- Wie man vorhersieht
- womit keiner rechnet
- Kit Yates
- Piper
- Sachbuch
- Vorhersagen
- Prognosen
- Denkfehler
- Beispiele
- Empfehlung
In unserer chaotischen Welt ist es nicht leicht, Vorhersagen über die Zukunft zu treffen. Ständig fallen wir Verzerrungen zum Opfer, ohne es zu merken, ständig machen wir Fehler. Welche Denkfehler uns davon abhalten, rational zu entscheiden und wie man sie vermeiden kann, fasst Kit Yates in seinem neuesten Sachbuch zusammen.
Besonders erfrischend fand ich hier, dass er nicht nur die altbekannten Beispiele für verschiedene Fehlschlüsse beschrieb, sondern auch sehr, sehr viele unbekannte. Kit Yates benutzt sowohl Beispiele aus seinem privaten Leben als auch viele außerhalb davon. Ich hatte Spaß damit, so einige der Beispiele zu googlen, überrascht darüber, dass ich bisher noch nichts von ihnen gehört hatte. Dadurch schaffte es Kit Yates, bereits bekannte Denkfehler auf eine Art und Weise zu präsentieren, die neu und unverbraucht war. Ein großes Lob hierfür, weil ich das – ironischerweise, wenn man das Thema des Sachbuchs bedenkt – nicht erwartet habe!
Womit wir beim Thema wären. Ich würde zugegeben nicht behaupten, dass man nach dem Lesen der Lektüre tatsächlich bessere Vorhersagen machen kann – aber auf jeden Fall, dass Kit Yates uns Leserinnen und Lesern die Mittel in die Hand gibt, um es theoretisch zu tun. Sein Sachbuch macht einem anhand der hilfreichen Beispiele bewusst, welche Werkzeuge man verwenden kann, um Fehler und unwahrscheinliche Vorhersagen zu vermeiden, aber natürlich liegt es an einem selbst, diese Werkzeuge auch tatsächlich einzusetzen.
Mir hat dieses Sachbuch auf jeden Fall geholfen, indem es mir meine eigenen Fehler vor Augen führte. Gleichzeitig war es sehr gut zu lesen, durchaus auch unterhaltsam und trotzdem lehrreich. Wer glaubt, bereits alles über das Thema Denkfehler zu wissen, sollte hier auf jeden Fall reinschauen, weil Kit Yates noch so einiges zu bieten hat. Und auch für Neueinsteiger des Themas eignet sich sein Sachbuch aufgrund seines verständlichen, mit vielen Beispielen gespickten Schreibstils sehr!
Lilly deGray gehört zu einer Familie, die mithilfe ihres magischen Zahnrads durch die Zeit reisen kann. Zusammen mit ihrem Vater benutzt sie diese Fähigkeit, um verloren geglaubte Gegenstände aus der Vergangenheit wiederzufinden und sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch ihr neuester Auftrag ist besonders gefährlich, denn er führt Lilly ganz allein auf die Titanic, wo sie als Dienstmädchen einer Gräfin eine Kette beschaffen muss, bevor diese zusammen mit der Titanic versinkt. Ebenfalls an Bord ist der charmante Ray Andrews, zu dem Lilly sich hingezogen fühlt. Was sie nicht weiß: Ray ist in Wirklichkeit Damien Belmont, ebenfalls Spross einer Zeitreise-Familie, und hat den Auftrag, Lilly ihr Zahnrad abzunehmen, weil seiner Schwester sonst ein schlimmeres Schicksal als der Tod blüht ...
Ich war vor dem Lesen zugegeben etwas unsicher, weil ich die Autorin nicht kannte und halb erwartet habe, einen von unzähligen austauschbaren Fantasy-Romanzen zu lesen. Und technisch gesehen erzählt dieser Jugendroman keine neue Geschichte, sondern bedient sich bereits bekannter Tropen; doch die Art und Weise, wie er erzählt wurde, hat ihn zu einem fantastischen und fesselnden Leseerlebnis gemacht!
Hier hat es besonders geholfen, dass wir nicht nur Lillys Sichtweise erleben, sondern auch Damiens. Beide Charaktere sind so ausgesprochen sympathisch, dass sie mir unglaublich schnell ans Herz wuchsen. So ist Damien von Anfang an gegen seinen Auftrag und möchte lieber das Richtige tun, was ihn sehr liebenswert gemacht hat. Und Lilly ist eine entschlossene, kluge Protagonistin, die nicht immer alles richtig macht, aber umso mehr darum kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Wie gesagt habe ich beide sehr gemocht!
Ihre Romanze ist recht süß erzählt, verlief aber für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Bereits von der ersten Begegnung an fühlen sie sich zueinander hingezogen und entwickeln bereits nach wenigen Szenen zusammen Gefühle füreinander. Zwar ist es klar, dass ihrer Romanze nur so viel Zeit bleibt, zu erblühen, doch trotzdem hätte ich eine leicht langsamere Entwicklung bevorzugt. Dafür haben die beiden Charakteren eine gute Chemie zueinander, sodass es nicht vollkommen unglaubhaft schien, dass sie sich schnell mögen würden – nur im Bezug auf die romantische Anziehung hätten ihre Gefühle imho ein wenig später aufflammen sollen.
Was die Nebencharaktere angeht, möchte ich besonders Adèle, die andere Dienerin der Gräfin, hervorheben. Sie war unter den Nebencharakteren mein Lieblingscharakter, weil sie so eine gute Freundin für Lilly war!
Was ich ebenfalls anmerken möchte, ist, dass es ein Weilchen dauert, bis Lilly und Damien überhaupt auf die Titanic kommen. Weil die Handlung insgesamt spannend erzählt war, machte mir das nichts aus, aber trotzdem gibt es einige Stellen, die die Geschichte ein wenig in die Länge zogen.
Insgesamt handelt es sich um eine Fantasy-Romanze, die zwar nicht perfekt ist, mich aber in vielen Aspekten positiv überrascht hat, weshalb ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen werde!
- Die Insel des Zorns
- Alex Michaelides
- Droemer Knaur
- Thriller
- Krimi
- Erzählweise
- Twists
- Unzuverlässiger Erz.
- Spannungsaufbau
Elliot ist der beste Freund der berühmten Schauspielerin Lana, die eines Tages beschließt, zusammen mit ihm, ihrem Ehemann Jason, ihrem Sohn Leo, ihrer Schauspielerkollegin Kate und zwei Bediensteten Urlaub auf einer griechischen Insel zu nehmen. Doch die Ereignisse, die sich daraufhin entfalten, entwickeln sich ganz anders, als die Beteiligten es sich gedacht hatten – bis ein Mord passiert. Doch wichtig ist dabei nicht nur die Frage, wer ihn begangen hat, sondern auch, welche Ereignisse zu ihm führten …
Dieser Thriller gehört wohl zu den ungewöhnlichsten, die ich bisher gelesen habe – und der Grund dafür ist Elliot, der gleichzeitig einer der Charaktere und unsere Erzählerstimme ist. Er berichtet uns, was genau auf der Insel geschah und wie genau es dazu kommen konnte. Dadurch, dass er ein unzuverlässiger Erzähler ist, der gewisse Aspekte der Handlung bis zu einem gewissen Zeitpunkt verschweigt, kann man sich nie sicher sein, ob das, was er erzählt, tatsächlich wahr ist. Das hat das Leseerlebnis sehr fesselnd gemacht, weil es nicht nur darum ging, das eigentliche Mysterium aufzulösen, sondern auch, herauszufinden, wie genau Elliot mit den Ereignissen zusammenhängt. Was ich hier sehr gut fand, ist, dass das Ende einerseits genau so ist, wie man es erwartet – und andererseits ganz anders, weil die Twists, die zu ihm führen, einen trotzdem überraschen. Insofern ein guter Mix!
Das einzige, was mich ein wenig gestört hat, waren die vielen Rückblicke. Sie sind zwar durchaus notwendig, um die Geschichte zu verstehen, vor allem, weil verschiedene Perspektiven die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit deutlich machen, aber sie nehmen einen so großen Teil der Handlung ein, dass ich mir manchmal gewünscht habe, wieder zur Gegenwart zurückzukehren. Dabei sind es nicht mal die Ereignisse selbst, die sich in die Länge gezogen haben, sondern eher Elliots Gedanken; er ist zwar ein sehr unterhaltsamer Erzähler und es hat mir insgesamt Spaß gemacht, seiner Stimme zu lauschen, aber er verliert sich oft in Abschweifungen, die manchmal dann doch ein wenig zu lang sind.
Was ebenfalls erwähnt werden muss, ist, dass es sich hierbei weder um einen klassischen Krimi noch um einen klassischen Thriller handelt, sondern eher um einen Mix, der die Ereignisse erzählt, die zu dem Mord auf der Insel führen. Was eine durchaus interessante Erzählweise ist, die mir persönlich gefallen hat, aber nicht unbedingt eine, die jeder Leser mögen wird.
Von daher gibt es von mir persönlich eine Empfehlung, weil mir die ungewöhnliche Erzählweise sehr viel Spaß gemacht hat, aber auch die Anmerkung, dass vermutlich nicht jeder etwas damit anfangen können wird. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich es konnte!
- Cato und die Dinge
- die niemand sieht
- Yorick Goldewijk
- Dragonfly
- Kinderbuch
- Zeitreisen
- Erinnerungen
- Melancholie
- Mut
- Familie
- Leben
Cato ist zwölf Jahre alt und lebt bei ihrem Vater, weil ihre Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist. Gerne hätte sie sie kennengelernt, glaubt aber nicht, dass das möglich ist. Bis sie auf dem Klavier ihres Vaters eine Visitenkarte entdeckt, die Frau Kanos Kino bewirbt: "Filme, die nirgends laufen, aber die du schon immer sehen wolltest". Voller Neugier besucht sie das alte, verlassene Kino und trifft dort auf die mysteriöse Frau Kano, die Filme der ganz besonderen Art zeigt: Nämlich Zeitreisen zu einem bestimmten Moment, der auf einem Foto festgehalten ist. Cato soll die Zeitreisenden auf ihrem Sprung in die Vergangenheit begleiten – doch bietet sich hier vielleicht endlich die Möglichkeit, ihre Mutter zu treffen?
Dieses Kinderbuch erzählt eine wahrlich wunderschöne Geschichte von verpassten Momenten und zweiten Chancen, die mir sehr nahe gegangen ist. Als Erwachsene ist es relativ einfach, die Twists in der Handlung zu erahnen, aber das ändert nichts an der wundervollen Erzählweise. Es war einfach so schön, zu sehen, wie alles zusammenhängt und am Ende alle Charaktere das finden, was sie längst verloren glaubten.
Besondere Erwähnung verdient Catos Vater und die Nachbarin Cornelia. Andere Romane hätten sicherlich auch Catos Beziehung zu ihrem Vater gekittet, aber wenige hätten sich wohl die Mühe gemacht, die nervige Nachbarin Cornelia zu einer dreidimensionalen Figur mit ihren eigenen Problemen zu machen. Deshalb bin ich sehr froh, dass dieses Buch es tat; es war nicht nur sehr erfrischend, sondern betonte, dass auch Personen, die man (zunächst) nicht mag, eine schwere Geschichte mit sich herumtragen können.
Die Geschichte an sich ist relativ ruhig erzählt, oder man könnte sagen: melancholisch. Mir persönlich hat es gefallen, aber für Action-Fans ist dieses Buch logischerweise nichts. Dafür lässt es sich meiner Meinung nach sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gut lesen; und für mich waren, sind und bleiben das immer noch die besten Kinderbücher!
Insgesamt ein sehr schönes Leseerlebnis, das einen auch über das eigene Leben reflektieren lässt.
- Geheime Gesellschaft
- Sarah Penner
- HarperCollins
- Belletristik
- Spiritualismus
- Geister
- Betrug
- Spannung
- Krimi
- Mystery
- Geheimnisse
- LGBTQ+
Ende des 19. Jahrhunderts boomt der Spiritualismus in London. Lenna selbst gehört zu den Skeptikerinnen, doch als ihre Schwester Evie ermordet wird, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an das Medium Vaudeline D’Allaire in Paris, in der Hoffnung, den Mord aufzuklären. Doch als die beiden Frauen erfahren, dass am selben Tag von Evies Mord auch der Gründer der London Séance Society, Mr. Volckman, ermordet wurde, vermuten sie, dass ein- und dieselbe Person hinter den Morden stecken könnte. Sie reisen nach London, um Nachforschungen anzustellen. Dort erfahren sie nicht nur die dunklen Geheimnisse der Society, sondern auch, inwiefern Evie mit ihnen in Verbindung stand …
Eins muss vorweg gesagt werden: Ja, dieser Roman ist übernatürlich. Diejenigen, die gegenüber dem Spiritualismus skeptisch eingestellt sind, werden ihm deshalb vermutlich nichts abgewinnen können. Ich selbst lese solche Romane als Fantasy und stelle mir vor, dass die Geschichte in einer alternativen Welt spielt, in der diese übernatürlichen Praktiken tatsächlich möglich sind. Diejenigen, die selbst spirituell sind, an Spiritualismus glauben und/oder eine offene Sichtweise diesbezüglich haben, werden hier begeisterter sein.
Denn die Geschichte selbst und speziell der kriminelle Aspekt sind sehr gut und sehr spannend erzählt. Ich habe es geliebt, zusammen mit Lenna die Geheimnisse der Society zu ergründen und gleichzeitig zu erfahren, wie Evie in der Vergangenheit mit ihnen in Kontakt kam. Zu erfahren, wie alles zusammenhängt, war so zufriedenstellend; sobald man alle Informationen hat, passen alle Puzzleteile wundervoll zusammen, was genau das ist, was ich mir von einem kriminalistischen Roman erhoffe.
Erwähnen möchte ich auch die Romanze zwischen Lenna und Vaudeline, die ich sehr süß fand und die sich gut in die Handlung eingefügt hat.
Es gab nur zwei Aspekte, die ich kritisieren möchte: Einmal eine Kleinigkeit, nämlich die Tatsache, dass Flashbacks nicht stärker als solche gekennzeichnet wurden. Es kann manchmal verwirrend sein, wenn jedes Kapitel mit einem Datum eingeleitet wird, die Haupthandlung des Kapitels aber an einem anderen Datum spielt. Diese Passagen hätte ich deshalb ebenfalls mit einem Datum versehen.
Die größere Kritik ist eine Entscheidung, die Lenna am Ende bezüglich des Drahtziehers trifft. Diese Entscheidung fand ich nicht nur außergewöhnlich grausam, sondern auch gefährlich, weil es zumindest theoretisch möglich wäre, dass der Drahtzieher einen Weg findet, sich an ihr zu rächen. Das passiert natürlich nicht, aber ich fand es trotzdem sehr leichtsinnig von ihr.
Zusammengefasst haben wir hier einen spannenden Roman, dem es gelingt, seine Mysterien auf zufriedenstellende Weise aufzuklären – der dafür allerdings nur Leserinnen und Lesern zu empfehlen ist, die dem Spiritualismus gegenüber offen eingestellt sind. Ich selbst habe ihn durchaus gemocht, mir aber trotzdem gewünscht, eine realitätsnähere Geschichte zu erleben. Doch für Fans von allem, was übernatürlich ist, ist dieser Roman dafür das Richtige!
- Verlassene Orte
- Cal Flyn
- Reisebericht
- Niemandsland
- Ruinen
- Verbotene Gebiete
- Menschliche Fehler
- Natur
- Sachbuch
Wie wird die Welt wohl aussehen, wenn wir Menschen nicht mehr da sind? Dies ist eine Frage, die Cal Flyn anhand der Orte, in denen keine Menschen mehr leben, beantwortet. Hauptsächlich über Europa und Amerika verteilt, besucht sie zwölf verschiedene Orte, die aus verschiedenen Gründen von ihren Bewohnern verlassen wurden.
Mit bildhaften Beschreibungen bringt sie uns die Einsamkeit, Zerstörung und Heilung der Orte nahe, ergänzt durch rotstichige Abbildungen, die uns ihren Verfall zeigen. Dabei geht sie auch auf die Geschichte der Orte und zusammenhängende Ereignisse ein, die uns den Hintergrund jedes Orts gut erläutern. Der Schreibstil war dementsprechend ganz gut zu lesen – für die einen oder anderen Leser/innen vielleicht zu bildhaft und/oder zu informativ, doch meiner Meinung nach genau richtig.
Nur, dass es diesbezüglich doch eine Kritik gibt. Obwohl ich die Menge an bildhaften Beschreibungen und Hintergrundinformationen gut dosiert fand, litt dieser Reisebericht schlicht darunter, dass mich nicht alle zwölf Orte gleichermaßen interessierten. Nur etwa die Hälfte an beschriebenen Orten las sich für mich spannend, während die andere Hälfte für mich nicht so interessant zu lesen war. Das ist einerseits gut, weil das Buch so verschiedene Menschen anspricht, aber auch kritisch, weil vermutlich nicht alle Leserinnen und Leser tatsächlich alle Kapitel mögen werden.
Das gilt übrigens auch für diejenigen, die sich (wie ich) für verlassene Orte begeistern. Nicht jedes Kapitel wird gleich interessant sein und das ist wohl etwas, das in einem Reisebericht wie diesem unvermeidlich ist.
Doch letztendlich erhält man trotzdem einen faszinierenden, hoffnungsvollen Einblick in unsere Vergangenheit – und unsere mögliche Zukunft.
- Weihnachtsgeschichte
- Charles Dickens
- Lisa Aisato
- Klassiker
- Weihnachten
- Illustrierte Ausgabe
- Geister
- Nostalgie
Ich habe schon einige Adaptionen der „Weihnachtsgeschichte“ gesehen, sie aber tatsächlich noch nie gelesen. Doch weil nun eine Ausgabe mit wunderschönen Illustrationen von Lisa Aisato erschienen ist, beschloss ich, dieses Versäumnis endlich nachzuholen. Und ich muss sagen, ich bin positiv überrascht!
Aus irgendeinem Grund hatte ich erwartet, dass die Geschichte sich eventuell schwerfällig lesen würde, weil es nun mal anderthalb Jahrhunderte her ist, seit sie geschrieben wurde. Und obwohl es durchaus Passagen gibt, die aufgrund ihrer ausführlichen Beschreibungen nicht ganz so einfach zu lesen sind wie der Rest, war der Schreibstil im Allgemeinen überraschend angenehm. Ich hatte keine Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden und Scrooges ereignisreiche Nacht zu verfolgen.
Überrascht war ich auch, wie akkurat die Adaptionen, die ich gesehen habe, insgesamt sind, auch wenn einige wichtige Details (speziell das Aussehen der drei Geister) in der Regel verändert wurden. Auch Lisa Aisato hat ihnen, gemäß der Beschreibung im Roman, ein eigenes Aussehen verliehen, gewürzt mit ihrem charakteristischen Zeichenstil, die der Geschichte noch mehr Leben einhaucht.
Diese Geschichte ist nicht umsonst ein wahrer Klassiker und ich kann jedem, der nur die Adaptionen kennt, wärmstens empfehlen, auch die Originalgeschichte zu lesen!
Charlotte und Desmond wollen Henrika Hyde endlich schnappen, weshalb sie sich bei einer Weihnachtsfeier in der Burg Tannenbaum einschleichen, wo Henrika fast jährlich teilnehmen soll. Bei der Feier wird auch der Nussknacker-Rubin präsentiert, dessen Wert ebenfalls für viele Teilnehmer interessant ist. Und plötzlich wird die Gesellschaft angegriffen, sodass sowohl Charlotte als auch Desmond ihren Plan über den Haufen werfen und um ihr Leben kämpfen müssen …
Der zweite Band der „Section 47“-Reihe ist recht kurz, doch dafür umso spannender gestaltet. Das Pacing ist hervorragend und die Geschichte schafft es problemlos, einen von Anfang bis Ende am Ball zu halten. Charlotte und Desmond befinden sich fast konstant in Gefahr und man fiebert richtig mit ihnen mit, während sie versuchen, zu kämpfen, sich zu verstecken und im Allgemeinen am Leben zu bleiben. Das war wirklich großartig umgesetzt!
Aus diesem Grund finde ich auch nicht, dass die Kürze des Romans eine Kritik ist, weil sie meiner Meinung nach genau richtig war, um ein spannendes Leseerlebnis zu garantieren. Aufgrund der Kürze können Charaktere und Szenen zwar nicht unbedingt Tiefe entfalten, aber wie gesagt fand ich das nicht schlimm, weil es mir Spaß machte, stattdessen die packende Handlung zu verfolgen. Nur bezüglich der Gesamthandlung finde ich, dass der Roman ein wenig mehr Inhalt hätte haben können, weil im Grunde nur das Ende relevant für Charlottes und Desmonds Suche nach Henrika Hyde war. Aus diesem Grund ähnelte der Roman mehr einer (sehr guten) Bonusgeschichte und war nicht unbedingt eine Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten Teil.
Nichtsdestotrotz – ich freue mich auf den dritten Teil und hoffe, nicht allzu lange auf ihn warten zu müssen ;)
Seit Joannas Vater durch ein magischen Blutbuch umgekommen ist, hütet sie allein die Familiensammlung weiterer Bücher dieser Art, in der Hoffnung, mit ihrer Hilfe irgendwie herauszufinden, wie genau ihr Vater ums Leben kam. Währenddessen geht ihre Halbschwester Esther am Südpol ihrer Arbeit nach, muss jedoch bald feststellen, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Und Nicholas, der diese Blutbücher für seinen Onkel herstellt und nicht ahnt, welche Geheimnisse ihm vorenthalten werden, flieht zusammen mit seinem Leibwächter, um die Wahrheit hinter den Büchern und ihren Schreibern herauszufinden …
Dieser Roman erzählt ultimativ von der Liebe zu Büchern – und von den Qualen, die auf sich genommen werden, um sie zu beschützen. Die drei Hauptcharaktere haben alle eine ganz bestimmte Beziehung zu Büchern im Allgemeinen und Blutbüchern im Speziellen, wodurch wir unterschiedliche Sichtweisen erleben, in die man sich alle gut hineinversetzen kann. Wobei das Beste an diesen Sichtweisen nicht einmal die verschiedenen Meinungen der Charaktere waren, sondern vielmehr die Informationen, über die jeder von ihnen verfügt – und auf welche Weise diese zusammenspielen. Hier zeigt sich die große Stärke des Romans: Dadurch, dass jeder Charakter nur über limitiertes Wissen verfügt, wir aber die Sichtweise von allen drei Charakteren lesen, können wir als Leserinnen und Leser die Puzzlestücke selbst zusammenfügen und so das große Ganze verstehen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, die Verbindungen zwischen den Sichtweisen zu untersuchen, weil die drei Leben auf faszinierende Weise miteinander zusammenhängen.
Doch perfekt ist der Roman natürlich nicht: So braucht er zum Beispiel einige Zeit, um in Fahrt zu kommen, wobei die drei Charaktere sich erst spät in der Handlung treffen. Zudem sind die einzelnen Beziehungen zwischen verschiedenen Charakterpaaren nicht unbedingt ausgebaut – ich mochte zum Beispiel die Freundschaft zwischen Nicholas und seinem Leibwächter Collins sehr, sowie die Romanze zwischen Esther und Pearl, aber da alle Beziehungen relativ oberflächlich bleiben, fieberte ich nicht so stark mit den Charakteren mit, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Das ist für mich definitiv eine Kritik, die sicher nicht nur mir als solche auffällt, sondern auch andere stören könnte.
Dabei sind die Charaktere an sich sehr gut umgesetzt, sodass jeder für sich ein sympathischer Sichtcharakter ist, den man sehr gerne kennenlernt. Auch das Worldbuilding (speziell die Art und Weise, wie das Schreiben der Bücher mit Blut umgesetzt wurde) war großartig und ich saugte jede Information über die einzelnen Charaktere und die Magie gierig in mich auf. Aber sobald es um tiefergreifende Interaktionen ging, merkte ich, dass diese mir schlicht fehlten; darunter leiden teils auch die Twists, weil man sich z.B. bei dem Verrat eines Charakters gar nicht richtig betrogen fühlt (schließlich hat man nicht das Gefühl, die Hauptcharaktere hätten eine besonders starke Verbindung zu diesem oder jenem Charakter gehabt).
Insofern gefiel mir dieses Buch durchaus, weil sowohl der Fantasy-Aspekt als auch das Zusammenspiel der drei Sichtweisen großartig umgesetzt wurde; doch als sehr gut würde ich es nicht bezeichnen, weil ihm dafür die Beziehungen fehlen, in die ich gerne mehr investiert gewesen wäre. Ein guter Lesestoff für alle, die Bücher, Geheimnisse und Magie lieben, aber nicht unbedingt etwas für diejenigen, die hauptsächlich mit den Charakteren mitfiebern.
- Malibu Rising
- Taylor Jenkins Reid
- Ullstein
- Belletristik
- Familie
- Geschwister
- Geheimnisse
- Charaktere
- Party
- Sichtweisen
- Highlight
Jedes Jahr feiert die Familie Riva eine Sommerparty. Nina, die älteste Tochter, würde sie am liebsten abblasen, aus mehr als einem Grund. Doch um ihre Geschwister Jay, Hud und Kit nicht zu enttäuschen, zieht sie die Party durch – ohne zu ahnen, welche Wahrheiten währenddessen hinters Licht kommen werden. Jeder der Geschwister hat ein Geheimnis, eine Geschichte, einen Grund, nicht hier sein zu wollen – und nach und nach wird die Familiengeschichte gelüftet …
Nachdem mir „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ unglaublich gefallen hatte, wagte ich mich nun an den nächsten Roman von Taylor Jenkins Reid – und bin sehr erleichtert, dass es sich auch bei diesem um eine grandiose Geschichte handelte, die mich von Anfang bis Ende packte! Von den Riva-Geschwistern bekommt zwar jeder genug Fokus, doch ist es eindeutig Nina, die hier als Protagonistin fungiert und deren Geschichte mich am meisten berührte. Sowohl von ihrer Kindheit als auch von den Opfern, die sie als junge Erwachsene bringen musste, erfahren wir viel, was es leicht machte, sich in sie hineinzuversetzen. Wobei mir all die anderen Zwischengeschichten, die Taylor Jenkins Reid erzählte, durchaus auch gefielen – sie hat eine Art und Weise, Charaktere innerhalb weniger (Ab-)Sätze hervorragend zu beschreiben, sodass man mit jeder Sichtweise mitfühlen kann.
Erwähnen möchte ich auch, wie gut die Vergangenheit von Ninas Mutter June erzählt wurde, weil man auf diese Weise gut verstand, wo die Wurzeln aller Hauptcharaktere liegen. Es ist eine Familiengeschichte, bei der man sich mit jedem Mitglied verbunden fühlt – aber auch eine allgemeine Charakterstudie, die einem noch viele andere Figuren näher bringt.
Wobei das zugegeben auch als kleine Kritik zählt – es gibt sehr viele Charaktere, deren Sichtweise wir erfahren, sodass ich mich ein-, zweimal fragte, wie relevant diese Informationen wirklich sind. Wie gesagt ist das nur eine kleine Kritik, weil ich durchaus interessiert daran war, mehr zu den verschiedenen Charakteren zu erfahren, doch kann ich mir vorstellen, dass andere Leser*innen sich daran stören könnten.
Mir hat dieser Roman auf jeden Fall so gut gefallen, dass ich spätestens jetzt auch die anderen Romane der Autorin lesen will!
- Das Mädchen
- das in den Wellen
- verschwand
- Axie Oh
- Loewe
- Fantasy
- Romanze
- Korea
- Mythologie
- Geister
- Fabelwesen
- Roter Faden
Jedes Jahr wird ein Mädchen als Braut des Meeresgottes ausgewählt, um die schrecklichen Stürme in Minas Heimat für ein Jahr zu stoppen. In diesem Jahr jedoch opfert sich Mina, damit ihr Bruder Joon mit der ursprünglich gewählten Braut des Meeresgottes, Shim Cheong, zusammen sein kann. Mina landet in der Geisterwelt und folgt einem roten Faden, der sie zum Meeresgott führt. Doch Shin, der Beschützer des Meeresgottes, schneidet ihren Faden durch und trennt so Minas Seele von ihrem Körper. Als Mina sie schließlich wieder zurückerlangt, wird dabei ein Schicksalsfaden zwischen ihr und Shin gesponnen – ein Faden, der ihrer beider Leben miteinander verbindet …
Dieser Fantasyroman basiert auf der koreanischen Mythologie und liest sich fast schon wie ein Märchen: Absolut wunderschön und sehr bildgewaltig. Nicht nur war die Romanze hier sehr süß umgesetzt, sondern vor allem auch die Geisterwelt: Mithilfe der starken Bilder, die Axie Oh in ihrer Sprache benutzt, baute sie sich buchstäblich vor mir auf. Allgemein konnte ich die Handlung so gut vor meinen Augen sehen, als würde ich einen Film schauen. Das fand ich sehr beeindruckend, von daher ein großes Lob an die Autorin!
Die Handlung selbst ist zugegeben nichts Weltbewegendes – es gibt zwar den ein oder anderen Twist, aber im Grunde nichts, was einen überrascht. Doch schlimm fand ich das nicht; es hat gut getan, einfach mal eine schöne Fantasyromanze zu lesen, die mir das Herz erwärmt hat. Dafür hat mich etwas anderes ein wenig gestört: Die Tatsache, dass Mina insgesamt sehr passiv ist. Sie hat zwar ein paar (wenige) heldenhafte Szenen, spielt ansonsten aber die Frau in Nöten, was ich ein wenig schade fand. Hier hätte ich mir gerne eine aktivere Rolle für sie gewünscht.
Davon abgesehen haben wir hier eine hervorragende Fantasyromanze, die durch ihr Setting, ihren Schreibstil und ihr umgesetzte Mythologie begeistert!
- Die unerhörte Reise
- der Familie Lawson
- T. J. Klune
- Heyne
- Belletristik
- Science Fiction
- Roboter
- Menschen
- Menschlichkeit
- Reise
- Freundschaft
- Liebe
- Abenteuer
Victor Lawson ist ein Mensch, der zusammen mit seinem Robotervater Giovanni, dem Pflegeroboter Schwester Grob und dem kleinen Staubsauger Rambo mitten im Wald lebt. Regelmäßig besucht er den Schrottplatz, um dort nach interessanten und notwendigen Ersatzteilen zu suchen. Eines Tages entdeckt er dort einen ausrangierten Androiden, den er wieder zum Leben erweckt und Tom tauft. Giovanni ist entsetzt über den Neuzugang, doch bevor er Victor den Grund dafür gestehen kann, wird er in die Stadt der elektrischen Träume entführt. Fest entschlossen, seinen Vater zu befreien, macht sich Victor zusammen mit Tom, Schwester Grob und Rambo auf eine wilde Reise auf …
Der neue Roman aus T. J. Klunes Feder beschäftigt sich, wie zu erwarten, sehr mit dem Thema Menschlichkeit, die durch seine Hauptcharaktere sehr gut gezeigt wird. Was mir hier sehr gefallen hat, war, dass die Roboter sich nicht einfach wie Menschen verhalten (weil das langweilig gewesen wäre), sondern man immer noch merkt, dass es sich um Roboter handelt – nur eben Roboter, die zusätzlich ein Herz haben. Diese schöne Kombination war meiner Meinung nach die perfekte Lösung, weil die Charaktere mir so auf natürliche Weise ans Herz gewachsen sind.
Die Handlung war dafür überraschenderweise nicht allzu besonders. Mitnichten schlecht, aber ich war überrascht, wie kurz die Reise der Lawsons und wie lang der Aufenthalt in den jeweiligen Orten war. Hier hat mich der deutsche Titel in die Irre geführt, sodass ich anderen Leserinnen und Lesern raten würde, sich nicht auf die Reise, sondern auf die Charaktere zu fokussieren.
Trotzdem wünschte ich, die Reise selbst wäre länger gewesen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Charaktere im Vergleich zu den letzten beiden Klune-Büchern nicht genug Zeit hatten, ein starkes Band zu bilden. Die Charaktere selbst sind durchaus großartig – aber die langsame Entwicklung der Freundschaften, die ich in den anderen Büchern so genossen habe, hat mir hier ein wenig gefehlt.
Insgesamt ein Roman, der zwar Raum für mehr lässt, aber trotzdem schön zu lesen ist.
Es ist die Nacht des 29. Oktober 2022, als Jen und Kelly sehen, wie ihr achtzehnjähriger Sohn Todd einen Fremden ermordet, sich bereitwillig festnehmen lässt und sagt, er hätte keine andere Wahl gehabt. Jen versteht nicht, ist entsetzt, geht schließlich unruhig ins Bett. Als sie aufwacht, ist es der 28. Oktober 2022 – ein Tag vor dem Mord. Und so geht sie immer weiter zurück in der Zeit – Tage, Wochen, Monate, Jahre. Mit jedem vergangenen Tag, den sie erlebt, sammelt sie einen weiteren Hinweis, der ihr helfen könnte, den Mord in der Zukunft zu verhindern. Und erfährt dabei Geheimnisse, die nicht nur ihren Sohn Todd betreffen, sondern auch ihren Ehemann Kelly …
Dieser Thriller hat eine sehr ungewöhnliche Erzählweise, die ihn von anderen Thrillern abhebt. Relativ zu Beginn ist klar, dass nichts, was Jen in den vergangenen Tagen tut, Bestand haben wird, sondern, dass es darum geht, Stück für Stück das Geheimnis hinter dem Mord aufzudecken und seinen Ursprung zu verhindern. Deshalb ist dieser Thriller nichts für diejenigen, die Konsequenzen von Handlungen gerne lesen, sondern eher für diejenigen, die gerne das Puzzle einer Handlung zusammenfügen.
Zu meiner Überraschung ging es nicht nur um Jens Beziehung zu ihrem Sohn Todd, wie in der Kurzbeschreibung beschrieben wird, sondern auch um ihre Beziehung zu ihrem Ehemann Kelly, der seine ganz eigenen Geheimnisse mit sich herumträgt. Aus diesem Grund geht das rückwärts gelebte Leben auch sehr viel weiter zurück, als ich ursprünglich annahm – ich dachte, wir würden vielleicht ein Jahr oder so zurückgehen, doch wie oben angedeutet, springt Jen noch viel weiter in die Vergangenheit.
Insgesamt finde ich den Thriller speziell für die Menschen interessant, die gerne experimentelle Erzählungen und neben dem Spannungs-/Ermittlungsaspekt auch die Entwicklung persönlicher Beziehungen gerne lesen. Es handelt sich definitiv um keinen „klassischen“ Thriller, aber genau das hat ihn so interessant für mich gemacht; sicherlich nicht für jeden Geschmack, aber auf jeden Fall etwas, das man so noch nicht gelesen hat!
Alice feiert ihren vierzigsten Geburtstag, doch richtig freuen tut sie sich nicht. Ihr Vater Leonard ist todkrank und sie macht sich Sorgen, dass jeder Tag der letzte sein könnte. Ihren Geburtstag verbringt sie relativ unspektakulär und schläft im Wachhäuschen ihres Vaters ein. Und wacht im Körper ihres sechzehnjährigen Ichs wieder auf. Sie kann es sich nicht erklären, doch schnell begreift sie, was das bedeuten könnte: Dass sie das Schicksal ihres Vaters in der Zukunft möglicherweise verändern kann …
Dieser Roman hat mich vor allem aufgrund seines Zeitreise-Aspekts interessiert, der auch sehr gut und kreativ umgesetzt ist. Auch, wie die Vater-Tochter-Beziehung beschrieben worden ist, hat mir sehr gefallen, vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass nur wenige der Romane, die ich gelesen habe, sich stärker auf familiäre als auf romantische Beziehungen konzentrieren. Trotzdem würde ich den Roman insgesamt 'nur' als „ganz gut“ beschreiben.
Das liegt zum einen daran, dass der Beginn ein wenig langgezogen ist. Zwar ist einiges, was am Anfang beschrieben hat, durchaus notwendig für den Rest der Handlung, aber für mich, die eher auf die Zeitreise gewartet hat, ein wenig zu lang. Ironischerweise fand ich dafür die „Experimente“, die Alice im späteren Verlauf der Handlung durchführt, zu kurz, und hätte gerne noch viel mehr von ihnen gelesen.
Die Charaktere und die Handlung selbst (ab der Zeitreise) waren recht gut; an sich eigentlich nichts Besonderes, aber mir haben sie gefallen. Vor allem natürlich Alices und Leonards Interaktionen; die anderen Charaktere waren zwar auch okay, aber es ist wohl nur natürlich, dass in einem Roman, der sich auf eine Vater-Tochter-Beziehung konzentriert, ebendiese am besten beschreibt. Tatsächlich wünschte ich, die Interaktionen mit anderen Charakteren wären ein wenig weiter heruntergeschraubt worden, um Alice und Leonard noch mehr in den Fokus zu stellen!
Insgesamt handelt es sich also um einen ganz guten Roman, der sich zugegeben nicht stark von anderen abhebt, aber trotzdem gut zu lesen ist.
Als Alma in den Zug Tempus steigt, will sie eigentlich nur zu ihrer Oma fahren, doch die Dinge laufen nicht so wie geplant. Eine alte Frau namens Mrs Newton steigt in den Zug und sagt ihr, dass sie eine Zeitläuferin ist und auf die Landkarte der Zeit aufpassen muss, damit diese nicht gestohlen wird. Alma glaubt ihr natürlich nicht – bis Mrs Newton entführt wird und der Zug sie und Eddie, einen anderen Zeitläufer, ins Jahr 1969 bringt. Dort suchen sie die junge Olivia Newton auf, um herauszufinden, wie sie wieder in ihre Zeit zurückkehren können …
Da ich Zeitreise-Geschichten liebe, war ich neugierig, wie diese hier den Zeitreise-Aspekt – und natürlich die anderen Aspekte einer Geschichte – umsetzen würde, muss aber sagen, dass ich letztendlich ein wenig zwiegespalten bin. So fand ich es zum Beispiel großartig, dass Alma und Eddie Ereignisse besucht haben, die nicht allzu oft thematisiert wurden, weil das für ein erfrischendes Leseerlebnis sorgte; doch als im letzten Kapitel eine Zusammenfassung darüber gegeben wurde, welche Zeiten die Charaktere noch besuchten, habe ich mir gewünscht, stattdessen über diese Ereignisse zu lesen.
Das lag vor allem daran, dass die zusammengefassten Erlebnisse im Gegensatz zu denen, die wir ausführlich zu lesen bekamen, sehr gefährlich und spannend waren. Zwar fand ich es wie gesagt gut, dass wir ein paar weniger bekannte Ereignisse kennenlernten, doch hatte ich während ihnen nie das Gefühl, dass die Charaktere tatsächlich in Gefahr schwebten. Es wurde sehr oft betont, wie gefährlich es ist, die Zeitlinie zu verändern, aber nichts, was die Hauptcharaktere je taten, hatte jemals einen negativen Effekt, weshalb es umso schwerer war, sich tatsächlich darum zu sorgen. (Als Running Gag war es aber durchaus effektiv ;))
Doch dann passiert natürlich das Finale – und dieses wiederum war sehr gut umgesetzt. Alma, die bis dahin leider nicht viel zu tun hatte, konnte hier endlich scheinen und die Geschichte zu einem zufriedenstellenden Abschluss führen. Und auch die anderen Hauptcharaktere, die allesamt sehr sympathisch waren, hatten alle ihre besonderen Momente; ich mochte speziell die Entwicklung ihrer Beziehungen sehr. Bei den Antagonisten bekommt leider nur einer von ihnen Tiefe, aber dafür auf eine Art und Weise, die umso fesselnder war. Insgesamt waren die Charaktere mein persönliches Highlight!
Dabei fiel es mir nicht immer leicht, mit den Gefühlen der Hauptcharaktere mitzufiebern. Der Schreibstil hat mir Alma nicht immer so nahe gebracht, wie ich es gerne gewollt hätte, aber trotzdem fand ich sie und die anderen Charaktere sehr sympathisch.
Insgesamt also eine Geschichte, die den Zeitreise-Aspekt um mehr Informationen und spannende Ereignisse hätte erweitern können, aber dafür ein paar sehr gute Charaktere und Szenen hatte!