Die Halbwertszeit von Glück
432 Seiten

Johanna, Holly und Mylène: Drei Frauen zu drei unterschiedlichen Zeiten, die sich verschiedenen Problemen stellen müssen. Johanna findet an der Grenze der DDR ein siebzehnjähriges Mädchen, das sich vor den Grenztruppen versteckt und zudem schwanger ist. Holly möchte Wiedergutmachung für die Familie ihrer Kollegin leisten, die bei einem Unglück gestorben ist, bei dem Holly hätte umkommen sollen. Und Mylène findet heraus, dass sie adoptiert ist, weshalb sie sich auf eine Schnitzeljagd aufmacht, um ihre wahren Wurzeln zu finden. Die Geschichten der drei Frauen hängen eng miteinander zusammen, und sie alle fragen sich: Was ist eigentlich Glück?

In diesem wunderschönen Roman verwebt Louise Pelt drei packende Geschichten auf wirklich wundervolle Weise, die ich so noch nie gesehen habe. Zum einen schaffte sie es, tatsächlich alle drei Geschichten gleich interessant zu gestalten. Am Anfang mochte ich Hollys Geschichte am meisten, doch sehr bald wuchsen mir auch Johannas und Mylènes sehr ans Herz, sodass ich am Ende alle drei Geschichten mochte.

Zum anderen ist es wohl das erste Mal, dass die erzählten Geschichten auch tatsächlich sehr eng miteinander zusammenhängen. Viele andere Romane dieser Art, die ich gelesen habe, hatten letztendlich eine relativ grobe Verbindung, doch hier hängt alles so stark zusammen, dass es eine wahre Freude war, zu sehen, wie sich das Puzzle schließlich zusammenfügte.

Bei Johanna war ihre Beziehung zu dem Mädchen ein eindeutiges Highlight. Am Anfang ist Johanna eher frostig zu ihr und möchte auf keinen Fall, dass sie ihr ans Herz wächst – aber natürlich geschieht das trotzdem und es war sehr charmant zu lesen, wie Johanna es zunächst nicht wahrhaben will. Die beiden hatten einfach eine wunderbare Freundschaft, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Ich glaube, ich hätte nur den Spannungsfaktor ein wenig verstärkt; denn obwohl theoretisch ständig die Gefahr besteht, entdeckt zu werden, fühlte ich die Gefahr nur am Ende und sonst eher nicht.

Bei Holly war es der Konflikt, dem sie sich stellen muss, der mich am meisten packte – die Tatsache, dass sie sich die Schuld für den Tod ihrer Kollegin gibt und gleichzeitig deren Familie näher kommt, die nichts von ihrer Beteiligung daran weiß, war einfach eine sehr spannende Ausgangssituation. Doch hätte ich mir hier gewünscht, dass speziell ihre Beziehung zu Matt, dem Partner ihrer Kollegin, stärker ausgebaut worden wäre. Die Beziehung zu dessen Sohn Lukas war sehr gut umgesetzt, doch dadurch, dass Holly sich so oft von Matt fernhält, konnte ich mit ihrer Beziehung zu ihm nicht ganz so stark mitfiebern, wie ich es gerne getan hätte.

Mit Mylène hatte ich wohl meine größten Probleme – weil ihre Geschichte meinen absoluten Lieblingscharakter enthielt: Etienne, ihren Exfreund. Er war unglaublich sympathisch, humorvoll und mein persönliches Highlight von Mylènes Geschichte, weshalb ich richtig enttäuscht war, dass er in den letzten zwei Kapiteln überhaupt nicht vorkam. Zwar gab es am Ende einen netten Twist, was Mylènes Verlobten anging, aber dadurch, dass wir den Großteil ihrer Geschichte mit Etienne verbrachten, war ich sehr enttäuscht davon, dass er am Ende im Grunde vergessen wurde.

Auch hätte ich mir gerne eine ausführliche Aussprache mit ihren Adoptiveltern gewünscht, in denen sie ihnen versichert, dass sie immer noch ihre Eltern sind, weil ich es sehr schade fand, dass sie letztendlich von Mylène ignoriert wurden.

Zusammengefasst haben wir hier aber immer noch eine wunderschöne Geschichte, die ich unglaublich genossen habe und die ich trotz ihrer Schwächen vollauf empfehlen kann!

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
512 Seiten

Die Vampirin Misery Lark hat lange unter Menschen gelebt, doch nur ihre beste Freundin Serena war ihr je wichtig. Als Serena spurlos verschwindet, ist Miserys einziger Hinweis ein Name, den sich ihre Freundin kurz vor ihrem Verschwinden notiert hat: L. E. Moreland. Als Miserys Vater verkündet, dass ein Bündnis zwischen Vampiren und Werwölfen in Form einer Heirat geschmiedet werden soll, hat Misery zunächst kein Interesse – bis sie erfährt, dass der Werwolf Lowe Moreland heißt. Daraufhin lässt sie sich auf die Ehe mit ihm ein, entschlossen, herauszufinden, ob Lowe etwas mit Serenas Verschwinden zu tun hat. Allerdings hat sie nicht erwartet, dass sie sich währenddessen in ihn verlieben könnte …

Vor dem Lesen war ich zugegeben recht zögerlich, weil ich gegenüber Vampir- bzw. Werwolf-Romanen bestenfalls neutral eingestellt bin. Da ich Ali Hazelwood insgesamt recht mag, beschloss ich, dem Roman trotzdem eine Chance zu geben – und zu meiner Freude hat er mir überraschend gut gefallen!

So fand ich die Vampir-/Werwolf-Thematik interessant umgesetzt und speziell die beiden Hauptcharaktere haben mir sehr gut gefallen. Ali Hazelwood schafft es mühelos, sie durch ihren locker-leichten Schreibstil sympathisch zu machen, auch wenn mir Lowe gegen Ende zugegeben etwas zu besitzergreifend war. Doch letztendlich waren sowohl Misery als auch Lark großartige Figuren und ihre langsam wachsende Beziehung war gut umgesetzt.

Die Nebenfiguren bleiben größtenteils recht blass, mit zwei großen Ausnahmen: Serena, Miserys Freundin, und Ana, Lowes kleine Schwester. Obwohl Serena bereits zu Anfang des Romans verschwunden ist, bekommt man durch Miserys Erzählungen über sie einen erstaunlich guten Einblick in ihren Charakter. Ich war sehr beeindruckt davon, wie sympathisch mir Serena allein durch Miserys Ausführungen wurde; tatsächlich mochte ich sie mindestens so sehr wie die wunderbare kleine Ana, deren Beziehung zu Misery und Lowe einfach entzückend war.

Es gibt auch ein paar unerwartete Twists gegen Ende, die mir sehr gefallen haben, auch wenn die Handlung bis dahin zugegeben wie erwartet verläuft. Dafür mochte ich es, wie viele „bekannte“ Szenen durch die Grundidee der Geschichte einen neuen Anstrich bekamen.

Die einzige Kritik, die ich habe, ist die Art und Weise, wie Miserys und Lowes Romanze sich gegen Ende entwickelt, weil die manchmal obszöne Ausdrucksweise verbunden mit Lowes besitzergreifendem Benehmen nicht meinem Geschmack entsprach. Doch insgesamt betrachtet hat mir der Roman trotzdem sehr gut gefallen, weshalb ich hoffe, dass auch andere Leserinnen und Leser hier eine schöne Romanze zum Wohlfühlen finden werden!

Kings & Thieves (Band 1) - Die Letzte der Sturmkrallen
528 Seiten

Nachdem Linas Gang von den Schwarzkranichen ermordet wurde, ist sie gezwungen, für sie zu arbeiten, weil sonst auch ihre Schwester umgebracht wird. Doch als sie einen teuren Wandteppich stiehlt, der dem Herrscher der Dokkaebi gehört – Rui, auch genannt „der Spielmann“ –, muss sie den Preis dafür bezahlen. Zwei Wochen gibt Rui ihr, um ihn zu töten, ansonsten wird er sie umbringen. Doch Dokkaebi sind nur schwer zu töten und schon bald kommt Lina die Vermutung, dass sie ihn nur auf eine Weise besiegen kann: Indem sie ihn verführt …

Dieser Jugendroman basiert grob auf der koreanischen Mythologie und erzählt dabei eine schöne, spannende Handlung, in der es zwar keine großen Überraschungen, dafür aber umso mehr interessante Ereignisse und Charakterinteraktionen gibt. Hier muss ich natürlich die Beziehung zwischen Lina und Rui hervorheben; es hat sehr viel Spaß gemacht, ihre Interaktionen miteinander zu verfolgen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich ihre wachsende Freundschaft mehr gemocht habe als ihre wachsende Romanze. Diese war mir nämlich zu sehr auf Äußerlichkeiten bezogen und nicht stark genug auf die Persönlichkeiten der beiden.

Dafür waren die Charaktere an sich großartig, speziell Lina selbst. Sie ist ein wunderbarer, fehlerhafter Charakter, der für manche zwar zu grausam sein könnte, mir selbst aber sehr gefallen hat. Auch Rui fand ich faszinierend, während die meisten anderen Charaktere dafür recht eindimensional bleiben. Mit einer Ausnahme: Linas Crew. Am Anfang sind sie nur Namen, an die Lina voller Reue denkt, doch durch die regelmäßigen Rückblicke wurden sie schließlich zu Charakteren, mit denen ich trotz der Tatsache, dass man ihr Schicksal von Anfang an kennt, erstaunlich stark mitgefiebert habe. Speziell Linas Freund Sang habe ich sehr lieb gewonnen, doch auch allgemein war ich positiv überrascht darüber, wie fesselnd Sophie Kim die Rückblicke beschrieben hat.

Aus diesem Grund war ich erstaunt darüber, warum Linas Schwester Eunbi nicht genauso eindrucksvolle Rückblicke bekommen hat. Lina denkt regelmäßig an sie, aber wir bekommen vergleichsweise wenig von ihrer Beziehung mit. Ein paar wenige Rückblicke gibt es, aber dafür, dass Eunbi Linas einziger Grund ist, überhaupt für die Schwarzkraniche zu arbeiten, hätte ich mir gerne noch mehr von ihr gewünscht. Zugegeben ist das allerdings kein großer Kritikpunkt, sondern schlicht etwas, das mich ein wenig verwirrte.

Doch einen Kritikpunkt habe ich trotzdem: Das Ende. Es war wirklich sehr, sehr deus-ex-machina-mäßig, beziehungsweise fand ich die Erklärung für ein bestimmtes Ereignis am Ende bestenfalls dürftig und schlimmstenfalls aus der Luft gegriffen. Es führt zwar zu einer unglaublich interessanten End-Situation, die mich neugierig auf den zweiten Teil macht, aber trotzdem kommt das Ereignis so sehr aus dem Nichts, dass ich es als deutlichen Kritikpunkt empfand.

Insgesamt also ein Jugendbuch, das durchaus Schwächen hat, aber für mich trotzdem interessant genug war, dass ich auch den zweiten Teil lesen möchte!

Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt
400 Seiten

Nichole "Nic" Blake gehört zusammen mit ihrem Vater zu den Ungewöhnlichen, Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Seit Jahren flüchten sie von Ort zu Ort, wenn Gefahr läuft, dass ihr Geheimnis auffliegt. Bis Nic durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen erfährt, was der wahre Grund für ihre regelmäßige Flucht ist: Als Kleinkind hat ihr Vater sie entführt und so vor ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder ferngehalten. Jetzt wird er angeklagt, ein sagenumwobenes Artefakt, das Msaidizi, gestohlen zu haben. Zusammen mit ihrem besten Freund JP und ihrem Bruder Alex muss Nic das Msaidizi finden, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen ...

In diesem wunderbaren Kinderbuch bekommen wir eine schöne Mischung aus altbekannten Handlungssträngen und neuen Ideen, die dem Buch vor allem durch den kulturellen Aspekt einen frischen Anstrich gaben. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Nics, JPs und Alex' Abenteuer zu verfolgen, weil ihre Geschichte eine angenehme Geschwindigkeit (nicht zu schnell, nicht zu langsam) und die Charaktere selbst äußerst sympathisch waren.

Angie Thomas schafft es gut, die Spannung zu halten und neben spannenden Ereignissen auch wichtige Charaktermomente zu schreiben. Vor allem Nic ist eine wunderbare Protagonistin, wobei man Lieblingscharakter allerdings ihr bester Freund JP war.

Was die Twists angeht, habe ich den Haupttwist schon relativ früh vorhergesehen, doch alle anderen Twists, die wir am Anfang und in der Mitte des Romans bekommen, waren dafür umso überraschender.

Sehr schön fand ich auch, wie die Magie mit der Kultur der Charaktere verbunden wurde. Es wird sowohl auf die Sklaverei der Schwarzen Bevölkerung als auch auf verschiedene ihrer Geschichten Bezug genommen. Ich fand ihre Implementierung großartig umgesetzt, weil sie dem Roman auf diese Weise eine Tiefe verliehen, die vielen anderen Kinderbüchern fehlt.

Insgesamt ein hervorragendes Abenteuer, das sich nicht nur für Kinder, sondern auch wunderbar für fantasybegeisterte Erwachsene eignet!

Obsidio
618 Seiten

Asha ist eine Krankenschwester auf Kerenza IV, das einen schweren Angriff von BeiTech Industries hinter sich hat. Der Widerstand, zu dem auch Asha gehört, versucht verzweifelt, sich gegen die BeiTech-Soldaten zu wehren. Als sich herausstellt, dass Ashas Exfreund Rhys zu den Soldaten gehört, schlagen ihre Freunde vor, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Asha ist nicht begeistert davon, stimmt aber zu. Währenddessen befinden sich Kady, Ezra, Hanna, Nik und Ella auf dem Frachtschiff Mao, dem langsam, aber sicher die Vorräte und der Sauerstoff ausgehen …

Im letzten Band der Illuminae-Trilogie verfolgen wir sowohl die Protagonisten der vorherigen als auch zwei neue Protagonisten dabei, wie sie mit aller Macht versuchen, das zu retten, was nach dem Chaos der vorigen Bände noch übrig ist. Der Vorteil, alle Protagonisten in einem Band versammelt zu haben, zeigt sich dabei in den zusammenhängenden Handlungssträngen und der Tatsache, dass man sich umso mehr um ihren Verbleib sorgt. Zwar gibt es in diesem Band natürlich auch Stellen, die auf eindringliche Weise den Tod vieler Menschen zeigen, aber trotzdem hat es mir gefallen, dass wir die Protagonistinnen und Protagonisten bereits kannten und uns deshalb noch mehr als sonst schon Sorgen um sie machen konnten.

Allerdings zeigt sich hier auch ein Nachteil, was die Geschichte der Neuankömmlinge Asha und Rhys betrifft: Dadurch, dass sie erst in diesem Band vorkommen und die anderen Charaktere logischerweise ebenfalls wichtige Screentime haben, konnte ich mit ihrer Liebesgeschichte nicht ganz so sehr mitfiebern wie mit Kadys und Ezras oder Hannas und Niks. Die beiden waren trotzdem tolle Charaktere, aber es fiel mir ein wenig schwerer, die Romanze zwischen ihnen zu fühlen.

Was den kreativen Einsatz von Formaten angeht, waren diese sehr effektiv und haben mir äußerst gefallen – doch dafür hatte ich das Gefühl, dass dieses Mal besonders viele Seiten als Chats und Transkriptionen geschrieben waren. Was in diesem Sinne nicht schlecht ist, um der Handlung zu folgen und mit den Charakteren zu leiden, aber insofern schade, weil das kreative Format so vergleichsweise selten zum Einsatz kam.

Insgesamt hat mir diese Trilogie trotz mancher Kritikpunkte sehr gefallen und war auf jeden Fall ein einzigartiges Leseerlebnis. Wenn ich einen Liebling der Reihe auswählen müsste, wäre das für mich Gemina, weil ich dort am meisten mit den Charakteren mitgefiebert habe und die Geschichte auf eine Art und Weise erzählt war, die es leicht machte, ihr zu folgen. Aber sowohl Illuminae als auch Obsidio sind trotzdem lesenswert gewesen und haben mich durch den Einsatz ihrer kreativen Erzählweise sehr beeindruckt!

Ex Talk – Liebe live auf Sendung
448 Seiten

Shay Goldstein hat schon als Kind das Radio geliebt, doch seit zehn Jahren, in denen sie bei Pacific Public Radio als Redakteurin arbeitet, hat sie bisher noch nicht die Gelegenheit bekommen, selbst Moderatorin zu sein. Was umso ärgerlicher ist, weil Dominic Yun, der nur seit wenigen Monaten beim Radio arbeitet, bereits live auftreten darf. Doch als ihr Boss eine neue Sendung ins Leben rufen will, kommt Shay die rettende Idee: Ex Talk, eine Talkshow, bei der ein Ex-Paar über seine Beziehung redet und Tipps teilt. Weil Shay und Dominic eine gute Chemie miteinander haben, schlägt ihr Boss vor, dass sie dieses Ex-Paar spielen sollen. Die beiden sind nicht gerade begeistert davon, vor allem, weil ihnen nicht wohl dabei ist, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer anzulügen. Als die beiden Gefühle füreinander entwickeln, verkompliziert sich die Situation zusehends …

Diese romantische Komödie erfüllt ihren Zweck voll und ganz, indem sie uns eine Geschichte und eine Beziehung bietet, mit der man leicht mitfiebern kann. Shay und Dominic haben eine wundervolle Chemie miteinander und es macht Spaß, ihre Szenen zu lesen und ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Das macht sogar die Langsamkeit in gewissen Teilen der Handlung fast wett, obwohl diese immer noch eine Kritik ist, die ich für den Roman habe.

So bekommen wir die erste Podcast-Folge erst nach einem Drittel der Handlung, während das zweite Drittel nur sehr wenige zeigt und das letzte Drittel sich ein wenig zieht. Der langsame Anfang machte mir hier nichts aus, weil er die Chemie zwischen Shay und Dominic wundervoll zeigt. Auch die Langsamkeit des letzten Drittels fand ich nicht so schlimm, weil sie zwar dem klassischen Second-Act Breakup folgt, man aber umso erfreuter ist, sobald Shay und Dominic wieder zusammenkommen.

Der zweite Akt war mein persönlicher Favorit. Obwohl ich tatsächlich gerne mehr Podcast-Szenen gesehen hätte, habe ich es sehr genossen, Shays und Dominics sich entwickelnde Romanze zu lesen. Zusammen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern habe ich darauf hingefiebert, dass sie „wieder“ ein Paar werden.

Insgesamt also eine schöne romantische Komödie, die mir trotz des manchmal langsamen Pacings sehr gefallen hat!

Code Name Verity
464 Seiten

Verity, eine Geheimagentin, wird von den Gestapo gefangen genommen. Sie und ihre beste Freundin Maddie, eine Pilotin, haben im zweiten Weltkrieg so einiges erlebt und jetzt wird Verity damit gedroht, sie zu foltern, wenn sie ihre beste Freundin nicht verrät. Also schreibt Verity ihre gemeinsame Geschichte auf – wohl wissend, dass sie Maddie wohl nie wiedersehen wird …

Die erste Hälfte dieser Geschichte fand ich absolut großartig – wir lesen Veritys Bericht, den sie für die Gestapo schreibt und der teils ihre entwürdigenden Erlebnisse in der Gegenwart und teils ihre Freundschaft mit Maddie in der Vergangenheit berichtet. Das war nicht nur sehr abwechslungsreich zu lesen, sondern ermöglichte es, dank Veritys lebendigem Schreibstil mit den Ereignissen mitzufiebern. Ich war richtig gefangen in der Geschichte und wollte unbedingt wissen, was genau passiert ist bzw. was genau passieren wird.

Doch dann kam die zweite Hälfte, die aus Maddies Sicht erzählt wird und einen eher nüchternen Schreibstil benutzt. Zwar gab es hier durchaus auch ein paar Sätze und Szenen, die sehr positiv hervorgestochen sind (vor allem die „Küss mich, Hardy!“-Szene), aber insgesamt fand ich die Ereignisse hier nicht halb so interessant wie die, die Verity beschrieb. Das liegt vor allem am Schreibstil, der es nicht ganz so leicht gemacht hat, sich in ihm zu verlieren, auch wenn es natürlich Sinn macht, dass Verity und Maddie andere Stile haben. Trotzdem hätte ich mir für Maddies eher langatmige Hälfte der Geschichte gerne mehr Lebendigkeit gewünscht, die in Veritys Hälfte so deutlich hervorgestochen ist.

Was trotzdem sehr gut beschrieben wurde, war die Freundschaft der beiden jungen Frauen. Sie war glaubwürdig, herzzerreißend und einfach wunderschön. Ich finde, dass wir mehr Romane dieser Art brauchen: Welche, die eine Freundschaft in den Vordergrund setzen und keine Romanze. Trotz der Tatsache, dass ich die zweite Hälfte der Geschichte nicht so packend erzählt fand wie die erste, habe ich die Freundschaft zwischen Verity und Maddie mit jeder Zeile gespürt.

Von daher fällt es mir schwer, eine volle Empfehlung auszusprechen, aber auch, sie vollkommen sein zu lassen. Ich würde nicht empfehlen, nur Veritys Teil zu lesen, weil Maddies Teil die wichtigste Szene für die beiden und allgemein wichtige Kontextinformationen enthält; insofern ist es wohl am besten, wenn Leserinnen und Leser selbst entscheiden, ob sie dem vollen Roman eine Chance geben wollen oder nicht. Und obwohl es sicher nicht jedem so gehen wird, bin ich letztendlich froh, dass ich es getan habe.

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch
416 Seiten

Joy Nouveaux hat mit Romeo und Julia bisher nicht allzu viel zu tun gehabt, doch das ändert sich schlagartig, als sie von den beiden jungen Fürsten Rhyme Capulet und Cut Montague gefunden wird. Die beiden Familien sind dazu verflucht, alle siebzehn Jahre ein Liebespaar zu opfern, weshalb sie in ihrer Akademie alle Capulets und Montagues versammelt haben, um durch mehrere Bälle und Kämpfe ein Paar zu finden, das die notwendigen Kriterien erfüllt. Joy, die zu den Capulets gehört, ist zunächst von allem überfordert, doch ihre Freunde helfen ihr, sich zurechtzufinden. Und dann sind da noch Rhyme und Cut, die ihr Herz höher schlagen lassen …

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, dieses Buch so sehr zu mögen, wie ich es letztendlich getan habe! Ich habe zwar durchaus ein Faible für Romeo-und-Julia-Romanzen, mag Liebesdreiecke aber nicht besonders, weshalb ich äußerst unsicher war, was die Romanze an sich angeht. Und zugegeben: Das Liebesdreieck in diesem Buch gehört zu denen, bei denen von Anfang an klar ist, mit wem die Protagonistin am Ende zusammenkommen wird. Doch was diesen Roman so besonders gemacht hat, war die Tatsache, dass alle drei Protagonisten großartige Charaktere waren – und vor allem eine fantastische Chemie miteinander hatten.

Joy und Rhyme, die zumindest in diesem Roman das Hauptpaar sind, haben hierbei natürlich die stärkste romantische Anziehung, doch die Beziehung, die mich am meisten faszinierte, war die zwischen Rhyme und Cut. Tatsächlich gab es so viele mehrdeutige Szenen zwischen ihnen, dass es mich nur halb überraschen würde, wenn auch zwischen ihnen romantische Gefühle entstehen würden! Die drei Charaktere waren definitiv das Highlight des Romans, obwohl auch die Nebencharaktere sehr erinnerungswürdig waren (vor allem die Freunde, die Joy im Haus Capulet findet).

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war der Schreibstil. Er ist locker und lustig zu lesen und hat Joy zu einer sehr sympathischen Protagonistin und mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Es machte schlicht ergreifend Spaß, die Geschichte zu lesen, sodass ich sie mühelos innerhalb von zwei Tagen beenden konnte.

Das einzige, was leicht zu kritisieren ist, ist die Grundidee der Handlung. Es gibt viele Situationen, bei denen man potentielle Logiklöcher findet oder sich zumindest wundert, wieso so viele Dinge als gegeben angenommen werden. Es gibt nur wenige Erklärungen und in der Regel bekommt man den Eindruck, dass man die Situationen als gegeben hinnehmen soll, ohne sie zu hinterfragen. Weil mir die Geschichte selbst so viel Spaß gemacht hat, hat mir das nichts ausgemacht, doch andere Leserinnen und Leser könnten sich daran stören.

Insgesamt also ein sehr unterhaltsames Jugendbuch mit einer süßen Romanze und wunderbaren Charakteren, bei der ich auf jeden Fall auch den zweiten Teil lesen werde!

Tödlicher Podcast
508 Seiten

Nina ist ein großer Fan der Podcasterin Malu, die in ihrem Podcast „Verbrechen Berlin“ die ganze Stadt in Atem hält. Umso erfreuter ist sie, als Malu eine Reinigungskraft sucht und tatsächlich Nina einstellt. Doch als sie Malu tatsächlich kennenlernt, ist diese merkwürdig distanziert und überhaupt nicht so, wie Nina sie sich vorgestellt hat. Schon bald vermutet sie, dass Malu etwas zu verbergen hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jenni, die von zu Hause flieht und in einem Mädchen, das sich Strippe nennt, eine beste Freundin findet. Zusammen fliehen sie nach Spanien, wo Jenni sich in den Musiker Rico verliebt, was ihre Freundschaft mit Strippe allerdings auf eine schwere Probe stellt …

Dieser Thriller hatte eine paar sehr gute Aspekte, aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich gerne beides ansprechen möchte. Am meisten hat mir die Art und Weise gefallen, wie Ninas, Malus und Jennis Geschichten miteinander verwoben waren, weil ich hier so einige Theorien hatte, die sich allesamt als nicht so verzwickt wie die Wahrheit erwiesen. Hier gab es ein paar wirklich coole Twists, die mir sehr gefallen haben!

Die Charaktere waren ebenfalls gut dargestellt und ich habe speziell die Hauptcharaktere sehr gemocht. Und auch, was die Antagonisten angeht, mochte ich es, dass sie dreidimensional waren. Ich habe ihre Aktionen mitnichten befürwortet, aber die Art und Weise, wie sie geschrieben waren, machte sie trotzdem zu (fehlerbehafteten) Menschen.

Damit kommen wir zur Kritik, die hauptsächlich darin besteht, dass dieser Thriller eher einem Roman als, nun ja, einem Thriller ähnelt. Speziell Jennis Parts, die mir an sich gefallen haben, ähneln eher einem Drama, das die Handlung sehr verlangsamte. Zwar ähneln Ninas Parts dafür umso mehr einem klassischen Thriller, aber insgesamt betrachtet ist das Pacing der Geschichte sehr langsam. Obwohl ich durchaus wissen wollte, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und der Schreibstil sehr angenehm zu lesen war, verlief mir die Geschichte trotzdem zu langsam und hatte nicht genug Thrillerelemente, um mich stets am Ball zu halten.

Doch ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, die Geschichte abzubrechen, weil sie als Roman immer noch interessant genug war, um sie zu Ende zu lesen. Es gab einen speziellen Charaktertod, von dem ich mir gerne gewünscht hätte, er hätte nicht stattgefunden, aber der Rest der Geschichte verlief sehr zufriedenstellend und wie gesagt mochte ich speziell die Twists, die mich auf positive Weise überraschten.

Trotzdem würde ich diesen Thriller nur denjenigen empfehlen, die nichts gegen langsames Pacing haben. Mir hat er zwar recht gut gefallen, aber nicht aufgrund des Thriller-Aspekts, sondern aufgrund der Dramen, die er erzählt.

Die vermisste Tochter
432 Seiten

Ein Jahr nach dem Tod ihrer Großmutter ist Claudia immer noch dabei, ihre Zukunft zu gestalten. Bis sie eine kleine Schachtel vererbt bekommt, in der sich die Zeichnung eines Familienwappens und eine Visitenkarte befindet. Die Hinweise führen sie nach Havanna, wo sie sich schnell in die Schönheit der Stadt verliert. Hier trifft sie auch auf den Koch Mateo, der ihr dabei hilft, die Geschichte der Familie Diaz und ihrer ältesten Tochter Esmeralda zu untersuchen. Schnell spüren die beiden eine Verbindung zueinander, während sie gleichzeitig herausfinden, wie es Esmeralda und ihrer großen Liebe erging …

„Die vermisste Tochter“ ist der zweite Band der Verlorenen-Töchter-Reihe und meiner Meinung nach noch besser als der erste. Dabei gibt es durchaus Dinge, die zu kritisieren sind, wie die sehr schnell entstehenden Romanzen oder die Tatsache, dass die Geschichte relativ vorhersehbar ist. Doch beim Lesen selbst hat mich das nicht gestört – im Gegenteil: Ich habe die süßen Romanzen sehr genossen und mich schon darauf gefreut, dass Claudia die Wahrheit erfährt, die wir Leserinnen und Leser in den Rückblenden bereits erahnen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich angenehm zu lesen und macht es leicht, sich in ihrer Geschichte zu verlieren.

Letztendlich ist diese Geschichte ein wunderbares Wohlfühlbuch – natürlich kommt einiges an Drama vor, aber es war trotzdem so schön, zu lesen, wie Claudia ihre Familiengeschichte aufdeckt, die Verbindung zu ihrer eigenen Gegenwart zieht und zusammen mit Mateo eine glückliche Zukunft findet. Für alle, die eine schöne Geschichte lesen und gleichzeitig den Flair eines bestimmten Landes (in diesem Fall Kuba) spüren wollen, ist dieser Roman einfach perfekt.

Natürlich muss man an dieser Stelle auch die Ähnlichkeit zu Lucinda Rileys Sieben-Schwestern-Reihe erwähnen, weil die Verlorene-Töchter-Reihe nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Was ich hier gut finde, ist, dass es sehr viel leichter ist, die Verlorenen Töchter separat voneinander zu lesen. Die Verbindung zwischen ihnen ist sehr grob gehalten, sodass tatsächlich jede Geschichte für sich stehen kann. Dafür finde ich, dass die Bindung zu wahren Ereignissen stärker hervorgehoben hätte werden können; diese sind nämlich eher die Rahmenhandlung, während die eigentlichen Personen und Geschehnisse fiktiv sind. Hier fände ich es interessanter, würde die Autorin noch stärker auf reale Ereignisse eingehen.

Nichtsdestotrotz haben wir hier einen absolut wunderschönen, angenehm zu lesenden Roman, der mir ein paar wunderbare Lesestunden beschert hat!

Some Girls do
360 Seiten

Nachdem Morgan von ihrer vorherigen Schule verwiesen wurde, weil sie lesbisch ist, muss sie ihr letztes Jahr an der Highschool und ihren Traum als Leichtathletin an einer anderen Schule abschließen. Dort wird sie fast von Ruby überfahren, einem Mädchen, das regelmäßig an Schönheitswettbewerben teilnimmt, um die Träume ihrer Mutter zu verwirklichen. Die beiden Mädchen fühlen sich trotz ihrer unglücklichen ersten Begegnung voneinander angezogen – doch während Morgan frei zu ihrer Sexualität steht, möchte Ruby sie am liebsten geheim halten. Nur wie sollen sie so eine romantische Beziehung führen, die sie beide zufriedenstellt?

„Some Girls Do“, ist, um ehrlich zu sein, kein Roman, der etwas Neues erzählt. Zwei Mädchen, die sich kennenlernen, ineinander verlieben und einige Schwierigkeiten bewältigen müssen, bevor sie zusammenkommen. Trotzdem mochte ich sowohl Morgan als auch Ruby sehr gerne und fand, dass ihre Beziehung sehr süß erzählt war; nur ihre anfängliche Anziehung zueinander kam mir etwas unrealistisch vor, da keine von beiden etwas tat, um sie zu rechtfertigen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es ein wenig länger gedauert hätte, ehe sie Gefühle füreinander entwickelten.

Die Themen, die besprochen werden, sind wie gesagt nichts Neues, aber ich mochte es, dass sie in einem neuen Kontext besprochen wurden, indem Morgan und Ruby Hobbys und Jobs gegeben wurden, von denen ich bisher noch nicht gelesen habe. Besonders gefielen mir ihre beiden großen Gesten am Ende, die einfach herzerwärmend waren und ihre jeweilige Charakterentwicklung zu einem wunderschönen Finale brachten.

Die Nebencharaktere waren recht sympathisch, wenn auch zugegeben nicht viel mehr. Trotzdem haben sie ihren Zweck in der Handlung erfüllt, was in diesem Fall für mich genug war.

Insofern also keine Romanze, die das Genre revolutioniert, aber trotzdem eine, die einen netten Zeitvertreib bietet. :)

Seven Days
592 Seiten

Eddies Flynn neuester Fall bringt ihn nach Alabama, wo der afroamerikanische Junge Andy Dubois beschuldigt wird, das weiße Mädchen Skylar Edwards umgebracht zu haben. Der zuständige Staatsanwalt Randal Korn ist berühmt-berüchtigt dafür, Angeklagte in die Todeszelle zu bringen und hat das auch mit Andy vor. Um gegen ihn vorzugehen, muss Eddie alle Register ziehen. Doch wie soll er eine Verteidigung für Andy aufbauen, wenn alle Zeugen, die ihn unterstützen könnten, vorher erpresst oder ausgeschaltet wurden?

Ich bin ein großer Fan der Eddie-Flynn-Reihe und auch "Seven Days" zeigt das Talent Steve Cavanaghs, einen packenden Thriller zu schreiben, der einen in Atem hält. Dieses Mal bekommen wir neben Eddies auch viele andere Sichtweisen zu sehen, die nicht nur die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ereignissen und Charakteren gut zeigen, sondern uns Leserinnen und Lesern teuflisch gut vermitteln, wie gewaltig die Aufgabe ist, die sich Eddie dieses Mal aufgehalst hat. Mehr als einmal hatte ich Panik, weil ich mich fragte, wie zur Hölle Eddie sich aus gewissen Situationen manövrieren soll – da hat Steve Cavanagh wirklich hervorragende Arbeit geleistet!

Besonders gut gefielen mir die Verbindungen der verschiedenen Handlungsstränge, die am Ende unter anderem in einer epischen Gerichtsverhandlung wipfeln, die es in sich hat. Die Gerichtsszenen gefielen mir ohnehin immer am meisten, weshalb ich froh war, auch hier ein grandioses Finale zu erleben.

In der eigentlich Handlung gab es durchaus Szenen, die zuerst als Längen anmuteten, weil ihre Relevanz zunächst nicht klar war. Aber spätestens am Ende klären sich die letzten Fragen, sodass letztendlich ein spannendes Leseerlebnis entstand, das mich sehr mitgerissen hat.

Wer schon vorige Eddie-Flynn-Romane gelesen hat, wird mit "Seven Days" einen weiteren Thriller erleben, der einen begeistert!

Alles gut
429 Seiten

Jess bekommt einen Job bei Goldman Sachs als Investmentbanking-Analystin, doch hat sie Probleme, sich als einzige Schwarze Frau zu etablieren. Noch dazu arbeitet Josh dort, der in ihrer Unizeit mehrere Meinungen vertreten hat, mit denen sie überhaupt nicht übereinstimmte. Umso ärgerlicher, dass er zu ihrem Mentor erklärt wird, um sie in ihrem ersten Jahr zu unterstützen. Obwohl sie gegensätzliche politische Meinungen vertreten, kommen sie sich langsam näher; doch wie sollen sie ihre Liebe genießen, wenn sie aufgrund ihrer Ansichten ständig aneinander geraten?

In ihrem Roman „Alles gut“ zeigt Cecilia Rabess wie wichtig es ist, sich mit Personen zu umgeben, die andere Sichtweisen haben als man selbst. Jess und Josh haben deswegen so einige Reibereien, wobei es nicht immer leicht ist, sich auf eine Seite zu stellen. Ich stand zum Beispiel eher hinter Jess, konnte gegen Joshs Argumente aber nicht immer etwas vorbringen. Denn obwohl beide gegensätzliche Meinungen vertreten, werden sie deshalb nicht als Extremisten dargestellt, sondern als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft, die schlicht eine andere Sichtweise als ihr Partner und dafür auch ihre Argumente haben.

Die Interaktionen zwischen ihnen waren fantastisch geschrieben; während ich mit der Romanze selbst nicht ganz so stark mitgefiebert habe, fand ich Jess’ und Josh’ Meinungsverschiedenheiten ungemein interessant und habe es genossen, ihre Szenen miteinander zu lesen.

Insgesamt also ein Roman, der einen während des Lesens zum Nachdenken bringen wird, weil er es schafft, die verschiedenen politischen Positionen überraschend neutral durch seine zwei dreidimensionalen Hauptcharaktere zu zeigen – und ihnen gleichzeitig eine Chemie gibt, die sich wundervoll liest!

Zero Days
384 Seiten

Jacintha „Jack“ Cross arbeitet als Pentesterin und lässt sich als solche dafür bezahlen, in Unternehmen einzubrechen und diese auf Sicherheitslücken zu überprüfen. Als sie nach einem kniffligeren Fall verspätet nach Hause kommt, findet sie ihren Mann Gabe ermordet vor. Sie ist so schockiert, dass sie die Polizei erst spät ruft, sodass diese in ihr prompt die Hauptverdächtige sehen. Jack, die einsieht, dass die Polizei keinerlei Interesse daran zeigt, den wahren Täter zu finden, flieht von der Polizeistation, um ihre eigenen Ermittlungen zu starten. Doch das gestaltet sich als nicht so einfach, weil die Polizei hinter ihr her ist und sie keine Ahnung hat, warum man ihren Mann umbringen sollte …

„Zero Days“ ist meiner Meinung nach der bisher beste Thriller aus Ruth Wares Feder – unglaublich spannend geschrieben und mit einer perfekten Kombination aus einer packenden Verfolgungsjagd und Geheimnissen, die nach und nach gelüftet werden. Zwar war es für mich halbwegs offensichtlich, welcher der Nebencharaktere vermutlich mit dem Mord zu tun hat, aber hier war die Frage des Motivs ohnehin um einiges interessanter. Ganz zu schweigen davon, dass man den ganzen Roman über mit Jack mitfiebert, weil sie bei der Aufklärung des Mordes stets darauf achten muss, von niemandem erwischt zu werden, was für einen mitreißenden Lesefluss gesorgt hat.

Die Charaktere waren allesamt großartig. Das startet mit Jack, mit der man sich hervorragend identifizieren kann, geht weiter mit ihren Freunden und ihrer Familie, die mir unglaublich sympathisch waren, und endet mit all den Nebencharakteren, die Jack auf ihrer Flucht trifft und die jeder für sich ein kleines Highlight waren. Ich war tatsächlich sehr beeindruckt davon, wie es Ruth Ware schaffte, selbst Charaktere, die nur in einer oder zwei Szenen vorkamen, so wundervoll zu vermenschlichen!

Kombiniert mit der konstanten Spannung ist Ruth Ware hier ein wahrlich grandioser Thriller gelungen, den ich anderen Thriller-Lesern vollauf empfehlen kann!

New Dragon City - Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft
344 Seiten

Die Apokalypse ist hereingebrochen, nachdem die Drachen vor fünf Jahren die Welt der Menschen zerstört haben. Nur während ihres Winterschlafs sind die Menschen vor ihnen sicher. Doch dieser endet in diesem Jahr früher als sonst, sodass Noah sich zusammen mit den anderen Überlebenden eigentlich sofort im Untergrund einschließen müsste. Doch als sein Vater verkündet, dass er plant, Noahs verschwundene Mutter zu finden, beschließt Noah, an der Oberfläche zu bleiben. Dort trifft er auf das Drachenmädchen Asha, das bei ihrer nächsten Begegnung in einer Falle feststeckt, woraus Noah sie befreit. Sein Vater wird Zeuge davon und verlangt wütend, dass Noah Asha bei ihrer nächsten Begegnung töten soll …

Dieses Buch erzählt eine spannende Freundschaftsgeschichte, die zwar ein paar Dinge hatte, die mich ein wenig störten, aber insgesamt trotzdem gut zu lesen war. Sowohl mein größtes Lob als auch meine größte Kritik bezieht sich dabei auf Noahs stärkste Beziehungen: Die zu seinem Vater und die zu Asha. So fand ich die Beziehung zu seinem Vater sehr faszinierend, weil sie komplett unterschiedliche Sichtweisen bezüglich der Drachen haben, man aber trotzdem ihre Liebe zueinander spürt und sich wie Noah durchaus hin- und hergerissen fühlt (wenn auch bei weitem nicht immer). Doch während Noahs Sichtweise zu den Drachen sich auf natürliche Art und Weise verändert, kommt die Veränderung der Sichtweise seines Vaters sehr, sehr plötzlich, auch wenn betont wird, dass sie sich nicht komplett verändert hat. Hier hätte ich mir während der Geschichte mehr Zweifel auf Seiten des Vaters gewünscht – oder gar keine Veränderung, um die Konsistenz seiner Sichtweise zu betonen.

Was Noahs Beziehung zu Asha angeht, haben sie ein paar sehr herzerwärmende Szenen, doch insgesamt hätte ich mir noch mehr zwischen ihnen gewünscht. Für den Großteil der Handlung sind sie getrennt voneinander und obwohl die Szenen, die sie miteinander haben, wie gesagt sehr schön sind, erscheinen sie nicht genug, um eine enge Verbindung zwischen ihnen aufzubauen. Insgesamt habe ich ihre Freundschaft trotzdem gemocht, war aber faszinierender von Noahs Beziehung zu seinem Vater.

Das Pacing der Geschichte ist manchmal etwas langsam, aber durch die spannende Ausgangssituation, der andere folgen, bleibt man trotzdem dran und ist gespannt darauf, wie es wohl weitergeht. Für Kinder der Altersgruppe und auch leicht ältere ergibt sich so ein spannendes Lesevergnügen, aber Jugendliche und Erwachsene könnten sich an den kindgerechten Teilen der Geschichte (relativ schnell entwickelnde Freundschaft, recht plötzliches Happy End) eventuell stören.

Mir persönlich hat die Geschichte gut gefallen und ich mochte es, dass sie es schaffte, sich trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten mit anderen Drachen-Geschichten von ihnen abzuheben. Wie gesagt, ein paar durchaus relevante Dinge haben mich ein wenig gestört, aber die Geschichte war trotzdem spaßig zu lesen – und das hat mir in diesem Fall gereicht :)