Hotel Ambrosia - Du. Entkommst. Nicht.
479 Seiten

Robyn ist leidenschaftlicher True-Crime-Fan und entschlossen, das Geheimnis des Hotel Ambrosia, dem sie gegenüber wohnt, zu lüften. Mehrere Gerüchte ranken sich um das Hotel, von der Einmauerung der Söhne des Erbauers vor einem Jahrhundert bis zu einer versuchten Tötung einer Studentin vor wenigen Jahren. Begeistert nimmt sie deshalb das Angebot der Podcasterin Ivy, mehr Nachforschungen zum Hotel anzustellen, an. Da gibt es nur ein Problem: Robyn wurde mit ME/CFS diagnostiziert und kann deshalb ihre Wohnung nicht verlassen. Nur von ihrem Zimmer aus kann sie die meisten Stockwerke des Hotels beobachten. Zu ihrem Schrecken sieht sie kurz darauf, wie eine Online-Freundin von ihr vor dem Hotel auftaucht und in einem der Zimmer von einer Person betäubt und weggerissen wird. Mithilfe von A.J., der nach einem geplatzten Einbruch unfreiwillig in Robyns Ermittlungen hineingezogen wird, macht sie sich daran, das Geheimnis von Hotel Ambrosia zu lüften – und ihre Freundin zu finden, bevor es zu spät ist …

Dieses Jugendbuch hat mich sehr überrascht, denn es entwickelte sich in eine vollkommen andere Richtung, als ich zunächst annahm! In den ersten paar Kapiteln ist es dank gewisser Hinweise leicht, eine erste Theorie aufzustellen, in die ich mich schnell so verrannt habe, dass ich sämtliche anderen Hinweise übersah. Umso überraschter war ich, als die wahren Zusammenhänge gelüftet, verdreht und dann endgültig bestätigt wurden, denn trotz leichter Vermutungen hatte ich nicht damit gerechnet! Hier ein großes Lob an die Autorin für die falschen Fährten, die sie erfolgreich setzte, und die Art und Weise, wie das, was die Wahrheit ist, stetig neue Form annahm. Die ganzen Twists waren wirklich grandios eingebaut!

Zu dem großartigen Mystery-Element, das mich den ganzen Roman über antrieb, kam noch ein unerwartetes Horrorelement dazu, das mich sehr beeindruckt hat, weil die Beschreibungen und die Implikationen dazu wirklich furchterregend waren. Dazu kommt noch die Darstellung von Robyns Symptomen, die hervorragend illustrierten, wie sehr sie unter ihrer Krankheit leidet – aber auch, wie viel sie schaffen kann, obwohl sie so sehr darunter leidet. A.J. ist ihr zwar eine notwendige Hilfe in ihrem Fall, um das Geschehen aktiv beeinflussen zu können, aber sie beide haben gleichermaßen viel Entscheidungsgewalt, was die nächsten Schritte angeht. Das hat mir sehr gefallen: Dass Robyn nicht komplett hilflos war, sondern A.J. anleitete, aber auch, dass A.J. ab und an eigene Entscheidungen traf, um den Fall voranzubringen.

Ihre Chemie war übrigens großartig, speziell, weil sie sich nicht auf die Romanze zwischen ihnen fokussiert hat, sondern auf die Freundschaft. Die Dialoge, die sie miteinander austauschten, waren humorvoll und zeigten schnell ihre unterhaltsame Dynamik, sodass im Grunde alle Szenen, in denen die beiden miteinander agierten, zu meinen Lieblingen gehörten. Egal, ob man ihre Beziehung als Freundschaft oder Romanze sieht – so oder so war sie einfach großartig zu lesen.

Neben dem Lob habe ich aber durchaus ein wenig Kritik. So fand ich den Teil der Handlung, als Robyn und A.J. verschiedene Verdächtige beobachten, ein wenig ZU langatmig; irgendwann war mir schon am Anfang ihrer Personen-Untersuchung klar, dass sich der bzw. die Verdächtige als unschuldig erweisen würde. Zwar habe ich immer noch mitgefiebert, weil ich wissen wollte, wie die Puzzleteile sich zusammensetzen, aber etwas zu lang war mir die Untersuchung trotzdem.

Zudem war ich ein wenig enttäuscht davon, dass wir am Ende gar nicht zu allen Dingen, die im Ambrosia passierten, eine Antwort erhielten. Es gibt bei den Fällen nämlich einen, der relativ großen Fokus bekommt, aber nie aufgeklärt wird, obwohl alle anderen Fälle eine Auflösung bekommen. Diese kleine Lücke ist zugegeben leicht zu verschmerzen, weil alles andere an seinen Platz fällt, aber erwähnen wollte ich es trotzdem.

Zusammengefasst ein sehr spannender Roman mit einigen unerwarteten, schockierenden Entwicklungen, einer großartigen Duo-Dynamik und etwas zu vielen Verdächtigen, was ihn insgesamt betrachtet zu einer fesselnden Lektüre machte!

Dunkle Momente
336 Seiten

Als Strafverteidigerin weiß Eva Herbergen, dass es im Gericht kein Schwarz und Weiß gibt, sondern dass hinter jeder Tat ein oft verständliches Motiv steckt, das die Grenzen verschwimmen lässt. Nicht immer ist es leicht, zu sagen, wer das Opfer und wer der Täter ist und selbst wenn diese Positionen sich mit Leichtigkeit bestimmen lassen, steckt oft noch mehr hinter den Fällen, als man zunächst vermutet. Während ihrer Karriere hat Eva viele Fälle betreut, von scheinbarer Notwehr über Kindstötung bis zu Vergewaltigung. Doch es gibt einen Fall, dessen Auflösung sie mehr als jeden anderen bereut – und mit jedem Fall, den sie Revue passieren lässt, nähert sie sich dem eigentlichen Grund, der sie so handeln lässt, wie sie es während aller anderen Fälle tut …

Dieser Roman basiert laut der Autorin auf wahren Fällen, was die beschriebenen Ereignisse noch schrecklicher macht, als sie es ohnehin schon sind. Neun Fälle, die größtenteils voneinander unabhängig erzählt sind, fordern uns Leser:innen heraus, unsere eigene Moral in Frage zu stellen. Was ist richtig, was ist falsch? Gibt es das überhaupt? Wann kann man sich unwillkürlich in die Täter hineinversetzen und wann ist das unmöglich? Wie soll man urteilen, wenn der Sachverhalt sich als einiges komplexer herausstellt, als man erwartet hat? Diese und viele andere Fragen kommen bei der Lektüre unwillkürlich auf.

Wie man der Kurzbeschreibung entnehmen kann, behandelt der Roman so einige Themen, die nicht leicht zu verdauen sind. Tatsächlich wage ich zu behaupten, dass fast jede Person mindestens ein Kapitel finden wird, dass schwer zu lesen sein wird, weil das angesprochene Thema einen besonders hart trifft; zumindest bei mir traf das sogar auf so einige Kapitel zu, obwohl die Taten an sich recht nüchtern beschrieben werden. Aus diesem Grund fällt es mir schwer, diesen Roman zu empfehlen, weil ich ihn einerseits sehr beeindruckend fand und andererseits nicht sagen könnte, wem er gefallen könnte.

Dazu kommt auch eine Kritik, nämlich den vorhersehbaren Aufbau vieler Kapitel. Nicht alle sind davon betroffen, aber die meisten stellen einen Sachverhalt dar, offenbaren dann eine Information, die es in einem anderen Licht präsentiert und haben gegen Ende dann noch einen letzten Twist, der die Handlung ein weiteres Mal verdreht. Das wurde mir bereits nach den ersten drei Fällen zu offensichtlich, auch wenn es danach Fälle gab, die sich nicht auf diesen Aufbau stützten. Ich weiß hierbei natürlich nicht, ob das den tatsächlichen Fällen geschuldet ist, die als Inspiration dienten, oder einer Entscheidung der Autorin; Tatsache ist aber, dass viele Fälle so ähnlich aufgebaut sind, dass es mich irgendwann störte.

Die Fälle an sich sind dabei aber nicht störend, im Gegenteil: Ich fand es ungewöhnlich faszinierend, den Charakteren zu folgen, die ins Zentrum eines Mordes gerieten. Scheinbare Notwehr, Kannibalismus, falsche Geständnisse … die Fälle waren einnehmend beschrieben und ich war gespannt darauf, wie sie sich entwickeln würden. Zwar war es überraschend oft tatsächlich möglich für mich, mich für eine Seite zu entscheiden, aber eine klare Trennung in Gut und Böse gibt es trotzdem nicht.

Ich schätze, Fans von Krimis und Gedankenexperimenten könnte die Lektüre deshalb gut gefallen – solange sie bereit sind, ein paar schwerwiegende Themen zu behandeln. Keine Lektüre für jeden, aber definitiv eine, die zum Nachdenken anregt!

Middletide
384 Seiten

Im Januar 1994 wird die Leiche der Ärztin Erin Landry erhängt an einem Baum aufgefunden. Hauptverdächtiger ist Elijah Leith, auf den gleich mehrere Indizien hinweisen, aber vor allem die Tatsache, dass er vor fast fünfzehn Jahren einen Roman schrieb, der die genauen Umstände des Mordes detailreich schildert. Damals entschied er sich dafür, Point Orchards und seine große Liebe Nakita zu verlassen, um dem Schriftstellerberuf zu verfolgen, was sich jedoch als erfolglos erwies. Jahre darauf kehrte er nach Point Orchards zurück, um Nakita zurückzugewinnen – und lernte dabei Erin kennen. Doch die genauen Hintergründe ihres Mordes bleiben unklar …

Dieser wunderschöne Roman hebt sich vor allem durch seinen bildgewaltigen Schreibstil ab, der die gesamte Handlung wie einen Film vor meinem inneren Auge abspielte. Ich konnte mir alles so mühelos vorstellen, als würde ich es beobachten und nicht lesen, so fantastisch ist der Schreibstil gelungen. Dabei legte sich zusätzlich eine Art Nostalgie-Filter über die beschriebenen Ereignisse der Vergangenheit, sodass mir die Farben alle wärmer und strahlender vorkamen als in der Wirklichkeit. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, wie gut der Schreibstil es schafft, seine Figuren zum Leben zu erwecken!

Wir folgen einerseits Elijahs Rückkehr nach Point Orchards und den Jahren, die danach folgten, andererseits den polizeilichen Ermittlungen der erzählerischen Gegenwart. In beiden Erzählsträngen erhalten wir Informationen, die die jeweils andere Zeitlinie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Fokus dabei nicht nur auf den Ermittlungen und Elijahs Beziehung zu Erin lag, sondern auch auf seiner Rückkehr, dem Aufbau eines eigenen Lebens, seine Freundschaft mit dem sympathischen Chitto und sein Wiedersehen mit Nakita. Kurzum: Wir erleben die wichtigsten Ereignisse seines Lebens statt nur diejenigen, die strikt für den Fall relevant wären, was seinem Charakter und seinen Beziehungen die nötige Tiefe gegeben hat. Dadurch, dass Vergangenheit und Gegenwart aus zwei Sichtweisen erzählt werden (Elijah und Sheriff Jim), kam ich auch nie durcheinander, welche von beiden Zeitlinien ich las.

Besonders Elijahs Romanze mit Nakita möchte ich hervorheben, weil die Autorin sie gleichzeitig wunderschön und überraschend realistisch darstellte. Es gab hier ein, zwei Szenen, die mich zu Tränen gerührt haben, weil ich sie so schön fand, sodass es mir leicht fiel, mit ihrer Romanze mitzufiebern.

Meine einzige – zugegeben gewichtige – Kritik besteht darin, dass ich das Mysterium um Erins Mord sehr vorhersehbar fand. Vielleicht liegt das daran, dass ich bereits so viele Thriller gelesen habe, aber von meinen zwei Haupttheorien erwies sich tatsächlich eine als richtig, weshalb ich regelrecht damit rechnete, dass wir noch einen letzten Twist bekommen. Das geschah jedoch nicht. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Handlung noch vielschichtiger gestaltet wäre, z.B. indem sie noch mehr auf die falschen Fährten eingeht, die durchaus existieren, für mich aber zu deutlich als solche erkennbar waren. So war das Mysterium hinter dem Mord für mich persönlich enttäuschend, während der gesamte Rest der Handlung mich dafür umso mehr begeisterte.

Sehr gut eignet sich die Geschichte für Fans von „Der Gesang der Flusskrebse“, aber auch allgemein für Fans atmosphärischer Geschichten, die eher von den Charakteren als von der Spannung leben. Nicht der Mord-Aspekt ist hier das wichtigste, sondern Elijahs Leben – und seine Liebe. Insgesamt empfehlenswert!

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Feenzorn
512 Seiten

Harry Dresden weiß genau, dass man sich besser nie mit Feen einlassen sollte. Deshalb schlägt er die Bitte von Mab, Königin des Winters, einen Mordfall an einem Künstler aufzuklären, erst mal ab – bis plötzlich seine Existenz als Magier davon abhängt, dass er sich als solcher beweist. Notgedrungen widmet sich Harry nun doch der Auflösung des Mordfalls, ohne zu ahnen, wie viel mehr wirklich hinter ihm steckt …

Spannend und humorvoll geht es mit Harry Dresden weiter, wobei ich einen sehr großen Spaß daran hatte, die schwierigen Kämpfe und Harrys Humor zu verfolgen. Beides ergänzt sich hervorragend miteinander und machte den Roman sehr unterhaltsam. Zum Schluss haben wir ein episches Finale, das den Roman zufriedenstellend abschließt.

Mein Lieblingskampf war aber tatsächlich nicht das Finale, sondern Harrys Kampf mit Murphy gegen den Chlorofeind, der ca. in der Mitte des Romans stattfindet und sowohl Murphys Qualitäten als auch ihre und Harrys Kreativität zeigt. Das war schlicht ein genialer Kampf und ich wünschte, Murphy hätte noch öfter Gelegenheit gehabt, ihre Kampfkünste zu zeigen.

Was mir auch sehr gefallen hat, war die Art und Weise, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammengeflochten waren. Am Anfang ist natürlich noch nicht klar, wie sie zusammenhängen, aber schließlich wird alles sehr gut aufgelöst. Dass eine Person aus Harrys Vergangenheit ebenfalls mitspielt – und es allgemein ein paar Überraschungen gibt –, hat es noch besser gemacht.

Meine einzige Kritik ist, dass der Mordfall recht plötzlich aufgeklärt wurde und ich mir gerne gewünscht hätte, dass die Szene sich gewichtiger angefühlt hätte. An sich war es gut gemacht – Harry, wie er Schritt für Schritt realisiert, wer dahintersteckt –, aber letztendlich war die Wirkung nicht so stark, wie ich es erwartet hätte. Einen größeren Twist hätte ich hier begrüßt.

Insgesamt also ein hervorragender Roman für alle, die gerne spannende, humorvolle und fantastische Geschichten lesen!

A Restless Truth
528 Seiten

Etwas, mit dem Maud auf ihrer Schifffahrt zurück nach Hause nicht gerechnet hat, ist, dass ihre Reisebegleiterin Mrs. Navenby, die noch dazu ein Stück des Letzten Vertrags besitzt, ermordet wird. Jetzt liegt es an Maud, den Mordfall aufzuklären, den verborgenen Gegenstand zu finden und dabei die richtigen Verbündeten zu finden. Unter ihnen ist die Schauspielerin Violet, die entschlossen zu sein scheint, in einen Skandal verwickelt zu werden. Maud, die sich zu ihr hingezogen fühlt, weiß genau, wie gefährlich es sein könnte, sich auf Violet einzulassen – und doch fällt es ihr immer schwerer, ihrem Charme zu widerstehen …

Nach „A Marvellous Light“ war ich erfreut, in „A Restless Truth“ eine gelungene Fortsetzung zu finden, die sich auf Robins Schwester Maud und deren Romanze fokussiert. Aber nicht nur: Obwohl die Romanze natürlich eine wichtige Rolle spielt, bekommen wir auch genug von dem magisch angehauchten Kriminalfall und den anderen Mysterien mit, mit denen Maud und Violet sich beschäftigen. Was vor allem deshalb so spaßig zu lesen war, weil die beiden wunderbare Hauptcharaktere sind.

Maud ist oft zögerlich, schüchtern und naiv, aber auch fest entschlossen, den Mord aufzuklären und gegen ihre Charakterschwächen zu arbeiten. Violet ist nach außen hin offen und flirtet gern, vertraut sich aber nicht gerne anderen an. Zusammen waren sie nicht nur als individuelle Charaktere sehr einnehmend, sondern auch als Paar – ich fand die Chemie zwischen ihnen großartig und die Entwicklung ihrer Romanze überraschend realistisch.

Von den Nebencharakteren stachen vor allem Hawthorn und Ross hervor, die im Abschlussband das Hauptpaar sein werden und bereits hier eine interessante Chemie zeigen. Andere Nebencharaktere kommen nicht ganz so stark hervor, wodurch es mir nicht immer leicht fiel, den Verdächtigen zu folgen.

Der Kriminalfall selbst hat mir nämlich gut gefallen, weshalb ich es schade fand, dass die Verdächtigen für mich keinen bleibenden Eindruck hinterließen. Auch die Tatsache, dass der Mörder bereits nach ca. der Hälfte der Geschichte enthüllt wird (auch, wenn es natürlich noch andere Geheimnisse zu lüften gibt), entsprach nicht meinem Geschmack.

In der zweiten Hälfte verlangsamt sich die Geschichte etwas, findet letztendlich aber zu einem großartigen Finale und einem sehr guten Ende, das Lust auf mehr macht.

Zuletzt fand ich den Magieaspekt wie schon im ersten Band sehr gut umgesetzt. Sie fließt problemlos in die Handlung ein und ich freute mich jedes Mal, wenn wir sie zu sehen bekamen (und vor allem, wenn es eine neue Art der Magie war). Die Art und Weise, die Freya Marske ihr Worldbuilding subtil einbaut, ist einfach sehr gelungen!

Wem „A Marvellous Light“ aufgrund seiner queeren Romanze und seinem Fantasyanteil gefallen hat, wird auch hier auf seine Kosten kommen!

Such Charming Liars
432 Seiten

Nachdem sie jahrelang als Juwelendiebin arbeitete, will Kats Mutter Jamie ein normales Leben führen. Doch einen letzten Coup muss sie davor noch durchziehen: Einer Erbin der Familie Sutherland eine Rubinkette stehlen. Als Jamie unerwartet krank wird, beschließt Kat, an ihrer Stelle die Kette zu stehlen. Allerdings läuft so einiges gehörig schief, angefangen damit, dass sich auf dem Anwesen Liam befindet, Kats Ex-Stiefbruder, dessen Vater die zu bestehlende Erbin heiraten will. Als dann noch ein Mord geschieht, werden Kats Pläne gehörig durcheinander gewirbelt, denn sie hat einen groben Blick auf den Mörder erhaschen können – der nun hinter ihr her ist. Zusammen mit Liam und Augustus, einem Sohn der Sutherlands, versucht sie, den Mörder zu finden – ohne dabei ihre Geheimnisse zu offenbaren …

In „Such Charming Liars“ hat Karen M. McManus ihren wohl bisher komplexesten Plot geschrieben, der mich mehr als einmal in die Irre geführt hat! Es gibt viele falsche Fährten, unerwartete Twists und überraschende Zusammenhänge, die für ein spannendes Leseerlebnis gesorgt haben. Meine Kurzbeschreibung wird den Ereignissen mitnichten gerecht, weil so viel passiert und so viel davon wichtig ist. Aber das sehe ich eindeutig als positiven Punkt, weil die verschachtelte Handlung einen ordentlich auf Trab hält und die Mysterien viele Fragen aufwerfen, die mich zusätzlich antrieben. Ich habe lange gerätselt, wie die verschiedenen Puzzlestücke der Handlung zusammenhängen und war sehr zufrieden mit der Auflösung. Wer hier also eine dichten und auf positive Weise verworrenen Plot sucht, ist bestens bedient!

Aber auch die Charaktere können sich sehen lassen. Ich mochte Kat, die speziell am Anfang viele Fehler macht, aber deren Instinkt sie mehr als einmal rettet; ihr Ex-Stiefbruder Liam war im Konstrast zu ihr um einiges naiver, entwickelt sich in der Handlung jedoch weiter. Und Augustus, in den Liam sich im Lauf der Handlung verliebt, war mir ebenfalls außerordentlich sympathisch und ich hätte gerne noch mehr von der Beziehung zu seinem alkoholsüchtigen Vater gesehen. Auch andere Charaktere wie Kats Mutter Jamie und Liams Vater Luke spielen eine wichtige Rolle und hier hat es mir sehr gefallen, wie Karen M. McManus deren jeweilige Beziehung zu Kat bzw. Liam umgesetzt hat, weil es auch hier ein paar Überraschungen gibt. Insgesamt hätte ich von anderen Charakteren gerne noch mehr gesehen, aber das Haupttrio hat mir sehr gut gefallen.

Was Kritikpunkte angeht, finde ich zugegeben, dass die Handlung eine Weile braucht, um in Fahrt zu kommen. Bis zum Mord vergehen circa hundertfünfzig Seiten, was mich persönlich zwar nicht störte, für andere Leser:innen aber eventuell zu lang sein könnte. Das hat zwar seinen Grund (am Anfang werden viele Details eingeführt, die sich später als relevant weisen und deren Bedeutung man logischerweise noch nicht vorhersehen kann), aber ich wollte es trotzdem erwähnt haben, weil ich wegen der Kurzbeschreibung davon ausging, der Mord würde früher passieren.

Insgesamt also wieder ein sehr guter McManus-Thriller, der speziell durch seine komplexe Handlung und seine drei Hauptcharaktere beeindruckt!

Das Verbrechen
416 Seiten

Als Ende des neunzehnten Jahrhunderts Ölvorkommen in den Osage-Reservaten in Oklahoma gefunden werden, führt das dazu, dass der Stamm stark an Reichtum gewinnt. Weiße Amerikaner machen sich das zunutze und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kommen zahlreiche Osage ums Leben, deren Landrechte daraufhin auf weiße Amerikaner fallen. Unter den ermordeten Osage sind fast alle Mitglieder von Mollies Familie, was sie fürchten lässt, die nächste zu sein. Tom White, Ermittler beim zukünftigen FBI, bekommt den Auftrag, die Mordfälle aufzulösen – doch sind fast alle relevanten Zeugen bereits ermordet worden, was es schwer macht, Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen zu finden …

Nachdem ich „Der Untergang der Wager“ gelesen und genossen hatte, wollte ich unbedingt auch „Das Verbrechen“ lesen – und war auch hier sehr begeistert darüber, auf welche Weise David Grann die damaligen Ereignisse in Oklahoma beschrieben hat! Wie schon „Der Untergang der Wager“ ist „Das Verbrechen“ mehr als ein klassisches Sachbuch, weil David Grann es schafft, die Ereignisse sowohl sachlich als auch spannend zu beschreiben. Es ist ein Schreibstil, der schwer zu beschreiben ist, weil er weder komplett nüchtern noch komplett emotional ist, einen aber trotzdem mit den Charakteren und Geschehnissen mitfiebern lässt.

Das Buch ist in drei Teile geteilt: Die Beschreibung der Morde, mit Fokus auf Mollies Familie; die Untersuchungen der Morde durch White; und David Granns eigene Recherchen zu den letzten offenen Fragen des Falls. Speziell in den ersten zwei Teilen geht David Grann dabei ausführlich auf die relevanten Charaktere ein und beschreibt deren Vergangenheit und Lebensumstände auf eine Weise, die nicht immer direkt mit dem Osage-Morden zu tun hat, es einem dafür aber erleichtert, all diese Personen tatsächlich als reale Menschen wahrzunehmen. All diese Details und noch viel mehr waren wohl hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ich so gepackt von den Geschehnissen war.

Als jemand, der kein spezielles Interesse an den Osage-Morden hatte, entwickelte ich während des Lesens schnell eins, weshalb ich glaube, dass auch andere Leserinnen und Leser hier eine Lektüre finden werden, die sie auf packende Weise um Wissen bereichert!

Der Untergang der "Wager"
432 Seiten

Nachdem die Wager an der Westküste Patagoniens strandet, versuchen die Schiffbrüchigen verzweifelt, auf der Insel zu überleben. Auf der Reise selbst haben sie bereits viele Verluste erlitten und mit jedem einzelnen Tag droht die Gruppe mehr und mehr, auseinanderzufallen. Wir folgen der Geschichte der Überlebenden, darunter David Cheap, der entschlossene Oberleutnant; John Bulkeley, der rebellische Stückmeister; und John Byron, der junge Fähnrich.

Ich brauchte zugegeben ein Weilchen, bis ich mich in das Sachbuch eingelesen hatte, weil der Schreibstil recht detailliert ist und ich mich erst mal bei den Hauptakteuren zurechtfinden musste. Zwar werden die oberen drei Charaktere in den ersten drei Kapitel ausführlich vorgestellt, doch erst im Nachhinein wurde mir das wirklich klar; denn natürlich werden auch andere Charaktere in den jeweiligen Kapiteln erwähnt, sodass ich annahm, dass diese ebenfalls eine Rolle spielen würden (was natürlich nicht immer der Fall war).

Aber spätestens, als die Gruppe Schiffbruch erleidet, hatte ich mich komplett eingelesen und war umso gefesselter von den beschriebenen Erlebnissen. Zu sehen, wie die Menschen nach und nach die Hoffnung verlieren, verzweifelt nach einem Weg zu überleben suchen, sich streiten und auflehnen und ihren eigenen Weg gehen … all das war unglaublich einnehmend und eindringlich beschrieben, fast schon in Roman-Form, und dadurch besonders spannend. Ich habe sehr mit der Gruppe mitgefiebert und war speziell zwischen Cheaps und Bulkeleys Sichtweise sehr hin- und hergerissen. Der Autor hat es hier hervorragend geschafft, alle relevanten Fraktionen gleichwertig zu präsentieren, was ich sehr zu schätzen weiß.

Und auch danach, als die Gruppen sich aufteilen und jeder seinen eigenen Weg in die Freiheit sucht, war ich investiert darin, herauszufinden, wie die Menschen es schaffen werden, trotz der Verbrechen, die sie begingen, zu überleben. Dieses Ereignis zeigt einfach hervorragend, dass das wahre Leben mindestens so interessant sein kann wie die Geschichten, in denen ich mich sonst verliere.

Insofern würde ich allen, die an einem realen Abenteuerroman interessiert sind, empfehlen, dieses Sachbuch in die Hand zu nehmen – denn hier findet sich eine fesselnde Geschichte über echte Menschen, die zeigt, wie ein echtes „Abenteuer“ tatsächlich aussieht!

Anna O.
480 Seiten

Seit vier Jahren ist Anna Ogilvy nicht aufgewacht. Nicht, seitdem sie schlafend neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde gefunden wurde, mit blutverschmierter Kleidung, einem Messer in der Hand und einem abgeschickten Geständnis. Seitdem ist ihr Fall als „Anna O.“ bekannt. Dr. Benedict Prince, Experte für Schlafmedizin, soll sie mit seiner neu entwickelnden Methode zum Aufwachen bringen, damit sie ihre gerechte Strafe erhalten kann, bevor sie freigesprochen wird. Doch kann sie überhaupt für eine Straftat belangt werden, die sie im Schlaf beging? Oder war sie in Wirklichkeit wach, als sie ihre Freunde ermordete? Eine Person, die im Internet Posts über Anna O. schreibt, kennt die Antwort auf diese Frage – denn sie besitzt Annas Tagebuch …

Aufgrund der kurzen Kapitel, die regelmäßig durch Annas Tagebucheinträge ergänzt werden, liest sich dieser Thriller sehr gut weg. Er schafft es sehr gut, dem Mysterium um Anna O. Leben einzuhauchen, weil die Frage ihrer Schuld so ungewiss ist. Während des gesamten Romans fragte ich mich, ob sie am Ende die Mörderin oder das Opfer sein würde, weil es tatsächlich nicht klar war, welchen Weg der Autor einschlagen würde. Das hat mir sehr gut gefallen, zumal er reale Fälle von verbrecherischen Schlafwandlern einbaut, die zusätzlich zum Nachdenken anregen. Wenn jemand wirklich hin- und hergerissen sein will, was die Rolle der Hauptfigur angeht, wird er oder sie hier einen Roman finden, der einen vielschichtigen Fall anbietet.

Allerdings gibt es auch Twists, die ich dafür sehr vorhersehbar oder nicht allzu besonders fand. Relativ am Anfang fiel mir ein Charakter ins Auge, den ich sofort verdächtig fand, wobei ich den Grund dafür natürlich nicht offenbaren werde. Es kam mir so schmerzhaft offensichtlich vor, dass ich aufrichtig hoffte, mich zu irren – doch leider lag ich richtig. Vielleicht habe ich auch einfach zu viele Thriller gelesen, aber mein erster Gedanke war, dass der Twist für mich viel zu offensichtlich war.

Tatsächlich hat der Thriller noch einen anderen Twist, den ich dafür umso überraschender fand. Aber diese letzte Offenbarung wird über hundert Seiten in die Länge gezogen, bis sie uns endlich verraten wird – was für mich definitiv zu lange war. Hier hätte man locker ein paar Dutzend Seiten weglassen können, ohne wertvolle Story-Elemente zu verlieren. Vom Prinzip her war es zwar cool, erst im letzten Kapitel alle Puzzleteile zu erhalten, aber ich wünschte, der Weg bis dahin wäre nicht so lang gewesen.

Insgesamt also ein Thriller, der ein wunderbares Mysterium in seinem Zentrum hat, dessen Twists mich aber nicht vollständig überzeugen konnten.

Survivor
448 Seiten

Hannah, Meg und Carter leben in einer Zombie-Apokalypse, in der Whistler noch das geringste Problem sind, als sie sich alle in einer gefährlichen Situation wiederfinden. Hannah ist nach einem Busunglück mit den anderen Überlebenden in den Trümmern gefangen. Meg wacht in einer Gondel mit ein paar Fremden auf, mit einer Leiche an Bord. Und Carter lebt mit anderen Überlebenden im Retreat, bis der Strom zusammenbricht und die Gruppe zu einer Bedrohung für sich selbst wird. In jeder Gruppe befindet sich ein Mörder, doch wie soll man ihn finden, während man gleichzeitig ums Überleben kämpft?

Sowohl das Setting als auch die Erzählweise haben diesen Thriller sehr besonders gemacht – ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Roman gelesen habe, der in einer Zombie-Apokalypse spielt, sodass es sehr erfrischend war, nicht nur einen, sondern gleich drei Thriller-Geschichten zu lesen. Das war ebenfalls etwas, was den Roman besonders machte, weil die drei Thriller-Geschichten zwar auf geniale Weise miteinander zusammenhängen, aber für den Großteil der Handlung voneinander unabhängig sind.

Doch es gab trotzdem ein paar sehr wichtige Aspekte, die mich gestört haben und es letztendlich schwer machen, eine umfassende Empfehlung auszusprechen. Zum einen gibt es definitiv zu viele Charaktere, als dass man den Überblick über sie behalten könnte. So konnte ich nicht so sehr mit ihnen mitfiebern, wie ich es gerne gewollt hätte. Selbst, nachdem die ersten Personen sterben und der Cast kleiner wird, gab es in jeder Geschichte meistens nur einen Charakter, dessen Wohlergehen mir am Herzen lag.

Das hing auch damit zusammen, dass so ziemlich alle Charaktere äußerst unsympathisch sind, mit nicht mal einer Handvoll Ausnahmen, was es zusätzlich erschwerte, sich um sie zu sorgen. An sich ist es vollkommen in Ordnung, wenn Charaktere und speziell Sichtcharaktere moralisch grau sind, aber zusammen mit der großen Menge an Figuren habe ich exakt zwei Lieblingscharaktere für mich gefunden: Lucas, der in Hannahs Story auftaucht, und Meg, die meine liebste Protagonistin war. Alle anderen waren mir – leider – mehr oder weniger egal, weil sie nicht genug Fokus und sympathische Charakterzüge bekamen, als dass ich mit ihnen mitgefiebert hätte. (Traurig fand ich auch, dass das negative Bild, das manche Protagonisten über dicke Charaktere hatten, in der Handlung nur bestätigt wurde, anstatt ihnen das Gegenteil zu beweisen.)

Zum anderen entsprach das Ende nicht unbedingt meinem Geschmack. Einerseits machte es durchaus Sinn, wenn man den Twist der Handlung bedenkt und die Tatsache, dass es in den beschriebenen Situationen nur selbstverständlich ist, dass Menschen umkommen. Doch andererseits verliere ich schlicht das Interesse, wenn Menschen wie die Fliegen sterben, bis man am Ende ein ganzes Massaker hat.

Von daher hatte dieser Thriller eine sehr kreative Ausgangssituation, drei packende Settings und eine hervorragende Art und Weise, alle drei Geschichten miteinander zu verbinden – doch die Charaktere waren dafür die große Schwäche des Thrillers, weshalb ich ihn nur den Leserinnen und Lesern empfehlen würde, denen es nichts ausmacht, einen besonders hohen Body Count zu haben.

A Good Girl's Guide to Murder
433 Seiten

Vor fünf Jahren ist Andie Bell ermordet worden und jeder geht davon aus, dass ihr Freund Sal Singh, der kurz darauf Selbstmord beging, ihr Mörder ist. Bis auf Pippa „Pip“ Fitz-Amobi, die sich als Schulprojekt vorgenommen hat, den Fall nochmal neu aufzurollen und zusammen mit Sals Bruder Ravi die damaligen Ereignisse und involvierten Personen zu untersuchen. Und spätestens, als Pip ihre erste Drohung bekommt, weiß sie, dass sie dem wahren Täter auf der Spur ist …

Dieser Jugendthriller ist eine Mischung aus interessanter Erzählweise und Twists, die teils vorhersehbar und teils überraschend sind, weshalb es mir schwer fällt, ihn richtig zu bewerten. Ich mochte die Protokolle, die Pip schrieb, weil sie sich wie richtige Untersuchungen anfühlten und es leicht war, mit ihr mitzufiebern. Doch was die eigentliche Handlung betrifft, bin ich ein wenig mehr zwiegespalten. Einerseits gab es sehr viel, was ich problemlos vorhergesehen habe und von dem ich mir gerne gewünscht hätte, dass die Autorin von den Klischees des Genres abgewichen hätte. aber andererseits gab es trotzdem ein, zwei Überraschungen, die den Roman von anderen Jugendthrillern abhoben und sehr erfrischend waren. An sich habe ich das Buch durchaus gemocht – aber letztendlich nicht so sehr, dass ich ein starkes Interesse daran hätte, die anderen Bände zu lesen. Könnte zwar sein, dass sich das noch ändert, aber im Moment bin ich vollauf damit zufrieden, den ersten Band zu kennen.

Das Beste waren für mich wie gesagt Pips Protokolle, weil sie so schön investigativ und dank verschiedener Textarten (Interviews, Zeichnungen, Pips eigene Gedanken) auch abwechslungsreich waren. Die eigentliche Handlung war zwar auch spannend (vor allem, weil es nur ein, zwei Längen gab), aber über die Protokolle habe ich mich immer am meisten gefreut.

Der Roman enthält auch eine subtil eingebaute Romanze, die gerade groß genug ist, dass man mit ihr mitfiebern kann, aber klein genug, dass sie nicht von der eigentlichen Handlung ablenkt. Andere Beziehungen kommen zwar auch vor, hinterließen aber nicht immer einen bleibenden Eindruck; viele Charaktere sind da, um ihre Rolle zu erfüllen, aber in der Regel nicht für mehr. Was nichts zwingend Schlechtes ist, aber etwas, das mir auffiel, weil ich nicht allzu stark mit ihnen mitfieberte, sondern mich lieber auf Pip und Ravi konzentrierte.

Zusammengefasst haben wir hier also einen sehr soliden Jugendthriller, der zwar einige Schwächen hat, die mich persönlich davon abhielten, ihn uneingeschränkt zu mögen, der aber trotzdem spannend genug war, um ein angenehmes Leseerlebnis zu bieten. Nicht perfekt, aber auch nicht schlecht!

Die Tribute von Panem – Das Lied von Vogel und Schlange
607 Seiten

Coriolanus Snow gehört einer einst renommierten Familie des Kapitols an, doch obwohl seine Familie den Schein zu wahren versucht, befinden sie sich seit einigen Jahren auf dem absteigenden Ast. Das wird umso deutlicher, als ihm bei den zehnten Hungerspielen ausgerechnet das Mädchen aus Distrikt 12, Lucy Gray Baird, zugeteilt wird. In der Hoffnung, das Kapitol trotzdem beeindrucken zu können, gibt er sich in seiner Rolle als Mentor besondere Mühe – und verliebt sich dabei in Lucy Gray …

„Die Tribute von Panem“ gehören zu den Büchern, bei denen ich zugeben muss, dass ich die Verfilmungen bevorzuge – und das ist auch hier der Fall. Nicht, dass das Buch schlecht wäre, aber es hat einige Pacing-Probleme, die es schwer machen, es uneingeschränkt zu mögen. Im zweiten und besonders im dritten Teil der Handlung wird es stellenweise ganz schön langatmig; besonders überraschten mich hier die Hunger-Spiele, die ich im Buch ganz okay und im Film schlicht brillant fand.

Dafür fand ich Snows und Lucy Grays Romanze ein wenig nachvollziehbarer und mochte es auch, dass Snows Charakter hier sehr viel deutlicher als Manipulator zum Vorschein kommt. Aus der Sicht eines Antagonisten zu lesen, war sehr faszinierend, vor allem, weil er nicht einfach böse um des Bösen willen ist, sondern mehr oder weniger nachvollziehbare Gründe für sein Handeln hat. Es sind mehr seine Gedanken und Gefühle, die mich haben wünschen lassen, dass er scheitert. Von daher ein großes Lob an Suzanne Collins, weil sie es schaffte, einen Charakter zu erschaffen, den man liebt zu hassen!

Leider trifft das wie gesagt nicht auf die Handlung zu, die für mich ein wenig zu schleppend vorankam. Aber obwohl ich dem Film immer noch den Vorzug geben würde, fand ich es trotzdem ganz interessant, das Original zu lesen.

Das Waldhaus
416 Seiten

Vor dreiundzwanzig Jahren ist Hannahs Mutter Jen ermordet worden, ohne dass der Täter je gefasst wurde. Ihr Vater wurde zwar verdächtigt, aus Mangel an Beweisen jedoch nie verurteilt; Hannah selbst glaubt an seine Unschuld. Bis ihr inzwischen dementer Vater sie mit ihrer Mutter verwechselt und sie immer wieder um Verzeihung bittet. Hat er sie etwa doch getötet? Während Hannahs Bruder Reece an dieser Theorie festhält, entscheidet Hannah sich, weitere Untersuchungen anzustellen ...

Ich wünschte, ich hätte diesen Thriller mehr gemocht, als ich es letztendlich getan habe. Die Handlung war sehr solide, die Mysterien sehr gut aufgebaut und die Enthüllung am Ende sowohl überraschend als auch nachvollziehbar. Doch trotz dieser guten Elemente konnte ich den Thriller nicht genießen – und der Grund dafür ist Hannah selbst.

Über den ganzen Roman hinweg verurteilt sie andere Personen, egal ob sie sie kennt oder nicht, aufgrund oberflächlicher Tatsachen. Sie ist so negativ eingestellt, sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber, dass es mir schlicht keinen Spaß gemacht hat, aus ihrer Sichtweise zu lesen.

Auch die anderen Charaktere sind nicht besonders sympathisch sind und es gab nur zwei, die ich mochte (Reece, Hannahs Bruder, und Chris, der zuständige Polizeibeamte). Natürlich sind unsympathische Charaktere an sich nichts Schlechtes, aber es ist auch wichtig, ihre guten Seiten zu zeigen – und das ist imho nur bei Reece und Chris geschehen, während die anderen Charaktere recht flach blieben.

Erwähnen möchte ich auch, dass die Geschichte nicht zwingend von der Spannung, sondern eher vom Mystery-Anteil lebt. Der Reiz des Thrillers besteht darin, weitere Geheimnisse der Vergangenheit aufzudecken und eigene Vermutungen anzustellen, die Spannung selbst steht dabei an zweiter Stelle – was ich allerdings durchaus erfrischend fand.

Insgesamt würde ich also sagen, dass ich diesen Thriller ganz gut fand, die Protagonistin es mir jedoch leider unmöglich gemacht hat, ihn bedingungslos zu mögen.

Klytämnestra
560 Seiten

Klytämnestra wächst als spartanische Prinzessin frei und ungebunden auf, bis sie gezwungen wird, König Agamemnon von Mykene zu heiraten. Entschlossen, sich nicht von ihm unterwerfen zu lassen, beginnt ein Spiel um Macht – und um die vielen Opfer, die sie bringen muss …

Ich habe schon zwei oder drei Romane gelesen, in denen die griechische Sagengestalt Klytämnestra eine tragende Rolle spielte, doch das hier ist der erste Roman, der sich ausschließlich ihr widmet. Zu meiner Freude ist Costanza Casati eine großartige Darstellung Klytämnestras gelungen: Man spürt während des Lesens regelrecht, wie ihre Verluste ihre Seele erhärten und sie Entscheidungen trifft, die man mitnichten bewilligt, aber dennoch versteht. Sie kann eine kaltherzige, grausame Königin sein – und noch so viel mehr.

Mir war Klytämnestra trotz mancher kontroverser Taten sehr sympathisch, weil die Autorin es leicht machte, sich in sie hineinzuversetzen. Hier hilft es auch, dass über zwei Drittel der Handlung vor der Opferung ihrer Tochter spielten, sodass man Klytämnestra als Charakter sehr gut kennenlernt und mit ihr mitfiebert. Für die einen oder anderen Leserinnen und Leser könnte das zwar ein zu langsames Tempo sein, doch aufgrund des angenehmen Schreibstils habe ich mich nie daran gestört.

Ironischerweise habe ich mir dafür gewünscht, noch ein bisschen mehr über Klytämnestras Geschwister zu erfahren, zu denen unter anderem die schöne Helena gehört. Zunächst bekommt man durchaus genug von ihnen mit, aber ab Iphigenies Opferung geraten sie in den Hintergrund, was ich ein wenig schade fand. Für mich ist das deshalb ironisch, weil ich mir bei anderen Romanen gerne wünschte, sie hätten nur von Klytämnestra gehandelt, jetzt aber bei einem Roman, der sich bis auf wenige Szenen ausschließlich auf ihre Sichtweise konzentriert, gerne noch mehr von anderen Charakteren mitbekommen hätte. Aber um ehrlich zu sein, ist das keine starke Kritik – ich mochte es viel zu sehr, an Klytämnestras Seite ihr Leiden und ihre Rache zu verfolgen, sodass ich die mangelnde Relevanz anderer Charaktere durchaus verschmerzen kann.

Insgesamt handelt es sich bei diesem Roman fraglos um die beste Darstellung von Klytämnestra und ist deshalb zu einem meiner liebsten auf griechischen Mythen basierte Romane überhaupt geworden!

Welches Recht gilt bei Mord im Weltraum?
304 Seiten

Unsere Welt ist voller kurioser Gesetze, Urteile und skurriler Rechtssituationen. Doch welche davon sind eigentlich rechtsgültig? Und warum? Diese und viele andere Fragen beantwortet Christian Solmecke in seinem humorvollen Buch „Welches Recht gilt bei Mord im Weltraum?“

Es handelt sich hierbei um eine kurzweilige Lektüre, die zahlreiche reale und einige hypothetische Situationen auf witzige Weise zusammenfasst und erklärt. Wie der eine Mann, der plötzlich feststellen musste, dass er offiziell als tot gilt und nicht mehr für lebendig erklärt werden kann. Oder auch der berühmte Fall hinter dem „Red Bull verleiht Flügel“-Slogan. Natürlich ist auch die Polizei sowohl als Opfer als auch als Täter dabei. Und noch viel, viel mehr Anekdoten: Zum Beispiel der Mann, der siebzig Jahre ohne Führerschein gefahren ist, oder die Frau, die ihr Grundschulzeugnis gefälscht hat. Oder auch die KI, die einen Anwalt wollte. Am amüsantesten fand ich wohl die „Hans im Glück“-Geschichte, aber auch viele andere konnten mir ein Schmunzeln entlocken.

Ernste Fälle gibt es hierbei natürlich auch. Neben dem berühmten McDonalds-Fall, der hier zum Glück korrekt dargestellt wurde, geht es auch um tote oder verkaufte Haustiere und um unglückliche Situationen. Am schreckenerregendsten finde ich wohl die ganzen Ehe-Gesetze und -Pflichten, von denen ich bisher nicht wusste, dass sie tatsächlich existieren. Insofern bietet dieses Buch nicht nur eine humorvolle Lektüre für Zwischendurch, sondern bringt einem auch definitiv etwas bei.

Gemerkt habe ich mir von den vielen beschrieben Fällen natürlich nicht alle, nur ein paar besonders beeindruckende haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Aber das ist bei der puren Anzahl natürlich zu erwarten, weshalb ich die kurzen Kapitel auch nicht als Kritik ansehe, sondern im Gegenteil perfekt dafür geeignet, einfach mal für Zwischendurch etwas zu lesen. Allgemein liebe ich den Mix aus Humor und Wissenswertem und Christian Solmecke hat ihn wirklich wunderbar hinbekommen!