Am Ende sterben wir sowieso
368 Seiten

Mateo und Rufus bekommen beide am selben Tag einen Anruf vom Todesboten, der ankündigt, dass sie heute sterben werden. Für ihren letzten Tag suchen beide einen letzten Freund, den sie durch die App "Letzte Freunde" im jeweils anderen finden - entschlossen, gemeinsam an ihrem letzten Tag ein ganzes Leben zu leben.

Ich habe dieses Buch schon mehrmals gelesen, weil mich so ziemlich alles daran begeistert hat: Die beiden Hauptcharaktere und deren überraschend realistisch beschriebene Beziehung; das Premise eines Todesboten und seine Einflüsse auf die moderne Welt; die einzelnen Nebenhandlungen, die ein größeres Bild bilden; und die vielen unvergesslichen Momente, die Mateo und Rufus miteinander erleben.

Ihre Beziehung hat mir gezeigt, dass es nicht darauf ankommt, wie lange man jemanden kennt, sondern, wie man diese Zeit miteinander verbringt. Wie gesagt wurde ihre wachsende Beziehung sehr realistisch beschrieben, da beide sich erst am letzten Tag ihres Lebens kennenlernen, ihre Zeit aber mit vielen wertvollen Momenten füllen, die sie auf glaubwürdige Weise aneinander näher bringen.

Die Nebencharaktere verdienen definitiv auch eine Erwähnung. Manchmal springen wir als Leser kurz zu einer anderen Figur und lesen ein bisschen was aus ihrem Leben und dem Einfluss, den der Todesbote auf sie hatte. Hier haben mich die Details und die Art und Weise, wie sie miteinander verwoben wurden, sehr beeindruckt.

Ein großes Lob auch dafür, dass beide Hauptcharaktere zwar wie angekündigt sterben, ihre jeweilige Todesart aber auch dann passiert wäre, wenn sie sich nicht kennengelernt hätten. Als jemand, der den "Bury Your Gays"-Tropus nicht mag, fand ich die Tode sehr gut umgesetzt.

Insgesamt habe ich dieses Buch sehr genossen und werde es sicher noch ein paar Mal mehr lesen!

Die Mitternachtsbibliothek
320 Seiten

Nora Seed hatte bisher kein einfaches Leben. Sie verliert ihren Job, ihre Katze und den Kontakt zu den Menschen, die ihr mal nahe standen. Aus Verzweiflung will sie ihrem Leben ein Ende setzen - und landet in einer Zwischenwelt, der Mitternachtsbibliothek, in der man ihr die Chance gibt, einen Einblick in die Leben zu erhalten, die sie mit anderen Entscheidungen geführt hätte.

Was wäre, wenn sie ihren Freund geheiratet hätte? Wenn sie verhindert hätte, dass ihre Katze stirbt? Wenn sie mit ihrer Freundin nach Australien gezogen wäre? Wenn sie ihre Karriere als Schwimmerin durchgezogen hätte? Als Polarforscherin? Als Rockstar?

Diese und viele andere Leben probiert Nora aus. Manche sind ein paar Kapitel lang, andere nur wenige Sätze. Der Detailreichtum bei den Leben, die ausführlicher geschildert werden, hat mich dabei positiv überrascht - es fühlte sich wirklich so an, als würden wir einen Ausschnitt einer größeren Geschichte lesen und nicht bloß einen separaten Moment. Bei vielen hätte ich durchaus gerne erfahren, wie es weitergeht, aber andererseits machte es die Magie des Romans aus, es nicht zu wissen.

Das Ende der Geschichte war vorhersehbar, aber deshalb nicht weniger schön; ich mochte die Botschaft, die Matt Haig uns am Ende hinterlassen hat und hoffe, dass viele sich an seinem Roman erfreuen werden!

Was dir bleibt
253 Seiten

An einem Tag wie jedem anderen steigt die 76-jährige Gladys in einen Zug und lässt ihre suizidale Tochter alleine zurück. Ein junger Lehrer verfolgt ihre Reiseorte, um ihre Beweggründe herauszufinden, die sich niemand erklären kann.

Auf dem Weg begegnet der junge Lehrer mehreren Persönlichkeiten, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Während er die Geschehnisse rekonstruiert, kommt er der Wahrheit immer näher - und als der Leser sie mit ihm erfährt, ändert sich seine Sichtweise komplett.

Tod spielt wie schon in "Ein Leben mehr" eine entscheidende Rolle und wurde auf herzzerreißende Weise hier umgesetzt. Ich fasziniert davon, wie hier mit diesem Thema umgegangen wurde.

Ein wenig lang kommt mir die Geschichte trotzdem vor. Manchmal plätschert sie vor sich hin, manchmal rüttelt ein Sturm sie auf. Letztendlich hätte sie wohl ohne größere Probleme gekürzt werden können ... aber dennoch genoss ein Teil von mir die Schicksale, die in den "unnötigen" Teilen beleuchtet wurden.

Insgesamt ein Roman, den ich gern gelesen habe.

Ein Leben mehr
192 Seiten

Ein unglaubliches Buch über die Liebe und über den Tod.

Das Leben von drei Männern, die einsam in den Wäldern Kanadas leben, wird aufgewirbelt, als zwei Frauen ihren Weg zu ihnen finden: eine Fotografin, die die Opfer der Großen Brände in Ontario Anfang des 20. Jahrhunderts aufsucht und eine alte Dame, die ihr Leben größtenteils in der Anstalt verbracht hat und jetzt ein neues beginnen will.

Jocelyne Saucier macht die Charaktere mit wenigen Worten lebendig und verwebt sie in einer Geschichte, die einem im Gedächtnis hängen bleibt. Ich war vollkommen fasziniert von ihrer erzählerischen Kraft und der Art und Weise, wie real sie die Ereignisse im Roman beschreibt.

Leben, Liebe und Tod liegen hier nah beieinander - und alle drei Themen trägt Frau Saucier in die Herzen der Leser. Ich weiß bereits jetzt, dass das Buch mich noch einige Zeit beschäftigen wird; es war ein wahrhaft unglaubliches Leseerlebnis.