Ex Talk – Liebe live auf Sendung
448 Seiten

Shay Goldstein hat schon als Kind das Radio geliebt, doch seit zehn Jahren, in denen sie bei Pacific Public Radio als Redakteurin arbeitet, hat sie bisher noch nicht die Gelegenheit bekommen, selbst Moderatorin zu sein. Was umso ärgerlicher ist, weil Dominic Yun, der nur seit wenigen Monaten beim Radio arbeitet, bereits live auftreten darf. Doch als ihr Boss eine neue Sendung ins Leben rufen will, kommt Shay die rettende Idee: Ex Talk, eine Talkshow, bei der ein Ex-Paar über seine Beziehung redet und Tipps teilt. Weil Shay und Dominic eine gute Chemie miteinander haben, schlägt ihr Boss vor, dass sie dieses Ex-Paar spielen sollen. Die beiden sind nicht gerade begeistert davon, vor allem, weil ihnen nicht wohl dabei ist, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer anzulügen. Als die beiden Gefühle füreinander entwickeln, verkompliziert sich die Situation zusehends …

Diese romantische Komödie erfüllt ihren Zweck voll und ganz, indem sie uns eine Geschichte und eine Beziehung bietet, mit der man leicht mitfiebern kann. Shay und Dominic haben eine wundervolle Chemie miteinander und es macht Spaß, ihre Szenen zu lesen und ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Das macht sogar die Langsamkeit in gewissen Teilen der Handlung fast wett, obwohl diese immer noch eine Kritik ist, die ich für den Roman habe.

So bekommen wir die erste Podcast-Folge erst nach einem Drittel der Handlung, während das zweite Drittel nur sehr wenige zeigt und das letzte Drittel sich ein wenig zieht. Der langsame Anfang machte mir hier nichts aus, weil er die Chemie zwischen Shay und Dominic wundervoll zeigt. Auch die Langsamkeit des letzten Drittels fand ich nicht so schlimm, weil sie zwar dem klassischen Second-Act Breakup folgt, man aber umso erfreuter ist, sobald Shay und Dominic wieder zusammenkommen.

Der zweite Akt war mein persönlicher Favorit. Obwohl ich tatsächlich gerne mehr Podcast-Szenen gesehen hätte, habe ich es sehr genossen, Shays und Dominics sich entwickelnde Romanze zu lesen. Zusammen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern habe ich darauf hingefiebert, dass sie „wieder“ ein Paar werden.

Insgesamt also eine schöne romantische Komödie, die mir trotz des manchmal langsamen Pacings sehr gefallen hat!

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch
416 Seiten

Joy Nouveaux hat mit Romeo und Julia bisher nicht allzu viel zu tun gehabt, doch das ändert sich schlagartig, als sie von den beiden jungen Fürsten Rhyme Capulet und Cut Montague gefunden wird. Die beiden Familien sind dazu verflucht, alle siebzehn Jahre ein Liebespaar zu opfern, weshalb sie in ihrer Akademie alle Capulets und Montagues versammelt haben, um durch mehrere Bälle und Kämpfe ein Paar zu finden, das die notwendigen Kriterien erfüllt. Joy, die zu den Capulets gehört, ist zunächst von allem überfordert, doch ihre Freunde helfen ihr, sich zurechtzufinden. Und dann sind da noch Rhyme und Cut, die ihr Herz höher schlagen lassen …

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, dieses Buch so sehr zu mögen, wie ich es letztendlich getan habe! Ich habe zwar durchaus ein Faible für Romeo-und-Julia-Romanzen, mag Liebesdreiecke aber nicht besonders, weshalb ich äußerst unsicher war, was die Romanze an sich angeht. Und zugegeben: Das Liebesdreieck in diesem Buch gehört zu denen, bei denen von Anfang an klar ist, mit wem die Protagonistin am Ende zusammenkommen wird. Doch was diesen Roman so besonders gemacht hat, war die Tatsache, dass alle drei Protagonisten großartige Charaktere waren – und vor allem eine fantastische Chemie miteinander hatten.

Joy und Rhyme, die zumindest in diesem Roman das Hauptpaar sind, haben hierbei natürlich die stärkste romantische Anziehung, doch die Beziehung, die mich am meisten faszinierte, war die zwischen Rhyme und Cut. Tatsächlich gab es so viele mehrdeutige Szenen zwischen ihnen, dass es mich nur halb überraschen würde, wenn auch zwischen ihnen romantische Gefühle entstehen würden! Die drei Charaktere waren definitiv das Highlight des Romans, obwohl auch die Nebencharaktere sehr erinnerungswürdig waren (vor allem die Freunde, die Joy im Haus Capulet findet).

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war der Schreibstil. Er ist locker und lustig zu lesen und hat Joy zu einer sehr sympathischen Protagonistin und mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Es machte schlicht ergreifend Spaß, die Geschichte zu lesen, sodass ich sie mühelos innerhalb von zwei Tagen beenden konnte.

Das einzige, was leicht zu kritisieren ist, ist die Grundidee der Handlung. Es gibt viele Situationen, bei denen man potentielle Logiklöcher findet oder sich zumindest wundert, wieso so viele Dinge als gegeben angenommen werden. Es gibt nur wenige Erklärungen und in der Regel bekommt man den Eindruck, dass man die Situationen als gegeben hinnehmen soll, ohne sie zu hinterfragen. Weil mir die Geschichte selbst so viel Spaß gemacht hat, hat mir das nichts ausgemacht, doch andere Leserinnen und Leser könnten sich daran stören.

Insgesamt also ein sehr unterhaltsames Jugendbuch mit einer süßen Romanze und wunderbaren Charakteren, bei der ich auf jeden Fall auch den zweiten Teil lesen werde!

Tödlicher Podcast
508 Seiten

Nina ist ein großer Fan der Podcasterin Malu, die in ihrem Podcast „Verbrechen Berlin“ die ganze Stadt in Atem hält. Umso erfreuter ist sie, als Malu eine Reinigungskraft sucht und tatsächlich Nina einstellt. Doch als sie Malu tatsächlich kennenlernt, ist diese merkwürdig distanziert und überhaupt nicht so, wie Nina sie sich vorgestellt hat. Schon bald vermutet sie, dass Malu etwas zu verbergen hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jenni, die von zu Hause flieht und in einem Mädchen, das sich Strippe nennt, eine beste Freundin findet. Zusammen fliehen sie nach Spanien, wo Jenni sich in den Musiker Rico verliebt, was ihre Freundschaft mit Strippe allerdings auf eine schwere Probe stellt …

Dieser Thriller hatte eine paar sehr gute Aspekte, aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich gerne beides ansprechen möchte. Am meisten hat mir die Art und Weise gefallen, wie Ninas, Malus und Jennis Geschichten miteinander verwoben waren, weil ich hier so einige Theorien hatte, die sich allesamt als nicht so verzwickt wie die Wahrheit erwiesen. Hier gab es ein paar wirklich coole Twists, die mir sehr gefallen haben!

Die Charaktere waren ebenfalls gut dargestellt und ich habe speziell die Hauptcharaktere sehr gemocht. Und auch, was die Antagonisten angeht, mochte ich es, dass sie dreidimensional waren. Ich habe ihre Aktionen mitnichten befürwortet, aber die Art und Weise, wie sie geschrieben waren, machte sie trotzdem zu (fehlerbehafteten) Menschen.

Damit kommen wir zur Kritik, die hauptsächlich darin besteht, dass dieser Thriller eher einem Roman als, nun ja, einem Thriller ähnelt. Speziell Jennis Parts, die mir an sich gefallen haben, ähneln eher einem Drama, das die Handlung sehr verlangsamte. Zwar ähneln Ninas Parts dafür umso mehr einem klassischen Thriller, aber insgesamt betrachtet ist das Pacing der Geschichte sehr langsam. Obwohl ich durchaus wissen wollte, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und der Schreibstil sehr angenehm zu lesen war, verlief mir die Geschichte trotzdem zu langsam und hatte nicht genug Thrillerelemente, um mich stets am Ball zu halten.

Doch ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, die Geschichte abzubrechen, weil sie als Roman immer noch interessant genug war, um sie zu Ende zu lesen. Es gab einen speziellen Charaktertod, von dem ich mir gerne gewünscht hätte, er hätte nicht stattgefunden, aber der Rest der Geschichte verlief sehr zufriedenstellend und wie gesagt mochte ich speziell die Twists, die mich auf positive Weise überraschten.

Trotzdem würde ich diesen Thriller nur denjenigen empfehlen, die nichts gegen langsames Pacing haben. Mir hat er zwar recht gut gefallen, aber nicht aufgrund des Thriller-Aspekts, sondern aufgrund der Dramen, die er erzählt.

Die vermisste Tochter
432 Seiten

Ein Jahr nach dem Tod ihrer Großmutter ist Claudia immer noch dabei, ihre Zukunft zu gestalten. Bis sie eine kleine Schachtel vererbt bekommt, in der sich die Zeichnung eines Familienwappens und eine Visitenkarte befindet. Die Hinweise führen sie nach Havanna, wo sie sich schnell in die Schönheit der Stadt verliert. Hier trifft sie auch auf den Koch Mateo, der ihr dabei hilft, die Geschichte der Familie Diaz und ihrer ältesten Tochter Esmeralda zu untersuchen. Schnell spüren die beiden eine Verbindung zueinander, während sie gleichzeitig herausfinden, wie es Esmeralda und ihrer großen Liebe erging …

„Die vermisste Tochter“ ist der zweite Band der Verlorenen-Töchter-Reihe und meiner Meinung nach noch besser als der erste. Dabei gibt es durchaus Dinge, die zu kritisieren sind, wie die sehr schnell entstehenden Romanzen oder die Tatsache, dass die Geschichte relativ vorhersehbar ist. Doch beim Lesen selbst hat mich das nicht gestört – im Gegenteil: Ich habe die süßen Romanzen sehr genossen und mich schon darauf gefreut, dass Claudia die Wahrheit erfährt, die wir Leserinnen und Leser in den Rückblenden bereits erahnen. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich angenehm zu lesen und macht es leicht, sich in ihrer Geschichte zu verlieren.

Letztendlich ist diese Geschichte ein wunderbares Wohlfühlbuch – natürlich kommt einiges an Drama vor, aber es war trotzdem so schön, zu lesen, wie Claudia ihre Familiengeschichte aufdeckt, die Verbindung zu ihrer eigenen Gegenwart zieht und zusammen mit Mateo eine glückliche Zukunft findet. Für alle, die eine schöne Geschichte lesen und gleichzeitig den Flair eines bestimmten Landes (in diesem Fall Kuba) spüren wollen, ist dieser Roman einfach perfekt.

Natürlich muss man an dieser Stelle auch die Ähnlichkeit zu Lucinda Rileys Sieben-Schwestern-Reihe erwähnen, weil die Verlorene-Töchter-Reihe nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Was ich hier gut finde, ist, dass es sehr viel leichter ist, die Verlorenen Töchter separat voneinander zu lesen. Die Verbindung zwischen ihnen ist sehr grob gehalten, sodass tatsächlich jede Geschichte für sich stehen kann. Dafür finde ich, dass die Bindung zu wahren Ereignissen stärker hervorgehoben hätte werden können; diese sind nämlich eher die Rahmenhandlung, während die eigentlichen Personen und Geschehnisse fiktiv sind. Hier fände ich es interessanter, würde die Autorin noch stärker auf reale Ereignisse eingehen.

Nichtsdestotrotz haben wir hier einen absolut wunderschönen, angenehm zu lesenden Roman, der mir ein paar wunderbare Lesestunden beschert hat!

Some Girls do
360 Seiten

Nachdem Morgan von ihrer vorherigen Schule verwiesen wurde, weil sie lesbisch ist, muss sie ihr letztes Jahr an der Highschool und ihren Traum als Leichtathletin an einer anderen Schule abschließen. Dort wird sie fast von Ruby überfahren, einem Mädchen, das regelmäßig an Schönheitswettbewerben teilnimmt, um die Träume ihrer Mutter zu verwirklichen. Die beiden Mädchen fühlen sich trotz ihrer unglücklichen ersten Begegnung voneinander angezogen – doch während Morgan frei zu ihrer Sexualität steht, möchte Ruby sie am liebsten geheim halten. Nur wie sollen sie so eine romantische Beziehung führen, die sie beide zufriedenstellt?

„Some Girls Do“, ist, um ehrlich zu sein, kein Roman, der etwas Neues erzählt. Zwei Mädchen, die sich kennenlernen, ineinander verlieben und einige Schwierigkeiten bewältigen müssen, bevor sie zusammenkommen. Trotzdem mochte ich sowohl Morgan als auch Ruby sehr gerne und fand, dass ihre Beziehung sehr süß erzählt war; nur ihre anfängliche Anziehung zueinander kam mir etwas unrealistisch vor, da keine von beiden etwas tat, um sie zu rechtfertigen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es ein wenig länger gedauert hätte, ehe sie Gefühle füreinander entwickelten.

Die Themen, die besprochen werden, sind wie gesagt nichts Neues, aber ich mochte es, dass sie in einem neuen Kontext besprochen wurden, indem Morgan und Ruby Hobbys und Jobs gegeben wurden, von denen ich bisher noch nicht gelesen habe. Besonders gefielen mir ihre beiden großen Gesten am Ende, die einfach herzerwärmend waren und ihre jeweilige Charakterentwicklung zu einem wunderschönen Finale brachten.

Die Nebencharaktere waren recht sympathisch, wenn auch zugegeben nicht viel mehr. Trotzdem haben sie ihren Zweck in der Handlung erfüllt, was in diesem Fall für mich genug war.

Insofern also keine Romanze, die das Genre revolutioniert, aber trotzdem eine, die einen netten Zeitvertreib bietet. :)

Alles gut
429 Seiten

Jess bekommt einen Job bei Goldman Sachs als Investmentbanking-Analystin, doch hat sie Probleme, sich als einzige Schwarze Frau zu etablieren. Noch dazu arbeitet Josh dort, der in ihrer Unizeit mehrere Meinungen vertreten hat, mit denen sie überhaupt nicht übereinstimmte. Umso ärgerlicher, dass er zu ihrem Mentor erklärt wird, um sie in ihrem ersten Jahr zu unterstützen. Obwohl sie gegensätzliche politische Meinungen vertreten, kommen sie sich langsam näher; doch wie sollen sie ihre Liebe genießen, wenn sie aufgrund ihrer Ansichten ständig aneinander geraten?

In ihrem Roman „Alles gut“ zeigt Cecilia Rabess wie wichtig es ist, sich mit Personen zu umgeben, die andere Sichtweisen haben als man selbst. Jess und Josh haben deswegen so einige Reibereien, wobei es nicht immer leicht ist, sich auf eine Seite zu stellen. Ich stand zum Beispiel eher hinter Jess, konnte gegen Joshs Argumente aber nicht immer etwas vorbringen. Denn obwohl beide gegensätzliche Meinungen vertreten, werden sie deshalb nicht als Extremisten dargestellt, sondern als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft, die schlicht eine andere Sichtweise als ihr Partner und dafür auch ihre Argumente haben.

Die Interaktionen zwischen ihnen waren fantastisch geschrieben; während ich mit der Romanze selbst nicht ganz so stark mitgefiebert habe, fand ich Jess’ und Josh’ Meinungsverschiedenheiten ungemein interessant und habe es genossen, ihre Szenen miteinander zu lesen.

Insgesamt also ein Roman, der einen während des Lesens zum Nachdenken bringen wird, weil er es schafft, die verschiedenen politischen Positionen überraschend neutral durch seine zwei dreidimensionalen Hauptcharaktere zu zeigen – und ihnen gleichzeitig eine Chemie gibt, die sich wundervoll liest!

Der Lehrling des Wunscherfüllers
240 Seiten

Als Felix nach der Schule traurig allein nach Hause geht, weil seine Schwester Rebecca vergessen hat, ihn abzuholen, beschließt er, einen Cent in den Wunschbrunnen von Whittlestone zu werfen. Er hofft, dass sein Wunsch, Rebecca würde ihn wieder mögen, erfüllt wird. Zu seiner Überraschung erwischt er am Wunschbrunnen einen kleinen Mann, der mit einer Angel die Münzen aus dem Wunschbrunnen fischt. Es handelt sich dabei um Rupus Beewinkle, den Wunscherfüller von Whittlestone – und er braucht dringend einen Lehrling! Denn Whittlestones Wünsche werden nach und nach vom Wunschklauer gestohlen, weshalb Felix und Rupus ihn aufhalten müssen, bevor es zu spät ist ...

Diese charmante Geschichte gehört zu jenen, die nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene gut zu lesen sind. Zusammen mit Felix und Rupus erleben wir ein Abenteuer, dessen Fokus die Macht der Wünsche und der Hoffnung ist – die aber auch den Wert der Familie betont und deshalb noch schöner zu lesen ist. Besonders Felix' und Rebeccas Beziehung ist mir sehr ans Herz gewachsen, aber auch Rupus war ein angenehmer Charakter.

Das Tempo der Geschichte fand ich genau richtig – das Buch ist lang genug, um wichtige Ereignisse nicht zu übereilen, aber trotzdem kurz genug, dass es sich flott liest. Noch dazu gibt es ein paar Überraschungen, die einen zusätzlich auf Trab halten. Hier hilft es auch, dass die Schrift angenehm groß und die Zeichnungen großartig sind!

Was die Botschaften angeht, sind diese verständlicherweise nicht allzu subtil eingebaut, doch das hat mich persönlich nicht gestört. Ich habe es einfach zu sehr genossen, Felix' kleines Abenteuer zu verfolgen :)

Insgesamt ist dieses Buch also nicht nur für Kinder von 8-10 Jahren zu empfehlen, sondern auch für die Erwachsenen, die gerne gute Kinderbücher lesen!

The Lost Memory Project
477 Seiten

Sam Becker ist Filialleiter eines Schlaf- und Badezimmergeschäfts, doch aufgrund mangelnder Erträge will Jonathan Forest, sein Chef, jemanden aus seinem Team feuern. Die beiden geraten in einen Streit, der damit endet, dass Jonathan Sam und sein gesamtes Team feuert – woraufhin Sam unglücklich stolpert und eine Gehirnerschütterung erleidet. Als der Arzt meint, dass mit einer Gehirnerschütterung oft ein Gedächtnisverlust einhergeht, kommt Sam die Idee: Er tut so, als hätte er tatsächlich sein Gedächtnis verloren, um mit Jonathan einen Neustart zu wagen und auf diese Weise sein Team zu retten. Was er dabei nicht erwartet hat: Gefühle für Jonathan zu entwickeln …

Mit „The Lost Memory Project“ hat Alexis Hall einen wunderbaren Wohlfühlroman geschrieben, der mich gleichzeitig richtig mitgerissen hat. Es hat einfach so großen Spaß gemacht, Sams und Jonathans wachsende Beziehung zu verfolgen, weil sie einerseits realistisch und andererseits mit genau der richtigen Prise Humor erzählt worden ist. Diese Kombination war für mich schlicht perfekt, weil sie für ein sehr unterhaltsames Leseerlebnis gesorgt hat und man gleichzeitig wunderbar nachvollziehen konnte, warum sie sich überhaupt ineinander verlieben.

Schön ist auch, dass eventuelle Klischees vermieden werden. Ich hatte recht früh bereits starke Theorien, von denen ich sehr überzeugt war, sodass es mich freute, in diesem Sinne positiv überrascht zu werden. Das trifft auch auf die Erzählweise an sich zu, weil ich fest mit einem „Second-Act Breakup“ und einigen Missverständnissen rechnete und auch hier positiv wurde!

Was die Nebencharaktere angeht, hätte ich zugegeben gerne etwas mehr von ihnen gesehen – speziell Jonathans Familie und Sams Team spielen eine große Rolle für die beiden, aber weil Jonathans Familie so groß und Sams Team lange nur offscreen präsent ist, heben sich nur ein, zwei Charaktere von der Masse ab. Hier möchte ich Jonathans Vater Les gerne erwähnen, der mein liebstes Familienmitglied war.

Insgesamt ist dieser Roman mein liebster aus Alexis Halls Feder und für alle empfehlenswert, die mal wieder eine wunderschöne romantische Komödie brauchen!

Iron Flame – Flammengeküsst
960 Seiten

Für Violet und ihre Klassenkameraden beginnt das zweite Jahr ihrer Ausbildung als Drachenreiter, doch während das erste Jahr bereits herausfordernd war, bringt das zweite Jahr sie an ihre Grenzen. Denn Xaden, der seine Ausbildung beendet hat, wird an die Front abkommandiert, sodass Violet und er sich nur einmal in der Woche sehen dürfen. Und dann ist da noch Varrish, der neue Vize-Kommandeur, der es auf Violet abgesehen zu haben scheint – fast so, als wüsste er genau, dass sie hinter das Geheimnis der Veneni gekommen ist …

„Iron Flame“ ist der zweite Teil der „Flammengeküsst“-Reihe und setzt diese erfolgreich fort. Besonders positiv überrascht hat es mich, dass es so gut wie keine Längen in der Handlung gibt, sondern dass fast immer etwas passiert, das einen auf Trab hält. Nur in der zweiten Hälfte sind mir zwei, drei Stellen aufgefallen, die sich ein bisschen zogen, aber selbst diese gingen vergleichsweise schnell vorüber. Insofern verdient „Iron Flame“ allein deshalb einen Bonuspunkt, weil es nicht leicht ist, auf über 950 Seiten die Spannung zu halten.

Insofern fand ich die eigentliche Handlung genial (vor allem die coolen Twists und das fiese Ende), doch bei den Charakteren und deren Beziehungen ging es mir dafür nicht immer so. Violet, Xaden und ihre engsten Freunde stachen durchaus positiv hervor und sind alle Charaktere, deren Überleben mir am meisten am Herz lag; doch für die vielen Nebencharaktere galt das nicht. Mal davon abgesehen, dass mir keiner der Tode so richtig ans Herz ging, machte es ihre pure Anzahl schwer bis unmöglich, sich überhaupt um sie zu sorgen. Da hätte ich mir gerne einen größeren Fokus auf Violets Freundesgruppe gewünscht, weil ich diese mit Abstand am meisten mochte. Eine Erwähnung verdient allerdings Varrish, den ich zu hassen geliebt habe – er war einfach ein hervorragender Bösewicht, weil er eine richtige Gefahr für Violet und (auf positive Weise) zum Haare ausraufen war. Rebecca Yarros versteht es wirklich, hassenswerte Gegner zu erschaffen!

Während mir jedoch die Charaktere insgesamt gefielen, war ich überrascht davon, dass ich mit Violets und Xadens Romanze nicht sooo stark mitgefiebert habe. Da sie so viel streiten und relativ wenige Szenen haben, in denen sie über ihre emotionale Anziehung zueinander reden, kam mir ihre Beziehung hauptsächlich körperlicher Natur vor. Was natürlich okay ist, es aber schwer gemacht hat, ihre Liebesschwüre immer ernst zu nehmen; es gab sogar eine recht irritierende Stelle, in der Xaden Violets Angst, nur jemand zum Vögeln für ihn zu sein, beseitigt hat … indem er sie vögelte. Die Argumente, die er danach ausführte, halfen mir ebenfalls nicht, die Logik hinter dieser Handlung zu verstehen. Gegen Ende wird die emotionale Komponente ihrer Beziehung zwar deutlich stärker, aber so ganz fiebere ich noch nicht mit den beiden mit.

Umso mehr nahm mich da das Worldbuildung gefangen. Rebecca Yarros hat eine Welt erschaffen, die sich so real und lebendig anfühlt, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Es war einfach so faszinierend für mich, die Informationen über diese Welt in mich aufzusaugen, weil man so gut merkt, wie viele Gedanken sich die Autorin selbst darum gemacht hat; wahrscheinlich würde ich sogar ein ganzes Sachbuch über den Kontinent lesen, weil er bereits im Roman so gut ausgebaut war!

Von daher war der zweite Teil der Reihe für mich eine insgesamt gelungene Fortsetzung, die mich schon gespannt auf den dritten Teil macht!

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
450 Seiten

Lilly deGray gehört zu einer Familie, die mithilfe ihres magischen Zahnrads durch die Zeit reisen kann. Zusammen mit ihrem Vater benutzt sie diese Fähigkeit, um verloren geglaubte Gegenstände aus der Vergangenheit wiederzufinden und sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch ihr neuester Auftrag ist besonders gefährlich, denn er führt Lilly ganz allein auf die Titanic, wo sie als Dienstmädchen einer Gräfin eine Kette beschaffen muss, bevor diese zusammen mit der Titanic versinkt. Ebenfalls an Bord ist der charmante Ray Andrews, zu dem Lilly sich hingezogen fühlt. Was sie nicht weiß: Ray ist in Wirklichkeit Damien Belmont, ebenfalls Spross einer Zeitreise-Familie, und hat den Auftrag, Lilly ihr Zahnrad abzunehmen, weil seiner Schwester sonst ein schlimmeres Schicksal als der Tod blüht ...

Ich war vor dem Lesen zugegeben etwas unsicher, weil ich die Autorin nicht kannte und halb erwartet habe, einen von unzähligen austauschbaren Fantasy-Romanzen zu lesen. Und technisch gesehen erzählt dieser Jugendroman keine neue Geschichte, sondern bedient sich bereits bekannter Tropen; doch die Art und Weise, wie er erzählt wurde, hat ihn zu einem fantastischen und fesselnden Leseerlebnis gemacht!

Hier hat es besonders geholfen, dass wir nicht nur Lillys Sichtweise erleben, sondern auch Damiens. Beide Charaktere sind so ausgesprochen sympathisch, dass sie mir unglaublich schnell ans Herz wuchsen. So ist Damien von Anfang an gegen seinen Auftrag und möchte lieber das Richtige tun, was ihn sehr liebenswert gemacht hat. Und Lilly ist eine entschlossene, kluge Protagonistin, die nicht immer alles richtig macht, aber umso mehr darum kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Wie gesagt habe ich beide sehr gemocht!

Ihre Romanze ist recht süß erzählt, verlief aber für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Bereits von der ersten Begegnung an fühlen sie sich zueinander hingezogen und entwickeln bereits nach wenigen Szenen zusammen Gefühle füreinander. Zwar ist es klar, dass ihrer Romanze nur so viel Zeit bleibt, zu erblühen, doch trotzdem hätte ich eine leicht langsamere Entwicklung bevorzugt. Dafür haben die beiden Charakteren eine gute Chemie zueinander, sodass es nicht vollkommen unglaubhaft schien, dass sie sich schnell mögen würden – nur im Bezug auf die romantische Anziehung hätten ihre Gefühle imho ein wenig später aufflammen sollen.

Was die Nebencharaktere angeht, möchte ich besonders Adèle, die andere Dienerin der Gräfin, hervorheben. Sie war unter den Nebencharakteren mein Lieblingscharakter, weil sie so eine gute Freundin für Lilly war!

Was ich ebenfalls anmerken möchte, ist, dass es ein Weilchen dauert, bis Lilly und Damien überhaupt auf die Titanic kommen. Weil die Handlung insgesamt spannend erzählt war, machte mir das nichts aus, aber trotzdem gibt es einige Stellen, die die Geschichte ein wenig in die Länge zogen.

Insgesamt handelt es sich um eine Fantasy-Romanze, die zwar nicht perfekt ist, mich aber in vielen Aspekten positiv überrascht hat, weshalb ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen werde!

Die Tribute von Panem – Das Lied von Vogel und Schlange
607 Seiten

Coriolanus Snow gehört einer einst renommierten Familie des Kapitols an, doch obwohl seine Familie den Schein zu wahren versucht, befinden sie sich seit einigen Jahren auf dem absteigenden Ast. Das wird umso deutlicher, als ihm bei den zehnten Hungerspielen ausgerechnet das Mädchen aus Distrikt 12, Lucy Gray Baird, zugeteilt wird. In der Hoffnung, das Kapitol trotzdem beeindrucken zu können, gibt er sich in seiner Rolle als Mentor besondere Mühe – und verliebt sich dabei in Lucy Gray …

„Die Tribute von Panem“ gehören zu den Büchern, bei denen ich zugeben muss, dass ich die Verfilmungen bevorzuge – und das ist auch hier der Fall. Nicht, dass das Buch schlecht wäre, aber es hat einige Pacing-Probleme, die es schwer machen, es uneingeschränkt zu mögen. Im zweiten und besonders im dritten Teil der Handlung wird es stellenweise ganz schön langatmig; besonders überraschten mich hier die Hunger-Spiele, die ich im Buch ganz okay und im Film schlicht brillant fand.

Dafür fand ich Snows und Lucy Grays Romanze ein wenig nachvollziehbarer und mochte es auch, dass Snows Charakter hier sehr viel deutlicher als Manipulator zum Vorschein kommt. Aus der Sicht eines Antagonisten zu lesen, war sehr faszinierend, vor allem, weil er nicht einfach böse um des Bösen willen ist, sondern mehr oder weniger nachvollziehbare Gründe für sein Handeln hat. Es sind mehr seine Gedanken und Gefühle, die mich haben wünschen lassen, dass er scheitert. Von daher ein großes Lob an Suzanne Collins, weil sie es schaffte, einen Charakter zu erschaffen, den man liebt zu hassen!

Leider trifft das wie gesagt nicht auf die Handlung zu, die für mich ein wenig zu schleppend vorankam. Aber obwohl ich dem Film immer noch den Vorzug geben würde, fand ich es trotzdem ganz interessant, das Original zu lesen.

Hüte den Morgen
496 Seiten

Tessa und Corrick haben für Kandala acht Wochen Mondflorlieferungen ausgehandelt, doch die Vorräte gehen langsam zur Neige und sie haben keine Ahnung, was sie danach tun sollen. Bis Kapitän Rian Blakmer, der aus Ostria stammt, in Kandala auftaucht und Corrick und Harristan ein Angebot macht: Ostrias Mondflorblüten gegen Kandalas Stahl zu tauschen. Die beiden Brüder, die ihm nicht trauen, beschließen, dass Corrick zusammen mit Tessa und dem Rebellenführer Lochlan auf die Reise nach Ostria geschickt werden soll. Corrick traut Rian nicht über den Weg, während Tessa überlegt, ob Rians Zweifel an Corrick eventuell der Wahrheit entsprechen könnten …

Im zweiten Teil der Mondflor-Trilogie machen Tessa und Corrick sich auf eine Seereise, die sich über den Großteil des Romans erstreckt – so groß sogar, dass sie kaum Zeit haben, ihre Zeit in Ostria zu genießen, weil dieser nur die letzten paar Seiten einnimmt. Das erwähne ich deshalb, weil ich ursprünglich erwartet habe, dass ein Teil des Buches aus der Seereise und ein anderer Teil aus einem Ostria-Aufenthalt bestehen wird – aber dem ist nicht der Fall. In Wirklichkeit besteht etwa ein Drittel aus den anfänglichen Konflikten und etwa zwei Drittel aus der Schifffahrt. Das ist jedoch keine Kritik, sondern eine schlichte Feststellung; ich habe den Inhalt trotzdem genossen, weil Brigid Kemmerer es hervorragend schafft, die verschiedenen Charaktere und Konflikte auszuführen.

Ein großes Lob möchte ich der Sichtweise des „Gesetzlosen“ aussprechen, weil dessen Perspektive so faszinierend war, dass ich gerne noch mehr von ihm gelesen hätte. Besonders nachdem man erfährt, um wen es sich handelt (was zwar nicht allzu schwer zu erraten, aber dennoch ein cooler Twist war), habe ich regelrecht darauf hingefiebert, das nächste Kapitel aus seiner Sichtweise zu lesen.

Und dann ist da noch Rian. Oh mein Gott. Brigid Kemmerer hat sämtliche Befürchtungen, die ich bezüglich seines Charakters hatte, erfolgreich zerstreut – zum Beispiel, dass er, Tessa und Corrick sich in einem Liebesdreieck wiederfinden könnten oder dass er sich am Ende als eindimensionaler Bösewicht entpuppt. Zwar gibt es definitiv Szenen, in denen Corrick ihm gegenüber eifersüchtig wird und Tessa sich ihm annähert, aber dadurch, dass Rian selbst so ein hervorragender Charakter ist und eben kein unnötiger Liebesrivale, war es mir letztendlich eine Freude, die Szenen zwischen diesen dreien (und Lochlan!) zu lesen. Es war einfach großartig, wie die verschiedenen Feindschaften, Freundschaften und die Romanze sich über den Roman hinweg entwickelten!

Was mögliche Kritik angeht, zieht die Schifffahrt sich zugegeben ein bisschen – teilweise wohl deshalb, weil ich wie gesagt erwartet habe, dass sie nur einen Teil des Romans einnehmen wird. Dadurch, dass ich immer noch interessiert an der Handlung und den Charakteren war, fand ich das zwar nicht außerordentlich schlimm, aber erwähnenswert genug, um klarzustellen, dass die Schifffahrt, nun ja, der Hauptteil der Handlung ist. ;)

Für mich ein sehr guter zweiter Teil, der vor allem durch seine Charaktere glänzt und mir schon Lust auf den dritten Teil macht!

Thieves' Gambit 1
416 Seiten

Rosalyn „Ross“ Quest gehört zu einer berühmten Familie, die aus Dieben besteht. Doch als ihre Mutter bei einem Diebstahl erwischt wird und die Entführer eine Milliarde Dollar für sie verlangen, sieht selbst Ross keine andere Möglichkeit, als am Thieves’ Gambit teilzunehmen und sich durch ihren Sieg einen Wunsch erfüllen zu lassen. In den verschiedenen Runden muss sie nicht nur einige der schwierigsten Diebstähle durchführen, sondern hat es auch mit Konkurrenz zu tun – unter anderem mit dem charmanten Devroe. Ross, die niemandem traut, will sich gar nicht erst auf ihn einlassen, doch je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, desto mehr wird ihr Grundsatz auf die Probe gestellt …

In der Theorie habe ich „Wettbewerbsromane“ schon immer geliebt, in der Praxis aber schon einige gelesen, die zu vorhersehbar, klischeehaft und/oder zu fokussiert auf die Romanze waren. Deshalb war ich neugierig, wie „Thieves’ Gambit“ seinen Wettbewerb wohl umsetzen würde … und ich muss sagen, dass der Roman mich positiv überrascht hat!

Nicht nur ist er durchgängig spannend zu lesen, er stellt auch die wichtigen Charaktere angemessen vor. Die Romanze spielt eine relativ große Rolle, fügt sich aber sehr gut in den Rest der Handlung ein und nimmt keine Überhand. Und auch die einzelnen Runden bzw. Aufgaben, denen sich die Charaktere stellen, waren sehr gut umgesetzt und haben mich mehr als einmal überrascht. Ich habe mich sehr gefreut, endlich wieder einen Wettbewerbsroman zu lesen, der mich in Atem hält und mich mit den Charakteren mitfiebern lässt!

Nur eine Kritik habe ich: Das Ende, das zumindest teilweise vorhersehbar war. Wenn man die Kurzbeschreibung liest, weiß man im Grunde schon, was am Ende offenbart werden wird. Zugegeben, „Thieves’ Gambit“ bekommt definitiv Pluspunkte dafür, noch einen anderen unerwarteten Twist eingebaut zu haben, den ich sehr genial fand, aber trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass dafür der erwartete Twist anders umgesetzt worden wäre als in so vielen anderen Romanen seiner Art.

Nichtsdestotrotz hat mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich schon auf den zweiten Teil!

Wo geht das Licht hin, wenn der Tag vergangen ist
448 Seiten

Nadine Olonetzky hat viele Jahre kaum etwas über ihre Familiengeschichte gewusst. Mit fünfzehn hat ihr Vater ihr einen Teil erzählt, doch selbst damals erhielt sie nicht einmal die Hälfte der Informationen, die ihr Vater tatsächlich wusste. Erst Jahrzehnte später kommen ihr zahlreiche Akten in die Hände, mit denen sie ihre Familiengeschichte, zusammen mit der Erzählung ihres Vaters, teils rekonstruieren kann. Am Ende bleiben immer noch mehr Fragen als Antworten übrig – und auf beides geht sie in dieser Familiengeschichte ein.

Ich brauchte eine Weile, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, weil die Geschichte von Nadine Olonetzkys Familie nicht als Roman geschrieben ist, sondern eher Tagebucheinträgen ähnelt, in denen sie darüber nachdenkt, was sie alles herausgefunden hat – und was sie nie herausfinden wird. Im ersten Teil erzählt sie die Geschichte ihres Großvaters Moritz, von dem sie nie wissen wird, wann genau er gestorben ist, während im zweiten Teil die Geschichte ihres Vaters Benjamin und dessen Flucht in die Schweiz beschrieben wird.

Ein wichtiger Teil dieser Erzählungen sind die Fragen, die sich Nadine Olonetzky zu ihnen stellt. Sie fragt sich, was ihre Familien und die Menschen im Allgemeinen damals gedacht, gefühlt und getan haben, von Nebensächlichkeiten wie den Freizeitaktivitäten während der Gefangenschaft bis zu den möglichen Toden von Freunde und Familie, die zu verschiedenen Zeitpunkten passiert sein könnten. Was hierbei sehr interessant ist, ist, dass die Autorin ihre Fragen oft als Möglichkeit, fast schon Annahme formuliert: „Was packte er ein? […] Wie verbrachte er die Tage? Stand er vielleicht oft ratlos mitten im Zimmer und schaute um sich? War er manchmal gelähmt vor Angst, unfähig, etwas zu entscheiden? Oder packte ihn auch ohnmächtige Wut?“ In diesem Stil stellt Nadine Olonetzky weitere Fragen zu allen möglichen Menschen, Gegenständen und Orten, was ich persönlich sehr gut fand, weil es einen selbst zum Nachdenken angeregt hat – und betonte, wie viel es gibt, das man nie wissen wird. Es war für mich ein faszinierendes Leseerlebnis, wobei ich mir aber zugegeben nicht sicher bin, ob dieser Stil jedem Leser und jeder Leserin zusagen wird.

Denn im Schreibstil gab es noch etwas Anderes, was mich persönlich eher irritierte: Regelmäßige Einschübe, in denen die Autorin ihren Garten über die Jahre und Jahreszeiten hinweg beschreibt und dabei eine sehr blumige Sprache verwendet. Die Beschreibungen selbst waren durchaus gut, aber ich habe den Zusammenhang zum Erzählten nie verstanden, bin mir noch nicht einmal sicher, ob es einen gibt. Vielleicht sollen diese Beschreibungen auch der Atmosphäre dienen und den Wandel der Zeit betonen (was sie durchaus tun), aber ich persönlich finde, dass man sie auch hätte weglassen können.

Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um eine faszinierende Familiengeschichte, die als bisher erste, die ich gelesen habe, die Fragen in den Vordergrund stellt – und dadurch ein Leseerlebnis schafft, das mir persönlich sehr gefallen hat!

Check & Mate – Zug um Zug zur Liebe
416 Seiten

Mallory Greenleaf hat mit Schach abgeschlossen. Seit vier Jahren hat die Achtzehnjährige nicht mehr gespielt. Doch dann überredet ihre beste Freundin Easton sie, bei einem Schachwettbewerb einzuspringen – und gleich in ihrem ersten Spiel schlägt Mallory den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Voller Panik flüchtet sie, doch so leicht kann Mallory ihrer einstigen Schachliebe nicht entkommen: Ihr wird ein Stipendium angeboten, infolgedessen sie als Schachspielerin an mehreren Wettbewerben teilnehmen soll. Sie nimmt das Angebot an, um für ihre Mutter und ihre zwei Schwestern sorgen zu können. Es dauert nicht lange, bis sie wieder auf Nolan Sawyer trifft – doch weigert sie sich strikt, wieder mit ihm zu spielen …

Ein wenig war ich schon nervös, bevor ich diesen Liebesroman begonnen habe. Ali Hazelwood hat zwar einen wunderbaren, humorvollen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt, aber nicht jedes ihrer bisherigen vier Bücher habe ich uneingeschränkt geliebt. Dazu kommt, dass mir das Schachthema besonders am Herzen liegt und ich dementsprechend nervös war, wie die Autorin es umsetzen würde. Nun, ich kann mit Freude berichten, dass mir dieser Roman ausgesprochen gut gefallen hat – sogar so sehr, dass ich die kleinen Fehler, die er hat, durchaus verzeihen kann. ;-)

Es fängt natürlich mit dem Schreibstil an. Ali Hazelwood beherrscht es wirklich meisterhaft, mit ihrem lockeren Stil für ein angenehmes Leseerlebnis zu sorgen. Speziell hier war ich auch so gefesselt von der Handlung und den Charakteren im Allgemeinen, dass ich nur etwas mehr als einen Tag brauchte, um das Buch geradezu in mich einzusaugen – so sehr gefiel es mir!

Die Charaktere waren mir allesamt sympathisch und die Art und Weise, wie realistisch und gleichzeitig wie liebevoll Ali Hazelwood die Beziehungen zwischen ihnen beschrieben hat, war einfach wunderbar. Es hilft hier auch sehr, dass wir insgesamt einen relativ kleinen Cast an wichtigen Charakteren haben – nur etwa ein Dutzend. Das hat es nicht nur leicht gemacht, sich die Charaktere zu merken, sondern auch, mit ihnen mitzufiebern.

Und dann gibt es natürlich noch die Romanze zwischen Mallory und Nolan, die einfach fantastisch beschrieben war. Sie entwickelt sich recht langsam und gerade am Anfang liegt der Fokus eher auf ihren anderen Beziehungen (und auf Schach, natürlich), was in diesem Fall jedoch ein Pluspunkt ist: Denn die allgemeine Handlung ist mindestens genauso interessant wie die Romanze, die unglaublich süß beschrieben ist. Man fiebert richtig mit den beiden mit, weil sie so eine wunderbare Chemie miteinander haben und tatsächlich eine gesunde Beziehung führen. (Natürlich mit ein bisschen Drama, aber zum Glück nichts, was skeptisch anzusehen wäre.) Gleichzeitig ist auch alles, was nicht mit den beiden zu tun hat, interessant zu lesen, wobei ich Mallorys Beziehung zu ihren beiden Schwestern hervorheben möchte. Die war einfach großartig umgesetzt, weil sie sowohl realistisch als auch herzerwärmend war!

Was die Schachspiele angeht, sind sie zugegeben nicht allzu ausführlich beschrieben – man bekommt zwar einen guten Eindruck davon, wie herausfordernd und spannend die jeweiligen Spiele sind, aber insgesamt erhält man eher einen groben Überblick. Was in diesem Fall durchaus gut ist, sodass auch Leserinnen und Leser, die nicht so viel mit Schach anfangen können, problemlos in die Geschichte einfinden.

Nur eine einzige Kritik habe ich: Dass das Spiel, auf das wir alle gewartet haben, gar nicht richtig beschrieben wurde! Das fand ich sehr schade, weil der ganze Roman im Grunde darauf hingezielt hat, uns aber keine tatsächliche Beschreibung des Spiels lieferte. Das Ende war zwar trotzdem zufriedenstellend, aber das Weglassen des Hauptspiels war für mich so, als würde man am Ende eines Spiels den Endbosskampf überspringen!

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesem Roman möglicherweise sogar um meinen Liebling aus Ali Hazelwoods Feder – mir hat das Lesen von Anfang bis Ende Spaß gemacht und ich kann ihn jedem Leser und jeder Leserin empfehlen, die einfach mal wieder eine schöne, angenehm zu lesende Liebesgeschichte brauchen!