- His Face Is The Sun
- Michelle J. Corpora
- Karibu
- Fantasy
- Ägypten
- Abenteuer
- Rebellion
- Suche
- Intrigen
- Tod
- Spannung
Im Reich Khetara werden die Spannungen immer größer. Der alte Pharao siecht an einer Krankheit dahin, und seine siebzehnjährigen Drillinge haben ebenfalls ihre eigenen Probleme; wie Sita, die von einer Romanze mit einer Leibwache träumt, obwohl sie weiß, dass das unmöglich ist. Außerhalb des Palastes sind die Probleme schon größer: Die junge Neff träumt regelmäßig von einer Vision, was schließlich dazu führt, dass sie bei zu einer Priesterin ausgebildet wird und dabei Kenna, den jüngsten Drilling, kennenlernt. Rai, die regelmäßig an Straßenkämpfen teilnimmt, bekommt dagegen eines Tages den Ansporn, sich einer Rebellengruppe anzuschließen, die sich gegen den Pharao stellt. Und Karim, ein Grabräuber, lässt bei einem Einsatz etwas Finsteres frei, was ihn zur Flucht antreibt – auf der Suche nach denjenigen, die ihm sagen können, wie man es aufhalten kann …
Obwohl das Buch „His Face Is The Sun“ heißt, ist derjenige, nach dem das Buch benannt ist – der älteste Drilling Meri – nur eine wichtige Nebenfigur, die in Sitas Sichtweise ab und an vorkommt. Das hat mich sehr überrascht, denn der Prolog, der die Kinder sehr deutlich nach den drei Teilen der Trilogie benennt, suggeriert, dass es in jedem Teil hauptsächlich um den jeweiligen Drilling gehen wird – aber dem ist nicht der Fall. Zwar bringt Meri die Handlung voran und ist für sie unverzichtbar, aber wir lernen ihn kaum kennen, was ich sehr schade fand. Durch Sitas Augen wirkte er recht eindimensional und ich hätte es sehr viel besser gefunden, hätte er entweder eine eigene Sichtweise oder eine enge Verbindung zu den vier Protagonisten gehabt, um seine Tiefe zu zeigen. So, wie es jetzt ist, wundere ich mich eher, warum das Buch nach ihm benannt wurde!
Die eigentlichen Protagonisten und ihre Handlungsstränge sind dafür einnehmend. Am Anfang mochte ich Sita nicht, weil sie sich nur um Liebe und unwichtige Probleme scherte, die im Gegensatz zu den Problemen der anderen nichtig schienen; aber ihre Charakterentwicklung hat mir am besten gefallen und am Ende wurde sie sogar zu meinem Liebling. Die Art und Weise, wie sie zu ihren Fehlern steht und daraus lernt, war sehr zufriedenstellend zu lesen.
Rai ist allein dadurch sympathisch, dass sie sich für andere einsetzt, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, selbst wenn diese zu ihrem eigenen Nachteil sind. Neff war allgemein freundlich und unschuldig und ihre Freundschaft zu Kenna mochte ich von allen Charakterbeziehungen am meisten; Karim währenddessen war als Charakter zwar in Ordnung, aber sein Handlungsstrang war für längere Zeit eher ziellos, was die anderen Protagonistinnen interessanter für mich gemacht hat.
Allerdings fand ich es sehr schade, dass es kaum Verbindungen zwischen den Handlungssträngen gab; ab und zu tauchen die Charaktere zwar bei anderen Sichtcharakteren auf, verschwinden in der Regel dann aber auch wieder, sodass der Fokus sehr stark auf den einzelnen Protagonisten liegt. Dadurch entwickelte sich die Handlung in der ersten Hälfte recht langsam, weil zunächst vier Ausgangssituationen ausführlich beschrieben wurden, bevor die Charaktere ihre eigentliche Handlung starten. Gerade, weil die Kapitel recht lang sind und es so dauern kann, bis man andere Charaktere wiedersieht, hätte es der Handlung sehr geholfen, wären die einzelnen Stränge enger miteinander verwoben gewesen. Aus diesem Grund gefiel mir die zweite Hälfte der Handlung mehr; nicht nur haben wir hier sogar ein paar Verbindungen, sondern vor allem die nötige Spannung, die in der ersten Hälfte ein wenig gefehlt hat.
Wichtig finde ich es zu erwähnen, dass in dem Buch recht viel Tod und Grausamkeit vorkommt. Offiziell wird es ab vierzehn Jahren empfohlen, doch ich persönlich würde das Alter aufgrund gewisser grausamer Szenen eher auf ab sechzehn setzen; ich war auf jeden Fall stellenweise recht schockiert von gewissen Handlungsentwicklungen!
Trotz erwähnter Schwächen hat mir das Buch gut gefallen und es eignet sich vor allem für diejenigen, die gerne verschiedene Sichtweisen und Handlungssträngen in ihren Fantasyromanen lesen. Zudem spielen Romanzen letztendlich nur eine sehr kleine Rolle, weshalb es sich auch für diejenigen eignen, die tatsächlich Fantasy lesen wollen und keine Fantasyromanze. Das Worldbuilding war auf jeden Fall gut umgesetzt und ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil weitergeht!
- Die Gesellschaft für
- magische Objekte
- Gareth Brown
- Heyne
- Belletristik
- Fantasy
- Spannung
- Verfolgungsjagd
- Magie
- Gefahr
- Drama
Magda Sparks ist Mitglied der Gesellschaft für magische Objekte, die sich der Aufgabe verschrieben hat, ebenjene magischen Objekte aufzuspüren und sicher zu verwahren. Nach mehreren Jahren, in denen kein Objekt gefunden wurde, bekommt die Gesellschaft eine Nachricht von James Wei aus Hongkong, der vermutet, eines zu besitzen. Magda baut schnell eine Verbindung zum sympathischen James auf, bekommt jedoch nicht die Zeit, es zu genießen, weil ein Auftragsmörder ihr auf den Fersen ist. Knapp schafft sie es, zu entkommen und muss sich bald fragen, ob alles, was sie über die Gesellschaft wusste, eine Lüge war, denn der Vorsitzende Frank Simpson verbirgt mehr Geheimnisse, als sie ahnte. Gleichzeitig ist der Auftragsmörder Owen Maddox immer noch hinter ihr her, und er ist noch nicht einmal die größte Gefahr, vor der sie sich in Acht nehmen muss …
„Das Buch der tausend Türen“ ist eines meiner persönlichen Lieblingsbücher und auch, wenn „Die Gesellschaft für magische Objekte“ schlichter gestaltet ist, bietet es immer noch ein spannendes Leseerlebnis, das mich sehr gut unterhalten hat.
„Spannend“ ist wirklich ein gutes Stichwort: Über den ganzen Roman hinweg erleben wir eine große Verfolgungsjagd, bei der wir auch die Gegenseite und allgemein verschiedene Sichtweisen erleben, was das Lesen noch spannender gemacht hat. Der Cast ist sehr klein, wodurch es leicht war, den Überblick über die Charaktere zu behalten und mit ihnen mitzufiebern. Wobei ich faszinierenderweise die Antagonisten am interessantesten fand.
Owen ist eher der „klassische“ Antagonist, bedrohlich mit seiner Waffe und seinem Auftreten, ohne sich um die Menschen, die er tötet, zu scheren. Tiefgründige Antagonisten haben natürlich ihre Vorteile, aber schlichte wie Owen machen einfach Spaß und ich mochte die konstante Gefahr, die von ihm ausging. Doch der zweite Antagonist war ungemein faszinierender. Es ist schwer, hier nicht zu viel zu verraten, aber gerade aufgrund seiner Naivität war er umso furchterregender und ich hatte buchstäblich Gänsehaut, während ich seine Szenen las, weil er so unberechenbar war. Es ist recht leicht, zu erraten, warum er so ist, wie er ist, aber das hat seiner ganz eigenen Bedrohlichkeit keinen Abbruch getan. Gleichzeitig hat er eine unerwartete Tiefe, die mich positiv überraschte. Gareth Brown schafft es wirklich wunderbar, fantastische Antagonisten zu erschaffen!
Im Gegensatz dazu stechen die Protagonisten nicht ganz so hervor, waren aber immer noch sympathisch. Frank hatte wohl am meisten Tiefe, während James mit Abstand der sympathischste war, Will der nachvollziehbarste und Henry die unterhaltsamste. Magda selbst war mir zuweilen etwas zu hilflos, aber ich mochte es, wie ihre Leidenschaft als Autorin dadurch gezeigt wurde, dass verschiedene Momente im Roman sie zu möglichen Buchszenen inspirierten. Ihre Romanze mit James ist ebenfalls sehr süß gemacht.
Was mich im Nachhinein sehr überraschte, war, wie die magischen Objekte in der Handlung eingewoben waren. Natürlich spielen sie eine wichtige Rolle und kommen konstant zum Einsatz, aber es gibt vergleichsweise wenige von ihnen; im „Buch der tausend Türen“ gab es sehr viele magische Bücher, die ihre kreativen Anwendungsweisen gut zeigten, während hier in der „Gesellschaft für magische Objekte“ der Fokus auf wenige Objekte gelegt wird, die dafür umso öfter benutzt werden. Das ist weder eine Kritik noch ein Lob, sondern schlicht eine Beobachtung; beide Anwendungen (viel Fokus auf wenige Objekte und wenig Fokus auf viele Objekte) haben ihre Vor- und Nachteile, und beides kam hier im Roman zur Geltung.
Viele der Twists sind nicht allzu überraschend, aber dadurch, dass die Handlung selbst so spannend ist, machte mir das nichts aus. Dieser Roman ist schlicht ergreifend eine fesselnde Lektüre, die sich schnell liest und uns Leser:innen ordentlich auf Trab hält!
- Die Buchhandlung
- der Erinnerungen
- Yu-Jeong Song
- Ullstein
- Belletristik
- Zeitreise
- Trauer
- Trauerverarbeitung
- Familie
- Mutter
- Krankheit
- Hoffnung
- Wohlfühlbuch
Sieben Jahre ist es schon her, seit Jiwons Mutter gestorben ist, doch noch immer quält sie sich mit ihrem Tod, überzeugt davon, dass sie ihn hätte verhindern können. Als sie während eines Regenschauers in einer Buchhandlung Zuflucht sucht, bekommt sie genau diese Gelegenheit: Denn hier, in der Buchhandlung der Erinnerungen, kann Jiwon drei Mal in der Zeit zurückreisen, um versuchen, etwas zu ändern. Jedoch hat sie nur jeweils drei Stunden Zeit und gelingt es ihr nicht, eine Veränderung herbeizuführen, verliert sie dafür ihre eigene Lebenszeit …
Dieser Roman ist unglaublich angenehm zu lesen, der Schreibstil der Autorin sehr flüssig und sehr schön. Dadurch, dass auch die Kapitel eine gute Länge haben, war ich im Nu mit der Lektüre durch – vielleicht sogar zu schnell, denn im Nachhinein wünschte ich mir, ich hätte mir mehr Zeit gelassen, um diese Geschichte zu genießen!
Die drei Zeitreisen, die Jiwon unternimmt, haben mir natürlich am meisten gefallen. Speziell die ersten zwei verraten ihr viel über ihre Mutter und auch über sich selbst, und rücken die Ereignisse, die schließlich zum Tod der Mutter führten, in ein leicht anderes Licht. Hier muss ich erwähnen, dass das Buch definitiv auch traurige Aspekte thematisiert – denn dadurch, dass die Mutter an Krebs erkrankt und einen jahrelangen Todeskampf mit ihm ausfechtet, gibt es ein paar Szenen und Sätze, die verständlicherweise bedrückend sind. Meiner Meinung nach hat die Autorin es wunderbar geschafft, nicht zu deprimierend zu werden, aber natürlich kommen diese Themen trotzdem vor.
Natürlich ist das Ende vorhersehbar (tatsächlich habe ich mich gewundert, warum Jiwon überhaupt eine dritte Reise antrat, weil bereits nach der zweiten alles klar war), aber darum nicht weniger schön. Interessanterweise meint die Autorin in ihrem Nachwort, dass das Buch nicht dazu dient, Heilung und Trost zu spenden, weil sie sich für diese Aufgabe noch nicht reif fühlt, aber genau das hat sie durch ihre Lektüre getan. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen und fühlte mich am Ende hoffnungsfroh.
Das einzige, von dem ich mir ein bisschen mehr erhoffte, waren die offenen Fragen. Mal davon abgesehen, dass mir am Ende beispielsweise nicht klar war, wie genau Jiwon ihrem scheinbaren Schicksal entkommen ist, hätte ich gerne noch mehr Informationen zur Buchhandlung selbst und zur Managerin gehabt. Es gibt zwar ein bisschen Worldbuilding, was die verschiedenen Arten der Erinnerungen anbelangt, aber ich vermisste eine Hintergrundgeschichte zur Managerin und Beispiele anderer Vergangenheiten, die erfolgreich geändert wurden (oder auch nicht). Das habe ich als verpasste Gelegenheit empfunden, weil der Buchhandlung der Erinnerungen dadurch noch mehr Tiefe hätte gegeben werden können.
Bis auf dieses Manko haben wir aber immer noch eine wunderschöne, überraschend wohltuende Geschichte, die mein Herz berührt hat!
- Secret of Secrets
- Dan Brown
- Bastei Lübbe
- Thriller
- Wissenschaft
- Bewusstsein
- Spannung
- Verschwinden
- Verfolgungsjagd
- Golem
- Prag
Robert Langdon begleitet seine Partnerin und Wissenschaftlerin Katherine Solomon nach Prag, wo sie einen Vortrag über ihr baldig erscheinendes Buch über das menschliche Bewusstsein hält. Dieses Buch, kündigt sie an, wird Erkenntnisse enthalten, die unser bisheriges Wissen komplett auf den Kopf stellen. Selbst Skeptiker wie die Professorin Brigita Gessner sind gespannt darauf, worum es sich dabei handelt. Als Katherine kurz darauf zu Gessners Labor geht, verschwinden beide spurlos – und das Manuskript mit ihr, das zudem von sämtlichen Servern gelöscht wird. Irgendjemand hat in Katherines Buch etwas entdeckt, das sie zur Zielscheibe macht – und Robert muss nicht nur herausfinden, was das ist, sondern auch, wo Katherine sich befindet …
Dieses Buch ist mein erster Dan Brown, aber wahrscheinlich nicht mein letzter, denn er hat mich wirklich wunderbar unterhalten! Es gibt nur wenige Autor:innen, die es über achthundert Seiten hinweg schaffen, mein Interesse konstant zu halten, doch zu meiner Verblüffung ist es Dan Brown gelungen. Nicht nur ist die Spannung stets hoch, teils auch durch die Sichtwechsel, auch die Menge an Informationen, die er uns Leser:innen liefert, fand ich ungemein faszinierend.
Mir ist bewusst, dass Dan Brown in seinen vorherigen Werken Informationen als Tatsachen darstellte, die schlicht ergreifend nicht stimmen, selbst wenn sie teilweise auf der Realität beruhen. Auch hier hat er sicher Wahrheiten eingebaut, die er ein wenig verbogen hat. Mir als Laie ist zumindest eine Falschinformation aufgefallen: Roberts Behauptung, ein mittelalterliches Buch könne nicht innerhalb von vierzig Jahren von einer Person geschrieben worden sein, weil die Lebenserwartung damals dreißig Jahre betrug. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, den ich nicht erwartet hatte, aus dem Mund eines fiktionalen Professors zu lesen, doch muss ich zugegeben, dass alle anderen Informationen dafür sehr glaubwürdig klangen – und es vermutlich zumindest teilweise auch sind.
So oder so muss ich Dan Brown dafür loben, mit den wissenschaftlichen Aspekten in seinem Buch so umgegangen zu sein, dass sie überzeugend wirken. Selbst die Sci-Fi-Elemente, die gegen Ende auftauchen, wirken nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern überraschend realistisch. Und ich glaube, das hat mir auch so gut gefallen: Die Fülle an Informationen, die ich in mich einsaugte, weil sie unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt in unserer Welt immer noch interessant im Kontext von Robert Langdons Universum waren. Zusammengefasst fand ich, dass die Handlung eine sehr gelungene Mischung aus Spannung und Information war, und sehr gut ausbalanciert, sodass ich von beiden immer mehr haben wollte und auch bekam.
Es hat mir auch sehr gefallen, neben Roberts Sichtweise auch die anderer Charaktere mitzubekommen (der Golem, der Lektor Faukman, die Assistentin Sascha, die US-Botschafterin Nagel, und noch einige mehr), weil sie der Geschichte nicht nur eine zusätzliche Spannungsebene gaben, sondern auch für zufriedenstellende Verbindungen zwischen den Handlungssträngen und Charakteren sorgten. Gut hierbei ist, dass all diese Charaktere nicht auf einmal eingeführt werden, sondern nach und nach, sodass ich nie mit ihnen durcheinanderkam und schnell in die jeweilige Sichtweise fand.
Gegen Ende bekommen wir einen unerwarteten Twist, der die Ereignisse des Romans in ein komplett anderes Licht rückt und der mir sehr gefallen hat. Zwar fand ich das Ende selbst, das sich nach dem explosiven Finale abspielte, ein wenig ZU langgezogen (tatsächlich die wohl einzige Stelle, die ich als langsam empfand), aber dafür sorgte es für zufriedenstellende Antworten, die mir ebenfalls willkommen waren.
Wer einen spannenden, unterhaltsamen Thriller lesen möchte, wird diesen hier bekommen, nur bei den Informationen sollte man am besten eine gesunde Skepsis behalten und sich daran erinnern, dass diese wahrscheinlich nur für die Geschichte gelten. Doch so oder so war ich positiv beeindruckt von diesem Roman, der mich mühelos am Ball gehalten hat!
- Wenn du es heimlich
- machen willst
- musst du die
- Schafe töten
- Anna Maschik
- Luchterhand
- Belletristik
- Familiengeschichte
- Momentaufnahmen
- Magischer Realismus
- Schreibstil
Die Urgroßmutter Henrike, die Schafe aufschneidet und ihren Mann während des Geburtstags des Kaisers kennenlernt. Die Großmutter Hilde, die den Krieg mit erhobenen Armen begrüßt, dann aber nie wieder etwas über ihn erzählt. Die Mutter Miriam, die sich der Studentenrevolution anschließt und in späteren Jahren in Depressionen versinkt. Und Alma, die die Familiengeschichte aufdröseln will, vom Großonkel Benedikt, der die ersten fünfzehn Jahre schläft, über ihren Onkel David, der komplett aus Holz besteht, und den Menschen, die sie über die Jahre und Jahrzehnte begleiten …
Ich habe das Buch bereits vorab lesen dürfen (hier meine erste Rezension), wollte es jedoch unbedingt noch einmal lesen, um die Szenen, Stilmittel und die Magie, die in ihnen liegt, noch mehr wertschätzen zu können. Ich bin immer noch beeindruckt von Anna Maschiks Schreibstil und der Art und Weise, wie sie mit wenigen Worten ganze Bilder und Geschichten erschuf, wie sie sogar ohne Worte einen bleibenden Eindruck hinterließ. Ich liebe es, wie diese Familiengeschichte in Momentaufnahmen erzählt wurde, die sich mir schon seit Monaten ins Gedächtnis brannten und mit der Erfrischung der Lektüre sogar noch mehr.
Dieses Mal habe ich mir auch einen kleinen Stammbaum erstellt, um den Überblick über die Familienmitglieder zu behalten, was tatsächlich sehr geholfen hat. Henrike, Hilde, Miriam und Alma sind die Protagonistinnen, doch auch die Männer der Familie bekommen denkwürdige Rollen, wobei mir sowohl Benedikt als auch David sehr gefielen.
Noch mehr als beim ersten Mal empfand ich die Szenen, die als magischer Realismus interpretiert werden können, als Szenen, die man realistisch interpretieren soll – nur, auf welche Weise, bleibt den jeweiligen Leser:innen überlassen. Es machte mir sehr großen Spaß, mir zu überlegen, wofür gewisse Bilder wohl stehen.
Neben den Szenen, die eine wichtige Wiederholung der Familiengeschichte zeigten, mochte ich besonders diejenigen, die nicht aus klassischem Erzähltext, sondern aus Auflistungen bestanden, weil es so eindrucksvoll war, wie so wenige Worte einen so starken Effekt haben konnten.
Insgesamt also ein wunderbarer literarischer Roman, der durch seinen metaphorischen Schreibstil überzeugt!
Lajos von Lázár wird als blasses Kind mit blonden Haaren und wasserblauen Augen geboren. Sein Vater Sándor ahnt nur unbewusst, dass dieses Kind nicht sein Sohn ist, während seine Mutter Mária in Depressionen versinkt. Lajos‘ Schwester Ilona erlebt ein Trauma im Wald, Onkel Imre gilt als geisteskrank und später hat auch Lajos‘ Sohn Pista Probleme damit, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Die Familie, die einst als adlig galt, verliert im Lauf der Jahrzehnte an Glanz – denn während den Geschehnissen des zwanzigsten Jahrhunderts suchen sie vor allem eins: Freiheit …
Ich hatte mich durchaus auf diesen literarischen Roman gefreut und am Anfang war er auch äußerst vielversprechend, doch zu meinem Bedauern blieb es nicht dabei.
Das erste Drittel war wirklich gut: Ich mochte den wunderschönen Schreibstil, der eine faszinierende Atmosphäre schuf und den Glanz der Lázárs fantastisch einfing; die teils sehr langen Sätze verwirrten mich zunächst, doch gewöhnte ich mich bald an sie und nahm sie als Teil des Stils an. Hier hat Nelio Biedermann die Gefühle der Familienmitglieder mühelos eingefangen, ich fieberte überraschend stark mit ihnen mit und wollte wissen, wie es mit der Familie weitergeht.
Doch ab dem Tod des Vaters, der auch das Ende des Familienglanzes einleitet, fiel die Geschichte für mich stark ab. Obwohl natürlich gerade in der Nazizeit einige Dinge passieren, fühlte es sich größtenteils so an, als würde die Geschichte vor sich hinplätschern; sie las sich sehr langwierig und nur Pistas kurze Romanze mit Matilda konnte mich einnehmen. Zudem wurde ab diesem Zeitpunkt noch deutlicher, wie viele Sexszenen es gibt.
Sie tauchen bereits im ersten Drittel auf und obwohl sie meistens recht kurz sind, hat mich ihre pure Anzahl überrascht. Im ersten Drittel störten sie mich noch nicht, weil es genug andere Szenen gab, die mich packten, doch danach fand ich sie nur noch unnötig. Ich glaube, ich habe noch nie einen Roman mit so vielen Sexszenen gelesen (die auch Vergewaltigung mit einschließen), was mir persönlich nicht gefallen hat. So kurz sie größtenteils auch waren – sie haben mich viel zu oft von der eigentlichen Handlung abgelenkt.
Natürlich muss ich erwähnen, dass ich nicht unbedingt die Zielgruppe des Romans bin und er dafür umso mehr etwas für andere Leser:innen sein könnte, aber mich selbst hat er nur im ersten Drittel begeistert – und danach leider enttäuscht.
- Der Laden in
- der Mondlichtgasse
- Hiyoko Kurisu
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Wohlfühlbuch
- Japan
- Fuchsgeist
- Kurzgeschichten
- Süßigkeiten
- Selbstfindung
- Selbstliebe
- Kommunikation
- Freundschaft
- Kleines Highlight
Kana fühlt sich von ihrem Freund vernachlässigt, der seine Zeit mit Lernen verbringt. Kogumas pummeliger Körper macht ihm auf der Arbeit zu schaffen. Yui zögert, ihren besten Freundinnen zu sagen, dass ihr Verhalten sie stört. Risa hat Angst, dass ihre Pechsträhne ein kommendes Trompetenvorspiel ruinieren könnte. Chika ist sich der Liebe ihres Mannes nicht mehr sicher, nachdem dieser weniger Zeit mit ihr und ihrem gemeinsamen Baby verbringt. Und Kogetsu, ein Fuchsgeist, sehnt sich danach, die Gefühle all dieser Menschen zu verstehen. Er gibt ihnen eine Süßigkeit mit, die ihnen helfen soll – und ihm selbst zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein …
Ich liebe das Handlungsprinzip, bei dem ein Charakter mehreren anderen Charakteren hilft, während er selbst nach etwas sucht – und dieser Roman setzt dieses Prinzip absolut großartig um. Lustigerweise dachte ich bei so einigen Geschichten, dass sie der perfekte Einstieg für eine Horrorerzählung wären (zum Beispiel als Kogetsu Kana unheilverkündend davor warnt, nie mehr als ein Stück Konpeito am Tag zu essen), doch glücklicherweise handelt es sich um das Gegenteil: Jede der Menschengeschichten ist perfekt zum Wohlfühlen gedacht, hat mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert und ein angenehmes Lesegefühl beschert. Nur die letzte Geschichte, die sich mit Kogetsu befasst, war ein wenig ernster und schaffte es nicht ganz, mir Kogetsu nahe zu bringen, aber dafür mochte ich seinen Freund Akifumi umso mehr.
Das Beste an den fünf Menschengeschichten waren die wunderbaren Lösungen für ihre Probleme. Bei jeder Geschichte gibt es eine kleine Überraschung, die den Kontext der Geschichte ein wenig ändert und für eine absolut wunderschöne Botschaft sorgt. Ich war jedes Mal wieder positiv davon überrascht, in welche Richtung sich die Geschichten entwickelten, denn selbst, wenn man ahnt, dass eine Wendung kommt, war diese nicht zwingend vorhersehbar. Hier ein wirklich großes Lob an die Autorin, die in wenigen Seiten Geschichten erschuf, die mindestens so schmackhaft waren wie die Süßigkeiten, die Kogetsu anbietet!
Meine liebsten Geschichten gehörten Kana, Koguma und Risa, weil die dortigen Twists ihre Geschichten perfekt abgerundet haben und für das breiteste Lächeln auf meinem Gesicht sorgten. Ich kann wirklich nicht genug betonen, wie gut es tat, diese Kurzgeschichten zu lesen – selbst die letzte mit Kogetsu, die mir ein bisschen weniger gefiel, brillierte durch die gezeigte Freundschaft, die mindestens so herzerwärmend war wie die Lösungen, die die anderen für sich fanden.
Ich schätze, meine einzige Kritik besteht daraus, dass die Geschichten nicht stärker zusammenhingen. Es wird zwar regelmäßig eine Süßigkeit erwähnt, die ein voriger Charakter wählte, und Kogetsu kommt natürlich ebenfalls in jeder einzelnen Geschichte vor, aber mir hätte es sogar noch besser gefallen, wenn die Charaktere untereinander zumindest grob miteinander bekannt gewesen wären. Es ist natürlich nicht schlimm, dass alle Geschichten für sich standen, aber ich finde, eine leicht engere Verbindung hätte für weitere großartige Wendungen gesorgt.
Insgesamt also der perfekte Roman, wenn man sich gut fühlen will!
- Water Moon
- Samantha S. Yambao
- Limes
- Belletristik
- Japan
- Magie
- Fantasy
- Ideen
- Kreativität
- Ikegai
- Andere Welten
- Suche
- Romanze
- Twists
Hana und ihr Vater leiten ein Pfandhaus, in dem sie die bereuten Entscheidungen ihrer Besucher gegen Seelenfrieden eintauschen. Doch an dem Tag, an dem Hana das Pfandhaus übernehmen soll, verschwindet ihr Vater und eine der Entscheidungen – und bald schon findet sie heraus, dass er nach ihrer scheinbar verstorbenen Mutter sucht. Zusammen mit Keishin, einem jungen Doktor der Physik, beginnen sie eine magische Reise, um ihren verschwundenen Vater zu finden – wobei alles, was Keishin bisher über die Welt zu wissen glaubte, auf den Kopf gestellt wird …
Entscheidungen, die man eintauschen kann, Zeit, die sich falten lässt, Erinnerungen, die als Perlen aus der Haut geschnitten werden, ein Dorf, das die Sterne für die Nacht vorbereitet: Dieser Roman lebt aus seinen Ideen. Es gibt so unglaublich viele kreative davon, die ich bisher noch nie in einem Roman las, dass ich geradezu Ehrfurcht vor der Kreativität der Autorin verspürte. Über den ganzen Roman hinweg besuchen Hana und Keishin verschiedene Orte, die alle auf ihre eigene Weise funktionieren und die Magie eines Ghibli-Films haben. Sie waren mit Abstand die größte Stärke des Romans, der leider auch nicht ganz so gut umgesetzte Aspekte hatte.
Zum einen ist da der Schreibstil, der sich recht langsam liest und der Geschichte einen ruhigen Erzählstil gibt, selbst an spannenden Stellen. Zum anderen sind es die Hauptcharaktere selbst: Sie waren ganz in Ordnung, aber nicht herausragend. Gegen Ende gibt es ein paar Twists, die die Charaktere in einem komplett anderen Licht darstellen. Die Twists allgemein waren absolut genial und eine weitere Stärke des Romans, aber während sie Keishin tatsächlich bei seiner Charakterisierung halfen, schadeten sie Hana, die durch sie um einiges unsympathischer wurde. Ihre Romanze selbst fand ich auch nicht allzu glaubwürdig; ich spürte zwischen ihnen keine Chemie, kein Knistern, kein Vertrauen, und könnte mir gut vorstellen, dass sie sich nach dem Ende sehr bald wieder voneinander trennen.
Das Ende selbst war bittersüß und das Finale ein wenig zu lange gestreckt, sodass ich am Ende nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis war. Die Gefahr, der Hana und Keishin sich stellten, schien viel zu groß, um sie realistisch zu besiegen, und die Botschaft am Ende war mir zu uneindeutig.
Die Geschichte habe ich vor allem wegen ihrer Ideen genossen, von denen ich es zudem mochte, dass sie nicht weiter ausgebaut wurden, sondern ein kleiner Teil des Romans blieben. Vermutlich könnte man fast aus jeder dieser Ideen einen eigenen Roman schreiben, aber mir gefiel es, sie als Teil einer großen, magischen Welt zu sehen. Die anderen Aspekte überzeugten mich nicht ganz so sehr, aber allein wegen der Ideen (und der Twists) lohnt sich eine Leseempfehlung für alle, die über die Schwächen hinwegsehen können.
Alice Law hat versehentlich ihren Mentor Jacob Grimes getötet, weshalb sie beschließt, in die Hölle zu reisen, um ihn wieder von dort zurückzuholen. Peter Murdoch, ebenfalls Studierender unter Grimes, folgt ihr. Zusammen müssen sie die acht Kreise der Hölle nach ihrem Professor durchsuchen, gewappnet mit ihrem Wissen und – wie sie zunächst annehmen – ihrer Magie. Doch schnell stellt sich heraus, dass Magie in der Hölle nicht funktioniert und es sehr viel mehr Gefahren in der Hölle gibt, als sie bisher vermuteten. Während sie schwierige Entscheidungen treffen und allgemein miteinander auskommen müssen, denken beide jedoch an ihre wahren Beweggründe, in die Hölle zu reisen …
Ich habe bereits „Babel“ und „Yellowface“ von Kuang gelesen und freute mich, einen neuen Roman zu bekommen, der näher an „Babel“ ist. Und was für ein Roman das war! Zwar gibt es durchaus ein paar Schwächen, aber insgesamt finde ich, dass die Stärken überwiegen.
So sind Alice und Peter unglaublich faszinierende, komplexe Charaktere und ihre Dynamik sehr einnehmend, und noch faszinierender ist ihre jeweilige Vergangenheit: Ihre komplizierte Beziehung zu Professor Grimes sowie ihre persönlichen Probleme nehmen einen wichtigen Teil der Handlung ein, den ich sehr bald sogar noch mehr mochte als die Haupthandlung selbst! Die beiden war schlicht ergreifend großartig, und bei beiden konnte ich verstehen, warum sie so abhängig von Professor Grimes wurden.
Neben diesen drei zentralen Charakteren gibt es nur wenige andere, die sich hervorheben (ich mochte Elspeth und Gradus gern), aber darum geht es auch gar nicht. Denn neben den Charakteren ist ein anderer wichtiger Aspekt die Welt selbst: Die Welt der Hölle, und die außerhalb. Das Worldbuilding basiert auf tatsächlich existierenden Berichten über die Hölle, und die Magie auf bekannten Paradoxen. Kuangs fundiertes Sachwissen macht diesen Roman fast schon zu wissenschaftlicher Fantasy, denn auch, wenn man selbst keinen Universitätsabschluss braucht, um die Geschichte zu verstehen, gibt es durchaus Szenen, in denen die Unterhaltungen zwischen Alice und Peter ein wenig zu komplex sind, um sie zu verstehen – was wohl auch Absicht ist, denn ihre Intelligenz wird dadurch hervorragend demonstriert.
Die Art und Weise, wie in dieser Welt Magie ausgeübt wird, mochte ich sehr. Das Magiesystem aus Kreide, Pentagrammen und Paradoxen war wunderbar umgesetzt, und speziell Letzteres hat mir ausgesprochen gut gefallen. So ziemlich jedes bekannte Paradox wird entweder erwähnt oder angewendet und es hat Spaß gemacht, als jemand, der Paradoxe liebt, diese in einem Fantasyroman so aktiv zu erleben.
Was jedoch die Handlung angeht, war ich hin- und hergerissen. Man kann sie im Grunde in zwei ungleiche Teile aufteilen, von dem mir vor allem der erste gefiel, aber auch der zweite ein paar unvergessliche Szenen bot. Doch fand ich, dass die Kreise der Hölle teilweise besser hätten beschrieben hätten können. Die ersten beiden Kreise (Stolz und Wollust) sowie der Achte Hof werden ausführlich beschrieben und als Leserin habe ich gut verstanden, was genau die Seelen hier tun müssen, um wiedergeboren zu werden. Tatsächlich hatte ich mir hier selbst überlegt, wie ich wohl bei diesen Höfen vorgegangen wäre! Doch bei den anderen Höfen hatte ich das Gefühl, fast gar keinen Eindruck von ihnen zu bekommen. Natürlich gibt es dort etwas zu entdecken, aber ich habe nicht verstanden, was die Seelen hier eigentlich tun sollen.
Der letzte Teil der Handlung war ein Mix aus guten und nicht ganz so guten Szenen. Ich mochte den Achten Hof, liebte das großartige Finale, die Verwendung der Paradoxe und das SEHR zufriedenstellende Ende, doch es gab auch Szenen, die sich recht schleppend lasen, weil der Handlung hier teils an einer Richtung fehlte und es auch eine ungewöhnlich grausame Szene gab, die eingebettet in die Handlung zwar Sinn ergab, mich aber ganz schön aus ihr riss. Dieser letzte Teil hatte also sowohl sehr große Stärken als auch erwähnenswerte Schwächen, wobei letztendlich die Stärken überwiegen (das Finale und Ende waren schlicht phänomenal).
Die Handlung selbst hätte man definitiv ein wenig kürzen können; ich mochte die Twists, aber dadurch, dass der Roman sehr von seinen Hauptcharakteren lebt, überzeugt die Handlung nicht unbedingt durch ihre Spannung, sondern durch ihre Charaktere und das Worldbuilding. Letztendlich jedoch fand ich die Fehler verzeihlich, weil der Roman so viele andere Stärken hatte, und hoffe, dass er auch anderen gefallen wird!
- Das erstaunliche
- Leben des A.J. Fikry
- Gabrielle Zevin
- eichborn
- Belletristik
- Buchhandlung
- Familie
- Romanze
- Bücherliebe
- Tod
- Krankheit
- Leben
- Humor
A.J. Fikry ist Buchhändler, dessen Leben nach dem Tod seiner Frau ordentlich umgekrempelt wird: Die neue Vertreterin Amelia Loman bringt wieder Freude in sein Leben, ihm wird eine wertvolle Poe-Ausgabe gestohlen und in seiner Buchhandlung findet sich auf einmal ein zweijähriges Mädchen, das dort ausgesetzt wurde. Nach einigem Überlegen adoptiert A.J. die kleine Maya, kommt Amelia langsam näher und findet endlich ein Leben, das ihn glücklich macht – trotz aller Höhen und Tiefen …
Am Anfang hat der Roman den Eindruck erweckt, ein schöner Roman zum Wohlfühlen zu sein, mit ein bisschen Humor, einer wunderbaren Vater/Tochter-Beziehung und einer netten Romanze. Umso überraschter war ich, dass ich am Ende fast zu Tränen gerührt war! Einerseits hätte ich mir gerne ein anderes Ende gewünscht, andererseits fand ich es perfekt so, wie es war. Jedoch bestätigt es auch, dass der Roman definitiv nicht (nur) zum Wohlfühlen ist, sondern eher allgemein für alle, die eine sowohl schöne als auch herzzerreißende Lektüre suchen.
Die einzelnen Aspekte waren sehr schön umgesetzt. Ich mochte vor allem die Vater/Tochter-Beziehung zwischen A.J. und Maya, die einfach wunderbar war, aber auch die Art und Weise, wie die Handlung sich entwickelt – wie wir die Ereignisse in der Buchhandlung über mehrere Jahre hinweg erleben, Mayas Großwerden und A.J.s und Amelias Romanze, A.J.s Freundschaft mit dem Polizisten Lambiase und eben auch das sehr emotionale Ende. Gerade bei diesem kann ich mir vorstellen, dass es nicht jedem gefällt, weil es dann doch einen starken Kontrast zum Rest des sonst leichten Buches bildet.
Insgesamt also ein schöner Roman mit einem sympathischen Protagonisten und einer guten Geschichte – zum Lachen, zum Weinen und für alles dazwischen!
Wala Kitu ist Mathematiker und Experte für Nichts. Das weckt das Interesse des Milliardärs John Sill, der ein James-Bond-Schurke werden und Fort Knox bestehlen möchte, weil dort Nichts versteckt sein soll. Daraufhin wird Wala Kitu in einen Komplott hineingezogen, der absolut wahnsinnig und komisch ist – aber auch sehr, sehr gefährlich …
Nachdem ich „James“ von Percival Everett gelesen habe und beeindruckt davon war, war ich interessiert daran, wie „Dr. No“ im Vergleich sein würde – und es ist definitiv sehr, sehr anders. Nicht zwingend schlecht anders, aber doch so schräg, dass es wahrscheinlich nicht jedem gefallen wird. Das liegt daran, dass es sich um eine Satire handelt – zugleich sehr komisch und sehr ernst, mit einer wirren Handlung, aber dafür mit guter Gesellschaftskritik und ein paar wirklich witzigen Szenen.
Humor ist natürlich sehr subjektiv; mir gefiel er größtenteils, aber auch ich fand Dinge, die mir dann doch zu oft genutzt wurden, um komisch zu sein. Darunter fallen speziell die Traumgespräche zwischen Wala Kitu und seinem Hund Trigo, sowie der übermäßige Gebrauch von „Nichts“-Wortwitzen. Der Rest des Humors gefiel mir besser, auch wenn Satire allgemein nicht mein Genre ist (und es auch Szenen gab, die mich irritieren).
Was ich dafür nicht gut fand, war die sehr wirre Handlung. Ich bin mir nicht sicher, worum es letztendlich ging – alles war so konfus, so chaotisch, dass es mir schwer fiel, überhaupt einen Sinn darin zu finden. Vielleicht war das auch der Sinn – dass es keinen gibt –, aber mir hat es nicht gefallen, weil dadurch der Fokus des Buches der satirische Humor wurde und sonst nichts. (Wortspiel nicht beabsichtigt.)
Insgesamt also ein schräges Leseerlebnis, das Satire-Fans vermutlich noch mehr wertschätzen werden.
- Das Jahr voller
- Bücher und Wunder
- Libby Page
- Goldmann
- Belletristik
- Wohlfühlbuch
- Bücher
- Romanze
- Selbstfindung
- Tod
- Trauer
- Heilung
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- Kleines Highlight
Seit ihr Ehemann Joe gestorben ist, hat Tilly die Leidenschaft fürs Lesen verloren. Als sie am Anfang des Jahres einen Anruf vom Buchhändler Alfie bekommt, ist sie deshalb umso überraschter, als er ihr offenbart, dass Joe ihr ein Jahr voller Bücher vorbereitet hat – für jeden Monat eines. Zunächst möchte Tilly am liebsten nichts damit zu tun haben, zu sehr schmerzt der Verlust noch, doch als sie schließlich Joes erstes Buch liest, entdeckt sie tatsächlich die Liebe fürs Lesen wieder. Monat für Monat besucht sie Alfie, holt sich ihr Buch und kehrt immer mehr ins Leben zurück. Und vielleicht kann sie auch die Liebe wieder für sich entdecken …
Ich habe bereits eine ausführliche Leseprobe des Buchs gelesen, das die ersten sechs Monate enthielt und bin froh, dass auch das gesamte Buch eine wirklich schöne Lektüre war. Es ist wirklich unglaublich leicht, in die Geschichte einzutauchen, in Tillys Selbstfindung und in ihre wachsende Romanze mit Alfie. Natürlich machte es auch viel Spaß, die Diskussionen über Bücher zu verfolgen, aber tatsächlich liegt der Fokus nicht auf den Büchern selbst, sondern auf deren Wirkung. Die Bücher, die Tilly während des Jahres liest, werden in der Regel nicht ausführlich behandelt, sondern die Dinge, zu denen sie Tilly inspirierten, speziell Reisen in verschiedene Länder und das Ausprobieren neuer Hobbys.
Das fand ich besonders erfrischend: Zwar nimmt die Romanze mit Alfie selbstverständlich einen wichtigen Teil der Handlung ein, aber beide haben auch ihren individuellen Handlungsstrang. Ich liebte es, die süßen Momente zwischen den beiden zu lesen, aber auch die Art und Weise, wie sie mit ihren persönlichen Problemen umgingen. Gerade bei Tilly spielen auch die Beziehungen zu ihrer Schwester, besten Freundin und Schwiegermutter eine wichtige Rolle, wobei ich sehr froh war, dass es bei allen eine zufriedenstellende Aussprache gab.
Ich glaube, das einzige, was ich zunächst überraschend fand, ist die Tatsache, dass Joe Tilly vergleichsweise viele Sachbücher schenkt. Einerseits fand ich es gut, dass sehr viele verschiedene Genres zur Sprache kamen, von Kinderbüchern bis zu Reiseführern, aber andererseits habe ich etwas mehr Romane vermisst – zumal es zwischen den Monaten immer eine Empfehlungsliste von Alfies Buchhandlung mit verschiedenen Romanen gibt. Letztendlich mochte ich es allerdings, dass Tilly so auf verschiedene Weisen geholfen wurde.
Insgesamt also ein richtig schönes Wohlfühlbuch, das einfach gut tut – über das ganze Jahr hinweg!
- In uns der Ozean
- Theresia Graw
- Ullstein
- Belletristik
- Natur
- Naturschutz
- Rachel Carson
- Biologie
- Wasser
- Vögel
- Pestizid
- Biografischer Roman
- Leben
- Schicksalsschläge
- Highlight
Rachel Carson ist leidenschaftliche Biologin, die den Menschen zeigen will, wie wertvoll und wunderschön das Meer im Speziellen und die Natur im Allgemeinen ist. Als Frau im zwanzigsten Jahrhundert fällt es ihr nicht leicht, sich gegen die Männer in der Domäne durchzusetzen, doch sie kämpft unermüdlich für ihre Leidenschaft. Als ein Pestizid namens DDT auf den Markt kommt, das als Wundermittel gegen Insekten angepriesen wird, wird Rachel hellhörig – denn sie fürchtet, dass DDT der Natur langfristig schadet und damit nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen …
Dieser Roman basiert auf dem wahren Leben von Rachel Carson, die sich im zwanzigsten Jahrhundert für den Naturschutz einsetzte und damit die ganze Welt nachhaltig geprägt hat. Die Art und Weise, wie Theresia Graw ihren Charakter und ihr Leben beschrieben hat, war schlicht meisterhaft. Wie wohl jede Person erlebte Rachel in ihrem Leben viele Höhen und Tiefen, doch glücklicherweise fokussiert sich Theresia Graw nicht nur auf die Tiefen, sondern schafft es, eine wunderbare Balance aufrechtzuerhalten, die sowohl die guten als auch die schlechten Zeiten angemessen beschreibt. Die Tiefen werden nicht unnötig dramatisiert und die Höhen haben mehrmals ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. Tatsächlich fühlte ich mich während des Lesens schlicht wohl; es ist eine sehr angenehme Lektüre über das Leben einer tatsächlich existierenden Frau, die gleichzeitig sehr inspirierend ist.
Apropos: Ich mochte die Darstellung von Rachel Carson sehr. Ihre Begeisterung, ihr Staunen, ihre Entschlossenheit, ihr Kampfgeist – es war sehr leicht, mit ihr mitzufiebern und das Ende war, obwohl es eigentlich „nur“ eine Debatte war, so spannend, dass ich mich gar nicht davon losreißen konnte. Ich mochte Rachel wirklich sehr und war froh, das Theresia Graw sie so sympathisch, entschlossen und leidenschaftlich dargestellt hat. Von den Nebencharakteren haben sich vor allem ihre Liebsten Mary und Dorothy hervorgehoben, aber ich mochte auch die Rollen, die ihr Freund Dan und ihr Neffe/Ziehsohn Roger in der Handlung einnahmen.
Der Schreibstil war wunderschön zu lesen und hat Rachels Liebe für das Meer und die Natur hervorragend auf uns Leser:innen übertragen. Tatsächlich bin ich nach dieser Lektüre als jemand, der sich sonst nicht groß mit diesem Thema beschäftigt hat, sehr interessiert daran, Rachel Carsons Sachbücher (speziell „Der stumme Frühling“) zu lesen! Das ist mitnichten etwas, das jedem Autor und jeder Autorin gelingt, deshalb hier noch mal ein großes Lob an Theresia Graw, das Interesse an der Natur, das Rachel damals in der Bevölkerung weckte, so erfolgreich in ihrem Roman gesät zu haben!
Nach der Lektüre habe ich selbst noch mal zu Rachel Carson recherchiert (ebenfalls etwas, zu dem mich nicht jeder Roman inspiriert) und war fasziniert davon, wie viel sie wirklich für den Umweltschutz beitrug. Die Tatsache, dass ich in diesem Roman zum ersten Mal von ihrer Existenz erfuhr, finde ich schockierend – denn sie gehört definitiv zu den Personen, die zum Allgemeinwissen gehören sollten.
Selbst, wenn man kein großes Interesse an der Biologie oder Natur hat, kann ich diesen Roman aus vollem Herzen empfehlen. Er ist nicht nur eine wunderschöne Lektüre, sondern auch ein sehr packender und lehrreicher Roman!
Schon zweimal ist Nick in die Fänge von Erebos geraten, doch ein drittes Mal verlangt das Spiel seine Aufmerksamkeit. Dieses Mal soll er eine Truppe zusammenstellen, ohne genau zu wissen, wofür. Das Spiel fordert ihn stattdessen dazu auf, nach Zeichen Ausschau zu halten, weil es buchstäblich um Leben und Tod geht. Nick vermutet bald, dass es um die verschwundene Schülerin Riley Bloom geht, doch was genau hinter Erebos‘ Andeutungen steckt, bleibt ihm ein Rätsel – das er so schnell wie möglich lösen muss, wenn er eine Katastrophe verhindern will …
Die ersten beiden Erebos-Teile haben mir gut gefallen und auch der dritte war sehr spannend zu lesen. Das liegt vor allem an der Art und Weise, wie Ursula Poznanski ihr Mysterium aufgebaut hat: Ich habe hier sehr mitgefiebert und mir ganz schön den Kopf darüber zerbrochen, was wohl hinter den Rätseln steckt. Das Beste daran war wohl, dass sie im Nachhinein so logisch waren, dass ich mich gewundert habe, wieso ich sie nicht vorher gelöst habe – meine eigene Theorie erwies sich zwar als falsch, aber Ursula Poznanski gibt uns Leser:innen genug Anhaltspunkte, um zumindest theoretisch auf die Lösung zu kommen. Das mochte ich am liebsten: Mit den Aufgaben, Rätseln und dem Spielgeschehen mitzufiebern, während ich mir selbst überlegte, was wohl dahinter steckt.
Nick hat mir als Hauptcharakter wieder sehr gut gefallen und auch seinen besten Freund Victor mochte ich gerne; leider lernen wir die anderen Charaktere dafür fast nicht kennen. Die Stellen, an denen die anderen Mitglieder von Nicks Gruppe rekrutiert werden, waren beispielsweise sehr gut und spannend geschrieben, aber die Mitglieder selbst bekommen nur sehr wenig Screentime und sind allein aufgrund ihrer Anzahl nicht besonders leicht zu merken. Am stärksten haben sich Emoomo und Hashtag hervorgehoben, aber auch das nur auf eingeschränkte Weise. Hier wünschte ich, wir hätten mehr charakterfokussierte Szenen gehabt, von denen es eher wenige gibt. Gerade bei Derek hätte sich das sehr angeboten.
Obwohl es so viele Rätsel, Aufgaben und Ereignisse im Spiel gibt, empfand ich das Pacing als sehr angenehm, weil mich dieser Mix aus verschiedenen Mysterien mühelos durch die Geschichte trieb. Nur den Anfang und das Ende fand ich etwas zu schnell; Nick wirkt nicht allzu schockiert, als Erebos wieder auf einem Computer auftaucht und schafft es ein wenig zu mühelos, das packende Finale aufzulösen. Zwar mochte ich es, wie am Ende die verschiedenen Hinweise zusammengeführt wurden, aber nachdem ich mit größter Spannung das Finale verfolgt habe, kam mir die Auflösung zu schnell.
Insgesamt immer noch ein spannendes Erebos-Abenteuer, das mir sehr gefallen hat – allerdings hoffe ich trotzdem, dass Nicks Geschichte damit vorbei ist, weil sie meiner Meinung nach genug ausgereizt wurde. Ja, mir machte es großen Spaß, wieder über ihn zu lesen – aber gerade deshalb hoffe ich, dass Ursula Poznanski aufhört, wenn es am schönsten ist. Der arme Nick hat jetzt wirklich genug durchgemacht!
Die vier Padavano-Schwestern sind seit jeher ein Herz und eine Seele. Julia, die Älteste, ist die, die immer alles unter Kontrolle hat. Sylvie liebt Bücher und geheime Küsse zwischen den Regalen. Und die Zwillinge Emeline und Cecilia haben ebenfalls ihre eigene Sprache. Bis zwei Ereignisse dafür sorgen, dass das Band der Schwestern zu zerreißen droht: Zunächst verliebt sich Julia in den Basketballspieler William, von dem sie aber bald nicht sicher ist, ob er wirklich der Richtige ist. William versinkt nämlich in Selbstzweifel über sein Leben, was so gar nicht zu Julias Lebensstil passt. Mit dem Tod des Vaters droht zudem die ganze Familie auseinanderzubrechen. Erst nach einem weiteren dramatischen Ereignis schaffen es Julia und Sylvie, das Leben zu finden, das sie glücklich macht – doch zum Preis ihrer Schwesternschaft …
In diesem schönen Roman geht es überraschenderweise nicht um alle vier Schwestern, wie ich zunächst erwartete, sondern vor allem um Julia, Sylvie und William. Zwar haben auch Emeline und Cecilia ihre eigenen Handlungsstränge, allerdings sind diese um einiges kleiner und nicht zwingend für die Haupthandlung relevant. Doch glücklicherweise war die Geschichte der drei Charaktere, um die es geht, so einnehmend, dass mir das nichts ausmachte – zumal ich durchaus finde, dass Emeline und Cecilia ihr eigenes Buch verdient hätten.
Gerade Williams Handlungsstrang hat mich sehr gefesselt, weil er sich mit einigen ernsten Themen beschäftigte, speziell Depressionen und wie sehr sie einen über das ganze Leben beeinflussen. Das fand ich hervorragend umgesetzt, weil seine Gedanken so gut eingefangen wurden und ich sehr mit ihm und seinen Problemen mitfieberte.
Auch Julia hat mich sehr begeistert. Da ich selbst ein zielgerichteter Mensch bin, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen, aber auch unabhängig davon war es so zufriedenstellend, mit anzusehen, wie sie sich selbst ein Leben aufbaute und später mit den Entscheidungen, die sie traf, konfrontiert wurde. Insgesamt war auch ihr Handlungsstrang großartig und ich mochte die Richtung, in die sie sich entwickelte.
Nur Sylvie habe ich als Schwäche empfunden. Sie hat durchaus wichtige Szenen und gerade gegen Ende wurde ihre Handlung sehr interessant, aber als Charakter konnte sie mich nicht ganz überzeugen. Gerade, weil sowohl Julia als auch William so interessant waren und ihre Probleme einen Großteil der Handlung einnehmen, fiel es Sylvie schwer, sich zwischen ihnen hervorzutun. Hier finde ich, dass ihr später Handlungsstrang sehr davon profitiert hätte, um einiges früher in die Geschichte eingewoben zu sein.
Was mir dafür sehr gefallen hat, war die Tatsache, dass wir etwa fünfzig Jahre der Familie recht ausführlich miterleben. Nur gegen Ende wurde es ein wenig hektisch und es wirkte fast so, als sollte es danach einfach weitergehen, aber im Nachhinein war ich dann doch zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte.
Was mir besonders positiv hervorgestochen ist, ist der Umgang mit den Romanzen. Denn eigentlich kommt diesbezüglich etwas vor, das ich normalerweise nicht gerne lese, aber hier war es so gut und so elegant umgesetzt, dass ich positiv überrascht davon war, wie sehr ich sie mochte.
Insgesamt also eine wunderbare, emotionale Familiengeschichte, die ich allen empfehlen kann, die eine besonders gute lesen wollen!