Schattenthron 1: Erbin der Dunkelheit
360 Seiten

Kaaya und Arian schlagen sich seit drei Jahren gemeinsam durch, nachdem Kaaya ihr Gedächtnis verloren hat und mit Arian Freundschaft schloss. Inzwischen sind die beiden ineinander verliebt, doch bevor sie sich gegenseitig ihre Gefühle gestehen können, wird Arians Seele von einem Seelenmagier geraubt. Um ihn zu retten, sucht Kaaya die Hilfe von Arians Bruder Aron und dessen Geliebter, die Elfe Luana, auf. Zusammen müssen sie einen Weg finden, Arians Seele zu retten, ohne selbst das zu verlieren, was ihnen am wichtigsten ist ...

Die Handlung des Romans kommt nicht nur unglaublich schnell in die Gänge, sondern geht auch stets schnell weiter. Selten hat man Zeit zum Durchatmen, weil die Charaktere von einer potentiellen Gefahr zur nächsten springen. Das war für mich zunächst sehr ungewöhnlich, weil ich gewöhnt bin, die Charaktere erst mal für eine Weile kennenzulernen, doch eignet sich die Erzählgeschwindigkeit des Romans gerade deshalb für diejenigen, denen eine dichte Handlung wichtig ist.

Die Charaktere bleiben hier im ersten Band der Dilogie relativ blass, zeigen aber bereits Anzeichen von Tiefe, die im zweiten Band hoffentlich stärker herauskommen wird. Dafür sind ihre Beziehungen untereinander gut beschrieben; das liegt vor allem daran, dass wir die Geschichte aus unterschiedlichen Sichtweisen lesen, was uns einen guten Überblick über die Beziehungsgeflechte verschafft.

Jedoch gibt es auch ein paar Dinge, die ich nicht so gut gelungen fand. Erstens wird die schnell erzählte Handlung oft dadurch möglich gemacht, dass im entscheidenden Moment hilfreiche Charaktere und/oder magische Kräfte auftauchen, was für mich jedes Mal wie ein Deus ex Machina wirkte.

Zweitens treffen die Charaktere erst nach über zweihundert Seiten auf den Kronprinz Ilias und dessen besten Freund Kian. Der erste Teil der Handlung war eine klassische abenteuerliche Quest, erst im zweiten Teil beginnt die in der Kurzbeschreibung angepriesene Romanze - und dadurch, dass Kaaya und Ilias auf diese Weise relativ wenig Zeit miteinander verbringen und beide ihr Herz bereits verschenkt haben, habe ich sie trotz ihrer schicksalhaften Verbindung nie als potentielles Liebespaar wahrgenommen. Obwohl Arian relativ wenig Screentime erhält, war seine Chemie mit Kaaya imho nicht nur besser, sondern wirkte auch freiwilliger als die unerwartete Verbindung zu Ilias.

Aus diesem Grund bin ich zwiegespalten, was den Roman betrifft; wer ein flott erzähltes Abenteuer lesen will, ist hier an der richtigen Adresse, doch wer gehofft hat, eine schöne Liebesgeschichte zu lesen, wird, selbst wenn er Ilias und Kaaya shippt, eher enttäuscht werden. Trotzdem plane ich, den zweiten Band zu lesen, weil der erste durchaus gute Ansätze hatte und ich nach dem Cliffhanger-Ende auf jeden Fall wissen will, wie es weitergeht!

One Way Or Another – Zwei Wege zu dir
400 Seiten

(Achtung! Dieses Review enthält Spoiler!)

Paige hasst es, Entscheidungen zu treffen. Bei dem Gedanken, was alles schief gehen könnte, bekommt sie Angstzustände, die nur ihr bester Freund und heimlicher Schwarm Fitz mildern kann. Als sie entscheiden muss, wo sie die Winterferien verbringen soll - entweder bei Fitz in einer Berghütte oder bei ihrer Mutter in ihrer Traumstadt New York -, werden abwechselnd schlicht beide Pfade erzählt, die, wie der Titel schon verrät, sie letztendlich zu Fitz bringen werden.

Ich würde es anderen Lesern persönlich raten, nur die Fitz-Storyline zu lesen, weil die andere, in der Paige sich in ihren Tourguide Harrison verliebt, mir die Fitz-Storyline ganz schön ruiniert hat. Einerseits, weil absolut klar ist, dass es sich bei Harrison nur um eine kurze Romanze handelt, ihre Chemie mir aber durchaus gefallen hat und ich deshalb enttäuscht war, dass es nicht einen Fitz- und einen Harrison-Handlungsstrang gab.

Andererseits, weil Paige sich fast buchstäblich in den ersten Jungen ihres Alters verliebt, sobald sie ein paar Tage von Fitz getrennt ist, was es schwer machte, daran zu glauben, dass ihre Beziehung mit Fitz tatsächlich halten wird. Wie soll ich glauben, dass Fitz und Paige für immer glücklich zusammenleben werden, wenn er selbst bereits zahllose Liebschaften hatte und sie sich so leicht und schnell in jemand Anderen verlieben kann? Die Stärke ihrer Freundschaft spürt man durchaus, aber ich habe am Ende einfach nicht geglaubt, dass ihre Beziehung mehr als ein Jahr halten wird. Hier waren andere Jugendbuchautor*innen erfolgreicher, mir die ewige Liebe ihrer Hauptcharaktere glaubhaft zu machen.

Was ich ebenfalls merkwürdig fand, war, wie positiv es letztendlich dargestellt wird, dass Paiges beste Freundin Clover beschließt, mit ihren siebzehn Jahren ihren festen Freund Jay zu heiraten. Ihre Gründe dafür waren paraphrasiert: "Wir lieben uns und glauben fest daran, den/die Eine/n gefunden zu haben" und "Es könnte zwar schief laufen, aber es könnte auch die beste Entscheidung meines Lebens sein". Da wir selbst Clovers und Jays Romanze nicht miterleben, musste ich stattdessen an die Statistiken zu junger Heirat und Scheidung denken, die für die beiden keine rosige Zukunft voraussagen. Klar, es könnte klappen. Ich habe durchaus schon fiktive Paare angefeuert, bei denen eine minderjährige Hochzeit und eine glückliche Ehe absolut glaubhaft erschienen. Aber da wir Clover und Jay nicht länger kennenlernen, hätte ich es hier bevorzugt, wenn sie zu warten beschlossen hätten, um zu schauen, ob ihre Liebe beständig bleibt.

Positiv zu erwähnen ist der Umgang mit Paiges Angststörung und der Art und Weise, wie sie mit ihr umzugehen lernt. Das war sehr realistisch beschrieben und man hat gemerkt, dass die Autorin sich stark damit auseinandergesetzt hat. Auch mochte ich durchaus das Konzept der geteilten Story, vor allem, wie die Geschehnisse der einen mit der anderen kontrastiert wurden. Aber dadurch, dass mich die Hauptromanze nicht packen konnte und ich nicht jede Botschaft gut für Teenager finde, habe ich das Buch letztendlich leider nicht so sehr genossen, wie ich es gehofft hatte.

Nur fast am Boden zerstört
331 Seiten

Während eines Sommerurlaubs bei Verwandten in North Carolina erlebt Ollie eine perfekte Sommerromanze mit einem Jungen namens Will, der fast schon zu perfekt ist, um wahr zu sein. Als Will sich nach diesem Sommer nicht meldet, fürchtet Ollie schon, dass alles vorbei ist, doch dann verkünden seine Eltern ihm, dass sie aufgrund seiner kranken Tante für unbestimmte Zeit nach North Carolina ziehen – wo Will auf dieselbe Schule geht wie er. Jedoch verhält er sich anders, als Ollie ihn kennengelernt hat, und Ollie zweifelt daran, dass es zwischen ihnen je wieder so werden wird, wie es war …

Sehr humorvoll erzählt Sophie Gonzales, wie Ollie sich in seiner neuen Schule einlebt, beste Freundinnen findet und Will anschwärmt. Vor allem während der ersten Hälfte musste ich auf so gut jeder Seite schmunzeln oder lachen, weil Ollies Humor einfach großartig ist und Sophie Gonzales das Teenager-Sein perfekt einfängt. Danach kommen auch ernstere Momente dazu, vor allem wegen Ollies Tante Linda, die an Krebs leidet, der definitiv nicht mehr heilbar ist. Auch andere ernste Themen werden angesprochen (z.B. Wills Verhalten, das Ollie nicht mehr länger tolerieren kann, aber auch die Probleme von Ollies besten Freundinnen), sodass der Humor seltener vorkommt, es aber immer noch schafft, einen selbst nach den traurigeren Momenten ein Schmunzeln zu entlocken. Hier mochte ich es sehr, dass die Autorin den Humor sehr gut dosieren konnte und immer wusste, wo er angebracht war.

Die anderen Nebenfiguren, wie Ollies Freundinnen, haben mir ebenfalls sehr gut gefallen, vor allem Lara, die ich zunächst nicht mochte, die mir aber schließlich doch ans Herz wuchs. Nur die Charakter-Arcs der Hauptfiguren hätten meiner Meinung nach deutlicher ausgebaut werden können, weil mir gerade die Art, wie Will seine Meinung bezüglich der Entscheidung, sich nicht zu outen, änderte, etwas zu plötzlich war. Tatsächlich habe ich Ollie und Will aufgrund dessen gar nicht mal so sehr geshippt, sondern hätte mich in diesem Fall sogar damit begnügt, wenn nichts aus ihnen geworden wäre (auch wenn ich letztendlich sehr froh bin, dass das nicht das Ende war).

Insgesamt haben wir hier ein schönes Jugendbuch, das sich leicht lesen lässt und einem ein paar schöne Lesestunden beschert. :)

Prison Healer – Die Schattenheilerin
528 Seiten

Kiva lebt als Gefängnisheilerin in Zalindov, dem berüchtigsten Gefängnis in Wenderall, wo sie sich nach Kräften bemüht, den Insassen zu helfen, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Ab und an bekommt sie Nachrichten von ihrer Familie, die verspricht, sie zu befreien. Doch eines Tages wird die Rebellenkönigin Tilda eingeliefert, die unter einer unbekannten Krankheit leidet und trotz dessen verurteilt wird, die Elementarprüfung abzulegen, um ihre Unschuld zu beweisen. Als ihre Familie Kiva schreibt, dass sie Tilda auf keinen Fall sterben lassen soll, bietet sie sich gezwungenermaßen als Ersatz an und muss mithilfe des Gefangenen Jaren, der Wärterin Naari und dem Gehilfen Tipp eine Möglichkeit finden, alle vier Prüfungen zu überleben ...

Vor dem Lesen stand das Buch unter keinem guten Stern, weil es mit Büchern verglichen wurde, die mir persönlich nicht gefielen. Jetzt, nach dem Lesen, bin ich unglaublich froh, dass ich dem Buch trotzdem eine Chance gegeben habe, weil es mich sehr begeistert hat!

Das fängt schon mit den unglaublich sympathischen Charakteren an. Kiva ist eine wundervolle Protagonistin, die alles daran setzt, anderen zu helfen und trotz der schlechten Bedingungen ihr Bestes zu tun. Jaren ist einer der verständnisvollsten und fürsorglichsten Love Interests, die mir bisher begegnet sind und seine wachsende Beziehung zu Kiva hat sich sehr natürlich entwickelt. Naari ist eine Wärterin, mit der sich Kiva anfreundet und die sich dafür einsetzt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und Tipp ist trotz seines jungen Alters entschlossen, Kiva zu helfen und zusammen mit ihr herauszufinden, was es mit einer mysteriösen Krankheit auf sich hat, die sich plötzlich im Gefängnis ausbreitet.

Aufgrund des kleinen Casts an (wichtigen) Charakteren gibt uns Lynette Noni Gelegenheit, alle vier und ihre Beziehungen zueinander ausführlich kennenzulernen, was eindeutig das Highlight des Romans war. Neben Kivas Romanze mit Jaren gefiel mir ihre Freundschaft mit Naari sehr gut, aber auch allgemein die Beziehungen untereinander. Jeder, der charakterbasierte Fantasy liest, wird hier mit Freuden feststellen, dass sie hier wunderbar umgesetzt wurde.

Auch die Handlung war lobenswert, vor allem, als am Ende ein paar wichtige Geheimnisse ans Tageslicht kommen und sie in ein neues Licht rücken. Gerade die Erklärung, wie Kiva die Elementarprüfungen besteht, war hervorragend gelöst, weil es leicht gewesen wäre, sie einfach mit magischen Kräften auszustatten, der eigentliche Grund aber sehr viel besser (und herzerwärmender) ist. Manche Twists lassen sich durchaus vorausahnen, aber da sie letztendlich alle Sinn ergeben, hat mich das nicht gestört, zumal weil es auch den einen oder anderen unvorgesehenen Twist gab.

Damit haben wir ein wunderbares Fantasybuch, das vor allem durch seine Charaktere glänzt und für jeden empfehlenswert ist, der mal wieder eine richtig gute Jugendfantasy lesen möchte!

They Both Die at the End
384 Seiten

Ich habe das Buch bereits mehrmals auf Deutsch gelesen, war aber schlussendlich neugierig darauf, wie gut es eigentlich übersetzt worden ist. Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden!

Das englische Original hat natürlich seinen eigenen Flow und seinen eigenen Schreibstil, aber ich war positiv überrascht davon, wie gut letztendlich der Text von der einen in die andere Sprache übertragen wurde. Selbstverständlich gibt es im Englischen einige Formulierungen, die im Deutschen leicht verändert wurden (speziell Fluchwörter), aber letztendlich hatte ich nicht das Gefühl, durch das Lesen dieser im Original enthaltenen Formulierungen allzu viel dazugewonnen zu haben. Einige Übersetzungen wie "Todgeweihte/r" für "Decker" fand ich sogar besser als im Original!

Die Geschichte bleibt natürlich dieselbe: Zwei Jungen treffen sich an ihrem letzten Tag und beschließen beide, in diesen letzten Stunden ein ganzes Leben zu leben. Es ist eine wunderschöne, berührende Geschichte, die vor allem durch ihre Details brilliert - so viele Kleinigkeiten hängen miteinander zusammen, aber selbst die, die es nicht tun, laden zum Nachdenken ein, sodass die Geschichte noch lange nach dem Ende im Kopf herumspukt.

Ich bin froh, dass Original gelesen zu haben, werde bei zukünftigen Rereads aber wohl auf die Übersetzung zurückgreifen. Es ist immer wieder schön zu entdecken, dass der originale Text so gewürdigt wurde, wie er es verdient :)

Freie Geister
432 Seiten

Anarres und Urras sind Nachbarplaneten mit zwei grundverschiedenen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Normen. Während Urras unserer Erde ähnelt und dem Kapitalismus fröhnt, herrscht in Anarres die Anarchie, wo alles jedem gehört und alle die Gesellschaft am Laufen halten. Beide Planeten sind, auf ihre Weise, sowohl eine Utopie als auch eine Dystopie - und zeigen klar auf, wie gut und vor allem wie schlecht wir selbst leben.

Shevek, Physiker, wächst in Anarres auf, reist aber später in seinem Leben nach Urras, um die dortigen Wissenschaftlicher von seiner Theorie zu überzeugen. So lernt er eigenhändig die Licht- und Schattenseiten beider Planeten kennen ...

Science Fiction ist normalerweise nicht so mein Genre, weshalb ich mich zum Einstieg für einen absoluten Klassiker entschieden habe. "Freie Geister" brilliert nicht unbedingt durch seine Handlung, aber umso mehr von den beiden Welten, die Ursula K. Le Guin uns vorstellt. Es war - vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass dieser Roman ursprünglich 1974 veröffentlicht wurde - unglaublich faszinierend, über zwei so unterschiedliche Gesellschaften zu lesen, die so hervorragend aufzeigen, wie kapitalistisch unsere eigene Gesellschaft ist.

Auch andere Themen wie den Unterschied der Geschlechter und die Besessenheit nach Besitz werden ausführlich angesprochen und stellen erstaunlich moderne Sichtweisen dar. Ich war jedes Mal erstaunt darüber, wie nah die Autorin unserer jetzigen Gesellschaft gekommen ist. Sie aus der Perspektive einer Person zu lesen, die unter ganz anderen Umständen aufgewachsen ist, hat umso deutlicher gezeigt, wie merkwürdig sie eigentlich ist.

Wer bereits Science-Fiction-Fan ist, diesen Roman jedoch noch nicht gelesen hat, sollte das auf jeden Fall nachholen - und wer gerne Science-Fiction-Fan werden möchte, ebenfalls!

Ellis
152 Seiten

Nachdem die Ehe ihrer Eltern zerbricht, zieht Ellis mit ihrer Mutter von Italien nach Deutschland. Dort findet sie in dem Mädchen Grace bald eine gute Freundin. Nach einem Ereignis leben sie sich auseinander, treffen aber mehrere Jahre später wieder zusammen. Ellis beschließt, mit Grace Urlaub bei ihrer Familie in Italien zu machen. Dort muss sie sich nicht nur fragen, wer sie selbst eigentlich ist, sondern auch, welche Gefühle sie für Grace hat ...

In Momentaufnahmen erzählt Selene Mariani von Ellis' und Grace' Freundschaft, aber auch von Ellis' Leben allgemein. Die Kapitel sind allesamt kurz, wodurch sich dieses Buch in weniger als zwei Stunden durchliest, sofern man sich nicht die Zeit nimmt, die einzelnen Szenen auf sich wirken zu lassen. Allein deshalb plane ich, das Buch noch einmal zu lesen, weil es trotz seiner Kürze erfolgreich darin war, mir sowohl Ellis' Innenleben als auch ihre komplizierte Freundschaft zu Grace zu beschreiben.

Die einzige Kritik sehe ich in der achronistischen Erzählweise. Die Kapitel springen regelmäßig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, was es aufgrund ihrer Kürze manchmal schwer machte, einzuordnen, wo man sich befindet. Auch deshalb lohnt sich ein zweiter Lesedurchgang.

Aus diesem Grund empfehle ich allen, die das Buch zum ersten Mal lesen, sich ruhig Zeit damit zu lassen, damit die Geschichte ihre volle Wirkung entfalten kann!

Tod in Bayreuth
287 Seiten

An verschiedenen Orten in Bayreuth brechen plötzlich Feuer aus, die die Stadt und ihre Bewohner bedrohen. Hauptkommissar Georg Vandendaele startet zwar die Ermittlungen, kommt aber nicht wirklich weiter. Dafür fallen Emma Schiller, einer Journalistin und ehemaligen Polizistin, auf, dass sich an den Tatorten Noten finden, die sie jedoch nicht entschlüsseln kann. Sie nimmt die Hilfe von Professorin Azar Alt an und entdeckt, dass die Morde in Zusammenhang mit Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ stehen …

Ich wollte mal ein neues Genre ausprobieren und las auf Empfehlung hin deshalb diesen (inzwischen vergriffenen) Kriminalroman. Insgesamt fand ich ihn ganz nett, habe aber gleichzeitig festgestellt, dass ich Krimis im visuellen Medium lieber mag als Krimis im schriftlichen Medium. Gerade die Teile mit Vandendaele, die sich mit den Ermittlungen beschäftigten, fand ich teils sehr langatmig, während mir die Szenen mit Emma Schiller und Azar Alt sehr gut gefielen, auch wenn letztendlich alle Charaktere recht blass blieben.

Die historischen Bezüge zu Wagner und seinem Opernzyklus waren gut umgesetzt und für mich interessant zu lesen, während die Untersuchungen in Bayreuth aufgrund der Tatsache, dass ich diesen Ort noch nie besucht habe, ihre Wirkung nicht vollständig entfalten konnten – was aber natürlich nicht die Schuld der Autorin ist.

Ich bin letztendlich froh, diesen kleinen Exkurs unternommen zu haben, bin mir aber nicht sicher, ob ich mich ein weiteres Mal auf die pure Krimi-Schiene begeben werde. Diesen Krimi würde ich ohnehin nur Menschen empfehlen, die Fan von Wagner sind und/oder einen Bezug zu Bayreuth haben; für alle anderen ist er insgesamt ganz nett zu lesen, aber definitiv kein Muss.

The Girls I've Been
384 Seiten

Nora ist während ihres Lebens schon viele Mädchen gewesen: Rebecca. Samantha. Haley. Katie. Ashley. Ihre Mutter, eine Trickbetrügerin, hat ihr vor jedem Betrug eine neue Identität gegeben, bis Nora schließlich von ihrer Schwester Lee gerettet wurde. Lange glaubte sie, sie könne ein normales Leben führen. Aber dann wird sie mit ihrem Exfreund Wes und ihrer neuen Freundin Iris in einen Banküberfall verwickelt, und ihre Wahrheiten und Lügen drohen ein für alle Mal herauszubrechen ...

Sehr spannend beschreibt Tess Sharpe sowohl die Ereignisse des Bankraubs als auch Noras Vergangenheit, sodass es ein leichtes war, das Buch in Windeseile zu lesen - auch dank der kurzen Kapitel, die zum schnellen Weiterlesen einladen. Nora selbst ist eine hervorragende Protagonistin, deren Geschichte mich bis zum Ende bannen konnte.

Auch ihr Exfreund Wes und ihre neue Liebe Iris waren wunderbare Charaktere; Noras Beziehung zu den beiden war genauso gut ausgebaut wie die Beschreibung ihrer früheren Identitäten, weil all dies sie zu der Person gemacht hat, die sie ist.

Mein einziger Kritikpunkt liegt bei dem Mangel an sympathischen männlichen Charakteren. Was die weiblichen angeht, gibt es eine ganze Menge: Nora natürlich, ihre Freundin Iris, ihre Schwester Lee, ihre Therapeutin Margaret, die kleine Casey und ein paar andere weibliche Nebenfiguren. Doch was die männlichen angeht, ist Wes der einzige, der mir ans Herz gewachsen ist, weil alle anderen Männer in dem Buch missbräuchlich, gewalttätig und/oder unsympathisch sind. Das fand ich sehr schade, weil das Buch so den Eindruck erweckt, als wären so ziemlich alle Männer Monster, was nun mal nicht der Wahrheit entspricht. Ich lobe es sehr für seine starken Frauenfiguren, doch an den männlichen muss Tess Sharpe leider noch arbeiten.

Insgesamt also ein spannendes Jugendbuch mit tollen Hauptcharakteren, das meiner Meinung nach auch für Erwachsene gut lesbar ist, sofern diese sich nicht an der jugendlichen Protagonistin stören.

Die sechs Kraniche 1: Die sechs Kraniche
480 Seiten

„Die sechs Kraniche“ ist ein Fantasyroman, der selbstverständlich auf „Die sechs Schwäne“ basiert und die verschiedenen Elemente des Märchens auf eigene Weise interpretiert. Referenzen sind natürlich vorhanden, aber letztendlich verleiht Elizabeth Lim dem Märchen einen eigenen Anstrich, der mir insgesamt sehr gut gefallen hat.

Shiori war eine recht gute Protagonistin, aber am meisten hat mir eindeutig Takkan, ihr Zukünftiger, gefallen. Es ist einfach schön, einen Love Interest in einem Romantasy-Roman zu sehen, der freundlich, zuvorkommend und liebenswürdig ist, was einen schönen Kontrast zu all den „Bad Boys“ darstellt, die sonst das Genre bevölkern. Die Chemie zwischen ihnen und der Weg, wie sich ihre Beziehung entwickelt, fühlte sich ebenfalls natürlich an und gehörte zu den Highlights des Romans.

Was die anderen Charaktere angeht, gefielen mir auch Takkans Schwester Megari und Shioris Bruder Hasho, aber damit kommen wir zu einem von zwei Kritikpunkten, die meine Lesefreude ein wenig trübten: Shioris andere Brüder bekommen wenig Screentime, vor allem, sobald Shiori an Takkans Hof kommt. Das fand ich sehr, sehr schade, weil ich so nur marginal mit ihrem Wunsch, ihre Brüder zurückzuverwandeln, mitfiebern konnte. Weil das Shioris Hauptziel ist, hätte ich es besser gefunden, hätte man ihre Brüder besser kennengelernt, denn bis auf Hasho bleiben alle recht blass. Shioris Beziehung mit Takkan steht im Vordergrund, doch so gut sie auch umgesetzt war, wäre es imho besser gewesen, hätte man Shioris Beziehung zu ihren Brüdern priorisiert.

Mein zweiter Kritikpunkt gilt dem Grund, aus dem Shiori stumm bleiben muss: Für jeden Laut, der ihre Lippen verlässt, wird einer ihrer Brüder sterben. Das schließt auch Schreie und Lachen mit ein, und während letzteres auch Teil des Märchens war, kam es mir äußerst unrealistisch vor, dass es Shiori selbst bei plötzlichem Schmerz gelang, stumm zu bleiben. Hier hätte ich es besser gefunden, wäre nicht jeder Laut, sondern jedes Wort verboten gewesen, damit es nicht so unglaubwürdig wirkt, dass Shiori selbst Reflexlaute für sich behält. Mag nach einer kleinlichen Kritik klingen, aber dadurch, dass es der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist, finde ich, dass Elizabeth Lim das besser hätte umsetzen können.

Letztendlich würde ich den Roman Fans von Jugendliteratur empfehlen, die gerne eine gute Romantasy-Geschichte lesen wollen.

Die Kunst des klugen Handelns (Neuausgabe)
393 Seiten

Auch "Die Kunst des klugen Handelns" hat eine Neuausgabe mit einem Workbook bekommen, das es einem erlaubt, sich tiefergehend mit den genannten Denkfehlern zu beschäftigen und die zu finden, auf die man am öftesten hereinfällt.

Besonders betroffen bin ich persönlich bei Schwarzen Schwänen (mit denen ich nie rechne), was in Verbindung mit dem Default-Effekt, unter dem ich ebenfalls sehr stark leide, eine ungute Kombination ist, die ich ohne Rolf Dobelli zum ersten Mal bewusst als meinen größten Denkfehler wahrnahm.

Eine weitere gefährliche Kombination bei mir war der House Money Effect in Verbindung mit der Angst vor Reue - obwohl Geld Geld ist, tendiere ich dazu, geschenktes Geld schnell und gedankenlos für Dinge auszugeben, die ich eigentlich nicht brauche.

Das waren nur vier erwähnte Denkfehler aus der Top-Ten-Liste, die ich mir anhand des Workbooks erstellt habe, aber sie haben mir einen guten Einblick in mein Denken gewährt, das ich zuvor, was meine Denkfehler angeht, falsch einschätzte, jetzt aber das Gefühl habe, besser an ihnen arbeiten zu können. (Wobei es erwähnenswert ist, dass Affektheuristik ebenfalls zu meinen Top-Denkfehlern gehört.)

Es war wie schon in "Die Kunst des klaren Denkens" schwierig, einzuschätzen, welche Denkfehler denn nun am gravierendsten sind, doch trotz der Tatsache, dass ich mich sehr viel besser bewertet habe, als ich bin, habe ich einen guten Eindruck davon gewonnen, auf welche Denkfehler ich besonders häufig hereinfalle.

Von daher kann ich sowohl die eigentliche Lektüre als auch das Workbook sehr empfehlen; selbst, wenn man es nur teilweise durcharbeitet, gewinnt man viel für sein Leben!

You will be the death of me
416 Seiten

Früher waren Ivy, Mateo und Cal beste Freunde, die sich irgendwann auseinander gelebt haben. Doch als sie sich zufällig vor der Schule begegnen, beschließen sie, eine alte Tradition aufleben zu lassen und gemeinsam blau zu machen. Auf dem Weg begegnet ihnen ihr Mitschüler Brian "Boney" Mahoney, dem sie neugierig folgen - und kurz darauf tot auffinden. Schnell flüchten sie, denn sie alle drei haben ein Geheimnis, von dem sie auf keinen Fall wollen, dass es herauskommt - während sie gleichzeitig riskieren müssen, dass es auffliegt, weil sie nur in Zusammenarbeit herausfinden können, wer Boney umgebracht hat ...

In ihrem neuesten Jugendthriller ist es Karen McManus hervorragend gelungen, mich komplett in die Irre zu führen. Relativ früh bildete ich mir eine Theorie, die ich für hieb- und stichfest hielt, weil sie nie von den Charakteren aufgestellt wurde, obwohl sie mir offensichtlich schien. Tatsächlich war ich so überzeugt davon, richtig zu liegen, dass ich schon halb enttäuscht war, weil die Autorin es uns Lesern so leicht macht ... nur, um von ihr den Boden unter den Füßen weggerissen zu bekommen, als schließlich die Wahrheit herauskommt. Absolut genial gemacht!

Immerhin hatte ich, was die einzelnen Geheimnisse der Charaktere anging, einen besseren Riecher, auch wenn sich dort ebenfalls ein, zwei Überraschungen versteckten. Die Charaktere selbst waren allesamt sympathisch, wobei ich vor allem Ivy sehr mochte, aber auch in Mateo und Cal Figuren fand, mit denen ich gern mitfieberte. Ebenfalls Respekt für die Nebenfiguren wie Ivys Freundin Emily, die zwar nie direkt auftritt, mir aber durch ihre Treue Ivy gegenüber sehr ans Herz gewachsen ist.

Natürlich gibt es auch wieder eine süße Liebesbeziehung, die ich gut umgesetzt fand, vor allem, wie die beiden Figuren mit den Fehlern und Missverständnissen ihrer Vergangenheit umgehen.

Qualitativ finde ich dieses Buch etwa so gut wie "The Cousins", was nach "One of us is lying" mein liebster Roman von Karen McManus war. Noch kann ich nicht richtig einschätzen, ob mir "The Cousins" oder "You will be the death of me" besser gefällt, aber so oder so haben wir hier einen Jugendthriller, der sich perfekt für die Altersgruppe eignet!

The Age of Darkness – Das Ende der Welt
560 Seiten

"The Age of Darkness - Das Ende der Welt" ist der dritte und letzte Band der Age-of-Darkness-Trilogie, den ich bereits auf Englisch las, aber natürlich wissen wollte, wie gut er übersetzt worden ist.

Was die Handlung und die Charaktere angeht, war beides sogar noch besser, als ich es in Erinnerung hatte! Die Tatsache, dass ich bereits wusste, was passieren und wie es enden würde, hat meine Freude am Lesen keinesfalls geschmälert, weil es einfach Spaß machte, die Charaktere ein weiteres Mal auf ihrer Mission, die Welt zu retten, zu verfolgen. Die Charakter-Interaktionen, die uns in den vorigen zwei Bänden größtenteils verwehrt blieben, bilden zusammen mit Antons und Judes Beziehung das Highlight.

Was die Übersetzung angeht, bestand schnell ein Anlass zur Sorge: Im Gegenteil zu Band 1 und 2 wurde der dritte Band nicht von Anja Galić übersetzt, sondern von Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair. Diesen Wechsel hat man ziemlich deutlich gemerkt, weil vor allem in Dialogen, aber auch im Text plötzlich umgangssprachliche Formulierungen verwendet wurden, die Anja Galić bewusst mied und durch archaischere Ausdrücke ersetzte. Deshalb mochte ich ihre Übersetzung der ersten zwei Bände auch so sehr - die Charaktere drückten sich nie modern aus, sondern für ihre Zeitperiode angemessen.

Im dritten Band ist dem nicht mehr der Fall. Das war vor allem am Anfang recht abschreckend und ich stolperte immer wieder über Sätze, die sich nicht richtig anhörten. Im Lauf des Buches wurde das zum Glück besser, aber ein paar besonders grenzwertige Ausdrücke sind mir dennoch negativ aufgefallen: "Peanuts", "Inselhopping", "Torschlusspanik", "Insider-Informationen" oder auch Sätze wie "allmählich machte es Klick bei ihr", die meinen Lesefluss sehr störten, weil es solche modernen Wörter in den ersten zwei Bänden schlichtweg nicht gab und die Übersetzung selbst davon abgesehen mir stellenweise zu umgangssprachlich war.

Letzten Endes handelt es sich um verhältnismäßig wenige Stellen, aber gerade deshalb fielen sie mir umso mehr auf. Tatsächlich würde ich mir am liebsten eine zweite Übersetzung von Anja Galić wünschen, obwohl ein Großteil des Buches immer noch neutral übersetzt worden ist. Wem es missfällt, in seinen Fantasybüchern moderne Ausdrücke zu lesen, sei hier gewarnt, da diese das eigentlich wunderbare Finale der Trilogie ein wenig schmälern.

Offene See
270 Seiten

Nachdem seine Eltern ihm verkünden, den Familienbetrieb des Bergbaus weiterzuführen, möchte der naturliebende Robert noch ein letztes Mal die Freiheit seines Lebens genießen und die offene See sehen. Auf dem Weg dorthin begegnet er Dulcie, einer älteren, unkonventionellen Frau, die Roberts Weltbild auf den Kopf stellt. Zuerst will er nur einen Tag bei ihr bleiben, doch ist er so verzaubert von ihr und der Gegend, dass er immer länger und länger bleibt. Und schließlich in Dulcies Geschichte hineingezogen wird ...

In dieser traumhaft schönen Geschichte sticht vor allem der Schreibstil hervor, der einem mühelos Bilder in den Kopf pflanzt und eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschwört. Die Geschichte fing die Ruhe und Melancholie von Roberts Situation fantastisch ein; sie ist recht ruhig erzählt, aber gerade das macht ihre Magie aus.

Dulcies Geschichte ging mir sehr ans Herz und auch ihr Charakter an sich war mir sehr sympathisch. Sie ist der einzige Charakter, der den wunderschönen Stil ab und an durch vulgäre Ausdrucksweisen unterbricht, was wunderbar unterstrichen hat, wie sehr sie sich von anderen Charakteren abhebt. Obwohl auch Robert letztendlich seinen Weg fand, ist das hier definitiv Dulcies Geschichte, eine atemberaubende Erzählung, die an einen wunderschönen Traum erinnert.

Die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Geschichte für die eine oder andere Person ZU ruhig erzählt sein könnte - weil Beschreibungen eine so wichtige Rolle spielen, ist die Geschichte für niemanden, dem eine packende Handlung wichtiger ist, weil hier vor allem die Atmosphäre ins Zentrum rückt. Wer dagegen eine ruhige Geschichte lesen will, die voller Emotionen ist, wird hier sehr zufrieden sein!

, & Death Note: L change the WorLd
250 Seiten

"L change the WorLd" basiert auf dem gleichnamigen Film, den ich zwar vor mehreren Jahren gesehen, aber nicht mehr so gut in Erinnerung habe, weshalb ich das Buch ohne Bezug auf Adaptionsänderungen rezensiere.

Es spielt nach einem alternativen Ende, in dem L, um Light/Kira zu besiegen, seinen eigenen Namen ins Death Note schreibt, wodurch ihm noch 23 Tage zu leben bleiben. Nach Lights Tod verbringt L diese 23 Tage damit, eine Bio-Terroristen-Organisation zu untersuchen, die mithilfe eines Virus die Weltbevölkerung drastisch reduzieren will. Zusammen mit Maki, der zehnjährigen Tochter eines Immunologen, und Suruga, einem FBI-Agenten, ist er fest entschlossen, diesen letzten Fall vor seinem Tod zu lösen ...

Der anonyme Author M. hat hier eine gute Fortsetzung des alternativen Endes geschrieben, die speziell die Charaktere wunderbar einfängt. Besonders L sticht positiv hervor: Er wurde nicht nur hervorragend getroffen, sondern bekam sogar noch ein wenig Tiefe, die im Original-Manga eher fehlte, hier aber hervorragend zu seinem Charakter passt. Aber auch die anderen Charaktere glänzen durch Sympathie und/oder Tiefe, die aufgrund der Kürze des Romans natürlich nicht vollkommen erkundet werden konnte, aber die Figuren dennoch real anfühlen lässt.

Was die Handlung angeht, gab es ein paar sehr coole und unvergessliche Momente, doch gibt es hier durchaus Stellen, an denen sie sich ein wenig zieht; zum Glück gibt es nicht viele davon, aber erwähnenswert sind sie trotzdem, weil sie deutlich machen, dass die Charaktere etwas wichtiger als die Handlung sind.

Die Kritik des Romans an die Menschheit und ihren Umgang mit der Erde und einander ist immer noch topaktuell, wobei die fehlende Subtilität mich persönlich nicht störte, aber anderen Lesern eventuell missfallen könnte.

Wer L in Death Note gemocht hat und gerne mehr von ihm lesen möchte, kann auch ohne Vorwissen getrost zugreifen!