Malibu Rising
432 Seiten

Jedes Jahr feiert die Familie Riva eine Sommerparty. Nina, die älteste Tochter, würde sie am liebsten abblasen, aus mehr als einem Grund. Doch um ihre Geschwister Jay, Hud und Kit nicht zu enttäuschen, zieht sie die Party durch – ohne zu ahnen, welche Wahrheiten währenddessen hinters Licht kommen werden. Jeder der Geschwister hat ein Geheimnis, eine Geschichte, einen Grund, nicht hier sein zu wollen – und nach und nach wird die Familiengeschichte gelüftet …

Nachdem mir „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ unglaublich gefallen hatte, wagte ich mich nun an den nächsten Roman von Taylor Jenkins Reid – und bin sehr erleichtert, dass es sich auch bei diesem um eine grandiose Geschichte handelte, die mich von Anfang bis Ende packte! Von den Riva-Geschwistern bekommt zwar jeder genug Fokus, doch ist es eindeutig Nina, die hier als Protagonistin fungiert und deren Geschichte mich am meisten berührte. Sowohl von ihrer Kindheit als auch von den Opfern, die sie als junge Erwachsene bringen musste, erfahren wir viel, was es leicht machte, sich in sie hineinzuversetzen. Wobei mir all die anderen Zwischengeschichten, die Taylor Jenkins Reid erzählte, durchaus auch gefielen – sie hat eine Art und Weise, Charaktere innerhalb weniger (Ab-)Sätze hervorragend zu beschreiben, sodass man mit jeder Sichtweise mitfühlen kann.

Erwähnen möchte ich auch, wie gut die Vergangenheit von Ninas Mutter June erzählt wurde, weil man auf diese Weise gut verstand, wo die Wurzeln aller Hauptcharaktere liegen. Es ist eine Familiengeschichte, bei der man sich mit jedem Mitglied verbunden fühlt – aber auch eine allgemeine Charakterstudie, die einem noch viele andere Figuren näher bringt.

Wobei das zugegeben auch als kleine Kritik zählt – es gibt sehr viele Charaktere, deren Sichtweise wir erfahren, sodass ich mich ein-, zweimal fragte, wie relevant diese Informationen wirklich sind. Wie gesagt ist das nur eine kleine Kritik, weil ich durchaus interessiert daran war, mehr zu den verschiedenen Charakteren zu erfahren, doch kann ich mir vorstellen, dass andere Leser*innen sich daran stören könnten.

Mir hat dieser Roman auf jeden Fall so gut gefallen, dass ich spätestens jetzt auch die anderen Romane der Autorin lesen will!

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand
384 Seiten

Jedes Jahr wird ein Mädchen als Braut des Meeresgottes ausgewählt, um die schrecklichen Stürme in Minas Heimat für ein Jahr zu stoppen. In diesem Jahr jedoch opfert sich Mina, damit ihr Bruder Joon mit der ursprünglich gewählten Braut des Meeresgottes, Shim Cheong, zusammen sein kann. Mina landet in der Geisterwelt und folgt einem roten Faden, der sie zum Meeresgott führt. Doch Shin, der Beschützer des Meeresgottes, schneidet ihren Faden durch und trennt so Minas Seele von ihrem Körper. Als Mina sie schließlich wieder zurückerlangt, wird dabei ein Schicksalsfaden zwischen ihr und Shin gesponnen – ein Faden, der ihrer beider Leben miteinander verbindet …

Dieser Fantasyroman basiert auf der koreanischen Mythologie und liest sich fast schon wie ein Märchen: Absolut wunderschön und sehr bildgewaltig. Nicht nur war die Romanze hier sehr süß umgesetzt, sondern vor allem auch die Geisterwelt: Mithilfe der starken Bilder, die Axie Oh in ihrer Sprache benutzt, baute sie sich buchstäblich vor mir auf. Allgemein konnte ich die Handlung so gut vor meinen Augen sehen, als würde ich einen Film schauen. Das fand ich sehr beeindruckend, von daher ein großes Lob an die Autorin!

Die Handlung selbst ist zugegeben nichts Weltbewegendes – es gibt zwar den ein oder anderen Twist, aber im Grunde nichts, was einen überrascht. Doch schlimm fand ich das nicht; es hat gut getan, einfach mal eine schöne Fantasyromanze zu lesen, die mir das Herz erwärmt hat. Dafür hat mich etwas anderes ein wenig gestört: Die Tatsache, dass Mina insgesamt sehr passiv ist. Sie hat zwar ein paar (wenige) heldenhafte Szenen, spielt ansonsten aber die Frau in Nöten, was ich ein wenig schade fand. Hier hätte ich mir gerne eine aktivere Rolle für sie gewünscht.

Davon abgesehen haben wir hier eine hervorragende Fantasyromanze, die durch ihr Setting, ihren Schreibstil und ihr umgesetzte Mythologie begeistert!

Die unerhörte Reise der Familie Lawson
480 Seiten

Victor Lawson ist ein Mensch, der zusammen mit seinem Robotervater Giovanni, dem Pflegeroboter Schwester Grob und dem kleinen Staubsauger Rambo mitten im Wald lebt. Regelmäßig besucht er den Schrottplatz, um dort nach interessanten und notwendigen Ersatzteilen zu suchen. Eines Tages entdeckt er dort einen ausrangierten Androiden, den er wieder zum Leben erweckt und Tom tauft. Giovanni ist entsetzt über den Neuzugang, doch bevor er Victor den Grund dafür gestehen kann, wird er in die Stadt der elektrischen Träume entführt. Fest entschlossen, seinen Vater zu befreien, macht sich Victor zusammen mit Tom, Schwester Grob und Rambo auf eine wilde Reise auf …

Der neue Roman aus T. J. Klunes Feder beschäftigt sich, wie zu erwarten, sehr mit dem Thema Menschlichkeit, die durch seine Hauptcharaktere sehr gut gezeigt wird. Was mir hier sehr gefallen hat, war, dass die Roboter sich nicht einfach wie Menschen verhalten (weil das langweilig gewesen wäre), sondern man immer noch merkt, dass es sich um Roboter handelt – nur eben Roboter, die zusätzlich ein Herz haben. Diese schöne Kombination war meiner Meinung nach die perfekte Lösung, weil die Charaktere mir so auf natürliche Weise ans Herz gewachsen sind.

Die Handlung war dafür überraschenderweise nicht allzu besonders. Mitnichten schlecht, aber ich war überrascht, wie kurz die Reise der Lawsons und wie lang der Aufenthalt in den jeweiligen Orten war. Hier hat mich der deutsche Titel in die Irre geführt, sodass ich anderen Leserinnen und Lesern raten würde, sich nicht auf die Reise, sondern auf die Charaktere zu fokussieren.

Trotzdem wünschte ich, die Reise selbst wäre länger gewesen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Charaktere im Vergleich zu den letzten beiden Klune-Büchern nicht genug Zeit hatten, ein starkes Band zu bilden. Die Charaktere selbst sind durchaus großartig – aber die langsame Entwicklung der Freundschaften, die ich in den anderen Büchern so genossen habe, hat mir hier ein wenig gefehlt.

Insgesamt ein Roman, der zwar Raum für mehr lässt, aber trotzdem schön zu lesen ist.

Going Back – Wo fing das Böse an?
448 Seiten

Es ist die Nacht des 29. Oktober 2022, als Jen und Kelly sehen, wie ihr achtzehnjähriger Sohn Todd einen Fremden ermordet, sich bereitwillig festnehmen lässt und sagt, er hätte keine andere Wahl gehabt. Jen versteht nicht, ist entsetzt, geht schließlich unruhig ins Bett. Als sie aufwacht, ist es der 28. Oktober 2022 – ein Tag vor dem Mord. Und so geht sie immer weiter zurück in der Zeit – Tage, Wochen, Monate, Jahre. Mit jedem vergangenen Tag, den sie erlebt, sammelt sie einen weiteren Hinweis, der ihr helfen könnte, den Mord in der Zukunft zu verhindern. Und erfährt dabei Geheimnisse, die nicht nur ihren Sohn Todd betreffen, sondern auch ihren Ehemann Kelly …

Dieser Thriller hat eine sehr ungewöhnliche Erzählweise, die ihn von anderen Thrillern abhebt. Relativ zu Beginn ist klar, dass nichts, was Jen in den vergangenen Tagen tut, Bestand haben wird, sondern, dass es darum geht, Stück für Stück das Geheimnis hinter dem Mord aufzudecken und seinen Ursprung zu verhindern. Deshalb ist dieser Thriller nichts für diejenigen, die Konsequenzen von Handlungen gerne lesen, sondern eher für diejenigen, die gerne das Puzzle einer Handlung zusammenfügen.

Zu meiner Überraschung ging es nicht nur um Jens Beziehung zu ihrem Sohn Todd, wie in der Kurzbeschreibung beschrieben wird, sondern auch um ihre Beziehung zu ihrem Ehemann Kelly, der seine ganz eigenen Geheimnisse mit sich herumträgt. Aus diesem Grund geht das rückwärts gelebte Leben auch sehr viel weiter zurück, als ich ursprünglich annahm – ich dachte, wir würden vielleicht ein Jahr oder so zurückgehen, doch wie oben angedeutet, springt Jen noch viel weiter in die Vergangenheit.

Insgesamt finde ich den Thriller speziell für die Menschen interessant, die gerne experimentelle Erzählungen und neben dem Spannungs-/Ermittlungsaspekt auch die Entwicklung persönlicher Beziehungen gerne lesen. Es handelt sich definitiv um keinen „klassischen“ Thriller, aber genau das hat ihn so interessant für mich gemacht; sicherlich nicht für jeden Geschmack, aber auf jeden Fall etwas, das man so noch nicht gelesen hat!

Wir sehen uns gestern
368 Seiten

Alice feiert ihren vierzigsten Geburtstag, doch richtig freuen tut sie sich nicht. Ihr Vater Leonard ist todkrank und sie macht sich Sorgen, dass jeder Tag der letzte sein könnte. Ihren Geburtstag verbringt sie relativ unspektakulär und schläft im Wachhäuschen ihres Vaters ein. Und wacht im Körper ihres sechzehnjährigen Ichs wieder auf. Sie kann es sich nicht erklären, doch schnell begreift sie, was das bedeuten könnte: Dass sie das Schicksal ihres Vaters in der Zukunft möglicherweise verändern kann …

Dieser Roman hat mich vor allem aufgrund seines Zeitreise-Aspekts interessiert, der auch sehr gut und kreativ umgesetzt ist. Auch, wie die Vater-Tochter-Beziehung beschrieben worden ist, hat mir sehr gefallen, vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass nur wenige der Romane, die ich gelesen habe, sich stärker auf familiäre als auf romantische Beziehungen konzentrieren. Trotzdem würde ich den Roman insgesamt 'nur' als „ganz gut“ beschreiben.

Das liegt zum einen daran, dass der Beginn ein wenig langgezogen ist. Zwar ist einiges, was am Anfang beschrieben hat, durchaus notwendig für den Rest der Handlung, aber für mich, die eher auf die Zeitreise gewartet hat, ein wenig zu lang. Ironischerweise fand ich dafür die „Experimente“, die Alice im späteren Verlauf der Handlung durchführt, zu kurz, und hätte gerne noch viel mehr von ihnen gelesen.

Die Charaktere und die Handlung selbst (ab der Zeitreise) waren recht gut; an sich eigentlich nichts Besonderes, aber mir haben sie gefallen. Vor allem natürlich Alices und Leonards Interaktionen; die anderen Charaktere waren zwar auch okay, aber es ist wohl nur natürlich, dass in einem Roman, der sich auf eine Vater-Tochter-Beziehung konzentriert, ebendiese am besten beschreibt. Tatsächlich wünschte ich, die Interaktionen mit anderen Charakteren wären ein wenig weiter heruntergeschraubt worden, um Alice und Leonard noch mehr in den Fokus zu stellen!

Insgesamt handelt es sich also um einen ganz guten Roman, der sich zugegeben nicht stark von anderen abhebt, aber trotzdem gut zu lesen ist.

Immer am Meer entlang
416 Seiten

Josi wollte schon seit ihrer Kindheit durch Europa reisen, immer am Meer entlang. Zu ihrem dreißigsten Geburtstag bekommt sie endlich die Gelegenheit und beginnt mit ihrer Reise. Zur gleichen Zeit beginnt auch Paul spontan seine Reise. Die beiden treffen sich zum ersten Mal im Frankreich, wo Josi ihm ihre Meer-Route anvertraut, die Paul kurzerhand auch ausprobieren will. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie sich während ihrer Reise mehrmals begegnen – und sich sehr bald näher kommen. Doch kann aus ihrer Freundschaft vielleicht noch mehr werden?

Dieser Roman ist ein locker zu lesender „Feel Good“-Roman, der genau als solcher behandelt werden sollte – denn viel mehr, als dass er bei den Leser/innen ein gutes Gefühl auslöst, tut er leider nicht. Ich mochte es sehr, wie die Autorin die Reise und speziell das Meer beschrieben hat, denn beides war einfach wunderschön und hat die Stimmung in jedem Land unglaublich gut eingefangen. Der lockere Schreibstil, der oft auch englische Begriffe benutzt, ließ sich ebenfalls recht angenehm lesen, wobei das Denglisch aber natürlich nicht allen Leser/innen gefallen wird.

Womit wir bei den Kritikpunkten wären. So fand ich die Romanze zwischen Josi und Paul nicht allzu besonders; als Freunde hätten sie mir fast besser gefallen und ich habe am Ende nicht das Gefühl gehabt, dass ihre Beziehung allzu lange halten wird. Überhaupt, dass sie sich wieder begegnet sind, lag im Grunde nur an einer Tarotlesung, die Josis beste Freundin ihr machte, was nicht gerade die realistischste Methode ist, um zwei Reisende wieder zusammenzubringen. Das hat mich persönlich gestört, weil es mir schlicht zu esoterisch war.

Ein wenig schade fand ich auch, dass dieser Roman sich zu denen einreiht, die eine organisierte (Josi) und eine spontane Person (Paul) aneinander gegenüberstellt und damit endet, dass die spontane Lebensweise als die bessere angesehen wird. Ich persönlich verstehe einfach nicht, was so schlecht daran sein soll, sein Leben zu planen bzw. zu wissen, was genau man damit anfangen will. Warum ist es stets die organisierte Person, die im Lauf eines Romans spontaner wird und nie die spontane Person, die die Vorzüge der Planung kennenlernt?

Deshalb fand ich den Roman zwar letztendlich gut zu lesen … aber eben nicht viel mehr. Doch glaube ich, dass seine Themen sicher andere Menschen mehr ansprechen als mich; er war mitnichten schlecht, sondern entsprach einfach nicht meinem Geschmack. Umso mehr hoffe ich, dass er andere Menschen erfreut!

Der Salzpfad
412 Seiten

Raynor und Moth Winn haben ihr Haus verloren und wissen nicht mehr, wie sie weitermachen sollen. Inspiriert von einem Buch, das sie vor langem gelesen haben, beschließen sie, den South West Coast Path, einen über tausend Kilometer langen Wanderweg in Großbritannien, in Angriff zu nehmen. Und so entfaltet sich vor ihnen eine lange, strapazierende Reise, nach dessen Ende sie in eine neue Zukunft schauen wollen …

Ich lese nicht allzu oft Erfahrungsberichte, aber nachdem ich schon so viel Gutes über „Der Salzpfad“ gehört hatte, beschloss ich, ihm eine Chance zu geben. Eine Chance, die mir gezeigt hat, warum das Buch so beliebt ist! Denn trotz der vielen Schwierigkeiten, denen Raynor und Moth sich stellen, geben sie nicht auf, machen weiter, wandern weiter, leben weiter. Es war tatsächlich sehr inspirierend, ihrer Reise zu folgen, auch wenn die Beschreibungen mir gut verdeutlicht haben, warum ich mich selbst ganz sicher niemals auf so einen langen Wanderweg einlassen werde.

Doch gerade die harten Zeiten haben natürlich umso mehr gezeigt, warum man die schönen Momente der Reise umso mehr wertschätzen sollte. Auf eine Weise ist es im Grunde die Reise unseres Lebens: Voller Hindernisse, doch auch voller glücklicher Augenblicke. Unabhängig davon, wie akkurat Raynor Winns Beschreibungen der Reise sind, hat mir ihr Buch gezeigt, was für positive Veränderungen sie bei einem bewirken kann.

Ab und zu gab es spirituelle Momente, die bei mir persönlich eher für Augenrollen gesorgt haben, aber zum Glück waren es so wenige, dass ich mich ganz gut auf die anderen Momente konzentrieren konnte. Trotzdem war ich ein wenig überrascht, dass die Autorin ihren Erfolg nicht ihren eigenen Bemühungen, sondern manchmal zufälligen Erlebnissen zugeschrieben hat.

Insgesamt jedoch handelte es sich um eine angenehme Lektüre, die mich mein Leben noch mehr hat wertschätzen lassen. Jeder, der gerne Reise- oder allgemein Erfahrungsberichte liest, wird mit „Der Salzpfad“ einen schönen finden!

All die ungesagten Dinge
336 Seiten

Als Kys Bruder Denny in einem vollbesetzten Restaurant ums Leben kommt, kann sie es gar nicht fassen. Sie selbst war es, die ihre Eltern dazu überredete, ihn dort seinen Schulabschluss feiern zu lassen – und jetzt ist er tot, ohne dass jemand etwas gesehen haben will. Was ist wirklich passiert? Wie ist ihr Bruder ums Leben gekommen? Und warum will niemand über die Ereignisse reden? Entschlossen, Antworten auf diese Fragen zu finden, sucht Ky die Augenzeugen auf, um die Wahrheit herauszufinden …

„All die ungesagten Dinge“ ist ein Roman, der sich mit Rassismus, Traumata, Nicht-hinsehen-wollen und der Suche nach dem „Warum?“ beschäftigt – alles Themen, die Tracey Lien auf emotionale Weise einbaut und diskutiert. Was mir am meisten gefiel, war, dass sie nicht nur Kys Perspektive beschrieb, sondern auch die Sichtweise der Personen, die sie befragt. Wir lernen nicht nur, wie die Augenzeugen den Abend von Dennys Tod erlebten, sondern erfahren auch etwas aus ihren Leben. Das hat es leicht gemacht, die verschiedenen Perspektiven zu verstehen und mit jedem Charakter mitzufühlen; es war das, was den Roman besonders gemacht hat, weil man einerseits will, dass Ky die Wahrheit herausfindet, aber auch versteht, warum keiner sie mit ihr teilen will.

Ein wenig überrascht war ich nur, dass Kys eigenes Verhalten sie selbst nicht stärker beeinflusst hat. Es gibt durchaus Szenen, an denen sie sich selbst die Schuld an Dennys Tod gibt, aber irgendwie dachte ich, sie würden eine größere Rolle spielen. Allerdings ist auch durchaus erfrischend, eine Protagonistin zu sehen, die sich bewusst ist, dass sie nicht die alleinige Schuld an den Ereignissen trägt.

Insgesamt also ein sehr emotionaler Roman, der mich sowohl berührt als auch zum Nachdenken angeregt hat. Eine Empfehlung für alle, die selbst gerne unterschiedliche Sichtweisen betrachten und einen Roman lesen wollen, der diese perfekt aufzeigt!

& Die Aosawa-Morde
367 Seiten

An einem heißen Sommertag ereignet sich bei der Familie Aosawa eine Tragödie: Während eines großen Festes sterben siebzehn Menschen an einem tödlichen Gift. Die einzige Überlebende ist die blinde Tochter des Hauses, Hisako Aosawa. Um herauszufinden, was wirklich passiert ist, braucht es mehr als eine Sichtweise, um die Wahrheit zu enthüllen ...

Dieser Roman ist sehr ungewöhnlich geschrieben, weil jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Person erzählt ist, die auf die eine oder andere Weise mit dem Fall zu tun hatte. Das Prinzip selbst fand ich sehr faszinierend, weil so unterschiedliche Facetten der Wahrheit enthüllt werden, aber leicht zu lesen war der Roman dadurch nicht. Denn in der Regel erzählen alle Charaktere aus der Ich-Perspektive, ohne, dass sie ihren Namen verraten, sodass man oft ein Weilchen braucht, bis man sich in das jeweilige Kapitel eingelesen hat.

Die Struktur tut dem Mysterium des Geschehens jedoch keinen Abbruch: Ich war sehr interessiert daran, zu erfahren, wie alle Puzzlestücke zusammenhängen und war am Ende durchaus zufrieden mit der Aufklärung (wobei diese zugegeben eine kurze Google-Suche benötigte, um zu bestätigen, dass ich die Ereignisse richtig interpretiert habe).

Insofern ist dieser Krimi nichts für diejenigen, die einfach mal einen für zwischendurch lesen wollen, sondern am ehesten für Leser*innen, die qualitative Krimis bevorzugen, bei denen sie die Puzzleteile teils selbst zusammensetzen müssen. Mir war der Krimi für meinen Geschmack ein wenig zu wirr erzählt, aber gefallen hat er mir trotzdem!

Dead Romantics
400 Seiten

Florence ist die Ghostwriterin der berühmten Autorin Ann Nichols. Doch sie hat Probleme damit, ihr derzeitiges Buch zu Ende zu bringen, weil eine kürzliche Trennung jeden Glauben an die Liebe zerstört hat. Zudem hat sie ein Geheimnis, von dem nur ihre Familie weiß: Sie kann die Geister der Verstorbenen sehen. Als ihr Vater stirbt, hofft sie schon fast, dass sie die Gelegenheit bekommt, sich richtig von ihm zu verabschieden, doch stattdessen steht Ben Andor vor ihr: Ihr Lektor, der ihr eine Verlängerung verweigert hat. Den sie in einem spontanen Moment küsste. Und der in einen Autounfall geraten ist, wodurch sein Geist bei Florence landete. Denn er glaubt, dass er nur dann ins Jenseits übergehen kann, wenn er ihr bewiesen hat, dass die wahre Liebe existiert …

Dieser Roman bietet nicht nur eine süße Liebesgeschichte, sondern auch einen übernatürlichen Twist, der es erlaubt, Themen wie Tod und Abschied auf natürliche Weise zu besprechen. Ich war sehr fasziniert davon, mehr über Florences Vergangenheit und ihre Familie herauszufinden, weil die Tatsache, dass diese ein Bestattungsunternehmen führt, für einige interessante Szenen sorgt. Florences Beziehung zu ihrer Familie war ebenfalls realistisch beschrieben; die vielen Anekdoten, die sie und ihre Geschwister miteinander geteilt haben, waren amüsant und haben dazu beigetragen, dass die Familie sich tatsächlich wie eine anfühlt.

Die Geschichte selbst fand ich persönlich ein wenig ZU vorhersehbar – und damit meine ich nicht nur die Liebesgeschichte, bei der ich durchaus erwarte, ein gutes, vorhersehbares Ende zu haben, sondern vor allem die Entdeckungen, die Florence währenddessen gemacht hat. Es gab nur eine einzige Überraschung, die ich nicht vorhergesehen habe, aber alles andere war fast schon peinlich offensichtlich. Zugegeben ist das nicht zwingend etwas Schlechtes (vor allem, weil ich die Geschichte selbst durchaus genossen habe), aber ein wenig schade fand ich es schon, weil ich mir gerne gewünscht hätte, dass dieser Roman sich (neben der Geistergeschichte) noch zusätzlich von anderen Liebesromanen hervorhebt.

Die Themen des Romans waren dafür sehr gut umgesetzt; Trennungsschmerz in all seinen Facetten spielt eine große Rolle und wird von der Autorin realistisch gehandhabt. Zudem wird der Roman trotz seiner Themen nie trübsinnig, sondern wahrt seinen herzerwärmenden Kern.

Wer mal wieder eine schöne Liebesgeschichte braucht, ist hier an der richtigen Adresse; man sollte nur bedenken, dass man genau das bekommt, was man erwartet, sodass diejenigen, die gerne Liebesgeschichten mit interessanten Twists lesen, hier eher keine finden werden. Dafür hat man eine lockere Lektüre!

Ein Geheimnis aus Magie und Eis
413 Seiten

Marit und Eve sind füreinander wie Schwestern und im selben Waisenhaus aufgewachsen. Doch dann entschließt sich ausgerechnet Helene Vestergaard, in denen Minen Marits Vater ums Leben gekommen ist, Eve zu adoptieren und die magisch begabte Marit als Schneiderin einzustellen. Diese muss sich in Acht nehmen, weil der verstärkte Einsatz von Magie eventuell dazu führt, dass die Adern der Magier mit Firn überzogen werden. Trotzdem möchte sie unbedingt herausfinden, was wirklich mit ihrem Vater passiert ist und was die Vestergaards zu verbergen versuchen …

Dieses Fantasybuch ist sowohl für Kinder als auch für Jugendliche geeignet, was mich insofern überrascht hat, weil ich bisher nicht allzu viele Bücher gelesen habe, die (imho) für beide Altersgruppen geschrieben sind. Dieses Buch gehört zu den wenigen, die meiner Meinung nach dazugehören.

Besonders fasziniert war ich von den moralischen Fragen, die bezüglich des Magie-Systems aufgerufen werden, weil sie mich sehr zum Nachdenken angeregt haben. Was die Charaktere und die Handlung angeht, fand ich beide ganz okay – von den recht vielen Charakteren lernt man nur wenige näher kennen, aber dafür machen die Charaktere, die tatsächlich wichtig sind, eine interessante Entwicklung durch. Die Handlung hatte in der Mitte ein paar Längen, hat dafür aber sehr stark gestartet und sehr stark geendet. Ich war froh, dass ich die Durststrecke in der Mitte durchgehalten habe, um das epische Ende zu erleben, aber erwähnenswert als Kritik ist sie definitiv.

Letztendlich war das faszinierendste an dem Buch das Magie-System und alles, was damit zusammenhing. Insofern kann ich das Buch allen Kindern und Jugendlichen empfehlen, die etwas kreativere Magie und Charaktere in ihren Fantasybüchern bevorzugen!

Schneegrab
304 Seiten

Eine Gruppe von fünf Engländern, darunter die Brüder Stephen und Kits, haben sich entschlossen, einen der schwierigsten Berge des Himalaya zu besteigen: Den Kangchenjunga, der bereits schon einige Todesopfer gefordert hat. Doch sehr bald ist Stephen klar: Sie sind nicht allein auf dem Berg. Etwas - oder jemand - ist ihnen auf den Fersen. Und Stephen wird das Gefühl nicht los, dass alles mit der vorigen Expedition zusammenhängt, in der Wahrheit und Lüge im Nachhinein bis zur Unkenntlichkeit verflochten wurden ...

Dieser Roman lebt vor allem durch seine Stimmung: Die gruselige Atmosphäre, die die Autorin aufbaut, ist unglaublich gelungen und hat hervorragend illustriert, wie gefährlich der Berg ist und wie leicht es sein kann, in eine lebensbedrohliche Situation zu gelangen. Stephens Erlebnisse auf dem Berg waren auf jeden Fall packend beschrieben und mein persönliches Highlight des Romans.

Dafür muss ich zugeben, dass der Rest des Romans "nur" gut war. Es war durchaus interessant, zu sehen, wie die Gruppe untereinander und mit den Sherpas umgeht, aber da all die gruseligen Momente, die passieren, wenn Stephen allein ist, so cool waren, habe ich regelrecht darauf gewartet, dass die zwischenmenschlichen Momente enden und durch die einsamen ersetzt werden.

Denn auch das Mysterium der letzten Expedition, das vor allem von Stephen allein ergründet wird, war sehr fesselnd beschrieben, obwohl man zumindest teils ahnen kann, was die Auflösung ist. Insofern würde ich den Roman vor allem denjenigen empfehlen, denen eine gute Atmosphäre wichtig ist – denn die ist einfach fantastisch gelungen!

Sogar so sehr, dass mich die Schwächen des Romans noch nicht einmal sonderlich stören. Zwar würde ich nicht behaupten, dass der Roman für jeden ist, aber auf jeden Fall für alle, die es lieben, in eine düstere, geheimnisvolle Geschichte einzutauchen!

Scholomance – Die Goldenen Enklaven
528 Seiten

El hat es geschafft: Sie ist der Scholomance entkommen. Und doch hat sie versagt, denn Orion hat sich entschlossen, zurückzubleiben. El hat keine Hoffnung, dass sie ihn noch retten kann, weshalb sie stattdessen versucht, die Probleme außerhalb der Schule zu lösen - und dabei nach und nach das dunkle Geheimnis der Enklaven aufdeckt ...

Der dritte und abschließende Band der Scholomance-Trilogie konzentriert sich vor allem auf Els neues Leben in der realen Welt, was sich um einiger schwieriger herausstellt, als sie erwartet hatte. Es hat mir sehr gefallen, zu sehen, wie sie mit ihren neuen Problemen umgeht und dabei von Land zu Land reist, doch muss ich zugeben, dass ihre Reise in der zweiten Hälfte dann doch ein wenig ermüdend wurde.

Das liegt vor allem daran, dass Orion (der in den zwei vorigen Bänden eine große Rolle einnahm) hier kaum auftritt. Es war durchaus interessant, zu sehen, wie Els Beziehungen zu anderen Menschen sich hier entwickelten, aber dennoch wünschte ich, das wäre nicht auf Kosten von Orion geschehen.

Die Twists in dem Roman waren echt cool, und auch das Ende hat mir gut gefallen. Aber weil es stellenweise dann doch ein wenig langatmig war, fand ich den Roman zwar gut, aber leider nicht sehr gut.

Bleib bei mir, Sam
336 Seiten

Nachdem ihr fester Freund Sam bei einem Unfall stirbt, ist Julie vollkommen verzweifelt. Sie geht nicht zu seiner Beerdigung, löscht sämtliche Nachrichten und wirft alle Sachen weg, die sie an ihn erinnern. Als nichts hilft, ruft sie spontan seine Nummer an - und Sam hebt ab. Plötzlich bietet sich für Julie die Möglichkeit, wenigstens telefonisch Kontakt zu Sams Geist zu halten und sich am Ende richtig von ihm zu verabschieden. Doch wie soll sie das tun, wenn sie ihn am liebsten nicht gehen lassen will?

Obwohl dieser Roman altbekannte Themen aufgreift, hat es mir sehr gefallen, wie der Autor Dustin Thao mit ihnen umgegangen ist. Es ist sehr deutlich geworden, wie schwierig es ist, sich von einer geliebten Person zu verabschieden - erst recht, wenn man eine zweite Chance mit ihr bekommt. Julies Beweggründe waren hier sehr nachvollziehbar, sodass es mir leicht fiel, mit ihr mitzufühlen.

Die Beziehung zwischen Julie und Sam nimmt verständlicherweise am meisten Raum ein, doch war ich positiv überrascht, wie sehr es mich ebenfalls interessant hat, herauszufinden, wie es in Julies "realem" Leben aussieht. Ihre besten Freunde waren nämlich sehr sympathisch; tatsächlich wünschte ich, ihre Rollen wären noch etwas größer gewesen, als sie es letztendlich waren.

Die einzige, wirkliche Kritik, die ich an dem Roman sehe, ist sein Pacing. Er ist nämlich recht ruhig erzählt, es passiert nicht allzu viel und der Fokus liegt eindeutig auf den emotionalen Momenten. Aus diesem Grund könnten andere Leserinnen und Leser den Roman als langweilig empfinden; auch ich stolperte über eine Phase, in der ich mir wünschte, es würde etwas mehr passieren. Von daher ist dieses Buch für diejenigen gut geeignet, die ruhigere Romane mögen.

Insgesamt habe ich den Roman trotzdem sehr gemocht; er war eine schöne Abwechslung für zwischendurch mit einer sehr emotionalen, nachvollziehbaren Geschichte. :)

Die Bibliothek von Edinburgh
384 Seiten

Ropa ist Geistersprecherin und übermittelt als solche Nachrichten der Toten an die Lebenden - allerdings nur gegen Bezahlung. Weshalb sie auch die Bitte der Geisterfrau Nicola, ihren verschwundenen Sohn Ollie zu finden, zunächst einmal ignoriert. Doch als Ropas Großmutter sie darum bittet, Nachforschungen anzustellen, merkt Ropa schnell, dass Ollie nicht das einzige Kind ist, das verschwunden ist - und diejenigen, die wieder zurückkehren, sind um Jahrzehnte gealtert ...

Dieser locker zu lesende und humorvolle Fantasykrimi eignet sich perfekt für Fans von Ben Aaronovitch und Jonathan Stroud, aber auch für alle anderen, die gerne Fantasykrimis lesen und dabei einen lockeren Stil bevorzugen. Die eigentliche Handlung wird dabei von Ropas täglichen Geistererlebnissen und ihrem erlernten Podcastwissen gewürzt, was beides erstaunlich gut eingebaut wurde. Ropa selbst ist unglaublich sympathisch - und zwar nicht trotz, sondern wegen ihrer kessen Art. Hier hat es sehr geholfen, dass sie nachvollziehbare Gründe für ihre Kompromisslosigkeit, was das Überbringen von Geisterbotschaften betrifft, hatte. Ich habe mich auf jeden Fall sehr gut in sie hineinversetzen können!

Andere Nebencharaktere (vor allem Priya) waren ebenfalls sehr sympathisch, weshalb ich hoffe, im zweiten Band noch mehr von ihnen zu sehen. Was die Handlung betrifft, liegt meine einzige Kritik darin, dass ich es ein wenig zu leicht fand, die Identität des Drahtziehers herauszufinden. Zwar hat das meinem Lesegenuss letztendlich keinen Abbruch getan, weil das nicht der Fokus der Handlung war, aber Fans genialer Twists werden hier eher keine finden.

So oder so handelt es sich allerdings um ein sehr angenehmes Leseerlebnis, weshalb ich mich schon auf Ropas nächsten Fall freue!