- Trotze der Nacht
- Brigid Kemmerer
- Heyne
- Jugendbuch
- Romanze
- Charaktere
- Rebellion
- Krankheit
- Dilemma
- Enemies to Lovers
- Highlight
In ganz Kandala wütet eine Krankheit, die nur durch die seltenen Mondflorblüten geheilt werden kann. Doch nicht jeder kann sich die Blüten leisten und jeder, der sie schmuggelt, hat schwere Strafen zu fürchten, die der grausame Vollstrecker des Königs, Prinz Corrick, gnadenlos durchsetzt. Trotzdem riskieren Tessa, eine Apothekerin, und Wes, ihr bester Freund, den Diebstahl von Mondflorblüten, um sie an die Bedürftigen zu verteilen. Doch dann wird Wes von der Nachtwache erwischt und Tessa, wild entschlossen, etwas zu unternehmen, begegnet zum ersten Mal Prinz Corrick – und lernt, wie sehr er selbst unter seiner Rolle leidet …
Dieses Buch habe ich bereits auf Englisch gelesen, konnte aber nicht widerstehen, mir auch die deutsche Fassung zu Gemüte zu führen, weil mir die Geschichte so gefallen hat. Die Übersetzung selbst liest sich sehr flüssig; die einzige Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist, ist die inkonsistente Übersetzung des Sektors „Emberridge“, der manchmal als „Glutkamm“ und manchmal als „Glutrücken“ übersetzt wurde. Davon abgesehen jedoch las sich die Übersetzung genauso schön wie das Original!
Zudem hat die Tatsache, dass ich die Geschichte (und ihre Twists) bereits kannte, dafür gesorgt, dass mir das Lesen noch mehr Spaß gemacht hat – ich konnte die ganzen Hinweise und die Entwicklung der Charaktere noch mehr zu schätzen wissen und umso mehr mit der Romanze mitfiebern. Es war wirklich erstaunlich, wie der Zauber der Geschichte nach wie vor erhalten geblieben ist, weil ich halb fürchtete, mein Vorwissen könne ihn schmälern. Glücklicherweise war dem nicht der Fall und ich habe das Lesen sogar noch mehr genossen als beim ersten Mal :)
Die Charaktere und die Romanze sind nach wie vor das Highlight des Romans. Ich habe schon so einige Enemies-to-Lovers-Geschichten gelesen, aber diese hier gehört ungefragt zu den besten, weil man beide Charaktere sehr gut kennenlernt und die Beziehung zwischen ihnen sich sehr natürlich entwickelt. Insofern ist dieses Jugendbuch auch in seiner deutschen Fassung ein Highlight für mich geworden!
Re-Read, weil mir die Story so gefallen hat :) Auch beim zweiten Lesen habe ich sie sehr genossen! Eine volle Rezension findet man hier: https://lesetagebu.ch/eintrag/57509.
- Die unerhörte Reise
- der Familie Lawson
- T. J. Klune
- Heyne
- Belletristik
- Science Fiction
- Roboter
- Menschen
- Menschlichkeit
- Reise
- Freundschaft
- Liebe
- Abenteuer
Victor Lawson ist ein Mensch, der zusammen mit seinem Robotervater Giovanni, dem Pflegeroboter Schwester Grob und dem kleinen Staubsauger Rambo mitten im Wald lebt. Regelmäßig besucht er den Schrottplatz, um dort nach interessanten und notwendigen Ersatzteilen zu suchen. Eines Tages entdeckt er dort einen ausrangierten Androiden, den er wieder zum Leben erweckt und Tom tauft. Giovanni ist entsetzt über den Neuzugang, doch bevor er Victor den Grund dafür gestehen kann, wird er in die Stadt der elektrischen Träume entführt. Fest entschlossen, seinen Vater zu befreien, macht sich Victor zusammen mit Tom, Schwester Grob und Rambo auf eine wilde Reise auf …
Der neue Roman aus T. J. Klunes Feder beschäftigt sich, wie zu erwarten, sehr mit dem Thema Menschlichkeit, die durch seine Hauptcharaktere sehr gut gezeigt wird. Was mir hier sehr gefallen hat, war, dass die Roboter sich nicht einfach wie Menschen verhalten (weil das langweilig gewesen wäre), sondern man immer noch merkt, dass es sich um Roboter handelt – nur eben Roboter, die zusätzlich ein Herz haben. Diese schöne Kombination war meiner Meinung nach die perfekte Lösung, weil die Charaktere mir so auf natürliche Weise ans Herz gewachsen sind.
Die Handlung war dafür überraschenderweise nicht allzu besonders. Mitnichten schlecht, aber ich war überrascht, wie kurz die Reise der Lawsons und wie lang der Aufenthalt in den jeweiligen Orten war. Hier hat mich der deutsche Titel in die Irre geführt, sodass ich anderen Leserinnen und Lesern raten würde, sich nicht auf die Reise, sondern auf die Charaktere zu fokussieren.
Trotzdem wünschte ich, die Reise selbst wäre länger gewesen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Charaktere im Vergleich zu den letzten beiden Klune-Büchern nicht genug Zeit hatten, ein starkes Band zu bilden. Die Charaktere selbst sind durchaus großartig – aber die langsame Entwicklung der Freundschaften, die ich in den anderen Büchern so genossen habe, hat mir hier ein wenig gefehlt.
Insgesamt ein Roman, der zwar Raum für mehr lässt, aber trotzdem schön zu lesen ist.
Über Nacht tauchen sie überall auf: Kleine Boxen, in denen sich die Lebensfäden der Menschen befinden. Jede Person, die ihre Box öffnet, weiß ganz genau, wie lange sie noch zu leben hat. Während die Welt die Menschen sehr bald in "Langfaden" und "Kurzfaden" unterteilt, versuchen verschiedene Charaktere, mit ihrem Schicksal fertig zu werden: Nina und ihre Lebensgefährtin Maura, die trotz Mauras kurzem Faden für ihre Liebe kämpfen wollen; Ben, der seine Trauer über seinen recht kurzen Faden anonym in einem Brief teilt; Amie, die sich weigert, ihre Box jemals zu öffnen und Ben anonym auf seine Briefe antwortet; Hank, der trotz seines sehr kurzen Fadens lieber an der Selbsthilfegruppe für leicht längere Fäden teilnimmt; Anthony, der als Politiker mit langem Faden Präsident werden und die Möglichkeiten der Kurzfaden einschränken will; und Jack und Javier, beides Absolventen der Militärakademie, die beschließen, ihre Fäden zu tauschen, damit Javier trotz seines kurzen Fadens sein Traum als Soldat verwirklichen kann.
Die Anzahl der Charaktere mag zunächst erschreckend klingen (vor allem, wenn man bedenkt, dass sie alle Sichtcharaktere sind), aber aufgrund der verschiedenen Beziehungen untereinander und der Tatsache, dass sie erst nach und nach eingeführt werden, kam ich sehr gut mit ihnen zurecht. Letztendlich ist es ein sehr überschaubarer Cast, der (bis auf Anthony natürlich) sehr sympathisch war und dem ich gerne gefolgt bin. Am faszinierendsten war zu beobachten, wie alle Geschichten letztendlich miteinander verbunden sind, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und wie sie mit ihrem jeweiligen Schicksal umgehen. Kein Charakter war langweilig, sie alle hatten interessante Sichtweisen zu bieten. Hilfreich war auch, dass die Kapitel kurz, aber trotzdem gehaltvoll waren – so kam ich schnell durch die Geschichte und nahm trotzdem mit jedem Kapitel etwas Wertvolles mit.
Insgesamt war das eine sehr emotionale, zum Nachdenken anregende Geschichte, die mich sehr berührt hat; das Konzept der Lebensfäden wurde wunderbar und erstaunlich realistisch umgesetzt, sodass der Roman es mühelos schaffte, sich einen Platz unter meinen Highlights zu ergattern. Jeder, der auch nur ansatzweise Interesse an der Grundidee hat, wird begeistert über die Geschichte sein, die die Autorin aus ihr gemacht hat!
Als Ex-Strafgefangene hat Millie Schwierigkeiten damit, einen Job zu finden. Umso glücklicher ist sie, als sie auf Nina trifft, die ihr einen Job als Haushaltshilfe und Kindermädchen anbietet. Doch kaum, dass Millie den Job angenommen hat, macht Nina ihr das Leben zur Hölle. Nur Andrew, Ninas Ehemann, behandelt sie freundlich und langsam verliebt sich Millie in ihn. Währenddessen warnt der Gärtner der Familie sie davor, dass sie in Gefahr schwebt – was mit jedem Tag, in dem Ninas Verhalten gegenüber Millie sich verschlimmert, deutlicher wird …
Das ist definitiv ein Thriller, dem man Zeit lassen muss, um sich zu entfalten. In der ersten Hälfte war ich durchaus versucht, ihn sogar wegzulegen, weil er eher einem Charakter- bzw. Beziehungsdrama glich und nicht dem Thriller, den ich erwartet habe. Aber dann kam die zweite Hälfte. Die hat der ersten nicht nur einen komplett neuen Kontext verliehen, sondern war auch so spannend, dass ich froh war, lange genug durchgehalten zu haben, um sie zu erleben. Deshalb bitte ich alle Leser*innen, die während der ersten Hälfte ebenfalls Zweifel entwickeln, auf jeden Fall weiter zu lesen – ihre Geduld wird mehr als belohnt werden.
Trotzdem sollte man die langsame erste Hälfte wohl als Kritik anbringen; wie gesagt hätte ich das Buch fast weggelegt, weil es zu diesem Zeitpunkt so unthrillerhaft war. Das ist zwar, wenn man die zweite Hälfte bedenkt, von der Autorin durchaus beabsichtigt, aber für diejenigen, die möchten, dass es in ihren Thrillern schnell zur Sache geht, eher nicht geeignet. Umso mehr Spaß werden diejenigen haben, die gute Twists lieben und begeistert davon sind, eine neue Perspektive für scheinbar unscheinbare Szenen zu gewinnen.
Aus diesem Grund kritisiere ich diesen Thriller auch nicht dafür, im Grunde in zwei Hälften gespaltet zu sein, sondern habe eine kleinere Kritik anzumerken: Nämlich, dass Ninas Begründung dafür, Millie so schlecht zu behandeln, für mich persönlich ungenügend war. Ich habe es selbst nach ihrer Erklärung einfach nicht verstanden, weil Nina in der ersten Hälfte wahrlich wie eine Arbeitgeberin aus den tiefsten Tiefen der Hölle wirkt. Hier hätte es imho eine bessere Begründung oder ein besseres Verhalten geben sollen.
Aber wenn ich daran denke, wie viel Spaß ich letztendlich mit dem Thriller hatte, ist das eine vergleichsweise kleine Kritik. Er war für mich eine so positive Überraschung, dass sich meine Meinung über ihn während des Lesens nahezu um 180 Grad drehte – weshalb ich hoffe, dass noch mehr Leserinnen und Leser dranbleiben werden, um genauso wie ich mit einem grandiosen Thriller belohnt zu werden. :)
Das Cairndale-Institut ist für Kinder mit besonderen Fähigkeiten - Kinder wie Marlowe und Charlie. Marlowe kann mit nur einer Berührung Menschen heilen oder töten, wobei seine Haut dabei blau leuchtet. Und Charlie ist unverwundbar - all seine physischen Verletzungen heilen und töten kann man ihn auch nicht. Alice und Coulton, die für das Cairndale-Institut arbeiten, haben die Aufgabe, beide Jungs sicher dorthin zu bringen. Was sich als gar nicht so leicht herausstellt, denn beide werden von Jacob Marber, einem ehemaligen Cairndale-Schüler, gejagt ...
Zugegeben: Die achthundert Seiten, die dieser Roman einnimmt, sind tatsächlich ein bisschen zu viel. So sehr es mir auch gefiel, die Vergangenheit der Kinder und die Jacob Marbers zu verfolgen, hätte man den Roman trotzdem ein wenig kürzen können, ohne allzu viel Inhalt zu verlieren. Deshalb braucht man auch ein wenig Durchhaltevermögen, um ihn zu beenden.
Doch diejenigen, die Fantasy, Horror und Abenteuer mögen, werden sicher trotzdem Freude an ihm finden. Die Kinder sind mir dadurch, dass wir sie so ausführlich kennenlernten, sehr ans Herz gewachsen. Dasselbe gilt für Alice, die die Kinder um jeden Preis beschützt. Mir gefiel es auch, dass der Roman recht unvorhersehbar war und trotz der Horror-Elemente darauf verzichtet hat, die Kinder zu Monstern bzw. zu Opfern von Monstern zu machen; beides habe ich halb erwartet, weshalb ich froh war, dass die Gewalt sich hier in Grenzen hielt und der Autor sich lieber auf den Bund der Kinder konzentriert hat.
Die Kräfte der Kinder sind größtenteils allbekannte, finden aber kreative Anwendungen (wie z.B. bei Charlie, der in seiner Haut Messer verstecken kann). Hier hat die Kombination mit Horror sehr geholfen, für spannende Situationen zu sorgen. Auch die Atmosphäre war rundherum gelungen.
Dieser Roman ist also perfekt für Leser und Leserinnen, die realistisch eingebaute Fantasy mögen - aber nur, wenn diese sich nicht von langen Büchern abschrecken lassen, was bei mir zumindest teilweise der Fall war.
Cinderella ist seit zweihundert Jahren tot, doch die Mädchen aus Mersailles leiden immer noch unter dem Einfluss ihrer Geschichte. Jedes Jahr findet im Palast ein Ball statt, zu dem jedes unverheiratete Mädchen ab sechzehn Jahren zu erscheinen hat. Wird man nach dem dritten Ball nicht ausgewählt, gilt man als aufgegeben und wird nie wieder gesehen. Doch Sophia, die in ihre beste Freundin Erin verliebt ist, will sich nicht den Regeln beugen und flieht auf ihrem dritten Ball - direkt in Cinderellas Grabkammer. Dort trifft sie auf die junge Constance und erfährt endlich die Wahrheit hinter Cinderellas Geschichte ...
Wie man anhand der Kurzbeschreibung vielleicht ahnt, handelt es sich bei "Cinderella ist tot" um eine sehr emanzipierte Fantasygeschichte mit vielen hervorragenden Frauenfiguren und guter Repräsentation. Leider geschieht das auf Kosten der Männer, von denen es nur zwei sympathische gab (Sophias Vater und ihr Verbündeter Luke), die am Ende auch keine große Rolle einnahmen. Vor allem bei Luke überraschte mich das, weil er im ersten Drittel eine recht wichtige Rolle spielt, dann aber in den Hintergrund rückt, sobald Sophia den Palast verlässt und auf Constance trifft. Das fand ich sehr schade, weil ich zwar froh war, so viele wunderbare weibliche Figuren zu haben, gerne aber wenigstens eine männliche Figur gehabt hätte, die sowohl sympathisch als auch wichtig für die Handlung ist.
Die Beziehung zwischen Sophia und Constance ist sehr süß und realistisch erzählt, vor allem, wenn man die relativ kurze Zeitspanne bedenkt, während der sie sich kennen. Es überraschte mich positiv, wie gut es Kalynn Bayron gelang, die beiden zu einer Romanze zu führen. Zudem war es sehr realistisch beschrieben, wie Sophias verblassende Gefühle für Erin sich langsam in wachsende Gefühle für Constance verwandelten, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass manchen Leser*innen ein klarer Schnitt lieber gewesen wäre.
Die Geschichte kam sehr gut voran und gab jedem Teil der Handlung genug Raum, sich zu entfalten, ohne zu abrupt oder zu langatmig zu werden. Ich las das Buch in Windeseile durch, weil die Handlung so angenehm aufgeteilt war.
Insgesamt hat es mir trotz der erwähnten Schwächen sehr gefallen und eignet sich nicht nur für Cinderella-Fans, sondern vor allem für diejenigen, die in ihren Fantasyromanen gute Frauenvorbilder bevorzugen!
- Der Plot
- Jean Hanff Korelitz
- Heyne
- Belletristik
- Roman
- Thriller
- Spannung
- Geschichte
- Plagiat
- Ideendiebstahl
- Erpressung
- Twists
Jake Finch Bonner hat zwar bereits einmal einen halbwegs erfolgreichen Roman geschrieben, doch seitdem hält sich seine Inspiration in Grenzen, weshalb er stattdessen Kreatives Schreiben in einem kleinen College unterrichtet. Als einer seiner Schüler ihm von seinem unglaublichen Plot erzählt, weiß Jake sofort, dass diese Geschichte unglaubliche Kreise ziehen wird, doch merkwürdigerweise veröffentlicht der Schüler sie nie. Bald schon erfährt Jake, dass er gestorben ist und seine Geschichte nie zu Ende geschrieben hat. Kurzerhand schreibt Jake sie stattdessen und wird tatsächlich ein Bestseller-Autor. Doch als ein mysteriöser User namens Talented Tom ihn des Plagiats bezichtigt, muss Jake sich bald damit auseinandersetzen, was wirklich hinter der Geschichte steckt, die er gestohlen hat …
Dieses Buch ist kein Thriller, aber auch kein gewöhnlicher belletristischer Roman. Es fällt mir tatsächlich schwer, ihn zu beschreiben, weil sowohl der Plot des Romans als auch der Plot des in ihm enthaltenden fiktiven Romans eigentlich nichts allzu Neues sind, sich in der Kombination aber trotzdem neu anfühlen. Das hat mich positiv überrascht; zwar bezweifle ich, dass die fiktive Geschichte, die Jake zu so großem Ruhm verhalf, in Wirklichkeit ebenfalls so erfolgreich wäre, aber trotzdem war sie ungewöhnlicher als die meisten Geschichten, die ich gelesen habe. Die Ausschnitte, die wir zu lesen bekommen, haben mir sehr gefallen und ich hätte mitnichten etwas dagegen gehabt, die vollständige Geschichte zu lesen.
Was die „eigentliche“ Geschichte betrifft, sah ich den großen Twist leider meilenweit kommen, auch wenn das Finale trotzdem episch war und es mir gefiel, Jakes Nachforschungen und wachsende Sorgen zu verfolgen. Ebenfalls gefiel es mir, dass die Frage, ab wann etwas als Plagiat zählt, aufgeworfen wurde. Jake hat die Geschichte mit seinen eigenen Worten geschrieben, aber die Handlung einfach von seinem Schüler übernommen. Ist er ein Dieb? Ein Plagiator? Auf jeden Fall hat seine spezielle Situation eine Menge interessanter Fragen aufgeworfen.
Insgesamt ein außergewöhnlicher Roman, der es schafft, altbekannte Plots neu zu verweben, auch wenn er letzten Endes keine weltbewegenden Überraschungen bietet. Dafür ein schönes Lesevergnügen für alle, die alte Geschichten neu entdecken wollen!
Vor drei Jahren hat June sich für das Theater und gegen ihre damalige Liebe Kian entschieden – und auch gegen Ash, Kians besten Freund, der damals ebenfalls eine unerklärliche Faszination auf sie ausübte. Doch dann sehen die drei sich wieder und ihre Gefühle füreinander werden immer stärker, bis sie irgendwann merken: Sie wollen sich nicht für eine Person entscheiden. Doch kann eine Beziehung zu dritt für sie überhaupt funktionieren?
Natürlich lautet die offensichtliche Antwort „Ja“, aber zum Glück schmäht dieses Wissen den Genuss dieses Liebesromans keineswegs. Polyamorie ist immer noch ein äußerst seltenes Thema in Romanen aller Art, weshalb ich umso erfreuter war, hier eine so gute Repräsentation zu sehen. Die Liebe zwischen June, Kian und Ash ist deutlich zu spüren und es war eine wahre Freude, ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Natürlich wird hierbei auch auf die Vorurteile der Gesellschaft eingegangen, denen die drei sich stellen müssen; denn so schön ihre Liebe auch ist, natürlich wird sie nicht von allen akzeptiert. Hier fand ich es schön, wie die drei letztendlich damit umgegangen sind.
Am besten an Junes, Kians und Ash' Beziehung war aber eindeutig die Tatsache, dass die drei individuell ebenfalls großartige Charaktere waren. Natürlich war die Liebe, die sie zueinander empfinden, ein wichtiges Thema, aber auch ihre individuellen Probleme werden behandelt, was hervorgehoben hat, dass sie eben auch nur Menschen sind, die ein glückliches Leben führen wollen.
Beim Schreibstil sind mir zwei Dinge aufgefallen: Einmal die Wiederholung einzelner Wörter dreimal hintereinander und einmal Sätze, die bei einer Sichtweise anfangen und bei einer anderen aufhören. Ersteres kam relativ oft vor, aber zum Glück nicht so oft, als dass es gestört hätte; und letzteres kam immer in genau den richtigen Momenten und hat die enge Verbindung der Charaktere hervorragend gezeigt.
Insgesamt eine wunderschöne Liebesgeschichte für alle, die über die Grenzen einer monogamen Beziehung hinaus sehen und etwas über polyamoröse Beziehungen lernen wollen!
Linus Baker ist Angestellter der Behörde für die Betreuung magischer Minderjähriger und er macht seinen Job gut. Mit kühler Objektivität schafft er es, Situationen einzuschätzen und entsprechende Ratschläge zu geben. Doch diese Objektivität gerät gehörig ins Wanken, als er für einen Monat das Waisenhaus eines gewissen Arthur Parnassus besuchen soll, um dort die Lage zu überprüfen. Denn bald schon wachsen ihm sowohl die Kinder auch als Arthur ans Herz ...
Nachdem mich "Das unglaubliche Leben des Mr. Price" so begeistert hatte, bin ich erfreut, festzustellen, dass mir auch T. J. Klunes Vorroman "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" ausgesprochen gut gefallen hat. Die große Stärke des Autors ist es, einen überschaubaren Cast an tiefgründigen Charakteren zu erschaffen, die einem während des Romans schnell ans Herz wachsen. Nicht nur die Beziehung zwischen Linus und Arthur war dabei wunderbar beschrieben, sondern vor allem ihre Beziehung zu den sechs Kindern des Heims: Lucy, Talia, Phee, Chauncey, Theodore und Sal. Kinder, die von außen befremdlich wirken mögen, doch im Inneren die wohl wunderbarsten Kinder sind, über die zu lesen ich je die Ehre hatte. Durch sie zeigt T. J. Klune wunderbar, warum es nicht Äußerlichkeiten und erste Eindrücke sind, auf die man sein Urteil stützen sollte.
Das Pacing der Geschichte ist wie schon in "Wallace Price" relativ langsam, was mich allerdings kein bisschen gestört hat, weil es den Charakteren genug Raum gab, um sich zu entfalten. Ich fand es sehr realistisch, wie Linus Baker sich innerhalb der vier Wochen im Heim schleichend verändert hat und dabei so unersetzbar wurde wie das Heim selbst.
Insgesamt ist auch dieser Fantasyroman äußerst empfehlenswert für alle, die gut ausgebaute Charaktere mögen!
Wallace Price ist Anwalt und nichts ist ihm wichtiger als seine Arbeit. Doch dann bekommt er unerwarteterweise einen Herzinfarkt und stirbt - nur, um als Geist wiederzukehren. Bald landet er in einem Teegeschäft, wo der Fährmann Hugo ihn zusammen mit der Sensenfrau Mei, Hugos totem Großvater Nelson und dem Geisterhund Apollo auf das Jenseits vorbereitet. Und so lernt Wallace nicht nur, ein besserer Mensch zu werden, sondern findet auch die große Liebe ...
Die Prämisse ist durchaus bekannt - tatsächlich war mein erster, nicht unbedingt akkurater Gedanke, dass die Geschichte eine Mischung aus Dickens "Weihnachtsgeschichte" und Pixars "Soul" ist -, aber selten habe ich sie so gut umgesetzt gesehen wie hier.
Erstens sind die Charaktere absolut wunderbar. Dabei hilft sehr, dass die oben genannten Charaktere mit einigem Abstand die wichtigsten sind und man sie durch die verbrachte Zeit am besten kennenlernt. Natürlich gibt es noch einige wichtige Nebenfiguren, aber dadurch, dass der Roman sich auf ein paar wenige beschränkt, konnte T. J. Klune ihnen eine Tiefe verleihen, die mich tief beeindruckt hat.
Besondere Erwähnung verdienen Wallace und Hugo. Nicht nur waren die Charaktere an sich absolut fantastisch, ihre Beziehung war das Highlight des Buches. Sie verlief so natürlich und flüssig, wie ich es selten gelesen habe - ich liebe es, wenn Beziehungen sich langsam entwickeln, aber die zwischen Wallace und Hugo ist etwas Besonderes. Sie haben sehr viele schöne Momente zusammen und die Chemie zwischen ihnen war schlicht perfekt.
Ein weiterer Pluspunkt ist der Schreibstil, der es leicht machte, sich alles, was passierte, vorzustellen. Zwar habe ich allgemein eine starke Fantasie, aber bei T. J. Klunes Schreibstil war es besonders leicht, sich in die Geschichte fallen zu lassen.
Womit wir bei dem einzigen möglichen Kritikpunkt wären: Das Pacing der Geschichte. Es ist sehr langsam, weil man die Charaktere und ihre Lebenssituation sehr ausführlich kennenlernt und ihre Erlebnisse fast schon wie Episoden einer Serie wirken. Mir persönlich machte es nichts aus, weil es mir sehr viel Spaß machte, Zeit mit den Charakteren zu verbringen, aber ich kann mir vorstellen, dass das Pacing manchen ZU langsam ist, weshalb ich es erwähnt haben wollte.
Doch für mich war diese Geschichte ein prägendes Erlebnis, das ich so bald nicht wieder vergessen werde!
- Schwur mutig schwer
- Emberfall
- Brigid Kemmerer
- heyne fliegt
- Fantasy
- Jugendbuch
- Romanze
- Freundschaft
- Familie
- Magie
- Trilogie
- Highlight
Im dritten und finalen Band der Emberfall-Trilogie stehen Rhen, Harper, Grey und Lia Mara vor dem Scheideweg. Rhen hat sechzig Tage, um seine Herrschaft Grey zu übergeben, während er ohne das Wissen der anderen von Lilith gequält wird. Harper zweifelt an ihrem Entschluss, bei ihm zu bleiben, weil sie nicht gegen ihre eigene Familie und Freunde kämpfen möchte. Grey wird aufgrund seiner Magie nicht von der Armee Syhl Shallows akzeptiert, obwohl sie der einzige Weg sein könnte, Emberfall einzunehmen. Und Lia Mara hat Schwierigkeiten, sich bei ihrem Volk durchzusetzen, weil sie als schwach angesehen wird und aus jeder Ecke ein Attentat befürchten muss.
Der dritte Band bestätigt, was ich bereits seit dem ersten gehofft habe: Dass diese Trilogie für mich zu den besten Jugendbüchern gehört, die ich je gelesen habe. Nicht viele Jugendromane haben es geschafft, mich so zu beeindrucken, aber Brigid Kemmerer ist es gelungen, eine Geschichte zu erschaffen, deren Charaktere, Handlung, Schreibstil und Welt mich rundherum gefesselt haben. Ich war sehr zufrieden damit, wie sie die Geschichte um Rhen, Harper, Grey und Lia Mara zu einem gelungenen Ende führt. Ein paar offene Fragen gibt es dabei durchaus, aber von der positiven Sorte - man fragt sich, wie die Charaktere nun, da ihre Haupthandlung um ist, wohl ihr Leben weiterleben werden, während man gleichzeitig froh ist, dass das der eigenen Fantasie überlassen bleibt.
Insgesamt habe ich nur einen Kritikpunkt: Die recht eindimensionale Antagonistin Lilith, die hervorragend darin ist, die Charaktere leiden zu lassen, sonst aber keine Tiefe zeigt. Im Anbetracht der Tatsache, dass Brigid Kemmerer alle anderen Charaktere so menschlich beschrieben hat, überraschte es mich, dass Lilith die einzige war, die keine Grauschattierungen zeigte, sondern einfach böse war. Hier hätte ich es begrüßt, wäre sie dreidimensionaler charakterisiert worden.
Doch sonst? Eine absolut hervorragende Fantasytrilogie mit realistischen Romanzen, liebevollen Charakteren und einer packenden Handlung, die ich jedem ans Herz legen möchte!
Claire ist die Frau eines einflussreichen Unternehmers, doch glücklich ist sie nicht: Ihr Mann ist ihr gegenüber gewalttätig, weshalb sie schon seit einer ganzen Weile plant, ihn zu verlassen. Doch ausgerechnet an dem Tag, an dem sie ihren Plan in die Tat umsetzen will, tauscht ihr Ehemann ihre Termine miteinander, wodurch er herausfindet, was Claire vorhat. In ihrer Not bleibt ihr nur ein Ausweg: Sie tauscht mit einer anderen Frau am Flughafen, Eva, die Flugtickets. Was sie jedoch nicht weiß: Nichts, was Eva ihr über ihr Leben erzählte, ist wahr. Als dann noch das Flugzeug, in dem Claire ursprünglich sitzen sollte, abstürzt, gerät sie erst recht in die Bredouille: Sie muss sich für Eva ausgeben und dafür sorgen, dass ihr Mann nicht erfährt, dass sie nie im Flugzeug gesessen hat ...
Das spannendste in diesem Thriller war überraschenderweise der Anfang, in dem Claire die letzten Schritte unternimmt, um ihr Verschwinden zu vorzutäuschen. Nachdem sie Evas Leben übernimmt, entspannt sich die Handlung. Wir erfahren, wie Evas Leben durcheinander geriet und gleichzeitig, wie sie eine Freundschaft mit ihrer Nachbarin Liz aufbaut. Natürlich erfahren wir auch, wie Claire ihr neues Leben lebt und dabei ständig fürchten muss, entdeckt zu werden.
Aber tatsächlich ist die Geschichte an sich nicht unbedingt ein nervenzerfetzender Thriller, sondern fast schon ein Roman mit Thriller-Elementen (und ein paar Überraschungen). Am besten hat mir neben dem spannenden Anfang die Freundschaft zwischen Eva und ihrer Nachbarin Liz gefallen; sie war einfach wunderbar beschrieben und Liz entwickelte sich schnell zu meinem Lieblingscharakter.
Das Ende war verhältnismäßig ... unspektakulär, um es so zu sagen. Die Botschaft hat mir sehr gefallen, aber insgesamt läuft alles ein bisschen zu glatt. Weder Claires Ehemann noch die Leute, mit denen Eva verkehrt, sind am Ende eine ernsthafte Bedrohung. Mir hat es durchaus gefallen, dass beide Frauen sich gegen die Männer in ihrem Leben verteidigen konnten, aber ein bisschen mehr Schwierigkeiten hätte ich mir schon gewünscht.
Von daher komme ich zu dem Entschluss, dass es sich bei diesem Buch um einen durchaus gelungenen Roman handelt - aber nicht unbedingt um einen gelungenen Thriller.
- Herz dunkel & schön
- Emberfall
- Brigid Kemmerer
- heyne fliegt
- Fantasy
- Jugendbuch
- Romanze
- Freundschaft
- Magie
- Trilogie
- Highlight
Nachdem Grey herausgefunden hat, dass er als Rhens Halbbruder der wahre König von Emberfall ist, befindet er sich auf der Flucht, entschlossen, Rhen die Herrschaft zu überlassen. Nur ist das leichter gesagt als getan, denn der wahre Erbe wird nicht nur von Rhen, sondern auch von der skrupellosen Königin Karis Luran und ihren Töchtern gesucht. Als sowohl Grey als auch Karis Lurans Tochter Lia Mara in Rhens Gefangenschaft geraten, weigert Grey sich, Rhen die Wahrheit zu sagen - während Lia Mara sie herausfindet ...
Bereits der erste Teil der Trilogie, "Ein Fluch so ewig und kalt", gehörte zu den besten Jugendbüchern, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Glücklicherweise finde ich auch den zweiten Teil sehr gelungen und habe ihn innerhalb kürzester Zeit gelesen!
Brigid Kemmerers große Stärke ist es, ihre Hauptcharaktere sympathisch und ihre Romanzen realistisch zu beschreiben. Sowohl Grey als auch Lia Mara sind mir unglaublich ans Herz gewachsen und ihre aufblühende Romanze fühlte sich wunderbar real an. Doch auch die Nebencharaktere verdienen eine Erwähnung - ich war positiv überrascht, wie schnell es Brigid Kemmerer gelang, dass mir selbst Charaktere mit wenig Screentime (z.B. Parrish, einer von Lia Maras Wachen) ans Herz wuchsen.
Trotzdem hätte ich mir gerne noch mehr Screentime für bestimmte Charaktere und Beziehungen gewünscht - hervorzuheben ist Lia Maras Schwester Nolla Verin, zu der sie eine komplizierte Beziehung hat, von der ich gerne noch mehr gelesen hätte. Es gibt durchaus ein paar wichtige Momente mit ihnen, aber da mich ihre Beziehung besonders faszinierte, hätte ich nichts gegen noch mehr Szenen gehabt!
Wer noch mehr Szenen tatsächlich gebraucht hätte, ist Rhen. Er war ein unglaublich sympathischer und vielschichtiger Charakter im ersten Teil, aber dadurch, dass man hier seine Sicht der Dinge nicht mehr liest, kam er mir stellenweise äußerst kalt und grausam vor. Deshalb hoffe ich, dass sowohl er als auch Harper im dritten Teil wieder Sichtcharaktere sein werden, damit man seine Beweggründe besser versteht.
Das sind jedoch alles keine Kritikpunkte, sondern einfach Dinge, die ich zusätzlich noch gerne gehabt hätte. Die Charaktere, die Romanze und die eigentliche Handlung haben mich rundherum begeistert und ich freue mich deshalb umso mehr auf den dritten Teil!
Wie funktioniert eigentlich eine Künstliche Intelligenz? Wie passieren Fehler? Und wie können wir als Menschen sicherstellen, dass die Ergebnisse, die sie uns präsentiert, die richtigen sind?
Diese und viele weitere Fragen untersucht Katharina Zweig in ihrem Sachbuch, das bewusst den Titel „Die KI war’s“ trägt. Letztendlich sind es immer die Menschen, die an der Entwicklung der KI beteiligt sind, die mitverantwortlich für Fehler sind, doch ist es leicht, diese Fehler stattdessen dem KI-System zuzuschreiben, obwohl es keine bewussten Entscheidungen treffen kann.
Viele dieser Fehler – manche bizarrer, mancher gefährlicher Natur – stellt Katharina Zweig auf lehrreiche Weise vor und geht dabei ausführlich darauf ein, wie es zu ihnen kommen konnte. Davon abgesehen gibt es auch viele Kapitel, in denen sie schlicht Sachwissen vermittelt, sodass Humor nicht unbedingt im Zentrum liegt.
Und ich glaube, genau da liegt der Grund, aus dem ich mich stellenweise schwer mit dem Buch getan habe. Die Beispiele haben mir sehr gefallen, doch ich ging mit der falschen Erwartung heran, dass das Buch einen lockeren, humorvollen Schreibstil haben würde und sein Wissen auf leicht zu lesende Art vermittelt. Das ist eher nicht der Fall. Der Stil ist zwar nicht übermäßig kompliziert und auch für Laien gut verständlich, doch merkt man, dass dieses Buch mehr ein konventionelles als ein humorvolles Sachbuch ist. Meine Lesegeschwindigkeit variierte deshalb sehr stark – in den Beispielkapiteln ging es in der Regel gut voran, in den Erklär-Kapiteln eher weniger.
Aus diesem Grund würde ich dieses Sachbuch nur denjenigen empfehlen, die ernsthaft an den möglichen Schwierigkeiten, die KI bereitet, interessiert sind. Katharina Zweig beschreibt diese wirklich wunderbar – nur nicht immer auf eine Weise, die auch für komplette Laien, die einfach eine lockere Lektüre erwarten, zugänglich wäre. Zugegeben ist es definitiv mein Fehler, hier falsche Erwartungen gehabt zu haben, aber genau deshalb möchte ich, dass andere Leser*innen wissen, worauf sie sich einlassen: Ein gut zu lesendes Sachbuch, das viele Beispiele enthält, aber auch viel Wissen vermittelt.
Insofern: Nicht unbedingt die perfekte Lektüre für mich, aber sicher für viele andere!