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Libellenschwestern
528 Seiten

Auf einer Geburtstagsparty trifft die junge Avery Stafford auf die alte May Crandall. Diese erkennt das Libellenarmband, das Avery trägt, wieder. Neugierig zu erfahren, was es mit der alten Dame auf sich hat, forscht Avery in der Vergangenheit nach - damals, als May Crandall noch Rill Foss hieß und zusammen mit ihren Geschwistern in ein Waisenhaus entführt wurde ...

Diese Geschichte ist ein unglaublich schönes, berührendes Erlebnis - eine Familiengeschichte, die in Gegenwart und Vergangenheit gespaltet ist und am Ende schließlich beides zusammenführt. Speziell Mays Kapitel haben mir sehr gefallen, weil man sehr mit ihr und ihren Geschwistern mitfiebert, darauf hoffend, dass sie es schaffen, dem Waisenhaus zu entkommen und nach Hause zurückzukehren.

Aber auch die Gegenwartskapitel mit Avery gefielen mir sehr, speziell ihre Beziehung zu Trent, die herzerwärmend beschrieben ist. Zwar wünschte ich, Avery wäre nicht so wie viele andere Protagonistinnen in einer Beziehung gewesen, die sie deshalb auflösen muss, aber letzten Endes hat dieses kleine Manko meinem Genuss keinen Abbruch getan.

Sehr gefallen hat mir auch, dass nur manche Fragen eine Antwort finden - speziell was Mays Geschwister Camellia, Lark, Fern und Gabion angeht. Nicht alle ihre Schicksale werden aufgelöst, was ich sehr realistisch fand, weil es mir zwar gefallen hätte, mit Sicherheit zu wissen, was mit ihnen geschehen ist, die Andeutungen jedoch ausreichend waren, um sich ein eigenes Bild zu bilden. Selten las ich eine Geschichte, die solche wichtigen Fragen offen lässt und trotzdem zufriedenstellend endet!

Hervorzuheben ist, wie gut reale Ereignisse mit der Fiktion verbunden wurden. Die Tennessee Children's Home Society, die May und ihre Geschwister entführt, hat wirklich existiert und zahlreiche Kinder misshandelt. Es war schockierend, zu sehen, wie schlimm dort die Verhältnisse waren, die Lisa Wingate einfühlsam beschreibt.

Zusammengefasst ist dieses Buch einfach schön. Man fiebert mit und hat Angst um die Kinder; man ist gespannt, welche Schritte Avery als nächstes unternehmen wird; und am Ende schlägt man das Buch mit einem Lächeln zu, froh darüber, dass inmitten all des Verlusts ein Hoffnungsschimmer bleibt. Sehr empfehlenswert!