& If This Gets Out
457 Seiten

Zach und Ruben sind Teil der Boyband Saturday, zu der auch Angel und Jon gehören. Alle vier stehen unter enormen Druck, weil sie einem bestimmten Bild entsprechen müssen, das nicht ihrem wahren Ich entspricht. Ruben fühlt sich eingesperrt, weil er seinen Fans gegenüber so tun muss, als ob er hetero wäre, während er sich langsam in Zach verliebt. Zach möchte es am liebsten allen recht machen und ist von seinen eigenen Gefühlen zunächst verwirrt, weil er sich bisher immer für hetero hielt. Angel hat ein Drogenproblem, das immer mehr auszuarten droht. Und Jon ist als Sohn des Chefs am meisten dazu gezwungen, dem Management zu gehorchen.

Hauptcharaktere sind hier natürlich Zach und Ruben, deren Liebesgeschichte sehr süß erzählt ist. Ihre Charaktere selbst hätten meiner Meinung nach ein wenig stärker ausgebaut sein können (weil ich bis zum Ende Details aus ihren Leben verwechselt habe), aber ihre Beziehung war dafür hervorragend umgesetzt, mit genug süßen Momenten, ein paar Hürden und einem Happy End. Sogar die unvermeidlichen Missverständnisse waren natürlich eingebaut, was imho eine beeindruckende Leistung ist!

Doch nicht nur die Liebesgeschichte hat mich gefesselt, sondern auch Angels Geschichte. Während Jon relativ blass bleibt, ist Angel das mit Abstand hervorstechendste Mitglied der Boyband; seine Probleme nehmen neben der Liebesgeschichte wohl am meisten Raum ein, was imho eine gute Entscheidung war, weil sie mich genauso packte wie Zachs und Rubens sich entwickelnde Beziehung.

Was ebenfalls sehr gut herauskommt, ist der unglaubliche Druck, dem Künstler*innen aller Art sich stellen müssen. Es war ganz schön erschreckend, zu sehen, wie sehr das Leben der Jungs von ihrem Management kontrolliert wird, vor allem, wenn man bedenkt, dass genau diese Szenen auf wahren Ereignissen basieren. Zwar sind bestimmt nicht alle Unternehmen, die Künstler*innen rekrutieren, so entsetzlich wie Saturdays Management, aber der Roman hat einen guten Eindruck davon vermittelt, wie extrem die Bedingungen in solchen Unternehmen sein können.

Trotz der manchmal ernsten Themen, die angesprochen werden, hat das Buch mich mit einem Lächeln zurückgelassen, genau, wie ich es von einem Feel-Good-Roman erwartet hätte. Wer also eine süße Liebesgeschichte mit ein wenig Anspruch lesen möchte, ist hier gut bedient!

Prison Healer (Band 2) - Die Schattenrebellin
528 Seiten

Kiva wohnt inzwischen in Vallenia, zusammen mit Jaren, dem Kronprinzen, Naari, seiner Leibwächterin, und Tipp, der für sie einem kleinen Bruder nachkommt. Fest entschlossen, ihren Geschwistern Torell und Zuleeka dabei zu helfen, den Thron einzunehmen und Jarens Familie zu stürzen, nimmt sie ihre Arbeit als Spionin ein, um die Geheimnisse der Vallentis zu ergründen. Allerdings lernt sie die Familie dabei immer besser kennen, was es ihr mehr und mehr erschwert, ihren eigentlichen Plan zu verfolgen. Schon bald ist sie nicht nur hin und her gerissen zwischen ihrer und Jarens Familie, sondern muss auch beiden Seiten glaubhaft versichern, dass sie ihnen treu ist – wohl wissend, dass sie früher oder später eine Entscheidung treffen muss …

Der zweite Teil der „Prison Healer“-Trilogie konnte mich glücklicherweise ebenso begeistern wie der erste Teil, was hauptsächlich an Jarens und Kivas Beziehung, Kivas Freundschaft mit den anderen Familienmitgliedern (vor allem Caldon, der zu meinem Lieblingscharakter geworden ist) und ihren wachsenden Zweifeln liegt, die das Leseerlebnis sehr packend gestaltet haben. Ich war oft hin und her gerissen zwischen meinem Verlangen, weiterzulesen und meiner Angst, das Ende zu erreichen, so sehr habe ich mit den Charakteren mitgefiebert!

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und machte es leicht, die Handlung zu visualisieren. Der Fokus auf Charakterbeziehungen unterschiedlicher Art war ebenfalls sehr willkommen; schon im ersten Teil mochte ich es, dass Kivas Beziehung zu anderen Charakteren nicht durch ihre Beziehung zu Jaren gemindert wurde, auch wenn letztere natürlich immer noch die wichtigste Rolle einnimmt.

In diesem Zusammenhang möchte ich unbedingt erwähnen, wie cool ich es fand, dass Lynette Noni es schaffte, mit Kiva und Jaren auch zwei Tropen einzubringen, die ich normalerweise nicht mag, die hier aber fantastisch umgesetzt wurden. Bei Kiva war es „das schwache Mädchen“, bei Jaren der „Charakter ohne Schwächen“. Kiva hat in diesem Band nicht nur eine wichtige Charakterentwicklung durchgemacht, sondern gezeigt, dass man als Protagonistin nicht physisch stark sein muss, um etwas bewirken zu können; und Jaren mag wohl für die einen oder anderen Leser*innen zu perfekt anmuten, war aber so liebe- und rücksichtsvoll, dass ich ihm seine fehlenden Schwächen einfach nicht übel nehmen konnte. In dem Genre (sei es Romanze oder Romantasy) gibt es einfach nicht genug männliche Protagonisten, die so freundlich und liebenswert sind wie er. Wie gesagt, normalerweise stört es mich, wenn ein Hauptcharakter nicht viel bzw. zu viel ausrichten kann, aber Kiva und Jaren haben es trotzdem geschafft, zu zwei meiner absolut liebsten Protagonisten zu werden, weil sie beide auf ihre Weise wundervoll waren.

Auch zu den Nebencharakteren möchte ich gerne eine kleine Anmerkung machen, nämlich, wie toll ich sowohl die „guten“ als auch die „bösen“ Charaktere fand. (Anführungszeichen, weil die Grenze nicht ganz so leicht zu ziehen ist, was ich ebenfalls als Pluspunkt werte.) Vor allem Kivas Geschwister haben es mir hier angetan; ich war positiv überrascht davon, wie gut ich ihre Beweggründe nachvollziehen konnte, selbst bei Taten, von denen ich definitiv nicht begeistert war.

Insgesamt also eine würdige Fortsetzung des ersten Teils der Trilogie, die mich schon sehr gespannt auf das Finale macht!

DIE LÜGEN
336 Seiten

Als Kinder waren Lizzie und Alice eng befreundet, doch nach einem Streit kommt Alice bei einem Zugunglück ums Leben. Lizzie, die damals einen epileptischen Anfall bekam, hat keine Erinnerung daran, was genau passiert ist, obwohl sie dabei war. Jetzt, als Erwachsene, ist sie glücklich verlobt und sieht einer glücklichen Zukunft entgegen - doch dann begegnet sie zum ersten Mal seit dem Unfall Alices Schwester Catherine, was in Lizzie die Frage weckt, was damals wirklich passiert ist ...

Vorweg: "Psychospannung" und "schlaflose Nächte" erlebt man bei diesem Thriller nicht - weil es sich streng genommen um keinen Thriller, sondern um einen Roman mit Spannungselementen handelt. Als solcher ist er auch sehr erfolgreich; doch weil das Cover sehr thrillerähnlich wirkt, möchte ich betonen, dass es wichtig ist, mit der richtigen Einstellung an das Buch heranzugehen und ihn lieber als Roman zu betrachten.

Denn liest man ihn als Roman, erlebt man die durchaus packende Geschichte von Lizzie Molyneux, die ihr gegenwärtiges Leben in den Griff kriegen muss, während ihre Vergangenheit sie einholt. Es hat mir durchaus gut gefallen, ihre Sorgen und Ängste zu verfolgen, ihre Suche nach Antworten auf Fragen, die sie nie zu stellen wagte. Zwar war sie meiner Meinung nach ein wenig zu neugierig, wenn es darum ging, die Privatsachen anderer Leute zu untersuchen, doch habe ich ihre Beweggründe dabei durchaus verstanden.

Auch die Rollen der anderen Charaktere waren gut integriert, keiner fühlte sich überflüssig an. Buchstäblich die einzige Kritik, die mich den Roman nicht ganz so genießen hat lassen, wie ich gehofft habe, waren die irrtümlichen Versprechen auf dem Cover. Deshalb würde ich dieses Buch keinen Thriller-Fans empfehlen, sondern allgemein Lesern von Romanen mit einem Spannungsfaktor. Dadurch lässt sich die Geschichte sehr viel mehr genießen!

Prison Healer – Die Schattenheilerin
528 Seiten

Kiva lebt als Gefängnisheilerin in Zalindov, dem berüchtigsten Gefängnis in Wenderall, wo sie sich nach Kräften bemüht, den Insassen zu helfen, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Ab und an bekommt sie Nachrichten von ihrer Familie, die verspricht, sie zu befreien. Doch eines Tages wird die Rebellenkönigin Tilda eingeliefert, die unter einer unbekannten Krankheit leidet und trotz dessen verurteilt wird, die Elementarprüfung abzulegen, um ihre Unschuld zu beweisen. Als ihre Familie Kiva schreibt, dass sie Tilda auf keinen Fall sterben lassen soll, bietet sie sich gezwungenermaßen als Ersatz an und muss mithilfe des Gefangenen Jaren, der Wärterin Naari und dem Gehilfen Tipp eine Möglichkeit finden, alle vier Prüfungen zu überleben ...

Vor dem Lesen stand das Buch unter keinem guten Stern, weil es mit Büchern verglichen wurde, die mir persönlich nicht gefielen. Jetzt, nach dem Lesen, bin ich unglaublich froh, dass ich dem Buch trotzdem eine Chance gegeben habe, weil es mich sehr begeistert hat!

Das fängt schon mit den unglaublich sympathischen Charakteren an. Kiva ist eine wundervolle Protagonistin, die alles daran setzt, anderen zu helfen und trotz der schlechten Bedingungen ihr Bestes zu tun. Jaren ist einer der verständnisvollsten und fürsorglichsten Love Interests, die mir bisher begegnet sind und seine wachsende Beziehung zu Kiva hat sich sehr natürlich entwickelt. Naari ist eine Wärterin, mit der sich Kiva anfreundet und die sich dafür einsetzt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und Tipp ist trotz seines jungen Alters entschlossen, Kiva zu helfen und zusammen mit ihr herauszufinden, was es mit einer mysteriösen Krankheit auf sich hat, die sich plötzlich im Gefängnis ausbreitet.

Aufgrund des kleinen Casts an (wichtigen) Charakteren gibt uns Lynette Noni Gelegenheit, alle vier und ihre Beziehungen zueinander ausführlich kennenzulernen, was eindeutig das Highlight des Romans war. Neben Kivas Romanze mit Jaren gefiel mir ihre Freundschaft mit Naari sehr gut, aber auch allgemein die Beziehungen untereinander. Jeder, der charakterbasierte Fantasy liest, wird hier mit Freuden feststellen, dass sie hier wunderbar umgesetzt wurde.

Auch die Handlung war lobenswert, vor allem, als am Ende ein paar wichtige Geheimnisse ans Tageslicht kommen und sie in ein neues Licht rücken. Gerade die Erklärung, wie Kiva die Elementarprüfungen besteht, war hervorragend gelöst, weil es leicht gewesen wäre, sie einfach mit magischen Kräften auszustatten, der eigentliche Grund aber sehr viel besser (und herzerwärmender) ist. Manche Twists lassen sich durchaus vorausahnen, aber da sie letztendlich alle Sinn ergeben, hat mich das nicht gestört, zumal weil es auch den einen oder anderen unvorgesehenen Twist gab.

Damit haben wir ein wunderbares Fantasybuch, das vor allem durch seine Charaktere glänzt und für jeden empfehlenswert ist, der mal wieder eine richtig gute Jugendfantasy lesen möchte!

They Both Die at the End
384 Seiten

Ich habe das Buch bereits mehrmals auf Deutsch gelesen, war aber schlussendlich neugierig darauf, wie gut es eigentlich übersetzt worden ist. Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden!

Das englische Original hat natürlich seinen eigenen Flow und seinen eigenen Schreibstil, aber ich war positiv überrascht davon, wie gut letztendlich der Text von der einen in die andere Sprache übertragen wurde. Selbstverständlich gibt es im Englischen einige Formulierungen, die im Deutschen leicht verändert wurden (speziell Fluchwörter), aber letztendlich hatte ich nicht das Gefühl, durch das Lesen dieser im Original enthaltenen Formulierungen allzu viel dazugewonnen zu haben. Einige Übersetzungen wie "Todgeweihte/r" für "Decker" fand ich sogar besser als im Original!

Die Geschichte bleibt natürlich dieselbe: Zwei Jungen treffen sich an ihrem letzten Tag und beschließen beide, in diesen letzten Stunden ein ganzes Leben zu leben. Es ist eine wunderschöne, berührende Geschichte, die vor allem durch ihre Details brilliert - so viele Kleinigkeiten hängen miteinander zusammen, aber selbst die, die es nicht tun, laden zum Nachdenken ein, sodass die Geschichte noch lange nach dem Ende im Kopf herumspukt.

Ich bin froh, dass Original gelesen zu haben, werde bei zukünftigen Rereads aber wohl auf die Übersetzung zurückgreifen. Es ist immer wieder schön zu entdecken, dass der originale Text so gewürdigt wurde, wie er es verdient :)

Die sechs Kraniche 1: Die sechs Kraniche
480 Seiten

„Die sechs Kraniche“ ist ein Fantasyroman, der selbstverständlich auf „Die sechs Schwäne“ basiert und die verschiedenen Elemente des Märchens auf eigene Weise interpretiert. Referenzen sind natürlich vorhanden, aber letztendlich verleiht Elizabeth Lim dem Märchen einen eigenen Anstrich, der mir insgesamt sehr gut gefallen hat.

Shiori war eine recht gute Protagonistin, aber am meisten hat mir eindeutig Takkan, ihr Zukünftiger, gefallen. Es ist einfach schön, einen Love Interest in einem Romantasy-Roman zu sehen, der freundlich, zuvorkommend und liebenswürdig ist, was einen schönen Kontrast zu all den „Bad Boys“ darstellt, die sonst das Genre bevölkern. Die Chemie zwischen ihnen und der Weg, wie sich ihre Beziehung entwickelt, fühlte sich ebenfalls natürlich an und gehörte zu den Highlights des Romans.

Was die anderen Charaktere angeht, gefielen mir auch Takkans Schwester Megari und Shioris Bruder Hasho, aber damit kommen wir zu einem von zwei Kritikpunkten, die meine Lesefreude ein wenig trübten: Shioris andere Brüder bekommen wenig Screentime, vor allem, sobald Shiori an Takkans Hof kommt. Das fand ich sehr, sehr schade, weil ich so nur marginal mit ihrem Wunsch, ihre Brüder zurückzuverwandeln, mitfiebern konnte. Weil das Shioris Hauptziel ist, hätte ich es besser gefunden, hätte man ihre Brüder besser kennengelernt, denn bis auf Hasho bleiben alle recht blass. Shioris Beziehung mit Takkan steht im Vordergrund, doch so gut sie auch umgesetzt war, wäre es imho besser gewesen, hätte man Shioris Beziehung zu ihren Brüdern priorisiert.

Mein zweiter Kritikpunkt gilt dem Grund, aus dem Shiori stumm bleiben muss: Für jeden Laut, der ihre Lippen verlässt, wird einer ihrer Brüder sterben. Das schließt auch Schreie und Lachen mit ein, und während letzteres auch Teil des Märchens war, kam es mir äußerst unrealistisch vor, dass es Shiori selbst bei plötzlichem Schmerz gelang, stumm zu bleiben. Hier hätte ich es besser gefunden, wäre nicht jeder Laut, sondern jedes Wort verboten gewesen, damit es nicht so unglaubwürdig wirkt, dass Shiori selbst Reflexlaute für sich behält. Mag nach einer kleinlichen Kritik klingen, aber dadurch, dass es der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist, finde ich, dass Elizabeth Lim das besser hätte umsetzen können.

Letztendlich würde ich den Roman Fans von Jugendliteratur empfehlen, die gerne eine gute Romantasy-Geschichte lesen wollen.

Die Stadt ohne Wind – Arkas Reise
500 Seiten

Arka reist nach Hyperborea, die Stadt ohne Wind, um dort nach ihrem Vater, einem mächtigen Magier, zu suchen. Lastyanax, der in Hyperborea lebt und frisch zum Magier ernannt wurde, sucht dort derweil nach dem Mörder seines Mentoren, der unter verdächtigen Umständen verstarb. Durch eine Verkettung von Ereignissen wird Arka schließlich Lastyanax' Elevin - sodass beide sich nicht nur mit ihren eigenen Problemen, sondern auch mit Arkas Ausbildung beschäftigen müssen ...

Arka und Lastyanax waren beide tolle Charaktere, die durch ihren Realismus positiv hervorgestochen sind. Gerade bei der dreizehnjährigen Arka war das beeindruckend, aber auch der erst neunzehnjährige Lastyanax wurde hervorragend charakterisiert. Ihre Beziehung, die an Geschwister erinnert, ist ebenfalls schön beschrieben.

Was die Nebencharaktere angeht, sind alle bis auf Pyrrha (eine der wenigen Magierinnen) recht eindimensional; sie erfüllen ihren Zweck, aber nicht viel mehr. Tatsächlich hat mich die Existenz mancher Charaktere sehr verwirrt - z.B. Kazik, dem Arka hilft, die Magierprüfung zu bestehen, der dann aber nur ein Klassenkamerad wird, von dem Arka ihre Hausaufgaben abschreibt und für die Handlung ansonsten irrelevant ist. Ich würde ihn nicht mal als ihren Freund bezeichnen, weil sie ausschließlich daran denkt, wie nützlich er für sie ist.

Phreton ist ein weiterer verwirrender Nebencharakter. Für die Handlung ist er wichtiger als Kazik, aber was seine Beziehung zu Arka angeht, hat mich Eléonore Devillepoix leider enttäuscht. Ich verstehe einfach nicht, warum Autor*innen es für eine gute Idee halten, unsympathische Charaktere, die die Protagonistin beleidigen, schikanieren und sogar im wichtigsten Moment im Stich lassen, als potentielle Love Interests einbauen. Zum Glück spielen Romanzen in diesem Buch eine untergeordnete Rolle, sodass Phretons Darstellung die Geschichte ein wenig versalzt, aber glücklicherweise nicht ruiniert.

Ein wenig mehr hat mich gestört, dass Arkas Plan, ihren Vater zu finden, in dem Moment an Relevanz verliert, in dem sie Lastyanax' Elevin wird. Der Mord an Lastyanax' Mentor spielt das ganze Buch über eine wichtige Rolle, aber Arkas Suche nach ihrem Vater wird für den Großteil des Buches vollkommen ignoriert, bis er am Ende schließlich offenbart wird.

Dafür gibt es währenddessen einen anderen positiven Aspekt: Das Magie-System! Ich hätte gerne noch mehr davon gesehen, weil es mich sehr begeistert hat. Es gab klare Regeln, klare Grenzen und logische Erklärungen für magische Ausnahmen. Vor allem, wie die Magie mit dem Fakt, dass Hyperborea die Stadt ohne Wind ist, verbunden ist, war genial; hier hat die Autorin sehr gute Arbeit geleistet!

Insgesamt hat das Buch also viele Stärken und Schwächen, was es schwierig macht, es richtig beurteilen. Hier kommt es wohl darauf an, was einem selbst bei einem Jugendfantasyroman wichtig ist - ich selbst fand ihn ganz gut. :)

Scarlett & Browne - Die Outlaws
448 Seiten

(Achtung! Dieses Review enthält Spoiler!)

Nach einem ihrer Banküberfälle trifft Scarlett McCain im Wald auf einen verunglückten Bus mit einem Überlebenden: Albert Browne. Widerwillig erklärt sie sich dazu bereit, dass er sie begleitet. Doch erst, als die Suchtrupps immer zahlreicher werden und die beiden in immer größere Gefahr geraten, begreift Scarlett, dass gar nicht nach ihr, sondern nach Albert gesucht wird - der geheimnisvolle Kräfte besitzt, die er nicht immer kontrollieren kann ...

Die Kurzbeschreibung klang sehr ansprechend für mich, weshalb ich mal schauen wollte, wie Jonathan Stroud, von dem ich zuletzt vor vielen Jahren die "Bartimäus"-Trilogie gelesen habe, nun schreibt. Leider hat mir dieses Buch nicht gefallen.

Die größte Schwäche des Romans ist die Doppelmoral, die sich vor allem in Scarlett zeigt. Sie war mir äußerst unsympathisch, weil sie Albert konstant beleidigt, schlägt, die Schuld an allem zuschreibt und darauf besteht, dass er alles tut, was sie sagt. Ein passendes Buchzitat findet sich auf Seite 242: "Außerdem hatte sie den außergewöhnlichen Albert Browne an ihrer Seite - der ihr ergeben, ihr noch etwas schuldig und auf Gedeih und Verderb von ihr abhängig war." Man stelle sich mal vor, ihre Geschlechterrollen wären vertauscht gewesen! Es sollte in keinem Fall okay sein, dass eine Person eine andere auf diese Weise behandelt und ich bin mir sehr sicher, dass es auch nicht geschehen wäre, wäre Scarlett ein Junge und Albert ein Mädchen gewesen. Diese Doppelmoral war einfach traurig, denn es war klar, dass Scarletts Geschlecht der Hauptgrund dafür war, warum sie sich so ein Verhalten erlauben durfte.

Das Verhalten an sich hätte ich übrigens in Ordnung gefunden - wenn es als negatives Verhalten dargestellt worden wäre. Wenn Scarlett eine Charakterentwicklung durchgemacht und eingesehen hätte, wie grausam sie stellenweise war. Aber stattdessen nimmt Albert, der ein Versuchsexperiment für eine noch grausamere Frau war, ihr Verhalten als "großherzig" wahr und bildet eine Freundschaft mit ihr, obwohl sie ihm keinerlei Anlass dazu gegeben hat, sie zu mögen. Scarletts Schwächen werden zwar ab und an angesprochen, aber ohne, dass das einen Effekt auf ihren Charakter hätte.

Selbst unabhängig von ihrer Beziehung zu Albert ist Scarlett kein sympathischer Charakter. Sie stiehlt nicht nur, sondern tötet sogar ohne großes Zögern - ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken, dass sie einer Familie gerade einen Sohn, Bruder, Ehemann und/oder Vater genommen hat. Wenn die Bösen jemanden umbringen, ist es natürlich eine unverzeihliche Gräueltat, aber wenn Scarlett es tut, ist es schon okay, weil die Männer (es sind ausschließlich Männer) es ohnehin verdient haben und niemand sie vermissen wird. Yikes! Und ich kam noch gar nicht auf die Szene zu sprechen, in der sie es für eine gute Idee hält, ein kleines Kind mit zu einem gefährlichen Ort zu nehmen, um es als Tarnung zu benutzen ... was natürlich auch keine langfristigen Konsequenzen hat.

Auch Albert, dessen Storyline mich am meisten interessierte, legte stellenweise unangebrachtes Verhalten an den Tag, z.B., indem er seine Fähigkeit regelmäßig bei Scarlett benutzt, obwohl sie ihn mehrmals darum bittet, es nicht zu tun. Zwar kann er einen Teil seiner Kräfte nicht kontrollieren, aber zumindest hätte er bei diesem Punkt Respekt vor ihrer Privatsphäre zeigen sollen. (Umgekehrt tut sie es zwar auch nicht, aber Albert wirkte nicht wie die Art von Person, der seine Kräfte missbraucht.)

Das alles ist doppelt traurig, weil die eigentliche Handlung - eine Verfolgungsjagd mit vielen spannenden, actiongeladenen Szenen - durchaus gut war. Nur konnte ich sie nie richtig genießen, weil mir Scarlett mit ihrem Verhalten so auf die Nerven ging, bzw. die Tatsache, dass es keine negativen Konsequenzen für sie hatte und sie niemals ernsthaft zur Rede gestellt wurde - und sich im Verlauf der Handlung niemals änderte. (Gegen Ende gibt es eine schöne Szene, in der Scarlett mit Zufriedenheit bemerkt, dass Albert ihren Befehlen gehorcht, statt dumme Fragen zu stellen, und bezeichnet ihn als lernfähig.)

Zuletzt muss ich das Ende kritisieren, bei dem Albert beschließt, Scarlett bei ihren Banküberfällen zu helfen. Bitte was?! Albert, der sich die ganze Zeit für ein Monster gehalten hat und niemals jemanden in Gefahr bringen wollte? Zwar hilft er Scarlett auch mitten im Roman bei einem Banküberfall, allerdings nur, um sich für ihre Hilfe zu revanchieren. (Dreimal dürft ihr raten, was ich davon hielt.) Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er ein Leben wählen würde, dass nicht nur sie beide in Gefahr bringt, sondern auch zahlreiche Unschuldige.

Zusammengefasst: Die Handlung war okay, aber Scarlett macht es mir leider unmöglich, eine Leseempfehlung auszusprechen.