Bücherregal lädt …
Liga Lexis – Nachtschwarze Worte
400 Seiten

Annie kann nicht fassen, als sie erfährt, dass sie eine Migra ist – halb Mensch, halb Buchfigur. Von nun an soll sie auf Bookford Manor ihre Fähigkeiten ausbauen, denn als Migra braucht sie Bücher buchstäblich zum Überleben. In Bookford Manor findet sie in Fitz und Mac Freunde, doch auch einen Feind: Caspian, der auf sie aufpassen soll, weil ihre Magie anders als die der anderen ist. Trotzdem fühlt Annie sich zu ihm hingezogen und kommt ihm langsam näher. Als sie gemeinsam in ihr Lieblingsbuch „Silberkorn“ reisen, entspannt sich schnell ein Abenteuer, das viel mehr als nur eine Geschichte umfasst …

Dieses Jugendbuch ist hervorragend für Fans der Tintenwelt-Reihe geeignet und allgemein für alle, die gerne lesen. Das Worldbuilding, das Mo Enders aufbaut, ist – im doppeldeutigen Sinne – fantastisch. Sowohl die Welt der Migra, die sich mit tätowierten Zitaten Kraftspeicher geben als auch die Welt der Buchfiguren, die auf ganz eigene Weise funktioniert, haben mich unglaublich fasziniert. Das war für mich definitiv der beste Teil des Buches und jede Szene, die in der Buchwelt spielt, gehörte zu meinen Lieblingen – speziell die Szenen in „Silberkorn“, aber auch die Besuche in anderen Buchwelten.

Wobei man sagen muss, dass die Kurzbeschreibung in diesem Sinne spoilert, denn erst ab der Hälfte des Buches geht es überhaupt in die Buchwelten. Davor fokussiert sich der Roman auf Bookford Manor, auf Annies Ausbildung, ihre Freundschaften und ihre Beziehung zu Caspian. Was allesamt sehr gewünschte Themen waren, die ebenso im Fokus stehen wie die Reise durch die Buchwelten, aber eben wirklich genauso wichtig sind. Wer also erwartet, sofort in die Buchwelten zu reisen, wird enttäuscht werden – aber zum Glück gibt es so oder so zahlreiche Referenzen an verschiedene Werke, die sehr charmant zu lesen waren.

Was die Hauptcharaktere angeht, war Annie eine sehr sympathische Hauptfigur und Caspian letztendlich ein sehr faszinierender Charakter, doch muss ich zugeben, dass ich die Romanze zwischen ihnen nicht gefühlt und sogar als Schwäche des Buches empfunden habe. Sie haben durchaus ein paar schöne Szenen miteinander, aber insgesamt läuft die Romanze zu rasch ab, Caspian verwandelt sich zu schnell vom Mistkerl zum Traummann und allgemein macht Annie viele Annahmen über ihn und die Beziehung, ohne sie auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Deshalb hätte ich gerne noch mehr von ihren platonischen Freunden gesehen; Mac und Flix haben zwar genug Szenen, um ihren jeweiligen Charakter zu zeigen, aber noch nicht genug, um als dreidimensionaler Charakter wahrgenommen zu werden. Ich hoffe, im nächsten Band können beide etwas mehr scheinen.

Letztendlich ist dieses Jugendbuch immer noch eine wunderbare Lektüre für alle, die gerne lesen. Die Liebe zu Büchern spürt man auf jeder Seite und die Referenzen an viele Werke der Weltliteratur haben mir außerordentlich gut gefallen!