Bücherregal lädt …
Sie kann dich hören
368 Seiten

Bei ihren Geldproblemen ist Millie Calloway froh, wieder einen gut bezahlten Haushaltsjob zu finden. Ihr neuer Arbeitgeber ist Douglas Garrick, der einen recht sympathischen Eindruck macht – bis auf die Tatsache, dass sie nicht mit seiner Frau Wendy reden soll. Diese verbringt ihre ganze Zeit in einem verschlossenen Zimmer und möchte nicht, dass Millie mit ihr Kontakt aufnimmt. Je mehr Zeit Millie in dem Penthouse verbringt, desto mehr Zweifel kommen ihr an Douglas. Welche Geheimnisse verbirgt das Paar? Wer von beiden ist gefährlicher? Und warum hat sie ständig das Gefühl, von irgendjemandem verfolgt zu werden?

„Wenn sie wüsste“ war im letzten Jahr mein absoluter Lieblingsthriller, weshalb ich froh war, dass auch „Sie kann dich hören“ mich mühelos begeistern konnte! Der Roman kann komplett unabhängig vom ersten Teil gelesen werden und bietet uns wieder eine spannende Geschichte, die mich konstant am Ball gehalten hat. Freida McFadden schafft es wirklich hervorragend, gleichzeitig gute Mysterien und unerwartete Twists einbauen!

Sehr interessant hierbei fand ich, dass ich zumindest einen Twist vorhersehen konnte – aber auch nur einen. Es gab noch so viele andere Überraschungen, die mich eiskalt erwischt haben, dass es eine wahre Freude war, sie zusammen mit Millie zu entdecken. Zusammen mit dem flüssigen Schreibstil und den kurzen Kapiteln haben wir hier einen Thriller, den man mühelos verschlingt!

Was Kritik angeht, habe ich nur eine gefunden: Dass Millie es bis zum letzten Moment aufgeschoben hat, ihrem Freund Brock von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Ich hätte mir hier sehr gerne gewünscht, dass ihr Geheimnis nicht, wie erwartet, zum ungünstigsten Zeitpunkt herausgekommen wäre, sondern tatsächlich ein offenbarendes Gespräch stattgefunden hätte. Zwar schafft es Freida McFadden auch hier, etwas Neues einzubauen, doch trotzdem hätte ich mir gerne eine andere Lösung gewünscht.

Nichtsdestotrotz ist dieser Thriller unglaublich spannend, flüssig zu lesen, hat ein paar geniale Twists und bietet allgemein ein packendes Leseerlebnis – womit ich ihn allen, die gerne Thriller lesen, voll und ganz empfehlen kann!

Shelter
432 Seiten

Auf einer Party kommt Benny und seinen Freunden Darya, Liv, Nando und Till eine gewagte Idee: Um zu zeigen, wie leichtgläubig ein paar ihrer Kommilitonen sind (und um Liv bei ihrer Bachelorarbeit zu helfen), denken sie sich eine abstruse Verschwörungstheorie aus, in der sie behaupten, Aliens hätten sich auf der Erde niedergelassen und gewisse Menschen als „Shelter“ benutzt. Fleißig bringen sie überall in der Stadt Graffiti an, einen Doppelmond, der schnell als „OC“ im Internet kursiert. Überrascht stellen sie fest, dass es Menschen gibt, die ihnen glauben. Doch als ein User namens Octavio ihre Verschwörungstheorie kapert und auf eigene Weise weiterspinnt, geraten Benny und seine Freunde bald selbst in Gefahr …

Zugegeben: Die Grundlage dieses Romans ist tatsächlich ein bisschen unglaubwürdig. Zwar recherchieren Benny und co., was eine gute Verschwörungstheorie ausmacht, aber allein, dass sie nachts in der Stadt unterwegs sind, um ihr Symbol an öffentlichen Plätzen anzubringen, kam mir unglaubwürdig vor, weil es sehr viel Aufwand für etwas ist, das sie selbst als Spaß ansehen. Sieht man über diesen anfänglichen Stolperstein allerdings hinweg, finden wir einen weiteren tollen Poznanski-Thriller, der es hervorragend schafft, einem selbst Verfolgungswahn zu bescheren.

Ich war positiv überrascht darüber, wie Ursula Poznanski die Verschwörungstheorie gehandhabt hat. Zwar gibt es so einige leichtgläubige Leute, die auf Benny und co. hereinfallen, doch ernten sie auch gehörige Kritik und Ungläubigkeit, was ich nur angemessen fand. Selbst, als die Theorie immer verbreiteter wird, merkt man, dass es letztendlich eine Minderzahl ist, die ihr Glauben schenkt. Gleichzeitig werden die potentiellen Gefahren und Konsequenzen einer solchen Theorie sehr gut beleuchtet, sodass man einen guten Eindruck davon bekommt, wie sehr alles aus dem Ruder laufen kann, wenn genug Leute hinter einer gewagten Theorie stehen.

Wie erwähnt kommt der Verfolgungswahn der Charaktere sehr gut heraus, sodass ich zusammen mit den Charakteren oft Panik (sowohl nötige als auch unnötige) geschoben habe, weil ich niemandem mehr trauen wollte. Nur andere Spannungsaspekte haben mir ein wenig gefehlt; zwar muss Benny neben seinem wachsenden Verfolgungswahn auch mit seinen verschwindenden Freunden fertig werden, doch hätte seine Angst um sie deutlicher hervorgehoben werden können.

Dafür ist Benny an sich ein wunderbarer Protagonist, den ich schnell lieb gewonnen und mit dem ich gerne mitgefiebert habe. Wie viele Protagonisten hat auch er ein Trauma hinter sich, das nach und nach aufgedeckt wird, doch wird er nicht durch sein Trauma definiert, sondern hat davon abgesehen eine sympathische Persönlichkeit. Hervorheben möchte ich seinen Job und sein Studium: Als Schauspielstudent übt Benny während des Romans mehrmals verschiedene Monologe, hat aber auch einen Job als Barista, wo es seine Spezialität ist, aus Kaffeeschaum coole Formen zu machen. Speziell, wie Bennys Schauspielerei letztendlich in die Haupthandlung eingewoben wurde, war einfach großartig, aber davon abgesehen war es so erfrischend, einen Hauptcharakter zu sehen, der neben der eigentlichen Handlung ein Leben hat. Viel zu oft stolperte ich über Protagonisten, deren Hobbys entweder nicht existent, nicht relevant oder ein bisschen zu passend für die Handlung waren (im Sinne von „Protagonist*in hat Hobby nicht, weil er oder sie es mag, sondern, weil es später nützlich wird“). Ursula Poznanski jedoch hat die perfekte Mischung gefunden und mich damit sehr begeistert!

Die Nebencharaktere treten dafür leider in den Hintergrund; sowohl Darya als auch Till verschwinden im Verlauf der Handlung für längere Zeit, während Liv und Nando zwar mehr Screentime bekommen, jedoch mitnichten so viel Charaktertiefe wie Benny haben. Tatsächlich gibt es neben Benny nur einen Charakter, der Tiefe und Dreidimensionalität zeigt: Octavio, sein Widersacher. Ich war während des Lesens fest davon überzeugt, dass es sich bei ihm um einen Charakter aus Bennys Vergangenheit handeln würde, aber die Lösung, die Ursula Poznanski letztendlich fand, war zum Glück kreativer und passte viel besser zum Thema des Romans. Auch dafür Hut ab!

Insgesamt hat mir dieser Thriller sehr gut gefallen, seine einzige Schwachstelle sehe ich im Spannungsaufbau, der mehr Aspekte stärker hätte hervorheben sollen. Davon abgesehen hat Ursula Poznanski es wieder geschafft, einen wunderbaren Jugendroman zu schreiben!