Der Vertraute
448 Seiten

Luzia Cotado arbeitet als Küchenmädchen bei Doña Valentina, erleichtert sich ihre Arbeit allerdings mit ein bisschen Magie. Als Valentina darauf aufmerksam wird, möchte sie Luzias Magie dafür verwenden, um ihren Status zu verbessern. Das funktioniert so gut, dass Don Victor, der für sein Glück bekannt ist, Luzias Gönner sein möchte. Er will ihre Magie als göttliche Kraft verkaufen und Luzia an einem Turnier teilnehmen lassen, um die Gunst des Königs und seines Sekretärs zu gewinnen. Doch dafür muss sie ihre Kräfte erst einmal trainieren – und zwar bei Victors Vertrautem, dem unsterblichen Santángel, dessen wahre Identität für alle ein großes Geheimnis ist. Wer ist er, und warum ist er an Victor gebunden? Und wie soll Luzia ihre Magie so einsetzen, damit sie nicht als Werk des Teufels wahrgenommen wird?

In diesem historischen Fantasyroman hat Leigh Bardugo es tatsächlich hervorragend geschafft, eine einnehmende Fantasygeschichte in einem historischen Setting zu schreiben. Hierbei glänzt die Geschichte nicht unbedingt durch Spannung, weil die Handlung trotz einiger spannender Szenen eher langsam verläuft. Vielmehr überzeugt sie durch den Schreibstil, die fantastischen Dialoge und die schöne Romanze zwischen den beiden Hauptcharakteren. Sowohl Luzia als auch Santángel waren fehlerbehaftete und trotzdem sympathische Charaktere, deren Dynamik mir sehr gefallen hat. Aber auch andere Charaktere (wie Hualit, Valentina und Teoda) konnten mich für sich gewinnen, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht so emotional investiert in sie war, wie es bei Luzia und Santángel der Fall war.

Neben der manchmal langsam verlaufenden Handlung, die durchaus als Kritik angesehen werden kann, fand ich den Wechsel der Sichtweisen oft verwirrend. Manchmal gehen sie fließend ineinander über, sodass ich immer ein paar Sekunden brauchte, ehe ich mich an den Wechsel gewöhnt hatte. Zwar gefiel es mir durchaus, verschiedene Sichtweisen zu lesen, doch sie hätten stellenweise stärker voneinander abgegrenzt werden können.

Insgesamt fand ich die Lektüre aber immer noch faszinierend zu lesen und gerade diejenigen, die historische Fantasygeschichten mögen, werden hoffentlich auch Gefallen an ihr finden!

Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things
496 Seiten

Als Camden nach zehn Jahren in seine Heimatstadt Alba zurückkehrt, wird er nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen. Die Bewohner geben ihm die Schuld am Tod seines Bruders Sullivan, während sein anderer Bruder, Xander, als Bürgermeister umso geliebter ist. Doch die Person, die Camden mehr als andere nicht wiedersehen wollte, ist Willow. Die Geliebte seines verstorbenen Bruders, die Frau, in die er sich verliebt hat. Camden möchte sich von ihr fernhalten, doch Willow selbst sehnt sich danach, ihm nahe zu kommen. Und dann ist da noch Camdens Vater, der an Demenz leidet und auf keinen Fall möchte, dass man ihn im Zweifelsfall wiederbelebt. Nur hat Xander die Patientenverfügung und es liegt an Camden und Willow, ihn – und die Stadt – davon zu überzeugen, dass Camden nicht das schwarze Schaf ist, für das ihn alle halten …

Nachdem ich „Fourth Wing“ und „Iron Flame“ gelesen habe und sie mir gut genug gefielen, um weiterlesen zu wollen, wollte ich auch den neuesten Nicht-Fantasy-Titel aus Rebecca Yarros’ Feder ausprobieren … und muss sagen, dass ich hin- und hergerissen bin.

Denn einerseits gefallen mir die beiden Hauptcharaktere und auch ihre Romanze sehr gut. Zwar finde ich, dass Camden zu viel und Willow zu wenig zu tun hat, aber als Charaktere konnten mich beide überzeugen. Noch faszinierender ist Camdens Beziehung zu seinem Vater Arthur, dessen Demenzerkrankung eine wichtige Rolle in der Handlung spielt und die mich sehr in die Geschichte zog. Hier hilft es auch, dass der Anfang und ca. das erste Drittel der Handlung sehr einnehmend sind und mich zum Weiterlesen brachten. Doch danach flaute die Geschichte meiner Meinung nach so stark ab, dass ich nicht einmal sicher bin, ob ich in Zukunft Nicht-Fantasy-Titel der Autorin lesen möchte.

Das liegt vor allem daran, dass für eine sehr lange Zeit kaum etwas passiert. Die Handlung schwappt nach einer Weile so vor sich hin, bis sie schließlich zum Ende kommt, gegenüber dem ich ebenfalls zwiegespalten eingestellt bin (weil es mir zwar gefiel, ich die Twists jedoch vorhersehbar fand). Diese lange Phase, in der nichts bzw. nicht viel passiert, las sich so schleppend, dass ich zögere, die Geschichte vollauf weiterzuempfehlen. Zwar hatte sie so einige positive Aspekte, hätte aber um einiges kürzer sein müssen, um sie vollends zur Geltung zu bringen. Deshalb würde ich es letztendlich nur den Leser:innen empfehlen, denen langsames Pacing nichts ausmacht. Alle anderen werden wie ich vermutlich nur das erste Drittel der Geschichte mögen.

Vermisst - Der Fall Anna
544 Seiten

Darios Mutter ist an seinem fünften Geburtstag spurlos verschwunden. Bisher versuchte er nie, sie zu finden, doch inspiriert von Kommissarin Malou Löwenberg, mit der er eine Nacht verbringt, setzt er einen Post auf Facebook, in der Hoffnung, dass seine Mutter vielleicht noch am Leben ist. Malou, die glaubt, dass seine Mutter ermordet wurde, startet ihre eigenen Ermittlungen und findet bald heraus, dass es noch mehr Menschen gibt, deren Mütter an dem fünften Geburtstag ihres Kindes verschwanden. Zudem erhalten sie alle jährlich eine Geburtstagskarte, auf der nur ein Satz steht: „Mama hat dich lieb“ …

Dieser Krimi hatte zugegeben ein paar Dinge, die mir nicht gefielen, aber insgesamt war er so spaßig zu lesen und hat es so gut geschafft, mich in sein Mysterium einzuhüllen, dass das Positive die wenigen negativen Punkte überwiegt. Es ist leicht, mit Malou und Dario mitzufiebern und ich mochte es sehr, mit ihnen zusammen die Fälle der vermissten Mütter zu untersuchen. Dafür finde ich, dass die Beziehung zwischen ihnen nicht notwendig war – zwar geht sie in eine sehr erfrischende Richtung, doch ich persönlich hätte es noch erfrischender gefunden, wenn es gar keine gegeben hätte.

Andere Charaktere kommen natürlich auch zur Sprache, doch da ihre Screentime oft sehr limitiert ist, habe ich sie nicht unbedingt lieb gewinnen können. Es gab durchaus welche, die ich mochte (speziell Bettina), aber auch welche, bei denen ich mich fragte, warum ihr Auftreten in der Handlung überhaupt relevant war (z.B. bei Bruno Bärtschi). Letztendlich haben die Charaktere allerdings ihren Zweck erfüllt, sodass ich mit ihren Rollen insgesamt zufrieden war.

Eine Kritik habe ich aber durchaus: Ich fand, dass das Finale VIEL zu plötzlich abgewickelt wurde und uns nicht genug Zeit ließ, um Spannung aufzubauen. Es war einfach so schnell vorbei, dass die Anspannung, die ich fühlte, viel zu plötzlich verpuffte. Zudem fand ich es schade, dass wir das Motiv des Täters letztendlich nicht erfuhren und seine Taten auf eine Persönlichkeitsstörung geschoben werden, die er vielleicht hatte und vielleicht auch nicht. Hier hätte ich den klassischen Antagonisten-Monolog bevorzugt, weil ich ohne ihn das Gefühl hatte, nicht alle Puzzleteile am Ende gefunden zu haben.

Letztendlich war der Krimi aber wie gesagt so spannend und einnehmend, dass ich sehr gerne weiterlesen möchte!

Today, Tonight, Tomorrow
384 Seiten

Rowan Roth und Neil McNair sind seit ihrer gesamten Highschool-Zeit Rivalen, stets darauf bedacht, den jeweils anderen zu übertrumpfen. Als Neil zum Abschlussbesten gekürt wird, sieht Rowan nur noch eine Möglichkeit, ihn zu schlagen: Die Pirsch, eine Mischung aus Schnitzeljagd und dem Mörderspiel, die am letzten Tag der Highschool stattfindet. Um zu garantieren, dass sie und Neil bis zum Schluss übrig bleiben, verbündet sie sich sogar mit ihm, doch muss sie bald feststellen, dass ihre eigenen Gefühle ihrem Sieg im Weg stehen …

Rachel Lynn Solomon etabliert sich immer mehr als eine meiner liebsten Autor:innen, was Liebesromane angeht, was auch dieser Roman bestätigt. Rowan und Neil waren nicht nur äußerst sympathische Charaktere, sondern hatten auch eine wunderbare Chemie miteinander, die es leicht gemacht hat, mit ihnen mitzufiebern. Ich habe ihre Szenen miteinander sehr genossen, auch wenn sie zugegeben auf Kosten anderer Charaktere kamen. Für mich war es das definitiv wert, weil die Romanze so gut umgesetzt war, doch für den zweiten Teil würde ich mir tatsächlich wünschen, dass er mehr Fokus auf die Freundschaft zwischen Rowan, Mara und Kirby legt.

Auch die eigentliche Schnitzeljagd steht nicht im Fokus, sondern dient eher als Rahmen für die Romanze, was einerseits durchaus schade war, weil sie so spaßig und kreativ war, andererseits aber dazu beitrug, dass wir viele herzerwärmende Momente mit Rowan und Neil erlebten. Trotzdem gelingt es der Schnitzeljagd hervorragend, uns die Stadt Seattle zu zeigen, wobei ich es persönlich witzig fand, dass ausgerechnet der einzige Hinweis, der mir etwas sagte, derjenige war, für den Rowan und Neil am längsten brauchten. Ansonsten war die Schnitzeljagd tatsächlich sehr inspirierend und hat in Verbundenheit mit dem Mörderspiel gezeigt, wie viel Lesefreude es bereiten kann, über einen nicht tödlichen Wettbewerb zwischen mehreren Personen zu schreiben!

Was ich ebenfalls sehr schön fand, war die Botschaft, die Rachel Lynn Solomon hier eingebaut hat: Dass man andere Menschen nicht für das verurteilen sollte, was sie mögen. Speziell Romanzen-Fans müssen sich oft damit herumschlagen, weshalb es mich sehr freute, dass hier ihr Wert betont wurde. :)

Ansonsten habe ich ehrlich gesagt nicht viel zu sagen, außer dass mir die Lektüre wirklich sehr gefallen hat und ich mich jetzt schon auf den zweiten Teil freue!

Lonely Castle in the Mirror
452 Seiten

Nach einem traumatischen Vorfall will Kokoro nicht mehr zur Schule gehen. Ohne zu wissen, wie es weitergehen soll, verbringt sie zu Hause ihre Zeit – bis ihr Spiegel plötzlich zu leuchten beginnt und sie in das Schloss der sogenannten Wolfskönigin gezogen wird. Zusammen mit sechs anderen Schülerinnen und Schülern bekommt sie eine einmalige Gelegenheit: Demjenigen, dem es gelingt, einen verborgenen Schlüssel im Schloss zu finden, wird ein Wunsch erfüllt. Solange können sie für gewisse Stunden im Schloss bleiben, während denen sie sich immer besser kennenlernen. Doch als sie erfahren, welches Opfer sie für ihren Wunsch bringen müssen, müssen sie sich fragen: Wollen sie den Schlüssel überhaupt finden?

Nachdem ich bereits die fünfbändige Manga-Reihe zum Roman gelesen hatte, war ich neugierig, wie der Roman selbst sein würde – und kann zu meiner Freude sagen, dass er mich ebenfalls sehr begeistert hat!

Nicht nur war er sehr gut zu lesen und hat es mühelos geschafft, mich in die Geschichte hineinzuziehen, sondern war auch von der Geschichte im Allgemeinen sehr einnehmend. Er hat viele wichtige Themen besprochen und mich sogar zwei, drei Mal zu Tränen gerührt. Die Charaktere, obschon wir nicht alle gleichwertig kennenlernen (was durchaus eine Kritik ist, weil ich mir gerne noch mehr Backstory zu jedem gewünscht hätte), waren alle auf ihre Weise sehr sympathisch und glaubwürdig. Unter den sieben Kindern mochte ich Masamune am liebsten, während mich unter den Nebencharakteren Kokoros Mutter am meisten begeistern konnte.

Was Kritik angeht, fand ich das Pacing im ersten Akt ein wenig zu langsam; zwar erfüllt er die wichtige Aufgabe, eine Freundschaft zwischen den Charakteren zu etablieren, doch trotzdem fand ich, dass es ein wenig zu lange dauerte, bis die interessanteren Teile der Geschichte stattfanden. Diese waren dafür zwar umso besser, aber erwähnen wollte ich es trotzdem.

Zudem sind die Twists durchaus vorhersehbar. Natürlich kannte ich sie dank des Mangas schon (was es sehr interessant gemacht hat, das Foreshadowing im Roman zu erleben), doch selbst diejenigen, die ihn nicht kennen, werden sie sicherlich vor der eigentlichen Offenbarung erraten. Mich hat das zwar nicht besonders gestört, weil ich die Geschichte selbst so gut fand, doch anderen Leserinnen und Leser könnte es durchaus missfallen.

Zuletzt ein kurzes Wort zur Manga-Umsetzung, die ich persönlich fantastisch fand. Sie ist überrascht akkurat und hat sogar an einer Stelle einen Plot Point eingebaut, den der Roman aufgrund seines Erscheinungsjahrs nicht vorhersehen konnte. Insgesamt sind sowohl der Roman als auch der Manga trotz meiner Kritikpunkte auf jeden Fall lesenswert!

Im Warten sind wir wundervoll
352 Seiten

Nachdem es jahrelang verboten war, wird es den deutsche War Brides endlich erlaubt, nach Amerika zu ihren geliebten Soldaten zu reisen. Doch eine von ihnen wird nicht abgeholt: Luise Adler. Woraufhin sich sofort die Zeitungen fragen: Wo steckt ihr Verlobter, Joseph Hunter? Hat er es sich anders überlegt oder ist ihm etwas geschehen? Während Luises Enkelin Elfie die Liebesgeschichte ihrer Großmutter erzählt, muss sie sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzen, hin- und hergerissen zwischen dem Mann, der auf sie wartet und dem Mann, der ihr Herz höher schlagen lässt …

Ich brauchte eine ganze Weile, um mich in diesem Roman einzulesen. Am Anfang ist nicht ganz klar, wie die verschiedenen Zeitlinien ineinandergreifen, sodass die beschriebenen Ereignisse zunächst leicht verwirrend sind. Das lag auch teils am Schreibstil, der aus recht vielen kurzen, abgehackten Sätzen besteht, was nicht immer flüssig zu lesen war. Zusätzlich gibt es manchmal englische Dialoge, die mich aus dem Lesefluss rissen. Sobald ich mich dann eingelesen hatte, wurde ich schließlich gepackt von den zwei Liebesgeschichten, die hier erzählt sind.

Da ist natürlich Luise, die ihr Herz an Joseph „Jo“ Hunter verliert – und Elfie, die bereits verlobt ist, jedoch einen Mann kennenlernt, dem sie nicht nur die Geschichte ihrer Großmutter Stück für Stück anvertraut, sondern auch ihr Herz. Parallel folgen wir den beiden Liebesgeschichten, während die beiden Frauen sich zudem eigenen Problemen stellen müssen. Ich war positiv überrascht darüber, wie sehr ich nach dem relativ schweren Anfang mit beiden Paaren mitfieberte, weil ihre Geschichten so erzählt sind, dass man stets wissen will, wie es mit ihnen weitergeht. Ich habe es auch begrüßt, von anderen Charakteren etwas zu erfahren, auch wenn es sich natürlich hauptsächlich um die beiden Liebespaare dreht.

Insgesamt also ein guter Roman, der leider ein paar Anlaufschwierigkeiten und einen gewöhnungsbedürftigen Schreibstil hat, mir von der Handlung aber sehr gefiel.

Divine Rivals
496 Seiten

Ein Krieg zwischen den Göttern ist ausgebrochen und Iris Winnow ist am Boden zerstört, als ihr Bruder Forest sich ebenfalls für den Krieg meldet. Sie schreibt ihm Briefe, die sie aus alter Gewohnheit in ihren Kleiderschrank legt – und die zu ihrer Überraschung von dort verschwinden. Voller Hoffnung schreibt sie weitere Briefe, während sie gleichzeitig daran arbeitet, bei der Oath Gazette zur Kolumnistin befördert zu werden, um für ihren und den Lebensunterhalt ihrer alkoholabhängigen Mutter zu sorgen. Auch der arrogante Roman Kitt hat es auf die Stelle als Kolumnist abgesehen – und was Iris nicht weiß: Er erhält die Briefe, die sie ihrem Bruder schreibt. Als Roman ihr eines Tages anonym antwortet, beginnt bald ein emotionaler Briefaustausch, in dem sie sich zum ersten Mal einander öffnen. Doch der Krieg droht bald, die beiden für immer auseinander zu reißen …

Dieser Roman ist schnell zu einem meiner absoluten Highlights unter den Young-Adult-Romanen geworden, weil er einerseits eine absolut wunderschöne, sich langsam entwickelnde Romane zwischen zwei sympathischen Protagonisten erzählt und andererseits durch die Darstellung des Krieges eine Tiefe zeigt, die in vielen anderen Romanen fehlt. Obwohl die Romanze natürlich ein wichtiger Aspekt ist (und mir die Briefe zwischen Iris und Roman ausgesprochen gut gefallen haben), fand ich es großartig, dass auch der Krieg eine wichtige Rolle spielt und dementsprechend gehandhabt wird.

Damit zusammenhängend fand ich auch den Schreibstil sehr bildgewaltig – Rebecca Ross beschreibt viele Szenen, die einem in Erinnerung bleiben und sofort ein Bild vor dem geistigen Auge beschwören. Es gab viele Sätze, deren Schönheit mir aufgefallen ist und die mich zudem zum Nachdenken angeregt haben, da hat die Autorin wirklich großartige Arbeit geleistet!

Was Kritik angeht, habe ich zwei: Zum einen hätte ich mir gewünscht, dass die Nebencharaktere (speziell Forest, Attie und Marisol) mehr Tiefe bekommen hätten. Von Forest bekommen wir so gut wie gar nichts zu sehen, während Attie und Marisol durchaus sympathisch sind, aber nicht allzu viel Charaktertiefe zeigen. Gerade, weil der Charakter-Cast so übersichtlich ist, wäre es sehr leicht gewesen, hier mehr von den Charakteren zu zeigen, was leider nicht so ausführlich geschehen ist, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. (Interessanterweise haben wir dafür viele „unwichtige“ Nebencharaktere, die überraschend viel Tiefe zeigten.)

Zum anderen gibt es im Roman zwar viele denkwürdige Szenen, aber keine besonderen Twists oder Überraschungen; das hat mich persönlich zwar nicht gestört, weil ich die Geschichte selbst so genossen habe, aber diejenigen, die Romane mit vielen Twists mögen, werden diese hier eher nicht finden.

Zusammengefasst bietet dieser Roman aber immer noch eine wunderschöne Geschichte mit einer süßen Romanze und einen packenden Rahmenhandlung, die mich von Anfang bis Ende fesselte!

The Romeo & Juliet Society, Band 2: Schlangenkuss
480 Seiten

Nach der Offenbarung im letzten Band hat sich für Joy alles geändert. Plötzlich muss sie ihre Gefühle für Rhyme geheim halten und ihr Training bei den Montagues – und mit Cut – fortsetzen. Während sie über Rhyme hinwegzukommen versucht, verbringt sie immer mehr Zeit mit Cut, bald hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen. Mehr denn je möchte Joy herausfinden, ob es einen Weg gibt, den Fluch zu brechen – und was die beiden Grafen vor ihr und dem Rest der Schülerschaft geheim halten …

Während im ersten Band Rhyme besonders viel Fokus bekam, ist es hier im zweiten Band Cut, dessen Persönlichkeit wir näher kennenlernen. Da ich Cut bereits im ersten Band sehr mochte, hat es mich sehr gefreut, hier mehr von ihm zu sehen, auch wenn es natürlich schade war, dass dafür die Szenen zwischen Joy und Rhyme kürzer getreten sind. Zum Glück waren die Szenen zwischen ihnen immer noch süß und herzerwärmend!

In diesem Zusammenhang muss ich zugeben, dass mir die Romanze zwischen Joy und Cut sehr unnötig vorkam. Sie kam mir teils sogar grausam vor, weil sie sehr bald nach Joys Häuserwechsel stattfand und keiner von beiden an Rhymes Gefühle zu denken schien. Da beide, was Beziehungen angeht, recht offen sind, hätte ich es hier begrüßt, tatsächlich eine beidseitige Romanze ohne tiefere Gefühle zu sehen. Oder mehr Szenen zwischen Rhyme und Cut, die im ersten Band ihre ganz eigene Dynamik hatten und die das Liebesdreieck im ersten Band so erfrischend machte. Im zweiten Band haben sie leider kaum Szenen miteinander, was ich sehr schade fand.

Was ich dafür sehr mochte, waren die Nebencharaktere: Speziell Ink, Drapes und Stage waren genial, weil sie entweder sehr unterhaltsam waren (Ink und Stage) oder eine sehr einnehmende Charakterentwicklung hatten (Drapes). Die Aktionen, die die Charaktere zusammen mit Joy unternahmen, führten zwar leider nur zu wenig, aber die Charaktere selbst haben das mehr als wett gemacht.

Zusammen genommen mit dem lockeren, teils humorvollen Schreibstil haben wir hier also einen zweiten Band, den ich zwar nicht ganz so gut wie den ersten fand, der mir aber immer noch eine unterhaltsame Lektüre bescherte!

The Serpent and the Wings of Night (Crowns of Nyaxia 1)
544 Seiten

Alle hundert Jahre findet ein Turnier unter den drei Vampirkönigreichen statt, bei dem alle Teilnehmenden fünf Aufgaben überwältigen müssen, bis am Ende die letzte überlebende Person einen Wunsch der Göttin erfüllt bekommt. Oraya, menschliche Ziehtochter des nachtgeborenen Vampirkönigs, nimmt ebenfalls am Turnier teil, weil sie hofft, auf diese Weise die Kräfte eines Vampirs zu bekommen. Doch weil sie als Mensch das Turnier niemals ohne Hilfe schaffen kann, verbündet sie sich notgedrungen mit Raihn, der zu den feindlichen Vampiren gehört. Was zuerst als Zweckbündnis beginnt, wandelt sich aber bald zu mehr, als sie Raihn besser kennenlernt. Doch an den Regeln des Turniers ändert das nichts: Nur eine Person darf überleben …

In dieser Fantasyromanze bietet uns Carissa Broadbent sowohl ein packendes Turnier als auch eine absolut hervorragend umgesetzte Romanze. Diese war definitiv mein Highlight des Romans – Orayas und Raihns Beziehung entwickelt sich so schön und realistisch, dass ich sehr mit ihnen mitgefiebert habe, obwohl natürlich klar ist, dass ein erster Band ihnen kein Happy End geben wird. Was zugegeben durchaus eine Kritik ist, weil ich das Ende sehr vorhersehbar fand. Das hat meinem Vergnügen zwar keinen Abbruch getan, könnte aber andere Leserinnen und Leser stören.

Meine beiden Lieblingscharaktere waren Mische (Raihns beste Freundin) und Vincent (Orayas Ziehvater). Mische war einfach unglaublich sympathisch und ich hätte gerne noch mehr von ihr gesehen; Vincent dagegen war ein sehr grauer – eigentlich eher dunkelgrauer – Charakter, aber gerade deshalb umso faszinierender.

Was die beiden Hauptcharaktere angeht, fand ich sie zwar insgesamt sympathisch, möchte hier jedoch trotzdem eine Kritik anbringen: Nämlich, wie irritierend es war, dass sowohl Oraya als auch Raihn schockiert davon waren, dass während des Turniers viele unschuldige Menschen starben, während sie in ihrer Freizeit mehrere Vampire pro Nacht umbrachten, ohne auch nur etwas dabei zu fühlen. Klar, sie töteten nur Vampire, die Menschen angriffen und die Anzahl der unschuldigen Menschen übertraf die der getöteten Vampire bei weitem, aber trotzdem fand ich es ein bisschen heuchlerisch, dass das Töten von denkenden, fühlenden Wesen anscheinend nur okay war, wenn es von den beiden Hauptcharakteren durchgeführt wurde. Hier hätte ich mir gerne gewünscht, dass diese Diskrepanz angesprochen worden wäre, weil ich die Charaktere zwar immer noch mochte, aber trotzdem irritiert über ihre Ansicht zum Töten war.

Das eigentliche Turnier war sehr gut umgesetzt, doch liegt der Fokus definitiv auf der Romanze, weshalb die einzelnen Aufgaben relativ kurz gehalten werden. Das kann man positiv oder negativ sehen; ich hätte mir gerne noch mehr vom Turnier gewünscht, doch weil ich die Romanze so sehr mochte, machte es mir auch nicht allzu viel aus, dass das Turnier letztendlich nicht so prominent war, wie ich es erwartete.

Obwohl ich diesen Fantasyroman also mitnichten perfekt fand, hat er mich letztendlich so gut unterhalten, dass ich auch den nächsten Teil lesen möchte!

Wie Farben im Regen
496 Seiten

Caro beginnt ihr letztes Schuljahr auf Schloss Mare und hat Angst, was sie danach erwartet. Vor allem, als Samuel, den sie bisher für ihre Partnerin Sam hielt, sich bei ihr als trans outet, was viele Fragen aufwirft. Darf er noch im Fußballteam mitspielen? Wie soll er sich vor Freund*innen und Familie outen? Und was bedeutet das für ihre Beziehung, nachdem Caro noch nie Interesse an Jungs zeigte? Dieser und vielen weiteren Fragen müssen sich die beiden in Lauf der nächsten Monate stellen ...

Mit Lou und Mika hat die "Liebe ist"-Trilogie ihren Anfang genommen, wurde mit Toni und Lukas weitergeführt und findet jetzt mit Caro und Samuel ihr zufriedenstellendes Ende. Obwohl der Band theoretisch auch einzeln gelesen werden kann, empfehle ich persönlich, die vorigen Bände ebenfalls zu lesen. Dadurch ist es nicht nur sehr viel leichter, den Überblick über die Charaktere zu behalten, sondern umso schöner, zu sehen, wie die Paare aus den vorigen Bänden sich weiterentwickelt haben.

Natürlich liegt der Fokus trotzdem auf Caro und Samuel, deren Geschichte mich wirklich sehr berührt hat. Caros Angst vor Veränderungen konnte ich sehr gut nachvollziehen, genauso wie ihre Ängste bezüglich Samuels Transition. Auch Samuel bekommt genug Gelegenheit, seine Gefühle zu zeigen, wodurch es ebenfalls leicht war, seine Höhen und Tiefen mitzufühlen.

Dankbar war ich dafür, dass sowohl Caros als auch Samuels Problemen genug Platz eingeräumt wird, sodass beide im Verlauf der Handlung gleich wichtig bleiben. Auch ihre schönen Momente miteinander und mit anderen nehmen viel Raum ein und sind fantastisch geschrieben – ich war mehrmals zu Tränen gerührt, weil Alicia Zett ihre Geschichte so wunderschön erzählt hat!

Als Kritik kann ich höchstens das etwas langsame Pacing einbringen; der Großteil des Romans erzählt von der ersten Hälfte des Schuljahrs, während die zweite Hälfte regelrecht an einem vorüberfliegt. Es war zwar imho die richtige Entscheidung, die ersten paar Monate mit all der Ungewissheit, die sie bringen, ausführlich zu beschreiben, doch trotzdem hätte ich gerne mehr von den Ereignissen der zweiten Hälfte und speziell den Veränderungen, denen Caro und Samuel sich stellen, mitbekommen.

Im Anbetracht der Tatsache, wie gut mir dieses Buch gefallen hat, ist das jedoch verschmerzbar – und ich kann das Buch allen Leser*innen empfehlen, die eine wunderbare Liebes-, Freundschafts-, Familien- und LGBTQIA+-Geschichte lesen möchten!

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
512 Seiten

Die Vampirin Misery Lark hat lange unter Menschen gelebt, doch nur ihre beste Freundin Serena war ihr je wichtig. Als Serena spurlos verschwindet, ist Miserys einziger Hinweis ein Name, den sich ihre Freundin kurz vor ihrem Verschwinden notiert hat: L. E. Moreland. Als Miserys Vater verkündet, dass ein Bündnis zwischen Vampiren und Werwölfen in Form einer Heirat geschmiedet werden soll, hat Misery zunächst kein Interesse – bis sie erfährt, dass der Werwolf Lowe Moreland heißt. Daraufhin lässt sie sich auf die Ehe mit ihm ein, entschlossen, herauszufinden, ob Lowe etwas mit Serenas Verschwinden zu tun hat. Allerdings hat sie nicht erwartet, dass sie sich währenddessen in ihn verlieben könnte …

Vor dem Lesen war ich zugegeben recht zögerlich, weil ich gegenüber Vampir- bzw. Werwolf-Romanen bestenfalls neutral eingestellt bin. Da ich Ali Hazelwood insgesamt recht mag, beschloss ich, dem Roman trotzdem eine Chance zu geben – und zu meiner Freude hat er mir überraschend gut gefallen!

So fand ich die Vampir-/Werwolf-Thematik interessant umgesetzt und speziell die beiden Hauptcharaktere haben mir sehr gut gefallen. Ali Hazelwood schafft es mühelos, sie durch ihren locker-leichten Schreibstil sympathisch zu machen, auch wenn mir Lowe gegen Ende zugegeben etwas zu besitzergreifend war. Doch letztendlich waren sowohl Misery als auch Lark großartige Figuren und ihre langsam wachsende Beziehung war gut umgesetzt.

Die Nebenfiguren bleiben größtenteils recht blass, mit zwei großen Ausnahmen: Serena, Miserys Freundin, und Ana, Lowes kleine Schwester. Obwohl Serena bereits zu Anfang des Romans verschwunden ist, bekommt man durch Miserys Erzählungen über sie einen erstaunlich guten Einblick in ihren Charakter. Ich war sehr beeindruckt davon, wie sympathisch mir Serena allein durch Miserys Ausführungen wurde; tatsächlich mochte ich sie mindestens so sehr wie die wunderbare kleine Ana, deren Beziehung zu Misery und Lowe einfach entzückend war.

Es gibt auch ein paar unerwartete Twists gegen Ende, die mir sehr gefallen haben, auch wenn die Handlung bis dahin zugegeben wie erwartet verläuft. Dafür mochte ich es, wie viele „bekannte“ Szenen durch die Grundidee der Geschichte einen neuen Anstrich bekamen.

Die einzige Kritik, die ich habe, ist die Art und Weise, wie Miserys und Lowes Romanze sich gegen Ende entwickelt, weil die manchmal obszöne Ausdrucksweise verbunden mit Lowes besitzergreifendem Benehmen nicht meinem Geschmack entsprach. Doch insgesamt betrachtet hat mir der Roman trotzdem sehr gut gefallen, weshalb ich hoffe, dass auch andere Leserinnen und Leser hier eine schöne Romanze zum Wohlfühlen finden werden!

Kings & Thieves (Band 1) - Die Letzte der Sturmkrallen
528 Seiten

Nachdem Linas Gang von den Schwarzkranichen ermordet wurde, ist sie gezwungen, für sie zu arbeiten, weil sonst auch ihre Schwester umgebracht wird. Doch als sie einen teuren Wandteppich stiehlt, der dem Herrscher der Dokkaebi gehört – Rui, auch genannt „der Spielmann“ –, muss sie den Preis dafür bezahlen. Zwei Wochen gibt Rui ihr, um ihn zu töten, ansonsten wird er sie umbringen. Doch Dokkaebi sind nur schwer zu töten und schon bald kommt Lina die Vermutung, dass sie ihn nur auf eine Weise besiegen kann: Indem sie ihn verführt …

Dieser Jugendroman basiert grob auf der koreanischen Mythologie und erzählt dabei eine schöne, spannende Handlung, in der es zwar keine großen Überraschungen, dafür aber umso mehr interessante Ereignisse und Charakterinteraktionen gibt. Hier muss ich natürlich die Beziehung zwischen Lina und Rui hervorheben; es hat sehr viel Spaß gemacht, ihre Interaktionen miteinander zu verfolgen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich ihre wachsende Freundschaft mehr gemocht habe als ihre wachsende Romanze. Diese war mir nämlich zu sehr auf Äußerlichkeiten bezogen und nicht stark genug auf die Persönlichkeiten der beiden.

Dafür waren die Charaktere an sich großartig, speziell Lina selbst. Sie ist ein wunderbarer, fehlerhafter Charakter, der für manche zwar zu grausam sein könnte, mir selbst aber sehr gefallen hat. Auch Rui fand ich faszinierend, während die meisten anderen Charaktere dafür recht eindimensional bleiben. Mit einer Ausnahme: Linas Crew. Am Anfang sind sie nur Namen, an die Lina voller Reue denkt, doch durch die regelmäßigen Rückblicke wurden sie schließlich zu Charakteren, mit denen ich trotz der Tatsache, dass man ihr Schicksal von Anfang an kennt, erstaunlich stark mitgefiebert habe. Speziell Linas Freund Sang habe ich sehr lieb gewonnen, doch auch allgemein war ich positiv überrascht darüber, wie fesselnd Sophie Kim die Rückblicke beschrieben hat.

Aus diesem Grund war ich erstaunt darüber, warum Linas Schwester Eunbi nicht genauso eindrucksvolle Rückblicke bekommen hat. Lina denkt regelmäßig an sie, aber wir bekommen vergleichsweise wenig von ihrer Beziehung mit. Ein paar wenige Rückblicke gibt es, aber dafür, dass Eunbi Linas einziger Grund ist, überhaupt für die Schwarzkraniche zu arbeiten, hätte ich mir gerne noch mehr von ihr gewünscht. Zugegeben ist das allerdings kein großer Kritikpunkt, sondern schlicht etwas, das mich ein wenig verwirrte.

Doch einen Kritikpunkt habe ich trotzdem: Das Ende. Es war wirklich sehr, sehr deus-ex-machina-mäßig, beziehungsweise fand ich die Erklärung für ein bestimmtes Ereignis am Ende bestenfalls dürftig und schlimmstenfalls aus der Luft gegriffen. Es führt zwar zu einer unglaublich interessanten End-Situation, die mich neugierig auf den zweiten Teil macht, aber trotzdem kommt das Ereignis so sehr aus dem Nichts, dass ich es als deutlichen Kritikpunkt empfand.

Insgesamt also ein Jugendbuch, das durchaus Schwächen hat, aber für mich trotzdem interessant genug war, dass ich auch den zweiten Teil lesen möchte!

Ex Talk – Liebe live auf Sendung
448 Seiten

Shay Goldstein hat schon als Kind das Radio geliebt, doch seit zehn Jahren, in denen sie bei Pacific Public Radio als Redakteurin arbeitet, hat sie bisher noch nicht die Gelegenheit bekommen, selbst Moderatorin zu sein. Was umso ärgerlicher ist, weil Dominic Yun, der nur seit wenigen Monaten beim Radio arbeitet, bereits live auftreten darf. Doch als ihr Boss eine neue Sendung ins Leben rufen will, kommt Shay die rettende Idee: Ex Talk, eine Talkshow, bei der ein Ex-Paar über seine Beziehung redet und Tipps teilt. Weil Shay und Dominic eine gute Chemie miteinander haben, schlägt ihr Boss vor, dass sie dieses Ex-Paar spielen sollen. Die beiden sind nicht gerade begeistert davon, vor allem, weil ihnen nicht wohl dabei ist, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer anzulügen. Als die beiden Gefühle füreinander entwickeln, verkompliziert sich die Situation zusehends …

Diese romantische Komödie erfüllt ihren Zweck voll und ganz, indem sie uns eine Geschichte und eine Beziehung bietet, mit der man leicht mitfiebern kann. Shay und Dominic haben eine wundervolle Chemie miteinander und es macht Spaß, ihre Szenen zu lesen und ihre wachsende Beziehung zu verfolgen. Das macht sogar die Langsamkeit in gewissen Teilen der Handlung fast wett, obwohl diese immer noch eine Kritik ist, die ich für den Roman habe.

So bekommen wir die erste Podcast-Folge erst nach einem Drittel der Handlung, während das zweite Drittel nur sehr wenige zeigt und das letzte Drittel sich ein wenig zieht. Der langsame Anfang machte mir hier nichts aus, weil er die Chemie zwischen Shay und Dominic wundervoll zeigt. Auch die Langsamkeit des letzten Drittels fand ich nicht so schlimm, weil sie zwar dem klassischen Second-Act Breakup folgt, man aber umso erfreuter ist, sobald Shay und Dominic wieder zusammenkommen.

Der zweite Akt war mein persönlicher Favorit. Obwohl ich tatsächlich gerne mehr Podcast-Szenen gesehen hätte, habe ich es sehr genossen, Shays und Dominics sich entwickelnde Romanze zu lesen. Zusammen mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern habe ich darauf hingefiebert, dass sie „wieder“ ein Paar werden.

Insgesamt also eine schöne romantische Komödie, die mir trotz des manchmal langsamen Pacings sehr gefallen hat!

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch
416 Seiten

Joy Nouveaux hat mit Romeo und Julia bisher nicht allzu viel zu tun gehabt, doch das ändert sich schlagartig, als sie von den beiden jungen Fürsten Rhyme Capulet und Cut Montague gefunden wird. Die beiden Familien sind dazu verflucht, alle siebzehn Jahre ein Liebespaar zu opfern, weshalb sie in ihrer Akademie alle Capulets und Montagues versammelt haben, um durch mehrere Bälle und Kämpfe ein Paar zu finden, das die notwendigen Kriterien erfüllt. Joy, die zu den Capulets gehört, ist zunächst von allem überfordert, doch ihre Freunde helfen ihr, sich zurechtzufinden. Und dann sind da noch Rhyme und Cut, die ihr Herz höher schlagen lassen …

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, dieses Buch so sehr zu mögen, wie ich es letztendlich getan habe! Ich habe zwar durchaus ein Faible für Romeo-und-Julia-Romanzen, mag Liebesdreiecke aber nicht besonders, weshalb ich äußerst unsicher war, was die Romanze an sich angeht. Und zugegeben: Das Liebesdreieck in diesem Buch gehört zu denen, bei denen von Anfang an klar ist, mit wem die Protagonistin am Ende zusammenkommen wird. Doch was diesen Roman so besonders gemacht hat, war die Tatsache, dass alle drei Protagonisten großartige Charaktere waren – und vor allem eine fantastische Chemie miteinander hatten.

Joy und Rhyme, die zumindest in diesem Roman das Hauptpaar sind, haben hierbei natürlich die stärkste romantische Anziehung, doch die Beziehung, die mich am meisten faszinierte, war die zwischen Rhyme und Cut. Tatsächlich gab es so viele mehrdeutige Szenen zwischen ihnen, dass es mich nur halb überraschen würde, wenn auch zwischen ihnen romantische Gefühle entstehen würden! Die drei Charaktere waren definitiv das Highlight des Romans, obwohl auch die Nebencharaktere sehr erinnerungswürdig waren (vor allem die Freunde, die Joy im Haus Capulet findet).

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war der Schreibstil. Er ist locker und lustig zu lesen und hat Joy zu einer sehr sympathischen Protagonistin und mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht. Es machte schlicht ergreifend Spaß, die Geschichte zu lesen, sodass ich sie mühelos innerhalb von zwei Tagen beenden konnte.

Das einzige, was leicht zu kritisieren ist, ist die Grundidee der Handlung. Es gibt viele Situationen, bei denen man potentielle Logiklöcher findet oder sich zumindest wundert, wieso so viele Dinge als gegeben angenommen werden. Es gibt nur wenige Erklärungen und in der Regel bekommt man den Eindruck, dass man die Situationen als gegeben hinnehmen soll, ohne sie zu hinterfragen. Weil mir die Geschichte selbst so viel Spaß gemacht hat, hat mir das nichts ausgemacht, doch andere Leserinnen und Leser könnten sich daran stören.

Insgesamt also ein sehr unterhaltsames Jugendbuch mit einer süßen Romanze und wunderbaren Charakteren, bei der ich auf jeden Fall auch den zweiten Teil lesen werde!

Tödlicher Podcast
508 Seiten

Nina ist ein großer Fan der Podcasterin Malu, die in ihrem Podcast „Verbrechen Berlin“ die ganze Stadt in Atem hält. Umso erfreuter ist sie, als Malu eine Reinigungskraft sucht und tatsächlich Nina einstellt. Doch als sie Malu tatsächlich kennenlernt, ist diese merkwürdig distanziert und überhaupt nicht so, wie Nina sie sich vorgestellt hat. Schon bald vermutet sie, dass Malu etwas zu verbergen hat. Gleichzeitig folgen wir der Geschichte von Jenni, die von zu Hause flieht und in einem Mädchen, das sich Strippe nennt, eine beste Freundin findet. Zusammen fliehen sie nach Spanien, wo Jenni sich in den Musiker Rico verliebt, was ihre Freundschaft mit Strippe allerdings auf eine schwere Probe stellt …

Dieser Thriller hatte eine paar sehr gute Aspekte, aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich gerne beides ansprechen möchte. Am meisten hat mir die Art und Weise gefallen, wie Ninas, Malus und Jennis Geschichten miteinander verwoben waren, weil ich hier so einige Theorien hatte, die sich allesamt als nicht so verzwickt wie die Wahrheit erwiesen. Hier gab es ein paar wirklich coole Twists, die mir sehr gefallen haben!

Die Charaktere waren ebenfalls gut dargestellt und ich habe speziell die Hauptcharaktere sehr gemocht. Und auch, was die Antagonisten angeht, mochte ich es, dass sie dreidimensional waren. Ich habe ihre Aktionen mitnichten befürwortet, aber die Art und Weise, wie sie geschrieben waren, machte sie trotzdem zu (fehlerbehafteten) Menschen.

Damit kommen wir zur Kritik, die hauptsächlich darin besteht, dass dieser Thriller eher einem Roman als, nun ja, einem Thriller ähnelt. Speziell Jennis Parts, die mir an sich gefallen haben, ähneln eher einem Drama, das die Handlung sehr verlangsamte. Zwar ähneln Ninas Parts dafür umso mehr einem klassischen Thriller, aber insgesamt betrachtet ist das Pacing der Geschichte sehr langsam. Obwohl ich durchaus wissen wollte, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhängen und der Schreibstil sehr angenehm zu lesen war, verlief mir die Geschichte trotzdem zu langsam und hatte nicht genug Thrillerelemente, um mich stets am Ball zu halten.

Doch ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, die Geschichte abzubrechen, weil sie als Roman immer noch interessant genug war, um sie zu Ende zu lesen. Es gab einen speziellen Charaktertod, von dem ich mir gerne gewünscht hätte, er hätte nicht stattgefunden, aber der Rest der Geschichte verlief sehr zufriedenstellend und wie gesagt mochte ich speziell die Twists, die mich auf positive Weise überraschten.

Trotzdem würde ich diesen Thriller nur denjenigen empfehlen, die nichts gegen langsames Pacing haben. Mir hat er zwar recht gut gefallen, aber nicht aufgrund des Thriller-Aspekts, sondern aufgrund der Dramen, die er erzählt.