Foellig nerdiges Wissen
288 Seiten

Die Welt ist voll von Dingen, die man „wissen sollte“. Doch wer entscheidet eigentlich, was wissenswert ist? Warum wissen die meisten, was der Stein von Rosetta ist, aber kaum jemand, was die Behistun-Inschrift ist?

Diese Kernfrage – „Was ist wissenswert?“ – wird in den 42 Kapiteln beleuchtet, in denen Dr. Jens Foell uns kuriose, interessante, gruselige und ja – wissenswerte Fakten vorstellt. Das tut er in einem lockeren Stil, der sich leicht lesen lässt, sodass man auch als Laie problemlos mitkommt. Hilfreich war es auch, dass er viele Filme und Spiele als Referenzen zurate zieht, sodass man sich die Fakten nicht nur besser verdeutlichen, sondern auch besser merken kann.

Einige Fakten habe ich sogar zumindest teilweise schon gekannt (4'33'', anterograde Amnesie, der Ophiocordyceps unilateralis, der Voyager Golden Record), doch hat Dr. Foell mein Wissen um sie noch um einiges erweitert. Viele Fakten waren mir auch gänzlich unbekannt, und dass, obwohl sie so interessant waren, dass sie imho zum Allgemeinwissen zählen sollten: Lemuria, der „Corrupted Blood“-Vorfall, Schleimpilze, Conways Spiel des Lebens … und so viel mehr. Auch allgemeinere Fakten werden vorgestellt: Warum die Gruppe manchmal weniger weiß als ihre einzelnen Mitglieder, warum man sich Statistiken nicht einfach ausdenken kann, warum man nicht existente Dinge manchmal fühlen kann und warum manchmal der Schwächste überlebt.

Insofern ist dieses Sachbuch für alle Menschen geeignet, die ihr Wissen auf humorvolle Weise erweitern wollen – unabhängig von ihrer Nerdigkeit ;-)

We Will Give You Hell
464 Seiten

Hellea, genannt Hell, wollte eigentlich nur gemütlich Urlaub in Schweden machen. Zusammen mit ihren Freunden geht sie wandern, wird währenddessen jedoch immer wieder von Hitzeanfällen und Wutausbrüchen heimgesucht. Eine alte Frau namens Astryd sagt ihr, wo sie Hilfe finden kann – inmitten der Wälder, wo sie und andere Frauen die ihr eigene Magie trainieren. Als Hell auf diesen Ort trifft, ist sie sofort fasziniert – nicht nur von dem Leben, das diese Frauen führen, sondern auch von der jungen Majvie, mit der sie sich sofort verbunden fühlt …

Bei diesem Roman war ich mir zunächst lange nicht sicher, was ich von ihm halten sollte, weil er mir zuerst zu einseitig erzählt schien und sich die Handlung manchmal ein wenig gezogen hat. Zudem fand ich es sehr irritierend, wie Hell auf diesen magischen, fast sektengleichen Ort in der Mitte der Wälder trifft und einfach beschließt, ihre Freunde zurückzulassen und dort zu bleiben – ohne sich zu wundern, wie merkwürdig das Leben der Frauen eigentlich ist. Stattdessen akzeptiert sie ihre neue Realität so schnell, dass ich richtig aus der Geschichte gezogen wurde, weil ich ihr Verhalten so unrealistisch fand. (Die Zeit, die sie bis dahin mit ihren Freunden verbringt, fand ich insgesamt tatsächlich interessanter.)

Doch habe ich trotzdem weitergelesen und wurde für meine Mühen belohnt: Zunächst liest sich die Beziehung zwischen Hell und Majvie sehr süß. Aber noch besser war die Art und Weise, die Lina Frisch mit den ernsten Themen umgegangen ist, die ihr Roman enthält: Die Gewalt gegen Frauen, die Gefühle, für die diese verurteilt werden und die Frage, inwiefern eine von Frauen dominierte Gesellschaft besser oder schlechter wäre – wobei es die Twists sind, die die Geschichte so besonders machen. Ich hatte wirklich Angst, dass wir eine einseitige Sichtweise von Männern und Frauen bekommen, aber zum Glück sorgte Lina Frisch dafür, dass alle Themen gleichwertig und sensibel behandelt wurden.

Insofern ist das ein Roman, den man zu Ende lesen muss, um ihn wirklich wertschätzen zu können – was bei der recht langsamen Mitte leider nicht einfach ist, sich letztendlich aber lohnt. Man braucht nur ein wenig Durchhaltevermögen!

Die Sekunde zwischen dir und mir
400 Seiten

Nach acht Monaten der Trennung ist Robbie überglücklich, seine große Liebe Jenn wieder zurück zu haben. Sie fahren zusammen im Auto, bereit, noch mal neu anzufangen. Doch dann dreht Jenn sich zu ihm um und sagt: „Ich muss dir etwas sagen.“ Doch bevor sie sich erklären kann, kollidiert ein Lkw mit ihrem Auto – und Robbie wird unerwarteterweise in Jenns Erinnerungen geworfen. Hier hat er die Möglichkeit, herauszufinden, was Jenn ihm sagen wollte – und wie er sie retten kann. Doch zum ersten Mal kann er auch ihre Beziehung mit ihren Augen sehen, was ihm umso deutlicher macht, dass er sich ändern muss, wenn sie erhalten bleiben soll …

Dieser Roman war eine positive Überraschung für mich, weil die Handlung mich zwar sehr angesprochen hat, ich aber unsicher war, wie wohl die Umsetzung sein würde. Tatsächlich musste ich mich in die ersten fünfzig, sechzig Seiten erst einmal einlesen, weil das Springen zwischen den Erinnerungen zunächst ein wenig verwirrend war. Doch zum Glück gewöhnte ich mich schnell daran, sodass es mir danach umso leichter fiel, mich in Robbies und Jenns Geschichte fallen zu lassen. Besonders faszinierend fand ich, wie Robbie dabei stets versucht, Jenns Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, in der Hoffnung, sie so zum Aufwachen zu animieren; diese Schwebe zwischen Wirklichkeit und Fiktion hat mir sehr gefallen!

Die verschiedenen Erinnerungen waren allesamt interessant zu lesen, weil sie einen hervorragenden Überblick über die beiden Hauptcharaktere und deren Beziehung geben. Am interessantesten ist es natürlich, bezüglich Jenns Geheimnisses mitzufiebern, wobei ich hier sehr froh war, dass es tatsächlich ein überraschendes Geheimnis war, mit dem ich nicht gerechnet habe – und ich habe mit so einigem gerechnet!

Das Ende war dafür umso leichter zu erraten, aber mein persönliches Lesevergnügen wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Ich liebe solche Geschichten einfach, in dem Erinnerungen im Zentrum stehen, weil sie zeigen, dass der Weg genauso wichtig ist wie das Ziel. In diesem Fall hat mir auf jeden Fall beides gefallen!

Ich glaube, die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Nebencharaktere zwar wichtig genug sind, um in Erinnerung zu bleiben, ich aber gerne noch mehr von ihnen gelesen hätte; es ist schwer zu beschreiben, weil sie wie gesagt oft und regelmäßig genug auftauchen, ich aber trotzdem das Gefühl hatte, sie nicht so ausführlich kennengelernt zu haben, wie es möglich gewesen wäre. Allerdings ist das im Anbetracht all dessen, was mir sehr gut gefallen hat, wirklich eine kleinliche Kritik ;)

Sehr empfehlenswert für alle, die solche Geschichten genauso sehr lieben wie ich!

Café Leben
320 Seiten

Als Henrietta ihren neuen Beruf anfängt, in dem sie die Lebensgeschichte todkranker Menschen aufzeichnen soll, rechnet sie nicht damit, dass bereits ihr erster Fall sie vor eine ungeahnte Suche stellen wird. Ihre Patientin ist Annie, die nur noch wenige Wochen zu leben hat und bis dahin ihre Geschichte erzählen will - allerdings auf ihre Weise. Als Annie nebenbei erwähnt, dass ihre Schwester vor fast fünfzig Jahren mutmaßlich ertrunken ist, ahnt Henrietta, dass da mehr dahinter steckt. Sie ist entschlossen, diesen fast fünfzig Jahre alten Fall aufzuklären. Doch stellt sich das um einiges schwieriger raus als erwartet - und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, bis Annie stirbt ...

Diese Geschichte ist ruhig erzählt und trotzdem spannend, was zunächst wie ein Widerspruch klingt, aber meine Gefühle trotzdem wunderbar zusammenfasst. Ich war sehr investiert in Henriettas Recherchen, habe aber auch die vielen ruhigen Stellen (die vor allem während Annies Sichtweisen vorkamen) überraschend genossen. In diesem Buch geht es nicht nur darum, einen alten Kriminalfall zu lösen, sondern auch darum, das Leben zu genießen.

Sehr gefiel mir, wie realistisch Henriettas Suche beschrieben wurde. Sie hat aufgrund der Tatsache, dass der Fall so alt ist und sich die Polizei nicht ordentlich um ihn kümmerte, große Schwierigkeiten, Informationen zu finden, doch das hält sie nicht davon ab, weiter nach ihnen zu graben.

Die ruhigen Momente sorgen für ein recht langsames Pacing, das bestimmt nicht für jeden ist, das ich aber persönlich genossen habe. Es hat gut getan, mal kein actiongeladenes Buch zu lesen, sondern einfach mal ein schönes!

Demnach ist der Roman für genau solche Leser*innen geeignet: Diejenigen, die einfach in einer Geschichte versinken wollen, die trotz einiger dramatischer Ereignisse in der Vergangenheit der Charaktere ein schönes Gefühl beim Lesen hinterlässt. :)

Wir Töchter von Sparta
384 Seiten

Klytämnestra und Helena sind Schwestern, doch so wie bei allen anderen Frauen im antiken Griechenland erwartet man genau eins von ihnen: Gut zu heiraten und viele Kinder zu bekommen. Klytämnestra wird Agamemnons Ehefrau, während Helena nach einem Turnier an Menelaos verheiratet wird. Doch beide sind aus unterschiedlichen Gründen nicht glücklich in ihrer Ehe und versuchen, zumindest ein wenig Selbstbestimmung in ihre Leben zu bringen …

Dieser Roman hält sich recht genau an die trojanische Legende, wobei sie einen Fokus auf Klytämnestras und Helenas Sichtweise legt, die ihr eingeschränktes Leben gut beschreibt. Man kann mit beiden gut mitfühlen und mitleiden, doch bedauerlicherweise bekommen sie kaum Gelegenheit, sich „gegen die Zwänge ihres Geschlechts aufzubegehren“, wie es in der Kurzbeschreibung heißt. Ja, es gibt durchaus ein paar wenige Szenen, in denen sie ihre eigene Entscheidungen treffen, aber insgesamt stehen sie so sehr unter dem Einfluss der Männer in ihrem Leben, dass der Roman sich insgesamt sehr traurig und stellenweise frustrierend las. Vor allem die erste Hälfte, die sich größtenteils damit beschäftigt, wie Klytämnestra und Helena mit ihren Ehemännern umgehen, war recht unangenehm zu lesen. Die zweite Hälfte war in diesem Aspekt zwar besser, fokussierte sich aber weiter eher auf die Machtlosigkeit statt auf die Macht der beiden Frauen – und zwar, weil ebendiese Macht leider nicht ohne einen Mann existiert. Da es sich um eine treue Adaption der griechischen Mythologie handelt, hatte die Autorin natürlich nicht viele Möglichkeiten, daran etwas zu ändern, aber schade fand ich es dennoch, weil die Kurzbeschreibung mich hat glauben lassen, dass die beiden sehr viel mehr rebellieren würden, als sie es letztendlich taten.

Ist dieser Roman also empfehlenswert für diejenigen mit einem Interesse an der griechischen Mythologie? Durchaus, wenn man mit den richtigen Erwartungen angeht. Wer einen guten Eindruck davon haben will, wie eingeschränkt das Leben von Frauen damals war, wird ihn hier bekommen, doch wer über Frauen lesen will, die ihr Leben eigenhändig gestalten, wird eher enttäuscht sein.

A Psalm of Storms and Silence
560 Seiten

Karina ist aus der Stadt geflohen und sucht nach einem Weg, ihr Land zu retten, ohne sich selbst zu opfern. Malik ist jetzt Farid zu Diensten, merkt aber nicht, wie dieser ihn immer mehr manipuliert. Die beiden haben bereits eine Menge durchgemacht, doch sie haben noch einen langen Weg vor sich, ehe sie sich wiedersehen … und noch einen viel längeren, wenn sie auch nur eine Chance haben wollen, die Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Im zweiten und abschließenden Band findet die Geschichte von Karina und Malik ein zufriedenstellendes Ende, aber nicht bevor die beiden sich den schwersten Entscheidungen stellen müssen, mit denen sie je konfrontiert wurden. Es gab im Buch so einige Szenen, die hart zu lesen waren, weil sie die Charaktere auf eine Weise testen, die ihnen absolut alles abverlangt. Gleichzeitig haben diese Szenen gezeigt, wie vielschichtig die Charaktere sind; ihre Stärken und vor allem ihre Schwächen wurden ausführlich erforscht, wodurch sie sich wie richtige Menschen angefühlt haben. Ich konnte mich in beide sehr gut hineinversetzen und sie waren eindeutig das Highlight des Buches und der Duologie.

Die anderen Charaktere durften ebenfalls scheinen, wobei vor allem Hanane und Ife mir sehr ans Herz wuchsen; Hanane, Karinas Schwester, konnte hier endlich ihren Charakter zeigen und Ife war der erste geschlechtsneutrale Charakter, von dem ich gelesen habe, der nicht nur nebenbei vorkam, sondern sogar eine recht wichtige Rolle hatte. Schön fand ich auch, wie die geschlechtsneutralen Pronomen im Deutschen gelöst wurden, hier Lob an die Übersetzerin.

Die Handlung war sehr ergreifend und dramatisch, wobei das einzige, was mich ein wenig gestört hat, die Menge an tödlichen Situationen war, denen die Charaktere dann trotzdem unbeschadet entkommen sind. Mehr als einmal im buchstäblich letzten Moment. Obwohl ihre Rettung zwar immer geforeshadowt wurde, wünschte ich trotzdem, es hätte weniger solcher Szenen gegeben. Im Gesamtbild hat mich das wie gesagt nur ein wenig gestört, weil die Charaktere selbst mich so fesselten, aber erwähnenswert ist es trotzdem.

Insgesamt also eine sehr empfehlenswerte Duologie für diejenigen, die sehr gerne mit ihren Hauptcharakteren mitfühlen und es lieben, Charaktere mit Schwächen zu verfolgen!

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
512 Seiten

Als seine kleine Schwester von einem Dämon gefangen genommen wird, schwört Malik, alles zu tun, um sie zu retten. Daraufhin verlangt der Dämon, dass Malik Prinzessin Karina, die Tochter der Herrscherin, tötet. So unmöglich dieses Vorhaben auch scheint, ist Malik fest entschlossen, es zu tun, weshalb er sich für einen Champion des Solstasia-Turniers ausgibt - in der Hoffnung, Prinzessin Karina auf diese Weise nahe genug zu kommen. Was er nicht weiß: Ihre Mutter wurde ermordet und um sie wiedererwecken zu können, braucht Karina das Herz eines Königs. Deshalb bietet sie dem Gewinner des Turniers ihre Hand an. Doch dann lernen sich Malik und Karina näher kennen und beide bekommen Zweifel an ihrem Plan ...

"A Song of Wraiths and Ruin" ist ein wunderbarer Fantasyroman, in den eine süße Liebesgeschichte eingebaut ist, die ich sehr gut erzählt fand. Die Liebesgeschichte selbst steht allerdings nicht im Fokus, sondern die Erlebnisse von Malik und Karina während des Solstasia-Turniers. Maliks Storyline interessierte mich hierbei mehr, doch auch Karina hatte viele tolle Szenen, die mir gefielen; ohnehin waren beide großartige, dreidimensionale Charaktere, die mir schnell ans Herz wuchsen, weil sie sich so menschlich anfühlten, was es leicht machte, mich in sie hineinzuversetzen.

Das Pacing der Geschichte ist dabei vor allem am Anfang recht langsam, weil Roseanne A. Brown uns erst einmal die Charaktere und ihre Lebensumstände vorstellt, bevor der "eigentliche" Plot beginnt. Mir persönlich hat das zwar gefallen, weil ich es mag, die Charaktere erst mal kennenzulernen, doch für manche könnte das Pacing eventuell zu langsam sein.

Das Solstasia-Turnier an sich war sehr gut umgesetzt. Mir haben alle drei Prüfungen unglaublich gut gefallen, vor allem die zweite und die dritte war ein wahres Highlight. Das damit verbundene Worldbuildung wurde gut in die Geschichte integriert, sodass es leicht war, die Welt und ihre Regeln zu verstehen.

Wer charakterfokussierte Fantasy mit einer schönen Romanze und einer faszinierenden Kultur sucht, ist hier sehr gut aufgehoben, solange ihn das langsame Pacing zu Beginn nicht stört!

Der fürsorgliche Mr Cave
256 Seiten

Nachdem Antiquitätenhändler Terence Cave bereits seine Mutter und seine Ehefrau verloren hat, stirbt sein Sohn Reuben bei einem Unfall, woraufhin er fürchtet, auch noch seine Tochter Bryony zu verlieren. Entschlossen, das nicht geschehen zu lassen, stellt er immer mehr und mehr Regeln auf, um sie vor der Welt zu beschützen. Was er nicht begreift: Mit seinem Verhalten macht er alles nur noch schlimmer …

Das Buch ist geschrieben wie ein Brief, den Terence an seine Tochter Bryony schreibt, um ihr nicht nur zu gestehen, was er alles getan hat, sondern auch, um zu erklären, warum er es für notwendig hielt. Dadurch, dass er selbst Schwierigkeiten damit hat, einzusehen, dass er zu weit geht, war das sehr faszinierend, weil Matt Haig einen dadurch ermuntert, selbst über Terences Verhalten zu entscheiden.

Zumindest am Anfang habe ich versucht, ihn zu verstehen – der Verlust eines Kindes ist schließlich alles andere als leicht zu verarbeiten –, aber sehr schnell war klar, dass Reubens Tod keine Entschuldigung für all das ist, was er im Lauf des Romans tut. Was hier besonders verstörend – und herzzerbrechend – war, waren die Halluzinationen von Reuben, die Terence regelmäßig bekommt und in denen er sich einbildet, Reubens Geist würde in ihn fahren und ihn zu seinen Taten zwingen.

Tatsächlich habe ich mir gerade deshalb ein Ende für ihn gewünscht, in dem ihm geholfen wird, seine Probleme zu überwinden, während ich gleichzeitig längst wusste, dass sie viel zu groß und extrem waren, um überwunden zu werden. Während des Lesens erlebte ich mehrere Schockmomente, entsetzt davon, wie weit Terence zu gehen bereit war, um Bryony zu „beschützen“. Es war, als würde man einer Zündschnur beim Abbrennen zusehen, bis die Bombe schließlich explodiert.

Insgesamt handelte es sich um ein sehr intensives Leseerlebnis, das mich zum Nachdenken angeregt hat – auch wenn die Thematik definitiv nicht für jeden geeignet ist.

Die Zeitspringerin
352 Seiten

Faye hat nur zwei physische Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter: Einen alten Karton, und ein Bild davon, wie sie als Kind hineinstieg. Als sie den Karton eines Tages auf ihrem Dachboden entdeckt, steigt sie spontan hinein – und fällt hindurch in die Vergangenheit, als sie selbst sechs Jahre alt und ihre Mutter noch am Leben war. Plötzlich bietet sich ihr nicht nur die Möglichkeit, ihre Mutter als Mensch kennenzulernen, sondern auch, herauszufinden, wie sie damals ums Leben kam …

Helen Fisher hat einen sehr flüssigen, hübschen Stil, der es leicht macht, die Geschichte in kurzer Zeit zu lesen. Die Beziehung zwischen Faye und ihrer Mutter ist dabei natürlich ein besonderes Highlight; ihre Interaktionen sind sehr intensiv beschrieben und haben ein melancholisches Gefühl in mir geweckt, weil die Autorin es wunderbar schafft, Fayes Gefühle den Lesern nahe zu bringen. Aus diesem Grund gehörten die Kapitel, die während der Vergangenheit spielten, zu meinen liebsten.

Aber auch die Gegenwart wartet mit sympathischen Figuren auf, speziell Fayes Ehemann Eddie und ihr bester Freund Louis. Beide sind mir im Lauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Zwar gibt es noch andere Charaktere, die durch ihre Liebenswürdigkeit hervorgestochen sind, aber Eddie und Louis waren durch ihre Screentime noch mal etwas Besonderes.

Die Regeln der Zeitreise folgen hierbei interessanterweise der „Stable Time Loop“, also der Annahme, das man nichts ändern kann, sondern alles, was man in der Vergangenheit tut, längst geschehen ist. Das Ende des Romans hat die Geschichte in diesem Sinne perfekt abgeschlossen, aber dafür ihre Botschaft (Loslassen und die Vergangenheit akzeptieren) nicht so gut umgesetzt, wie ich es gehofft hatte. Ich kann hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, aber ein melancholischeres Ende hätte mir persönlich besser gefallen.

Zuletzt ist es erwähnenswert, dass es auch viele Diskussionen über Gott und seine Existenz gibt, weil Eddie, Fayes Ehemann, angehender Pfarrer ist, sie selbst aber nicht an Gott glaubt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Atheisten diese Diskussionen bewerten würden; mich persönlich haben sie nicht gestört, doch kann ich nicht beurteilen, ob das anderen Lesern genauso ginge.

Letztendlich hat mir die Geschichte trotz ein, zwei kleinerer Schwächen sehr gut gefallen; wer Zeitreisen und vor allem eine gute Mutter-Tochter-Beziehung mag, findet hier eine wunderschön geschriebene Geschichte, die davon abgesehen noch ein wenig mehr zu bieten hat. :)

No Place For Us
384 Seiten

Als die Schauspielerin Jane zufällig in Ivys Blumenladen läuft, ist es um beide geschehen: Sie sind sofort voneinander fasziniert und wollen sich unbedingt wiedersehen. Das gestaltet sich allerdings als schwieriger als erwartet, weil eine Beziehung, vor allem eine mit einer Frau, Janes aufblühender Karriere schaden könnte. Ivy ist zwar bereit, sich auf die Geheimhaltung einzulassen, aber leicht fällt ihr das nicht – vor allem, als Janes Manager darauf besteht, ihre freundschaftliche Beziehung zu ihrem Schauspielerkollegen als romantisch darzustellen, während Ivys Blumenladen um seine Existenz kämpft …

Zugegeben fiel es mir am Anfang schwer, mich auf die Beziehung zwischen Ivy und Jane einzulassen, weil sie wahnsinnig schnell vorankommt und dadurch zunächst unglaubwürdig wirkt. Das ändert sich glücklicherweise, als die beiden einen Kurztrip nach London unternehmen, der es perfekt geschafft hat, ihre Verbindung auf glaubwürdige, süße Weise zu präsentieren. Ihre Charaktere an sich sind wunderbar sympathisch, sodass man gerne mit beiden mitfiebert – sowohl bei der Romanze als auch bei ihren eigenen Handlungssträngen.

Die Nebencharaktere verdienen eine eigene Erwähnung, weil speziell die Gruppe um Ivy (ihre Mitbewohner Parker, Matteo, Joon, Luke und Jackson, die beiden letzteren waren hierbei die Hauptcharaktere aus „Maybe Not Tonight“) einfach großartig war und mir schnell ans Herz gewachsen ist. Auch hier mochte ich, wie die einzelnen Handlungsstränge der Figuren in die Geschichte eingebaut und schließlich aufgelöst wurden. Bei Janes Gruppe mochte ich ihre Schwester Lucia und ihren Schauspielkollegen Nick sehr gern, hätte mir aber gerne noch mehr Screentime von ihnen gewünscht.

Insgesamt also eine sehr süße Liebesgeschichte, die davon abgesehen noch so einiges mehr zu bieten hat und mir sehr viel Spaß machte. Meine einzige Kritik? Ich hätte gerne noch mehr Infos zu der fiktiven Netflix-Serie, in der Jane mitspielt, erfahren ;-) (Ernsthaft, ich war sehr interessiert daran und fand es ein wenig schade, dass wir die meisten Informationen nur am Anfang bekommen und gar nichts vom Ende erfahren haben!)

So oder so hoffe ich, in Zukunft noch mehr schöne Liebesgeschichten von Alicia Zett zu lesen :)

Das Leben der Heiligen
144 Seiten

"Das Leben der Heiligen" ist nach "Die Sprache der Dornen" bereits der zweite Sonderband, der die Welt des Grishaverse expandiert. Das fragliche Buch wurde von Alina Starkov sowohl in ihrer Trilogie als auch in der Netflix-Verfilmung "Shadow and Bone - Legenden der Grisha" gelesen. Nun bekommen auch wir seinen Inhalt zu Gesicht.

Beim Blick auf den Preis musste ich erst mal schlucken - das Buch hat unter 150 Seiten, kostet aber mehr als ein fast 600 Seiten langer Band der Krähen-Duologie. Glücklicherweise erklärt sich diese Diskrepanz schnell, sobald man das Buch aufschlägt, den neben den kurz beschriebenen Leben der Heiligen gibt es jeweils ein wunderschönes, farbiges Bild dazu, das den Heiligen bzw. die Heilige in einem wichtigen Moment seines/ihres Lebens darstellt. Jedes einzelne dieser 28 Illustrationen war ein kleines Kunstwerk für sich und nach dem Lesen habe ich sie mir alle noch mal angeschaut. Sie entschuldigen den teuren Preis vielleicht nicht vollkommen, machen ihn aber verständlicher.

Und dann sind da natürlich die Erzählungen über die Heiligen selbst. In der Regel schildert Leigh Bardugo, wie jemand zu einer Heiligen bzw. einem Heiligen wurde, erzählt aber auch ab und an die Geschichte der Person(en), die sich in ihrer Not an sie oder ihn wandten. Natürlich sind auch bekannte Namen wie Alina oder Yuri dabei, die ihren Auftritt in der "Shadow and Bone"-Trilogie hatten.

Müsste ich meine Lieblingsheiligen auswählen, fiele meine Wahl - nach einigem Überlegen - auf Sankta Anastasia (die ihr Blut zur Heilung spendete), Sankt Nikolai (der einzige Überlebende eines Schiffes), Sankt Emerens (der Ratten vom Getreide fernhielt), Sankt Valentin (der half, den Mord an einer Braut aufzudecken), Sankt Petyr (der sich opferte, um einen Dämon zu besiegen), Sankt Lukin (der selbst nach seinem Tod unermüdlich Ratschläge gab) und Sankt Dimitri (der bis zu seinem Tod treu an die Heiligen betete).

Das soll natürlich nicht heißen, dass die anderen Heiligen schlechter waren, mich haben schlicht die jeweiligen Erzählungen meiner Lieblingsheiligen am meisten beeindruckt. Das Schöne hierbei ist, dass wohl jeder seine eigene Liste von Lieblingsheiligen hat, weil sie alle ein abenteuerliches Leben und vor allem einen abenteuerlichen Tod hatten. Würde man mich nächste Woche fragen, sähe meine Liste vermutlich leicht anders aus, so schwer fiel es mir, mich für nur sieben Heilige zu entscheiden.

Insgesamt würde ich das Buch trotzdem nur Hardcore-Fans des Grishaverse empfehlen, die gerne noch mehr Infos dazu bekommen wollen. Ohne das Wissen, das in den Hauptbüchern gesammelt wurde, stelle ich mir die Lektüre recht schwer vor; ist man aber wie ich ein großer Fan von der Welt, die Leigh Bardugo geschaffen hat, darf man sich auf eine kurzweilige Lektüre freuen, die das Lesen der Hauptbücher sicher bereichern wird!

Kate in Waiting
352 Seiten

Kate und Anderson sind beste Freunde und lieben es, alles miteinander zu teilen - einschließlich ihre Schwärmereien. Als dann aber ihre Camp-Bekanntschaft Matt Olsson die Bühne betritt, wird ihre Freundschaft auf eine ernsthafte Probe gestellt - denn beide sind Hals über Kopf in ihn verliebt ...

Die Freundschaft zwischen Kate und Anderson ist definitiv das Highlight des Buches. Sie stehen sich näher als so manch andere Freunde, müssen aber lernen, dass es okay ist, nicht absolut alles miteinander zu teilen. Ihr Schwarm Matt war recht sympathisch, aber mein Herz hat letztendlich Noah erorbert - er gehört zu den "Arschlochtypen", mit denen Kate eigentlich nichts zu tun haben will, den sie aber durch eine Verkettung (un)glücklicher Umstände nach und nach besser kennenlernt.

Wenn das hier jetzt sehr vorhersehbar klingt, ist es das auch - ich wusste schon sehr früh, wie das Buch ausgehen würde und ich behielt recht damit. Aber ich finde, um die Auflösung geht es gar nicht so stark, sondern um die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander, die einfach wunderbar beschrieben waren.

Schön auch, dass es von L bis G bis B bis T viel Repräsentation unter den Nebencharakteren gibt - und noch schöner, dass es eher so nebenbei gehandhabt wird, als kleine Extrainfo, aber nicht mehr. Genauso sollte LGBTQ-Repräsentation meiner Meinung nach nämlich sein: Als normal betrachtet!

Wer sich von offensichtlichen Enden nicht abschrecken lässt und über eine charmante, einzigartige Freundschaft lesen will, ist hier bestens bedient!

The Comfort Book - Gedanken, die mir Hoffnung machen
256 Seiten

"The Comfort Book" ist ein sehr kurzweiliges Buch. Ich habe ungefähr zwei Stunden gebraucht, um es zu lesen, weil es aus sehr kurzen (oft nur aus ein paar Zeilen bestehenden) Kapiteln besteht, die Matt Haigs Weisheiten, Lieblingszitate und Erfahrungsberichte kurz und prägnant schildern - insgesamt alle Gedanken, die ihm auf die eine oder andere Weise Hoffnung gemacht haben.

Trotz der Kürze war es ein sehr intensives Leseerlebnis. Während ich Matt Haigs Ratschlägen nicht immer zugestimmt habe (vor allem der "Sei du selbst"-Ratschlag ist einer, mit dem ich nicht so viel anfangen kann und den ich persönlich lieber durch "Sei die beste Version deiner Selbst" ersetze), hat es mir insgesamt tatsächlich erstaunlich viel Trost gegeben, seine Gedanken zu lesen.

Das liegt teils an seinem wunderschönen Schreibstil, teils daran, dass ich mich mit einigen Dingen gut identifizieren konnte. Für mich war dieses Buch eine angenehme Lektüre und ist meiner Meinung nach perfekt dafür geeignet, es einfach irgendwo aufzuschlagen, um dort einen Gedanken zu lesen, den man durch den Tag trägt.

Aus diesem Grund empfehle ich, das Buch langsam zu lesen, vielleicht tatsächlich nur einen Gedanken pro Tag. So kann sich seine Wirkung am besten entfalten und jedem Leser und jeder Leserin ein tröstender Begleiter sein!

Rule of Wolves
574 Seiten

Nach den Ereignissen in "King of Scars" müssen Nikolai, Nina und Zoya neue Probleme überwinden. Nikolais Legitimität als Zar wird angezweifelt und ein Krieg mit den Fjerdan und den Shu scheint unausweichlich, wenn er nicht die richtigen Entscheidungen trifft. Zoya unterstützt ihn dabei, kämpft aber auch mit ihren Gefühlen für Nikolai, die angesichts seiner kommenden Heirat mit der Shu-Prinzessin zum Scheitern verurteilt sind. Nina derweil versucht zusammen mit Hanne, dem Prinz von Fjerdan nahe zu kommen, um ihn auf ihre Seite zu ziehen und so endlich Frieden für die Grisha zu bringen, wobei sowohl Nina als auch Hanne aufpassen müssen, dass ihre eigenen Geheimnisse nicht herauskommen. Und dann gibt es da noch den Dunklen, dessen Rückkehr alles niederzumähen droht, was die Charaktere bisher aufgebaut haben ...

Obwohl sich diese Duologie um Nikolai dreht, war seine Geschichte "nur" die Zweitinteressanteste für mich. Ninas Geschichte und Probleme haben mich hier mehr gefesselt und ich habe mich immer am meisten gefreut, ihre Kapitel zu lesen. Nikolais Geschichte war wie gesagt am zweitinteressantesten, während die übrigen Sichtweisen - hauptsächlich Mayu und der Mönch, die in der zweiten Hälfte zur Sprache kommen, aber teils auch Zoya - mich nicht ganz so sehr packten.

Was das Ende betrifft, gefielen mir die Enden für Nina und Nikolai sehr gut, aber Zoya erhielt meiner Meinung nach zu viele positive Attribute - am Ende hätte sie genauso gut eine Superheldin sein können, so übermäßig mächtig kam sie mir vor. Das Ende an sich lässt zudem Raum für mehr; es ist relativ klar, dass es danach noch weitergehen wird. Worauf ich mich persönlich freue, weil ich gerade im Bezug auf Ninas Storyline darauf brenne, zu erfahren, wie sie mit ihrer neuen Situation umgeht.

Insgesamt ein guter Abschluss der Nikolai-Duologie, der zwar ein paar Macken hat, aber Lust auf mehr macht. Meine einzige Sorge besteht darin, dass Leigh Bardugo zu viel Vorwissen verlangen könnte - bereits für diesen Roman ist es zwingend notwendig, neben "King of Scars" die Alina-Trilogie und die Krähen-Duologie zu lesen, weshalb ich hoffe, dass sie es schafft, eine Fortsetzung auch für Neulinge verständlich zu machen.

Norman Foremans Weg zum Ruhm
352 Seiten

Eigentlich wollten Norman und Jax später zusammen als Comedy-Duo arbeiten. Aber dann stirbt Jax und lässt Norman allein zurück. Trotzdem ist Norman fest entschlossen, ihren gemeinsamen Traum zu erfüllen - und dabei seinen Vater zu finden, dessen Identität seine Mutter auf vier Männer einschränken kann. Zusammen mit Leonard, einem hilfsbereiten Rentner, machen sie sich auf einen Roadtrip, um sowohl Normans Humor für einen kommenden Auftritt zu üben als auch seine potentiellen Väter aufzusuchen ...

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Die Grundidee fand ich gut und auch passabel umgesetzt (nur der "Roadtrip"-Aspekt hätte meiner Meinung nach stärker hervorgehoben werden sollen). Der Schreibstil war ansprechend, die Charaktere sympathisch. Die Handlung war okay, der Humor gut. Und vielleicht liegt genau da das Problem:

Alles befand sich auf einem "gut/okay"-Level. Weder auf positive noch auf negative Weise fand ich etwas, das sich hervorgehoben hätte. Was einerseits durchaus gut ist, weil es nichts gab, was ich schlecht gefunden hätte - aber eben auch nichts, von dem ich sagen würde, dass es absolut spitzenmäßig war.

Insofern fällt es mir schwer, eine vernünftige Bewertung abzugeben, weil ich das Buch auch nicht als mittelmäßig bezeichnen würde. Es ist kein Buch, das man absolut gelesen haben muss, aber ich bereue es auch nicht, es gelesen zu haben. Ich glaube, noch nie fiel mir so schwer, einzuschätzen, was ich von einem Buch halte.

Von daher kann man sich natürlich eine eigene Meinung bilden, indem man es selbst liest ;) Insgesamt war es schlicht und ergreifend in Ordnung - nicht mehr und nicht weniger.