Atlas der ausgestorbenen Länder
238 Seiten

Im „Atlas der ausgestorbenen Länder“ beschreibt Gideon Defoe in kurzen Kapiteln auf humorvolle Weise, wie es dazu kam, dass 48 verschiedene Länder nicht mehr existieren. Den Untertitel „Länder, die von der Landkarte verschwunden sind“ fand ich dabei ein wenig irreführend, weil es zwar keines der Länder mehr gibt, aber ihre Territorien durchaus existieren. Das soll hier aber nur eine minimale Kritik sein, zumal es darauf ankommt, wie genau man den Untertitel versteht.

Die Kapitel waren kurz und knackig und vor allem sehr, sehr humorvoll. Gideon Defoes Stil war sehr spaßig zu lesen und seine Fußnoten, die auf fast jeder Seite zu finden sind, waren sogar noch erheiternder. Er benutzt dabei moderne Ausdrücke und Formulierungen, was hervorragend zum Buch gepasst hat und es es leicht machte, zu verstehen, was genau mit den jeweiligen Ländern passiert ist.

Die einzige Kritik ist wohl, dass die Kapitel so kurzweilig sind, dass mir letztendlich nur wenige in Erinnerung blieben – das Buch war sowohl humorvoll als auch wissenswert, doch sollte man auch aufgrund der Kürze nicht erwarten, dass es einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Für ein paar angenehme Lesestunden reicht es aber allemal aus!

Tale of Magic: Die Legende der Magie – Ein gefährlicher Pakt
384 Seiten

Seitdem Brystal im letzten Band einen Pakt mit dem Tod geschlossen hat, ist fast ein Jahr vergangen und sie ist seitdem keinen Schritt weitergekommen. Weder das Zauberbuch, noch die Unsterbliche, die sie damit vernichten soll, hat sie gefunden – und da sie niemandem das Leben nehmen möchte, konzentriert sie sich vor allem auf das Zauberbuch, mit dem sie zwar nicht sich selbst, dafür aber alle anderen retten könnte. Dann entsteht noch ein anderes Problem: Xanthous wird als Bedrohung für die Welt eingestuft, weil ihm ein gefährliches Feuer folgt, das ganze Städte niederbrennt. Wenn sie ihn retten will, muss Brystal so schnell wie möglich den Tempel des Wissens finden, um seine Unschuld zu beweisen …

Dieser dritte Band von „Tale of Magic“ ist zugleich der letzte und schließt die Geschichte um Brystal und ihre Freunde zufriedenstellend ab. Sowohl Brystals Abenteuer, um den Tempel des Wissens zu bestehen, als auch Xanthous' Reise zur Selbstakzeptanz und Liebe haben mich sehr gefesselt; nur die Anzahl der neu eingeführten Nebencharaktere war mir ein wenig zu viel, weil ich lieber die alten Charaktere näher kennengelernt hätte. (Xanthous' Anteil der Geschichte hat mir vor allem deshalb so gefallen, weil sie einen von Brystals bereits bekannten Freunden in den Fokus rückte, wodurch man ihn noch mehr lieb gewann.)

Apropos Xanthous: Was mich bei ihm besonders begeistert hat, ist, dass Chris Colfer mit ihm zum ersten Mal einen LGBTQ*-Hauptcharakter eingeführt hat. „Land of Stories“ war sehr heteronormativ und hat nur an zwei, drei Stellen beiläufig erwähnt, dass einer der zahlreichen Nebencharaktere zwei Mütter hat, aber davon abgesehen war keine Repräsentation vorhanden, weshalb ich umso froher war, dass Xanthous und seine Beziehung zum Elbenprinzen Elrik sehr süß dargestellt wurde. Sie ähnelt ein wenig einer Disney-Romanze, die zwar innerhalb kurzer Zeit stattfindet, bei denen die Charaktere allerdings so viel Chemie haben, dass es trotzdem glaubhaft wirkt.

Insgesamt haben wir hier also ein packendes Abenteuer mit einem flüssigen Schreibstil, der die „Tale of Magic“-Trilogie wunderschön abschließt und deren einzige Schwäche die Anzahl der Nebencharaktere sind. Aus diesem Grund hoffe ich, dass Chris Colfer in zukünftigen Büchern und Buchserien mehr darauf achtet, alte Charaktere weiterzuentwickeln, anstatt neue einzuführen; so gut, wie seine Hauptcharaktere sind, verdienen es auch die wichtigen Nebencharaktere, tiefer erforscht zu werden – vor allem, wenn man bedenkt, wie wenige Worte Chris Colfer braucht, um sie zum Leben zu erwecken!

Das Loft
352 Seiten

In der gemeinsamen Loft von Marc, Sarah und Henning wird überall Hennings Blut gefunden, so viel, dass er unmöglich am Leben sein kann. Von seiner Leiche allerdings keine Spur. Schnell geraten Hennings Freunde Marc und Sarah unter Mordverdacht, doch beide weigern sich trotz ihrer Unschuldsbekennungen, mit der Polizei zu kooperieren - denn beide haben etwas zu verbergen ...

Dieser Thriller konzentriert sich vor allem auf Marcs und Sarahs Innenleben, auf ihre Vergangenheit und Beziehung. Gerade darin war er auf jeden Fall erfolgreich, weil es spannend war, herauszufinden, wie sie ihre Entscheidungen stets im Bezug auf den anderen trafen, während sie gleichzeitig eine komplizierte Beziehung zueinander haben.

Die Handlung selbst hatte dafür einige Längen, weil speziell die Kapitel mit der Kommissarin Bianca und einige der Flashbacks nicht unbedingt mein Interesse weckten. Hier habe ich hauptsächlich nur wegen Marc und Sarah weitergelesen, weil die Handlung ohne sie imho nicht allzu prickelnd war.

Großes Lob muss ich dafür dem Finale und dem Twist aussprechen, die mich auf kaltem Fuß erwischt und mich begeistert zurückgelassen haben, weil Linus Geschke mich hier erfolgreich hinters Licht geführt hat. Wer also wie ich während des Lesens findet, dass einige Stellen ein wenig langatmig sind, sollte auf jeden Fall durchhalten - am Ende lohnt es sich!

A River of Royal Blood – Rivalinnen
400 Seiten

Evalina und Isadore sind Schwestern und dazu bestimmt, am Tag von Evas Volljährigkeit gegeneinander bis zum Tod zu bekämpfen, damit dadurch die neue Königin des Landes bestimmt wird. Die Chancen für Evalina stehen dabei denkbar schlecht, weil sie ihre gefährliche Blut-und-Knochen-Magika weder einsetzen kann noch will. Doch nach einem Attentat bleibt Eva nichts Anderes übrig, als ihre Magika zu trainieren - so sehr sie sich auch dagegen sträubt, ihre Schwester zu töten ...

Die Grundidee klang auf jeden Fall interessant, aber letztendlich konnte das Buch meine größte Erwartung nicht erfüllen: Uns das Seelenleben beider Schwestern zu zeigen. Nachdem ich die Kurzbeschreibung las, ging ich automatisch davon aus, dass wir beide Schwestern gut kennenlernen und eventuell sogar hin- und hergerissen sein würden, was ihr Überleben anbelangt. Das geschah jedoch nicht; wir bleiben das ganze Buch hinweg in Evas Kopf und Isa bleibt die ganze Zeit über eine eindimensionale Figur.

Die Handlung besteht teils aus den Attentaten, mit denen Eva konfrontiert wird, teils aus ihren Magie-Übungsstunden bei ihrem Lehrmeister Bakkha, der mir im Verlauf des Romans sehr sympathisch wurde, zusammen mit dem Prinzen Aketo, den Eva während des Buchs ebenfalls kennenlernt. Die anderen Charaktere bleiben größtenteils alle blass, aber Eva, Bakkha und Aketo heben sich positiv hervor.

Von daher würde ich das Buch mitnichten als schlecht beschreiben - doch muss man mit den richtigen Erwartungen an es herangehen.

Loveless
477 Seiten

Georgia liebt es, romantische Fanfics zu lesen und kitschige Komödien anzuschauen, doch sie selbst war noch nie verliebt, nicht einmal ein bisschen. Nachdem sie zusammen mit ihren besten Freunden Pip und Jason auf die Universität kommt, nimmt sie sich jedoch vor, endlich die romantische Liebe zu finden, von der sie schon so oft gehört hat. Doch was, wenn es diese für sie nicht gibt?

Werke über Aromantik und Asexualität sind rar gesät, weshalb ich sehr froh war, mit dieser Geschichte auf ein Werk zu stoßen, dass diese Themen nicht nur sehr verständlich beschrieben und verschiedene Missverständnisse aus dem Weg geräumt hat, sondern im Allgemeinen sehr schön zu lesen war. Dabei sind das Highlight definitiv die sympathischen Charaktere – Georgia, die Schwierigkeiten damit hat, sich so zu akzeptieren, wie sie ist; ihre beste Freunde Pip und Jason, die sie vollauf unterstützen und die trotz schwieriger Phasen beweisen, wie wertvoll ihre Freundschaft ist; und auch ihre neuen Freunde Rooney und Sunil, die zu meinen persönlichen Lieblingscharakteren geworden sind. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese fünf Charaktere dabei zu beobachten, wie sie die Schwierigkeiten ihres Lebens und ihrer eigenen Sexualität überwinden und dabei eine Freundschaft schließen, von der man problemlos glaubt, dass sie ein ganzes Leben halten wird.

Die einzige mögliche Kritik sehe ich darin, dass Georgia eventuell etwas ZU lang braucht, um ihre Sexualität herauszufinden. Zwar habe ich mich von der Handlung nie gelangweilt gefühlt, weil sie sich auch locker lesen ließ, aber ein bisschen gewundert habe ich mich doch, dass sie bzw. ihre Freunde nicht sehr viel früher darauf gekommen sind.

Insgesamt kann ich den Roman allen empfehlen, die nicht nur mehr Diversität lesen wollen, sondern auch eine Geschichte, die nicht von einer Romanze, sondern von den Charakteren und ihrer jeweiligen Freundschaft lebt. Zwar gibt es innerhalb von Georgias Freundeskreis auch ein Liebespaar, das schließlich zusammenfindet, aber der Fokus allgemein besteht definitiv auf der Freundschaft – deren Wert mehr Romane betonen sollten!

Sämtliche Gedichte
1403 Seiten

Während ihres Lebens hat Emily Dickinson fast 1.800 Gedichte geschrieben, die erst nach ihrem Tod vollständig an die Öffentlichkeit gelangten. In dieser ersten deutschen Gesamtausgabe werden nicht nur die Originale, sondern auch eine deutsche Übersetzung vorgelegt - die Gunhild Kübler glücklicherweise sehr gut gelungen ist.

Nicht nur findet sie die passenden Wörter und Reime, sondern macht den englischen Text durch ihre Formulierungen verständlicher - was insofern interessant ist, dass die Übersetzung selbst wie gesagt sehr akkurat ist, die Bedeutung aber trotzdem besser im Deutschen herüberkommt.

Die Satzmelodie kommt dafür im Englischen besser zur Geltung, was wohl keine Überraschung ist.

Sehr interessant fand ich auch die Informationen zu Emily Dickinson im Anhang, und regelrecht notwendig die Anmerkungen zu ihren Gedichten, wo nicht nur auf unübersetzbare Passagen, sondern auch auf die Bedeutung der Gedichte eingegangen wird. Ich hatte es nämlich trotz der deutschen Übersetzung, die die Bedeutung klarer machte, schwierig, viele Gedichte zu verstehen, weshalb hier die Anmerkungen sehr geholfen haben.

Insgesamt habe ich einen Monat gebraucht, um alle Gedichte zu lesen, doch rate ich, sich bei eigener Lektüre sogar noch mehr Zeit zu nehmen, damit man sich noch mehr von Emily Dickinsons Lyrik gefangen nehmen lassen kann.

& Disney – Dangerous Secrets 1: Iduna und Agnarr: DIE WAHRE GESCHICHTE (Die Eiskönigin)
416 Seiten

Iduna ist eine Northuldra, die gerne strickt und mit dem Windgeist Gale spielt. Als ihr Volk eines Tages angegriffen wird und sie den verletzten Prinz Agnarr sieht, rettet sie ihm das Leben und wird zusammen mit ihm nach Arendelle gebracht. Dort muss sie verbergen, wer sie wirklich ist, während ihre Gefühle für Agnarr immer stärker werden ...

Die Geschichte von Elsas und Annas Eltern wurde auf unvergleichlich schöne Weise von Mari Mancusi beschrieben. Dabei orientiert sie sich zwar an den Fakten, die die Filme und Kurzfilme uns geben, gibt uns davon abgesehen aber viele weitere wundervolle Momente, die Idunas und Agnarrs Liebesgeschichte ausschmücken. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, zu verfolgen, wie die beiden sich ineinander verlieben und die Schwierigkeiten, die ihnen in den Weg gestellt werden, überwinden.

Ebenfalls beispiellos war die Art und Weise, wie die Autorin Dinge aus dem eigentlichen Canon aufgegriffen und erklärt hat - darunter Agnarrs "Verbergen, nicht fühlen" ("Conceal, not feel", eins der Leitmotive in "Die Eiskönigin"), das er später an Elsa weitergegeben hat, Idunas und Agnarrs Begegnung mit den Trollen (sowie der Erkenntnis, dass sie Gedächtnisse verändern können), Sir JörgenBjörgen (einer Puppe, die nur in einem Kurzfilm vorkommt) und sogar Details wie gewisse Nebencharaktere, die auch hier vorkommen, zusammen mit einigen neuen, die sich wunderbar in die Handlung einfügen.

Der Schreibstil ist ebenfalls sehr angenehm. Wir lesen vor allem aus Idunas und manchmal aus Agnarrs Perspektive, wobei die Ich-Form es leicht gemacht hat, sich beiden Charakteren nahe zu fühlen.

Die einzige Kritik sehe ich eventuell in der kleinen Storyline, in der Iduna von einem anderen Mann beworben wird; bei Agnarr macht es durchaus Sinn, dass er eine Prinzessin kennenlernen muss, aber bei Iduna kam mir das reichlich unnötig vor - vor allem, weil die Prinzessin um einiges wichtiger für die Haupthandlung ist.

Verglichen mit den ganzen Pluspunkten ist das zum Glück ein sehr kleiner Kritikpunkt, weil es der Autorin ansonsten fabelhaft gelungen ist, Idunas und Agnarrs Geschichte in Worte zu fassen und eines der besten Disney-Bücher zu schreiben, die ich bisher gelesen habe!

Vom Erzählen
206 Seiten

Was ist eine Erzählung?

Mit dieser Frage beschäftigt sich der im November 2021 verstorbene Hermann Bausinger in seinem Buch „Vom Erzählen“. Dabei geht er vor allem auf Alltagserzählungen ein (z.B. Anekdoten, die man sich bei einem gemütlichen Gespräch erzählt), stellt den Unterschied zwischen Märchen und Lügen klar und geht auch auf Witze ein, die eine Art Mini-Erzählung darstellen.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt, wobei Teil 1 („Erzählen im Alltag“) sich zunächst mühsam las, weil mir ein paar Fremdwörter am Anfang die Leselust raubten; doch Teil 2 („Traditionsbestand: Erzählmuster“) und 3 („Sprache – Starthilfe und Stilbestimmung“) gefielen mir dafür umso mehr. In diesen Teilen geht Hermann Bausinger auch auf meine persönlich liebsten Themen ein, Märchen und Witze, deren Erzählgehalt er anhand zahlreicher Beispiele bildlich aufzeigt. Hier machte mir das Lesen sehr viel Spaß, wobei auch die anderen in diesen Teilen besprochenen Themen (wie z.B. die Zählgeschichten) mein Interesse weckten.

Wer das Buch also anfängt und sich wie ich zunächst abgeschreckt fühlt, sollte meiner Meinung nach auf jeden Fall weiterlesen, weil die richtig interessanten Themen früh genug starten; die Kürze der Kapitel macht es glücklicherweise einfach, auch die anfänglichen, teils schwieriger zu lesenden Kapitel hinter sich zu bringen.

Ein kurzes und knackiges Sachbuch, das mich gelehrt hat, die Erzählungen des Alltags zu schätzen zu wissen!

Schattenthron 1: Erbin der Dunkelheit
360 Seiten

Kaaya und Arian schlagen sich seit drei Jahren gemeinsam durch, nachdem Kaaya ihr Gedächtnis verloren hat und mit Arian Freundschaft schloss. Inzwischen sind die beiden ineinander verliebt, doch bevor sie sich gegenseitig ihre Gefühle gestehen können, wird Arians Seele von einem Seelenmagier geraubt. Um ihn zu retten, sucht Kaaya die Hilfe von Arians Bruder Aron und dessen Geliebter, die Elfe Luana, auf. Zusammen müssen sie einen Weg finden, Arians Seele zu retten, ohne selbst das zu verlieren, was ihnen am wichtigsten ist ...

Die Handlung des Romans kommt nicht nur unglaublich schnell in die Gänge, sondern geht auch stets schnell weiter. Selten hat man Zeit zum Durchatmen, weil die Charaktere von einer potentiellen Gefahr zur nächsten springen. Das war für mich zunächst sehr ungewöhnlich, weil ich gewöhnt bin, die Charaktere erst mal für eine Weile kennenzulernen, doch eignet sich die Erzählgeschwindigkeit des Romans gerade deshalb für diejenigen, denen eine dichte Handlung wichtig ist.

Die Charaktere bleiben hier im ersten Band der Dilogie relativ blass, zeigen aber bereits Anzeichen von Tiefe, die im zweiten Band hoffentlich stärker herauskommen wird. Dafür sind ihre Beziehungen untereinander gut beschrieben; das liegt vor allem daran, dass wir die Geschichte aus unterschiedlichen Sichtweisen lesen, was uns einen guten Überblick über die Beziehungsgeflechte verschafft.

Jedoch gibt es auch ein paar Dinge, die ich nicht so gut gelungen fand. Erstens wird die schnell erzählte Handlung oft dadurch möglich gemacht, dass im entscheidenden Moment hilfreiche Charaktere und/oder magische Kräfte auftauchen, was für mich jedes Mal wie ein Deus ex Machina wirkte.

Zweitens treffen die Charaktere erst nach über zweihundert Seiten auf den Kronprinz Ilias und dessen besten Freund Kian. Der erste Teil der Handlung war eine klassische abenteuerliche Quest, erst im zweiten Teil beginnt die in der Kurzbeschreibung angepriesene Romanze - und dadurch, dass Kaaya und Ilias auf diese Weise relativ wenig Zeit miteinander verbringen und beide ihr Herz bereits verschenkt haben, habe ich sie trotz ihrer schicksalhaften Verbindung nie als potentielles Liebespaar wahrgenommen. Obwohl Arian relativ wenig Screentime erhält, war seine Chemie mit Kaaya imho nicht nur besser, sondern wirkte auch freiwilliger als die unerwartete Verbindung zu Ilias.

Aus diesem Grund bin ich zwiegespalten, was den Roman betrifft; wer ein flott erzähltes Abenteuer lesen will, ist hier an der richtigen Adresse, doch wer gehofft hat, eine schöne Liebesgeschichte zu lesen, wird, selbst wenn er Ilias und Kaaya shippt, eher enttäuscht werden. Trotzdem plane ich, den zweiten Band zu lesen, weil der erste durchaus gute Ansätze hatte und ich nach dem Cliffhanger-Ende auf jeden Fall wissen will, wie es weitergeht!

One Way Or Another – Zwei Wege zu dir
400 Seiten

(Achtung! Dieses Review enthält Spoiler!)

Paige hasst es, Entscheidungen zu treffen. Bei dem Gedanken, was alles schief gehen könnte, bekommt sie Angstzustände, die nur ihr bester Freund und heimlicher Schwarm Fitz mildern kann. Als sie entscheiden muss, wo sie die Winterferien verbringen soll - entweder bei Fitz in einer Berghütte oder bei ihrer Mutter in ihrer Traumstadt New York -, werden abwechselnd schlicht beide Pfade erzählt, die, wie der Titel schon verrät, sie letztendlich zu Fitz bringen werden.

Ich würde es anderen Lesern persönlich raten, nur die Fitz-Storyline zu lesen, weil die andere, in der Paige sich in ihren Tourguide Harrison verliebt, mir die Fitz-Storyline ganz schön ruiniert hat. Einerseits, weil absolut klar ist, dass es sich bei Harrison nur um eine kurze Romanze handelt, ihre Chemie mir aber durchaus gefallen hat und ich deshalb enttäuscht war, dass es nicht einen Fitz- und einen Harrison-Handlungsstrang gab.

Andererseits, weil Paige sich fast buchstäblich in den ersten Jungen ihres Alters verliebt, sobald sie ein paar Tage von Fitz getrennt ist, was es schwer machte, daran zu glauben, dass ihre Beziehung mit Fitz tatsächlich halten wird. Wie soll ich glauben, dass Fitz und Paige für immer glücklich zusammenleben werden, wenn er selbst bereits zahllose Liebschaften hatte und sie sich so leicht und schnell in jemand Anderen verlieben kann? Die Stärke ihrer Freundschaft spürt man durchaus, aber ich habe am Ende einfach nicht geglaubt, dass ihre Beziehung mehr als ein Jahr halten wird. Hier waren andere Jugendbuchautor*innen erfolgreicher, mir die ewige Liebe ihrer Hauptcharaktere glaubhaft zu machen.

Was ich ebenfalls merkwürdig fand, war, wie positiv es letztendlich dargestellt wird, dass Paiges beste Freundin Clover beschließt, mit ihren siebzehn Jahren ihren festen Freund Jay zu heiraten. Ihre Gründe dafür waren paraphrasiert: "Wir lieben uns und glauben fest daran, den/die Eine/n gefunden zu haben" und "Es könnte zwar schief laufen, aber es könnte auch die beste Entscheidung meines Lebens sein". Da wir selbst Clovers und Jays Romanze nicht miterleben, musste ich stattdessen an die Statistiken zu junger Heirat und Scheidung denken, die für die beiden keine rosige Zukunft voraussagen. Klar, es könnte klappen. Ich habe durchaus schon fiktive Paare angefeuert, bei denen eine minderjährige Hochzeit und eine glückliche Ehe absolut glaubhaft erschienen. Aber da wir Clover und Jay nicht länger kennenlernen, hätte ich es hier bevorzugt, wenn sie zu warten beschlossen hätten, um zu schauen, ob ihre Liebe beständig bleibt.

Positiv zu erwähnen ist der Umgang mit Paiges Angststörung und der Art und Weise, wie sie mit ihr umzugehen lernt. Das war sehr realistisch beschrieben und man hat gemerkt, dass die Autorin sich stark damit auseinandergesetzt hat. Auch mochte ich durchaus das Konzept der geteilten Story, vor allem, wie die Geschehnisse der einen mit der anderen kontrastiert wurden. Aber dadurch, dass mich die Hauptromanze nicht packen konnte und ich nicht jede Botschaft gut für Teenager finde, habe ich das Buch letztendlich leider nicht so sehr genossen, wie ich es gehofft hatte.

Nur fast am Boden zerstört
331 Seiten

Während eines Sommerurlaubs bei Verwandten in North Carolina erlebt Ollie eine perfekte Sommerromanze mit einem Jungen namens Will, der fast schon zu perfekt ist, um wahr zu sein. Als Will sich nach diesem Sommer nicht meldet, fürchtet Ollie schon, dass alles vorbei ist, doch dann verkünden seine Eltern ihm, dass sie aufgrund seiner kranken Tante für unbestimmte Zeit nach North Carolina ziehen – wo Will auf dieselbe Schule geht wie er. Jedoch verhält er sich anders, als Ollie ihn kennengelernt hat, und Ollie zweifelt daran, dass es zwischen ihnen je wieder so werden wird, wie es war …

Sehr humorvoll erzählt Sophie Gonzales, wie Ollie sich in seiner neuen Schule einlebt, beste Freundinnen findet und Will anschwärmt. Vor allem während der ersten Hälfte musste ich auf so gut jeder Seite schmunzeln oder lachen, weil Ollies Humor einfach großartig ist und Sophie Gonzales das Teenager-Sein perfekt einfängt. Danach kommen auch ernstere Momente dazu, vor allem wegen Ollies Tante Linda, die an Krebs leidet, der definitiv nicht mehr heilbar ist. Auch andere ernste Themen werden angesprochen (z.B. Wills Verhalten, das Ollie nicht mehr länger tolerieren kann, aber auch die Probleme von Ollies besten Freundinnen), sodass der Humor seltener vorkommt, es aber immer noch schafft, einen selbst nach den traurigeren Momenten ein Schmunzeln zu entlocken. Hier mochte ich es sehr, dass die Autorin den Humor sehr gut dosieren konnte und immer wusste, wo er angebracht war.

Die anderen Nebenfiguren, wie Ollies Freundinnen, haben mir ebenfalls sehr gut gefallen, vor allem Lara, die ich zunächst nicht mochte, die mir aber schließlich doch ans Herz wuchs. Nur die Charakter-Arcs der Hauptfiguren hätten meiner Meinung nach deutlicher ausgebaut werden können, weil mir gerade die Art, wie Will seine Meinung bezüglich der Entscheidung, sich nicht zu outen, änderte, etwas zu plötzlich war. Tatsächlich habe ich Ollie und Will aufgrund dessen gar nicht mal so sehr geshippt, sondern hätte mich in diesem Fall sogar damit begnügt, wenn nichts aus ihnen geworden wäre (auch wenn ich letztendlich sehr froh bin, dass das nicht das Ende war).

Insgesamt haben wir hier ein schönes Jugendbuch, das sich leicht lesen lässt und einem ein paar schöne Lesestunden beschert. :)

Prison Healer – Die Schattenheilerin
528 Seiten

Kiva lebt als Gefängnisheilerin in Zalindov, dem berüchtigsten Gefängnis in Wenderall, wo sie sich nach Kräften bemüht, den Insassen zu helfen, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Ab und an bekommt sie Nachrichten von ihrer Familie, die verspricht, sie zu befreien. Doch eines Tages wird die Rebellenkönigin Tilda eingeliefert, die unter einer unbekannten Krankheit leidet und trotz dessen verurteilt wird, die Elementarprüfung abzulegen, um ihre Unschuld zu beweisen. Als ihre Familie Kiva schreibt, dass sie Tilda auf keinen Fall sterben lassen soll, bietet sie sich gezwungenermaßen als Ersatz an und muss mithilfe des Gefangenen Jaren, der Wärterin Naari und dem Gehilfen Tipp eine Möglichkeit finden, alle vier Prüfungen zu überleben ...

Vor dem Lesen stand das Buch unter keinem guten Stern, weil es mit Büchern verglichen wurde, die mir persönlich nicht gefielen. Jetzt, nach dem Lesen, bin ich unglaublich froh, dass ich dem Buch trotzdem eine Chance gegeben habe, weil es mich sehr begeistert hat!

Das fängt schon mit den unglaublich sympathischen Charakteren an. Kiva ist eine wundervolle Protagonistin, die alles daran setzt, anderen zu helfen und trotz der schlechten Bedingungen ihr Bestes zu tun. Jaren ist einer der verständnisvollsten und fürsorglichsten Love Interests, die mir bisher begegnet sind und seine wachsende Beziehung zu Kiva hat sich sehr natürlich entwickelt. Naari ist eine Wärterin, mit der sich Kiva anfreundet und die sich dafür einsetzt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und Tipp ist trotz seines jungen Alters entschlossen, Kiva zu helfen und zusammen mit ihr herauszufinden, was es mit einer mysteriösen Krankheit auf sich hat, die sich plötzlich im Gefängnis ausbreitet.

Aufgrund des kleinen Casts an (wichtigen) Charakteren gibt uns Lynette Noni Gelegenheit, alle vier und ihre Beziehungen zueinander ausführlich kennenzulernen, was eindeutig das Highlight des Romans war. Neben Kivas Romanze mit Jaren gefiel mir ihre Freundschaft mit Naari sehr gut, aber auch allgemein die Beziehungen untereinander. Jeder, der charakterbasierte Fantasy liest, wird hier mit Freuden feststellen, dass sie hier wunderbar umgesetzt wurde.

Auch die Handlung war lobenswert, vor allem, als am Ende ein paar wichtige Geheimnisse ans Tageslicht kommen und sie in ein neues Licht rücken. Gerade die Erklärung, wie Kiva die Elementarprüfungen besteht, war hervorragend gelöst, weil es leicht gewesen wäre, sie einfach mit magischen Kräften auszustatten, der eigentliche Grund aber sehr viel besser (und herzerwärmender) ist. Manche Twists lassen sich durchaus vorausahnen, aber da sie letztendlich alle Sinn ergeben, hat mich das nicht gestört, zumal weil es auch den einen oder anderen unvorgesehenen Twist gab.

Damit haben wir ein wunderbares Fantasybuch, das vor allem durch seine Charaktere glänzt und für jeden empfehlenswert ist, der mal wieder eine richtig gute Jugendfantasy lesen möchte!

They Both Die at the End
384 Seiten

Ich habe das Buch bereits mehrmals auf Deutsch gelesen, war aber schlussendlich neugierig darauf, wie gut es eigentlich übersetzt worden ist. Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden!

Das englische Original hat natürlich seinen eigenen Flow und seinen eigenen Schreibstil, aber ich war positiv überrascht davon, wie gut letztendlich der Text von der einen in die andere Sprache übertragen wurde. Selbstverständlich gibt es im Englischen einige Formulierungen, die im Deutschen leicht verändert wurden (speziell Fluchwörter), aber letztendlich hatte ich nicht das Gefühl, durch das Lesen dieser im Original enthaltenen Formulierungen allzu viel dazugewonnen zu haben. Einige Übersetzungen wie "Todgeweihte/r" für "Decker" fand ich sogar besser als im Original!

Die Geschichte bleibt natürlich dieselbe: Zwei Jungen treffen sich an ihrem letzten Tag und beschließen beide, in diesen letzten Stunden ein ganzes Leben zu leben. Es ist eine wunderschöne, berührende Geschichte, die vor allem durch ihre Details brilliert - so viele Kleinigkeiten hängen miteinander zusammen, aber selbst die, die es nicht tun, laden zum Nachdenken ein, sodass die Geschichte noch lange nach dem Ende im Kopf herumspukt.

Ich bin froh, dass Original gelesen zu haben, werde bei zukünftigen Rereads aber wohl auf die Übersetzung zurückgreifen. Es ist immer wieder schön zu entdecken, dass der originale Text so gewürdigt wurde, wie er es verdient :)

Freie Geister
432 Seiten

Anarres und Urras sind Nachbarplaneten mit zwei grundverschiedenen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Normen. Während Urras unserer Erde ähnelt und dem Kapitalismus fröhnt, herrscht in Anarres die Anarchie, wo alles jedem gehört und alle die Gesellschaft am Laufen halten. Beide Planeten sind, auf ihre Weise, sowohl eine Utopie als auch eine Dystopie - und zeigen klar auf, wie gut und vor allem wie schlecht wir selbst leben.

Shevek, Physiker, wächst in Anarres auf, reist aber später in seinem Leben nach Urras, um die dortigen Wissenschaftlicher von seiner Theorie zu überzeugen. So lernt er eigenhändig die Licht- und Schattenseiten beider Planeten kennen ...

Science Fiction ist normalerweise nicht so mein Genre, weshalb ich mich zum Einstieg für einen absoluten Klassiker entschieden habe. "Freie Geister" brilliert nicht unbedingt durch seine Handlung, aber umso mehr von den beiden Welten, die Ursula K. Le Guin uns vorstellt. Es war - vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass dieser Roman ursprünglich 1974 veröffentlicht wurde - unglaublich faszinierend, über zwei so unterschiedliche Gesellschaften zu lesen, die so hervorragend aufzeigen, wie kapitalistisch unsere eigene Gesellschaft ist.

Auch andere Themen wie den Unterschied der Geschlechter und die Besessenheit nach Besitz werden ausführlich angesprochen und stellen erstaunlich moderne Sichtweisen dar. Ich war jedes Mal erstaunt darüber, wie nah die Autorin unserer jetzigen Gesellschaft gekommen ist. Sie aus der Perspektive einer Person zu lesen, die unter ganz anderen Umständen aufgewachsen ist, hat umso deutlicher gezeigt, wie merkwürdig sie eigentlich ist.

Wer bereits Science-Fiction-Fan ist, diesen Roman jedoch noch nicht gelesen hat, sollte das auf jeden Fall nachholen - und wer gerne Science-Fiction-Fan werden möchte, ebenfalls!

Ellis
152 Seiten

Nachdem die Ehe ihrer Eltern zerbricht, zieht Ellis mit ihrer Mutter von Italien nach Deutschland. Dort findet sie in dem Mädchen Grace bald eine gute Freundin. Nach einem Ereignis leben sie sich auseinander, treffen aber mehrere Jahre später wieder zusammen. Ellis beschließt, mit Grace Urlaub bei ihrer Familie in Italien zu machen. Dort muss sie sich nicht nur fragen, wer sie selbst eigentlich ist, sondern auch, welche Gefühle sie für Grace hat ...

In Momentaufnahmen erzählt Selene Mariani von Ellis' und Grace' Freundschaft, aber auch von Ellis' Leben allgemein. Die Kapitel sind allesamt kurz, wodurch sich dieses Buch in weniger als zwei Stunden durchliest, sofern man sich nicht die Zeit nimmt, die einzelnen Szenen auf sich wirken zu lassen. Allein deshalb plane ich, das Buch noch einmal zu lesen, weil es trotz seiner Kürze erfolgreich darin war, mir sowohl Ellis' Innenleben als auch ihre komplizierte Freundschaft zu Grace zu beschreiben.

Die einzige Kritik sehe ich in der achronistischen Erzählweise. Die Kapitel springen regelmäßig zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her, was es aufgrund ihrer Kürze manchmal schwer machte, einzuordnen, wo man sich befindet. Auch deshalb lohnt sich ein zweiter Lesedurchgang.

Aus diesem Grund empfehle ich allen, die das Buch zum ersten Mal lesen, sich ruhig Zeit damit zu lassen, damit die Geschichte ihre volle Wirkung entfalten kann!