Wallace Price ist Anwalt und nichts ist ihm wichtiger als seine Arbeit. Doch dann bekommt er unerwarteterweise einen Herzinfarkt und stirbt - nur, um als Geist wiederzukehren. Bald landet er in einem Teegeschäft, wo der Fährmann Hugo ihn zusammen mit der Sensenfrau Mei, Hugos totem Großvater Nelson und dem Geisterhund Apollo auf das Jenseits vorbereitet. Und so lernt Wallace nicht nur, ein besserer Mensch zu werden, sondern findet auch die große Liebe ...
Die Prämisse ist durchaus bekannt - tatsächlich war mein erster, nicht unbedingt akkurater Gedanke, dass die Geschichte eine Mischung aus Dickens "Weihnachtsgeschichte" und Pixars "Soul" ist -, aber selten habe ich sie so gut umgesetzt gesehen wie hier.
Erstens sind die Charaktere absolut wunderbar. Dabei hilft sehr, dass die oben genannten Charaktere mit einigem Abstand die wichtigsten sind und man sie durch die verbrachte Zeit am besten kennenlernt. Natürlich gibt es noch einige wichtige Nebenfiguren, aber dadurch, dass der Roman sich auf ein paar wenige beschränkt, konnte T. J. Klune ihnen eine Tiefe verleihen, die mich tief beeindruckt hat.
Besondere Erwähnung verdienen Wallace und Hugo. Nicht nur waren die Charaktere an sich absolut fantastisch, ihre Beziehung war das Highlight des Buches. Sie verlief so natürlich und flüssig, wie ich es selten gelesen habe - ich liebe es, wenn Beziehungen sich langsam entwickeln, aber die zwischen Wallace und Hugo ist etwas Besonderes. Sie haben sehr viele schöne Momente zusammen und die Chemie zwischen ihnen war schlicht perfekt.
Ein weiterer Pluspunkt ist der Schreibstil, der es leicht machte, sich alles, was passierte, vorzustellen. Zwar habe ich allgemein eine starke Fantasie, aber bei T. J. Klunes Schreibstil war es besonders leicht, sich in die Geschichte fallen zu lassen.
Womit wir bei dem einzigen möglichen Kritikpunkt wären: Das Pacing der Geschichte. Es ist sehr langsam, weil man die Charaktere und ihre Lebenssituation sehr ausführlich kennenlernt und ihre Erlebnisse fast schon wie Episoden einer Serie wirken. Mir persönlich machte es nichts aus, weil es mir sehr viel Spaß machte, Zeit mit den Charakteren zu verbringen, aber ich kann mir vorstellen, dass das Pacing manchen ZU langsam ist, weshalb ich es erwähnt haben wollte.
Doch für mich war diese Geschichte ein prägendes Erlebnis, das ich so bald nicht wieder vergessen werde!
- Sämtliche Gedichte
- Emily Dickinson
- Gunhild Kübler
- Hanser
- Zweisprachig
- Übersetzung
- Gedichte
- Natur
- Leben
- Liebe
- Tod
- Gott
Während ihres Lebens hat Emily Dickinson fast 1.800 Gedichte geschrieben, die erst nach ihrem Tod vollständig an die Öffentlichkeit gelangten. In dieser ersten deutschen Gesamtausgabe werden nicht nur die Originale, sondern auch eine deutsche Übersetzung vorgelegt - die Gunhild Kübler glücklicherweise sehr gut gelungen ist.
Nicht nur findet sie die passenden Wörter und Reime, sondern macht den englischen Text durch ihre Formulierungen verständlicher - was insofern interessant ist, dass die Übersetzung selbst wie gesagt sehr akkurat ist, die Bedeutung aber trotzdem besser im Deutschen herüberkommt.
Die Satzmelodie kommt dafür im Englischen besser zur Geltung, was wohl keine Überraschung ist.
Sehr interessant fand ich auch die Informationen zu Emily Dickinson im Anhang, und regelrecht notwendig die Anmerkungen zu ihren Gedichten, wo nicht nur auf unübersetzbare Passagen, sondern auch auf die Bedeutung der Gedichte eingegangen wird. Ich hatte es nämlich trotz der deutschen Übersetzung, die die Bedeutung klarer machte, schwierig, viele Gedichte zu verstehen, weshalb hier die Anmerkungen sehr geholfen haben.
Insgesamt habe ich einen Monat gebraucht, um alle Gedichte zu lesen, doch rate ich, sich bei eigener Lektüre sogar noch mehr Zeit zu nehmen, damit man sich noch mehr von Emily Dickinsons Lyrik gefangen nehmen lassen kann.
Jack Carter ist unsterblich. Was für ihn ein Problem ist, weil er nichts sehnlicher will, als endlich sterben zu dürfen. In 48 Therapie-Sitzungen werden wir mit seinem Leben, seinen Problemen und seinem Sarkasmus konfrontiert – wobei Jack es meisterhaft versteht, nicht nur seine Therapeutin, sondern auch uns zu amüsieren.
Ursprünglich wurde die Geschichte auf Wattpad hochgeladen und ich muss zugeben, dass ich bei dieser Information gehörige Zweifel daran hatte, dass sie gut sein würde – obwohl ich selbst bereits mehrere Fanfiktions las, die ich besser als so einige veröffentlichte Bücher fand. Zu meiner Erleichterung machte es mir unheimlichen Spaß, diesen Roman zu lesen und ich bin sehr froh, diese 48 Sitzungen zusammen mit Jack Carter erlebt zu haben.
Besonders sein Sarkasmus hat mir außerordentlich gut gefallen; mit Jack Carter hat Rebekka Derksen einen Charakter erschaffen, mit dem sich sicher viele identifizieren können, und der eindeutig seine Schwächen hat, dem Leser aber aber gerade deshalb ans Herz wächst.
Die Geschichte konzentriert sich einerseits auf die Gespräche zwischen Jack Carter und seiner Therapeutin, und andererseits auf die derzeitigen Ereignisse in seinem Leben, die er während der Sitzungen reflektiert. Gerade, weil er seiner Therapeutin natürlich nicht alles sagt, ergab sich ein schöner Kontrast zwischen Gedachtem und Gesagtem.
Die Geschichte ist trotz ihrer Thematik locker zu lesen, was hauptsächlich an Jacks Erzählweise liegt. Selbstverständlich handelt es sich hierbei um keine hochtreibende Literatur, aber das sollte sie auch nie sein; letztendlich hielt das Buch genau das, was es versprach: Sie bot eine schöne Ablenkung vom stressigen Alltag, die mir persönlich sehr viel Spaß gemacht hat!
- Fürsorgliche Mr Cave
- Matt Haig
- Droemer Knaur
- Belletristik
- Tod
- Kontrolle
- Vater
- Tochter
- Halluzinationen
- Stalking
Nachdem Antiquitätenhändler Terence Cave bereits seine Mutter und seine Ehefrau verloren hat, stirbt sein Sohn Reuben bei einem Unfall, woraufhin er fürchtet, auch noch seine Tochter Bryony zu verlieren. Entschlossen, das nicht geschehen zu lassen, stellt er immer mehr und mehr Regeln auf, um sie vor der Welt zu beschützen. Was er nicht begreift: Mit seinem Verhalten macht er alles nur noch schlimmer …
Das Buch ist geschrieben wie ein Brief, den Terence an seine Tochter Bryony schreibt, um ihr nicht nur zu gestehen, was er alles getan hat, sondern auch, um zu erklären, warum er es für notwendig hielt. Dadurch, dass er selbst Schwierigkeiten damit hat, einzusehen, dass er zu weit geht, war das sehr faszinierend, weil Matt Haig einen dadurch ermuntert, selbst über Terences Verhalten zu entscheiden.
Zumindest am Anfang habe ich versucht, ihn zu verstehen – der Verlust eines Kindes ist schließlich alles andere als leicht zu verarbeiten –, aber sehr schnell war klar, dass Reubens Tod keine Entschuldigung für all das ist, was er im Lauf des Romans tut. Was hier besonders verstörend – und herzzerbrechend – war, waren die Halluzinationen von Reuben, die Terence regelmäßig bekommt und in denen er sich einbildet, Reubens Geist würde in ihn fahren und ihn zu seinen Taten zwingen.
Tatsächlich habe ich mir gerade deshalb ein Ende für ihn gewünscht, in dem ihm geholfen wird, seine Probleme zu überwinden, während ich gleichzeitig längst wusste, dass sie viel zu groß und extrem waren, um überwunden zu werden. Während des Lesens erlebte ich mehrere Schockmomente, entsetzt davon, wie weit Terence zu gehen bereit war, um Bryony zu „beschützen“. Es war, als würde man einer Zündschnur beim Abbrennen zusehen, bis die Bombe schließlich explodiert.
Insgesamt handelte es sich um ein sehr intensives Leseerlebnis, das mich zum Nachdenken angeregt hat – auch wenn die Thematik definitiv nicht für jeden geeignet ist.
Ich habe das Buch bereits mehrmals auf Deutsch gelesen, war aber schlussendlich neugierig darauf, wie gut es eigentlich übersetzt worden ist. Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden!
Das englische Original hat natürlich seinen eigenen Flow und seinen eigenen Schreibstil, aber ich war positiv überrascht davon, wie gut letztendlich der Text von der einen in die andere Sprache übertragen wurde. Selbstverständlich gibt es im Englischen einige Formulierungen, die im Deutschen leicht verändert wurden (speziell Fluchwörter), aber letztendlich hatte ich nicht das Gefühl, durch das Lesen dieser im Original enthaltenen Formulierungen allzu viel dazugewonnen zu haben. Einige Übersetzungen wie "Todgeweihte/r" für "Decker" fand ich sogar besser als im Original!
Die Geschichte bleibt natürlich dieselbe: Zwei Jungen treffen sich an ihrem letzten Tag und beschließen beide, in diesen letzten Stunden ein ganzes Leben zu leben. Es ist eine wunderschöne, berührende Geschichte, die vor allem durch ihre Details brilliert - so viele Kleinigkeiten hängen miteinander zusammen, aber selbst die, die es nicht tun, laden zum Nachdenken ein, sodass die Geschichte noch lange nach dem Ende im Kopf herumspukt.
Ich bin froh, dass Original gelesen zu haben, werde bei zukünftigen Rereads aber wohl auf die Übersetzung zurückgreifen. Es ist immer wieder schön zu entdecken, dass der originale Text so gewürdigt wurde, wie er es verdient :)
An verschiedenen Orten in Bayreuth brechen plötzlich Feuer aus, die die Stadt und ihre Bewohner bedrohen. Hauptkommissar Georg Vandendaele startet zwar die Ermittlungen, kommt aber nicht wirklich weiter. Dafür fallen Emma Schiller, einer Journalistin und ehemaligen Polizistin, auf, dass sich an den Tatorten Noten finden, die sie jedoch nicht entschlüsseln kann. Sie nimmt die Hilfe von Professorin Azar Alt an und entdeckt, dass die Morde in Zusammenhang mit Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ stehen …
Ich wollte mal ein neues Genre ausprobieren und las auf Empfehlung hin deshalb diesen (inzwischen vergriffenen) Kriminalroman. Insgesamt fand ich ihn ganz nett, habe aber gleichzeitig festgestellt, dass ich Krimis im visuellen Medium lieber mag als Krimis im schriftlichen Medium. Gerade die Teile mit Vandendaele, die sich mit den Ermittlungen beschäftigten, fand ich teils sehr langatmig, während mir die Szenen mit Emma Schiller und Azar Alt sehr gut gefielen, auch wenn letztendlich alle Charaktere recht blass blieben.
Die historischen Bezüge zu Wagner und seinem Opernzyklus waren gut umgesetzt und für mich interessant zu lesen, während die Untersuchungen in Bayreuth aufgrund der Tatsache, dass ich diesen Ort noch nie besucht habe, ihre Wirkung nicht vollständig entfalten konnten – was aber natürlich nicht die Schuld der Autorin ist.
Ich bin letztendlich froh, diesen kleinen Exkurs unternommen zu haben, bin mir aber nicht sicher, ob ich mich ein weiteres Mal auf die pure Krimi-Schiene begeben werde. Diesen Krimi würde ich ohnehin nur Menschen empfehlen, die Fan von Wagner sind und/oder einen Bezug zu Bayreuth haben; für alle anderen ist er insgesamt ganz nett zu lesen, aber definitiv kein Muss.
Seit er vor zwanzig Jahren seinen ersten Roman geschrieben hat, hat Henry Jones kein vernünftiges Wort mehr zu Papier gebracht. Doch dann wird sein Leben auf den Kopf gestellt, als die fast zwölfjährige Emmi, selber eifrige Schriftstellerin, ihn anspornt, weiterzumachen - und Henry kurz darauf erfährt, dass er Krebs und nur noch ein Jahr zu leben hat. Fest entschlossen, Emmi ihre Hilfe zu vergelten, beginnt er, an einem Roman zu schreiben. Doch die Zeit läuft ihm mehr und mehr davon ...
"Das Manuskript" war ein äußerst berührendes Buch, das sowohl auf Henrys Krankheit als auch auf seinen Schreibprozess eingeht. Jeder, der selbst mal geschrieben hat, wird sich leicht in Henry wiederfinden - vielleicht aber auch in der entschlossenen Emmi. Ich persönlich konnte mich in beide perfekt hineinversetzen, weil ich mal wie Henri angefangen (oder eher: nicht angefangen) habe und irgendwann eine Emmi geworden bin.
Aber nicht nur das Schreiben ist das Thema des Romans, sondern auch das Sterben: Verpasste Gelegenheiten, das Ausnutzen der Zeit, die man noch hat ... ich fand, dass es Jacqueline Vellguth hervorragend gelungen ist, sowohl die emotionale Seite des Sterbens als auch die frustrierend wunderschöne Seite des Schreibens in ihrem Buch miteinander zu verbinden. Speziell durch Emmi kommt hervorragend heraus, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben und immer weiter zu machen, selbst wenn man es eventuell nicht schafft.
Was die Nebencharaktere angeht, erfüllen alle ihren Zweck, keiner wirkt überflüssig. Das Zentrum sind natürlich trotzdem Henry und Emmi, aber ich fand es schön, dass beide durch die Personen in ihrem Leben unterstützt wurden und ihnen Unterstützung gaben.
Insgesamt ein wunderschöner, emotionaler Roman, den ich zwar innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe, den ich aber noch lange im Herzen bei mir tragen werde!
Nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust seines Jobs reicht es Ove: Er will einfach nur in Ruhe sterben. Doch eine Familie, die neu neben ihm einzieht, macht ihm eine Strich durch die Rechnung. Ove wird in ihre Probleme involviert und verschiebt seine Selbstmordpläne immer weiter und weiter. Langsam, aber stetig wächst ihm die Familie ins Herz.
Ove ist ein äußerst … schwieriger Charakter. Er ist streng, auf Regeln und Ordnung bedacht, sehr von seinem eigenen Standpunkt überzeugt, sehr kritisch gegenüber Personen, die nicht seiner Meinung sind, wird schnell laut, ist uneinsichtig gegenüber seinen Fehlern und hat einige sehr seltsame Vorurteile über seine Mitmenschen (speziell, was die Autos betrifft, die sie fahren). Er ist zwar auch zuverlässig, beschützerisch gegenüber den Menschen, die er mag und durchaus hilfsbereit, wenn es die Situation verlangt, aber um ehrlich zu sein, hat seine fehlende Empathie gegenüber seinen Mitmenschen es mir sehr schwierig gemacht, ihn zu mögen. Ich hatte mehr Mitgefühl mit den Menschen, die von Ove konfrontiert wurden als mit ihm selbst.
Das gesamte Buch hinweg habe ich gehofft, dass Ove ein wenig auftaut, mehr liebenswertere Seiten von sich zeigt und dass seine negativen Seiten öfter kritisiert werden – und teils geschah das auch, vor allem dank Oves Nachbarin Parvaneh. Aber eben nicht genug. So ziemlich alle seine Sichtweisen bleiben gleich und das einzige, was sich ändert, ist, dass er mehr Personen in seinem Leben akzeptiert (die er trotzdem kritisiert, wenn sie etwas tun, was nicht seiner engstirnigen Vorstellung von Richtig und Falsch entspricht).
Wären seine Schwächen stärker als solche hervorgehoben worden, als einfach akzeptiert zu werden, hätte ich über die minimale Charakterentwicklung hinwegsehen können, aber stattdessen bekam ich den Eindruck, dass Ove letztendlich immer richtig liegt und er nicht trotz, sondern wegen seiner mürrischen, kompromisslosen Art gemocht wird. Versteht mich nicht falsch – es ist schön, wenn man seine Liebsten so liebt, wie sie sind, statt sie ändern zu wollen. Aber bei Ove hatte ich teils Schwierigkeiten, zu verstehen, warum er überhaupt gemocht wird, weil er so viele Schwächen hat, über die man im wirklichen Leben nicht so einfach hinwegsehen kann.
Dabei ist Ove durchaus ein guter Charakter. Definitiv keine nette Person, aber er hat Stärken, Schwächen und eine Vergangenheit, die dem Leser erklärt, warum er so ist, wie er ist. Ich habe durchaus eine gewisse Empathie für ihn empfunden und verstanden, warum er so mürrisch geworden ist. Doch das hat mitnichten gereicht, um ihn ins Herz zu schließen; stattdessen habe ich mir gewünscht, dass Ove mehr Verständnis für Menschen zeigen würde, die andere Meinungen haben als er. Leider geschah das nie; mir hätte es hier besser gefallen, wenn Ove sich als Charakter verändert hätte, weil er begreift, wie sein Handeln auf andere wirkt – aber ich wartete vergeblich darauf.
Obwohl die Handlung gut strukturiert war und es schaffte, sowohl Humor als auch Tragödie perfekt einzubauen, gefiel mir das Buch letztendlich nicht besonders, weil ich es einfach nicht schaffte, seinen Hauptcharakter zu mögen, so sehr ich es auch versuchte.
Mila und Reia wurden von Rólan gefangen genommen und Asher und Ceto sehen sich gezwungen, einen Handel mit ihrem dritten Bruder, Elarian, einzugehen, der jedoch auf keinen Fall erfahren darf, wer Mila wirklich ist. Währenddessen kommen Tariel langsam Zweifel an seiner Aufgabe, Mila auszulöschen ...
Den zweiten Band der Duologie fand ich insgesamt besser als den ersten (der imho nur durchschnittlich war), weil er um einiges spannender war, auch wenn die Charaktere sich stellenweise immer noch sehr fragwürdig verhalten. Tatsächlich habe ich keinen einzigen Charakter gefunden, den ich vorbehaltlos ins Herz geschlossen hätte, weil sie alle kritische Momente hatten, die von keinem infrage gestellt wurden. (In der Regel verhalten sich die Charaktere zu extrem und impulsiv.)
Das Ende hat mir persönlich leider auch nicht gefallen - die Entscheidung, die Mila am Ende trifft, passt meiner Meinung nach nicht zu ihr. Dazu kommt, dass sie durch diese Entscheidung noch spezieller wird, als sie ohnehin schon war - tatsächlich gab es in der Handlung nur eine einzige Person, die ihre Fähigkeiten besaß: Jesus. Ja, der Jesus. Ihre Mary-Sue-Tendenzen waren spätestens ab dieser Offenbarung sehr offensichtlich.
Aus diesem Grund kann ich dem Buch - und der Duologie als solches - leider keine Empfehlung aussprechen, auch wenn die Handlung selbst gut war.
Mila besitzt die Fähigkeit, zu sehen, welche Menschen bald sterben werden. Für sie erscheinen solche Menschen grau, als wären sie einem Schwarzweißfilm entstiegen. Verzweifelt darum bemüht, diesen Fluch loszuwerden, kehrt sie in die Stadt ihrer Kindheit, Prag, zurück - und trifft bald auf Tariel und Asher, zwei verfeindeten Ewigen, die beide so ihre eigenen Gründe haben, in Milas Nähe zu bleiben ...
Der erste Band der Duologie war, um ehrlich zu sein, recht durchschnittlich. Weder Tariel noch Asher vermochten es, mein Herz zu gewinnen, weil ihr Verhalten, wie es für Love Interests im Young-Adult-Genre leider üblich ist, äußerst fragwürdig war. Sowohl Mila als auch die Nebencharaktere (speziell Micael und Reia) waren mir da sympathischer, vor allem Mila, die sich insgesamt gut durchzusetzen weiß. Dafür erregte die Feindschaft zwischen Tariel und Asher durchaus mein Interesse - sehr schade, dass sie zumindest hier im ersten Band nicht allzu vertieft wurde.
Äußerst unglaubwürdig fand ich das Verhalten der Ewigen, zu denen auch Tariel und Asher gehören. Hätte Ava Reed nicht direkt gesagt, dass es sich um unsterbliche Wesenheiten handelt, die seit Urbeginn der Zeit existieren, wäre ich niemals von alleine darauf bekommen, weil sich ausnahmslos alle Ewigen wie Teenager/junge Erwachsene verhalten - sie sind impulsiv, benutzen moderne Ausdrücke und rein gar nichts in ihrem Verhalten weist darauf hin, dass sie älter sind, als sie aussehen. Hier hätte es mir besser gefallen, hätte es den ganzen Ewigen-Aspekt gar nicht erst gegeben, denn er hat der inneren Logik der Geschichte sehr geschadet und mich ob des unreifen Verhaltens der Unsterblichen nur ungläubig den Kopf schütteln lassen.
Die Handlung ist dafür gut aufgebaut und Ava Reed schreckt nicht davor zurück, Konsequenzen für Fehler zu ziehen, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. So sehr es schmerzte, zu realisieren, dass ein nicht wiedergutzumachender Fehler begangen worden ist, so sehr bewunderte ich Ava Reed dafür, dass sie ihn durchzog.
Der erste Band der Duologie ist damit kein schlechter, aber aufgrund der Schwachpunkte auch kein hervorragender Einstieg - dennoch bin ich speziell wegen des Schlusses gespannt, wie es weitergeht und wie viele Fehler die Charaktere wohl noch begehen werden, ehe sie das Ende ihrer Geschichte erreichen.
Es fällt mir schwer, geeignete Worte für dieses Buch zu finden, weil es einfach so schön und emotional war, dass ich bereits jetzt weiß, dass es mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Im Grunde geht es um das Leben und die Liebe von Jules, der als Kind seine Eltern verliert, daraufhin von seinen Geschwistern getrennt wird und im Internat die bezaubernde Alva kennenlernt. Die Handlung selbst war schon ergreifend; Jules' Beziehung zu Alva war hervorragend beschrieben und mir gefiel es auch, zu erfahren, wie sich die Beziehung zu seinen Geschwistern entwickelte.
Und dann ist da noch die Sprache! Die Bilder, die Benedict Wells mir in den Kopf pflanzte, waren so plastisch und greifbar, dass ich regelmäßig für einige Sekunden Halt machen musste, weil ich sie noch ein wenig länger genießen wollte.
Zudem regt das Buch zum Nachdenken über das eigene Leben an - wie man es gestalten will, wie viele verpasste Gelegenheiten es gibt und wie man zweite Chancen nutzt. Allgemein beinhaltet das Buch so viel, dass es schwer in Worte zu fassen ist.
Absolut phänomenal!
Nach dem Tod ihres kleinen Bruders landet Nathalie in der Psychiatrie, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Bis sie auf Lucas trifft. Er ist der einzige, der sie zu verstehen scheint, der einzige, der ihr Leid nachempfinden kann. Nach und nach kommen die beiden sich näher. Doch leicht ist es nicht, ihre persönlichen Dämonen hinter sich zu lassen ...
"Morgen und die Ewigkeit danach" ist Manuela Inusas erster Jugendroman und scheut nicht davor zurück, sehr ernste Themen zu behandeln: Selbstmord, Selbstmordgedanken und psychische Störungen aller Art. Dadurch las sich der Roman trotz der positiven Botschaft, am Leben zu bleiben, sehr schwermütig, was vor allem daran liegt, dass Manuela Inusa ihre Hauptfigur Nathalie sowohl Fortschritte als auch Rückfälle erleiden lässt. Diese realistische Darstellung machte ihre Gefühle sehr glaubwürdig, das Buch selbst aber stellenweise schwer zu lesen, weil nach jedem Lichtblick wieder Dunkelheit zu kommen scheint. Aus diesem Grund würde ich sensiblen Personen davon abraten, es zu lesen - denn so hoffnungsvoll das Ende auch war, ist der Weg bis dahin lang und voller schwer zu schluckender Szenen.
Nathalies Beziehung mit Lucas war sehr süß dargestellt, aber von Lucas selbst hätte ich mir gerne noch mehr Charakter erhofft. Man erfährt zwar, welches Trauma sich in seiner Vergangenheit ereignet hat, aber irgendwie war mir das zu ... wenig? Ich hätte auf jeden Fall gerne mehr aus seiner Vergangenheit erfahren.
Dasselbe gilt für die Nebenfiguren, die größtenteils durch ihr Trauma charakterisiert sind und nicht über die ein, zwei Eigenschaften hinauswachsen, die Nathalie an ihnen feststellt. Hier hätte es sehr gut getan, abgesehen von der Romanze zu Lucas noch eine Freundschaft zu einem der anderen Patienten zu verfolgen.
Wer sich also gerne mit der Hauptfigur identifiziert, nichts gegen schwere Themen hat und gleichzeitig eine süße Liebesgeschichte lesen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Fans von tiefgründigen Nebenfiguren und sich schnell entwickelnden Plots sollten dagegen lieber woanders zugreifen. Mir persönlich hat die Geschichte durchaus ganz gut gefallen, aber über "ganz gut" geht es leider nicht hinaus. Letztendlich bin ich allerdings dankbar, dass Manuela Inusa über ein so wichtiges Thema geschrieben hat.
- Die Telefonzelle
- Am Ende der Welt
- Laura Imai Messina
- btb
- Belletristik
- Japan
- Fukushima
- Tod
- Trauer
- Gefühle
- Detailverliebtheit
Nachdem Yui bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 ihre Mutter und ihre Tochter verloren hat, sucht sie nach einem Weg, ihre Trauer zu bewältigen. In der Radiosendung, die sie moderiert, wird sie dabei auf das sogenannte Telefon des Windes aufmerksam: Eine nicht angeschlossene Telefonzelle in einem Garten am Meer, die Menschen benutzen, um mit ihren verstorbenen und verlorenen Angehörigen zu sprechen. Sie macht sich auf den Weg dahin, kann sich jedoch nicht überwinden, die Telefonzelle zu betreten. Dafür begegnet sie Takeshi, der ebenfalls einen schweren Verlust erlitten hat - und bald schon beginnt nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine Liebe.
"Die Telefonzelle am Ende der Welt" ist ein sehr ruhiges Buch, das vor allem durch seine Details brilliert - den kurzen Blick auf Menschen, Gegenstände und Situationen, die sonst niemand bewusst wahrnimmt und die hier hervorgehoben werden. Meistens geschieht das durch ein Zwischenkapitel, in dem ein Detail, das im vorigen Kapitel nur angeschnitten wurde, beschrieben wird: Zum Beispiel die Playlist von Yuis Radiosendung, Dinge, die sie für ihre Tochter gekauft hat und was sie und ihre Mutter am Tag ihres Todes trugen. Diese vielen plastischen Details haben mir sehr gefallen, weil sich die Geschichte dadurch sehr realistisch angefühlt hat.
Auch mitten in der eigentlichen Geschichte werden Einzelschicksale beschrieben, aber natürlich auch auf Yuis und Takeshis eingegangen. Interessanterweise fand ich die Einzelschicksale meist sehr viel interessanter als die Haupthandlung - die, wie ich zugeben muss, mich stellenweise durchaus langweilte, weil einfach nicht viel passiert.
Insofern ist das definitiv keine Geschichte, die durch ihre Handlung lebt, sondern eher durch die Empfindungen der Charaktere. Diesen wird viel Platz eingeräumt und brachte sie mir so nahe, aber letztendlich gab es mir ein bisschen zu viel Gefühle und ein bisschen zu wenig Handlung.
Der Schreibstil war angenehm zu lesen und die Botschaft des Romans schön. Wer also ruhige Lektüre mag, in denen man sich ganz in Details und Gefühlen vertiefen kann, ist hier goldrichtig, während alle anderen lieber zu einem anderen Roman greifen sollten.
Insgesamt bin ich Laura Imai Messina jedoch sehr dankbar, dass sie diese Geschichte geschrieben hat!
- Ministerium Träume
- Yaghoobifarah
- Blumenbar
- Belletristik
- Moderne Sprache
- Tod
- Beziehungen
- Geheimnisse
- Zwischenmenschliches
Nas' Schwester Nushin kommt bei einem Autounglück ums Leben. Die Polizei vermutet, dass es sich um einen Unfall handelt, weil ihr Auto kurz zuvor stümperhaft repariert wurde, während Nas überzeugt davon ist, dass ihre Schwester Selbstmord begangen hat. In ihrem Testament hinterlässt Nushin ihr das Sorgerecht für Parvin, ihre Tochter in Teenagerjahren. Bald schon beschäftigt Nas nicht nur die Frage, welche Geheimnisse ihre Schwester vor ihr hatte, sondern auch das Problem, mit Parvin auszukommen, die sich vor ihr verschließt ...
Dieses Buch hat einen sehr modernen Schreibstil, im mehreren Sinne. Die Ich-Perspektive Nas' enthält nicht nur regelmäßige Flüche und kreative, bildhafte Metaphern, sondern auch Gender-Doppelpunkte, die sich schön in den Text einfügen und zeigen, dass ihre Schreibweise mitnichten so störend für den Lesefluss ist, wie man vermuten könnte.
Die Geschichte selbst erzählt einerseits von Nas' problematischer Beziehung mit ihrer Nichte Parvin, aber auch die Vergangenheit, die sie mit ihrer Schwester Nushin durchlebte. Sehr gut hat mir gefallen, dass einige Punkte der Vergangenheit in der Gegenwart noch mal aufgegriffen und so offene Fragen geklärt wurden; leider trifft das nicht auf die Gegenwartsfragen zu. An sich finde ich es in Ordnung, gewisse Plotpunkte im Offenen zu lassen, aber in diesem Fall ist auch das Ende überraschend offen und lässt einen mit dem Gefühl zurück, dass etwas fehlt, um der Geschichte einen endgültigen Abschluss zu geben. Zwar werden die Umstände von Nushins Tod glücklicherweise geklärt, aber die Konsequenzen der Wahrheit bleiben leider unerforscht.
Die Charaktere haben sich alle sehr realistisch angefühlt und gerade Nas war eine wunderbare Protagonistin, in die ich mich hervorragend hineinversetzen konnte, weil Hengameh Yaghoobifarah es meisterhaft beherrschte, sie zu einer fehlerbehafteten und sympathischen Figur zu machen.
Die Nebencharaktere bleiben größtenteils blass, allerdings meine ich das im positiven Sinn - sie wirken wie Personen aus dem eigenen Bekanntenkreis, den man nicht allzu gut kennt und der deshalb relativ fremd auf einen wirkt.
Der Titel hat mich etwas verwirrt, weil weder Ministerien noch Träume eine große Rolle in der Handlung spielen, ist aber nur eine Kleinigkeit.
Insgesamt eine schöne Geschichte über menschliche Zwischenbeziehungen, bei der mich nur das Ende nicht zufriedengestellt hat. Die Reise war es imho durchaus wert, aber wer gerne möchte, dass seine Bücher einen guten Schlusspunkt finden, wird ihn hier leider nicht bekommen.
Auf einem Schulausflug trifft die sechzehnjährige Ash auf Poppy, ein Mädchen aus einer anderen Schule. Schnell fühlen sie sich zueinander hingezogen und schon bald erblüht zwischen ihnen die perfekte Liebesgeschichte. Doch dann stirbt Ash bei einem Autounfall und wird zu einem Sensenmädchen, das andere Verstorbene zum Fährmann bringen muss. Und aus Gefahr, erkannt zu werden, darf sie ihre Familie, Freunde und auch Poppy nie wieder sehen ...
Dieses Leseexemplar enthält etwa drei Viertel des Romans und hört selbstverständlich im spannendsten Moment auf, doch natürlich bekommt man trotzdem einen sehr guten Eindruck von der Geschichte. Die Liebesbeziehung zwischen Ash und Poppy ist hierbei natürlich das Highlight - denn trotz der Tatsache, dass sie relativ schnell verläuft, fühlt sie sich erstaunlich realistisch an, weil man den Funken zwischen den beiden deutlich spürt.
Ash in ihrer Rolle als Sensenmädchen hat mir gut gefallen, auch wenn ich wünschte, sie hätte noch ein wenig mehr an Poppy und ihre Familie gedacht. Denn natürlich vermisst sie sie und das wird auch deutlich, hätte meiner Meinung nach aber noch stärker hervorgehoben werden können.
Insgesamt also ein schönes Jugendbuch, dessen komplette Variante ich ganz sicher lesen werde!