) Menge an Charakteren, die eingeführt wurden. Glücklicherweise hat es letztendlich nicht lange gedauert, bis ich den Überblick gewonnen hatte und ich war sehr schnell gefangen zwischen den Seiten. Es war absolut genial, drei verschiedene Sichtweisen mit unterschiedlichem Wissen präsentiert zu bekommen: Nina, die gar nichts weiß und sich wegen Fredriks Verhalten sorgt; Fredrik, der alles weiß und auf keinen Fall will, dass es jemand herausfindet; und Lollo, die zuerst nichts weiß, dann aber Nachforschungen anstellt und ein wenig mehr über ihre Tochter erfährt, als sie jemals wissen wollte. Diese Kombination war sehr gelungen und hat dafür gesorgt, dass ich die Handlung gespannt verfolgte.

Ein paar Twists gibt es natürlich auch, die zusätzlich zur Spannung beitrugen, aber letztendlich sind es die Panik und die Ermittlungen der Charaktere, die mich am meisten fesselten. Ich habe sowohl mit Fredrik, als auch mit Lollo und Nina mitgefiebert, obwohl sie alle auf verschiedenen Seiten standen. Das fand ich unglaublich faszinierend; ich wollte nicht, dass Fredrik erwischt wird, habe mir aber gleichzeitig gewünscht, dass Lollo erfährt, was mit ihrer Tochter passiert ist und dass Nina das Verhalten ihres Mannes in Verbindung mit Jennifers Verschwinden bringt. Die Autorin hat ihre drei Sichtfiguren wirklich hervorragend charakterisiert, sodass es ein leichtes war, sich in alle drei hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen.

Dieser Thriller ist demnach für alle geeignet, die es nicht nur spannend mögen, sondern es auch lieben, zwischen verschiedenen Charakteren hin und her gerissen zu sein. Die ersten fünfzig Seiten sind eine kleine Hürde, doch sobald man die überwunden hat, wird man mit einem außerordentlich fesselnden Thriller belohnt!

She Drives Me Crazy
304 Seiten

Scottie spielt mit Leidenschaft Basketball, doch seit sie von ihrer Freundin Tally abserviert wurde, tut sie sich schwer damit, sich auf ihren Lieblingssport zu konzentrieren. Als das Team ihrer Ex sie beim ersten Spiel der Saison haushoch schlägt und Scottie dann auch noch das Auto der Cheerleaderin – und Erzfeindin – Irene rammt, scheint ihr Unglück perfekt zu sein. Vor allem, weil sie als Wiedergutmachung Irene zur Schule fahren muss. Doch dann kommt Scottie die rettende Idee, wie sie sich an Tally rächen und die Beliebtheit des weiblichen Basketball-Teams erhöhen kann: Indem sie eine Fake-Beziehung mit Irene startet. Irene geht gegen Bezahlung darauf ein, doch schon bald merken die beiden Mädchen, dass sie sich gar nicht so spinnefeind sind, wie sie ursprünglich dachten …

Diese lockere und trotzdem emotionale Geschichte hat mir überraschend viel Spaß gemacht, was ich nach Lesen der Kurzbeschreibung erst mal nicht erwartet habe. Sie ist eine romantische Komödie und hat deshalb so manche Klischees, die man schon kennt, aber nichtsdestotrotz habe ich das Leseerlebnis sehr genossen. Scottie und Irene sind beide sehr sympathisch und ich war positiv überrascht davon, wie gut ihre Enemies-to-Lovers-Geschichte funktioniert hat. Vor allem das Finale war absolut episch, aber ich mochte es besonders, wie die beiden bereit waren, ihre eigenen Fehler einzusehen und sich daraufhin zu verbessern.

Gut umgesetzt war auch der Trennungsschmerz, den Scottie wegen Tally empfindet. Die Geschichte macht deutlich, dass es nicht immer so einfach ist, eine Trennung zu überwinden und dass man deshalb viele Fehler macht, deren Konsequenzen auch auf andere Einfluss haben. Zwar wünschte ich, Tallys Charakter noch mehr kennengelernt zu haben (da sie zwar nicht komplett böse, aber auch nicht allzu tiefgründig wirkt), aber die Art und Weise, wie Scottie mit ihren Gefühlen für sie umging, gefiel mir dafür sehr gut.

Andere Charaktere bleiben größtenteils blass (vor allem Irenes Erzfeindin Charlotte), doch Scotties Familie möchte ich trotzdem positiv erwähnen, weil sie ihr gegenüber so unterstützend war, was in solchen romantischen Komödien nicht immer selbstverständlich ist. Das war sehr schön zu sehen!

Insgesamt ein unterhaltsames Jugendbuch für alle Fans von queeren Geschichten mit Happy End!

Banshee Blues – Der Fluch der Todesfeen
416 Seiten

Dee ist Songwriterin und liebt es, zu singen. Doch niemand darf sie jemals dabei hören, denn Dee ist eine Todesfee, eine sogenannte Bansheeny, die mit Gesang oder auch nur einem zu lauten Ruf den Tod all jener auslöst, die sie hören. Deshalb muss sie stets auf der Hut sein, auch, weil sie ihr Geheimnis ihrem Freund Arvo niemals anvertrauen darf. Dennoch ist sie entschlossen, ihn zu beschützen, als ein Geist Dee heimsucht und es auf Arvo abzusehen zu haben scheint – bis sie lernt, dass der Geist in Wirklichkeit ihre Hilfe braucht …

Was ich an Nina Blazons Büchern sehr mag, ist, dass sie ihren ganz eigenen Touch haben: Oft erzählen sie bekannte Geschichten in neuem Gewand, was auch hier der Fall ist. Ich habe es geliebt, wie die Story um Dee, die von einem Geist heimgesucht wird, sich schließlich zu einer Art Schnitzeljagd und dann sogar einer Mördersuche entwickelt hat. Gejagt von den Autoritäten, muss Dee nicht nur während des Großteils des Romans vor ihnen fliehen, sondern auch eine bestimmte Person finden, was sich beides sehr viel schwieriger gestaltet als angenommen. Eine Mischung aus verschiedenen Plots macht dieses Jugendbuch sehr erfrischend zu lesen, vor allem, weil die Geschichte um einiges unvorhersehbarer war, als ich annahm. Für mich wirkte der Plot aufgrund der Briefe, die am Anfang eines jeden Hauptsegments stehen, viel zu offensichtlich, weshalb ich froh war, dass er sich letztendlich anders entwickelte, als ich es erwartete. Nur hätte ich mir gewünscht, dass der Dee- und der Mörder-Plot noch enger miteinander zusammenhingen, als sie es letztendlich tun.

Dee selbst ist eine unglaublich sympathische Hauptfigur, die entschlossen ist, ihren Kopf durchzusetzen, aber auch einsieht, wenn sie Fehler macht. Faszinierend war es auch, den Kontrast zwischen ihrer nach außen stillen Persönlichkeit und ihrer inneren Wildheit zu lesen – weil sie eine Todesfee ist, kann sie sich nie so ausdrücken, wie sie es wirklich will, weshalb es umso wertvoller war, stets ihre wahren Gedanken zu kennen. Die Nebenfiguren gefielen mir auch sehr gut: Shay, Dee Cousine, war hierbei mein persönliches Highlight, aber ich war auch positiv überrascht davon, wie gut mir Charaktere wie Shona und May am Ende gefielen. Die Charakterisierung ist hier rundherum gelungen!

Besonders überrascht war ich über die im Roman vorhandene Romanze. Denn sie entwickelt sich so subtil wie die Zwischentöne, die Dees Lieblingsmusik sind: Es ist im Grunde sehr offensichtlich, welche zwei Charaktere am Ende zusammenkommen werden, aber weil der Fokus eher auf ihren Bund an sich als auf ihre Romanze gelegt wird, entwickelte sich letztere fast unmerklich und auf seltsame Weise realistisch. Tatsächlich würde ich den Roman deshalb nicht einmal als Romanze bezeichnen, weil so viele andere Sachen im Fokus stehen, aber es gefiel mir unglaublich, wie sie hier eingebaut war.

Insgesamt ein weiterer empfehlenswerter Roman von Nina Blazon!

Elektra, die hell Leuchtende
368 Seiten

Klytämnestra, Kassandra und Elektra sind drei Frauen, die direkt oder indirekt in den Trojanischen Krieg hineingezogen werden. Sie alle haben mit verschiedenen Problemen zu kämpfen: Klytämnestra sinnt auf Rache an ihrem Ehemann, nachdem dieser ihre älteste Tochter opfert; Kassandra versucht vergeblich, den kommenden Krieg zu verhindern, doch keiner will ihren Prophezeiungen glauben; und Elektra ist erzürnt über die Entscheidungen ihrer Mutter Klytämnestra und stellt sich gegen sie.

Obwohl es Elektras Name ist, der im Titel steht, fühlt sich dieser Roman sehr viel mehr nach Klytämnestras Geschichte an. Tatsächlich habe ich spaßeshalber nachgerechnet und tatsächlich ist es Klytämnestra, die am meisten Screentime einnimmt, während Elektra und Kassandra etwa gleich viel Screentime haben. Dazu kommt, das Elektra erst ab dem letzten Viertel mit ihren eigenen Entscheidungen die Handlung wesentlich beeinflusst, während Klytämnestra den ganzen Roman über die Zügel in der Hand hält und ihr Schicksal dadurch selbst formt. Und als wäre das noch nicht genug, fand ich Klytämnestras Beweggründe um einiges verständlicher als Elektras, in die ich mich nur gegen Ende einigermaßen gut hineinversetzen konnte. (Was Kassandra angeht, hat sie selbst zwar am wenigsten Einfluss auf ihr Schicksal, war mir dafür aber sehr sympathisch.)

Das ist also meine einzige Kritik an diesem Roman: Dass er Elektra nur so spät in den Fokus der Handlung rückt und deshalb nicht als Roman über „Elektra, die hell Leuchtende“ bezeichnet werden sollte. Sieht man von diesem Manko ab, war der Roman absolut fesselnd! Besonders faszinierte mich natürlich Klytämnestras Geschichte, aber nicht nur, weil ich diese am interessantesten fand, sondern auch, weil sie so viel Einfluss auf ihr eigenes Schicksal hatte. Das fand ich besonders faszinierend, weil der letzte Roman, den ich las und der Klytämnestra als eine der Hauptfiguren hatte, eher ihre Hilflosigkeit betonte, während dieser hier den Fokus auf ihre Entscheidungsgewalt legte. Ich war darüber sehr erfreut!

Mir gefiel auch die Art und Weise, wie Elektra, die den Großteil der Handlung nicht viel beitragen konnte, ab dem letzten Viertel ihr Schicksal schließlich in die eigene Hand genommen hat, was auch der Zeitpunkt war, ab dem ich mit ihr mitfieberte. Der Mutter/Tochter-Konflikt war hier sehr gut umgesetzt und ich war zum ersten Mal hin und hergerissen zwischen den beiden Seiten, weil beide gute Gründe für ihr Handeln hatten.

Kassandra blieb damit die einzige Protagonistin, die zu keinem Zeitpunkt eine freie Wahl über ihr Schicksal hatte, was für eine traurige und oft auch entmutigende Atmosphäre während ihrer Sichtweisen sorgte. Kassandra selbst war mir dafür sehr sympathisch und ich habe sehr mit ihr mitgelitten.

Insgesamt war es sehr mitreißend, das Schicksal dieser drei Frauen zu verfolgen: Eine, die keinen Einfluss auf ihr Leben hatte; eine, die sich den Einfluss letztendlich nahm; und eine, die ihn die ganze Zeit hatte. Wer griechische Mythologie mag und gerne verschiedene Blickwinkel einnimmt, wird hier ein angenehmes Leseerlebnis finden!

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
384 Seiten

Colin ist nicht gerade davon begeistert, den Sommer mit seiner Mutter auf dem Anwesen Thornhill Hall zu verbringen, weil sie ihn als Kind verlassen und vor kurzem eine neue Familie gegründet hat. Wenigstens befindet sich unter den Anwesenden auch Theodore, genannt Teddy, zu dem Colin gerne eine Freundschaft - und am besten noch ein wenig mehr - aufbauen würde. Doch all seine Pläne geraten ins Stocken, als er eines Nachts von der Treppe gestoßen wird und als Geist aufwacht. Nur, wenn er innerhalb von drei Tagen das verborgene Zimmer von Thornhill Hall findet, kann er wieder lebendig werden. Dabei helfen ihm nicht nur die anderen Geister des Anwesens, sondern auch Teddy, der ihn als einziger sehen kann ...

Dieses Fantasyabenteuer sticht vor allem durch seine im Grunde schlichte Geschichte heraus, die sehr gut umgesetzt wurde. Ich war sehr fasziniert davon, wie gut eine Handlung funktioniert, die sich nur an einem Ort abspielt und im Gegensatz zu den meisten Fantasy-Romanen keiner größeren Quest folgt. Der ultimative Beweis, dass nicht jede Geschichte mehrere verzwickte Nebenhandlungen braucht, um interessant zu sein!

Zwei, drei überraschende (und für mich sehr schockierende) Twists gab es trotzdem, doch passten diese gut in die Handlung, die letztendlich in einem spannenden Finale gipfelte.

Die Beziehung zwischen Colin und Teddy war süß beschrieben, aber auch die anderen Charaktere hatten genug Zeit, ihre Seiten zu zeigen - auch hier wieder der Handlung zu verdanken, die genauso viel Platz einnimmt, wie sie braucht.

Ein paar offene Fragen gab es durchaus (vor allem die, warum genau Teddy Colin als Geist sehen konnte), aber um ehrlich zu sein, hat es durchaus zum Flair der Geschichte beigetragen, dass man nicht für alles eine Antwort erhalten hat.

Insgesamt eine schöne Jugendfantasy für alle Fans von Geistern und Mysterien!

Land of Stories: Das magische Land - Eine Schatztruhe klassischer Märchen
368 Seiten

Als Kind und Jugendliche habe ich Märchen unglaublich gemocht, dann für eine Weile den Zugang zu ihnen verloren und ihn mit der „Land of Stories“-Reihe wieder gefunden. Deshalb war ich auch sehr interessiert daran, Chris Colfers Nacherzählung verschiedener Märchen zu lesen, allein schon, weil ich so einige entweder nicht oder nicht gut kannte.

Natürlich sind auch die Klassiker dabei, wie „Cinderella“, „Schneewittchen“ und „Dornröschen“, aber auch Geschichten von anderen Erzähler*innen, wie „Die Schöne und das Biest“, „Die kleine Meerjungfrau“ und „Pinocchio“. Die für mich so gut wie unbekannten waren „Goldlöckchen und die drei Bären“, „Der Hirtenjunge und der Wolf“ und „Die drei Böcke Brausewind“. Ich fand Chris Colfers Nacherzählungen sehr angenehm zu lesen; sie waren kinderfreundlich, orientierten sich aber immer noch an den originalen Märchen. Zum Vorlesen eignen sie sich ebenfalls gut.

Die einzige Kritik sehe ich in den Kinderreimen, die die letzten paar Seiten einnehmen. Dadurch, dass sie so kurz waren, haben sie keinerlei Eindruck auf mich hinterlassen und ich fand die Bilder zu ihnen sehr viel aussagekräftiger als die Reime an sich. Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Die Illustrationen sind absolut wunderschön und Brandon Dorman, dem wir sie zu verdanken haben, hat es geschafft, den erzählten Szenen Leben einzuhauchen. Vor allem die Bilder, die eine ganze Seite einnehmen, waren absolut wunderschön!

Als Märchenbuch ist diese „Schatztruhe klassischer Märchen“ allein deshalb zu empfehlen, weil es eine so große Vielfalt an Märchen enthält, die sowohl Kindern als auch Erwachsenen Freude bereiten. Es war definitiv eine schöne Rückkehr in meine Kindheit!

Detektiv Conan - Heiji und Kazuha Selection
496 Seiten

Die Sonderbände von Detektiv Conan sind in der Regel immer gut zu lesen, wenn man sich für eine bestimmte Thematik oder bestimmte Charaktere interessiert und so war es auch bei diesem Band. Doch natürlich muss man sich immer die Frage stellen: Wie gut hat dieser Sonderband seine Thematik umgesetzt? Welche Fälle zeigen tatsächlich Heijis und Kazuhas Beziehung und auf welche hätte man verzichten können? Wichtig hierbei ist nur, dass es sich bei diesem Band um eine Übersetzung und nicht um einen exklusiv in Deutschland veröffentlichten Band handelt, sodass der Verlag selbst natürlich keine Schuld daran trägt, wenn gewisse Fälle nicht passten.

Der erste Fall, „Der Serienmörder von Osaka“ ist ein absolutes Muss, weil er Kazuha als Charakter einführt. Der Fall selbst gehört nicht umsonst zu den bekannteren, wobei er nicht unbedingt durch Heijis und Kazuhas Beziehung glänzt, sondern eher durch den Fall an sich. Trotzdem war es natürlich selbstverständlich, ihn in dieser Selection zu haben, weil bei einem Heiji-und-Kazuha-Sonderband natürlich auch der Fall dazugehört, in dem Kazuha zum ersten Mal aufgetaucht ist.

Der zweite Fall, „Mord in einem geschlossenen Zimmer“, enthält ebenfalls einen hervorragenden Fall, wobei zugegeben nicht allzu viele Heiji/Kazuha-Szenen vorhanden sind. Von daher war es durchaus ein toller Fall, aber vielleicht nicht unbedingt der beste, um die Beziehung zwischen den beiden zu zeigen.

Der dritte Fall, „Geheimnisse in Osaka“ führt den Trend von tollen Fällen, die nicht allzu viele Heiji/Kazuha-Szenen enthalten, fort, aber dennoch fand ich ihn passender als den vorherigen, weil Kazuhas Glücksbringer, der ein Symbol ihrer Beziehung zu Heiji ist, eine wichtige Rolle spielt. Aber natürlich auch, weil der Fall selbst so episch war!

Der vierte Fall, „Heiji Hattori in Lebensgefahr“, ist ein absolutes Muss für den Band, weil er den Fokus direkt auf Heiji und Kazuha legt. So gibt es nicht nur einige wichtige Szenen zwischen den beiden, sondern sorgt wegen der Situation, in der sie sich befinden, auch für einen spannenden Fall. In diesem Band war er definitiv mein Liebling, weil er nicht nur gut war, sondern perfekt in diese Selection passt!

Der fünfte und sechste Fall sind „Drei Tage mit Heiji Hattori“, der zusammen mit Conan zwei unterschiedliche Fälle löst. Und die waren durchaus gut, aber ich kann mich ehrlich gesagt an keine wichtigen Heiji/Kazuha-Szenen erinnern, weil sie in beiden Fällen größtenteils voneinander getrennt sind. Andere der obigen Fälle legen ihren Fokus zwar auch nicht immer auf deren Beziehungen, enthalten aber immer Szenen, an die man sich erinnert. Doch hier habe ich mich wirklich gewundert, wie die Fälle es in eine Heiji-und-Kazuha-Selection schafften.

Der siebte Fall, „Der Verbleib des schmachvollen Glücksbringers“, passt dagegen hervorragend in diesen Sonderband, weil Kazuhas Glücksbringer und ihre Gefühle für Heiji eine wichtige Rolle spielen. Der Fall selbst war zwar nichts allzu Besonderes, aber dadurch, dass er das Thema des Sonderbands so gut zeigte, hat er mir sehr gut gefallen.

Der achte und letzte Fall, „Conan und Heiji – Code der Liebe“ scheint zunächst gar nichts mit Heiji und Kazuha zu tun zu haben und war für mich auch sehr verwirrend, weil ich den Code, den Conan im ersten Kapitel erklärt, überhaupt nicht verstanden habe. Gegen Ende des zweiten Kapitels übernimmt der Heiji/Kazuha-Aspekt zum Glück den Fall und sorgt für weitere süße Szenen. Von daher passt er immer noch gut in die Selection, weil das erste Kapitel zwar irrelevant wirkt, der Rest dafür aber umso passender ist.

Handelt es sich also um eine gute Selection? Insgesamt würde ich „Ja“ sagen. Die einzigen Fälle, die wirklich deplatziert wirkten, waren die beiden „Drei Tage mit Heiji Hattori“-Fälle, aber davon abgesehen hatte jeder Fall wenigstens eine wichtige Szene – oder sogar mehrere –, die Heijis und Kazuhas Beziehung sehr gut zeigten. Das Highlight war „Heiji Hattori in Lebensgefahr“, die anderen Fälle waren in der Regel aber auch gut, entweder wegen dem Fall an sich oder wegen der gezeigten Heiji/Kazuha-Szenen.

Insgesamt also ein angenehmer Sonderband!

The First to Die at the End
576 Seiten

Es ist der erste Tag, an dem der Todesbote eingeführt wird. Alle sind aufgeregt, unsicher, ob sie daran glauben sollen oder nicht. Trotzdem finden sich viele am Times Square, um dort live die Eröffnung des Todesboten zu verfolgen. Darunter sind auch Orion und Valentino - Orion, der aufgrund seiner Herzkrankheit geradezu erwartet, den Anruf zu erhalten und Valentino, der überhaupt nicht daran denkt, weil er in New York einem neuen Leben und einer neuen Zukunft entgegensieht. Doch dann bekommt ausgerechnet er den ersten Anruf des Todesboten ...

"They Both Die at the End"/"Am Ende sterben wir sowieso" ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher, weshalb ich nicht widerstehen konnte, das Prequel bereits jetzt schon auf Englisch zu lesen. Ich hatte ein wenig Angst, dass es seinem Vorgänger nicht gerecht werden würde, doch zu meiner Freude hat es Adam Silvera geschafft, eine würdige Vorgeschichte zu seinem Bestseller zu schreiben! Alles, was ich an "They Both Die at the End" so mochte, findet sich auch hier, doch ist "The First to Die at the End" keine simple Kopie seines Vorgängers, sondern steht auf eigenen Beinen.

Wobei ich durchaus raten würde, "They Both Die at the End" zuerst zu lesen. Es gibt so viele Easter Eggs und Referenzen, dass man trotz der Tatsache, dass man den Vorgänger nicht gelesen haben muss, um diese Geschichte zu verstehen, trotzdem so einiges verpassen würde. Ich bin sicher, dass ich immer noch viele übersehen habe!

Was die Struktur der Geschichte angeht, ähnelt sie dem Vorgänger und ist doch anders. Denn es gibt nicht nur die "Orion und Valentino"-Storyline, die durch ein paar Nebencharakter-Sichten bereichert wird, sondern ganze Nebenstorys, die sich im Lauf des Romans entwickeln. In "They Both Die at the End" hingen die Nebengeschichten zwar auch mit der Hauptgeschichte und miteinander zusammen, waren aber größtenteils voneinander abgekapselt. Hier dagegen gibt es neben der Hauptgeschichte und Nebenkapiteln zwei rote Fäden, die sich durch den ganzen Roman ziehen: Die Geschichte von Joaquin Rosa, dem Gründer des Todesboten, der einen Fehler im System untersucht, und die Geschichte von Gloria Dario, die Probleme damit hat, ihrer missbräuchlichen Ehe zu entkommen. Speziell die letztere Nebengeschichte war unglaublich fesselnd und ich fand es genial, wie all diese Geschichten letztendlich mit der Haupthandlung zusammenhingen.

Damit kommen wir zu den Charakteren, die erfolgreich zeigen, wie viel Hintergrund - und Chemie - Adam Silvera ihnen mit wenigen Sätzen und Seiten verleihen kann. Orion und Valentino sind hierbei natürlich das Highlight. Obwohl ihre Romanze nicht einmal einen vollen Tag einnimmt, war sie trotzdem glaubwürdig geschrieben. Ich finde es schlichtweg beeindruckend, wie gut Adam Silvera ihre Chemie hinbekommen hat!

Insgesamt ein würdiges Prequel, auf dessen kommende deutsche Übersetzung ich mich jetzt schon freue - allein schon, weil sie mir die Entschuldigung gibt, dieses wundervolle Buch noch einmal zu lesen!

Dark Rise
535 Seiten

Seit seine Mutter umgebracht wurde, ist Will auf der Flucht, auf der Suche nach ihrem Mörder - Simon, der den Dunklen König wiederbeleben will. Doch als die Männer, die ihn suchen, Will finden und gefangennehmen, scheint sein Schicksal besiegelt. Bis Violet, deren Familie Simon dient, ihn befreit und Will selbst Fähigkeiten zeigt, von denen er bisher nie eine Ahnung hatte. Als Violet erfährt, wer Simon wirklich ist, schließt sie sich Will an, der zu den Stewards gebracht wird - einer Gruppe von Kämpfern, die im Verborgenen leben. Während Violet ihre Herkunft zu verbergen versucht, übt Will, seine magischen Kräfte vollständig zu wecken. Und da ist da noch James, der General des Dunklen Königs und Wills Gegenspieler, zu dem Will sich seltsam hingezogen fühlt ...

Die Geschichte von Will und Violet war unglaublich fesselnd zu lesen, vor allem dank des sehr angenehmen Schreibstils, aber auch wegen der Charaktere selbst. Bei Will war ich von Anfang an begeistert von seinem Charakter, aber auch Violet konnte mein Herz im Flug erobern. Ihre Freundschaft ist großartig beschrieben, wobei vor allem ihre jeweiligen Beziehungen zu James und Katherine (in Wills Fall) und zu Justice und Cyprian (in Violets Fall) faszinierten.

Die Handlung enthält auch so einige Twists. Den "Haupttwist" sah ich meilenweit kommen - nach weniger als hundert Seiten hatte ich zum ersten Mal die vage Theorie, die im Laufe des Romans immer offensichtlicher wurde, sodass ich am Ende ein zufriedenes "Ich wusste es!" von mir gab. Zum Glück enthält der Roman noch so einige andere Twists - und die waren so überraschend und so schockierend, dass es eine wahre Freude war, zu sehen, wie die Handlung sich danach entwickelt.

Anmerken möchte ich am Ende nur, dass man das Buch nicht ausschließlich wegen der LGBTQ+-Aspekte lesen sollte - Will und James haben nur eine Handvoll Szenen, die zwar sehr intensiv, aber nicht der Fokus der Handlung sind. Zum Glück war die Handlung an sich fesselnd genug, um mich stets begierig weiterlesen zu lassen ;)

Somit spreche ich eine sehr starke Empfehlung für das Buch aus, da es einen mühelos am Ball hält und eine spannende Lektüre bietet!

Succession Game
496 Seiten

Théo ist ein Champion im Succession Game, dem beliebtesten Escape-Room-Spiel der nahen Zukunft. Schon viermal hintereinander hat er das Spiel gewonnen, indem er die Loyalität seiner Mitspieler*innen erobert hat. Doch das nächste Spiel läuft ein wenig anders, denn auch Clue, eine Privatdetektivin, ist dabei. Schwierig nur ist, dass sie sich nicht mehr an die Mission erinnern kann, die ihr vor Start des Succession Games aufgetragen wurde - doch ist sie sicher, dass sie etwas mit Théo zu tun hat ...

"Succession Game" ist ein spannender, überraschender Escape-Room-Roman, der mit einigen unerwarteten Wendungen dafür sorgt, dass die Handlung nicht annähernd so vorhersehbar ist, wie sie nach dem Lesen der Kurzbeschreibung vielleicht klingt. Mehrmals hat die Autorin mich auf dem kalten Fuß erwischt, weil ich glaubte, die Handlung durchschaut zu haben, bis dann wieder die nächste Überraschung kam. Von daher ist der Roman nicht nur Escape-Room-Fans zu empfehlen, sondern auch denjenigen, die allgemein ein spannendes Abenteuer lesen wollen.

Besonders schön fand ich zudem, wie inklusiv der Roman war. Es gibt wichtige Charaktere aller Herkünfte, Hautfarben und Pronomen. Ganz normal werden die Pronomen sey/sem und sier/siem verwendet, was wirklich schön war, weil es in den meisten Büchern so gut wie keine nicht-binären Charaktere gibt. Hier zeigt die Autorin, wie viele verschiedenen Arten von Menschen existieren, die normalerweise so gut wie keine Repräsentation erhalten. Großes Lob hierfür!

Insgesamt hat mir dieser Roman sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, sehr bald noch mehr Romane seiner Art zu lesen - sowohl, was die unerwarteten Twists als auch, was die Repräsentation betrifft!

The Atlas Six
544 Seiten

Alle zehn Jahre rekrutiert die Alexandrinische Gesellschaft, die die geheimen Schriften der Bibliothek von Alexandria verwahrt, sechs der mächtigsten Magier und Magierinnen der Welt. Dieses Mal fällt ihre Wahl auf Libby, Nico, Parisa, Callum, Tristan und Reina. Libby und Nico beherrschen beide mächtige Physiomagie, wobei ihre Fähigkeiten sich gegenseitig ergänzen. Parisa kann mit Leichtigkeit die Gedanken anderer lesen. Callum kann die Gefühle anderer beeinflussen und sie auf diese Weise manipulieren. Tristan durchschaut jede Illusion und noch ein wenig mehr. Und Reina ist eine Naturmagierin, die andere mit Magie versorgen kann. Alle nehmen das Angebot aus unterschiedlichen Gründen an, doch was sie erst nach und nach erfahren: Am Ende ihres Ausbildungsjahres wird einer von ihnen sterben …

Bevor wir zum Positiven kommen, möchte ich erst mal das Negative ansprechen: Den Schreibstil. Er las sich (vielleicht wegen der Übersetzung, vielleicht auch nicht) irgendwie mühselig, fast schon anstrengend. Zwar gewöhnte ich mich im Lauf des Buches daran und er wurde irgendwann auch flüssiger, aber ich brauchte wegen des Schreibstils definitiv eine Weile, um in das Buch einzufinden.

Zum Glück hat sich die Mühe letztendlich gelohnt! Hauptsächlich wegen den obigen Charakteren. Es fällt mir tatsächlich schwer, einen Liebling auszusuchen, weil sie alle sehr gut charakterisiert waren, mit Stärken, Schwächen und vielen nachvollziehbaren Gedanken. Libby ist wohl die „normalste“, sehr unsicher bezüglich ihrer Fähigkeiten und bemüht, alles richtig zu machen. Nico ist seinem besten Freund gegenüber so aufopferungsvoll, dass er dabei sein eigenes Leben riskiert. Parisa zögert nicht, ihre Reize einzusetzen, wobei ich sehr froh war, dass die Autorin zu keinem Zeitpunkt Slutshaming betrieben hat. Callum ist mit seinen manipulativen Fähigkeiten definitiv antagonistisch veranlagt, wobei es sehr interessant war, seinen Gedankengängen zu folgen. Tristan ist aufgrund seiner Vergangenheit anderen gegenüber sehr zynisch und misstrauisch, hat aber ein gutes Herz und definitiv die coolste Fähigkeit. Und Raina lernt man zugegeben wohl am wenigsten kennen, aber dennoch bekommt man einen guten Eindruck davon, wie ausgenutzt sie sich von anderen fühlt.

Zusammengefasst waren die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander so fesselnd, dass ich trotz des manchmal schleppenden Schreibstils immer weiter und weiter las. Letztendlich war mein Lieblingsduo wohl Libby und Nico, weil ich ihre (übrigens nicht romantische) Rivalität sehr faszinierend fand, aber das Coole an den Charakteren war, das sehr viele Beziehungen gezeigt wurden. Natürlich nicht alle möglichen Kombinationen, aber doch mehr, als ich erwartet hatte, was es so fesselnd gemacht hat, ihre Dynamiken zu verfolgen.

Insgesamt also ein guter Tipp für Fans von charakterfokussierten Geschichten – die nur beachten sollten, dass der Schreibstil ein wenig Eingewöhnung braucht!

Schattenbraut
544 Seiten

Als Li Lan das Angebot bekommt, mit dem kürzlichen verstorbenen Lim Tian Ching verheiratet zu werden, weiß sie zunächst nicht, was sie davon halten soll. Bis sie seine Familie kennenlernt und schnell von Tiam Bai verzaubert ist, seinem Cousin, mit dem sie ursprünglich verheiratet werden sollte. Sie lehnt das Angebot ab, wird allerdings von Lim Tian Chings Geist heimgesucht, der behauptet, er wäre von Tiam Bai ermordet worden. Um ihn endgültig loszuwerden und das Geheimnis seines Todes zu lüften, muss Li Lan selbst die Geisterwelt betreten – nicht ahnend, dass auch ihre eigene Familie Geheimnisse hat, die nun ans Licht kommen …

Zu meiner Freude war die Geschichte nicht so vorhersehbar, wie sie anhand der Kurzbeschreibung vielleicht klingt, weil es viele Überraschungen gab, die ihr eine unerwartete Richtung verliehen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, weil Li Lans Ich-Sicht es leicht macht, sich in sie hineinzuversetzen und ihren Abenteuern im Geisterreich zu folgen. Die anderen Charaktere stachen vor allem durch ihre Rolle im Plot heraus, wobei es schwierig ist, ohne Spoiler mehr zu verraten – hier gibt es nämlich so einige Charaktere, die später in der Handlung eine andere Rolle einnehmen, als man bei ihrem ersten Auftritt vielleicht denkt.

Sehr fasziniert war ich auch von den chinesischen Legenden, die hier eingebaut werden. Die Autorin hat sich hier an realen Vorstellungen orientiert, speziell bei der Geisterwelt und der Art und Weise, wie sie funktioniert. Aber auch so etwas wie die Geisterehe, die Li Lan am Anfang angeboten bekommt, kam damals vor. Mir hat es sehr gefallen, wie viel man hier tatsächlich lernen konnte!

Insgesamt also ein sehr angenehmes Leseerlebnis für Leser*innen, die sich gerne überraschen lassen und mal ein anderes Setting kennenlernen wollen :)

Das Gesetz der Natur
608 Seiten

Gaia Marinos ist eine Mutantin. Versteckt vom Rest der Welt lebt sie zusammen mit ihrem Lehrer und einem Jäger in der Wildnis. Als sie in Gefangenschaft gerät, offenbart sie, dass sie im Gegensatz zum Großteil der Menschen lesen kann, woraufhin man ihr im Gegenzug für die Freiheit die Aufgabe überträgt, die letzten Bücher der Welt zu finden. Doch bekommt sie keine Gelegenheit, sich sofort an diese Aufgabe zu machen, weil sie in den Konflikt der anderen Menschen hineingezogen wird und trotz ihres Sohnes droht, ihre Menschlichkeit zu verlieren …

Gaia lebt in einer dystopischen Welt und besitzt eine übernatürliche Fähigkeit, doch das Zentrum ihres Charakters ist definitiv die (persönliche) Reise, die sie während der Geschichte durchmacht. Ihre Liebe zu ihrem Sohn, ihre erlernte Kampfkraft, die Menschen und Orte, die sie besucht … das alles ist in kurzen Kapiteln und mit einem einfachen Schreibstil beschrieben, sodass ich die Geschichte schnell durchlesen konnte. Es war auch sehr leicht, sich alles Beschriebene vorzustellen, auch wenn es durchaus ein paar Stellen gab, die sich ein wenig zogen (wobei das bei sechshundert Seiten wohl unvermeidlich ist).

Die Atmosphäre des Buches war etwas ganz Besonderes. Es geht nämlich nicht nur um die Reise, sondern auch um die vielen Momente an sich, die Gaia erlebt. Es ist eine Geschichte über die Strapazen, die sie erlebt und die Lektionen, die sie gezwungenermaßen lernt. Aus diesem Grund fällt es mir tatsächlich schwer, zu bestimmen, wem genau man diese Geschichte empfehlen könnte, da sie mir persönlich zwar gefallen hat, sie aber gleichzeitig ganz anders als die Geschichten ist, die ich sonst lese. Das einzige, was ich anmerken möchte, ist, dass es im Gegensatz zur Kurzbeschreibung größtenteils nicht darum geht, die letzten Bücher zu finden, sondern eher darum, wie man in einer Welt wie dieser überlebt und was man zu tun bereit ist. Die ethischen Aspekte kommen hier definitiv auch zum Tragen.

Insgesamt ist es also schwierig für mich, das Buch akkurat zu beschreiben, weil es einfach so anders war als alle anderen, die ich kenne, aber ich glaube, dass Fans atmosphärischer Lektüre hier sehr glücklich sein werden!

Das Reich der Klingen - Realm Breaker 2
622 Seiten

Eine Spindel haben sie geschlossen, doch mindestens zwei weitere Spindeln warten auf Corayne und ihre Freunde. Während sie versuchen, Verbündete um sich zu scharen und ihre nächsten Schritte zu planen, sind Erida und Taristan bereits dabei, ganz Allwacht unter ihre Herrschaft zu bringen - koste es, was es wolle ...

Der zweite Teil der Realm-Breaker-Reihe lässt den Charakteren wenig Zeit, sich zu entspannen, weil die nächste Bedrohung nie weit entfernt ist. Dennoch muss ich sagen, dass sich einige Passagen ein wenig langatmig lasen und ich überraschenderweise am meisten Interesse an Eridas Kapiteln hatte, weil es so faszinierend war, so ausführlich aus der Perspektive der Antagonistin zu lesen. Auch die Charaktermomente zwischen Corayne und Andry bzw. zwischen Dom und Sorasa gefielen mir sehr, doch meiner Meinung nach hätte es ruhig noch mehr von ihnen geben können - ich habe das Gefühl, dass ich mit Ausnahme von Erida die Charaktere nicht so gut kennengelernt habe, wie ich möglich gewesen wäre.

Von daher habe ich diesen Teil eher durchwachsen aufgenommen - er hatte viele tolle, erinnerungswürdige Szenen, doch leider auch so einige langatmige Passagen, durch die ich mich durchquälen musste. Den dritten Teil der Reihe werde ich vermutlich noch lesen, weil mich das Schicksal der Charaktere immer noch interessiert, doch hoffe ich, dass es dann auch mehr persönlichere Gespräche zwischen den Helden und Heldinnen gibt.