Andy liebt Jen, doch Jen hat die Beziehung zwischen ihnen beendet. Während Andy versucht, über sie hinwegzukommen, eine neue Wohnung zu finden und seine Karriere als Comedian weiterzutreiben, muss er nach und nach lernen, warum Jen mit ihm Schluss gemacht hat – und wie es in Zukunft weitergehen soll.
Dieser Roman hatte einige interessante Ansätze, konnte mich letztendlich aber nicht hundertprozentig überzeugen. Und das liegt größtenteils daran, dass wir Jens Sichtweise erst am Ende in einem zugegeben langen Kapitel zu sehen bekommen. Dieses Kapitel fand ich ungemein faszinierend und hätte mir gerne gewünscht, dass wenigstens die Hälfte des Romans aus ihrer Sicht erzählt worden wäre, um beide gleichwertig darzustellen.
Zwar verstehen wir als Leser:innen gut, warum Jen Andy verlassen hat, doch er selbst braucht dafür ein Weilchen. Die Ereignisse, die er währenddessen erlebt, fand ich dabei teils interessant (vor allem Morris, seinen Mitbewohner, fand ich sehr sympathisch) und habe mich gefreut, dass er auf seiner Suche nach Verständnis viele anderen Arten der Beziehung kennengelernt hat, während er seine eigene hinterfragte.
Doch insgesamt passiert in dem Roman nicht allzu viel; der interessanteste Teil ist wie gesagt am Ende, der sogar vorherige Teile des Romans in einem anderen Licht darstellt, was mir sehr gefiel. Und genau dieser Teil hätte meiner Meinung nach ausgebaut werden sollen, um aus dem Roman ein wahrhaft faszinierendes Erlebnis statt ein Erlebnis mit einem faszinierenden Ende zu machen.
- Traumtänzerin
- Alicia Zett
- Books on Demand
- Jugendbuch
- Young Adult
- Liebe
- Freundschaft
- Schule
- Gefühle
- Familie
- LGBTQ+
Charlie ist in ihre beste Freundin Mia verliebt, die jedoch nur Augen für ihren Mitschüler Milan hat. Nicht mal ihr bester Freund Luke weiß darüber Bescheid, ganz zu schweigen von ihrer Familie. Während Charlie Mia hinterher schmachtet, entgeht ihr, dass es ein anderes Mädchen gibt, das ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen versucht …
„Traumtänzerin“ ist der erste Roman von Alicia Zett, deren andere Romane ich bereits mit Freude gelesen und genossen habe. Und obwohl man natürlich merkt, dass es sich hierbei um ihr erstes Werk handelt, habe ich auch diesen Roman ebenfalls sehr gemocht!
Der Schreibstil ist recht schlicht gehalten, was es einfach macht, Charlies Gedanken zu folgen. Tatsächlich hat es mir sehr gefallen, wie gut wir ihre Gedanken nachvollziehen konnten, auch wenn der Übergang zwischen ihren Gefühlen für Mia und ihren Gefühlen für Viky für mich ein wenig zu fließend war; es war schwer, zu bestimmen, wann genau die einen Gefühle aufhörten und wann die anderen aufblühten. Wobei das jetzt keine richtige Kritik ist, sondern schlicht ein Punkt, der mich beim Lesen etwas verwirrte.
Denn die Beziehung zwischen Charlie und Viky an sich war sehr wunderschön beschrieben und ich habe es geliebt, ihre wachsende Romanze zu verfolgen. Zu Mia hätte ich mir ein endgültigeres Ende gewünscht, weil der Status ihrer Freundschaft am Ende überraschend unklar ist. Umso schöner war dafür Charlies Freundschaft mit Luke umgesetzt; nicht nur war er selbst ein wunderbarer Charakter (der später seinen eigenen wohlverdienten Roman bekommen hat), sondern allgemein ein großartiger Freund!
Schön fand ich auch, dass Alicia Zett Familienmitgliedern ebenfalls ihren wichtigen Moment gegeben hat, auch wenn letztendlich nur Charlies Vater für die Handlung relevant ist. Sonst werden allgemein viele für junge Erwachsene relevante Themen angesprochen, was zusätzlich dazu beitrug, dass man sich gut in Charlies Probleme hineinversetzen konnte.
Insgesamt also ein schönes Debüt, das gut zeigt, wie sich Alicia Zett im Lauf ihrer Romane entwickelte!
- Wie Farben im Regen
- Alicia Zett
- one
- Jugendbuch
- Romanze
- Liebe
- Transidentität
- Freundschaft
- Familie
- Coming Out
- Schule
- Zukunft
- Veränderungen
- LGBTQ+
Caro beginnt ihr letztes Schuljahr auf Schloss Mare und hat Angst, was sie danach erwartet. Vor allem, als Samuel, den sie bisher für ihre Partnerin Sam hielt, sich bei ihr als trans outet, was viele Fragen aufwirft. Darf er noch im Fußballteam mitspielen? Wie soll er sich vor Freund*innen und Familie outen? Und was bedeutet das für ihre Beziehung, nachdem Caro noch nie Interesse an Jungs zeigte? Dieser und vielen weiteren Fragen müssen sich die beiden in Lauf der nächsten Monate stellen ...
Mit Lou und Mika hat die "Liebe ist"-Trilogie ihren Anfang genommen, wurde mit Toni und Lukas weitergeführt und findet jetzt mit Caro und Samuel ihr zufriedenstellendes Ende. Obwohl der Band theoretisch auch einzeln gelesen werden kann, empfehle ich persönlich, die vorigen Bände ebenfalls zu lesen. Dadurch ist es nicht nur sehr viel leichter, den Überblick über die Charaktere zu behalten, sondern umso schöner, zu sehen, wie die Paare aus den vorigen Bänden sich weiterentwickelt haben.
Natürlich liegt der Fokus trotzdem auf Caro und Samuel, deren Geschichte mich wirklich sehr berührt hat. Caros Angst vor Veränderungen konnte ich sehr gut nachvollziehen, genauso wie ihre Ängste bezüglich Samuels Transition. Auch Samuel bekommt genug Gelegenheit, seine Gefühle zu zeigen, wodurch es ebenfalls leicht war, seine Höhen und Tiefen mitzufühlen.
Dankbar war ich dafür, dass sowohl Caros als auch Samuels Problemen genug Platz eingeräumt wird, sodass beide im Verlauf der Handlung gleich wichtig bleiben. Auch ihre schönen Momente miteinander und mit anderen nehmen viel Raum ein und sind fantastisch geschrieben – ich war mehrmals zu Tränen gerührt, weil Alicia Zett ihre Geschichte so wunderschön erzählt hat!
Als Kritik kann ich höchstens das etwas langsame Pacing einbringen; der Großteil des Romans erzählt von der ersten Hälfte des Schuljahrs, während die zweite Hälfte regelrecht an einem vorüberfliegt. Es war zwar imho die richtige Entscheidung, die ersten paar Monate mit all der Ungewissheit, die sie bringen, ausführlich zu beschreiben, doch trotzdem hätte ich gerne mehr von den Ereignissen der zweiten Hälfte und speziell den Veränderungen, denen Caro und Samuel sich stellen, mitbekommen.
Im Anbetracht der Tatsache, wie gut mir dieses Buch gefallen hat, ist das jedoch verschmerzbar – und ich kann das Buch allen Leser*innen empfehlen, die eine wunderbare Liebes-, Freundschafts-, Familien- und LGBTQIA+-Geschichte lesen möchten!
- Laqua
- Nina Blazon
- cbj
- Kinderbuch
- Abenteuer
- Fantasy
- Grusel
- Geschichte
- Magie
- Geschwister
- Freundschaft
- Liebe
- Venedig
Kristina und Jan Vianello verbringen die Weihnachtsferien bei ihrer Urgroßmutter in Venedig, wo schon bald merkwürdige Dinge geschehen. Ein geisterhafter Junge stiehlt ihnen ihre Besitztümer, ihre Tante Sara fühlt sich immer stärker vom Meer angezogen und eine mysteriöse Gondel weckt zusätzlich ihre Aufmerksamkeit. Zusammen mit Luca und Pippa Pezzi, die eigentlich mit Kristinas und Jans Familie verfeindet sind, erforschen sie die magischen Wege Venedigs und stellen Nachforschungen zu ihrer Vorfahrin Violetta Aquana an, um das Geheimnis ihrer Familie zu lüften …
Dieses Kinderbuch habe ich bereits 2012 bei seinem Erscheinen gelesen, war jedoch sehr erfreut, so viele Jahre später eine Neuauflage davon zu bekommen. Nina Blazon hat hier ein halb gruseliges, halb fantastisches Abenteuer geschrieben, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Die Mysterien sind auf eine Art und Weise aufbereitet, die es leicht macht, mit den Charakteren mitzufiebern, wobei das Foreshadowing positiv hervorsticht. Für ältere Leser könnte es wohl etwas zu deutlich sein, doch ich fand es schön, beim Lesen über die Hinweise auf bestimmte Offenbarungen zu stolpern.
Neben der Handlung fand ich auch die Charaktere großartig, vor allem Luca, Sara und Fedele, die ich allesamt sehr sympathisch fand. Hier muss ich auch unbedingt die langsam eingebaute und süß umgesetzte Romanze zwischen Sara und Fedele erwähnen, die mein persönliches Highlight war. Am Anfang ahnt man noch nichts von einer möglichen Beziehung, aber im Verlauf des Romans wird sie immer deutlicher, bis sie einen zufriedenstellenden Abschluss findet. Diese langsame Herangehensweise hat mir außerordentlich gut gefallen!
Andere Beziehungen kommen ebenfalls nicht zu kurz, wobei speziell Kristinas und Jans Geschwisterbeziehung und ihre Freundschaft mit Luca positiv hervorzuheben ist. Ich fand es sehr schön, dass Nina Blazon jeder wichtigen Beziehung genug Platz einräumte!
Was mögliche Kritik angeht, fand ich, dass sowohl der Anfang als auch das Ende des Romans etwas zu schnell verlief bzw. etwas zu schnell aufgelöst wurde. Speziell die Art und Weise, wie ein gewisses Problem am Ende angegangen wurde, kam mir äußerst unwahrscheinlich und etwas zu deus-ex-machina-mäßig vor.
Doch natürlich hat das meinem Vergnügen letztendlich keinen Abbruch getan, weshalb ich dieses Kinderbuch nicht nur Kindern, sondern auch älteren Leserinnen und Lesern vollauf empfehlen kann!
- Die Halbwertszeit
- von Glück
- Louise Pelt
- Bastei Lübbe
- Belletristik
- Frauen
- Familie
- Freundschaft
- Glück
- Wiedergutmachung
- Vergangenheit
- Liebe
- Highlight
Johanna, Holly und Mylène: Drei Frauen zu drei unterschiedlichen Zeiten, die sich verschiedenen Problemen stellen müssen. Johanna findet an der Grenze der DDR ein siebzehnjähriges Mädchen, das sich vor den Grenztruppen versteckt und zudem schwanger ist. Holly möchte Wiedergutmachung für die Familie ihrer Kollegin leisten, die bei einem Unglück gestorben ist, bei dem Holly hätte umkommen sollen. Und Mylène findet heraus, dass sie adoptiert ist, weshalb sie sich auf eine Schnitzeljagd aufmacht, um ihre wahren Wurzeln zu finden. Die Geschichten der drei Frauen hängen eng miteinander zusammen, und sie alle fragen sich: Was ist eigentlich Glück?
In diesem wunderschönen Roman verwebt Louise Pelt drei packende Geschichten auf wirklich wundervolle Weise, die ich so noch nie gesehen habe. Zum einen schaffte sie es, tatsächlich alle drei Geschichten gleich interessant zu gestalten. Am Anfang mochte ich Hollys Geschichte am meisten, doch sehr bald wuchsen mir auch Johannas und Mylènes sehr ans Herz, sodass ich am Ende alle drei Geschichten mochte.
Zum anderen ist es wohl das erste Mal, dass die erzählten Geschichten auch tatsächlich sehr eng miteinander zusammenhängen. Viele andere Romane dieser Art, die ich gelesen habe, hatten letztendlich eine relativ grobe Verbindung, doch hier hängt alles so stark zusammen, dass es eine wahre Freude war, zu sehen, wie sich das Puzzle schließlich zusammenfügte.
Bei Johanna war ihre Beziehung zu dem Mädchen ein eindeutiges Highlight. Am Anfang ist Johanna eher frostig zu ihr und möchte auf keinen Fall, dass sie ihr ans Herz wächst – aber natürlich geschieht das trotzdem und es war sehr charmant zu lesen, wie Johanna es zunächst nicht wahrhaben will. Die beiden hatten einfach eine wunderbare Freundschaft, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich glaube, ich hätte nur den Spannungsfaktor ein wenig verstärkt; denn obwohl theoretisch ständig die Gefahr besteht, entdeckt zu werden, fühlte ich die Gefahr nur am Ende und sonst eher nicht.
Bei Holly war es der Konflikt, dem sie sich stellen muss, der mich am meisten packte – die Tatsache, dass sie sich die Schuld für den Tod ihrer Kollegin gibt und gleichzeitig deren Familie näher kommt, die nichts von ihrer Beteiligung daran weiß, war einfach eine sehr spannende Ausgangssituation. Doch hätte ich mir hier gewünscht, dass speziell ihre Beziehung zu Matt, dem Partner ihrer Kollegin, stärker ausgebaut worden wäre. Die Beziehung zu dessen Sohn Lukas war sehr gut umgesetzt, doch dadurch, dass Holly sich so oft von Matt fernhält, konnte ich mit ihrer Beziehung zu ihm nicht ganz so stark mitfiebern, wie ich es gerne getan hätte.
Mit Mylène hatte ich wohl meine größten Probleme – weil ihre Geschichte meinen absoluten Lieblingscharakter enthielt: Etienne, ihren Exfreund. Er war unglaublich sympathisch, humorvoll und mein persönliches Highlight von Mylènes Geschichte, weshalb ich richtig enttäuscht war, dass er in den letzten zwei Kapiteln überhaupt nicht vorkam. Zwar gab es am Ende einen netten Twist, was Mylènes Verlobten anging, aber dadurch, dass wir den Großteil ihrer Geschichte mit Etienne verbrachten, war ich sehr enttäuscht davon, dass er am Ende im Grunde vergessen wurde.
Auch hätte ich mir gerne eine ausführliche Aussprache mit ihren Adoptiveltern gewünscht, in denen sie ihnen versichert, dass sie immer noch ihre Eltern sind, weil ich es sehr schade fand, dass sie letztendlich von Mylène ignoriert wurden.
Zusammengefasst haben wir hier aber immer noch eine wunderschöne Geschichte, die ich unglaublich genossen habe und die ich trotz ihrer Schwächen vollauf empfehlen kann!
- Bride
- Ali Hazelwood
- rütten & loening
- Romanze
- Young Adult
- Fantasy
- Vampire
- Werwölfe
- Enemies to Lovers
- Freundschaft
- Geheimnisse
Die Vampirin Misery Lark hat lange unter Menschen gelebt, doch nur ihre beste Freundin Serena war ihr je wichtig. Als Serena spurlos verschwindet, ist Miserys einziger Hinweis ein Name, den sich ihre Freundin kurz vor ihrem Verschwinden notiert hat: L. E. Moreland. Als Miserys Vater verkündet, dass ein Bündnis zwischen Vampiren und Werwölfen in Form einer Heirat geschmiedet werden soll, hat Misery zunächst kein Interesse – bis sie erfährt, dass der Werwolf Lowe Moreland heißt. Daraufhin lässt sie sich auf die Ehe mit ihm ein, entschlossen, herauszufinden, ob Lowe etwas mit Serenas Verschwinden zu tun hat. Allerdings hat sie nicht erwartet, dass sie sich währenddessen in ihn verlieben könnte …
Vor dem Lesen war ich zugegeben recht zögerlich, weil ich gegenüber Vampir- bzw. Werwolf-Romanen bestenfalls neutral eingestellt bin. Da ich Ali Hazelwood insgesamt recht mag, beschloss ich, dem Roman trotzdem eine Chance zu geben – und zu meiner Freude hat er mir überraschend gut gefallen!
So fand ich die Vampir-/Werwolf-Thematik interessant umgesetzt und speziell die beiden Hauptcharaktere haben mir sehr gut gefallen. Ali Hazelwood schafft es mühelos, sie durch ihren locker-leichten Schreibstil sympathisch zu machen, auch wenn mir Lowe gegen Ende zugegeben etwas zu besitzergreifend war. Doch letztendlich waren sowohl Misery als auch Lark großartige Figuren und ihre langsam wachsende Beziehung war gut umgesetzt.
Die Nebenfiguren bleiben größtenteils recht blass, mit zwei großen Ausnahmen: Serena, Miserys Freundin, und Ana, Lowes kleine Schwester. Obwohl Serena bereits zu Anfang des Romans verschwunden ist, bekommt man durch Miserys Erzählungen über sie einen erstaunlich guten Einblick in ihren Charakter. Ich war sehr beeindruckt davon, wie sympathisch mir Serena allein durch Miserys Ausführungen wurde; tatsächlich mochte ich sie mindestens so sehr wie die wunderbare kleine Ana, deren Beziehung zu Misery und Lowe einfach entzückend war.
Es gibt auch ein paar unerwartete Twists gegen Ende, die mir sehr gefallen haben, auch wenn die Handlung bis dahin zugegeben wie erwartet verläuft. Dafür mochte ich es, wie viele „bekannte“ Szenen durch die Grundidee der Geschichte einen neuen Anstrich bekamen.
Die einzige Kritik, die ich habe, ist die Art und Weise, wie Miserys und Lowes Romanze sich gegen Ende entwickelt, weil die manchmal obszöne Ausdrucksweise verbunden mit Lowes besitzergreifendem Benehmen nicht meinem Geschmack entsprach. Doch insgesamt betrachtet hat mir der Roman trotzdem sehr gut gefallen, weshalb ich hoffe, dass auch andere Leserinnen und Leser hier eine schöne Romanze zum Wohlfühlen finden werden!
Nichole "Nic" Blake gehört zusammen mit ihrem Vater zu den Ungewöhnlichen, Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Seit Jahren flüchten sie von Ort zu Ort, wenn Gefahr läuft, dass ihr Geheimnis auffliegt. Bis Nic durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen erfährt, was der wahre Grund für ihre regelmäßige Flucht ist: Als Kleinkind hat ihr Vater sie entführt und so vor ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder ferngehalten. Jetzt wird er angeklagt, ein sagenumwobenes Artefakt, das Msaidizi, gestohlen zu haben. Zusammen mit ihrem besten Freund JP und ihrem Bruder Alex muss Nic das Msaidizi finden, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen ...
In diesem wunderbaren Kinderbuch bekommen wir eine schöne Mischung aus altbekannten Handlungssträngen und neuen Ideen, die dem Buch vor allem durch den kulturellen Aspekt einen frischen Anstrich gaben. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Nics, JPs und Alex' Abenteuer zu verfolgen, weil ihre Geschichte eine angenehme Geschwindigkeit (nicht zu schnell, nicht zu langsam) und die Charaktere selbst äußerst sympathisch waren.
Angie Thomas schafft es gut, die Spannung zu halten und neben spannenden Ereignissen auch wichtige Charaktermomente zu schreiben. Vor allem Nic ist eine wunderbare Protagonistin, wobei man Lieblingscharakter allerdings ihr bester Freund JP war.
Was die Twists angeht, habe ich den Haupttwist schon relativ früh vorhergesehen, doch alle anderen Twists, die wir am Anfang und in der Mitte des Romans bekommen, waren dafür umso überraschender.
Sehr schön fand ich auch, wie die Magie mit der Kultur der Charaktere verbunden wurde. Es wird sowohl auf die Sklaverei der Schwarzen Bevölkerung als auch auf verschiedene ihrer Geschichten Bezug genommen. Ich fand ihre Implementierung großartig umgesetzt, weil sie dem Roman auf diese Weise eine Tiefe verliehen, die vielen anderen Kinderbüchern fehlt.
Insgesamt ein hervorragendes Abenteuer, das sich nicht nur für Kinder, sondern auch wunderbar für fantasybegeisterte Erwachsene eignet!
Shay Goldstein hat schon als Kind das Radio geliebt, doch seit zehn Jahren, in denen sie bei Pacific Public Radio als Redakteurin arbeitet, hat sie bisher noch nicht die Gelegenheit bekommen, selbst Moderatorin zu sein. Was umso ärgerlicher ist, weil Dominic Yun, der nur seit wenigen Monaten beim Radio arbeitet, bereits live auftreten darf. Doch als ihr Boss eine neue Sendung ins Leben rufen will, kommt Shay die rettende Idee: Ex Talk, eine Talkshow, bei der ein Ex-Paar über seine Beziehung redet und Tipps teilt. Weil Shay und Dominic eine gute Chemie miteinander haben, schlägt ihr Boss vor, dass sie dieses Ex-Paar spielen sollen. Die beiden sind nicht gerade begeistert davon, vor allem, weil ihnen nicht wohl dabei ist, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer anzulügen. Als die beiden Gefühle füreinander entwickeln, verkompliziert sich die Situation zusehends …
Diese romantische Komödie erfüllt ihren Zweck voll und ganz, indem sie uns eine Geschichte und eine Beziehung bietet, mit der man leicht mitfiebern kann. Shay und Dominic haben eine wundervolle Chemie miteinander und es macht Spaß, ihre Szenen zu lesen und ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Das macht sogar die Langsamkeit in gewissen Teilen der Handlung fast wett, obwohl diese immer noch eine Kritik ist, die ich für den Roman habe.
So bekommen wir die erste Podcast-Folge erst nach einem Drittel der Handlung, während das zweite Drittel nur sehr wenige zeigt und das letzte Drittel sich ein wenig zieht. Der langsame Anfang machte mir hier nichts aus, weil er die Chemie zwischen Shay und Dominic wundervoll zeigt. Auch die Langsamkeit des letzten Drittels fand ich nicht so schlimm, weil sie zwar dem klassischen Second-Act Breakup folgt, man aber umso erfreuter ist, sobald Shay und Dominic wieder zusammenkommen.
Der zweite Akt war mein persönlicher Favorit. Obwohl ich tatsächlich gerne mehr Podcast-Szenen gesehen hätte, habe ich es sehr genossen, Shays und Dominics sich entwickelnde Romanze zu lesen. Zusammen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern habe ich darauf hingefiebert, dass sie „wieder“ ein Paar werden.
Insgesamt also eine schöne romantische Komödie, die mir trotz des manchmal langsamen Pacings sehr gefallen hat!
Verity, eine Geheimagentin, wird von den Gestapo gefangen genommen. Sie und ihre beste Freundin Maddie, eine Pilotin, haben im zweiten Weltkrieg so einiges erlebt und jetzt wird Verity damit gedroht, sie zu foltern, wenn sie ihre beste Freundin nicht verrät. Also schreibt Verity ihre gemeinsame Geschichte auf – wohl wissend, dass sie Maddie wohl nie wiedersehen wird …
Die erste Hälfte dieser Geschichte fand ich absolut großartig – wir lesen Veritys Bericht, den sie für die Gestapo schreibt und der teils ihre entwürdigenden Erlebnisse in der Gegenwart und teils ihre Freundschaft mit Maddie in der Vergangenheit berichtet. Das war nicht nur sehr abwechslungsreich zu lesen, sondern ermöglichte es, dank Veritys lebendigem Schreibstil mit den Ereignissen mitzufiebern. Ich war richtig gefangen in der Geschichte und wollte unbedingt wissen, was genau passiert ist bzw. was genau passieren wird.
Doch dann kam die zweite Hälfte, die aus Maddies Sicht erzählt wird und einen eher nüchternen Schreibstil benutzt. Zwar gab es hier durchaus auch ein paar Sätze und Szenen, die sehr positiv hervorgestochen sind (vor allem die „Küss mich, Hardy!“-Szene), aber insgesamt fand ich die Ereignisse hier nicht halb so interessant wie die, die Verity beschrieb. Das liegt vor allem am Schreibstil, der es nicht ganz so leicht gemacht hat, sich in ihm zu verlieren, auch wenn es natürlich Sinn macht, dass Verity und Maddie andere Stile haben. Trotzdem hätte ich mir für Maddies eher langatmige Hälfte der Geschichte gerne mehr Lebendigkeit gewünscht, die in Veritys Hälfte so deutlich hervorgestochen ist.
Was trotzdem sehr gut beschrieben wurde, war die Freundschaft der beiden jungen Frauen. Sie war glaubwürdig, herzzerreißend und einfach wunderschön. Ich finde, dass wir mehr Romane dieser Art brauchen: Welche, die eine Freundschaft in den Vordergrund setzen und keine Romanze. Trotz der Tatsache, dass ich die zweite Hälfte der Geschichte nicht so packend erzählt fand wie die erste, habe ich die Freundschaft zwischen Verity und Maddie mit jeder Zeile gespürt.
Von daher fällt es mir schwer, eine volle Empfehlung auszusprechen, aber auch, sie vollkommen sein zu lassen. Ich würde nicht empfehlen, nur Veritys Teil zu lesen, weil Maddies Teil die wichtigste Szene für die beiden und allgemein wichtige Kontextinformationen enthält; insofern ist es wohl am besten, wenn Leserinnen und Leser selbst entscheiden, ob sie dem vollen Roman eine Chance geben wollen oder nicht. Und obwohl es sicher nicht jedem so gehen wird, bin ich letztendlich froh, dass ich es getan habe.
- Vermisste Tochter
- Soraya Lane
- Droemer Knaur
- Verlorene Töchter
- Belletristik
- Romanze
- Liebe
- Familie
- Familiengeschichte
- Nachforschungen
- Kuba
- Wohlfühlroman
Ein Jahr nach dem Tod ihrer Großmutter ist Claudia immer noch dabei, ihre Zukunft zu gestalten. Bis sie eine kleine Schachtel vererbt bekommt, in der sich die Zeichnung eines Familienwappens und eine Visitenkarte befindet. Die Hinweise führen sie nach Havanna, wo sie sich schnell in die Schönheit der Stadt verliert. Hier trifft sie auch auf den Koch Mateo, der ihr dabei hilft, die Geschichte der Familie Diaz und ihrer ältesten Tochter Esmeralda zu untersuchen. Schnell spüren die beiden eine Verbindung zueinander, während sie gleichzeitig herausfinden, wie es Esmeralda und ihrer großen Liebe erging …
„Die vermisste Tochter“ ist der zweite Band der Verlorenen-Töchter-Reihe und meiner Meinung nach noch besser als der erste. Dabei gibt es durchaus Dinge, die zu kritisieren sind, wie die sehr schnell entstehenden Romanzen oder die Tatsache, dass die Geschichte relativ vorhersehbar ist. Doch beim Lesen selbst hat mich das nicht gestört – im Gegenteil: Ich habe die süßen Romanzen sehr genossen und mich schon darauf gefreut, dass Claudia die Wahrheit erfährt, die wir Leserinnen und Leser in den Rückblenden bereits erahnen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich angenehm zu lesen und macht es leicht, sich in ihrer Geschichte zu verlieren.
Letztendlich ist diese Geschichte ein wunderbares Wohlfühlbuch – natürlich kommt einiges an Drama vor, aber es war trotzdem so schön, zu lesen, wie Claudia ihre Familiengeschichte aufdeckt, die Verbindung zu ihrer eigenen Gegenwart zieht und zusammen mit Mateo eine glückliche Zukunft findet. Für alle, die eine schöne Geschichte lesen und gleichzeitig den Flair eines bestimmten Landes (in diesem Fall Kuba) spüren wollen, ist dieser Roman einfach perfekt.
Natürlich muss man an dieser Stelle auch die Ähnlichkeit zu Lucinda Rileys Sieben-Schwestern-Reihe erwähnen, weil die Verlorene-Töchter-Reihe nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Was ich hier gut finde, ist, dass es sehr viel leichter ist, die Verlorenen Töchter separat voneinander zu lesen. Die Verbindung zwischen ihnen ist sehr grob gehalten, sodass tatsächlich jede Geschichte für sich stehen kann. Dafür finde ich, dass die Bindung zu wahren Ereignissen stärker hervorgehoben hätte werden können; diese sind nämlich eher die Rahmenhandlung, während die eigentlichen Personen und Geschehnisse fiktiv sind. Hier fände ich es interessanter, würde die Autorin noch stärker auf reale Ereignisse eingehen.
Nichtsdestotrotz haben wir hier einen absolut wunderschönen, angenehm zu lesenden Roman, der mir ein paar wunderbare Lesestunden beschert hat!
Jacintha „Jack“ Cross arbeitet als Pentesterin und lässt sich als solche dafür bezahlen, in Unternehmen einzubrechen und diese auf Sicherheitslücken zu überprüfen. Als sie nach einem kniffligeren Fall verspätet nach Hause kommt, findet sie ihren Mann Gabe ermordet vor. Sie ist so schockiert, dass sie die Polizei erst spät ruft, sodass diese in ihr prompt die Hauptverdächtige sehen. Jack, die einsieht, dass die Polizei keinerlei Interesse daran zeigt, den wahren Täter zu finden, flieht von der Polizeistation, um ihre eigenen Ermittlungen zu starten. Doch das gestaltet sich als nicht so einfach, weil die Polizei hinter ihr her ist und sie keine Ahnung hat, warum man ihren Mann umbringen sollte …
„Zero Days“ ist meiner Meinung nach der bisher beste Thriller aus Ruth Wares Feder – unglaublich spannend geschrieben und mit einer perfekten Kombination aus einer packenden Verfolgungsjagd und Geheimnissen, die nach und nach gelüftet werden. Zwar war es für mich halbwegs offensichtlich, welcher der Nebencharaktere vermutlich mit dem Mord zu tun hat, aber hier war die Frage des Motivs ohnehin um einiges interessanter. Ganz zu schweigen davon, dass man den ganzen Roman über mit Jack mitfiebert, weil sie bei der Aufklärung des Mordes stets darauf achten muss, von niemandem erwischt zu werden, was für einen mitreißenden Lesefluss gesorgt hat.
Die Charaktere waren allesamt großartig. Das startet mit Jack, mit der man sich hervorragend identifizieren kann, geht weiter mit ihren Freunden und ihrer Familie, die mir unglaublich sympathisch waren, und endet mit all den Nebencharakteren, die Jack auf ihrer Flucht trifft und die jeder für sich ein kleines Highlight waren. Ich war tatsächlich sehr beeindruckt davon, wie es Ruth Ware schaffte, selbst Charaktere, die nur in einer oder zwei Szenen vorkamen, so wundervoll zu vermenschlichen!
Kombiniert mit der konstanten Spannung ist Ruth Ware hier ein wahrlich grandioser Thriller gelungen, den ich anderen Thriller-Lesern vollauf empfehlen kann!
Maxim ist ein Escape-Room-Betreiber, der zusammen mit ein paar anderen wichtigen Persönlichkeiten in „Die Burg“ eingeladen wird – ein Escape Room, der größtenteils von einer KI erschaffen wurde. Genannt KIsmet, ist sie der größte Stolz des Betreibers Nevio. Doch was zunächst wie ein sehr unterhaltsamer Escape Room für die Gruppe beginnt, verwandelt sich schon bald in Horror, als die KI ihr eigenes Spiel mit ihnen zu spielen beginnt …
Dieser Thriller hatte meiner Meinung nach ein paar gute Ansätze, konnte mich in seiner Umsetzung jedoch leider nicht überzeugen. Dabei fängt er sehr vielversprechend an: Ich mochte das erste Drittel der Geschichte (bevor KIsmet sich richtig einmischt) sogar sehr, weil die verschiedenen Räume und Rätsel des „eigentlichen“ Escape Rooms sehr unterhaltsam waren und zugleich Dinge über die Charaktere verrieten, die mich begierig darauf machten, welche Geheimnisse noch ans Licht kommen würden.
Doch dann begann KIsmet mit seinen eigenen Spielchen und ab da wurde es für mich stellenweise zu absurd und stellenweise zu langatmig. Ich konnte KIsmets Kreationen nicht immer ernst nehmen, weil der Horror mir zu übertrieben war und war dafür oft frustriert, weil KIsmet das Spiel (natürlich) immer weiter in die Länge zog, anstatt es an einer angemessenen Stelle zu beenden. Zwar gab es trotzdem ein paar Szenen, die mir gefielen, weil ich gut mit Maxim mitfühlen konnte, aber das reichte leider nicht, um mit den Ereignissen an sich mitzufiebern.
Von daher finde ich, dass die KI und ihre Kreationen realistischer hätten eingesetzt werden sollen, damit man leichter mit den Charakteren und ihren Erlebnissen mitfühlen kann – hier war das erste Drittel meiner Meinung nach ein sehr guter Ansatz, der ausführlicher hätte ausgebaut werden sollen. Insofern hat mir dieser Poznanski-Thriller leider nicht besonders gut gefallen, doch hoffe ich, dass andere Leserinnen und Leser vielleicht begeisterter von ihm sein werden.
- Die Insel des Zorns
- Alex Michaelides
- Droemer Knaur
- Thriller
- Krimi
- Erzählweise
- Twists
- Unzuverlässiger Erz.
- Spannungsaufbau
Elliot ist der beste Freund der berühmten Schauspielerin Lana, die eines Tages beschließt, zusammen mit ihm, ihrem Ehemann Jason, ihrem Sohn Leo, ihrer Schauspielerkollegin Kate und zwei Bediensteten Urlaub auf einer griechischen Insel zu nehmen. Doch die Ereignisse, die sich daraufhin entfalten, entwickeln sich ganz anders, als die Beteiligten es sich gedacht hatten – bis ein Mord passiert. Doch wichtig ist dabei nicht nur die Frage, wer ihn begangen hat, sondern auch, welche Ereignisse zu ihm führten …
Dieser Thriller gehört wohl zu den ungewöhnlichsten, die ich bisher gelesen habe – und der Grund dafür ist Elliot, der gleichzeitig einer der Charaktere und unsere Erzählerstimme ist. Er berichtet uns, was genau auf der Insel geschah und wie genau es dazu kommen konnte. Dadurch, dass er ein unzuverlässiger Erzähler ist, der gewisse Aspekte der Handlung bis zu einem gewissen Zeitpunkt verschweigt, kann man sich nie sicher sein, ob das, was er erzählt, tatsächlich wahr ist. Das hat das Leseerlebnis sehr fesselnd gemacht, weil es nicht nur darum ging, das eigentliche Mysterium aufzulösen, sondern auch, herauszufinden, wie genau Elliot mit den Ereignissen zusammenhängt. Was ich hier sehr gut fand, ist, dass das Ende einerseits genau so ist, wie man es erwartet – und andererseits ganz anders, weil die Twists, die zu ihm führen, einen trotzdem überraschen. Insofern ein guter Mix!
Das einzige, was mich ein wenig gestört hat, waren die vielen Rückblicke. Sie sind zwar durchaus notwendig, um die Geschichte zu verstehen, vor allem, weil verschiedene Perspektiven die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit deutlich machen, aber sie nehmen einen so großen Teil der Handlung ein, dass ich mir manchmal gewünscht habe, wieder zur Gegenwart zurückzukehren. Dabei sind es nicht mal die Ereignisse selbst, die sich in die Länge gezogen haben, sondern eher Elliots Gedanken; er ist zwar ein sehr unterhaltsamer Erzähler und es hat mir insgesamt Spaß gemacht, seiner Stimme zu lauschen, aber er verliert sich oft in Abschweifungen, die manchmal dann doch ein wenig zu lang sind.
Was ebenfalls erwähnt werden muss, ist, dass es sich hierbei weder um einen klassischen Krimi noch um einen klassischen Thriller handelt, sondern eher um einen Mix, der die Ereignisse erzählt, die zu dem Mord auf der Insel führen. Was eine durchaus interessante Erzählweise ist, die mir persönlich gefallen hat, aber nicht unbedingt eine, die jeder Leser mögen wird.
Von daher gibt es von mir persönlich eine Empfehlung, weil mir die ungewöhnliche Erzählweise sehr viel Spaß gemacht hat, aber auch die Anmerkung, dass vermutlich nicht jeder etwas damit anfangen können wird. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es konnte!
Guy Montag ist Feuerwehrmann: Er setzt Bücher in Brand. In seiner Gesellschaft sind sie streng verboten und er hilft dabei, sie zu beseitigen. Bis er auf Clarisse trifft. Das Mädchen, das Dinge infrage stellt. Das Mädchen, das ihn selbst dazu bringt, seine Situation zu hinterfragen. Schließlich wagt Montag es – und liest zum ersten Mal in einem Buch. Die Konsequenzen für ihn selbst sind dabei weitaus größer, als er es sich jemals hätte vorstellen können …
„Fahrenheit 451“ ist ein absoluter Klassiker und nach dem Lesen weiß ich auch, warum. Für mich war es dabei nicht einmal die Handlung, die mich am meisten packte, sondern die Fragen, die Montag sich nach und nach stellte. Sie haben mich ebenfalls zum Nachdenken angeregt, weil überraschend viele davon auch für unsere gegenwärtige Zeit relevant sind. Allein deshalb hat sich das Lesen gelohnt, auch wenn es so einige Szenen gab, die ich nicht ganz verstand.
Das ist auch meine einzige Kritik an dem Buch – dass nicht immer klar war, was gerade vonstatten ging. Zumindest teilweise schien das beabsichtigt zu sein, um die skurrile Gesellschaft des Romans zu betonen, hat aber dennoch mein Verständnis der Geschichte stellenweise beeinträchtigt.
Doch da ich letztendlich so fasziniert von Ray Bradburys erschaffener Welt und den wachsenden Zweifeln seines Protagonisten war, bin ich trotzdem sehr froh, diesen Roman gelesen zu haben!
Als Alma in den Zug Tempus steigt, will sie eigentlich nur zu ihrer Oma fahren, doch die Dinge laufen nicht so wie geplant. Eine alte Frau namens Mrs Newton steigt in den Zug und sagt ihr, dass sie eine Zeitläuferin ist und auf die Landkarte der Zeit aufpassen muss, damit diese nicht gestohlen wird. Alma glaubt ihr natürlich nicht – bis Mrs Newton entführt wird und der Zug sie und Eddie, einen anderen Zeitläufer, ins Jahr 1969 bringt. Dort suchen sie die junge Olivia Newton auf, um herauszufinden, wie sie wieder in ihre Zeit zurückkehren können …
Da ich Zeitreise-Geschichten liebe, war ich neugierig, wie diese hier den Zeitreise-Aspekt – und natürlich die anderen Aspekte einer Geschichte – umsetzen würde, muss aber sagen, dass ich letztendlich ein wenig zwiegespalten bin. So fand ich es zum Beispiel großartig, dass Alma und Eddie Ereignisse besucht haben, die nicht allzu oft thematisiert wurden, weil das für ein erfrischendes Leseerlebnis sorgte; doch als im letzten Kapitel eine Zusammenfassung darüber gegeben wurde, welche Zeiten die Charaktere noch besuchten, habe ich mir gewünscht, stattdessen über diese Ereignisse zu lesen.
Das lag vor allem daran, dass die zusammengefassten Erlebnisse im Gegensatz zu denen, die wir ausführlich zu lesen bekamen, sehr gefährlich und spannend waren. Zwar fand ich es wie gesagt gut, dass wir ein paar weniger bekannte Ereignisse kennenlernten, doch hatte ich während ihnen nie das Gefühl, dass die Charaktere tatsächlich in Gefahr schwebten. Es wurde sehr oft betont, wie gefährlich es ist, die Zeitlinie zu verändern, aber nichts, was die Hauptcharaktere je taten, hatte jemals einen negativen Effekt, weshalb es umso schwerer war, sich tatsächlich darum zu sorgen. (Als Running Gag war es aber durchaus effektiv ;))
Doch dann passiert natürlich das Finale – und dieses wiederum war sehr gut umgesetzt. Alma, die bis dahin leider nicht viel zu tun hatte, konnte hier endlich scheinen und die Geschichte zu einem zufriedenstellenden Abschluss führen. Und auch die anderen Hauptcharaktere, die allesamt sehr sympathisch waren, hatten alle ihre besonderen Momente; ich mochte speziell die Entwicklung ihrer Beziehungen sehr. Bei den Antagonisten bekommt leider nur einer von ihnen Tiefe, aber dafür auf eine Art und Weise, die umso fesselnder war. Insgesamt waren die Charaktere mein persönliches Highlight!
Dabei fiel es mir nicht immer leicht, mit den Gefühlen der Hauptcharaktere mitzufiebern. Der Schreibstil hat mir Alma nicht immer so nahe gebracht, wie ich es gerne gewollt hätte, aber trotzdem fand ich sie und die anderen Charaktere sehr sympathisch.
Insgesamt also eine Geschichte, die den Zeitreise-Aspekt um mehr Informationen und spannende Ereignisse hätte erweitern können, aber dafür ein paar sehr gute Charaktere und Szenen hatte!