Die Brüder Löwenherz
237 Seiten

Der zehnjährige Karl "Krümel" Löwe ist schwer krank, doch sein großer Bruder Jonathan beruhigt ihn und meint, sie würden sich beide in Nangijala wiedersehen. Das geschieht dann auch und beide sind glücklich, wieder zusammengefunden zu haben. Doch bald schon wird der Frieden durch den Tyrannen Tengil und seine Soldaten bedroht, die die Macht über Nangijala an sich reißen wollen. Und es liegt an den beiden Brüdern, zu zeigen, dass sie ihren neuen Namem Löwenherz zu Recht tragen ...

Als Kind und Jugendliche habe ich viele von Astrid Lindgrens Büchern verschlungen, doch "Die Brüder Löwenherz" gehört zu denen, die mir noch fehlten. Und wie froh bin ich, dieses Versäumnis endlich nachgeholt zu haben!

Das ist eine schöne, abenteuerliche Geschichte, die nicht umsonst zu den Kinderbuch-Klassikern zählt. Aus der Perspektive einer Erwachsenen fragt man sich natürlich, warum Nangijala, das quasi als Himmelreich beworben wird, so gefährlich ist, aber mit dem Herzen eines Kindes ist es leicht, einfach die Geschichte und den Bund der Brüder zu genießen. Besonders Karl hat mir sehr gefallen, weil es so schön zu lesen war, wie er sich im Lauf der Geschichte entwickelt - von einem ängstlichen Jungen zu einem mutigen Bruder. Aber auch der von Anfang an mutige Jonathan konnte mein Herz gewinnen, weil er ein so gutes Vorbild war.

Ich glaube, das einzige, was mich ein wenig irritiert hat, war das Ende, weil es eine sehr seltsame Botschaft sendet, mit der ich persönlich mich nicht identifizieren konnte. Zum Glück änderte das nichts daran, dass die Geschichte selbst mir immer noch sehr gut gefallen hat - sie hatte eine märchenhafte, nostalgische Atmosphäre und gleichzeitig viele spannende, dramatische Momente. Die Kombination war für mich ein voller Erfolg; wer "Die Brüder Löwenherz" aus irgendeinem Grund noch nicht kennt, sollte das baldmöglichst nachholen!

Der Plot - Eine todsichere Geschichte
352 Seiten

Jake Finch Bonner hat zwar bereits einmal einen halbwegs erfolgreichen Roman geschrieben, doch seitdem hält sich seine Inspiration in Grenzen, weshalb er stattdessen Kreatives Schreiben in einem kleinen College unterrichtet. Als einer seiner Schüler ihm von seinem unglaublichen Plot erzählt, weiß Jake sofort, dass diese Geschichte unglaubliche Kreise ziehen wird, doch merkwürdigerweise veröffentlicht der Schüler sie nie. Bald schon erfährt Jake, dass er gestorben ist und seine Geschichte nie zu Ende geschrieben hat. Kurzerhand schreibt Jake sie stattdessen und wird tatsächlich ein Bestseller-Autor. Doch als ein mysteriöser User namens Talented Tom ihn des Plagiats bezichtigt, muss Jake sich bald damit auseinandersetzen, was wirklich hinter der Geschichte steckt, die er gestohlen hat …

Dieses Buch ist kein Thriller, aber auch kein gewöhnlicher belletristischer Roman. Es fällt mir tatsächlich schwer, ihn zu beschreiben, weil sowohl der Plot des Romans als auch der Plot des in ihm enthaltenden fiktiven Romans eigentlich nichts allzu Neues sind, sich in der Kombination aber trotzdem neu anfühlen. Das hat mich positiv überrascht; zwar bezweifle ich, dass die fiktive Geschichte, die Jake zu so großem Ruhm verhalf, in Wirklichkeit ebenfalls so erfolgreich wäre, aber trotzdem war sie ungewöhnlicher als die meisten Geschichten, die ich gelesen habe. Die Ausschnitte, die wir zu lesen bekommen, haben mir sehr gefallen und ich hätte mitnichten etwas dagegen gehabt, die vollständige Geschichte zu lesen.

Was die „eigentliche“ Geschichte betrifft, sah ich den großen Twist leider meilenweit kommen, auch wenn das Finale trotzdem episch war und es mir gefiel, Jakes Nachforschungen und wachsende Sorgen zu verfolgen. Ebenfalls gefiel es mir, dass die Frage, ab wann etwas als Plagiat zählt, aufgeworfen wurde. Jake hat die Geschichte mit seinen eigenen Worten geschrieben, aber die Handlung einfach von seinem Schüler übernommen. Ist er ein Dieb? Ein Plagiator? Auf jeden Fall hat seine spezielle Situation eine Menge interessanter Fragen aufgeworfen.

Insgesamt ein außergewöhnlicher Roman, der es schafft, altbekannte Plots neu zu verweben, auch wenn er letzten Endes keine weltbewegenden Überraschungen bietet. Dafür ein schönes Lesevergnügen für alle, die alte Geschichten neu entdecken wollen!

O. Henry - Die besten Geschichten
192 Seiten

Ich war eigentlich nie ein großer Fan von Kurzgeschichten, doch auf Empfehlung probierte ich die besten Kurzgeschichten von O. Henry aus ... und verstand plötzlich, was Kurzgeschichten so lesenswert macht. Es war einfach unglaublich, wie es O. Henry innerhalb zehn, zwanzig Seiten geschafft hat, eine sich vollständig anfühlende Geschichte zu erzählen, die einem tatsächlich in Erinnerung bleibt.

Das liegt größtenteils an den teils vorhersehbaren, teils überraschenden, aber immer wundervollen Pointen. Dadurch gewann jede Geschichte noch mal einen anderen Kontext, der sie besonders bittersüß machte.

Von den fünfzehn Geschichten, die in dieser Sammlung enthalten sind, gab es vielleicht drei, die ich nicht besonders herausragend fand, während die anderen zwölf mir problemlos im Gedächtnis geblieben sind. Eine beeindruckende Leistung!

Meine persönlichen Top 5 sind (in der Reihenfolge, in der sie in der Sammlung vorkommen): "Die Gaben der Weisen" (emotional), "Der Cop und der Choral" (humorvoll), "Nach zwanzig Jahren" (herzzerreißend), "Die dritte Zutat" (herzerwärmend) und "Hexenbrot" (tragisch). Aber letztendlich hatte jede Geschichte etwas, das sie erinnerungswürdig machte, selbst bei den zwei, drei Geschichten, die mir im Gesamten nicht so gut wie die anderen gefielen.

Wer gerne Kurzgeschichten liest und die O. Henrys noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen. Und wer sich wie ich immer gewundert hat, was der Reiz von Kurzgeschichten ist, wird ihn hier erfahren!

Und wir tanzen über den Flüssen
464 Seiten

Vor drei Jahren hat June sich für das Theater und gegen ihre damalige Liebe Kian entschieden – und auch gegen Ash, Kians besten Freund, der damals ebenfalls eine unerklärliche Faszination auf sie ausübte. Doch dann sehen die drei sich wieder und ihre Gefühle füreinander werden immer stärker, bis sie irgendwann merken: Sie wollen sich nicht für eine Person entscheiden. Doch kann eine Beziehung zu dritt für sie überhaupt funktionieren?

Natürlich lautet die offensichtliche Antwort „Ja“, aber zum Glück schmäht dieses Wissen den Genuss dieses Liebesromans keineswegs. Polyamorie ist immer noch ein äußerst seltenes Thema in Romanen aller Art, weshalb ich umso erfreuter war, hier eine so gute Repräsentation zu sehen. Die Liebe zwischen June, Kian und Ash ist deutlich zu spüren und es war eine wahre Freude, ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Natürlich wird hierbei auch auf die Vorurteile der Gesellschaft eingegangen, denen die drei sich stellen müssen; denn so schön ihre Liebe auch ist, natürlich wird sie nicht von allen akzeptiert. Hier fand ich es schön, wie die drei letztendlich damit umgegangen sind.

Am besten an Junes, Kians und Ash' Beziehung war aber eindeutig die Tatsache, dass die drei individuell ebenfalls großartige Charaktere waren. Natürlich war die Liebe, die sie zueinander empfinden, ein wichtiges Thema, aber auch ihre individuellen Probleme werden behandelt, was hervorgehoben hat, dass sie eben auch nur Menschen sind, die ein glückliches Leben führen wollen.

Beim Schreibstil sind mir zwei Dinge aufgefallen: Einmal die Wiederholung einzelner Wörter dreimal hintereinander und einmal Sätze, die bei einer Sichtweise anfangen und bei einer anderen aufhören. Ersteres kam relativ oft vor, aber zum Glück nicht so oft, als dass es gestört hätte; und letzteres kam immer in genau den richtigen Momenten und hat die enge Verbindung der Charaktere hervorragend gezeigt.

Insgesamt eine wunderschöne Liebesgeschichte für alle, die über die Grenzen einer monogamen Beziehung hinaus sehen und etwas über polyamoröse Beziehungen lernen wollen!

& Queergestreift
288 Seiten

Sehr empfehlenswerte Lektüre sowohl für queere als auch für cis und hetero Personen; letztere lernen, was sie beachten müssen, wenn sie über und mit queeren Personen reden, während Leser*innen, die selbst queer sind und meinen, schon alles Notwendige zu wissen, trotzdem ein paar neue Informationen bekommen.

Es ist schon erschreckend, wie spät gewisse Gesetze zum Schutz queerer Personen in Deutschland eingeführt bzw. wie spät diskriminierende Gesetze verboten wurden. Wir sind zwar bereits auf dem Weg, haben aber noch eine weite Strecke vor uns; nicht nur im Gesetz, sondern auch in der Gesellschaft, was die beiden Autorinnen sehr deutlich gemacht haben.

Deshalb hoffe ich, dass durch die Lektüre dieses Buches mehr Menschen darauf aufmerksam werden, was sie selbst bewirken können!

Amelia. Alle Seiten des Lebens
359 Seiten

Amelia und Jenna sind beste Freunde und große Fans der Chroniken von Orman, die von dem noch jungen Nolan Endsley geschrieben wurden. Doch nach einem gescheiterten Treffen mit dem Autor wird Amelias Leben auf den Kopf gestellt, als Jenna bei einem Autounfall stirbt und es ihr unmöglich macht, je wieder eine Geschichte zu genießen. Doch als Amelia eine besondere Ausgabe der Chroniken von Orman bekommt, hofft sie auf eine Nachricht von Jenna und beschließt, herauszufinden, wer ihr das Buch geschickt hat. Stattdessen trifft sie auf Nolan Endsley höchstpersönlich und bald schon müssen beide sich mit den Verlusten in ihrem Leben auseinandersetzen …

Diese Geschichte ist insgesamt relativ ruhig und sehr emotional erzählt; an sich bietet sie nicht viel Neues, aber dennoch hat es mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu lesen. Das liegt zum Einen am angenehmen Schreibstil, zum Anderen daran, dass die Geschichte so viele schöne Details enthält, dass es eine wahre Freude war, sie zu entdecken. Da wäre zum Beispiel natürlich die Geschichte der Chroniken von Orman, die wir überraschend gut kennenlernen – sogar so gut, dass ich am liebsten wünschte, dass sie real wären, weil ich sie sehr gerne gelesen hätte. Was mir ebenfalls sehr gut gefiel, war, wie die Charaktere sich gegenseitig durch Fotografien beruhigen, indem sie die Geschichte hinter ihnen erzählen. Das hat den Figuren nicht nur viel Tiefe verliehen, sondern war auch eine hervorragende Methode, um zu zeigen, wie wichtig Geschichten für sie sind.

Auch unabhängig von Fotografien bekommen wir die Vergangenheit der Charaktere mit, die, um ehrlich zu sein, recht vorhersehbar war; da hat es mir schon besser gefallen, Amelia und Nolan dabei zu beobachten, wie sie sie gemeinsam überwinden. Obwohl sie im Buch nur wenige Tage miteinander verbringen, spürt man ihre Verbindung deutlich, was ich sehr beeindruckend fand – ich las zwar durchaus schon andere Geschichten, in denen die Chemie zwischen den Charakteren so gut stimmte, dass es glaubwürdig war, wenn sie innerhalb kurzer Zeit zueinander gefunden haben, aber bei Amelia und Nolan gibt es einen zusätzlichen Pluspunkt, weil ihnen selbst bewusst ist, wie unwahrscheinlich es ist, dass sie nach wenigen Tagen damit rechnen können, ein ganzes Leben miteinander zu verbringen, die Geschichte mich aber davon überzeugt hat, dass sie es schaffen werden.

Der Schreibstil war so gut, dass ich die Handlung stets vor meinem inneren Auge sah, als würde sie sich wie in einem Film abspielen, was mir nicht oft passiert. Von daher kann ich die Geschichte trotz der Tatsache, dass sie nichts weltbewegend Neues enthält, sehr empfehlen, weil sie es trotz gewohnter Schemata schafft, etwas Besonderes zu sein!

Everlove – Bis übers Ende dieser Welt hinaus (Leseexemplar)
352 Seiten

Auf einem Schulausflug trifft die sechzehnjährige Ash auf Poppy, ein Mädchen aus einer anderen Schule. Schnell fühlen sie sich zueinander hingezogen und schon bald erblüht zwischen ihnen die perfekte Liebesgeschichte. Doch dann stirbt Ash bei einem Autounfall und wird zu einem Sensenmädchen, das andere Verstorbene zum Fährmann bringen muss. Und aus Gefahr, erkannt zu werden, darf sie ihre Familie, Freunde und auch Poppy nie wieder sehen ...

Dieses Leseexemplar enthält etwa drei Viertel des Romans und hört selbstverständlich im spannendsten Moment auf, doch natürlich bekommt man trotzdem einen sehr guten Eindruck von der Geschichte. Die Liebesbeziehung zwischen Ash und Poppy ist hierbei natürlich das Highlight - denn trotz der Tatsache, dass sie relativ schnell verläuft, fühlt sie sich erstaunlich realistisch an, weil man den Funken zwischen den beiden deutlich spürt.

Ash in ihrer Rolle als Sensenmädchen hat mir gut gefallen, auch wenn ich wünschte, sie hätte noch ein wenig mehr an Poppy und ihre Familie gedacht. Denn natürlich vermisst sie sie und das wird auch deutlich, hätte meiner Meinung nach aber noch stärker hervorgehoben werden können.

Insgesamt also ein schönes Jugendbuch, dessen komplette Variante ich ganz sicher lesen werde!

Nothing Left for Us
448 Seiten

Frances ist Schülersprecherin und fest entschlossen, nach Cambridge zu kommen, weshalb sie fast ihre gesamte Zeit mit Lernen verbringt. In ihrer Freizeit hört sie gerne ihren Lieblingspodcast "Universe City", zu dem sie sogar Fan-Art zeichnet. Unerwartet findet sie heraus, dass der Creator hinter dem Podcast der schüchterne Aled ist, mit dem sie sich bald anfreundet. Nachdem die beiden allerdings eine gemeinsame Folge drehen, geht Aleds Podcast viral und die Freundschaft zwischen ihnen droht, zu zerbrechen ...

Alice Oseman schafft es, Geschichten zu schreiben, die so noch nie geschrieben wurden. Allein die Tatsache, dass Frances und Aled platonische Freunde sind, ist für mich ein Grund zum Feiern gewesen, doch bietet ihre Geschichte noch um einiges mehr, das sich frisch und unverbraucht anfühlt, selbst bei Tropen, die man durchaus schon kennt.

Am besten war wohl, dass das Buch unnötige Missverständnisse vermeidet. Am Anfang zögert Frances zum Beispiel, Aled anzuvertrauen, dass sie zu seinem Podcast Fan-Art zeichnet, weshalb ich automatisch davon ausging, dass sich dieser Konflikt durch das ganze Buch ziehen würde. Doch stattdessen wird er (und viele andere!) durch simple Kommunikation aufgelöst, was so erfrischend und ungewöhnlich war, dass ich nur voller Bewunderung für "Nothing Left for Us" den Kopf über all die Bücher schütteln konnte, die unnötige Missverständnisse als Kernpunkt in ihre Geschichte einbauen.

Ironischerweise fand ich übrigens Aleds Podcast, von dem wir ein paar Einblicke bekommen, nicht einmal so interessant - ich konnte einfach nicht verstehen, wie sich im Buch eine so große Fangemeinde darum aufbauen konnte. Das ist hier allerdings keine Kritik, sondern ehe die schlichte Feststellung, dass ich einen anderen Geschmack habe.

Etwas zu kritisieren gibt es allerdings durchaus: Aleds Mutter Carol. Sicher gibt es Menschen wie sie auch in der Wirklichkeit, aber trotzdem kam sie mir fast schon karikaturisch böse vor. Sie war auf jeden Fall der perfekte Charakter zum Hassen - was ich in diesem Fall nicht gut fand, weil jeder andere Charakter so wunderbar dreidimensional war und Carol deshalb auf mehrere Weisen negativ hervorstach.

Aber natürlich ist die Geschichte selbst immer noch absolut fantastisch - vor allem, weil hier so viele Dinge thematisiert werden, die man in Jugendbüchern so gut wie nie liest. Wer eine frische Perspektive haben will, wird sie hier finden!

RABBITS. Spiel um dein Leben
496 Seiten

Rabbits ist ein Spiel, das sich in der Wirklichkeit abspielt. Es geht darum, Diskrepanzen in der Realität zu finden, den dadurch enthüllten Hinweisen zu folgen und das Spiel schließlich zu gewinnen. K war schon immer versiert darin, Zusammenhänge zu erkennen und wird dadurch bald immer mehr in Rabbits hineingezogen. Bald jedoch muss er an seinem Verstand zweifeln, denn die Wirklichkeit scheint immer mehr durcheinander zu geraten ...

Dieser Thriller war sehr spannend, manchmal unglaublich schräg und auf jeden Fall undurchschaubar, aber auf eine Weise, die ich bisher nicht in Thrillern gelesen habe. Er greift nämlich das Konzept alternativer Realitäten auf (siehe Mandela-Effekt) und hat mich ein bisschen an Matrix erinnert, weil die Wirklichkeit, in der K wohnt, durchaus vergleichbar mit Matrix' programmierter Welt ist. Stellenweise war er mir aber dann doch ein wenig zu schräg und undurchschaubar und tatsächlich hätte ich gerne auf eine realistische Erklärung gehofft, auch wenn die übernatürliche Seite sehr gut zu dem Roman gepasst hat.

Das Ende war ein bisschen abrupt, wahrscheinlich auch, weil der Weg so lang und undurchschaubar war. Dafür waren die Mittel, die Terry Miles verwendet hat, so effektiv, dass ich selbst ein wenig paranoid zu werden begann und sogar nach verdächtigen Mustern Ausschau gehalten habe. Das ist mir bei einem Thriller bisher noch nie passiert!

Was mir ebenfalls gefallen hat, waren die Referenzen zu verschiedenen Videospielen, weil ich selbst auch gerne zocke; jedoch muss man mitnichten selbst Fan von Videospielen sein, um Rabbits zu genießen.

Wer nichts dagegen hat, wenn es in seinem Roman auch mal ein bisschen schräg zugeht und gleichzeitig nach spannender Lektüre sucht, wird hier zufrieden sein. In diesem Sinne: Die Tür ist offen!

Know Us 3. Know our Love
443 Seiten

Acht Jahre ist es her, dass Simon damals auf dem Abschlussball von seiner großen Liebe verlassen wurde. Doch schon seit einer Weile hat er jemanden gefunden, den er endlich genauso sehr liebt: Ella, seine beste Freundin. Doch als diese ihm ihren neuen Freund Dilan vorstellt, geraten Simons Gefühle gehörig durcheinander - vor allem, als er hinter Dilans Geheimnis kommt ...

"Know Our Love" ist der dritte Band der "Know Us"-Reihe, kann aber auch unabhängig davon gelesen werden. Er erzählt auf sehr schöne Weise die Geschichte einer polyamoren Beziehung, die neben den vielen, vielen monogamen Büchern eine sehr erfrischende Sichtweise geboten hat. Ein wunderbares "Feel Good"-Buch über Akzeptanz, das uns drei wundervolle Hauptcharaktere beschert und dabei ohne unnötige Missverständnisse zurechtkommt.

Das einzige, was ich mir noch gewünscht hätte, wäre, Ellas und Dilans Sichtweisen zu lesen; bis auf den Epilog wird die Geschichte komplett von Simon erzählt, sodass vor allem seine Beziehungen mit Ella und Dilan stark thematisiert werden, während Ellas und Dilans Beziehung zwar auch angesprochen, durch die gewählte Sichtweise aber nur indirekt an uns herangetragen wird.

Wer mal Lust auf eine etwas andere Liebesgeschichte hat, wird sich an "Know Our Love" sehr erfreuen!

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
476 Seiten

Linus Baker ist Angestellter der Behörde für die Betreuung magischer Minderjähriger und er macht seinen Job gut. Mit kühler Objektivität schafft er es, Situationen einzuschätzen und entsprechende Ratschläge zu geben. Doch diese Objektivität gerät gehörig ins Wanken, als er für einen Monat das Waisenhaus eines gewissen Arthur Parnassus besuchen soll, um dort die Lage zu überprüfen. Denn bald schon wachsen ihm sowohl die Kinder auch als Arthur ans Herz ...

Nachdem mich "Das unglaubliche Leben des Mr. Price" so begeistert hatte, bin ich erfreut, festzustellen, dass mir auch T. J. Klunes Vorroman "Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" ausgesprochen gut gefallen hat. Die große Stärke des Autors ist es, einen überschaubaren Cast an tiefgründigen Charakteren zu erschaffen, die einem während des Romans schnell ans Herz wachsen. Nicht nur die Beziehung zwischen Linus und Arthur war dabei wunderbar beschrieben, sondern vor allem ihre Beziehung zu den sechs Kindern des Heims: Lucy, Talia, Phee, Chauncey, Theodore und Sal. Kinder, die von außen befremdlich wirken mögen, doch im Inneren die wohl wunderbarsten Kinder sind, über die zu lesen ich je die Ehre hatte. Durch sie zeigt T. J. Klune wunderbar, warum es nicht Äußerlichkeiten und erste Eindrücke sind, auf die man sein Urteil stützen sollte.

Das Pacing der Geschichte ist wie schon in "Wallace Price" relativ langsam, was mich allerdings kein bisschen gestört hat, weil es den Charakteren genug Raum gab, um sich zu entfalten. Ich fand es sehr realistisch, wie Linus Baker sich innerhalb der vier Wochen im Heim schleichend verändert hat und dabei so unersetzbar wurde wie das Heim selbst.

Insgesamt ist auch dieser Fantasyroman äußerst empfehlenswert für alle, die gut ausgebaute Charaktere mögen!

Die versteckte Apotheke
384 Seiten

Ende des achtzehnten Jahrhunderts: Nella ist eine Apothekerin, die ihre Kundinnen sowohl mit heilenden als auch mit tödlichen Substanzen versorgt, falls es in ihrem Leben Männer gibt, die sie grausam behandeln. Doch als die zwölfjährige Eliza in ihren Laden kommt, gerät ihr Leben gehörig durcheinander und bald schon muss sie fürchten, dass ihr Geheimnis ans Licht kommt … ein Geheimnis, dass zweihundert Jahre später Caroline untersucht, als sie beim mudlarking auf ein Glasfläschen stößt, das sie auf die Spur der Apothekerin führt. Wer ist sie gewesen? Und was ist mit ihr passiert?

„Die versteckte Apotheke“ ist Sarah Penners Debütroman und erzählt eine Geschichte von drei Frauen, die alle auf der Suche nach sich selbst sind und dem Leben, das sie führen möchten. Die Geschichte selbst ist recht simpel; sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit spielt sich innerhalb weniger Tage ab und die Geheimnisse, die es für die Charaktere zu lüften gibt, sind uns Lesern in der Regel schon bekannt. (Natürlich mit ein paar wichtigen Ausnahmen.) Aber gerade deshalb war es faszinierend, zu untersuchen, wie Caroline in der Vergangenheit, deren Ereignisse wir direkt mitbekommen, gräbt, und versucht herauszufinden, was genau damals passiert ist. Schön ist auch, dass ich beide Zeitachsen gleich interessiert fand; oft genug kam es vor, dass mir eine spezielle Sichtweise in einem Buch mehr gefiel als die anderen, aber hier fand ich alle drei Perspektiven gleichermaßen fesselnd.

Auch der Schreibstil ließ sich angenehm lesen, sodass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durch hatte. Die dramatischen Ereignisse, die sich vor allem in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart abspielten, sorgten für zusätzliche Spannung, die es noch leichter machte, das Buch geradezu zu verschlingen. Die einzige Kritik, die ich hier sehe, ist, dass ein Teil der dramatischen Ereignisse durch Missverständnisse bzw. ungenügende Kommunikation ausgelöst wurde, was mir in diesem Fall zwar nichts ausmachte, weil es für mich noch in einem angemessenen Rahmen war, aber andere Leser eventuell stören könnte.

Insgesamt hat mir das Buch jedoch sehr gefallen und ich hoffe, bald noch mehr von der Autorin zu lesen!

Das Glück auf der letzten Seite
272 Seiten

In einem Hotel entdeckt Anne-Lise in ihrem Nachttisch ein unveröffentlichtes Manuskript, das sie zutiefst berührt, weshalb sie dem Autor Sylvestre, der seine Adresse hinterlassen hat, schreibt. Dieser enthüllt zum einen, dass er das Manuskript vor über dreißig Jahren schrieb, und zum anderen, dass die zweite Hälfte gar nicht von ihm stammt, sondern die Geschichte von jemand Anderem weitergeschrieben wurde. Gemeinsam mit ihren Freunden entschließen die beiden sich, herauszufinden, welchen Weg das Manuskript in den dreißig Jahren eingeschlagen hat, welche Menschen es beeinflusste und wer die mysteriöse Person ist, die den Roman zu Ende schrieb ...

Diese Geschichte ist in Briefen erzählt, wobei vor allem vier Charaktere den Großteil der Korrespondenz erledigen: Anne-Lise, die Finderin des Manuskripts; Sylvestre, der Autor; Maggy, Anne-Lises beste Freundin; und William, dessen Familiengeschichte mit dem Manuskript zusammenhängt. Natürlich kommen noch ein paar andere Briefschreiber vor, die ihre Sicht der Dinge darlegen und herauszufinden versuchen, wie das Manuskript von Hand zu Hand ging, doch insgesamt bleibt der Cast an Charakteren überschaubar.

Ich lese nicht allzu viele Briefromane, weshalb es schön war, mal wieder in dieses Genre abzutauchen; vor allem natürlich, weil die Liebe zum Lesen ein wichtiges Thema ist, das sich über den ganzen Roman hinweg zieht. Auch die persönlichen Beziehungen zwischen den Charakteren fand ich fesselnd, nur übertroffen von dem Einfluss, den das Manuskript auf sie alle hatte.

Ein klein wenig Kritik habe ich trotzdem, nämlich die vorurteilenden Kommentare über Männer und Belgier/Engländer/Franzosen. Es ist nie ganz klar, ob es sich um neckende, humorvoll gemeinte Sätze handelt oder nicht, aber so oder so fand ich es irritierend, wie manchmal ganze Gruppen über einen Kamm geschoren wurden.

Auch wenn es nicht allzu oft vorkommt und auch neckend interpretiert werden kann, hat es mich ein wenig gestört. Davon abgesehen bietet der Roman eine schöne Liebeserklärung an das Lesen, die sicher jeden glücklich macht, der sich ebenso gerne in den Seiten eines Buches verliert.

Theoretisch perfekt
400 Seiten

Darcy Phillips ist die anonyme Betreiberin von Spind 89: Einem Art Kummerkasten, in den man in einem Brief nach Hilfe bei Liebesproblemen fragen kann und von Darcy eine hilfreiche Antwort erhält. Der Service ist sehr beliebt, doch für Darcy ist es unheimlich wichtig, dass er weiter anonym bleibt, weil sie den Spind dazu benutzte, das Liebesleben ihrer besten Freundin und heimlichen Liebe zu beeinflussen. Doch dann kommt Alexander Brougham hinter ihr Geheimnis - und möchte unbedingt, dass Darcy ihm hilft, wieder mit seiner Exfreundin zusammenzukommen ...

Den Vorroman der Autorin, "Nur fast am Boden zerstört", fand ich gut, doch dieser hier ist sogar noch besser. Ich konnte mich sehr gut mit Darcy identifizieren und ihre wachsende Beziehung zu Brougham war unglaublich gut umgesetzt. Brougham selbst war, genau wie Darcy, ein sympathischer und dreidimensionaler Charakter und ist mir genau wie sie sehr ans Herz gewachsen. In diesem Zusammenhang fand ich es auch sehr gut, dass das Problem der internalisierten Biphobie angesprochen wurde - einem Thema, das meiner Meinung nach ruhig öfter in Romanen erwähnt werden dürfte!

Was die Nebencharaktere angeht, ist mir Darcys Schwester Ainsley besonders positiv aufgefallen, sie war definitiv mein Favorit. Aber auch Darcys beste Freundin Brooke und deren Freundin Ray habe ich sehr gemocht, ihre Reaktionen auf die verschiedenen Offenbarungen im Lauf der Handlung waren sehr realistisch. Nur fand ich, dass von diesen drei abgesehen die Nebencharaktere nicht allzu stark hervorkamen.

Dabei gibt es am Anfang eines Kapitels in der Regel sogar einen der "Spind 89"-Briefe und Darcys Antwort zu lesen, was zwar meisterlich "Show, don't tell" umgesetzt hat, sich aber auch perfekt dafür geeignet hätte, anderen Nebencharakteren mehr Raum zu geben. Nichtsdestotrotz haben mir die Briefe an sich - und die Ratschläge! - sehr gut gefallen.

Insgesamt also ein gelungener Roman mit nur kleinen Mankos, die man verschmerzen kann. Wer eine süße Liebesgeschichte lesen und speziell mehr über Bisexualität erfahren will, wird sicher begeistert sein!

& Disney – Dangerous Secrets 3: Aurora und DER DUNKLE SCHLAF (Maleficent)
288 Seiten

Nachdem Aurora offiziell zur Königin der Menschen und Feen gekrönt wurde, muss sie feststellen, dass der Traum eines einheitlichen Lebens sich als schwieriger gestaltet, als sie gehofft hatte. Die Menschen haben immer noch viele Vorurteile gegen die Feen und die Feen wollen den Menschen nicht trauen. Es scheint unmöglich, Frieden zwischen ihnen zu schließen. Und dann gibt es da noch Prinz Phillip, der in Aurora verliebt ist, allerdings nicht von Maleficent akzeptiert wird …

Der dritte Teil der „Dangerous Secrets“ beschäftigt sich dieses Mal mit der Live-Action-Verfilmung „Maleficent – Mächte der Finsternis“, der Fortsetzung zu „Maleficent – Die dunkle Fee“, lässt sich aber auch problemlos lesen, wenn man nur den ersten Teil kennt. Ein bisschen verwirrend ist hier der Titel des Buches „Aurora und der dunkle Schlaf“, weil es um gar keinen dunklen Schlaf geht, sondern sowohl um den Konflikt zwischen Menschen und Feen als auch der Beziehung zwischen Aurora und Phillip. Maleficent spielt natürlich auch eine wichtige Rolle, aber die Hauptfigur ist eindeutig Aurora.

Mir hat es sehr gefallen, ihr Abenteuer zu verfolgen, weil es nicht nur flüssig geschrieben, sondern auch die Handlung so gut aufgebaut war, dass sie sich prima in unter dreihundert Seiten erzählen ließ, ohne zu kurz oder zu lang zu wirken. Das hat mich positiv überrascht, weil ich wegen vorheriger, dickerer Disney-Bücher halb befürchtete, dass dreihundert (groß gedruckte) Seiten nicht genug Platz wären, um die Geschichte zu erzählen, doch Holly Black hat mich mühelos vom Gegenteil überzeugt. Ich habe keine Ahnung, wie genau sie es geschafft hat, aber es hat mir außerordentlich viel Spaß gemacht, ihre Geschichte zu lesen.

Hervorzuheben ist dabei definitiv Aurora und ihre Beziehung zu Phillip. Man bekommt gut mit, wie schwer es Aurora fällt, in ihrer Rolle als Königin aufzugehen und wie verwirrt sie über ihre eigenen Gefühle ist, wenn es um Prinz Phillip geht. Es war leicht, mit ihr mitzufiebern, auch wenn ich mir gewünscht hätte, ein wenig mehr Szenen mit ihr und Maleficent zu sehen.

Wer die Realverfilmung gemocht hat, wird an diesem Buch sein Vergnügen haben!