Divine Rivals
496 Seiten

Ein Krieg zwischen den Göttern ist ausgebrochen und Iris Winnow ist am Boden zerstört, als ihr Bruder Forest sich ebenfalls für den Krieg meldet. Sie schreibt ihm Briefe, die sie aus alter Gewohnheit in ihren Kleiderschrank legt – und die zu ihrer Überraschung von dort verschwinden. Voller Hoffnung schreibt sie weitere Briefe, während sie gleichzeitig daran arbeitet, bei der Oath Gazette zur Kolumnistin befördert zu werden, um für ihren und den Lebensunterhalt ihrer alkoholabhängigen Mutter zu sorgen. Auch der arrogante Roman Kitt hat es auf die Stelle als Kolumnist abgesehen – und was Iris nicht weiß: Er erhält die Briefe, die sie ihrem Bruder schreibt. Als Roman ihr eines Tages anonym antwortet, beginnt bald ein emotionaler Briefaustausch, in dem sie sich zum ersten Mal einander öffnen. Doch der Krieg droht bald, die beiden für immer auseinander zu reißen …

Dieser Roman ist schnell zu einem meiner absoluten Highlights unter den Young-Adult-Romanen geworden, weil er einerseits eine absolut wunderschöne, sich langsam entwickelnde Romane zwischen zwei sympathischen Protagonisten erzählt und andererseits durch die Darstellung des Krieges eine Tiefe zeigt, die in vielen anderen Romanen fehlt. Obwohl die Romanze natürlich ein wichtiger Aspekt ist (und mir die Briefe zwischen Iris und Roman ausgesprochen gut gefallen haben), fand ich es großartig, dass auch der Krieg eine wichtige Rolle spielt und dementsprechend gehandhabt wird.

Damit zusammenhängend fand ich auch den Schreibstil sehr bildgewaltig – Rebecca Ross beschreibt viele Szenen, die einem in Erinnerung bleiben und sofort ein Bild vor dem geistigen Auge beschwören. Es gab viele Sätze, deren Schönheit mir aufgefallen ist und die mich zudem zum Nachdenken angeregt haben, da hat die Autorin wirklich großartige Arbeit geleistet!

Was Kritik angeht, habe ich zwei: Zum einen hätte ich mir gewünscht, dass die Nebencharaktere (speziell Forest, Attie und Marisol) mehr Tiefe bekommen hätten. Von Forest bekommen wir so gut wie gar nichts zu sehen, während Attie und Marisol durchaus sympathisch sind, aber nicht allzu viel Charaktertiefe zeigen. Gerade, weil der Charakter-Cast so übersichtlich ist, wäre es sehr leicht gewesen, hier mehr von den Charakteren zu zeigen, was leider nicht so ausführlich geschehen ist, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. (Interessanterweise haben wir dafür viele „unwichtige“ Nebencharaktere, die überraschend viel Tiefe zeigten.)

Zum anderen gibt es im Roman zwar viele denkwürdige Szenen, aber keine besonderen Twists oder Überraschungen; das hat mich persönlich zwar nicht gestört, weil ich die Geschichte selbst so genossen habe, aber diejenigen, die Romane mit vielen Twists mögen, werden diese hier eher nicht finden.

Zusammengefasst bietet dieser Roman aber immer noch eine wunderschöne Geschichte mit einer süßen Romanze und einen packenden Rahmenhandlung, die mich von Anfang bis Ende fesselte!

Die Nacht der Königinnen
384 Seiten

Als Gideon, der Schlangenkönig, dreizehn heiratsfähige Mädchen in sein Schloss einlädt, ist fast keine von ihnen gewillt, tatsächlich seine Frau zu werden – am allerwenigsten Alix, die die Einladung nur notgedrungen angenommen hat. Viel eher ist sie an Lord Tyras interessiert, weshalb es ihr umso unangenehmer ist, dass der Schlangenkönig ihr besonders viel Aufmerksamkeit schenkt. Und schnell wird ihr klar: Gideon liebt es, mit den Mädchen zu spielen – und sie können ihn nur besiegen, wenn sie zusammenarbeiten …

In diesen Roman musste ich mich zugegeben einlesen, weil die ersten fünfzig Seiten, bevor Alix an den Hof des Schlangenkönigs kommt, eher langsam ablaufen – doch danach erwartete mich zum einen eine sehr gute Mystery und zum anderen eine sehr schöne Freundschaftsgeschichte (gemischt mit ein bisschen Liebe). Christian Handel hat mich speziell in der ersten Hälfte ordentlich an der Nase herumgeführt, was für ein paar wunderbare Twists sorgte. Und auch die zweite Hälfte war packend beschrieben, als es schließlich wortwörtlich um Leben und Tod ging.

Besondere Erwähnung verdienen die Charaktere. Alix war eine wunderbare Protagonistin, Gideon ein faszinierender Antagonist und speziell die Mädchen, mit denen Alix sich im Verlauf des Romans anfreundet, sympathische Nebencharaktere. Natürlich lernen wir nicht alle zwölf anderen Mädchen gleichwertig kennen, doch war ich positiv überrascht darüber, wie gut speziell Alix’ Freundinnengruppe charakterisiert war! (Meine persönlichen Lieblinge waren Irke, Ekka und Hester.)

Auch Tyras, Alix’ Love Interest, war mir sehr sympathisch, wobei ich zugegeben gerne noch mehr Szenen mit ihm gewollt hätte; speziell in der zweiten Hälfte der Handlung haben Gideon und Tyras nur begrenzt Screentime, was ich ein wenig schade fand, weil sie mich als Charaktere so fesselten. Damit zusammenhängend hätte ich mir gerne einen längeren Epilog gewünscht, weil hier viele Dinge zusammengefasst werden, die meiner Meinung nach ausführlichere Szenen verdient hätten.

Zuletzt eine Kritik: Nach den ersten paar Toten schaltete sich bei mir ein Schutzmechanismus ein, durch den ich mich um das Schicksal der restlichen Charaktere nicht ganz so sehr sorgte, wie ich es gerne gewollt hätte. Ich hatte solche Angst, alle meine Lieblingscharaktere zu verlieren, das ich die Tode, die tatsächlich passierten, nahezu taub entgegennahm. Ironischerweise finde ich letztendlich, dass am Ende zu viele unwichtige Nebencharaktere starben und nicht genug meiner Lieblingscharaktere; einerseits freut mich das natürlich, da ich pure Massaker nicht mag, aber andererseits waren mir viele der Toten dadurch relativ gleichgültig.

Letztendlich ein spannender Roman für alle, die über Fantasy, Freundschaften und starke Frauenfiguren lesen wollen – und sich nicht daran stören, dass manche dabei umkommen werden!

Am Ende ist es ein Anfang
464 Seiten

Andy liebt Jen, doch Jen hat die Beziehung zwischen ihnen beendet. Während Andy versucht, über sie hinwegzukommen, eine neue Wohnung zu finden und seine Karriere als Comedian weiterzutreiben, muss er nach und nach lernen, warum Jen mit ihm Schluss gemacht hat – und wie es in Zukunft weitergehen soll.

Dieser Roman hatte einige interessante Ansätze, konnte mich letztendlich aber nicht hundertprozentig überzeugen. Und das liegt größtenteils daran, dass wir Jens Sichtweise erst am Ende in einem zugegeben langen Kapitel zu sehen bekommen. Dieses Kapitel fand ich ungemein faszinierend und hätte mir gerne gewünscht, dass wenigstens die Hälfte des Romans aus ihrer Sicht erzählt worden wäre, um beide gleichwertig darzustellen.

Zwar verstehen wir als Leser:innen gut, warum Jen Andy verlassen hat, doch er selbst braucht dafür ein Weilchen. Die Ereignisse, die er währenddessen erlebt, fand ich dabei teils interessant (vor allem Morris, seinen Mitbewohner, fand ich sehr sympathisch) und habe mich gefreut, dass er auf seiner Suche nach Verständnis viele anderen Arten der Beziehung kennengelernt hat, während er seine eigene hinterfragte.

Doch insgesamt passiert in dem Roman nicht allzu viel; der interessanteste Teil ist wie gesagt am Ende, der sogar vorherige Teile des Romans in einem anderen Licht darstellt, was mir sehr gefiel. Und genau dieser Teil hätte meiner Meinung nach ausgebaut werden sollen, um aus dem Roman ein wahrhaft faszinierendes Erlebnis statt ein Erlebnis mit einem faszinierenden Ende zu machen.

Traumtänzerin
400 Seiten

Charlie ist in ihre beste Freundin Mia verliebt, die jedoch nur Augen für ihren Mitschüler Milan hat. Nicht mal ihr bester Freund Luke weiß darüber Bescheid, ganz zu schweigen von ihrer Familie. Während Charlie Mia hinterher schmachtet, entgeht ihr, dass es ein anderes Mädchen gibt, das ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen versucht …

„Traumtänzerin“ ist der erste Roman von Alicia Zett, deren andere Romane ich bereits mit Freude gelesen und genossen habe. Und obwohl man natürlich merkt, dass es sich hierbei um ihr erstes Werk handelt, habe ich auch diesen Roman ebenfalls sehr gemocht!

Der Schreibstil ist recht schlicht gehalten, was es einfach macht, Charlies Gedanken zu folgen. Tatsächlich hat es mir sehr gefallen, wie gut wir ihre Gedanken nachvollziehen konnten, auch wenn der Übergang zwischen ihren Gefühlen für Mia und ihren Gefühlen für Viky für mich ein wenig zu fließend war; es war schwer, zu bestimmen, wann genau die einen Gefühle aufhörten und wann die anderen aufblühten. Wobei das jetzt keine richtige Kritik ist, sondern schlicht ein Punkt, der mich beim Lesen etwas verwirrte.

Denn die Beziehung zwischen Charlie und Viky an sich war sehr wunderschön beschrieben und ich habe es geliebt, ihre wachsende Romanze zu verfolgen. Zu Mia hätte ich mir ein endgültigeres Ende gewünscht, weil der Status ihrer Freundschaft am Ende überraschend unklar ist. Umso schöner war dafür Charlies Freundschaft mit Luke umgesetzt; nicht nur war er selbst ein wunderbarer Charakter (der später seinen eigenen wohlverdienten Roman bekommen hat), sondern allgemein ein großartiger Freund!

Schön fand ich auch, dass Alicia Zett Familienmitgliedern ebenfalls ihren wichtigen Moment gegeben hat, auch wenn letztendlich nur Charlies Vater für die Handlung relevant ist. Sonst werden allgemein viele für junge Erwachsene relevante Themen angesprochen, was zusätzlich dazu beitrug, dass man sich gut in Charlies Probleme hineinversetzen konnte.

Insgesamt also ein schönes Debüt, das gut zeigt, wie sich Alicia Zett im Lauf ihrer Romane entwickelte!

The Romeo & Juliet Society, Band 2: Schlangenkuss
480 Seiten

Nach der Offenbarung im letzten Band hat sich für Joy alles geändert. Plötzlich muss sie ihre Gefühle für Rhyme geheim halten und ihr Training bei den Montagues – und mit Cut – fortsetzen. Während sie über Rhyme hinwegzukommen versucht, verbringt sie immer mehr Zeit mit Cut, bald hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen. Mehr denn je möchte Joy herausfinden, ob es einen Weg gibt, den Fluch zu brechen – und was die beiden Grafen vor ihr und dem Rest der Schülerschaft geheim halten …

Während im ersten Band Rhyme besonders viel Fokus bekam, ist es hier im zweiten Band Cut, dessen Persönlichkeit wir näher kennenlernen. Da ich Cut bereits im ersten Band sehr mochte, hat es mich sehr gefreut, hier mehr von ihm zu sehen, auch wenn es natürlich schade war, dass dafür die Szenen zwischen Joy und Rhyme kürzer getreten sind. Zum Glück waren die Szenen zwischen ihnen immer noch süß und herzerwärmend!

In diesem Zusammenhang muss ich zugeben, dass mir die Romanze zwischen Joy und Cut sehr unnötig vorkam. Sie kam mir teils sogar grausam vor, weil sie sehr bald nach Joys Häuserwechsel stattfand und keiner von beiden an Rhymes Gefühle zu denken schien. Da beide, was Beziehungen angeht, recht offen sind, hätte ich es hier begrüßt, tatsächlich eine beidseitige Romanze ohne tiefere Gefühle zu sehen. Oder mehr Szenen zwischen Rhyme und Cut, die im ersten Band ihre ganz eigene Dynamik hatten und die das Liebesdreieck im ersten Band so erfrischend machte. Im zweiten Band haben sie leider kaum Szenen miteinander, was ich sehr schade fand.

Was ich dafür sehr mochte, waren die Nebencharaktere: Speziell Ink, Drapes und Stage waren genial, weil sie entweder sehr unterhaltsam waren (Ink und Stage) oder eine sehr einnehmende Charakterentwicklung hatten (Drapes). Die Aktionen, die die Charaktere zusammen mit Joy unternahmen, führten zwar leider nur zu wenig, aber die Charaktere selbst haben das mehr als wett gemacht.

Zusammen genommen mit dem lockeren, teils humorvollen Schreibstil haben wir hier also einen zweiten Band, den ich zwar nicht ganz so gut wie den ersten fand, der mir aber immer noch eine unterhaltsame Lektüre bescherte!

Wie Farben im Regen
496 Seiten

Caro beginnt ihr letztes Schuljahr auf Schloss Mare und hat Angst, was sie danach erwartet. Vor allem, als Samuel, den sie bisher für ihre Partnerin Sam hielt, sich bei ihr als trans outet, was viele Fragen aufwirft. Darf er noch im Fußballteam mitspielen? Wie soll er sich vor Freund*innen und Familie outen? Und was bedeutet das für ihre Beziehung, nachdem Caro noch nie Interesse an Jungs zeigte? Dieser und vielen weiteren Fragen müssen sich die beiden in Lauf der nächsten Monate stellen ...

Mit Lou und Mika hat die "Liebe ist"-Trilogie ihren Anfang genommen, wurde mit Toni und Lukas weitergeführt und findet jetzt mit Caro und Samuel ihr zufriedenstellendes Ende. Obwohl der Band theoretisch auch einzeln gelesen werden kann, empfehle ich persönlich, die vorigen Bände ebenfalls zu lesen. Dadurch ist es nicht nur sehr viel leichter, den Überblick über die Charaktere zu behalten, sondern umso schöner, zu sehen, wie die Paare aus den vorigen Bänden sich weiterentwickelt haben.

Natürlich liegt der Fokus trotzdem auf Caro und Samuel, deren Geschichte mich wirklich sehr berührt hat. Caros Angst vor Veränderungen konnte ich sehr gut nachvollziehen, genauso wie ihre Ängste bezüglich Samuels Transition. Auch Samuel bekommt genug Gelegenheit, seine Gefühle zu zeigen, wodurch es ebenfalls leicht war, seine Höhen und Tiefen mitzufühlen.

Dankbar war ich dafür, dass sowohl Caros als auch Samuels Problemen genug Platz eingeräumt wird, sodass beide im Verlauf der Handlung gleich wichtig bleiben. Auch ihre schönen Momente miteinander und mit anderen nehmen viel Raum ein und sind fantastisch geschrieben – ich war mehrmals zu Tränen gerührt, weil Alicia Zett ihre Geschichte so wunderschön erzählt hat!

Als Kritik kann ich höchstens das etwas langsame Pacing einbringen; der Großteil des Romans erzählt von der ersten Hälfte des Schuljahrs, während die zweite Hälfte regelrecht an einem vorüberfliegt. Es war zwar imho die richtige Entscheidung, die ersten paar Monate mit all der Ungewissheit, die sie bringen, ausführlich zu beschreiben, doch trotzdem hätte ich gerne mehr von den Ereignissen der zweiten Hälfte und speziell den Veränderungen, denen Caro und Samuel sich stellen, mitbekommen.

Im Anbetracht der Tatsache, wie gut mir dieses Buch gefallen hat, ist das jedoch verschmerzbar – und ich kann das Buch allen Leser*innen empfehlen, die eine wunderbare Liebes-, Freundschafts-, Familien- und LGBTQIA+-Geschichte lesen möchten!

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
384 Seiten

Kristina und Jan Vianello verbringen die Weihnachtsferien bei ihrer Urgroßmutter in Venedig, wo schon bald merkwürdige Dinge geschehen. Ein geisterhafter Junge stiehlt ihnen ihre Besitztümer, ihre Tante Sara fühlt sich immer stärker vom Meer angezogen und eine mysteriöse Gondel weckt zusätzlich ihre Aufmerksamkeit. Zusammen mit Luca und Pippa Pezzi, die eigentlich mit Kristinas und Jans Familie verfeindet sind, erforschen sie die magischen Wege Venedigs und stellen Nachforschungen zu ihrer Vorfahrin Violetta Aquana an, um das Geheimnis ihrer Familie zu lüften …

Dieses Kinderbuch habe ich bereits 2012 bei seinem Erscheinen gelesen, war jedoch sehr erfreut, so viele Jahre später eine Neuauflage davon zu bekommen. Nina Blazon hat hier ein halb gruseliges, halb fantastisches Abenteuer geschrieben, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Die Mysterien sind auf eine Art und Weise aufbereitet, die es leicht macht, mit den Charakteren mitzufiebern, wobei das Foreshadowing positiv hervorsticht. Für ältere Leser könnte es wohl etwas zu deutlich sein, doch ich fand es schön, beim Lesen über die Hinweise auf bestimmte Offenbarungen zu stolpern.

Neben der Handlung fand ich auch die Charaktere großartig, vor allem Luca, Sara und Fedele, die ich allesamt sehr sympathisch fand. Hier muss ich auch unbedingt die langsam eingebaute und süß umgesetzte Romanze zwischen Sara und Fedele erwähnen, die mein persönliches Highlight war. Am Anfang ahnt man noch nichts von einer möglichen Beziehung, aber im Verlauf des Romans wird sie immer deutlicher, bis sie einen zufriedenstellenden Abschluss findet. Diese langsame Herangehensweise hat mir außerordentlich gut gefallen!

Andere Beziehungen kommen ebenfalls nicht zu kurz, wobei speziell Kristinas und Jans Geschwisterbeziehung und ihre Freundschaft mit Luca positiv hervorzuheben ist. Ich fand es sehr schön, dass Nina Blazon jeder wichtigen Beziehung genug Platz einräumte!

Was mögliche Kritik angeht, fand ich, dass sowohl der Anfang als auch das Ende des Romans etwas zu schnell verlief bzw. etwas zu schnell aufgelöst wurde. Speziell die Art und Weise, wie ein gewisses Problem am Ende angegangen wurde, kam mir äußerst unwahrscheinlich und etwas zu deus-ex-machina-mäßig vor.

Doch natürlich hat das meinem Vergnügen letztendlich keinen Abbruch getan, weshalb ich dieses Kinderbuch nicht nur Kindern, sondern auch älteren Leserinnen und Lesern vollauf empfehlen kann!

Die Halbwertszeit von Glück
432 Seiten

Johanna, Holly und Mylène: Drei Frauen zu drei unterschiedlichen Zeiten, die sich verschiedenen Problemen stellen müssen. Johanna findet an der Grenze der DDR ein siebzehnjähriges Mädchen, das sich vor den Grenztruppen versteckt und zudem schwanger ist. Holly möchte Wiedergutmachung für die Familie ihrer Kollegin leisten, die bei einem Unglück gestorben ist, bei dem Holly hätte umkommen sollen. Und Mylène findet heraus, dass sie adoptiert ist, weshalb sie sich auf eine Schnitzeljagd aufmacht, um ihre wahren Wurzeln zu finden. Die Geschichten der drei Frauen hängen eng miteinander zusammen, und sie alle fragen sich: Was ist eigentlich Glück?

In diesem wunderschönen Roman verwebt Louise Pelt drei packende Geschichten auf wirklich wundervolle Weise, die ich so noch nie gesehen habe. Zum einen schaffte sie es, tatsächlich alle drei Geschichten gleich interessant zu gestalten. Am Anfang mochte ich Hollys Geschichte am meisten, doch sehr bald wuchsen mir auch Johannas und Mylènes sehr ans Herz, sodass ich am Ende alle drei Geschichten mochte.

Zum anderen ist es wohl das erste Mal, dass die erzählten Geschichten auch tatsächlich sehr eng miteinander zusammenhängen. Viele andere Romane dieser Art, die ich gelesen habe, hatten letztendlich eine relativ grobe Verbindung, doch hier hängt alles so stark zusammen, dass es eine wahre Freude war, zu sehen, wie sich das Puzzle schließlich zusammenfügte.

Bei Johanna war ihre Beziehung zu dem Mädchen ein eindeutiges Highlight. Am Anfang ist Johanna eher frostig zu ihr und möchte auf keinen Fall, dass sie ihr ans Herz wächst – aber natürlich geschieht das trotzdem und es war sehr charmant zu lesen, wie Johanna es zunächst nicht wahrhaben will. Die beiden hatten einfach eine wunderbare Freundschaft, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich glaube, ich hätte nur den Spannungsfaktor ein wenig verstärkt; denn obwohl theoretisch ständig die Gefahr besteht, entdeckt zu werden, fühlte ich die Gefahr nur am Ende und sonst eher nicht.

Bei Holly war es der Konflikt, dem sie sich stellen muss, der mich am meisten packte – die Tatsache, dass sie sich die Schuld für den Tod ihrer Kollegin gibt und gleichzeitig deren Familie näher kommt, die nichts von ihrer Beteiligung daran weiß, war einfach eine sehr spannende Ausgangssituation. Doch hätte ich mir hier gewünscht, dass speziell ihre Beziehung zu Matt, dem Partner ihrer Kollegin, stärker ausgebaut worden wäre. Die Beziehung zu dessen Sohn Lukas war sehr gut umgesetzt, doch dadurch, dass Holly sich so oft von Matt fernhält, konnte ich mit ihrer Beziehung zu ihm nicht ganz so stark mitfiebern, wie ich es gerne getan hätte.

Mit Mylène hatte ich wohl meine größten Probleme – weil ihre Geschichte meinen absoluten Lieblingscharakter enthielt: Etienne, ihren Exfreund. Er war unglaublich sympathisch, humorvoll und mein persönliches Highlight von Mylènes Geschichte, weshalb ich richtig enttäuscht war, dass er in den letzten zwei Kapiteln überhaupt nicht vorkam. Zwar gab es am Ende einen netten Twist, was Mylènes Verlobten anging, aber dadurch, dass wir den Großteil ihrer Geschichte mit Etienne verbrachten, war ich sehr enttäuscht davon, dass er am Ende im Grunde vergessen wurde.

Auch hätte ich mir gerne eine ausführliche Aussprache mit ihren Adoptiveltern gewünscht, in denen sie ihnen versichert, dass sie immer noch ihre Eltern sind, weil ich es sehr schade fand, dass sie letztendlich von Mylène ignoriert wurden.

Zusammengefasst haben wir hier aber immer noch eine wunderschöne Geschichte, die ich unglaublich genossen habe und die ich trotz ihrer Schwächen vollauf empfehlen kann!

Ex Talk – Liebe live auf Sendung
448 Seiten

Shay Goldstein hat schon als Kind das Radio geliebt, doch seit zehn Jahren, in denen sie bei Pacific Public Radio als Redakteurin arbeitet, hat sie bisher noch nicht die Gelegenheit bekommen, selbst Moderatorin zu sein. Was umso ärgerlicher ist, weil Dominic Yun, der nur seit wenigen Monaten beim Radio arbeitet, bereits live auftreten darf. Doch als ihr Boss eine neue Sendung ins Leben rufen will, kommt Shay die rettende Idee: Ex Talk, eine Talkshow, bei der ein Ex-Paar über seine Beziehung redet und Tipps teilt. Weil Shay und Dominic eine gute Chemie miteinander haben, schlägt ihr Boss vor, dass sie dieses Ex-Paar spielen sollen. Die beiden sind nicht gerade begeistert davon, vor allem, weil ihnen nicht wohl dabei ist, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer anzulügen. Als die beiden Gefühle füreinander entwickeln, verkompliziert sich die Situation zusehends …

Diese romantische Komödie erfüllt ihren Zweck voll und ganz, indem sie uns eine Geschichte und eine Beziehung bietet, mit der man leicht mitfiebern kann. Shay und Dominic haben eine wundervolle Chemie miteinander und es macht Spaß, ihre Szenen zu lesen und ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Das macht sogar die Langsamkeit in gewissen Teilen der Handlung fast wett, obwohl diese immer noch eine Kritik ist, die ich für den Roman habe.

So bekommen wir die erste Podcast-Folge erst nach einem Drittel der Handlung, während das zweite Drittel nur sehr wenige zeigt und das letzte Drittel sich ein wenig zieht. Der langsame Anfang machte mir hier nichts aus, weil er die Chemie zwischen Shay und Dominic wundervoll zeigt. Auch die Langsamkeit des letzten Drittels fand ich nicht so schlimm, weil sie zwar dem klassischen Second-Act Breakup folgt, man aber umso erfreuter ist, sobald Shay und Dominic wieder zusammenkommen.

Der zweite Akt war mein persönlicher Favorit. Obwohl ich tatsächlich gerne mehr Podcast-Szenen gesehen hätte, habe ich es sehr genossen, Shays und Dominics sich entwickelnde Romanze zu lesen. Zusammen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern habe ich darauf hingefiebert, dass sie „wieder“ ein Paar werden.

Insgesamt also eine schöne romantische Komödie, die mir trotz des manchmal langsamen Pacings sehr gefallen hat!

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch
416 Seiten

Joy Nouveaux hat mit Romeo und Julia bisher nicht allzu viel zu tun gehabt, doch das ändert sich schlagartig, als sie von den beiden jungen Fürsten Rhyme Capulet und Cut Montague gefunden wird. Die beiden Familien sind dazu verflucht, alle siebzehn Jahre ein Liebespaar zu opfern, weshalb sie in ihrer Akademie alle Capulets und Montagues versammelt haben, um durch mehrere Bälle und Kämpfe ein Paar zu finden, das die notwendigen Kriterien erfüllt. Joy, die zu den Capulets gehört, ist zunächst von allem überfordert, doch ihre Freunde helfen ihr, sich zurechtzufinden. Und dann sind da noch Rhyme und Cut, die ihr Herz höher schlagen lassen …

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, dieses Buch so sehr zu mögen, wie ich es letztendlich getan habe! Ich habe zwar durchaus ein Faible für Romeo-und-Julia-Romanzen, mag Liebesdreiecke aber nicht besonders, weshalb ich äußerst unsicher war, was die Romanze an sich angeht. Und zugegeben: Das Liebesdreieck in diesem Buch gehört zu denen, bei denen von Anfang an klar ist, mit wem die Protagonistin am Ende zusammenkommen wird. Doch was diesen Roman so besonders gemacht hat, war die Tatsache, dass alle drei Protagonisten großartige Charaktere waren – und vor allem eine fantastische Chemie miteinander hatten.

Joy und Rhyme, die zumindest in diesem Roman das Hauptpaar sind, haben hierbei natürlich die stärkste romantische Anziehung, doch die Beziehung, die mich am meisten faszinierte, war die zwischen Rhyme und Cut. Tatsächlich gab es so viele mehrdeutige Szenen zwischen ihnen, dass es mich nur halb überraschen würde, wenn auch zwischen ihnen romantische Gefühle entstehen würden! Die drei Charaktere waren definitiv das Highlight des Romans, obwohl auch die Nebencharaktere sehr erinnerungswürdig waren (vor allem die Freunde, die Joy im Haus Capulet findet).

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war der Schreibstil. Er ist locker und lustig zu lesen und hat Joy zu einer sehr sympathischen Protagonistin und mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Es machte schlicht ergreifend Spaß, die Geschichte zu lesen, sodass ich sie mühelos innerhalb von zwei Tagen beenden konnte.

Das einzige, was leicht zu kritisieren ist, ist die Grundidee der Handlung. Es gibt viele Situationen, bei denen man potentielle Logiklöcher findet oder sich zumindest wundert, wieso so viele Dinge als gegeben angenommen werden. Es gibt nur wenige Erklärungen und in der Regel bekommt man den Eindruck, dass man die Situationen als gegeben hinnehmen soll, ohne sie zu hinterfragen. Weil mir die Geschichte selbst so viel Spaß gemacht hat, hat mir das nichts ausgemacht, doch andere Leserinnen und Leser könnten sich daran stören.

Insgesamt also ein sehr unterhaltsames Jugendbuch mit einer süßen Romanze und wunderbaren Charakteren, bei der ich auf jeden Fall auch den zweiten Teil lesen werde!

Die vermisste Tochter
432 Seiten

Ein Jahr nach dem Tod ihrer Großmutter ist Claudia immer noch dabei, ihre Zukunft zu gestalten. Bis sie eine kleine Schachtel vererbt bekommt, in der sich die Zeichnung eines Familienwappens und eine Visitenkarte befindet. Die Hinweise führen sie nach Havanna, wo sie sich schnell in die Schönheit der Stadt verliert. Hier trifft sie auch auf den Koch Mateo, der ihr dabei hilft, die Geschichte der Familie Diaz und ihrer ältesten Tochter Esmeralda zu untersuchen. Schnell spüren die beiden eine Verbindung zueinander, während sie gleichzeitig herausfinden, wie es Esmeralda und ihrer großen Liebe erging …

„Die vermisste Tochter“ ist der zweite Band der Verlorenen-Töchter-Reihe und meiner Meinung nach noch besser als der erste. Dabei gibt es durchaus Dinge, die zu kritisieren sind, wie die sehr schnell entstehenden Romanzen oder die Tatsache, dass die Geschichte relativ vorhersehbar ist. Doch beim Lesen selbst hat mich das nicht gestört – im Gegenteil: Ich habe die süßen Romanzen sehr genossen und mich schon darauf gefreut, dass Claudia die Wahrheit erfährt, die wir Leserinnen und Leser in den Rückblenden bereits erahnen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich angenehm zu lesen und macht es leicht, sich in ihrer Geschichte zu verlieren.

Letztendlich ist diese Geschichte ein wunderbares Wohlfühlbuch – natürlich kommt einiges an Drama vor, aber es war trotzdem so schön, zu lesen, wie Claudia ihre Familiengeschichte aufdeckt, die Verbindung zu ihrer eigenen Gegenwart zieht und zusammen mit Mateo eine glückliche Zukunft findet. Für alle, die eine schöne Geschichte lesen und gleichzeitig den Flair eines bestimmten Landes (in diesem Fall Kuba) spüren wollen, ist dieser Roman einfach perfekt.

Natürlich muss man an dieser Stelle auch die Ähnlichkeit zu Lucinda Rileys Sieben-Schwestern-Reihe erwähnen, weil die Verlorene-Töchter-Reihe nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Was ich hier gut finde, ist, dass es sehr viel leichter ist, die Verlorenen Töchter separat voneinander zu lesen. Die Verbindung zwischen ihnen ist sehr grob gehalten, sodass tatsächlich jede Geschichte für sich stehen kann. Dafür finde ich, dass die Bindung zu wahren Ereignissen stärker hervorgehoben hätte werden können; diese sind nämlich eher die Rahmenhandlung, während die eigentlichen Personen und Geschehnisse fiktiv sind. Hier fände ich es interessanter, würde die Autorin noch stärker auf reale Ereignisse eingehen.

Nichtsdestotrotz haben wir hier einen absolut wunderschönen, angenehm zu lesenden Roman, der mir ein paar wunderbare Lesestunden beschert hat!

Die Sturmschwester
576 Seiten

Nach dem Tod ihres Vaters hat Ally, seine zweitälteste Tochter, ein besonders schlechtes Gewissen, weil sie währenddessen eine glückliche Zeit mit ihrem Seelenverwandten Theo verbrachte. Deshalb fühlt sie zunächst auch nicht den Drang, mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden, sondern will lieber in die Zukunft blicken. Bis ein tragisches Ereignis sie dazu motiviert, den Hinweisen ihres Vaters zu folgen und in Norwegen nach ihrer leiblichen Familie zu suchen. Sie hat die Vermutung, dass sie mit den Halvorsens, einer Familie von Musikern mit einem beeindruckenden Stammbaum, verwandt sein könnte. Doch wer waren die Halvorsens eigentlich? Ally taucht in deren Familiengeschichte ein und entdeckt dabei ihre eigene ...

Auch im zweiten Band entführt Lucinda Riley uns in ein anderes Land und in eine fiktive Geschichte, die mit realen Ereignissen verknüpft ist. Der zweite Band hat mir dabei noch besser gefallen als der erste, wobei ich speziell mit Allys Geschichte und der von Jens "Pip" Halverson mitgefiebert habe. Beide erleben schöne, tragische und trotzdem hoffnungsvolle Romanzen, die mir sehr ans Herz gingen.

Dafür habe ich nicht ganz so stark mit der Geschichte von Anna Halvorsen mitgefühlt, weil sie im Grunde von einer Frau handelt, deren Leben gut verläuft, solange es von Männern gesteuert wird, bis sie im Bezug auf einen Mann eine eigene Entscheidung trifft, die ihr Leben stark verschlechtert, bis sie wiederum von einem Mann gerettet wird. Obwohl ihre Geschichte letztendlich ein imho zufriedenstellendes Ende findet, hätte ich mir gerne gewünscht, dass sie sich selbst aus ihrer Situation hätte befreien können.

Doch da ich ihre Geschichte immer noch gut erzählt fand und Allys und Pips Geschichte umso schöner und emotionaler war, hat mir der Roman trotzdem sehr gefallen – und ich freue mich darauf, die Schwestern-Reihe langsam, aber sicher fortzusetzen!

Carrie Soto is Back
416 Seiten

Carrie Soto ist in den Siebzigern und Achtzigern mit zwanzig Grand-Slam-Titeln zu der größten Tennisspielerin aller Zeiten geworden. Doch sechs Jahre nach ihrem Ruhestand gelingt es der Tennisspielerin Nicki Chan, mit ihrem Rekord gleichzuziehen, woraufhin Carrie Soto ihr Comeback ankündigt – in mindestens einem der vier großen Tennis-Turniere will sie einen Grand-Slam-Titel gewinnen und der Welt beweisen, dass sie nach wie vor die beste Tennisspielerin ist. Mit siebenunddreißig Jahren ist das jedoch keine leichte Aufgabe …

Nachdem ist bereits „Evelyn Hugo“ und „Malibu Rising“ gelesen habe (und feststellte, dass „Daisy Jones“ nichts für mich ist), habe ich mich darauf gefreut, „Carrie Soto“ zu lesen – und obwohl mir die ersten zwei genannten ein wenig mehr gefielen, hat mir auch „Carrie Soto“ sehr viel Spaß gemacht!

Das liegt einerseits an Carrie Soto selbst. Sie ist ehrgeizig, arrogant und unsensibel – und ich liebe sie. Sie lässt sich nichts gefallen, sondern sagt stets ihre Meinung, was ich sehr erfrischend fand. Sie ist zwar nicht zwingend ein sympathischer Charakter (obwohl sie im Lauf der Geschichte natürlich ein wenig sympathischer wird), aber ich habe ihre Sichtweise trotzdem sehr gut verstanden und mit ihr mitgefiebert. Hier hilft es auch, dass die anderen Charaktere realistisch auf ihr Verhalten reagierten, sodass ich persönlich beide Perspektiven nachvollziehen konnte. Von daher ein großartiger Charakter!

Was die Nebencharaktere angeht, fand ich besonders Carries Vater Javier Soto sehr sympathisch, wobei auch Carries Sparringpartner Bowe Huntley und ihre Hauptrivalin Nicki Chan mir ans Herz wuchsen. Doch muss ich zugeben, dass ich mir gerne noch mehr Tiefe für sie gewünscht hätte, weil viele Charaktere relativ flach blieben.

Die Tennisspiele haben mir außerordentlich gut gefallen. Ich verstehe so gut wie nichts von dem Spiel, aber die Art und Weise, wie Taylor Jenkins Reid die verschiedenen Spiele beschrieb, war so spannend, dass ich problemlos mitfiebern konnte!

Neben den relativ flachen Nebencharakteren fand ich, dass die Handlung ein wenig zu vorhersehbar war. Es gab durchaus ein, zwei Momente, die ich nicht voraussah, aber insgesamt verläuft eigentlich alles so, wie man es erwartet. Das ist nicht zwingend etwas Schlechtes (vor allem, weil die Spiele sich wie gesagt sehr spannend lasen), aber etwas, das andere Leser*innen eventuell stören könnte.

Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der mir trotz seiner Schwächen gut gefallen hat!

Was das Meer verspricht
280 Seiten

Vida lebt schon ihr ganzes Leben lang auf einer kleinen Insel, wo jeder jeden kennt und es keine großen Überraschungen gibt. Ihr eigener Lebensweg scheint vorgezeichnet zu sein, denn sie soll ihren Kindheitsfreund Jannis heiraten. Doch dann kommt Marie auf die Insel – Marie mit ihrem langen silbernen Haar und dem selbst gemachten Meerjungfrauenschwanz, mit dem sie durchs eiskalte Meer schwimmt. Die beiden jungen Frauen lernen sich kennen und lieben und alles scheint gut zu sein. Bis Vidas Bruder Zander, der die Insel vor Jahren verließ, wieder zurückkommt – und sich in Marie verliebt ...

Dieser Roman entwickelte sich eindeutig anders, als ich es erwartet habe. Etwa zwei Drittel bestehen aus einer ruhigen Atmosphäre und einer schönen Liebesgeschichte, bis Zanders Eintreffen nach und nach alles durcheinanderwirbelt und die Geschichte zu einem sehr unerwarteten, dramatischen Ende findet. Und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob es mir gefällt.

Ich habe den ruhigen Stil und die kurzen Kapitel nämlich sehr genossen, weil sie Maries und Vidas Liebesgeschichte so wunderbar eingefangen haben. Deshalb fühlte es sich für mich so an, als hätte Zander letztendlich alles ruiniert – und das, obwohl die eigentlich verhängnisvollen Taten von Vida ausgingen. Nichtsdestotrotz fühlte sich die Geschichte ab Zanders Ankunft weniger wie eine gemütliche Liebesgeschichte und mehr nach (unnötigem) Drama an. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte einen anderen Weg gegangen wäre, um Vida und Marie vielleicht kein glückliches, aber wenigstens ein zufriedenstellendes Ende zu bescheren.

Als Lektüre für Zwischendurch ist dieser Roman immer noch gut geeignet, weil er sich so schnell lesen lässt – doch sollte man bedenken, dass das Ende nicht das ist, was man erwartet.

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe
416 Seiten

Mallory Greenleaf hat mit Schach abgeschlossen. Seit vier Jahren hat die Achtzehnjährige nicht mehr gespielt. Doch dann überredet ihre beste Freundin Easton sie, bei einem Schachwettbewerb einzuspringen – und gleich in ihrem ersten Spiel schlägt Mallory den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Voller Panik flüchtet sie, doch so leicht kann Mallory ihrer einstigen Schachliebe nicht entkommen: Ihr wird ein Stipendium angeboten, infolgedessen sie als Schachspielerin an mehreren Wettbewerben teilnehmen soll. Sie nimmt das Angebot an, um für ihre Mutter und ihre zwei Schwestern sorgen zu können. Es dauert nicht lange, bis sie wieder auf Nolan Sawyer trifft – doch weigert sie sich strikt, wieder mit ihm zu spielen …

Ein wenig war ich schon nervös, bevor ich diesen Liebesroman begonnen habe. Ali Hazelwood hat zwar einen wunderbaren, humorvollen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt, aber nicht jedes ihrer bisherigen vier Bücher habe ich uneingeschränkt geliebt. Dazu kommt, dass mir das Schachthema besonders am Herzen liegt und ich dementsprechend nervös war, wie die Autorin es umsetzen würde. Nun, ich kann mit Freude berichten, dass mir dieser Roman ausgesprochen gut gefallen hat – sogar so sehr, dass ich die kleinen Fehler, die er hat, durchaus verzeihen kann. ;-)

Es fängt natürlich mit dem Schreibstil an. Ali Hazelwood beherrscht es wirklich meisterhaft, mit ihrem lockeren Stil für ein angenehmes Leseerlebnis zu sorgen. Speziell hier war ich auch so gefesselt von der Handlung und den Charakteren im Allgemeinen, dass ich nur etwas mehr als einen Tag brauchte, um das Buch geradezu in mich einzusaugen – so sehr gefiel es mir!

Die Charaktere waren mir allesamt sympathisch und die Art und Weise, wie realistisch und gleichzeitig wie liebevoll Ali Hazelwood die Beziehungen zwischen ihnen beschrieben hat, war einfach wunderbar. Es hilft hier auch sehr, dass wir insgesamt einen relativ kleinen Cast an wichtigen Charakteren haben – nur etwa ein Dutzend. Das hat es nicht nur leicht gemacht, sich die Charaktere zu merken, sondern auch, mit ihnen mitzufiebern.

Und dann gibt es natürlich noch die Romanze zwischen Mallory und Nolan, die einfach fantastisch beschrieben war. Sie entwickelt sich recht langsam und gerade am Anfang liegt der Fokus eher auf ihren anderen Beziehungen (und auf Schach, natürlich), was in diesem Fall jedoch ein Pluspunkt ist: Denn die allgemeine Handlung ist mindestens genauso interessant wie die Romanze, die unglaublich süß beschrieben ist. Man fiebert richtig mit den beiden mit, weil sie so eine wunderbare Chemie miteinander haben und tatsächlich eine gesunde Beziehung führen. (Natürlich mit ein bisschen Drama, aber zum Glück nichts, was skeptisch anzusehen wäre.) Gleichzeitig ist auch alles, was nicht mit den beiden zu tun hat, interessant zu lesen, wobei ich Mallorys Beziehung zu ihren beiden Schwestern hervorheben möchte. Die war einfach großartig umgesetzt, weil sie sowohl realistisch als auch herzerwärmend war!

Was die Schachspiele angeht, sind sie zugegeben nicht allzu ausführlich beschrieben – man bekommt zwar einen guten Eindruck davon, wie herausfordernd und spannend die jeweiligen Spiele sind, aber insgesamt erhält man eher einen groben Überblick. Was in diesem Fall durchaus gut ist, sodass auch Leserinnen und Leser, die nicht so viel mit Schach anfangen können, problemlos in die Geschichte einfinden.

Nur eine einzige Kritik habe ich: Dass das Spiel, auf das wir alle gewartet haben, gar nicht richtig beschrieben wurde! Das fand ich sehr schade, weil der ganze Roman im Grunde darauf hingezielt hat, uns aber keine tatsächliche Beschreibung des Spiels lieferte. Das Ende war zwar trotzdem zufriedenstellend, aber das Weglassen des Hauptspiels war für mich so, als würde man am Ende eines Spiels den Endbosskampf überspringen!

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesem Roman möglicherweise sogar um meinen Liebling aus Ali Hazelwoods Feder – mir hat das Lesen von Anfang bis Ende Spaß gemacht und ich kann ihn jedem Leser und jeder Leserin empfehlen, die einfach mal wieder eine schöne, angenehm zu lesende Liebesgeschichte brauchen!