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Es ist Monate her, seit Tillys Ehemann Joe gestorben ist. Aus diesem Grund trifft es sie umso unerwarteter, als der Buchhändler Alfie sie an ihrem Geburtstag anruft und ihr verkündet, dass Joe ihr für jeden Monat ein Buch hinterlassen hat, das ihr helfen soll, ihre Trauer zu überwinden. Zunächst will Tilly sich nicht darauf einlassen, zu sehr schmerzt immer noch Joes Verlust. Doch schließlich siegt ihre Neugier und Monat für Monat besucht sie die Buchhandlung, um Joes nächstes Buch abzuholen. Dabei lernt sie nicht nur Alfie besser kennen, sondern findet endlich ein neues Leben für sich …
Ich lese XXL-Leseproben eher ungern, weil ich es bevorzuge, lieber das vollständige Buch in der Hand zu halten, doch hier habe ich mich ausnahmsweise dafür entschieden, weil der Aufbau der Geschichte es leicht macht, erst mal die ersten sechs Monate zu lesen, bevor die gesamte Geschichte herauskommt. Und insgesamt bin ich nach dieser ausführlichen Leseprobe sehr gewillt, das vollständige Buch zu lesen!
Der Schreibstil ist angenehm und macht es leicht, sowohl mit Tilly als auch mit Alfie mitzufühlen. Sowohl die Trauer, die sie empfinden, als auch die Hoffnung, die sie schöpfen, war wunderschön beschrieben, wobei ich nur ihre beginnenden romantischen Gefühle füreinander unrealistisch fand – denn dadurch, dass sie sich zunächst nur einmal im Monat sehen und erst später ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen, kam es mir seltsam vor, dass sie sich trotzdem zueinander hingezogen fühlten. Hier hoffe ich, dass die zweite Hälfte der Handlung diesen Aspekt weiter vertieft und es ihnen erlaubt, noch mehr private Momente auszutauschen, damit ihre Romanze dadurch natürlicher wird.
Bisher war ich besonders in Tillys Selbstfindung investiert, weil ich es mochte, wie sie begann, eigene Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und sogar kleine Abenteuer zu erleben. Sie befindet sich durchaus in einer privilegierten Situation, weil es nicht jeder Person in ihrer Situation möglich wäre, die Dinge zu tun, die sie tut, weshalb das Buch in diesem Aspekt eher einer Wunscherfüllung gleicht und nicht der Realität – aber gerade deshalb war es so schön zu lesen. Ich bin zuversichtlich, dass der vollständige Roman den Eindruck eines Wohlfühlbuchs verstärken wird.
Von den Nebencharakteren kommt leider niemand stark hervor, nur zu Joe erfahren wir durch Tillys Erinnerungen und die geschenkten Bücher mehr. Apropos: Natürlich werden hier viele Bücher erwähnt, von denen mir leider nur wenige bekannt vorkamen, doch gerade deshalb war es inspirierend, über sie zu lesen. Tatsächlich bin ich bei ein, zwei erwähnten Büchern gewillt, sie selbst zu lesen, weil sie sich so interessant anhörten! Doch insgesamt gibt es ein wenig ZU viele Lesetipps, die nicht immer relevant für die Handlung sind.
Ansonsten gibt es natürlich einige Handlungsstränge, die eingeführt wurden und von denen ich gespannt bin, wie sie sich im vollständigen Roman auflösen. Diesen werden ich auf jeden Fall lesen und freue mich schon darauf, das Ende von Tillys und Alfies Geschichte zu erfahren!
- Eine falsche Lüge
- Sophie Stava
- Fischer
- Thriller
- Spannung
- Lügen
- Geheimnisse
- Familie
- Freundschaft
- Identitätsdiebstahl
- Besessenheit
- Twists
- Familie
- Familie
Sloane Caraway ist eine notorische Lügnerin. Sie kann einfach nicht anders, weil sie es liebt, sich selbst interessanter zu gestalten. Als sie im Park den gut aussehenden Jay mit seiner Tochter Harper sieht, die gerade einen Bienenstich bekommen hat, rutscht es ihr deshalb wie von selbst von den Lippen, dass sie Caitlin heißt und Krankenschwester ist. Beim nächsten Mal ist auch Jays Frau Violet dabei, die sich überschwänglich bei Sloane bedankt und sie zum Dinner einlädt. Eins kommt zum anderen und schon bald wird Sloane das Kindermädchen von Harper. Jay sieht sie leider nicht allzu oft, versteht sich aber umso besser mit Violet. Doch ahnt sie nicht, welche Pläne Violet für sie hat …
Dieser Thriller ist perfekt für Freida-McFadden-Fans geeignet, ist locker und spannend geschrieben und enthält Twists, mit denen ich nicht gerechnet habe (speziell, was das Ende angeht). Dadurch, dass die Thematik Lügen sind, war ich natürlich von Anfang an auf alle Aussagen sensibilisiert, was es umso spannender machte, sich zu überlegen, welche von ihnen stimmen und welche nicht.
Zu meiner Überraschung lag der Fokus nicht auf Sloane und Jay, sondern auf der Freundschaft zwischen Sloane und Violet. Diese fand ich überrascht gut umgesetzt, vor allem wenn man bedenkt, dass sie beide natürlich ihre eigenen Gründe haben, sie am Laufen zu halten. Die Art und Weise, wie die Sichtwechsel ihre Handlungen in einem anderen Licht darstellten, war hervorragend und sorgte für ein Ende, das ich nicht kommen sah.
Am meisten trieb mich die Frage nach Violets Plan an, der erst gegen Ende gelüftet wird. Zugegeben ist er meine einzige Kritik, denn das Konstrukt, auf dem er – und damit die ganze Geschichte – steht, war äußerst wackelig. Ich hatte das Gefühl, dass nur ein einziger Fehler und eine etwas genauere Untersuchung genug gewesen wären, um den Plan komplett in sich zusammenstürzen zu lassen. Als jemand, der gut konstruierte Geschichten mag, bei denen alles an seinen Platz fällt, hatte mir Violets Plan zu viele Löcher und Unsicherheiten. Speziell eine gewisse Lüge, um die Violet Sloane später in der Handlung bittet und die zentral für ihren Plan ist, hätte durch eine einfache Ablehnung von Sloanes Seite aus dafür gesorgt, dass ihr gesamter Plan in sich zusammenfällt.
Meiner Lesefreude hat das zum Glück keinen Abbruch getan, weil es sehr viel Spaß machte, die Gedanken der beiden zu verfolgen. Diejenigen, die „Wenn sie wüsste“ mochten und nach etwas Ähnlichem suchen, werden hier einen packenden Thriller finden – der zwar nicht perfekt konstruiert ist, aber dafür umso spaßiger zu lesen!
- Wenn du es heimlich
- machen willst
- musst du die
- Schafe töten
- Anna Maschik
- Luchterhand
- Belletristik
- Sprache
- Stilmittel
- Familiengeschichte
- Interpretation
- Bilder
- Magischer Realismus
In Momentaufnahmen folgen wir der Geschichte von Almas Familie: Ihrer Urgroßmutter Henrike, die einen Bauernhof führte; ihrer Großmutter Hilde, die zunächst eigene Pläne hat, bevor sie ebenfalls eine Liebe für den Hof entwickelt; ihrer Mutter Miriam, die fast nicht existiert hätte; und alle Verwandten dazwischen, bis zu Alma selbst, die die Familiengeschichte in Fragmenten erzählt.
Der Schreibstil dieser Geschichte ist schlicht beeindruckend: Die Art und Weise, wie die Autorin Sprache verwendet, mir rhetorischen Stilmitteln arbeitet und mit wenigen Sätzen ganze Bilder erschafft, war phänomenal. Dadurch, dass die Geschichte aus mehreren einzelnen Szenen besteht und nicht strikt aus einer zusammenhängenden Handlung, ist es auch nicht die Handlung selbst, die so ergreifend ist, sondern die Art und Weise, wie sie erzählt ist.
Hervorheben möchte ich zum einen die Szenen, die schlicht gewisse Dinge aufzählten („Was Henrike sieht“, „Was Miriam isst“, „Was David spielt“ etc.), weil so durch wenige Worte Vorstellungen einer Handlung geweckt werden, die eigentlich nicht existiert, aber durch die Wörter und die Zusammenhänge, die man automatisch sucht, trotzdem entsteht. So entstand quasi mehr durch das, was nicht gesagt wurde, als durch das, was geschrieben ist.
Der magische Realismus ist ebenfalls etwas, das ich ansprechen möchte, denn es gibt einige Szenen, die, wenn man sie wörtlich nimmt, magisch anmuten, weil sie schlicht nicht in der Wirklichkeit geschehen können. Die eine Erklärung ist natürlich, dass hier tatsächlich magische Dinge vor sich gehen; doch ich mochte es, die Szenen nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinne zu nehmen, weil das Interpretationsspielraum schuf, der die Geschichte weiterhin bereicherte. Tatsächlich habe ich Lust, den Roman noch mal zu lesen, nur, um die tiefere Bedeutung vieler Szenen besser zu verstehen!
Insgesamt also eine hervorragende Lektüre, die vor allem für diejenigen, die eine bildliche, gewaltige Sprache lieben, perfekt geeignet ist – aber auch für diejenigen, die in ihren Geschichten die Dinge zu schätzen wissen, die nicht explizit gesagt werden. Ich selbst war überrascht darüber, wie sehr ich die Lektüre mochte und hoffe, dass sie auch anderen gefallen wird!
- Vorsehung
- Liane Moriarty
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Tod
- Leben
- Weissagung
- Schicksal
- Wahrscheinlichkeit
- Zufall
- Charaktere
- Probleme
Es scheint ein ganz gewöhnlicher Flug zu sein: Bauingenieur Leo ist in seine Arbeit vertieft, während er mehr Zeit für seine Familie brauchen könnte. Junggeselle Ethan kommt gerade frisch von der Beerdigung eines guten Freundes zurück. Paula sorgt mit ihren zwei kleinen Kindern für gehörigen Aufruhr, der sie selbst stresst. Eve ist frisch verheiratet und glücklich, aber nicht gut vorbereitet auf das Eheleben. Sue ist eine ältere Dame, die sich darauf freut, mit ihrem Mann auf mehr Reisen zu gehen. Und Allegra, die Flugbegleiterin, hat Geburtstag, aber trotzdem Spaß daran, den Flug zu leiten. Bis eine alte Frau aufsteht und anfängt, jedem Passagier seine Todesursache und Lebenserwartung zu nennen. Arbeitsunfall, Krebs, Ertrinken, tätlicher Angriff, Mord, Suizid – obwohl unsere Protagonistinnen und Protagonisten nicht wirklich daran glauben, schockiert es sie doch, zu hören, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt. Doch erst, als die erste Person umkommt, muss sich jeder mit der Frage auseinandersetzen, was er oder sie mit seinem Leben anfangen will …
Die Kurzbeschreibung und die Grundidee der Handlung haben mich sofort eingenommen und die Umsetzung hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Besonders die einzelnen Charaktere und die Art und Weise, wie sie mit ihren Weissagungen umgingen, fand ich sehr realistisch und gleichzeitig spannend geschrieben. Ich habe mit allen mitgefiebert und fand, dass die Geschichte es leicht machte, allen Charakteren zu folgen, ohne durcheinanderzukommen.
Nur die Geschichte von Cherry, der Wahrsagerin, hat mich am Anfang überhaupt nicht interessiert – viel investierter war ich in die anderen Charaktere. Erst nach einer ganzen Weile begann ich langsam, auch in ihre Geschichte einzufinden und mochte sie bald so gerne wie die anderen, aber bis zu diesem Zeitpunkt dauerte es auf jeden Fall eine ganze Weile. Glücklicherweise waren die Kapitel recht kurz, sodass mich dieser Aspekt letztendlich nicht SO sehr gestört hat – und außerdem noch einen anderen positiven Punkt hatte, der mich sehr begeisterte: Der Umgang mit der Wahrsagerei.
Ich war nämlich sehr neugierig, wie die Grundidee der Handlung umgesetzt werden würde – ob tatsächlich alles wahr werden würde oder sich am Ende alles als Humbug erweist. Zu meiner Freude hat die Autorin einen sehr zufriedenstellenden Mittelweg gefunden, indem Cherry selbst die wahrscheinliche Verbindung aus Zufall, Erwartungen, Wahrscheinlichkeiten und Voreingenommenheit ansprach, aber auch zeigte, wie ihre Mutter die Wahrsagerei nutzte, um Frauen in toxischen Beziehungen zu helfen und Menschen allgemein den letzten Schubs zu geben, um ihr Leben zu ändern. Das fand ich sehr schön, weil auf diese Weise sowohl die Wichtigkeit der Rationalität betont wird als auch die Bedeutsamkeit fremder Ratschläge, was die Geschichte im Allgemeinen und das Ende im Speziellen sehr zufriedenstellend machte.
Den Schreibstil fand ich zugegeben ein wenig gewöhnungsbedürftig, ohne, dass ich sagen könnte, woran es lag. Er schuf eine gewisse Distanz zu den Charakteren, beschrieb aber gleichzeitig ihre Probleme so gut, dass man sich leicht in alle hineinversetzen konnte. Ich selbst wurde zum Nachdenken angeregt, weil ich mich gefragt habe, wie ich wohl mit den verschiedenen Weissagungen umgegangen wäre. Trotzdem hob der Schreibstil sich nicht allzu hervor, weder im positiven noch im negativen Sinne.
Insgesamt also ein guter Roman für alle, die es mögen, Geschichten über mehrere miteinander verbundene Charaktere zu lesen – und gerne über ihr eigenes Leben nachdenken!
Nachdem Jules ihren Job, ihren Freund und damit auch ihre Wohnung verloren hat, ist sie umso dankbarer, eine Annonce für eine Wohnungssitterin zu finden, die für das berühmt-berüchtigte Hochhaus Bartholomew gesucht wird. Indem sie schlicht in einem der exklusiven Apartments wohnt und sich darum kümmert, bekommt sie pro Woche tausend Dollar bar auf die Hand. Ihre beste Freundin warnt sie zwar, dass dieses Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, doch Jules hat keine andere Wahl, wenn sie sich ein neues Leben aufbauen will. Doch es gibt einige Regeln, an die sie sich halten muss und die ihr Misstrauen wecken: Sie muss jede Nacht in ihrem Apartment verbringen, darf niemanden reinlassen und nicht von sich aus Kontakt mit den Einwohnern aufnehmen. Als ob das nicht schon seltsam genug wäre, warnt eine andere Wohnungssitterin sie vor Geschehnissen im Haus – und verschwindet kurz darauf …
Ich wollte mal einen älteren Thriller von Riley Sager lesen, um zu schauen, wie er im Vergleich zu seinen aktuelleren Thrillern geschrieben ist – und muss zugeben, dass ich mich in Zukunft wohl nur auf seine neueren Thriller konzentrieren werde. Denn obwohl dieser Thriller durchaus Aspekte hatte, die ich mochte, hat er mich letztendlich nicht überzeugt.
Die Idee ist auf jeden Fall einnehmend: Ich wollte unbedingt herausfinden, was es mit dem Bartholomew auf sich hat, warum die Wohnungssitter verschwinden und was es mit den anderen Bewohnern auf sich hat. Was allerdings die Antwort auf diese Fragen betrifft, bin ich hin- und hergerissen. Einerseits kam sie definitiv unerwartet, war schockierend und sorgte für ein spannendes Finale, bei dem ich sogar emotional mit den Charakteren mitfieberte – andererseits war die Erkenntnis irgendwie enttäuschend und nicht die Richtung, die ich mir erhofft hatte. Gleichzeitig bin ich froh, dass die Richtung, die zuvor angedeutet wurde, sich als falsche Fährte herausgestellt hat, weil sie mir noch weniger gefallen hätte. Insgesamt fand ich die Erklärung für die Geschehnisse im Hotel also nicht zufriedenstellend, aber auch nicht schlecht.
Mir fiel es leider leicht, herauszufinden, wer genau der Drahtzieher ist – tatsächlich war es für mich so offensichtlich, dass ich mir gewünscht hätte, auf eine weitere falsche Fährte hereinzufallen, was leider nicht der Fall war. Zudem sind Jules’ Untersuchungen zwar gut umgesetzt, aber ein wenig langsam, was das Pacing der Geschichte negativ beeinflusst.
Doch zwei große Stärken hatte der Thriller meiner Meinung nach: Zunächst einmal ist Jules selbst ein hervorragender Charakter. Ich war sehr in ihre persönlichen Probleme und ihre traumatische Vergangenheit investiert, speziell mit ihrer verschwundenen Schwester Jane. Erfrischend war hier auch, dass ihre Vergangenheit nicht mit der Gegenwart zusammenhing – zwar hätte ich mir am liebsten einen ganzen Roman zu Jules’ Suche nach ihrer Schwester gewünscht, aber letztendlich fand ich es gut, dass die beiden Aspekte in der Handlung voneinander getrennt wurden.
Die zweite Stärke des Thrillers sind die anderen Charaktere. Wir lernen sie gut genug kennen, um auch mit ihnen mitzufiebern, was spezielle Schicksale gegen Ende besonders emotional machte. Das Drama, das dadurch entstand, war schlicht gut umgesetzt und hat mich zusammen mit Jules’ Geschichte durch den Roman getragen.
Letztendlich ändern die Stärken leider nichts daran, dass der Thriller mich insgesamt nicht allzu begeisterte, doch hoffe ich, dass zukünftige Thriller aus Riley Sagers Feder es dafür umso besser schaffen!
Seit ihr Vater ihre Familie verlassen hat, fühlt die fünfzehnjährige Charlie sich verloren. Sie weiß nicht, was sie vom Leben will, ist unglücklich in einen Klassenkameraden verliebt, ihre beste Freundin lässt sie im Stich und ihre Mutter lernt jemand Anderen kennen. Erst ihre Freundschaft mit Kornelius, der von allen nur Pommes genannt wird, hilft ihr, aus ihrer Schale zu kommen und ihrem Leben eine Richtung zu geben. Ihre Freundschaft ist nicht immer leicht, Charlies Beziehung zu dem Partner ihrer Mutter schwierig und die mit ihren Freundinnen sowieso. Doch sie helfen ihr auch, zu realisieren, was sie wirklich will …
Diese Geschichte ist ruhig und schön, teils durch den Schreibstil und teils durch die Gedanken, die er ausdrückt. Ich konnte mich hervorragend in Charlie hineinversetzen, weil die existenziellen Fragen, die sie sich stellt, sowieso die persönlichen Probleme, die sie hat, welche sind, mit denen fast jede Person früher oder später konfrontiert wird. Besonders mochte ich die rhetorischen Stilmittel, mit denen Charlies Gedanken beschrieben wurden, weil sie nicht nur für ein paar gute Zitate sorgten, sondern dadurch noch besser zeigten, wie Charlie sich fühlt.
Zugegeben gibt es vielleicht ein wenig zu viele Gedanken: Obwohl es durchaus eine Handlung gibt und regelmäßig etwas passiert, fühlt es sich an, als würden wir einzelne, nicht immer zusammenhängende Szenen lesen. Es fiel mir zuweilen schwer, der Handlung zu folgen, weil der Zusammenhang zwischen den einzelnen Szenen mir nicht immer klar war. Und eben auch, weil es Phasen gibt, in denen nicht viel passiert und wir Charlies Gedanken folgen.
Was ich besonders gut umgesetzt fand, war Charlies Freundschaft mit Pommes, die zu meiner angenehmen Überraschung niemals zu einer Romanze wurde, sondern zu einer realen, schönen, komplizierten Freundschaft, in denen sie Zeit miteinander verbringen, sich gegenseitig unterstützen, sich streiten, sich vertragen und einfach realistische Menschen sind, die eine realistische Freundschaft führen. Auch die anderen Freundschaften und Charlies Familienbande waren gut beschrieben, doch die Freundschaft mit Pommes ist definitiv ein Highlight.
Wer also ruhige Geschichten mit Fokus auf Freundschaften mag, die gleichzeitig zum Nachdenken anregen, findet hier eine besonders schöne!
Emilia ist eine erfolgreiche Krimiautorin, die gerade ihren zehnten Roman beendet hat, mit dem sie ihre Krimireihe beenden will. Als sie scheinbar zufällig in eine Situation gerät, die ihre Hauptfigur Miranda Moody im ersten Band erlebt, ist sie zwar beunruhigt, glaubt aber an einen Zufall – bis sich weitere Ereignisse aus ihren Romanen wiederholen. Besonders panisch wird Emilia, als auch ein Vorfall aus ihrem zehnten Roman passiert, den sie nur ein paar ausgewählten Leuten zu lesen gegeben hat. An dessen Ende hat sie ihre Romanfigur sterben lassen und fürchtet nun um ihr eigenes Leben …
Spannend erzählt Claire Douglas mehrere ineinander verwobene Geschichten, deren Verbindung sich erst fast am Ende auflöst. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dabei zuzuschauen, wie meine Theorien sich als falsch herausstellten, weil ich umso aufgeregter war, zu erfahren, was letztendlich dahintersteckt. Die wachsende Spannung ist dabei gut umgesetzt: Zunächst passieren nur vereinzelt dramatische Szenen, während der Großteil recht ruhig bleibt, aber dann häufen sie sich, bis es schließlich immer spannender und spannender wird und wir am Ende ankommen – das zugegeben ein wenig abrupt war, dafür aber alle Fragen zufriedenstellend beantwortete.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig fand ich den Schreibstil. Die Mischung aus dritter Person und Präsens las sich sehr ungewöhnlich und ich musste immer wieder in die Geschichte finden, weil die Distanz zu Emilia so groß war. Dafür mochte ich es sehr, wie ihre Geschichte mit ihrem Krimi sowie den anderen Handlungssträngen verwoben wurde – alles fügt sich perfekt ineinander, sodass ich trotz des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils Spaß daran hatte, die Verbindungen herauszufinden. Auch bin ich dankbar, dass Emilias Freunde und Familie ebenfalls eine wichtige Rolle in der Handlung spielen; nicht so groß, als dass es vom Krimiaspekt ablenken würde, aber groß genug, damit man einen guten Eindruck von den Dynamiken bekommt und mitfiebert, wenn die Menschen um sie herum in Gefahr sind oder verdächtigt werden.
Eine wichtige Kritik habe ich allerdings: Mich hat es gestört, dass die einzige Person, die aktiv in der Handlung umkam, Teil einer Minderheit war. Normalerweise finde ich das nicht problematisch, solange es auch andere Opfer gibt, aber dadurch, dass es wirklich nur die eine Person war, hat es der Geschichte einen bitteren Beigeschmack gegeben, weil alle anderen Charaktere – die natürlich nicht Teil dieser Minderheit waren – überlebten. Zwar glaube ich nicht, dass Claire Douglas damit ihre persönlichen Gefühle gegenüber dieser Minderheit zum Ausdruck bringen wollte, aber die Implikation ist dennoch unglücklich.
Zusammengefasst also ein Krimi, der einen hervorragenden Spannungsaufbau besitzt, uns Leser*innen bis zum Schluss rätseln lässt und mir trotz des Wermutstropfens sehr gut gefallen hat!
Nach einem missglückten Diebstahl wird Reito gerade noch rechtzeitig vor dem Gefängnis bewahrt, als seine ihm unbekannte Tante Chifune ihn rettet - gegen eine Gegenleistung: Er soll der zukünftige Wächter des Kampferbaums werden. Der Baum soll angeblich Wünsche erfüllen, weshalb Besucher speziell zu Neumond und Vollmond Andachten in seinem Inneren halten. Was genau vor sich geht, bleibt Reito verborgen, doch er ist entschlossen, den Menschen, die ihn besuchen, zu helfen: Sôki Ôba, der einfach keinen Erfolg mit seiner Andacht zu haben scheint, und Yumi, dessen Vater seltsame summende Geräusche von sich gibt, wenn er seine Andacht hält. Was genau dahintersteckt, muss Reito herausfinden ...
Vor wenigen Jahren hatte ich "Kleine Wunder um Mitternacht" gelesen, was mir damals sehr gefallen hat. In seinem neuesten Roman erzählt Keigo Higashino ebenfalls eine mystische Geschichte, die über die Grenzen des Realen hinausgeht, insgesamt aber gut zu lesen ist.
Die größte Stärke – und Schwäche – des Romans ist das aufbauende Mysterium des Kampferbaums. Reito wird mehrmals gesagt, dass er das Geheimnis selbst herausfinden soll und andere ihm nicht verraten dürfen, was es mit den Andachten auf sich hat. Im Normalfall ein starker Aufhänger, der dazu anleitet, sich selbst Gedanken zu machen.
Doch das große Problem dabei ist, dass dieses große Geheimnis bereits im Titel UND in der Kurzbeschreibung des Romans verraten wird. In der Geschichte selbst werden die Fähigkeiten des Baums erst nach über 330 Seiten (!) gelüftet (das sind fast 70% des Buches!), sodass das ganze Mysterium für alle, die die Kurzbeschreibung lesen, ruiniert ist. Dabei war der Aufbau selbst so schön, zusammen mit den Theorien, die Reito erstellt hat – doch man kann nicht mitfiebern, weil man das Geheimnis von Anfang an wusste. Zwar gibt es auch ein paar andere Mysterien, aber das ausgerechnet das wichtigste vorweggenommen wurde, fand ich unverzeihlich.
In der Geschichte selbst gibt es ein paar Längen und Reitos Tante Chifune kam mir nicht unbedingt sympathisch vor; zudem hatte ich nie den Eindruck, dass das Wächtersein Reitos Bestimmung ist, obwohl es als solche gehandhabt wird.
Doch eine große Stärke hat der Roman noch: Die Familiengeschichten. Speziell die Andachten und die Geschichten, die hinter ihnen stecken, waren fantastisch umgesetzt und die emotionalsten Szenen des Romans; aber auch außerhalb der Andachten mochte ich es, mehr zum Leben der Charaktere zu erfahren. Zwar werden die meisten Geschichten natürlich erst nach dem großen Geheimnis gelüftet, doch gerade deshalb gewannen sie an Stärke.
Insgesamt also ein guter Roman, dessen einzige große Schwäche nicht mit dessen Inhalt zusammenhängt, sondern mit der Entscheidung, seinen Twist bereits vorher zu verraten.
- Happiness Falls
- Angie Kim
- Hanser
- Belletristik
- Spannung
- Verschwinden
- Mysterien
- Twists
- Vorurteile
- Krimi
- Glück
- Autismus
- Angelman-Syndrom
Als ihr jüngerer Bruder Eugene aufgeregt von einem Besuch im Park zurückkehrt, wundert Mia sich, wo ihr Vater bleibt, weil er Eugene niemals allein lassen würde. Ihr Bruder leidet nämlich an Autimus und dem Angelman-Syndrom, wodurch er nicht sprechen kann und seine Handlungsfähigkeit im Allgemeinen stark eingeschränkt ist. Als ihr Vater nicht zurückkehrt, weiß sie, dass etwas passiert sein muss – etwas, das Eugene beobachtet hat, ohne es seiner Familie sagen zu können. Mia möchte unbedingt herausfinden, was passiert ist und in welche Dinge ihr Vater involviert war, doch je mehr sie nachforscht, desto mehr zweifelt sie an dem, was sie findet …
Vor Jahren habe ich den ersten Roman der Autorin, „Miracle Creek“, gelesen, der mir unglaublich gut gefiel – und auch mit „Happiness Falls“ liefert Angie Kim eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig spannend zu lesen ist. Das Mysterium um Mias verschwundenen Vater ist hervorragend umgesetzt und die möglichen Erklärungen und Twists sorgen für konstante Spannung. Ich selbst hatte viel Spaß dabei, mir zu überlegen, wie die verschiedenen Fäden wohl zusammenführen, nur, um mehr als einmal überrascht zu werden.
Woran ich mich jedoch gewöhnen musste, war Mias Erzählstimme. Sie hat die Angewohnheit, sehr oft abzuschweifen, in der Regel, um eine Szene der Vergangenheit zu erzählen, die den Kontext für die Gegenwart bildet. Das passiert sehr oft und die Abschweifungen sind zwar relevant, aber auch sehr lang, sodass ich das Gefühl hatte, als würde Mia einfach nicht zum Punkt kommen. Zwar gewöhnte ich mich bald daran und wusste die Abschweifungen sogar zu schätzen, aber ich finde immer noch, dass sie zu oft vorkamen und für andere Leser*innen wie unerwünschte Unterbrechungen der Haupthandlung wirken könnten (obwohl sie, wie gesagt, sehr relevant für die Handlung sind). Sobald man sich jedoch darauf einlässt, erwartet einen eine Geschichte, die einen ordentlich am Ball hält und es wundervoll schafft, den Kontext vieler Szenen komplett zu verändern.
Sehr erleichtert war ich darüber, wie Angie Kim mit Eugene umgegangen ist. Am Anfang habe ich befürchtet, dass Mias eigene negative Einstellung die der Autorin widerspiegeln könnte, doch im Gegenteil muss sie sich schließlich ihren eigenen Vorurteilen und Doppelmoralen stellen, die sie bisher davon abgehalten haben, in Eugene mehr als ihren „behinderten Bruder“ zu sehen. Letztendlich wird Eugene sehr sensibel behandelt, was mir sehr gefallen hat.
Und nicht nur Mia muss sich ihren falschen Sichtweisen stellen, sondern auch wir selbst: Ich selbst habe mein eigenes Benehmen und meine eigenen Vorstellungen hinterfragt, während ich dabei zuschaute, wie auch Mia mit ihren kämpfte. Es ist schwer, zuzugeben, dass man unbewusst dieselben Ansichten in sich getragen hat wie Mia und einige andere Charaktere. Das hat der Handlung eine Tiefe gegeben, die den Roman für mich noch besser gemacht hat.
Allgemein ist die ganze Familiengeschichte, die zu einem Teil auf Angie Kims eigenen Erfahrungen basiert, sehr emotional und einnehmend, man fühlt richtig mit ihr mit und wünscht sich für sie ein gutes Ende. Dieses ist insgesamt zufriedenstellend, auch wenn nicht alle Mysterien, die eingeführt werden, eine Auflösung bekommen. Allerdings können wir uns leicht eigene Antworten zusammenreimen, weshalb mir die halbe Offenheit nichts ausmachte.
Insgesamt also ein Roman, der sehr spannend zu lesen ist und zum Nachdenken anregt, solange man bereit ist, sich auf Mias Erzählstimme einzulassen!
- Maybe In
- Another Life
- Taylor Jenkins Reid
- Ullstein
- Belletristik
- Liebe
- Freundschaft
- Romanze
- Drama
- Schwangerschaft
- Unfall
- Alternatives Leben
Hannah weiß nicht so recht, wohin mit ihrem Leben, als sie in einer Bar ihrer ersten Liebe Ethan wieder begegnet. Als sie sich entscheiden muss, ob sie die Nacht mit ihm verbringen oder lieber mit ihrer besten Freundin Gabby früher nach Hause will, fällt die Entscheidung nicht leicht – ist es besser, ihrer Vergangenheit noch eine Chance zu geben oder lieber in die Zukunft zu blicken? Und so tut sie schlicht ergreifend beides: In einem Universum entscheidet sie sich dafür, Ethan noch eine Chance zu geben, wobei sie sich allerdings Problemen stellen müssen, mit denen sie nicht gerechnet haben und die ihre Liebe ernsthaft auf die Probe stellen; und in einem anderen Universum verbringt sie lieber Zeit mit ihrer besten Freundin, erleidet jedoch einen schlimmen Unfall, der sie für längere Zeit ins Krankenhaus befördert. Dort lernt sie ihren Nachtpfleger Henry näher kennen, doch natürlich darf dieser keine persönliche Beziehung zu ihr haben …
Taylor Jenkins Reid, die einen Roman schreibt, der zwei alternative Lebenslinien auf einmal erzählt? Definitiv ein Roman, der sofort mein Interesse geweckt hat, weil ich beides sehr liebe! Doch muss ich zugeben, dass das Konzept nicht ganz zufriedenstellend umgesetzt wurde. Das liegt vor allem daran, dass eine Zeitlinie mir SEHR viel besser vorkam als die andere, bis zu dem Punkt, an dem sich die andere fast schon falsch angefühlt hat. Es war meiner Meinung nach sehr offensichtlich, mit wem Hannah „eigentlich“ zusammenkommen soll, weil ihre Liebesgeschichte mit Ethan so süß und gleichzeitig so realistisch war, dass ich gar nicht anders konnte, als mit ihnen mitzufiebern.
Natürlich hat die Zeitlinie mit Henry auch seine Vorteile – so war ich am Anfang besonders investiert in Hannahs Unfall und den Konsequenzen, die sich daraus ergaben, weil ich so mit ihr mitgelitten habe. Henry selbst ist zudem sehr sympathisch, wenn ich auch die Liebesbeziehung zwischen ihm und Hannah nicht so emotional ergreifend fand wie die Beziehung zwischen Hannah und Ethan. Aber die größte Schwäche der Henry-Storyline ist es, dass es sich so anfühlt, als würde für den Großteil der Handlung nichts passieren, während gleichzeitig die Ethan-Story konstant gutes Drama liefert. Das hat die beiden Handlungsstränge disproportional gemacht, weshalb ich wünschte, der Henry-Teil hätte noch mehr geboten, um die beiden Liebesgeschichten äquivalent(er) zu gestalten.
Was dafür in beiden Geschichten fantastisch umgesetzt wurde, war Hannahs Freundschaft mit Gabby. Sie war für mich sogar das Beste am Roman, weil die beiden Freundinnen sich gut genug kennen, um ehrlich zueinander zu sein, sich aber auch zu unterstützen, wenn es der anderen nicht gut geht. Das war so herzerwärmend zu lesen und hat beide Geschichten ordentlich bereichert.
Auch gefällt mir, wie die Nebenplots in beiden Handlungssträngen entwickelt wurden. Gerade, weil man die Geschichten parallel liest, bekommt man ein besonders interessantes Leseerlebnis, wenn man die Entwicklungen beider Geschichten miteinander vergleicht. Besonders das Ende möchte ich positiv hervorheben, weil es trotz der Tatsache, dass es sich um zwei unterschiedliche Geschichten handelt, für alle Charaktere ein zufriedenstellendes Ende gefunden hat.
Insgesamt ist das Buch trotzdem eine Empfehlung wert, wenn man bereit dazu ist, die disproportionale Gewichtung beider Handlungsstränge zu akzeptieren!
Als sie von der Polizei mitten auf der Straße aufgelesen wird, hat sie keine Erinnerung mehr an ihre Vergangenheit. Umso erleichterter ist sie, als Wayne die Polizeistation betritt, der meint, sie wäre seine verunglückte Tochter Mary Boone. Nach einigen Identitätsprüfungen vonseiten der Polizei darf sie endlich zu ihm nach Hause – in eine kleine Hütte, die sie nach Möglichkeit nicht verlassen soll. Immer mehr kommt ihr das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt – und dass ihr sogenannter Vater nicht die Person ist, die er zu sein behauptet.
Zeitgleich sucht der Schüler Drew nach seiner vermissten Freundin Lola. Alle Bewohner der kleinen Stadt gehen davon aus, dass er sie getötet hat und verlangen, dass er ein Geständnis ablegt. Drew gibt sich durchaus die Schuld für Lolas Verschwinden, hofft aber, sie mithilfe seiner Vermisstenplakate zu finden. Als das nicht funktioniert, begreift er jedoch, dass er zu drastischeren Maßnahmen greifen muss – die in den Augen anderer nur bestätigen werden, dass er schuldig ist …
Dieser Jugendthriller ist spannend geschrieben und schafft es, uns Leserinnen und Leser konstant am Ball zu halten, obwohl er letztendlich nicht allzu viele Überraschungen bietet. Zwar ist er auch nicht komplett vorhersehbar, aber insgesamt habe ich mir mehr Twists und etwas mehr Action gewünscht.
Speziell in Marys Sektionen passiert in der Regel nicht viel. Neben einem Ausflug in der Stadt verbringt sie die meiste Zeit damit, herauszufinden, wer sie wirklich ist. Das war zwar sehr gut umgesetzt, aber mir hat etwas mehr Varietät gefehlt. Dafür sind Marys Kapitel in der Regel relativ kurz und meiner Meinung nach auch nicht der Hauptteil der Geschichte.
Dieser besteht nämlich definitiv aus Drews Sektionen. Nicht nur sind sie länger und spannender als Marys, sondern haben durch die Schuldzuweisung der Stadtbewohner ein zusätzliches Gewicht, das ich interessanter fand als Marys verlorenes Gedächtnis. Ich habe tatsächlich sehr stark mit ihm mitgefiebert, weil zwar technisch gesehen in Marys Sichtweise mehr auf dem Spiel stand, es sich aber anfühlte, als wären die Risiken bei Drew um einiges höher.
Das Finale, bei denen sich beide Geschichten verbinden, war dafür sowohl bei Mary als auch bei Drew unglaublich spannend und das Ende sehr emotional. Deshalb hat mir der Thriller letztendlich gut gefallen, auch wenn ich mir mehr Twists gewünscht hätte.
Natalies Kollegin Dawn ist ein wenig merkwürdig. Jeden Tag kommt sie pünktlich um viertel vor neun zur Arbeit, ist äußert penibel, hat eine skurrile Persönlichkeit und ist geradezu besessen von Schildkröten. Doch eines Tages taucht sie nicht auf der Arbeit auf und Natalie vermutet sofort, dass ihr etwas passiert sein könnte – vor allem, als sie einen Telefonanruf von ihr bekommt, in der sie um Hilfe ruft …
Nach der „Wenn sie wüsste“-Trilogie war ich gespannt, wie sich ein Einzelroman aus Freida McFaddens Feder lesen würde und war insgesamt positiv überrascht! Denn obwohl die Struktur natürlich den „Wenn sie wüsste“-Thrillern ähnelt, was es mir erlaubte, einige der Twists vorherzusehen, gibt es immer noch ein paar Überraschungen und vor allem Lesespaß.
Dieser Lesespaß entsteht vor allem dadurch, dass Freida McFadden es wirklich hervorragend geschafft, sowohl Natalie als auch Dawn als vielschichtige Charaktere darzustellen. Ich war beiden gegenüber schnell skeptisch, aber bis zum Ende konnte ich tatsächlich nicht sagen, wer die Heldin und wer die Antagonistin war. Das fand ich sehr gut umgesetzt, weil es mich sehr zum Weiterlesen angetrieben hat und ich ständig hin- und hergerissen zwischen den beiden war.
Wie schon angedeutet, lassen sich die restlichen Twists relativ leicht erraten, vor allem, wenn man die „Wenn sie wüsste“-Trilogie bereits gelesen hat und ahnen kann, was einen erwartet. Meiner Lesefreude hat das zwar keinen Abbruch getan, aber als Kritik könnte man es durchaus sehen. Eine Ausnahme war das Ende, das ich tatsächlich nicht erwartet habe und mir sehr gut gefallen hat.
Insgesamt ein leicht zu lesender Thriller, der sehr viel Spaß zu lesen macht!
Carrie Miller ist die Frau von Serienkiller Daniel Miller, der sich „der Sandmann“ nennt und überall im Land gesucht wird. Die Öffentlichkeit ist davon überzeugt, dass sie zumindest in einem Teil der Morde involviert war und verlangt, dass sie dafür vor Gericht kommt. Ihr Verteidiger ist Eddie Flynn, der zwar an ihre Unschuld glaubt, aber auch überzeugt davon ist, dass Carrie ihm nicht alles gesagt hat. Als Carrie spurlos verschwindet, ist Eddie gezwungen, allein im Gericht für einen Freispruch zu kämpfen, während er sich fragen muss, ob sie ein Opfer des Sandmanns oder seine Komplizin ist …
„Die Komplizin“ ist bereits der siebte Eddie-Flynn-Thriller, der sich ganz gut separat von den anderen lesen lest und wie schon die Vorgänger eine spannende Lektüre bietet. Sehr gut haben mir hierbei die Überraschungen gefallen, weil ich natürlich meine Erwartungen hatte, sie aber auf sehr positive Weise untergraben wurden.
In diesem Band glänzen auch die Charaktere sehr, wobei Bloch und Gabriel Lake besonders hervorstechen. Bloch zeigt in diesem Band sowohl ihre Stärke als auch ihre Gefühle, während Gabriel ein wunderbar grauer Charakter war.
Eddie Flynn schafft es wieder, im Gericht zu überzeugen, aber tatsächlich haben mir die Szenen außerhalb des Gerichts am meisten gefallen, weil hier die Spannung besonders hoch war. Dazu trägt bei, dass eine Person, die Eddie am Herzen liegt, vom Sandmann entführt wird und ich regelrecht an den Seiten klebte, weil ich so große Angst um sie hatte.
Insgesamt ein spannender Thriller, der den anderen Eddie-Flynn-Romanen in nichts nachsteht!
- Seven Ways
- To Tell A Lie
- Colin Hadler
- Thienemann
- Jugendbuch
- Thriller
- Deepfake
- Geheimnisse
- Offenbarungen
- Twists
- Verschwinden
Vor über einem Jahr war Jonah Teil einer Freundesgruppe, die nach dem Verschwinden ihrer Freundin Enya auseinanderbrach. Jonah selbst ist überzeugt, dass Enya tot ist – bis zu dem Tag, an dem ein Deepfake-Video die Runde macht, in der er und seine ehemaligen Freunde bei einem Busunglück ums Leben kommen. Und es bleibt nicht bei dem Video – zu jedem der Freunde kommt nach und nach ein Deepfake heraus, das ihr größtes Geheimnis aufdeckt, von dem nur Enya wusste. Jonah ist entschlossen, herauszufinden, wer dahinter steckt und ob Enya vielleicht noch am Leben ist. Dazu muss die alte Freundesgruppe wieder zusammenkommen – und sich ihren Geheimnissen stellen …
Dieser Thriller hatte ein hervorragendes Konzept, das großartig umgesetzt wurde, aber leider auch einige Dinge, die mir nicht ganz so gefallen haben. So waren die Deepfakes definitiv mein Highlight – ich liebte es, wie die Videos beschrieben wurden und welche Enthüllungen sie für die Charaktere bereithielten. Keine von diesen Enthüllungen habe ich kommen sehen, was die Szenen, in denen sie vorkamen, umso besser machte. Auch die Art und Weise, wie die Charaktere darauf reagierten, hat mir gefallen, weil es sich zwar um Deepfakes handelt, aber eben um welche, die von der Wahrheit erzählen.
Zudem haben die Deepfakes dazu beigetragen, die Persönlichkeiten der Charaktere ein wenig zu vertiefen. Denn die Charaktere selbst fand ich bis auf Thea (die noch nicht einmal offiziell zur Gruppe gehört, aber schnell zu meinem Lieblingscharakter wurde) recht eindimensional, weshalb ich regelrecht dankbar war, dass die Deepfakes ihnen ein wenig mehr Persönlichkeit verliehen. Hier finde ich, dass es geholfen hätte, Kapitel aus ihrer Sichtweise zu haben. Die gesamte Geschichte wird nämlich aus Jonahs Perspektive erzählt, was mir irgendwann nicht genug war, weil ich gerne gewusst hätte, was in der Gedankenwelt der anderen vorging.
Obwohl bis auf die Deepfakes nicht allzu viel passiert, waren sie genug, um mich über den Roman hinweg investiert zu halten. Das Ende war dafür umso spannender, auch wenn es unter etwas litt, das mir persönlich nicht gefällt: Der kompletten Persönlichkeitsänderung eines Charakters, der sich als der Antagonist herausstellt, ohne, dass es dafür genug Foreshadowing gab. Während ich das mangelnde Foreshadowing verzeihen kann, weil es technisch gesehen vorhanden ist und für mich nur zu subtil war, mag ich es nicht, wenn ein Twist-Bösewicht eine komplett andere Persönlichkeit bekommt, sobald er als solcher entlarvt wird. Klar kann man das mit guter Schauspielerei erklären, aber mich persönlich stellt diese Erklärung nicht zufrieden.
Insgesamt also ein solider Thriller, der vor allem durch seine Deepfake-Handlung überzeugt, aber mehr Charaktertiefe gebraucht hätte.
Vier Jahre ist es her, seit Theo und Kit sich voneinander getrennt haben. Damals hatten sie eine kulinarische Reise durch drei verschiedene Länder geplant, aber nie umsetzen können. Jetzt will Theo die Reise nachholen – und stellt zu allem Entsetzen fest, dass Kit dieselbe Idee hatte. Drei Wochen werden sie nun in unmittelbarer Nähe verbringen, während immer noch Gedanken und Gefühle in ihnen lauern, die sie nicht auszusprechen wagen. In der Hoffnung, über die Trennung hinwegzukommen, schlagen sie eine Wette vor: Wem es gelingt, während der Reise mit den meisten Menschen zu schlafen, gewinnt. Doch wie sich herausstellt, ist es nicht ganz so einfach, ihre Gefühle füreinander zu vergessen …
Bei Casey McQuiston bekommt man genau das, was man erwartet: Eine queere romantische Komödie mit zwei Hauptcharakteren, die man schnell lieb gewinnt und von denen man sich wünscht, sie mögen wieder zueinander finden. Sowohl Theo als auch Kit waren mir sehr sympathisch, wobei ich vor allem Theos Selbstzweifel und Selbstfindungsphase mochte. Aber auch Kit, der einsah, wie er Theo unwillentlich mit seinen Plänen einsperrte, war ein großartiger Charakter. Die Beziehung der beiden mochte ich sehr; zwar war ich definitiv interessierter an ihren emotionalen Gesprächen als an ihren Körperlichkeiten, doch so oder so war ich sehr investiert daran, dass sie wieder ein Paar werden.
Andere Charaktere bleiben vergleichsweise blass, aber sehr sympathisch; hier möchte ich die Diversität loben, die Casey McQuiston natürlich in all ihren Romanen einbaut und die auch hier wunderbar zu lesen war. Doch fast besser als die Nebencharaktere gefielen mir die Orte, die Casey McQuiston beschrieb und die sie so gut auf Papier setzte, dass ich quasi mit Theo und Kit auf dieser Reise war.
Doch eine wichtige Kritik habe ich an den Roman: Obwohl ich von einer romantischen Komödie vermutlich nicht allzu viel Tiefe verlangen sollte, war sie mir doch ein wenig ZU locker und ein wenig ZU sehr auf Körperlichkeiten konzentriert. Der Sex an sich ist dabei gar nicht das Problem, sondern der Eindruck, als wäre er ein wichtiger Hauptgrund, aus dem Theo und Kit überhaupt zusammen waren. Gerade, weil ihre Chemie miteinander so gut war, war ich überrascht, dass ich mich am Ende fragte, ob sie jetzt wegen dem Charakter der jeweils anderen Person zusammen sind oder wegen den Vorzügen, die ein Zusammensein bietet. Hier war die romantische Komödie nicht ganz erfolgreich darin, mich von ihren romantischen Gefühlen zu überzeugen, weil ich sie stärker spürte, als sie noch nicht wieder zusammen waren.
Insgesamt also eine lockere Lektüre für diejenigen, die gerade eine brauchen, aber leider nicht viel mehr.