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Nas' Schwester Nushin kommt bei einem Autounglück ums Leben. Die Polizei vermutet, dass es sich um einen Unfall handelt, weil ihr Auto kurz zuvor stümperhaft repariert wurde, während Nas überzeugt davon ist, dass ihre Schwester Selbstmord begangen hat. In ihrem Testament hinterlässt Nushin ihr das Sorgerecht für Parvin, ihre Tochter in Teenagerjahren. Bald schon beschäftigt Nas nicht nur die Frage, welche Geheimnisse ihre Schwester vor ihr hatte, sondern auch das Problem, mit Parvin auszukommen, die sich vor ihr verschließt ...
Dieses Buch hat einen sehr modernen Schreibstil, im mehreren Sinne. Die Ich-Perspektive Nas' enthält nicht nur regelmäßige Flüche und kreative, bildhafte Metaphern, sondern auch Gender-Doppelpunkte, die sich schön in den Text einfügen und zeigen, dass ihre Schreibweise mitnichten so störend für den Lesefluss ist, wie man vermuten könnte.
Die Geschichte selbst erzählt einerseits von Nas' problematischer Beziehung mit ihrer Nichte Parvin, aber auch die Vergangenheit, die sie mit ihrer Schwester Nushin durchlebte. Sehr gut hat mir gefallen, dass einige Punkte der Vergangenheit in der Gegenwart noch mal aufgegriffen und so offene Fragen geklärt wurden; leider trifft das nicht auf die Gegenwartsfragen zu. An sich finde ich es in Ordnung, gewisse Plotpunkte im Offenen zu lassen, aber in diesem Fall ist auch das Ende überraschend offen und lässt einen mit dem Gefühl zurück, dass etwas fehlt, um der Geschichte einen endgültigen Abschluss zu geben. Zwar werden die Umstände von Nushins Tod glücklicherweise geklärt, aber die Konsequenzen der Wahrheit bleiben leider unerforscht.
Die Charaktere haben sich alle sehr realistisch angefühlt und gerade Nas war eine wunderbare Protagonistin, in die ich mich hervorragend hineinversetzen konnte, weil Hengameh Yaghoobifarah es meisterhaft beherrschte, sie zu einer fehlerbehafteten und sympathischen Figur zu machen.
Die Nebencharaktere bleiben größtenteils blass, allerdings meine ich das im positiven Sinn - sie wirken wie Personen aus dem eigenen Bekanntenkreis, den man nicht allzu gut kennt und der deshalb relativ fremd auf einen wirkt.
Der Titel hat mich etwas verwirrt, weil weder Ministerien noch Träume eine große Rolle in der Handlung spielen, ist aber nur eine Kleinigkeit.
Insgesamt eine schöne Geschichte über menschliche Zwischenbeziehungen, bei der mich nur das Ende nicht zufriedengestellt hat. Die Reise war es imho durchaus wert, aber wer gerne möchte, dass seine Bücher einen guten Schlusspunkt finden, wird ihn hier leider nicht bekommen.
Ein wunderschönes Buch über einen Küchenmeister, der entschlossen ist, die Liebe seines Lebens zu finden. Jede Speise bringt ihn näher an sein Ziel - doch seine Liebste, Kamer, ist Teil eines Harems und für ihn unerreichbar ...
Das Leben des Meisterkochs hat mich unglaublich fasziniert. Die Art und Weise, wie er seine Kochkünste immer weiter verbessert, hat mir sehr gefallen, weil man einen guten Eindruck davon bekommt, wie viel selbst mit natürlichem Talent noch zu lernen ist. Auch seine Beziehung zu Kamer, obschon die beiden gar nicht mal so viel Zeit miteinander verbringen, hat mich gepackt und ihre gemeinsamen Szenen gehören definitiv zu meinen liebsten.
Die Gerichte sind alle so gut beschrieben, dass ich sie regelrecht auf der Zunge schmecken konnte - und mehr als einmal Hunger bekam. ;) Der Detailreichtum, mit dem die ganze Kunst des Kochens bereichert wurde, war hierbei ein großes Plus.
Insgesamt ein wunderschöner und empfehlenswerter Roman!
Tom Hazard wurde am 03. März 1581 geboren und ist in der Gegenwart des Romans, der im Jahr 2020 spielt, bereits 439 Jahre alt. Viele Leben hat er bis dahin gelebt, alle acht Jahre fängt er ein neues an. In diesem Fall als Geschichtslehrer in London. Als er auf die Französischlehrerin Camille trifft, spürt Tom zum ersten Mal nach einem schrecklichen Verlust ein Gefühl, das er bisher vergessen glaubte: Liebe.
Die Beziehung zwischen Tom und Camille selbst ist dabei interessanterweise nur eine Nebenhandlung. Größerer Wert wird auf sein Leben selbst gelegt, die Jahre, die ihn prägten und ihre Verbindung zur Gegenwart. Besonderen Fokus bekommen hierbei die Jahre vor und nach dem Wechsel vom 16. ins 17. Jahrhundert (wo er seine erste und für lange Zeit einzige Liebe kennenlernte), aber auch andere Zeiten der späteren Jahrhunderte, in denen er auf andere Leute traf, die genau wie er sind.
Dieser stetige Wechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hat mir sehr gefallen. Zeitweise rückt die Gegenwart zwar so in den Hintergrund, gibt dafür aber einen hervorragenden Eindruck davon, wie es ist, über 400 Jahre am Leben zu sein und dabei nur sehr langsam zu altern.
Wichtig ist auch die sogenannte Albatros-Gesellschaft, die aus diesen langlebigen Menschen besteht. Ihr Ziel ist es, mehr Leute zu finden und ihnen ein sicheres Leben zu ermöglichen. Für Tom selbst ist die Gesellschaft vor allem deshalb von Bedeutung, weil er hofft, mit ihrer Hilfe seine Tochter zu finden, die seine Kondition geerbt hat.
Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Roman, der wichtige Fragen zum Thema Leben stellt, es aber letztendlich dem Leser überlässt, sie zu beantworten. Matt Haigs Erwachsenenromane sind damit ein Leseerlebnis, das ich jedem wünsche, der sich mit den tieferen Fragen unseres Seins beschäftigen und gleichzeitig eine gute Geschichte lesen will. Vielen Dank an Matt Haig für seine wundervollen Romane!
Ein Wesen von einem fernen Stern bekommt die Aufgabe, sich für Andrew Martin, einen Mathematik-Professor, auszugeben, nachdem dieser die Riemannsche Vermutung (eines der bedeutendsten ungelösten Probleme der Mathematik) bewiesen hat. Seine Aufgabe ist es, sämtliche Beweise für diesen Durchbruch zu zerstören - einschließlich der Menschen, die mit Andrew Martin zu tun haben. Doch dann entwickelt Andrew Martins Ersatz Gefühle für seine neue Familie - und für das Leben selbst.
Matt Haig besitzt die beneidenswerte Eigenschaft, Geschichten mit einem vorhersehbaren Ende so zu schreiben, dass man sie trotzdem - oder deswegen? - mit Freuden liest. Schon beim Lesen der Kurzbeschreibung war mir klar, worauf das Ganze hinauslaufen würde, aber in diesem Roman geht es gar nicht so sehr um das Ziel, sondern den Weg.
Und diesen Weg hat Matt Haig fantastisch umgesetzt. Mit Humor beschreibt er die ersten Tage des Aliens, das aufgrund seines Unwissens für viele witzige Situationen sorgt. Später kommen dann die Emotionen dazu, als die Probleme von Andrew Martins Frau Isobel und ihrem Sohn Gulliver offensichtlich werden. Es war eine wahre Freude, diese angenehme Mischung zwischen Freude und Trauer zu durchleben, zwischen Logik und Gefühlen, zwischen Leben und Tod.
Vor allem ist die ganze Geschichte trotz des Alien-Aspekts erstaunlich realistisch - nicht nur das Kennenlernen der menschlichen Spezies, sondern auch die Menschen in der Geschichte selbst, die sehr realistisch beschrieben sind.
Die kurzen Kapitel waren das Sahnehäubchen auf der ohnehin schon leckeren Torte, denn durch sie las sich das Buch wunderbar flüssig. So eignet sich die Geschichte auch für diejenigen, die nicht so gerne lesen, weil die Etappen auf dem Weg eine angenehme Länge haben.
Bereits jetzt ist Matt Haig zu einem neuen Lieblingsautoren für mich geworden. Ich danke ihm hiermit vielmals für diese wundervolle Geschichte!
Mit nur 13 Jahren sollen Mia und Brynn ihre beste Freundin Summer ermordet haben. In einer Fanfiktion haben sie die Details zum Mord niedergeschrieben. Während Brynn sich hat einweisen lassen, um dem öffentlichen Hass zu entkommen, versucht Mia, so normal wie möglich weiterzuleben. Beide sind jedoch unschuldig - und als Mia auf einen neuen Hinweis stößt, nimmt sie wieder Kontakt zu Brynn auf, um herauszufinden, wer Summer damals wirklich umgebracht hat ...
"Broken Things - Alles nur (k)ein Spiel" ist ein Jugendthriller, bei dem mir vor allem der Schreibstil, die Details und die Rätselkomponente gefallen haben. Die Charaktere selbst sind einerseits recht blass, andererseits aber gefüllt mit Details ihres Lebens. Es war ein merkwürdiger Kontrast; ich kann mich, um ehrlich zu sein, immer noch nicht entscheiden, ob ich die Charaktere nun dreidimensional fand oder nicht. Sie waren zumindest sympathisch genug, um ihre Geschichte weiterlesen zu wollen ;)
Die fiktive Welt Lovelorn, in die Summer, Brynn und Mia als junge Jugendliche eingetaucht sind, ist ein zentrales Thema des Romans und sehr gut umgesetzt. Eine Verbindung zur Realität ist hierbei natürlich vorhanden, hätte meiner Meinung nach aber noch stärker ausgebaut sein können.
Die Nebencharaktere schwächeln ein wenig, wie ich zugeben muss. Mir sind nur sehr wenige im Gedächtnis geblieben, weil sie alle eine verhältnismäßig kleine Rolle spielen.
Am schönsten fand ich letztendlich den Schreibstil; mir sind während des Lesens so viele schöne und allgemein herausragende Sätze aufgefallen, dass ich sie am liebsten alle schnell niedergeschrieben hätte.
Insgesamt also ein Jugendbuch mit Stärken und Schwächen, bei denen jeder selbst entscheiden sollte, wie stark er sie gewichtet. Letztendlich hat mir persönlich der Roman gut gefallen, war aber nichts Herausragendes - was er aber natürlich auch nicht sein muss. Wer gerne Jugendthriller liest, darf hier aber gerne zugreifen!
Eine Hochzeit, mehrere Gäste und eine Leiche: Julia, genannt Jules, heiratet den Schauspieler Will und beide laden mehrere Personen zu ihrer Feier ein. So schlüpfen wir in die Köpfe von Jules, der Braut, Aoife, der Hochzeitsplanerin, Hannah, der Begleitung, Johnno, dem Trauzeugen und Olivia, der Brautjungfer. Die unausgesprochenen Geheimnisse jeder einzelnen Figur haben das Lesen besonders spannend gemacht, besonders, als die Geheimnisse nach und nach ans Licht kommen.
Auch schaffte es Lucy Foley, dass ich mit jedem Sichtcharakter mitfühlen konnte, was es noch spannender machte, der eskalierenden Handlung zu folgen. Denn wie in ihrem ersten Thriller "Neuschnee", bei dem sowohl die Identität des Opfers als auch die des Täters bis zum Schluss geheim bleiben, geht es auch in diesem Thriller nicht darum, wer der Mörder ist, sondern, wer es werden wird - und wen er dabei mit in den Abgrund zieht.
Diese ungewöhnliche Herangehensweise begeisterte mich sehr, weil selbst, nachdem klar ist, welcher Charakter am meisten gehasst wird, sich nicht nur die Frage stellt, ob dieser Charakter Mörder oder Opfer sein, sondern auch, wer den gegenteiligen Part einnehmen wird.
Zudem hat Lucy Foley dafür gesorgt, dass man die Twists des Buches, wenn man aufmerksam ist, tatsächlich erraten kann - mit ihrer Geschichte baut sie geschickt ein Puzzle, dessen Teile nahtlos ineinander greifen und dessen Bild für einen scharfsinnigen Leser eventuell schon vorher sichtbar wird. Das Foreshadowing ist einfach meisterhaft und bei den Twists, die ich nicht erriet, habe ich mich im Nachhinein gefragt, wie ich so blind habe sein können. Meiner Meinung nach also die perfekte Art von Twists!
Rundherum ein sehr empfehlenswerter Thriller für alle, die es lieben, wenn jedes Detail am Ende seinen Platz findet!
Ivory hat ein Stipendium für die St. Mitchell, eine renommierte Privatschule in New York, bekommen und in den Sommerferien eine romantische Beziehung mit ihrem Mitschüler Heath geknüpft. Doch als die Schule beginnt, hält er sich plötzlich fern von ihr und Ivory erfährt von einem Spiel, das seit Jahrzehnten in der Schule in den ersten Anfangswochen eines Jahres die Leben aller Schüler beherrscht. Auch Ivory wird darin hineingezogen und ist gezwungen, bestimmte Aufgaben zu erfüllen, wenn sie nicht will, dass ihre Geheimnisse öffentlich gemacht werden ...
Nachdem ich "Pretty Dead" gelesen und gemocht hatte, interessierte mich Stefanie Hasses Vorroman "Secret Game" und ich muss sagen, dass die Autorin sich in mehreren Aspekten sehr verbessert hat. Ob es nun die Charaktere, die Romanze, die Geheimnisse oder der allgemeine Plot sind - im Gegensatz zu "Pretty Dead" befinden sich alle auf einem "okay"-Level. Speziell die Aufgaben des Spiels und die Frage, wann die Charaktere ehrlich und wann vom Spiel geleitet handeln, trieb mich zum Weiterlesen an und sorgte vor allem bei den Charakteren für willkommene Überraschungen, aber insgesamt habe ich nicht so mitgefiebert wie in "Pretty Dead".
Tatsächlich schlussfolgerte ich sehr bald, wer hinter dem Spiel steckt, was in diesem Fall jedoch nicht negativ gemeint ist - ich fand letzten Endes bloß, dass gewissen Aufgaben zu viel Screentime eingeräumt wurde, wodurch die Kernfrage oft im Hintergrund verschwunden ist.
Die Anzahl der Charaktere war imho ein wenig zu hoch, sodass ich eine Weile brauchte, um mir alle Namen zu merken. Dafür bekommt man umso besser mit, wie verschiedene Charaktere zueinander stehen.
Insgesamt also ein ganz passables Buch, bei dem positiv hervorzuheben ist, dass die Autorin an den kritisierten Aspekten offensichtlich gearbeitet hat. Ohne "Secret Game" hätte es das tolle "Pretty Dead" wohl nicht gegeben - und ich bin schon gespannt, wie der neueste Zweiteiler der Autorin, "Matching Night" im Vergleich dazu abschneiden wird!
Mitten auf einer Halloween-Party bricht Sarah Matthews plötzlich in den Armen ihres Freundes Chase zusammen und stirbt. Schnell wird klar: Sie wurde ermordet. Mehrere Jugendliche aus ihren Bekanntenkreis sind verdächtig: Chase, ihr Freund; Brooke, ihre beste Freundin; Devin, ihr Stiefbruder; Piper, ihre Erzfeindin; und Jam, Chases ehemaliger Freund. Sie alle waren circa ein Jahr vor Handlungsbeginn direkt oder indirekt in einen Autounfall verwickelt, der danach geheim gehalten wurde und der jetzt ans Licht zu kommen droht. Zudem finden Chase und Brooke, die heimlich ineinander verliebt sind, rote Kraninche, in denen ihnen gedroht wird, ihre Geheimnisse ans Tageslicht zu bringen ...
Was die Charaktere angeht, hatte ich ein merkwürdiges Leseerlebnis: Einerseits habe ich mich für die Charaktere an sich nicht sonderlich interessiert, andererseits waren es ihre Geheimnisse und ihre teils geheimen Beziehungen zueinander, die mich am meisten zum Weiterlesen antrieben. Gerade die Beziehung zwischen Brooke und Chase ist wundervoll beschrieben, aber auch andere Freund- und Liebschaften kommen nicht zu kurz.
Drei Kernfragen bilden die Basis des Romans: Wer hat Sarah Matthews vergiftet? Wer schickt den beiden Hauptcharakteren Brooke und Chase die roten Kraninche? Und was genau ist damals beim Autounfall passiert? Es hat sehr viel Spaß gemacht, diese Fragen zusammen mit den Charakteren zu lösen, wobei ich eine von ihnen sogar richtig beantwortet habe, während ich bei den anderen beiden total falsch lag XD
Insgesamt ein schöner Jugendthriller mit einer liebevoll beschriebenen Romanze, der imho zwar nicht ganz so tiefgründige Charaktere enthält, dafür seine Handlung mit Fragen und Geheimnissen füllt, die man als Leser unbedingt aufdecken will. Insgesamt empfehlenswert!
Nora Seed hatte bisher kein einfaches Leben. Sie verliert ihren Job, ihre Katze und den Kontakt zu den Menschen, die ihr mal nahe standen. Aus Verzweiflung will sie ihrem Leben ein Ende setzen - und landet in einer Zwischenwelt, der Mitternachtsbibliothek, in der man ihr die Chance gibt, einen Einblick in die Leben zu erhalten, die sie mit anderen Entscheidungen geführt hätte.
Was wäre, wenn sie ihren Freund geheiratet hätte? Wenn sie verhindert hätte, dass ihre Katze stirbt? Wenn sie mit ihrer Freundin nach Australien gezogen wäre? Wenn sie ihre Karriere als Schwimmerin durchgezogen hätte? Als Polarforscherin? Als Rockstar?
Diese und viele andere Leben probiert Nora aus. Manche sind ein paar Kapitel lang, andere nur wenige Sätze. Der Detailreichtum bei den Leben, die ausführlicher geschildert werden, hat mich dabei positiv überrascht - es fühlte sich wirklich so an, als würden wir einen Ausschnitt einer größeren Geschichte lesen und nicht bloß einen separaten Moment. Bei vielen hätte ich durchaus gerne erfahren, wie es weitergeht, aber andererseits machte es die Magie des Romans aus, es nicht zu wissen.
Das Ende der Geschichte war vorhersehbar, aber deshalb nicht weniger schön; ich mochte die Botschaft, die Matt Haig uns am Ende hinterlassen hat und hoffe, dass viele sich an seinem Roman erfreuen werden!
Rebecca lebt glücklich mit ihrer Ehefrau Lucy und ihrer fünf Monate alten Tochter Grace an einem kleinen Ferienort an der Ostseeküste. Eines Morgens begegnet Rebecca beim Spazierengehen am Strand einer nackten Frau, die sich Julia nennt und mit der sie sich schließlich anfreundet. Nach einer Woche, in der die beiden viel Zeit miteinander verbringen, verschwindet Julia jedoch spurlos. Beim Versuch, sie zu finden, stellt Rebecca fest, das nichts, was Julia ihr erzählt hat, der Wahrheit entspricht. Sie zu finden, scheint unmöglich - bis Rebecca ein Bild von Julia auf Lucys Laptop entdeckt. Kurz darauf wird Lucy tot aufgefunden und von Rebecca und Grace fehlt jede Spur ...
Die Handlung war um einiges verzwickter, als ich angenommen hatte, was mir sehr gut gefallen hat. Nach dem Lesen der obigen Kurzbeschreibung scheint der Fall klar zu sein, doch ich darf versichern, dass es nicht so einfach ist, wie es zunächst den Anschein hat. Nicht nur spielen andere wichtige Nebencharaktere eine entscheidende Rolle bei der Auflösung, sondern auch der Sichtwechsel auf Edda Timm, der Ermittlerin des Falls, die den Großteil der Geschichte erzählt. Mich überraschte es positiv, alles bisher Gelesene aus einer anderen Perspektive zu betrachten und dabei meine eigenen Schlussfolgerungen mit meinem Vorwissen zu ziehen.
Insgesamt ist dieser Roman mehr Krimi als Thriller, aber das hat meinem Vergnügen keinen Abbruch getan. Nur könnte das bei denjenigen, die gerne Thriller ohne einen Fokus auf Kommissare und Ermittlungen lesen, auf Verwirrung stoßen. Von daher empfehle ich den Roman eher den Krimi- als den Thriller-Fans, aber auch allgemein allen, die einfach mal wieder einen schönen, spannenden Fall lesen wollen :)
Einziger Wermutstropfen: Der "Bury Your Gays"-Tropus. Bei einem Krimi sollte man selbstverständlich mit Toten rechnen, doch fand ich es trotzdem schade, dass dieser Tod ausgerechnet ein lesbisches Ehepaar traf. Ich bitte um mehr Bücher - und auch Krimis -, die die LGBTQ-Community leben lassen!
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Joel kann in seinen Träumen die Zukunft sehen. Gute, schlechte und neutrale Ereignisse weiß er oft Tage, Monate oder sogar Jahre im Voraus. Weil die Träume ein großer Ballast für ihn sind, hat er bisher darauf verzichtet, eine ernste Beziehung anzufangen - bis er auf Callie trifft. Sie arbeitet in einem Café, hat kürzlich ihre beste Freundin verloren und traut sich nicht so richtig, aus sich rauszukommen. Sie und Joel verlieben sich ineinander, doch Joels Träume drohen, ihre Beziehung zu zerstören ...
Der übernatürliche Aspekt in diesem Roman hat mir sehr gut gefallen und ich fand, dass Holly Miller mit Joel realistisch beschrieb, was für einen Einfluss solche Träume auf einen Menschen haben können. Callie war am Anfang zugegebenermaßen nicht so interessant und ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mit ihr warm wurde, aber letztendlich gewann auch sie mein Herz.
Die Liebe zwischen den beiden ist rührend beschrieben, wobei sie vor allem in der Mitte des Buches Überhand nimmt. Mir persönlich war sie stellenweise zu lang gezogen, aber Fans romantischer Geschichten werden sich an ihr erfreuen.
Die Nebencharaktere bleiben größtenteils leider blass und ich muss zugeben, dass ich mir letztendlich nur ein paar wenige Namen merken konnte, weil der Fokus definitiv auf Joel und Callie selbst liegt. Wie ihre Beziehung sich gerade nach der Hochphase entwickelt, hat mir dafür außerordentlich gut gefallen!
Weinen musste ich während des Buches zwar nicht, aber emotional ist es durchaus. Von daher würde ich raten, vorsichtshalber ein paar Taschentücher einzupacken ;)
Seit Jahren sucht Lester Sharp nach einer Frau, die ein guter Ersatz für die sein kann, die er vor langer Zeit verloren hat. Die junge Erin, eine 28-jährige Tänzerin, ist perfekt für diese Rolle. Schnell entwickelt Lester ein obsessives Interesse an ihr, das mit jedem Tag immer größer und größer wird ...
Für Lesters Charakter gibt es nicht einmal eine beschönigende Beschreibung: Der Mann ist schlicht und ergreifend krank. Er stalkt Erin, verschafft sich Zutritt zu ihrer Wohnung und interpretiert alles, was sie sagt und tut, zu seinen Gunsten. Erin, die mit eigenen Problemen zu kämpfen hat, sowie Rhys, ihr Makler, sind in diesem Sinne schon realistischer beschrieben und waren eine willkommene Abwechslung von Lesters kranken Gedanken. Obwohl es solche Männer wie Lester sicher gibt, wirkte seine Darstellung auf mich vollkommen überzogen, was den fiktionalen Status seines Charakters überdeutlich zeigte.
Der Twist des Buches verändert die Perspektive des Lesers komplett, auch wenn schwer ist, im Nachhinein zu beurteilen, wie viel Sinn er letztendlich ergibt. Viele Details finden ihren Platz im Puzzle, von anderen (vor allem, was die Reaktionen der Charaktere betrifft), würde ich das nicht unbedingt behaupten.
Insgesamt ein kurzweiliger Thriller, der zwar nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht, jedoch bei denjenigen Anhang finden könnte, die Details gerne rekontextualisieren.
Terrys Freundin Iris leidet an Multipler Sklerose. Aus diesem Grund entschließt sie sich, von Irland nach Zürich zu reisen, um sich dort in einer Klinik das Leben zu nehmen. Als Terry früher als beabsichtigt davon erfährt, zögert sie keine Sekunde damit, zusammen mit ihrem dementen Vater ihre Freundin zu begleiten und sie umzustimmen. So machen sich die drei auf die Reise - eine Reise, die Terry von Grund auf verändern wird.
Auch wenn das Buch spannende Elemente enthält, lebt es vor allem durch seine realistischen Charaktere, mit denen ich mich gut identifizieren konnte. Terry, Iris und Eugene, Terrys Vater, fühlten sich so real an, wie ich es selten erlebt habe. Zwar treffen sie manchmal Entscheidungen, mit denen ich nicht übereinstimmte, aber gerade das machte sie umso realistischer.
Auch der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen, sodass ich das Buch innerhalb von zwei Tagen beendete. Die Themen Sterbehilfe und Demenz sind nicht für jedermann, aber Ciara Geraghty geht respektvoll mit ihnen um und man merkt, dass sie sich ausführlich mit diesen Themen beschäftigt hat.
Insgesamt kann ich den Roman aus vollstem Herzen empfehlen!
Es ist zu schön, um wahr zu sein: Rowan Caine stolpert über die Stellenausschreibung einer Familie mit vier Töchtern, die dringend ein Kindermädchen brauchen und dafür eine stattliche Summe plus einige Extras anbieten. Sofort bewirbt sie sich und bekommt die Stelle auch - nur, um bald darauf festzustellen, dass sie womöglich einen Fehler gemacht hat.
Das ganze Haus ist zu einem Smart Home umfunktioniert worden, in dem alles durch eine App und Sprache gesteuert wird. Es dauert nicht lange, ehe sich seltsame Vorkommnisse ereignen: Rowan hört Schritte auf dem Dach, fühlt sich allgemein beobachtet und muss sich zusätzlich mit den Kindern herumschlagen, die ihr gegenüber feindselig eingestellt sind. Als eines der Kinder zu Tode kommt und sie unter Mordverdacht gerät, schreibt sie einen Brief an einen Anwalt, um ihre Situation zu schildern - und diesen Brief, indem sie alles von Anfang bis Ende erzählt, lesen wir.
Ich muss zugeben, dass meine willentliche Aufhebung des Unglaubens wegen dem Format der Geschichte arg überstrapaziert wurde - obwohl es durchaus Menschen gibt, die 350-Seiten-Briefe schreiben, kam es mir äußerst unrealistisch vor, so einen Brief einem Anwalt zuzumuten, den all die Millionen Details, die für uns äußerst interessant sind, nicht kümmern werden. Deshalb empfehle ich, das Buch als Roman und nicht als Brief zu behandeln; als Brief verliert die Geschichte schnell an Glaubwürdigkeit, aber als Roman ist sie hervorragend.
Hier muss ich auch ein großes Lob an den letzten Brief aussprechen, dem es gelungen ist, innerhalb von zwei Seiten alle Fragen zu lüften, die bis dahin unbeantwortet blieben. Bis dahin habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wer denn nun hinter allem steckt - ich hatte einen starken Verdacht, aber immer noch viele Fragen - und war positiv überrascht, als der letzte Brief alles erklärte.
Insgesamt handelt es sich um einen weiteren spannenden Thriller von Ruth Ware, dessen einzige Schwäche in seinem Format besteht, das ich unrealistisch fand. Davon abgesehen kommt man in den Genuss einer tollen Geschichte mit tollen Twists und einer absolut atemberaubenden Auflösung!
Klara ist eine KF, eine "Künstliche Freundin" und dafür geeignet, sich um junge Kinder und Teenager zu kümmern. Als sie in das Schaufenster ihres Ladens gestellt wird, begegnet sie bald darauf Josie, die ihr verspricht, sie sehr bald zu holen, was sie dann auch tut. Nun muss Klara mit Josie, ihrer Krankheit, ihren Freunden und ihrer Familie zurechtkommen - und allgemein mit ihrem neuen Leben, begleitet von der Sonne, von der sie sich Hilfe verspricht ...
Dieses Buch war sehr angenehm zu lesen, auch wenn die Geschichte sich letztendlich in eine andere Richtung entwickelte, als ich es vorhersah. Es geht nämlich nicht, wie ich ursprünglich annahm, um Klaras und Josies Freundschaft und Klaras Weg zum Menschsein, sondern auch darum, wie Klara mit den anderen Menschen in Josies Leben zurechtkommt. Klara selbst zeigt ganz zu Anfang menschliche Züge, muss sich dann aber eine ganz andere Frage im Bezug auf ihre Identität stellen.
Gegenüber der Sonne, deren Solarenergie Klara antreibt, entwickelt sie so etwas wie eine Religion und glaubt fest daran, dass Wünsche, die sie an die Sonne richtet, in Erfüllung gehen. Das war der Teil von Klara, der gut gezeigt hat, dass sie eine Maschine ist, aber eben eine menschliche Maschine: Sie macht falsche, für sie jedoch logische Schlussfolgerungen, woraus dann ein fester Glauben entsteht.
Ein Teil von mir wünscht sich durchaus, Klaras Beziehung zu Josie wäre noch vertieft worden, weil man nie den Eindruck gewinnt, Klara wäre für Josie eine echte Freundin, aber gleichzeitig bin ich froh, dass wir so auch erleben durften, wie andere Menschen mit ihr umgehen und wie Klara wiederum mit ihnen umgeht.
Nur Klaras manchmal sehr menschliches, manchmal sehr maschinenhaftes Verhalten hat mich verwirrt. Stellenweise vergaß man fast, dass sie eine Maschine war, weil sie so menschlich handelte und dachte, aber dann gab es wiederum genug Szenen, die zeigten, dass sie logisch und ohne Gefühle operiert. Hier hätte ich eine graduelle Veränderung von Maschine zu Mensch besser gefunden als das Hin und Her.
Davon abgesehen finde ich den Roman sehr empfehlenswert - er gehört eher zu den ruhigeren, philosophischen Romanen, aber genau das fand ich sehr ansprechend!