- Our Infinite Fates
- Laura Stevens
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Über Jahrhunderte hinweg werden Evelyn und Arden in anderen Körpern und in anderen Ländern wiedergeboren. Ihr Schicksal ist immer gleich: Sie verlieben sich und sterben vor ihrem achtzehnten Geburtstag durch die Hand des Anderen. Evelyn, die den Grund dafür nicht kennt, hofft, dass es diesmal anders läuft, denn ihr jetziges Leben gefällt ihr mehr als jedes Andere. Vor allem möchte sie für ihre krebskranke Schwester unbedingt eine lebensrettende Knochenmarktransplantation durchführen, bevor Arden sie findet und umbringt. Außerdem hofft sie, endlich Antworten auf ihre Fragen zu bekommen: Warum tötet Arden sie in jedem Leben, obwohl er sie über alles liebt – und sie ihn auch? Warum immer vor ihrem achtzehnten Geburtstag? Und wie können sie diesen Fluch ein für alle Mal brechen?
Ich brauchte wirklich lange, um in dieses wunderschöne Buch zu finden, weil die Struktur es mir nicht leicht gemacht hat. Während wir ca. zwei Drittel der Geschichte in Evelyns gegenwärtigem Leben verbringen, in dem während des ganzen Romans nur etwa zwei Wochen vergehen, erleben wir gleichzeitig in einzelnen Kapiteln ein paar ihrer früheren Leben, die rückwärts erzählt werden. Dadurch, dass jedes der früheren Leben nur ein Kapitel einnimmt, fühlte ich mich oft, als würde etwas fehlen – gerne hätte ich die einzelnen Leben noch ausführlicher erlebt, statt nur Schnipsel von ihnen zu bekommen.
Erst, als ich mich in die Geschichte eingelesen hatte (nach ca. 150 Seiten), gewöhnte ich mich an die Struktur und lernte die Lebensschnipsel sogar zu schätzen. Denn bis dahin war ich ganz in Evelyns und Ardens Liebesgeschichte investiert und mochte es, einen Einblick in ihre früheren Leben zu werfen. Ab dann fühlte sich jedes Vergangenheitskapitel bereichernd an und gerade lang genug, um die Komplexität ihrer Liebe und Verluste zu begreifen. Besonders gefiel mir, dass Evelyn und Arden in verschiedenen Körpern und Ländern wiedergeboren wurden – so erleben wir nicht nur die Liebesgeschichte zwischen einem Jungen und einem Mädchen, sondern auch zwischen zwei Jungen und zwei Mädchen, immer in verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten.
Evelyn und Arden sind zudem beide sehr sympathische Charaktere. Früh wird etabliert, dass es ihnen nicht gefällt, sich gegenseitig zu töten und sie sich am liebsten ohne Einschränkungen lieben würden. Das fand ich sehr erleichternd, weil die Charaktere dadurch sympathisch blieben. Zufrieden war ich auch mit der Erklärung für die ewigen Wiedergeburten, weil ich sie nicht kommen sah und sie sich dennoch perfekt in die Handlung einfügte.
Und damit noch nicht genug: Als Evelyn meinte, dass sie unbedingt in ihrem gegenwärtigen Leben bleiben will trotz des Leids, das ihre Familie stellenweise erfuhr, war ich gespannt, ob wir eine richtige Erklärung dafür bekommen würden – und tatsächlich gab es sie auch. Denn von den Annehmlichkeiten der Gegenwart abgesehen, sind Evelyns Mutter und Schwester unglaublich liebevolle Charaktere und Evelyns Bindung zu ihnen ist so stark, dass ich problemlos nachvollziehen konnte, warum sie sich nicht von ihnen trennen wollte. Dass es Laura Stevens gelungen ist, Evelyns gegenwärtiges Leben so tragisch und gleichzeitig so schön darzustellen, ist hier ein großes Lob: Gerade das Leid hat die drei Familienmitglieder so zusammengeschweißt. Zusätzlich hat die gegenwärtige Handlung viele vertrackte Situationen, wodurch der Druck, der auf Evelyn lastet, noch deutlicher zu spüren ist.
Doch bringt er einen Kritikpunkt mit sich, der sich auch auf die Vergangenheit bezieht: Wir erfahren nie, wie viele spannenden Szenen weitergegangen sind. Nicht in jedem Vergangenheitskapitel war es notwendig, weil manche zufriedenstellend enden, doch gibt es auch so einige, bei denen ich gerne erfahren hätte, wie es danach weitergegangen ist bzw. wie Evelyns Familie auf ihren plötzlichen Tod reagierte. Durch die Zufälligkeit des Ortes, an dem Evelyn als nächstes geboren wird, ist das natürlich nicht immer möglich, speziell in vielen der früheren Zeiten, doch gerade in späteren Zeiten wäre es leicht(er) gewesen, sich über das Schicksal ihrer Liebsten zu informieren.
Ein- bis zweimal gibt es tatsächlich eine stärkere Verbindung zwischen den Leben selbst (zum Beispiel, als Evelyn in einem Krieg zwischen zwei Ländern auf verschiedenen Seiten geboren wird), aber insgesamt wirken die Leben wie das, was sie sind: Zufällig und ohne jegliche Verbindung zueinander. Hier hätte es mir gefallen, hätte es neben Arden noch einen roten Faden gegeben, der die Leben aneinander bindet.
Diejenigen, die eine engere Verbindung zwischen den Zeiten wünschen und langsame Anfänge nicht mögen, werden wahrscheinlich nicht in die Geschichte reinfinden. Doch diejenigen, die das Grundkonzept der Handlung interessiert und die bereit sind, sich auf die damit einhergehende Struktur einzulassen, werden mit einer wunderschönen Liebesgeschichte belohnt!
- 1000 gute Gründe
- Lucy Astner
- Planet!
- Kinderbuch
- Schnitzeljagd
- Glückskekse
- Trauer
- Tod
- Leben
- Familie
- Freunde
- Wut
- Akzeptanz
- Unterstützung
Milou hat eine enge Beziehung zu ihrer Oma Anni, die ihr täglich einen Glückskeks backt. Immer scheint sie die richtigen Worte zu finden, wenn es Milou gerade nicht gut geht, ob es nun mit der Schule oder persönlichen Problemen zusammenhängt. Doch dann stirbt Oma Anni an einem Herzinfarkt. Milou, die mit ihrem Tod nicht zurechtkommt, kapselt sich vor allen ab und will am liebsten nie wieder in die Schule gehen. Doch dann findet sie einen Glückskeks – mit einer Botschaft, die in der Handschrift ihrer Oma verfasst ist und sie anleitet, zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort zu gehen. Milou kann es nicht fassen, folgt allerdings der Spur – und findet mit jedem Glückskeks immer mehr Gründe, ihr Leben wieder zu genießen …
Dieses schöne Kinderbuch ist mitnichten nur für Kinder geeignet, sondern war auch für mich als Erwachsene ein wunderbares und emotionales Leseerlebnis. Obwohl Oma Anni natürlich nur kurz auftaucht, spürt man ihre Präsenz über den gesamten Roman hinweg, während Milou gleichzeitig ihre Bindungen zu ihren Eltern und Freunden verstärkt. Es hat mir sehr gefallen, wie wir nicht nur Milous Trauer und ihre Liebe zu Oma Anni erlebten, sondern auch, wie alle anderen sie dabei unterstützten. Speziell ihre Eltern, ihr Schulfreund Levi und die Trainerin Sunny waren mir unglaublich sympathisch und ein großartiges Beispiel dafür, wie man einen Charakter in so einer Situation unterstützt.
Milou selbst konnte ich dafür nicht immer verstehen, weil ihre Wut für mich nicht immer gerechtfertigt war. Manchmal natürlich schon, aber insgesamt war sie doch überrascht oft wütend auf ihre Situation und bestimmte Charaktere, ohne dass ich immer nachvollziehen konnte, warum. Vor allem, weil sie manche Charaktere beschuldigte, ohne zu wissen, ob sie tatsächlich schuldig waren. Allerdings mochte ich ihren Charakter insgesamt trotzdem sehr und war am Ende zu Tränen gerührt, als sie ihren letzten Abschied vollzog.
Dadurch, dass Milou die Schule für eine lange Zeit nicht besucht, konnten wir leider die Charaktere dort nicht so ausführlich kennenlernen, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Gerade die Projektwoche hätte meiner Meinung nach ruhig weiter ausgebaut werden können, weil sie eine großartige Gelegenheit für Milou war, ihren Charakter weiterzuentwickeln; doch leider werden die Ereignisse dort nur berichtet statt gezeigt, was ich schade fand. Hier hätte ich die Schule relevanter gemacht, um Milous Wachstum zu zeigen.
Insgesamt hat mich diese Geschichte sehr berührt und ich hoffe, dass sie noch mehr Leser:innen findet, die von ihr verzaubert werden!
- Wer wenn nicht wir
- Alicia Zett
- Droemer Knaur
- Young Adult
- Queer Awakening
- Coming Out
- Freundschaft
- Liebe
- Romanze
- Slow Burn
- Fotografie
- Zweifel
- Hoffnungen
- Leben
- LGBTQ+
Schon seit längerer Zeit ist Lena nicht mehr glücklich in ihrer Beziehung. Seit sieben Jahren ist sie mit Leo, dem wohl besten Partner, den man sich wünschen kann, zusammen – und trotzdem fühlt sie sich, als würde sie in einer Sackgasse stecken, aus der es kein Entkommen gibt. Bis Kate, ihre beste Freundin, unerwartet zurückkehrt. Damals, vor fünf Jahren, hat sie das Dorf verlassen und ist inzwischen ein berühmtes Model geworden. Lena, die Fotografin ist, soll für Kates nächstes Shooting die Fotos schießen. Das weckt in beiden alte Gefühle, die sie für lange Zeit verschlossen hielten – vor allem Lena, die mit Kate das Leben entdeckt, das sie schon immer führen wollte. Doch was wird dann aus Leo, der sie aufrichtig liebt?
Alicia Zett gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und dieser Roman zeigt hervorragend, warum: Auf sensible Weise, mit der ich mich wunderbar identifizieren konnte, erzählt sie eine Coming-Out-Geschichte, die all die Gefühle, die damit verbunden sind, perfekt einfängt. Das ganz Besondere dabei ist, dass sie dabei nicht nur klischeehafte Handlungsstränge und Charaktere vermeidet, sondern alle drei Hauptcharaktere unglaublich sympathisch beschreibt. Hier gibt es keine Bösewichte und keine verteufelten Partner, sondern valide Zweifel und zerbrechliche Hoffnungen. Das war so erfrischend und wunderschön zu lesen, weil speziell im Fall einer unglücklichen Anfangsbeziehung die Erklärung fast immer Missbrauch ist. Dass das hier nicht so war, sondern Leo im Gegenteil ein unglaublich liebevoller Charakter, war wundervoll. Ich hoffe, dass er auch im zweiten Band sympathisch bleibt!
Lena und Kate sind die eigentlichen Hauptcharaktere. Ihre Freundschaft und Slow-Burn-Romanze war natürlich das eigentliche Highlight des Romans. Vor allem Lenas Gefühle gingen mir sehr nah, weil sie die Unsicherheiten und Zweifel eines Coming Outs so perfekt einfingen. Lena und Kate verbringen viel Zeit miteinander, schießen Fotos, teilen Berührungen und eine neue Art der Freiheit, die für Lena genau das ist, was sie braucht. Sehr gut war hier, dass der romantische Aspekt sich noch zurückhielt – ich war unglaublich stolz auf Lena, als sie am Ende eine Entscheidung traf, die ihr eigenes Wohlergehen in den Vordergrund rückte, statt andere glücklich zu machen.
Sehr einnehmend fand ich die Szenen in der Vergangenheit. Bereits in der Gegenwart gab es ein paar Hinweise auf das, was passiert ist, ohne dass wir die genauen Details erfahren. Das war bereits ein hervorragender Aufhänger, der in den Rückblicken eine teils vorhersehbare, teils überraschende und insgesamt sehr zufriedenstellende Antwort erhalten hat.
Was Alicia Zett ebenfalls sehr gut gelungen ist, ist es, Lena ihre wahren Wünsche klar zu machen. Als sie zuerst feststellte, wie glücklich der Road Trip sie macht, fürchtete ich zunächst, dass das allein am Reiz des Neuen liegen könnte und nicht daran, dass sie ihren Traumberuf gefunden hat; aber so, wie Alicia Zett den Road Trip beschrieb, wurde recht bald klar, dass das hier tatsächlich Lenas Traum ist, ihr Weg in die Zukunft. Ich hoffe, dass sie ihn im zweiten Band endgültig finden wird.
Neben all dem Lob habe ich zwei kleine Kritiken: Zunächst einmal fand ich die Nebencharaktere sehr blass. Selma und Kates Mutter stachen ein wenig hervor, aber nicht unbedingt stark; denn so sehr ich die drei Hauptcharaktere auch liebte, hätte ich gerne mehr von den Nebencharakteren gesehen.
Zweitens gab es ein wenig zu viele Sichtweisen-Wechsel. Größtenteils kam ich mit ihnen überraschend gut zurecht und kam nur sehr selten durcheinander, aber manchmal geschah es eben doch, weil die einzelnen Szenen so kurz sind. Längere Szenen wären hier willkommen gewesen, damit sie ein wenig mehr Zeit zum Atmen bekommen.
Im Vergleich zu den positiven Punkten sind diese beiden Kritiken allerdings leicht zu verkraften. Ich habe die Geschichte, die Charaktere, die Romanze und die erfrischenden Handlungsstränge sehr geliebt und freue mich sehr auf den zweiten Teil!
Seinen fünfzigsten Geburtstag möchte Jakob am liebsten an sich vorbeiziehen lassen. Er bittet seine Freundin Ellen, keine Party vorzubereiten, weil ihn das nur an sein Alter erinnern würde. Also schenkt Ellen ihm eine Badehose, damit er mal wieder schwimmen gehen kann. Zu seiner Überraschung begegnet er im Freibad seiner großen Liebe, die er seit über zwanzig Jahren nicht gesehen hat. Sie sprechen sich aus und auf dem Weg zum Taxi begegnet Jakob einem weiteren bekannten Gesicht: Seinem ehemals besten Freund, dessen Filmerfolg er versehentlich stahl. Auch sie sprechen sich aus, und so geht es immer weiter. Mit jeder Person aus der Vergangenheit findet Jakob einen Weg in die Zukunft, bis er bei der Person ankommt, die es überhaupt möglich machte …
Dieser Roman ist ein kurzweiliges Vergnügen, der vor allem durch Jakobs Hintergrundgeschichte brilliert. Mit jeder Person ein wenig mehr aus seinem Leben zu erfahren, fand ich sehr faszinierend, weil auch die Geschichte der Person dabei beleuchtet wird und dadurch ein komplettes Bild entsteht. Das hat mir sehr gefallen, weil ich es allgemein mag, wenn verschiedene Puzzleteile ihren Platz finden.
Hier sollte man jedoch bedenken, dass es fast ausschließlich um Jakobs Leben und das Wiedersehen mit Menschen aus seiner Vergangenheit geht und die Handlung deshalb recht ruhig ist. Durch die Kürze des Buchs war das leicht zu akzeptieren, ist aber trotzdem erwähnenswert; die Geschichte ist kurzweilig, unterhaltsam und hat trotzdem mehrere bedeutsame Themen, bleibt aber den ganzen Roman hinweg eine unaufgeregte Geschichte. Wer also genau so etwas braucht, ist hier bestens bedient, nur die Actionsfans werden hier logischerweise nicht viel Spannendes finden. Für einen ruhigen Abend ist die Geschichte dafür perfekt!
Wichtiger, als nach Erfolgsfaktoren zu suchen, ist es, die Verhaltensweisen zu vermeiden, die Erfolg verhindern. Welche das sind, stellt Rolf Dobelli in seiner „Not-To-Do-Liste“ vor. Darunter sind nicht nur ein paar offensichtliche Ratschläge (freundlich und zuverlässig sein), sondern auch so einige, die nicht ganz so leicht zu verdauen sind, weil es leicht ist, hier die schlechte Angewohnheit auszuüben (in den Tag hinein- und in der Vergangenheit leben). Gerade deshalb ist die Lektüre so wichtig: Obwohl man natürlich nie all seine (Denk-)Fehler beseitigen können wird, ist es wichtig, sich ihrer bewusst zu sein.
Am Anfang fiel es mir schwer, in das Sachbuch reinzufinden, weil viele Kapitel am Anfang von so übertriebenen Beispielen begleitet wurden, dass ihre Botschaften viel zu offensichtlich und teils sogar unnötig schienen. Der Text danach, der ausführt, warum man dem Negativbeispiel nicht folgen sollte, war zwar umso bereichernder, aber dennoch dauerte es mehrere Kapitel, bis schließlich die Verhaltensweisen folgten, mit denen ich mich besser identifizieren konnte. Diese nahmen letztendlich einen Großteil des Buchs ein, wodurch die Lektüre sich von einer scheinbar nicht für mich relevanten zu einer sehr bedeutsamen entwickelte. Von daher empfehle ich allen, die bei den ersten Kapiteln noch zögerlich sind, weiterzulesen, weil danach umso mehr wichtige Kapitel folgen.
Wissen, das in anderen Dobelli-Sachbüchern bereits erwähnt wurde, wird natürlich wiederverwendet, zusammen mit noch nicht durchgearbeiteten Punkten. Hier bin ich zwiespältig eingestellt; einerseits erfährt man, wenn man die anderen Bücher schon kennt, nicht SO viel Neues, aber andererseits ist das Neue, das man erfährt, dafür umso inspirierender. Selbst, wenn man wie ich nicht weiß, ob man allen Ratschlägen folgen können wird, war es sehr erfrischend, sich ihrer zu vergegenwärtigen.
Aus diesem Grund ist das Buch letztendlich eine Empfehlung für alle, die ein besseres Leben führen möchten – nicht dadurch, das Richtige zu tun, sondern dadurch, das Falsche zu vermeiden.
- Die Abschaffung
- des Todes
- Andreas Eschbach
- Lübbe
- Thriller
- Politik
- Leben
- Tod
- Gehirn
- Upload
- Wirtschaft
- Gesellschaft
- Spannung
- Geheimnisse
- Twists
James Windover ist Chefredakteur der teuersten Tageszeitung der Welt, weil sein Team sich darum bemüht, das Weltgeschehen möglichst objektiv darzustellen. Sein Interesse ist geweckt, als er hört, dass drei berühmte Unternehmer die Firma Youvatar gegründet haben, deren Zweck unter strenger Geheimhaltung steht. Bei der Einführungsveranstaltung kommt dieser Zweck schließlich heraus: Die Gründer von Youvatar möchten den Tod abschaffen. Die Pläne dazu hören sich beeindruckend realistisch an und James soll untersuchen, ob sie es auch wirklich sind. Es dauert nicht lange, ehe er auf einen Schriftsteller stößt, dem einer der Youvatar-Gründer über eine Million für das Löschen einer Kurzgeschichte gezahlt hat, die sich mich genau diesem Thema beschäftigt. Was versucht das Unternehmen, zu verbergen? James ist entschlossen, es herauszufinden, selbst, wenn es ihn selbst in Gefahr bringt …
Dieser Roman war mein erster Thriller von Andreas Eschbach, wird aber mitnichten mein letzter sein, weil er mich sehr begeistert hat! Dabei fiel es mir am Anfang tatsächlich schwer, reinzukommen, weil wir sehr viele Informationen zu den Charakteren und anderen Handlungsdetails bekommen, die sich nicht immer interessant lasen. Doch sobald man den Anfang überwunden hat, kommt die Geschichte ordentlich ins Rollen und war eine wahre Achterbahnfahrt. Besonders gut fand ich, wie ausgeglichen hier die Mischung aus Spannung und Informationen war – während ich die Verfolgungsjagd, der James sich stellte, angespannt verfolgte, nahm ich gleichzeitig die Informationen über die Gehirnforschung neugierig auf. Zugegeben habe ich mitnichten alles verstanden, aber die Gedankenexperimente machten es einfach, zumindest die Grundzüge zu begreifen.
Die spannendsten Szenen waren für mich diejenigen, in denen die Kurzgeschichte erzählt wurde, weil das über einen längeren Zeitraum mit vielen Unterbrechungen erfolgte, die mich (auf positive Weise) wahnsinnig gemacht haben. Andreas Eschbach gab ihr ein hervorragendes Build-Up, das sich ordentlich auszahlte und mich zum Nachdenken brachte. Zusammen mit den vielen anderen spannenden Szenen hatte ich ein sehr einnehmendes und gleichzeitig bereicherndes Leseerlebnis.
Was ich ebenfalls sehr mochte, waren die persönlichen Probleme, die James plagten – sowohl die Beziehung zu seiner Partnerin als auch die Beziehung zu seinem Vater. Für die Haupthandlung spielen diese, wenn überhaupt, zwar nur eine geringe Rolle, brachten mir dafür aber James als Hauptcharakter umso näher. Hier hilft es auch, dass ich den Fokus auf die Probleme genau richtig gesetzt fand – nicht so viel, dass es von der Haupthandlung ablenkt, aber genug, um in sie investiert zu werden.
Das Ende war ein wenig plötzlich und wirkte so, als würde etwas fehlen, ohne, dass ich genau sagen konnte, was es war. Letztendlich fand ich es zwar trotzdem gut, weil es noch einen letzten interessanten Twist gab, aber eben keinen, den ich erwartet hatte.
Speziell Lesende von spannenden Politikthrillern werden hier sowohl viele Informationen als auch viele packende Momente finden, während Lesende von eher „klassischen“ Thrillern damit rechnen müssen, dass die Spannung ein wenig später losgeht – aber dann umso fesselnder ist!
Eine Verkäuferin, die den Sinn ihrer Arbeit hinterfragt. Ein Buchhalter, der einen Antiquitätenladen eröffnen will. Eine ehemalige Zeitschriftenredakteurin, die ihren Job und ihre Familie unter einen Hut bringen möchte. Ein arbeitsloser Mann, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen will. Und ein Rentner, der nach einer neuen Beschäftigung sucht. Sie alle besuchen Frau Komachis Bibliothek, um ein Buch auszuleihen – und sie alle bekommen eins, das ihnen auf ganz persönliche Weise weiterhilft …
Dieser Roman besteht aus fünf Geschichten, die zwar durch Frau Komachi und ein paar grobe Referenzen verbunden sind, ansonsten aber für sich stehen. Beeindruckend fand ich es, dass sie sich trotz ihrer Länge (ca. 50-60 Seiten) vollständig anfühlten. Manchmal zwar etwas langsam, aber insgesamt lang genug, dass man in die jeweilige Geschichte investiert wird, aber auch kurz genug, um die Handlung nicht bzw. nicht zu sehr in die Länge zu ziehen.
Deshalb mochte ich jede Geschichte auf ihre Weise, aber die erste am meisten, weil sie eine Botschaft etablierte, die sich auch durch die anderen Geschichten zog: Dass man andere Menschen nicht vorschnell beurteilen soll, weil sie möglicherweise nicht so sind, wie man es erwartet. In der ersten Geschichte spürte ich dieses Thema am meisten, war aber froh, es auch bei den anderen Geschichten zu sehen.
Was ich mir dafür gewünscht hätte, wären mehr Verbindungen zwischen den Geschichten gewesen, sowie mehr zu Frau Komachi selbst. Wie gesagt gibt es ein paar (sehr grobe) Verbindungen, aber sie waren für mich viel zu wenig und ich hätte es begrüßt, wenn die fünf Geschichten sich ein wenig mehr wie eine angefühlt hätten – zum Beispiel, indem die Charaktere sich gekannt hätten oder aufeinander getroffen wären. Zwar treffen sie alle auf Frau Komachi, aber für mich war das leider nicht genug.
Zudem hätte ich mir gerne mehr von Frau Komachi selbst erhofft. Mit jeder Geschichte bekommt sie ein wenig mehr Screentime, aber sie bleibt die gesamte Geschichte über mysteriös und wir erfahren nicht allzu viel von ihr. Selbst die Bücher, die sie vorschlägt, tragen nur teilweise dazu bei, dass die Leben der Charaktere sich ändern, weil es auch andere Faktoren gibt, die sie beeinflussen. Deshalb hätte ich mir gerne gewünscht, auch ein Kapitel zu Frau Komachi zu bekommen, um sie besser kennenzulernen.
Letztendlich begeisterte mich „Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen“ zwar mehr, aber trotzdem gefiel mir, auf welche unterschiedliche Weisen Bücher das Leben der Charaktere positiv beeinflusst haben!
- Akikos stilles Glück
- Jan-Philipp Sendker
- Blessing
- Belletristik
- Japan
- Leben
- Gesellschaft
- Geschichten
- Haikus
- Hikikomori
- Philosophie
Als Akiko hört, dass ihre beste Freundin eine Solo-Hochzeit feiert, ist sie überrascht. Davor war ihr das Prinzip gänzlich unvertraut und nun überlegt sie, ob so etwas auch für sie in Frage kommen könnte. Doch als sie auf ihren ehemaligen Klassenkameraden Kento trifft, bekommt sie Zweifel, denn er stellt ihr zwei zentrale Fragen: Kennt sie sich? Mag sie sich? Diese Fragen sollten vor einer Solo-Hochzeit doch geklärt werden, meint Kento. Er selbst ist inzwischen ein Hikikomori geworden und lebt als solcher abseits der Gesellschaft, hat keinen Kontakt zu Menschen und geht nur nachts raus. Nur Akiko findet Zugang zu ihm und zwischen ihnen startet eine zögerliche Freundschaft. Diese hilft Akiko nicht nur, über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen und das Mysterium ihres Vaters zu lösen, sondern auch, sich selbst immer besser kennenzulernen: Kennt sie sich? Mag sie sich? Und was will sie mit ihrem Leben anfangen?
Dieser ruhige Roman hat viele inspirierende und emotionale Szenen, die sowohl Akikos als auch Kentos Leben und die Schwierigkeiten, denen sie sich stellen müssen, sehr gut beschreiben. Am liebsten gefielen mir die Erzählungen aus ihrer jeweiligen Vergangenheit, weil diese so gut erklärten, warum sie zu den Personen wurden, die sie in der Gegenwart waren. Zusätzlich liebte ich Akikos Geschichtsideen und Kentos vorgelesene Haikus, weil beides so inspirierend war. Allgemein lernt man die beiden Charaktere überraschend gut kennen, obwohl speziell Kento sehr verschlossen ist. Eine Charakterentwicklung findet zwar eher bei Akiko als bei Kento statt, aber auch so mochte ich beide.
Doch neben den schönen Szenen, philosophischen Gedankengängen und sympathischen Hauptcharakteren hat der Roman trotzdem eine Schwäche: Das Pacing. An sich genieße ich es durchaus, ab und an langsamere Geschichten zu lesen, doch in diesem Fall war sie mir ein wenig ZU langsam. Ich habe mich zwar nicht unbedingt gelangweilt, mich aber doch gefragt, wann es wieder richtig weitergeht. Vor allem, weil es Handlungsstränge gibt, die letztendlich offen gelassen werden – darunter die Solo-Hochzeit, die Akiko irgendwann wieder verwarf, ohne dass ich es als Leserin bewusst mitbekommen hätte. Im Nachhinein waren die verworfenen Handlungsstränge wahrscheinlich Akikos Ideen für ihre Zukunft, bevor sie schließlich die fand, die sie glücklich machte, aber zumindest während des Lesens ist es verwirrend, wenn wichtige Plotpunkte später nicht mehr erwähnt werden.
Von daher empfehle ich den Roman denjenigen, die ruhige Geschichten mit offenen Fragen mögen, während andere den Roman als zu langsam empfinden könnten.
Das Leben beeinflusst das Schreiben, und beides hat Stephen King in seinem Sachbuch beleuchtet. Ich habe von ihm tatsächlich nur ein einziges Buch gelesen und das ist schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann. Doch weil Benedict Wells in seinem Buch „Die Geschichten in uns“ positiv über dieses Buch gesprochen hat, war ich interessiert daran, was Stephen King zu diesem Thema zu sagen hat.
Überraschenderweise war ich letztendlich mehr interessiert an seinem Leben als an seinem Schreibprozess. Die Art und Weise, wie Stephen King erinnerungswürdige Erlebnisse beschrieben hat, hat mich sehr gefesselt und sein Werdegang war ebenfalls interessant zu verfolgen. Zudem ist es sehr fasziniert, woher er seine Inspiration nimmt und wie genau er seine Geschichten schreibt.
Allerdings waren einige Tipps, die er diesbezüglich gab, nichts für mich. Hilfreich war der Hinweis zu Füllwörtern und Adverbien, weil Stephen King erfolgreich illustrierte, warum man diese sparsam einsetzen sollte. Auch seine Ausführungen zu aktiven vs. passiven Sätzen half mir sehr, wobei beide Themen zugegeben Dinge sind, an denen ich noch arbeiten muss.
Andere Tipps waren jedoch nichts für mich. So spricht Stephen King sich gegen das Planen aus und auch dagegen, das Ende seiner Geschichte bereits zu kennen. Was mich hier störte, waren dabei nicht die Tipps an sich, weil ich Stephen Kings eigene Methode sehr faszinierend fand, sondern, dass sie so formuliert waren, als wären sie objektive Wahrheiten statt subjektive Meinungen. Schließlich hat jeder Autor und jede Autorin seine und ihre eigenen Methoden und nicht alles, was für den einen funktioniert, wird für die andere funktionieren. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Stephen King gegenüber anderen Methoden offener gewesen wäre, selbst wenn er sie nicht benutzt.
Zum Schluss verbessert Stephen King einen seiner eigenen Texte, was noch mehr verdeutlichte, wie sehr es helfen kann, seinen Text zu kürzen. Deshalb hatte ich sogar Probleme, diese Rezension hier zu schreiben, weil mir bewusst ist, wie viele Füllwörter sie enthält und ich mich trotzdem nicht dazu überwinden konnte, sie zu streichen. Insofern hilft dieses Sachbuch durchaus dabei, sich seines eigenes Schreibstils und dem anderer Autoren bewusster zu sein – selbst, wenn man nicht immer Stephen Kings Meinung teilt!
Nach seinen fünf Romanen und zehn Kurzgeschichten schreibt Benedict Wells erstmalig ein Sachbuch, das sowohl seine eigene als auch die Entstehungsgeschichte seiner Romane in den Fokus rückt. Doch auch hier benutzt er seinen unvergleichlichen Schreibstil, wodurch auch dieses Buch zu einer wunderschönen Lektüre wird.
Die ersten hundert Seiten widmen sich dabei seiner Vergangenheit: Was ihn bewegte und was ihn inspirierte, was er erlitt und was er schrieb. Es war auf seltsame Weise erleichternd zu hören, wie schwer ihm das Schreiben fiel, wie viele Fehler er machte und wie er trotzdem nicht aufgab. Als Hobby-Autorin, aber auch als Fan seiner Bücher ist es bizarr, sich vorzustellen, wie holprig Wells' Start war - aber auch motivierend, weil er zeigt, dass Disziplin und Ausdauer der Schlüssel zu einem guten Buch ist.
Die schriftstellerischen Werkzeuge werden im Rest des Buches vorgestellt und speziell anhand von "Hard Land" und "Vom Ende der Einsamkeit" gezeigt. Hier war es sehr interessant, Wells' Vollendung seiner Werke zu verfolgen – obwohl man theoretisch die meisten Strategien natürlich schon kennt, war es noch mal etwas Anderes, sie tatsächlich präsentiert zu bekommen. Ich habe schon Schreibratgeber gelesen, fand Wells' Perspektive aber trotzdem erfrischend.
Am Ende bearbeitet er schließlich selbst zwei verworfene Textstellen seiner Bücher, um all das, was er uns zuvor beschrieb und zeigte, anhand von Beispielen zu veranschaulichen. Hier war es sehr beeindruckend, wie stark kleine Veränderungen sein können – und wie viele Informationen eine Geschichte nicht braucht.
Aus diesem Grund ist das Buch nicht nur für Nachwuchsautor:innen und/oder Wells-Fans interessant, sondern auch für Leser:innen im Allgemeinen – diese werden so nicht nur einen neuen Zugriff auf Lektüren bekommen, sondern auch eine ganz neue Wertschätzung für Romane. Insofern also eine Empfehlung an alle, die gerne schreiben und/oder gerne lesen!
- Die unendliche Reise
- der Aubry Tourvel
- Douglas Westerbeke
- HarperCollins
- Belletristik
- Abenteuer
- Reise
- Magie
- Bibliothek
- Orte
- Menschen
- Leben
- Momente
Seit sie neun Jahre alt ist, leidet Aubry Tourvel an einer Krankheit, die es ihr unmöglich macht, mehr als vier Tage an ein und demselben Ort zu bleiben. Zunächst mit ihrer Mutter, dann allein und ab und zu mit anderen Gefährten macht sie sich auf eine lebenslange Reise, um einen Weg zu finden, ihre Krankheit zu heilen. Während den Jahren und Jahrzehnten, in denen sie die Erde bereist, sieht und erlebt sie einzigartige Dinge, knüpft fragile Verbindungen und lernt, wie magisch die Welt wirklich ist …
„Die unendliche Reise der Aubry Tourvel“ ist ein Abenteuerroman mit einer Prise Magie, der mich ein wenig an „Die unendliche Geschichte“ erinnert hat. In mehreren Abschnitten erleben wir Aubrys Reiseleben mit einem Fokus auf die Menschen, die sie trifft und die Abenteuer, die sie erlebt. Besonders erwähnenswert sind Lionel Kyengi (den sie in der Transsibirischen Eisenbahn trifft), Uzair Ibn-Kadder (ihre erste Liebe, der sie vergeblich zu heilen versucht), Prinz Surasiva (dem sie von ihrer Zeit im tibetischen Hochland erzählt) und Marta Arbaroa (die Aubrys Reise jahrelang verfolgte, ehe sie auf sie traf). Speziell diese und noch ein paar mehr Menschen formen Aubrys Leben und jeder von ihnen bekommt einen Teil davon zu Gesicht.
Hier muss ich gleich zugeben, dass mich nicht alle Teile gleichermaßen interessierten. Speziell der letzte Teil mit Marta, der Fokus auf eine magische Bibliothek legt, die Aubry während verschiedener Lebensabschnitt findet, zog sich meiner Meinung nach viel zu sehr in die Länge und litt zudem darunter, dass ich der Handlung nur schwer folgen konnte. Auch hatte bis dahin der Aufhänger der Geschichte seinen Reiz verloren und die neuen Orte interessierten mich nicht mehr so sehr wie die, die davor beschrieben wurden. Es war immer noch interessant, wie in der magischen Bibliothek die verschiedenen Handlungsstränge vereint wurden, aber insgesamt mochte ich die anderen Teile der Geschichte deutlich mehr.
Die Atmosphäre und die Ereignisse waren dort nämlich besonders ansprechend und es hat mir sehr gefallen, all die Menschen und Orte kennenzulernen, auf die Aubry während ihrer Reise trifft. Mein Favorit war definitiv Lionel, der zudem ein schönes Beispiel dafür war, wie erinnerungswürdig kurze Begegnungen sein können. Allgemein enthält der Roman viele Momente, die einfach magisch sind und Aubrys Reise hervorragend visualisieren, bis eben auf den letzten Teil, durch den man sich ein wenig durchbeißen muss.
Wer gerne über magische Reisen, die Vergänglichkeit des Lebens und stille Momente liest, wird diesen Roman sicher sehr genießen, doch sollte man speziell langsames Pacing gerne mögen, weil der letzte Teil der Geschichte sonst zu langatmig sein könnte.
- Could it be Love?
- Lea Kaib
- one
- Jugendbuch
- Was wäre wenn
- Alternative Leben
- Musik
- Romanze
- Liebe
- Freundschaft
- Familie
- LGBTQ+
Bonnie liebt es, zu all ihren Crushes eigene Playlists zu erstellen, damit sie ihre assoziierten Gefühle niemals vergisst. Allerdings spricht sie ihre Crushes niemals an, sondern überlässt mögliche Zukunftsträume lieber ihrer Fantasie. Bis sie mitten beim Anhören ihrer Playlists in alternative Realitäten katapultiert wird, in denen sie mit ihren Crushes zusammen ist. Doch wer ist die richtige Person für sie? Luca, den sie früher immer im Italien-Urlaub getroffen hat? Die coole Amber, die ihr bei einem Konzert auffiel? Ihre beste Freundin Amy, die ihr immer zur Seite steht? Oder Dee, das neue Mädchen, mit dem sie im Plattenladen zusammenarbeitet? Während Bonnie die verschiedenen Wirklichkeiten erkundet, wird sie sich ihren eigenen Gefühlen immer klarer …
Das Konzept der Geschichte hat mir bereits sehr gefallen, weil ich es sehr faszinierend fand, Bonnies verschiedene Leben und ihre Love Interests näher kennenzulernen. Das Buch ist in die vier genannten aufgeteilt, doch liegt Bonnies eigentliches Leben mindestens genauso sehr im Fokus. Das liegt daran, dass sie, sobald sie eine Realität verlässt, sich in genau der Situation wiederfindet, in der sie sich ursprünglich befand – was es zugegeben manchmal schwer gemacht hat, die Realitäten wirklich als solche anzusehen und nicht als die Tagträume, die sie theoretisch auch hätten sein können. Doch so oder so haben sie Bonnie zum Nachdenken angeregt und sie dazu ermuntert, ihr Leben voranzutreiben, weshalb mir die Realitäten trotz der Tagtraum-Atmosphäre und der fehlenden Erklärung zu ihnen (die ich tatsächlich sehr gerne gehabt hätte) trotzdem sehr gefielen.
Was die eigentlichen Realitäten angeht, war meine persönliche Lieblingsrealität die von Luca, weil er nicht nur ein wunderbarer Love Interest war, sondern die angenehme Atmosphäre in seiner Realität schlicht sehr schön zu lesen war. Amber kam mir im Gegensatz dazu eher wie Filler vor, weil wir durch ihre Realität zwar eine tolle Band kennenlernen, sie selbst aber nicht unbedingt ein prickelnder Love Interest war. Da gefiel mir Amy, Bonnies beste Freundin, schon sehr viel besser – nur seltsam fand ich es, dass Bonnie keinerlei Probleme zu haben schien, nach den romantischen Erfahrungen in dieser Realität weiterhin freundschaftlich mit Amy zu interagieren.
Und dann ist da natürlich Dee, von der zugegeben schon am Anfang klar ist, dass sie der endgültige Love Interest sein wird – aber durchaus nicht ohne Grund. Obwohl mich Bonnies Freundschaft mit Amy mehr gefesselt hat als ihre Romanze mit Dee, gab es bei letzterer immer noch viele süße, wunderbare Momente, die mir sehr gefielen. Der Grund, warum ich von der Romanze im Eigentlichen nicht hundertprozentig überzeugt war, liegt hauptsächlich darin, dass Bonnie und Dee nicht SO viel Zeit miteinander verbringen. Bonnies Gefühle ähneln mehr Verliebtheit als Liebe, was es ein wenig schwerer machte, die beiden wirklich als Traumpaar zu sehen. Wie gesagt fand ich die Freundschaft zwischen Bonnie und Amy überzeugender, auch wenn ich dankbar bin, dass sie sich in Bonnies eigentlicher Realität nie zu romantischen Gefühlen entwickelte. Wir brauchen mehr solche wunderbare Freundschaften!
Eine große Rolle im Roman spielt natürlich die Musik. Ich selbst habe leider nur eine schwache Verbindung zu ihr, doch hat Lea Kaib es wunderbar geschafft, Bonnies Liebe zu ihr so gut zu beschreiben, dass ich mich trotzdem in sie hineinversetzen konnte.
Insgesamt eine lockere, flüssig zu lesende Liebesgeschichte für alle, die sie gerade brauchen!
Nachdem Linda ihre siebzehnjährige Tochter Sonja bei einem Unfall verliert, geht das Leben für sie bergab. Sie war vielleicht nicht die beste Mutter, hat ihre Tochter jedoch über alles geliebt und kommt mit deren Verlust nicht klar. Immer tiefer droht sie, abzustürzen, und doch gibt sie nie auf. Es sind die kleinen und die großen Dinge, die sie am Leben halten: Ihre Hündin, ihr Garten, die Menschen um sie herum. Und nach und nach findet Linda ins Leben zurück, auch wenn der Weg bis dahin lang ist …
Dieser Roman ist definitiv keine leichte Lektüre. Tatsächlich ist er sogar sehr deprimierend, weil sowohl Lindas Trauer als auch ihre Vergangenheit ausführlich thematisiert wird und man sehr gut mit ihr mitfühlen kann. Mir ist es wirklich sehr nahe gegangen, ihre Reise zu verfolgen, weshalb ich den Roman wirklich nur denjenigen empfehlen würde, die bereit dafür sind, seine Themen hautnah zu erleben.
Neben Lindas Trauer hat mich speziell ein ganz besonderes Charakterpaar fasziniert: Lindas Freundin Natascha und deren Tochter Nine, die komplett auf ihre Mutter angewiesen ist und niemals ein eigenes Leben führen können wird. Zu sehen, wie viel Natascha für ihre Tochter opfert, hat mich ebenso sehr berührt wie Lindas Geschichte. Als ich mich selbst gefragt habe, welche Art von Tochter ich persönlich lieber hätte – eine tote oder eine von mir abhängige –, konnte ich diese Frage tatsächlich nicht beantworten. Insgesamt mochte ich den Vergleich zwischen diesen beiden Leben sehr.
Aufgrund des Themas ist es wohl nicht überraschend, dass das Pacing der Geschichte sehr langsam und sie allgemein schwer zu lesen ist. Einerseits ist es sehr beeindruckend, wie viele Emotionen Daniela Krien in unter dreihundert Seiten gepackt hat, andererseits könnte das Tempo selbst für diejenigen, die wissen, worauf sie sich einlassen, etwas zu langsam sein.
Zudem geht die Autorin auch auf gesellschaftskritische Themen an, was mir zugegeben nicht immer gefallen hat, aber auch keinen großen Teil der Geschichte einnahm.
Nun, wem würde ich diesen Roman empfehlen? Es ist wirklich schwer zu sagen. Denjenigen, die über Trauer und das Leben danach lesen wollen. Denjenigen, die selbst keine schweren Verluste hinter sich haben, weil die Lektüre ansonsten zu emotional sein könnte. Und denjenigen, die beim Lesen von der Handlung bewegt werden wollen. Doch letztendlich muss jede Person selbst wissen, ob sie sich für diese Geschichte bereit fühlt.
- Untergang der Wager
- David Grann
- C. Bertelsmann
- Sachbuch
- Abenteuer
- Reisebericht
- Schiffbruch
- Überleben
- Streitereien
- Mord
- Lügen
- Meuterei
Nachdem die Wager an der Westküste Patagoniens strandet, versuchen die Schiffbrüchigen verzweifelt, auf der Insel zu überleben. Auf der Reise selbst haben sie bereits viele Verluste erlitten und mit jedem einzelnen Tag droht die Gruppe mehr und mehr, auseinanderzufallen. Wir folgen der Geschichte der Überlebenden, darunter David Cheap, der entschlossene Oberleutnant; John Bulkeley, der rebellische Stückmeister; und John Byron, der junge Fähnrich.
Ich brauchte zugegeben ein Weilchen, bis ich mich in das Sachbuch eingelesen hatte, weil der Schreibstil recht detailliert ist und ich mich erst mal bei den Hauptakteuren zurechtfinden musste. Zwar werden die oberen drei Charaktere in den ersten drei Kapitel ausführlich vorgestellt, doch erst im Nachhinein wurde mir das wirklich klar; denn natürlich werden auch andere Charaktere in den jeweiligen Kapiteln erwähnt, sodass ich annahm, dass diese ebenfalls eine Rolle spielen würden (was natürlich nicht immer der Fall war).
Aber spätestens, als die Gruppe Schiffbruch erleidet, hatte ich mich komplett eingelesen und war umso gefesselter von den beschriebenen Erlebnissen. Zu sehen, wie die Menschen nach und nach die Hoffnung verlieren, verzweifelt nach einem Weg zu überleben suchen, sich streiten und auflehnen und ihren eigenen Weg gehen … all das war unglaublich einnehmend und eindringlich beschrieben, fast schon in Roman-Form, und dadurch besonders spannend. Ich habe sehr mit der Gruppe mitgefiebert und war speziell zwischen Cheaps und Bulkeleys Sichtweise sehr hin- und hergerissen. Der Autor hat es hier hervorragend geschafft, alle relevanten Fraktionen gleichwertig zu präsentieren, was ich sehr zu schätzen weiß.
Und auch danach, als die Gruppen sich aufteilen und jeder seinen eigenen Weg in die Freiheit sucht, war ich investiert darin, herauszufinden, wie die Menschen es schaffen werden, trotz der Verbrechen, die sie begingen, zu überleben. Dieses Ereignis zeigt einfach hervorragend, dass das wahre Leben mindestens so interessant sein kann wie die Geschichten, in denen ich mich sonst verliere.
Insofern würde ich allen, die an einem realen Abenteuerroman interessiert sind, empfehlen, dieses Sachbuch in die Hand zu nehmen – denn hier findet sich eine fesselnde Geschichte über echte Menschen, die zeigt, wie ein echtes „Abenteuer“ tatsächlich aussieht!
Im Januar 1994 wird die Leiche der Ärztin Erin Landry erhängt an einem Baum aufgefunden. Hauptverdächtiger ist Elijah Leith, auf den gleich mehrere Indizien hinweisen, aber vor allem die Tatsache, dass er vor fast fünfzehn Jahren einen Roman schrieb, der die genauen Umstände des Mordes detailreich schildert. Damals entschied er sich dafür, Point Orchards und seine große Liebe Nakita zu verlassen, um dem Schriftstellerberuf zu verfolgen, was sich jedoch als erfolglos erwies. Jahre darauf kehrte er nach Point Orchards zurück, um Nakita zurückzugewinnen – und lernte dabei Erin kennen. Doch die genauen Hintergründe ihres Mordes bleiben unklar …
Dieser wunderschöne Roman hebt sich vor allem durch seinen bildgewaltigen Schreibstil ab, der die gesamte Handlung wie einen Film vor meinem inneren Auge abspielte. Ich konnte mir alles so mühelos vorstellen, als würde ich es beobachten und nicht lesen, so fantastisch ist der Schreibstil gelungen. Dabei legte sich zusätzlich eine Art Nostalgie-Filter über die beschriebenen Ereignisse der Vergangenheit, sodass mir die Farben alle wärmer und strahlender vorkamen als in der Wirklichkeit. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, wie gut der Schreibstil es schafft, seine Figuren zum Leben zu erwecken!
Wir folgen einerseits Elijahs Rückkehr nach Point Orchards und den Jahren, die danach folgten, andererseits den polizeilichen Ermittlungen der erzählerischen Gegenwart. In beiden Erzählsträngen erhalten wir Informationen, die die jeweils andere Zeitlinie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Fokus dabei nicht nur auf den Ermittlungen und Elijahs Beziehung zu Erin lag, sondern auch auf seiner Rückkehr, dem Aufbau eines eigenen Lebens, seine Freundschaft mit dem sympathischen Chitto und sein Wiedersehen mit Nakita. Kurzum: Wir erleben die wichtigsten Ereignisse seines Lebens statt nur diejenigen, die strikt für den Fall relevant wären, was seinem Charakter und seinen Beziehungen die nötige Tiefe gegeben hat. Dadurch, dass Vergangenheit und Gegenwart aus zwei Sichtweisen erzählt werden (Elijah und Sheriff Jim), kam ich auch nie durcheinander, welche von beiden Zeitlinien ich las.
Besonders Elijahs Romanze mit Nakita möchte ich hervorheben, weil die Autorin sie gleichzeitig wunderschön und überraschend realistisch darstellte. Es gab hier ein, zwei Szenen, die mich zu Tränen gerührt haben, weil ich sie so schön fand, sodass es mir leicht fiel, mit ihrer Romanze mitzufiebern.
Meine einzige – zugegeben gewichtige – Kritik besteht darin, dass ich das Mysterium um Erins Mord sehr vorhersehbar fand. Vielleicht liegt das daran, dass ich bereits so viele Thriller gelesen habe, aber von meinen zwei Haupttheorien erwies sich tatsächlich eine als richtig, weshalb ich regelrecht damit rechnete, dass wir noch einen letzten Twist bekommen. Das geschah jedoch nicht. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung noch vielschichtiger gestaltet wäre, z.B. indem sie noch mehr auf die falschen Fährten eingeht, die durchaus existieren, für mich aber zu deutlich als solche erkennbar waren. So war das Mysterium hinter dem Mord für mich persönlich enttäuschend, während der gesamte Rest der Handlung mich dafür umso mehr begeisterte.
Sehr gut eignet sich die Geschichte für Fans von „Der Gesang der Flusskrebse“, aber auch allgemein für Fans atmosphärischer Geschichten, die eher von den Charakteren als von der Spannung leben. Nicht der Mord-Aspekt ist hier das wichtigste, sondern Elijahs Leben – und seine Liebe. Insgesamt empfehlenswert!