- So weit der Fluss
- uns trägt
- Shelley Read
- C. Bertelsmann
- Belletristik
- Liebe
- Familie
- Natur
- Feminismus
- Rassismus
- Leben
- Entscheidungen
Victoria lebt mit ihrer Familie in der kleinen Stadt Iola, an den Ufern des Gunnison River. Ihr Geld verdienen sie sich mit der Pfirsichernte, was ihnen ein recht beschauliches Leben beschert. Doch dann kommt ein Fremder, Wilson Moon, in die Stadt, dem Victoria vollkommen verfällt. Leider findet ihr Liebesglück bald ein Ende und plötzlich muss sie sich allein mit ihrem ungeborenen Kind durchs Leben schlagen. Victoria gibt nicht auf, ist jedoch gezwungen, die wohl schwerste Entscheidung in ihrem Leben zu treffen …
Dieser Roman hatte für mich einen recht schweren Start, war davon abgesehen jedoch wunderschön. Dieser schwere Start war dabei nicht dem Schreibstil zuzuschreiben, der stets einnehmend war, sondern der Handlung, die mich zunächst nicht packen konnte. Das liegt daran, dass die Liebesgeschichte von Victoria und Wilson sehr schnell und unrealistisch ablief. Sie verlieben sich im Grunde auf den ersten Blick miteinander, wobei ihre Beziehung zudem rasant Fahrt aufnimmt. Auf mich wirkten sie einfach nicht wie ein realistisches Liebespaar, zumal an einer Stelle sogar erwähnt wird, dass sie nicht viel miteinander reden und sich im Grunde gar nicht kennen. Deshalb habe ich mit den beiden nie so richtig mitfiebern können und ihre Liebesgeschichte eher als Mittel zum Zweck empfunden.
Zum Glück war es dieser Zweck mehr als wert. Sobald Victoria allein auf sich gestellt ist, hat die Handlung für mich einiges an Fahrt aufgenommen, obwohl sie an sich eigentlich immer ruhig bleibt. Ich habe sehr mit Victoria und den Herausforderungen, denen sie sich stellt, mitgefiebert, sodass die letzten zwei Drittel der Handlung für mich ein wunderbares Leseerlebnis wurden. Die Geschichte um ihren Sohn möchte ich im Speziellen erwähnen, weil diese sehr emotional und ein absolutes Highlight war, aber auch die Art und Weise, wie Victoria sich nach und nach ein Leben aufbaut, hat mich sehr mitgerissen.
Der Schreibstil ist wie gesagt wunderschön und begleitet eine recht ruhige Handlung, aber gestört hat mich das nicht. Ich habe es im Gegenteil genossen, in der Atmosphäre des Romans zu versinken, so gefangen war ich von der Art und Weise, wie Shelley Read sie mit Worten lebendig werden lässt. Insofern war für mich nur das erste Drittel ein verhältnismäßig großer Kritikpunkt – ich wünschte, Victorias und Wilsons Liebesgeschichte wäre glaubhafter beschrieben worden, weil sie so oder so ähnlich zwar bestimmt jemandem passiert ist, man im Roman aber nicht das Gefühl bekommt, als wären sie ein aufrichtiges Liebespaar.
Wer sich an schnellen Liebesgeschichten nicht stört, wird damit natürlich keine Probleme haben, aber speziell diejenigen, die sich daran stören würden, kann ich nur empfehlen, trotzdem weiterzulesen – denn das, was danach kommt, ist es definitiv wert!
- Dear Dolly
- Dolly Alderton
- Atlantik
- Ratgeber
- Kolumne
- Leben
- Liebe
- Freundschaft
- Beziehungen
- Familie
- Allgemeiner Rat
- Sachbuch
Dolly Alderton arbeitet bei der Sunday Times als Kolumnistin, in der sie Menschen Ratschläge erteilt und ihnen bei ihren Problemen hilft. Einige der denkwürdigsten Anfragen sind in diesem Buch zusammengetragen, zusammen natürlich mit Dollys Antworten.
Was mich hierbei positiv überrascht hat, war die Neutralität, die die Autorin hierbei bewahrt hat. Sie hat möglichst alle Sichtweisen bedacht und auch Wahrheiten ausgesprochen, die vielleicht nicht leicht, jedoch notwendig zu hören sind. Trotzdem war klar, dass sie den Personen, die ihr geschrieben haben, wirklich helfen wollte, auch wenn wir als Leser leider nicht erfahren, wie erfolgreich ihre Hilfe letztendlich war.
Dafür können wir uns die Antwort auf diese Frage leicht dadurch herleiten, indem wir Dollys Ratschläge analysieren: Denn obwohl ich mich mitnichten mit allen Anfragen identifizieren konnte, haben mir Dollys Antworten auf ihre eigene Weise geholfen. Eigentlich spricht sie oft nur das Offensichtliche aus (miteinander kommunizieren, sich nicht über die Meinung anderer definieren lassen, usw.), aber diese Worte in Zusammenhang mit der empathischen Sichtweise Dollys zu lesen, war so erfrischend und schön, dass nahezu jedes Kapitel eine Bereicherung war. Natürlich hilft es auch, dass Dollys Stil sehr locker zu lesen ist und sie stets eine Prise Humor hinzugibt.
Es gibt eigentlich nur eine Kritik, die ich für sie habe: Und zwar, dass sie an zwei, drei Stellen Personengruppen (in der Regel Männer) über einen Kamm schert. Zwar betont sie dabei auch, dass man keine allgemeingültigen Aussagen über sie oder andere Gruppen (Frauen, Singles usw.) treffen kann, aber ich habe in zwei, drei ihrer Antworten eben doch das Gefühl bekommen, dass sie genau das tut. Wobei ich jedoch auch betonen möchte, dass ihre verständnisvolle Art, die sie für buchstäblich jedes andere Thema hat, es schwer macht, ihr diese eine Schwäche übel zu nehmen.
Insgesamt also ein kurzweiliges, doch trotzdem bemerkenswertes Buch, weil es eine angenehme Lektüre bietet und gleichzeitig ein paar wichtige Ratschläge beinhaltet!
Nach zwanzig Jahren trifft der namenlose Ich-Erzähler auf seinen ehemaligen College-Kameraden Jeff Cook, der den Drang verspürt, seine Geschichte mit ihm zu teilen. Damals hat er nämlich einem Ertrinkenden das Leben gerettet, ohne je einer Person davon zu erzählen. Diese Person ist der Kunsthändler Francis Arsenault. Aus Neugier herauszufinden, was für eine Person er ist, nimmt Jeff bei ihm einen Posten als Assistent an …
Dieser Roman ist recht kurzweilig, beschäftigt sich aber mit interessanten Themen – vornehmlich natürlich mit der Frage, wir wir Entscheidungen treffen, wie diese Entscheidungen unser und das Leben anderer beeinflussen und ob wir je wissen können, dass wir die richtige getroffen haben. Jeff muss sich diesen Fragen stellen, während er Francis Arsenault und die Menschen um ihn herum besser kennenlernt – und an seiner Entscheidung zu zweifeln beginnt. Das fand ich definitiv am faszinierendsten, weil Jeff sich auch regelmäßig daran erinnert, dass alles, was danach geschieht, nur aufgrund von Francis' Rettung passiert. Dieses „Was wäre wenn?“ hätte ich gerne sogar noch mehr gelesen, weil der Gedanke daran fast dazu eingeladen hat, die alternative Geschichte, in der Francis nicht gerettet wird, zu erzählen.
Interessanterweise ist der Roman bis auf die Art und Weise, wie er mit seinem Themen umgeht, eigentlich nichts Besonderes. Es passiert nicht allzu viel und die recht kurzen Kapitel lesen sich alle sehr schnell, weshalb sie nicht unbedingt im Gedächtnis bleiben. Aber es hat mir immer noch Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen und zusammen mit Jeff den Charakter von Francis zu erforschen. Vor allem das Ende war echt genial, weil es meine Erwartungen sowohl untergraben als auch übertroffen hat.
Insgesamt also ein kurzfristiges, aber angenehmes Lesevergnügen!
Raynor und Moth Winn haben ihr Haus verloren und wissen nicht mehr, wie sie weitermachen sollen. Inspiriert von einem Buch, das sie vor langem gelesen haben, beschließen sie, den South West Coast Path, einen über tausend Kilometer langen Wanderweg in Großbritannien, in Angriff zu nehmen. Und so entfaltet sich vor ihnen eine lange, strapazierende Reise, nach dessen Ende sie in eine neue Zukunft schauen wollen …
Ich lese nicht allzu oft Erfahrungsberichte, aber nachdem ich schon so viel Gutes über „Der Salzpfad“ gehört hatte, beschloss ich, ihm eine Chance zu geben. Eine Chance, die mir gezeigt hat, warum das Buch so beliebt ist! Denn trotz der vielen Schwierigkeiten, denen Raynor und Moth sich stellen, geben sie nicht auf, machen weiter, wandern weiter, leben weiter. Es war tatsächlich sehr inspirierend, ihrer Reise zu folgen, auch wenn die Beschreibungen mir gut verdeutlicht haben, warum ich mich selbst ganz sicher niemals auf so einen langen Wanderweg einlassen werde.
Doch gerade die harten Zeiten haben natürlich umso mehr gezeigt, warum man die schönen Momente der Reise umso mehr wertschätzen sollte. Auf eine Weise ist es im Grunde die Reise unseres Lebens: Voller Hindernisse, doch auch voller glücklicher Augenblicke. Unabhängig davon, wie akkurat Raynor Winns Beschreibungen der Reise sind, hat mir ihr Buch gezeigt, was für positive Veränderungen sie bei einem bewirken kann.
Ab und zu gab es spirituelle Momente, die bei mir persönlich eher für Augenrollen gesorgt haben, aber zum Glück waren es so wenige, dass ich mich ganz gut auf die anderen Momente konzentrieren konnte. Trotzdem war ich ein wenig überrascht, dass die Autorin ihren Erfolg nicht ihren eigenen Bemühungen, sondern manchmal zufälligen Erlebnissen zugeschrieben hat.
Insgesamt jedoch handelte es sich um eine angenehme Lektüre, die mich mein Leben noch mehr hat wertschätzen lassen. Jeder, der gerne Reise- oder allgemein Erfahrungsberichte liest, wird mit „Der Salzpfad“ einen schönen finden!
- Morgen morgen
- und wieder morgen
- Gabrielle Zevin
- Eichborn
- Belletristik
- Roman
- Videospiele
- Design
- Freundschaft
- Leben
- Probleme
- Liebe
- Highlight
Schon als Kinder haben Sam and Sadie Computerspiele miteinander gespielt, bis ihre Freundschaft durch eine harte Wahrheit beendet wurde. Als junge Erwachsene begegnen sie sich Ende der 90er Jahre erneut und beschließen, ihre Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Zusammen entwickeln sie ein Videospiel, das ein voller Erfolg wird und zur Gründung eines Videospielunternehmens führt. Doch mit jedem neuen Spiel wird ihre Freundschaft mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen, bis sie fast vergessen haben, was sie ursprünglich miteinander verband ...
Diese emotionale Geschichte ist natürlich ein Roman über Videospiele – aber auch über Freundschaft, Liebe, Neid und letztendlich auch über die unerwarteten Überraschungen des Lebens. Sam und Sadie müssen sich nicht nur überlegen, wie sie ihre Spiele gestalten, sondern haben jeweils auch mit persönlichen Problemen zu kämpfen, für die es nicht immer eine einfache Lösung gibt. Ich fand es wirklich schön, dass wir sehr viel über ihr Leben erfuhren, aber auch über die Welten, die sie sich ausgedacht haben.
Sowohl Sam und Sadie als auch die Nebencharaktere fühlen sich sehr menschlich an, mit Fehlern und Macken und Insiderwitzen, sodass man sich leicht in sie hineinversetzen konnte. Mein Liebling war Sams bester Freund Marx, der ihn sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich unterstützt. Selbst Charaktere, die nur für wenige Szenen auftauchen (z.B. Sams Mutter oder Sadies Schwester), haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, was eine beeindruckende Schreibleistung ist!
Da der Roman viele Themen behandelt, würde ich ihn nicht nur der Schnittmenge aus Gamer- und Leser*innen empfehlen, sondern allen, die eine emotionale Geschichte lesen wollen, weil sie einfach phänomenal erzählt ist!
Über Nacht tauchen sie überall auf: Kleine Boxen, in denen sich die Lebensfäden der Menschen befinden. Jede Person, die ihre Box öffnet, weiß ganz genau, wie lange sie noch zu leben hat. Während die Welt die Menschen sehr bald in "Langfaden" und "Kurzfaden" unterteilt, versuchen verschiedene Charaktere, mit ihrem Schicksal fertig zu werden: Nina und ihre Lebensgefährtin Maura, die trotz Mauras kurzem Faden für ihre Liebe kämpfen wollen; Ben, der seine Trauer über seinen recht kurzen Faden anonym in einem Brief teilt; Amie, die sich weigert, ihre Box jemals zu öffnen und Ben anonym auf seine Briefe antwortet; Hank, der trotz seines sehr kurzen Fadens lieber an der Selbsthilfegruppe für leicht längere Fäden teilnimmt; Anthony, der als Politiker mit langem Faden Präsident werden und die Möglichkeiten der Kurzfaden einschränken will; und Jack und Javier, beides Absolventen der Militärakademie, die beschließen, ihre Fäden zu tauschen, damit Javier trotz seines kurzen Fadens sein Traum als Soldat verwirklichen kann.
Die Anzahl der Charaktere mag zunächst erschreckend klingen (vor allem, wenn man bedenkt, dass sie alle Sichtcharaktere sind), aber aufgrund der verschiedenen Beziehungen untereinander und der Tatsache, dass sie erst nach und nach eingeführt werden, kam ich sehr gut mit ihnen zurecht. Letztendlich ist es ein sehr überschaubarer Cast, der (bis auf Anthony natürlich) sehr sympathisch war und dem ich gerne gefolgt bin. Am faszinierendsten war zu beobachten, wie alle Geschichten letztendlich miteinander verbunden sind, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und wie sie mit ihrem jeweiligen Schicksal umgehen. Kein Charakter war langweilig, sie alle hatten interessante Sichtweisen zu bieten. Hilfreich war auch, dass die Kapitel kurz, aber trotzdem gehaltvoll waren – so kam ich schnell durch die Geschichte und nahm trotzdem mit jedem Kapitel etwas Wertvolles mit.
Insgesamt war das eine sehr emotionale, zum Nachdenken anregende Geschichte, die mich sehr berührt hat; das Konzept der Lebensfäden wurde wunderbar und erstaunlich realistisch umgesetzt, sodass der Roman es mühelos schaffte, sich einen Platz unter meinen Highlights zu ergattern. Jeder, der auch nur ansatzweise Interesse an der Grundidee hat, wird begeistert über die Geschichte sein, die die Autorin aus ihr gemacht hat!
Als Henrietta ihren neuen Beruf anfängt, in dem sie die Lebensgeschichte todkranker Menschen aufzeichnen soll, rechnet sie nicht damit, dass bereits ihr erster Fall sie vor eine ungeahnte Suche stellen wird. Ihre Patientin ist Annie, die nur noch wenige Wochen zu leben hat und bis dahin ihre Geschichte erzählen will - allerdings auf ihre Weise. Als Annie nebenbei erwähnt, dass ihre Schwester vor fast fünfzig Jahren mutmaßlich ertrunken ist, ahnt Henrietta, dass da mehr dahinter steckt. Sie ist entschlossen, diesen fast fünfzig Jahre alten Fall aufzuklären. Doch stellt sich das um einiges schwieriger raus als erwartet - und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, bis Annie stirbt ...
Diese Geschichte ist ruhig erzählt und trotzdem spannend, was zunächst wie ein Widerspruch klingt, aber meine Gefühle trotzdem wunderbar zusammenfasst. Ich war sehr investiert in Henriettas Recherchen, habe aber auch die vielen ruhigen Stellen (die vor allem während Annies Sichtweisen vorkamen) überraschend genossen. In diesem Buch geht es nicht nur darum, einen alten Kriminalfall zu lösen, sondern auch darum, das Leben zu genießen.
Sehr gefiel mir, wie realistisch Henriettas Suche beschrieben wurde. Sie hat aufgrund der Tatsache, dass der Fall so alt ist und sich die Polizei nicht ordentlich um ihn kümmerte, große Schwierigkeiten, Informationen zu finden, doch das hält sie nicht davon ab, weiter nach ihnen zu graben.
Die ruhigen Momente sorgen für ein recht langsames Pacing, das bestimmt nicht für jeden ist, das ich aber persönlich genossen habe. Es hat gut getan, mal kein actiongeladenes Buch zu lesen, sondern einfach mal ein schönes!
Demnach ist der Roman für genau solche Leser*innen geeignet: Diejenigen, die einfach in einer Geschichte versinken wollen, die trotz einiger dramatischer Ereignisse in der Vergangenheit der Charaktere ein schönes Gefühl beim Lesen hinterlässt. :)
- Der Erste der
- am Ende stirbt
- Adam Silvera
- Arctis
- Jugendbuch
- Romanze
- Leben
- Tod
- Erste Male
- Fotos
- Highlight
- LGBTQ+
Nachdem ich bereits das englische Original mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf die deutsche Übersetzung, die ich nun ebenfalls abgeschlossen habe.
Insgesamt ist sie dem englischen Original gegenüber sehr gleichwertig. Ohne zu viel zu spoilern, gab es eine wichtige Szene im Deutschen, die ich im Englischen besser fand - und umgekehrt eine andere wichtige Szene, die in der Übersetzung brilliert hat. Und in beiden Sprachen gab es auch zwei, drei kleinere Szenen, die mir in der jeweils anderen Sprache besser gefallen haben.
Insgesamt lässt sich die deutsche Übersetzung also ebenso gut lesen wie das englische Original. Besonders bemerkenswert ist, dass ich die Handlung diesmal natürlich schon kannte, aber trotzdem mitgefiebert habe (vor allem beim Finale!). In der Zukunft werde ich die Todesboten-Bücher von Adam Silvera sicher noch öfters lesen, weil sie mit ihrer Detailliebe ein wahrer Genuss für aufmerksame Leser*innen sind!
Seit Paulas kleiner Bruder Tim verstorben ist, ist sie in eine tiefe Depression versunken. Als sie sich eines Tages dazu überwindet, sein Grab zu besuchen, wird ihr Leben allerdings ordentlich auf den Kopf gestellt - denn auf dem Friedhof trifft sie auf Helmut, einen älteren Herrn, der die Asche seiner Frau in ihr Heimatdorf bringen will. Durch einige Umstände kommt es dazu, dass Paula ihn dabei begleitet - und so nicht nur Helmuts Geschichte kennenlernt, sondern auch einen Weg findet, mit ihrer eigenen Trauer umzugehen ...
Diese Geschichte ist unglaublich berührend, unglaublich witzig und unglaublich lehrreich - alles gleichzeitig. Der Erzählstil war schlicht und unglaublich packend, weil die Art und Weise, wie Petra aus der Ich-Perspektive von ihrer Trauer und ihren Erinnerungen an Tim erzählt, mir sehr nahe gegangen ist. Ihre Dynamik mit Helmut hat mir ebenfalls sehr gefallen, weil sie sowohl humorvoll als auch herzerwärmend war; ich liebe es einfach, wie die beiden miteinander agierten und sich letztendlich gegenseitig halfen :)
Auch kann ich mir gut vorstellen, dass der Roman bei eigener Trauerbewältigung sehr hilft; als jemand, der sie noch nicht braucht, habe ich die Lektüre trotzdem als wertvoll empfunden. Sie bringt einen zum Weinen und zum Lachen, zum Nachdenken und zum Dankbarsein. Es war einfach unglaublich, wie gut dieser Roman es geschafft hat, nicht nur eine fesselnde Geschichte mit einem flüssigen Schreibstil zu erzählen, sondern gleichzeitig so viel Tiefe in seine Sätze bauen konnte.
Ein absolutes Highlight!
- The First to Die
- at the End
- Adam Silvera
- Simon & Schuster
- Prequel
- Englisch
- Drama
- Romanze
- Tod
- Leben
- Charaktere
- LGBTQ+
- Highlight
Es ist der erste Tag, an dem der Todesbote eingeführt wird. Alle sind aufgeregt, unsicher, ob sie daran glauben sollen oder nicht. Trotzdem finden sich viele am Times Square, um dort live die Eröffnung des Todesboten zu verfolgen. Darunter sind auch Orion und Valentino - Orion, der aufgrund seiner Herzkrankheit geradezu erwartet, den Anruf zu erhalten und Valentino, der überhaupt nicht daran denkt, weil er in New York einem neuen Leben und einer neuen Zukunft entgegensieht. Doch dann bekommt ausgerechnet er den ersten Anruf des Todesboten ...
"They Both Die at the End"/"Am Ende sterben wir sowieso" ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher, weshalb ich nicht widerstehen konnte, das Prequel bereits jetzt schon auf Englisch zu lesen. Ich hatte ein wenig Angst, dass es seinem Vorgänger nicht gerecht werden würde, doch zu meiner Freude hat es Adam Silvera geschafft, eine würdige Vorgeschichte zu seinem Bestseller zu schreiben! Alles, was ich an "They Both Die at the End" so mochte, findet sich auch hier, doch ist "The First to Die at the End" keine simple Kopie seines Vorgängers, sondern steht auf eigenen Beinen.
Wobei ich durchaus raten würde, "They Both Die at the End" zuerst zu lesen. Es gibt so viele Easter Eggs und Referenzen, dass man trotz der Tatsache, dass man den Vorgänger nicht gelesen haben muss, um diese Geschichte zu verstehen, trotzdem so einiges verpassen würde. Ich bin sicher, dass ich immer noch viele übersehen habe!
Was die Struktur der Geschichte angeht, ähnelt sie dem Vorgänger und ist doch anders. Denn es gibt nicht nur die "Orion und Valentino"-Storyline, die durch ein paar Nebencharakter-Sichten bereichert wird, sondern ganze Nebenstorys, die sich im Lauf des Romans entwickeln. In "They Both Die at the End" hingen die Nebengeschichten zwar auch mit der Hauptgeschichte und miteinander zusammen, waren aber größtenteils voneinander abgekapselt. Hier dagegen gibt es neben der Hauptgeschichte und Nebenkapiteln zwei rote Fäden, die sich durch den ganzen Roman ziehen: Die Geschichte von Joaquin Rosa, dem Gründer des Todesboten, der einen Fehler im System untersucht, und die Geschichte von Gloria Dario, die Probleme damit hat, ihrer missbräuchlichen Ehe zu entkommen. Speziell die letztere Nebengeschichte war unglaublich fesselnd und ich fand es genial, wie all diese Geschichten letztendlich mit der Haupthandlung zusammenhingen.
Damit kommen wir zu den Charakteren, die erfolgreich zeigen, wie viel Hintergrund - und Chemie - Adam Silvera ihnen mit wenigen Sätzen und Seiten verleihen kann. Orion und Valentino sind hierbei natürlich das Highlight. Obwohl ihre Romanze nicht einmal einen vollen Tag einnimmt, war sie trotzdem glaubwürdig geschrieben. Ich finde es schlichtweg beeindruckend, wie gut Adam Silvera ihre Chemie hinbekommen hat!
Insgesamt ein würdiges Prequel, auf dessen kommende deutsche Übersetzung ich mich jetzt schon freue - allein schon, weil sie mir die Entschuldigung gibt, dieses wundervolle Buch noch einmal zu lesen!
- Zwei Leben mit dir
- Holly Miller
- Blanvalet
- Liebesroman
- Romanze
- Alternative Pfade
- Entscheidungen
- Was wäre wenn?
Lucy hat gerade ihren Job gekündigt, weiß aber nicht hundertprozentig, was sie nun machen soll. Unverhofft gibt ihr das Schicksal zwei Lebenswege in die Hand, als sie in einer Bar auf den charmanten Fotografen Caleb trifft und gleichzeitig ihrer alten Liebe Max begegnet. Nun liegt die Entscheidung bei ihr: Möchte sie in Shoreley bleiben, ihren einstigen Traum als Schriftstellerin anstreben und einen Neustart mit Caleb beginnen? Oder soll sie zu ihrer Schwester nach London ziehen, dort ihren aktuellen Traum als Werbetexterin leben und Max eine zweite Chance geben? Wir Leser erleben beide Schicksalspfade und merken schon bald, dass es den "richtigen" Pfad nicht gibt.
Das war das wohl Schönste an der Lektüre: Dass beide Pfade gleichwertig behandelt wurden, in beiden Pfaden gute und schlechte Dinge passiert sind und beide Love Interests gleichermaßen liebevoll waren. Vor allem bei Caleb hatte ich Angst, dass dieser sich in einem Twist als Mistkerl entpuppen würde, was zum Glück nie passiert ist. Auf diese Weise hat man hier nicht nur eine, sondern gleich zwei wunderbare Liebesgeschichten.
Sehr interessant fand ich auch, wie Nebenplots, die in beiden Pfaden passierten, sich dort auf unterschiedliche Arten entwickelten. Weil man in der Regel direkt hintereinander las, was parallel in der anderen Zeitlinie passierte, sorgte das für viele ironische Momente (im positiven Sinn). Theoretisch könnte man aber auch erst die eine und dann die andere Realität lesen, was den Kontrast wahrscheinlich ebenso gut zeigen würde.
Ich persönlich mochte den Max-Plot ein klein wenig mehr, war aber gerade deshalb froh, dass Caleb mit genauso viel Liebe wie er behandelt wurde.
Insgesamt also eine schöne, leichte Lektüre für Fans von Liebesgeschichten, die gerne über die alternativen Pfade ihres Lebens nachdenken!
Noras Leben ist schwierig geworden – so schwierig, dass sie sich das Leben nehmen will. Doch stattdessen kommt sie in die Mitternachtsbibliothek, einem Ort, an dem sie die Leben ausprobieren kann, die sie nie geführt hat. Was wäre, wenn sie ihren Freund geheiratet hätte? Wenn sie mit ihrer Freundin nach Australien gezogen wäre? Wenn sie Schwimmerin geworden wäre, oder Polarforscherin, oder ein Rockstar? Welches Leben ist das Leben, das sie führen will? Genau das will Nora herausfinden.
Ich habe das Buch bereits vor anderthalb Jahren gelesen, als es auf Deutsch herauskam, doch weil ich es so mochte, nahm ich mir vor, es auch auf Englisch zu lesen – was ich nun endlich nachgeholt habe. Es ist einfach ein so schönes Buch, das einen sehr zum Nachdenken anregt, was das eigene Leben betrifft. Die Leben, die Nora führt, sind sehr verschieden, sodass ich als Leser gerne noch viel mehr Details über sie erfahren hätte, doch hat die Zeit, die sie in den verschiedenen Leben verbringt, trotzdem ausgereicht, um zu zeigen, wie wichtig die kleinste Entscheidung sowohl für einen selbst als auch für andere sein kann.
Insofern bin ich dankbar, dass ich das Buch noch mal in der Originalsprache gelesen habe, weil es gut tut, sich daran zu erinnern, wie viele Leben man jetzt in diesem Moment leben kann. Der Roman ist und bleibt etwas Besonderes für mich – und hoffentlich für viele Andere auch.
- Yadriel & Julian
- Cemetery Boys
- Aiden Thomas
- Dragonfly
- Jugendbuch
- Romanze
- Transgender
- Geist
- Leben
- Tod
- Charaktere
- LGBTQ+
Yadriel gehört zu den Brujx, einer Familie, die dabei hilft, Lebende zu heilen und Tote ins Jenseits zu führen. Auch Yadriel möchte dazugehören, doch weil er trans ist, lässt seine Familie ihn nicht an den Zeremonien teilhaben. Die Chance, sich ihnen zu beweisen, bietet sich ihm, als er beim Versuch, den Geist seines Cousins heraufzubeschwören, aus Versehen den Geist von Julian Diaz ruft, der in der Schule berühmt-berüchtigt dafür ist, Probleme zu verursachen. Sollte es Yadriel gelingen, Julian ins Jenseits zu entlassen, wird er von seiner Familie endlich akzeptiert werden – doch sehr bald begreift Yadriel, dass er gar nicht will, dass Julian ihn verlässt …
„Yadriel & Julian“ ist zwar eine Liebesgeschichte, konzentriert sich aber eher auf die Charaktere selbst. Die Liebesbeziehung zwischen Yadriel und Julian ist sehr süß aufgemacht und hat ein paar denkwürdige Momente, ist aber mitnichten der wichtigste Handlungsstrang. Stattdessen geht es eher darum, zu untersuchen, wie genau Julian gestorben ist, wo sich seine Leiche befindet und was er in seinen letzten Tagen unbedingt noch tun möchte. Diese Handlung hat es ermöglicht, die Charaktere sehr gut kennenzulernen; ich habe Yadriel und Julian unglaublich ins Herz geschlossen und mich sehr gefreut, dass Aiden Thomas auf so sensible Weise mit ihren Problemen umgegangen ist. Eine besondere Erwähnung auch an Maritza, Yadriels Cousine, die einfach wunderbar war und mit Yadriel und Julian ein denkwürdiges Trio gebildet hat.
Ein bisschen schade fand ich es dafür, dass wir alle anderen Charaktere leider nicht so gut wie die drei kennenlernen durften. Es ist zwar selbstverständlich, dass man vor allem bei einem relativ großen Cast nicht jedes Mitglied gleichwertig zeigen kann, aber dennoch wünschte ich, wir hätten speziell mit Julians Familie mehr Zeit verbracht, weil sie für vielleicht zwei, drei Szenen vorkommt, in diesen aber so viel Charakter zeigen durfte, dass ich sie gerne öfters gesehen hätte.
Die einzige tatsächliche Kritik, die ich für diesen schönen Roman habe, ist, dass er sehr vorhersehbar war; ich habe bereits nach den ersten hundert Seiten voraussagen können, wie die Geschichte endet und damit auch Recht behalten. Damit meine ich noch nicht einmal die Romanze, sondern die restliche Handlung, die es einem früh erlaubt hat, sich anhand der eingebauten Hinweise den Rest problemlos zusammenzureimen. An sich ist es natürlich gut, dass Foreshadowing betrieben wird, aber hier war es mir dann doch etwas zu offensichtlich.
Dennoch würde ich den Roman allen empfehlen, die gerne charakterfokussierte Liebesgeschichten sowie gute Repräsentation lesen möchten!
Keine Essays, die das Leben verändern, dafür aber welche, die zum Nachdenken anregen. Die wohl interessanteste Idee war, dass Glück eine Entscheidung ist, die man selbst trifft - etwas, bei dem ich vor dem Lesen nur verständnislos den Kopf geschüttelt hätte, nun aber durchaus in Betracht ziehe.
Insgesamt stimme ich natürlich nicht mit allem überein, was Brianna Wiest schreibt, aber es war dennoch erfrischend, eine neue Perspektive auf lebenswichtige Fragen zu bekommen.
Zusammen mit seinen besten Freunden Rowan und Lister bildet Jimmy die Band The Ark, die sich europaweit größter Beliebtheit erfreut. Auch Angel ist ein riesiger Fan und lebt im Grunde nur für die Band. Sie ahnt nicht, wie sich die Jungs – speziell Jimmy, der an einer Angststörung leidet – dabei fühlen, berühmte Stars zu sein, die von Fans überrannt werden und nicht mehr selbst über ihr Leben entscheiden dürfen. Als Angel sich zum ersten Mal mit ihrer Online-Freundin Juliet trifft und unabsichtlich in Ereignisse rund um Rowans fester Freundin Bliss verwickelt wird, trifft sie zum ersten Mal auf Jimmy – der gerade eine Panikattacke hat …
„I Was Born for This“ ist neben „Loveless“ recht schnell mein Lieblingstitel von Alice Oseman geworden, weil sie uns hier eine wundervolle Mischung aus sympathischen Charakteren, einer emotionalen Handlung und vielen wichtigen Botschaften bietet. Ich konnte mich sowohl in Angel als auch in Jimmy hervorragend hineinversetzen, weil ihre persönlichen Gedanken und Gefühle so gut beschrieben waren, dass ich genau verstand, wie und warum sie so empfanden, wie sie es taten. Das erwähne ich deshalb, weil ich einige ihrer Probleme sehr nachvollziehbar fand, mit einigen anderen aber nicht viel anfangen konnte (ganz speziell mit Angels Fan-Sein), Alice Oseman sie mir alle aber so nahe gebracht hat, dass die Gefühle der Charaktere regelrecht auf mich übersprangen. Selten konnte ich so gut mit den Charakteren mitfühlen wie hier!
Sehr schön fand ich auch die Themen, die die Autorin angesprochen hat: Fan-Sein (und wie sehr einzelne Individuen die ganze Gemeinschaft vergiften können), psychische Gesundheit (und wie wichtig es ist, etwas zu haben, woran man glauben kann), Liebe (sowohl romantische als auch platonische) und natürlich das Leben selbst – und wie wichtig es ist, es auf eine Art zu leben, die einen glücklich macht, ohne sich auf ungesunde Weise an etwas zu klammern. All diese Themen sind mir sehr nahe gegangen und wurden auf wunderbare Weise umgesetzt: Nämlich so, dass die verschiedenen Sichtweisen alle zur Sprache kamen. Ohne mahnenden Zeigefinger zeigt Alice Oseman, was am Ende wirklich zählt.
Deshalb besteht meine einzige Kritik nur aus der irreführenden Kurzbeschreibung des Buches. Tatsächlich stößt Angel recht spät in der Handlung auf Jimmy, sogar so spät, dass ich es in meiner eigenen Kurzbeschreibung fast nicht erwähnt hätte. Ihre Freundschaft zu Juliet und die Feindseligkeit, der sich Bliss aussetzen muss, sind ebenfalls wichtige Themen, zusammen mit Jimmys Erlebnissen während seines stressigen Alltags und seine Freundschaft zu Rowan und Lister. Der Roman enthält einfach so viel, dass die offizielle Kurzbeschreibung ihm gar nicht gerecht werden kann.
Insgesamt haben wir hier wieder einen sehr emotionalen, sehr tiefgreifenden Alice-Oseman-Roman, der sich getrost zu meinen Highlights zählen darf!