Robin Swift ist einer der wenigen Überlebenden einer Cholera-Epidemie im chinesischen Kanton. Gerettet wird er von Professor Lovell, der ihn nach England bringt, um dort verschiedene Sprachen zu lernen. Mit dem erlernten Wissen kommt er schließlich nach Babel, dem Königlichen Institut für Übersetzung, um dort sein Studium anzufangen. Zusammen mit seinen Freunden Ramy, Victoire und Letty genießt er seine Studienzeit. Bis er unerwartet auf seinen Halbbruder Griffin stößt, der Teil des Hermes-Bunds ist, um für die Gerechtigkeit in England zu kämpfen. Robin beschließt, ihm zu helfen. Doch wie soll er sich allein gegen eine ganze Gesellschaft stellen – vor allem, wenn er selbst zu denen gehört, die ihre Vorzüge genießen?
Dieser Roman hat durch die magischen Wortpaare, die verschiedene Fähigkeiten haben, einen leicht fantastischen Einschlag, ist davon abgesehen aber ein Roman, der auch für Nicht-Fantasy-Fans geschrieben ist. Das liegt vor allem daran, dass nicht die Magie, sondern die Wörter, Spannungen und Themen es sind, die das eigentliche Zentrum der Handlung bilden – und mithilfe des flüssigen Schreibstils einen Roman erschaffen, der nicht nur gut zu lesen ist, sondern auch sehr zum Nachdenken anregt.
Sehr faszinierend fand ich den Fokus auf Sprachen und Übersetzungen. Die Magie in dieser alternativen Welt wird dadurch bewirkt, dass auf Silberbarren Wortpaare eingraviert werden, die ein Wort und dessen Übersetzung in einer anderen Sprache bilden, wobei ihre kombinierte Bedeutung einen magischen Effekt auslöst. Dabei geht die Autorin stark auf den Ursprung der jeweiligen Wörter ein, wie vielschichtig scheinbare offensichtliche Übersetzungen sind und auf welche Weise ähnliche Wörter miteinander verwandt sind. Die Tiefe, die R. F. Kuang dem Übersetzungsinstitut gibt, war unglaublich faszinierend – obwohl ich selbst nur ein marginales Interesse an verschiedenen Sprachen bzw. Übersetzungen habe, habe ich die Informationen gierig in mich aufgesaugt. Dadurch, dass ich selbst die Übersetzung dieses Buches lese, wurden die Diskussion zu Übersetzungen richtig meta, was mir ebenfalls sehr gefallen hat.
Davon abgesehen spricht die Autorin auch andere, wichtige Themen an, speziell die Ungerechtigkeit zwischen Menschen verschiedener Herkünfte, Geschlechter und Hautfarben. Sie hat sehr deutlich gemacht, wie leicht es ist, als privilegierte weiße Person wegzusehen und die Missstände zu ignorieren, und wie schwer es ist, sich als benachteiligte Schwarze Person nicht nur Gehör, sondern tatsächliche Rechte zu verschaffen. Die Art und Weise, wie diese Themen in ihrem Roman eingebaut sind, hat mich sehr berührt und daran erinnert, wie wichtig es ist, dass jeder und jede Einzelne gegen die Ungerechtigkeit kämpft.
Nur eine Kritik habe ich: Nämlich die Fußnoten, die nebenbei erwähnte Details ausführlicher erklären, mich aber auch sehr aus dem Lesefluss gerissen haben. Hier hätte ich mir gerne gewünscht, dass die Autorin einen Weg gefunden hätte, die Informationen irgendwie in ihre Geschichte einzubauen, weil ich einen beträchtlichen Teil durchaus interessant fand. So, wie die Fußnoten sind, ist es leider besser, sie für einen ununterbrochenen Lesefluss einfach zu ignorieren.
Doch mit Ausnahme dieses Manko hat der Roman alles, was es braucht, um seine Leserinnen und Leser in eine tiefgründige Geschichte zu entführen – und ihnen gleichzeitig die harsche Realität aufzuzeigen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
Florence ist die Ghostwriterin der berühmten Autorin Ann Nichols. Doch sie hat Probleme damit, ihr derzeitiges Buch zu Ende zu bringen, weil eine kürzliche Trennung jeden Glauben an die Liebe zerstört hat. Zudem hat sie ein Geheimnis, von dem nur ihre Familie weiß: Sie kann die Geister der Verstorbenen sehen. Als ihr Vater stirbt, hofft sie schon fast, dass sie die Gelegenheit bekommt, sich richtig von ihm zu verabschieden, doch stattdessen steht Ben Andor vor ihr: Ihr Lektor, der ihr eine Verlängerung verweigert hat. Den sie in einem spontanen Moment küsste. Und der in einen Autounfall geraten ist, wodurch sein Geist bei Florence landete. Denn er glaubt, dass er nur dann ins Jenseits übergehen kann, wenn er ihr bewiesen hat, dass die wahre Liebe existiert …
Dieser Roman bietet nicht nur eine süße Liebesgeschichte, sondern auch einen übernatürlichen Twist, der es erlaubt, Themen wie Tod und Abschied auf natürliche Weise zu besprechen. Ich war sehr fasziniert davon, mehr über Florences Vergangenheit und ihre Familie herauszufinden, weil die Tatsache, dass diese ein Bestattungsunternehmen führt, für einige interessante Szenen sorgt. Florences Beziehung zu ihrer Familie war ebenfalls realistisch beschrieben; die vielen Anekdoten, die sie und ihre Geschwister miteinander geteilt haben, waren amüsant und haben dazu beigetragen, dass die Familie sich tatsächlich wie eine anfühlt.
Die Geschichte selbst fand ich persönlich ein wenig ZU vorhersehbar – und damit meine ich nicht nur die Liebesgeschichte, bei der ich durchaus erwarte, ein gutes, vorhersehbares Ende zu haben, sondern vor allem die Entdeckungen, die Florence währenddessen gemacht hat. Es gab nur eine einzige Überraschung, die ich nicht vorhergesehen habe, aber alles andere war fast schon peinlich offensichtlich. Zugegeben ist das nicht zwingend etwas Schlechtes (vor allem, weil ich die Geschichte selbst durchaus genossen habe), aber ein wenig schade fand ich es schon, weil ich mir gerne gewünscht hätte, dass dieser Roman sich (neben der Geistergeschichte) noch zusätzlich von anderen Liebesromanen hervorhebt.
Die Themen des Romans waren dafür sehr gut umgesetzt; Trennungsschmerz in all seinen Facetten spielt eine große Rolle und wird von der Autorin realistisch gehandhabt. Zudem wird der Roman trotz seiner Themen nie trübsinnig, sondern wahrt seinen herzerwärmenden Kern.
Wer mal wieder eine schöne Liebesgeschichte braucht, ist hier an der richtigen Adresse; man sollte nur bedenken, dass man genau das bekommt, was man erwartet, sodass diejenigen, die gerne Liebesgeschichten mit interessanten Twists lesen, hier eher keine finden werden. Dafür hat man eine lockere Lektüre!
- Unannehmlichkeiten
- von Liebe
- Ali Hazelwood
- rütten&loening
- Liebesroman
- Kurzgeschichten
- Enemies to Lovers
- Wissenschaft
Mara, Sadie und Hannah sind Wissenschaftlerinnen und beste Freundinnen. Und sie alle haben es in der Liebe schwer. Umweltwissenschaftlerin Mara erbt ein Haus, das zum Teil leider auch Liam gehört, dessen Firma sich im Grunde für die Zerstörung der Umwelt einsetzt. Ingenieurin Sadie bleibt mit Erik in einem Aufzug stecken, den sie nach einer überwältigenden Nacht und einer gewaltigen Lüge nie wieder sehen wollte. Und NASA-Wissenschaftlerin Hannah gerät während ihres Projekts, gegen das Ian Veto eingelegt hatte, in einer Gletscherspalte verloren. Sehr bald merken alle drei, dass sie doch mehr mit ihren jeweiligen „Erzfeinden“ verbindet, als sie ursprünglich dachten …
Dieser Roman besteht aus drei Kurzgeschichten, wobei diese jedoch nicht nur aufgrund ihrer Länge (ca. 160 Seiten), sondern auch aufgrund ihrer Erzählweise und Detailliebe wie vollständige Geschichten wirken. Das hat mich positiv überrascht, weil viele Kurzgeschichten im Allgemeinen zu abrupt auf mich wirken, ich dieses Gefühl hier aber nicht hatte.
Locker zu lesen sind sie alle drei allemal, wenn auch definitiv nicht perfekt. Das, was mich am meisten gestört hat, war zum Einen, wie oft das Wort „ficken“ verwendet wurde, weil es eine ausschließlich körperliche Anziehungskraft implizierte; und zum Anderen, dass alle drei Männer zugeben, im Grunde seit der ersten Begegnung davon fantasiert zu haben, mit der jeweiligen Protagonistin zu schlafen, was für mich creepy rüber kam und den Eindruck verstärkte, dass die Beziehungen eher sexueller als romantischer Natur sind. (Was natürlich in Ordnung ist, aber bei einem Liebesroman erwarte ich eine stärkere Ausprägung in Richtung Romanze.)
Die Handlungen außerhalb der Sexszenen waren nämlich richtig gut, sodass ich ein wenig enttäuscht war, wie durch ein paar vulgäre Worte der Eindruck einer süßen Liebesgeschichte schnell geschmälert wurde. Jetzt noch ein paar Worte zu den jeweiligen Geschichten:
Mara: Ich fand es überraschend natürlich beschrieben, wie ihr Hass auf Liam sich eventuell in Liebe verwandelte. Die beiden verbringen eine Menge Zeit miteinander und man kauft ihnen ihre Anziehung problemlos ab.
Sadie: Ich fand es cool, wie mit ihrem Aberglauben umgegangen wurde, aber davon abgesehen war ich kein allzu großer Fan ihrer Geschichte; sie hatte imho einen zu großen Fokus auf Sex und einen zu kleinen auf Liebe.
Hannah: Ich fand Hannah als Protagonistin sehr cool, vor allem, weil bei ihr gleich klargestellt wird, dass sie gerne Sex und es nicht so mit Dating hat. Außerdem war ihre Geschichte die wohl spannendste, auch wenn das Ende natürlich offensichtlich ist.
Insgesamt sind die Geschichten eine super lockere, leicht zu lesende Lektüre, die ich zwar nicht schlecht, aber aufgrund der erwähnten Kritikpunkte auch nicht großartig fand; wer gerne spicy Geschichten mit dem Enemies-to-Lovers-Trope liest, wird hier wohl mehr Freude finden.
- Crazy Family
- Hackebarts räumen ab
- Markus Orths
- Loewe
- Familiengeschichte
- Kinderbuch
- Familie
- Humor
- Charaktere
- Wer wird Millionär?
Die Hackebarts sind eine schräge Familie: Herr Hackebart sammelt gerne Klobürsten. Frau Hackebart ist LKW-Fahrerin und Klavierspielerin. Großvater Hackebart setzt sich für die Umwelt ein. Die sechsjährige Lulu kennt alle Brockhaus-Bände auswendig. Der achtjährige Mönkemeier malt am liebsten abstrakte Kunst. Der elfjährige Zosch ist leidenschaftlicher Sportler und Zocker. Und die dreizehnjährige Brooklyn ist die vernünftigste von allen (wenn sie nicht gerade ihre fünf Minuten hat). Als Mönkemeier im Kunstmuseum ein teures Gemälde übermalt, sieht Familie Hackebart nur eine Möglichkeit, das Geld schnell zurückzuzahlen: Sie machen bei „Wer wird Millionär?“ mit. Was kann da schon schief gehen?
Dieses äußerst amüsante Buch ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geschrieben, was ihn nicht nur zu einem großartigen Familienroman macht, sondern auch zu einem humorvollen Leseerlebnis für alle, die genau das möchten: Eine witzige Geschichte, die für jeden Geschmack etwas bietet und ein kurzweiliges, aber genussvolles Lesevergnügen bietet. Die Hackebarts sind einfach genial und so ziemlich alle Leserinnen und Leser werden sicher mindestens ein Familienmitglied finden, mit dem sie sich identifizieren (bei mir ist es Brooklyn). Natürlich sind sämtliche Eigenschaften bewusst übertrieben, aber gerade das fand ich wunderbar, weil gerade diese übertriebenen Eigenschaften dazu beigetragen haben, dass man die Familie und die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt ist, in vollen Zügen genießt.
Die einzige wirkliche Kritik, die ich habe, ist der Titel der Geschichte: Die Hackebarts „crazy“ zu nennen, kam mir dann doch ZU übertrieben war, vor allem, weil das Wort einige negative Konnotationen hat, die man mit dieser wunderbaren Familie lieber nicht assoziieren möchte. (Oder überhaupt mit irgendeiner Familie.) Letztendlich ändert der Titel natürlich nichts daran, dass die Geschichte selbst unglaublich viel Spaß bereitet und sowohl für Groß und Klein geeignet ist, aber trotzdem hätte ich mir einen anderen gewünscht.
Zusammengefasst: Ein humorvoller Roman für alle, die schräge Charaktere lieben!
- Der Plot
- Jean Hanff Korelitz
- Heyne
- Belletristik
- Roman
- Thriller
- Spannung
- Geschichte
- Plagiat
- Ideendiebstahl
- Erpressung
- Twists
Jake Finch Bonner hat zwar bereits einmal einen halbwegs erfolgreichen Roman geschrieben, doch seitdem hält sich seine Inspiration in Grenzen, weshalb er stattdessen Kreatives Schreiben in einem kleinen College unterrichtet. Als einer seiner Schüler ihm von seinem unglaublichen Plot erzählt, weiß Jake sofort, dass diese Geschichte unglaubliche Kreise ziehen wird, doch merkwürdigerweise veröffentlicht der Schüler sie nie. Bald schon erfährt Jake, dass er gestorben ist und seine Geschichte nie zu Ende geschrieben hat. Kurzerhand schreibt Jake sie stattdessen und wird tatsächlich ein Bestseller-Autor. Doch als ein mysteriöser User namens Talented Tom ihn des Plagiats bezichtigt, muss Jake sich bald damit auseinandersetzen, was wirklich hinter der Geschichte steckt, die er gestohlen hat …
Dieses Buch ist kein Thriller, aber auch kein gewöhnlicher belletristischer Roman. Es fällt mir tatsächlich schwer, ihn zu beschreiben, weil sowohl der Plot des Romans als auch der Plot des in ihm enthaltenden fiktiven Romans eigentlich nichts allzu Neues sind, sich in der Kombination aber trotzdem neu anfühlen. Das hat mich positiv überrascht; zwar bezweifle ich, dass die fiktive Geschichte, die Jake zu so großem Ruhm verhalf, in Wirklichkeit ebenfalls so erfolgreich wäre, aber trotzdem war sie ungewöhnlicher als die meisten Geschichten, die ich gelesen habe. Die Ausschnitte, die wir zu lesen bekommen, haben mir sehr gefallen und ich hätte mitnichten etwas dagegen gehabt, die vollständige Geschichte zu lesen.
Was die „eigentliche“ Geschichte betrifft, sah ich den großen Twist leider meilenweit kommen, auch wenn das Finale trotzdem episch war und es mir gefiel, Jakes Nachforschungen und wachsende Sorgen zu verfolgen. Ebenfalls gefiel es mir, dass die Frage, ab wann etwas als Plagiat zählt, aufgeworfen wurde. Jake hat die Geschichte mit seinen eigenen Worten geschrieben, aber die Handlung einfach von seinem Schüler übernommen. Ist er ein Dieb? Ein Plagiator? Auf jeden Fall hat seine spezielle Situation eine Menge interessanter Fragen aufgeworfen.
Insgesamt ein außergewöhnlicher Roman, der es schafft, altbekannte Plots neu zu verweben, auch wenn er letzten Endes keine weltbewegenden Überraschungen bietet. Dafür ein schönes Lesevergnügen für alle, die alte Geschichten neu entdecken wollen!
Ich war eigentlich nie ein großer Fan von Kurzgeschichten, doch auf Empfehlung probierte ich die besten Kurzgeschichten von O. Henry aus ... und verstand plötzlich, was Kurzgeschichten so lesenswert macht. Es war einfach unglaublich, wie es O. Henry innerhalb zehn, zwanzig Seiten geschafft hat, eine sich vollständig anfühlende Geschichte zu erzählen, die einem tatsächlich in Erinnerung bleibt.
Das liegt größtenteils an den teils vorhersehbaren, teils überraschenden, aber immer wundervollen Pointen. Dadurch gewann jede Geschichte noch mal einen anderen Kontext, der sie besonders bittersüß machte.
Von den fünfzehn Geschichten, die in dieser Sammlung enthalten sind, gab es vielleicht drei, die ich nicht besonders herausragend fand, während die anderen zwölf mir problemlos im Gedächtnis geblieben sind. Eine beeindruckende Leistung!
Meine persönlichen Top 5 sind (in der Reihenfolge, in der sie in der Sammlung vorkommen): "Die Gaben der Weisen" (emotional), "Der Cop und der Choral" (humorvoll), "Nach zwanzig Jahren" (herzzerreißend), "Die dritte Zutat" (herzerwärmend) und "Hexenbrot" (tragisch). Aber letztendlich hatte jede Geschichte etwas, das sie erinnerungswürdig machte, selbst bei den zwei, drei Geschichten, die mir im Gesamten nicht so gut wie die anderen gefielen.
Wer gerne Kurzgeschichten liest und die O. Henrys noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen. Und wer sich wie ich immer gewundert hat, was der Reiz von Kurzgeschichten ist, wird ihn hier erfahren!
- Queergestreift
- Alles über LGBTIQA+
- Kathrin Köller
- Irmela Schautz
- Hanser
- Sachbuch
- LGBTQ+
- Aufklärung
- Verständnis
- Geschichte
- Gesetze
- Deutschland
Sehr empfehlenswerte Lektüre sowohl für queere als auch für cis und hetero Personen; letztere lernen, was sie beachten müssen, wenn sie über und mit queeren Personen reden, während Leser*innen, die selbst queer sind und meinen, schon alles Notwendige zu wissen, trotzdem ein paar neue Informationen bekommen.
Es ist schon erschreckend, wie spät gewisse Gesetze zum Schutz queerer Personen in Deutschland eingeführt bzw. wie spät diskriminierende Gesetze verboten wurden. Wir sind zwar bereits auf dem Weg, haben aber noch eine weite Strecke vor uns; nicht nur im Gesetz, sondern auch in der Gesellschaft, was die beiden Autorinnen sehr deutlich gemacht haben.
Deshalb hoffe ich, dass durch die Lektüre dieses Buches mehr Menschen darauf aufmerksam werden, was sie selbst bewirken können!
- Amelia
- Seiten des Lebens
- Ashley Schumacher
- Arctis
- Jugendbuch
- Fantasie
- Lesen
- Trauer
- Romanze
- Fotografien
- Bücher
- Geschichten
Amelia und Jenna sind beste Freunde und große Fans der Chroniken von Orman, die von dem noch jungen Nolan Endsley geschrieben wurden. Doch nach einem gescheiterten Treffen mit dem Autor wird Amelias Leben auf den Kopf gestellt, als Jenna bei einem Autounfall stirbt und es ihr unmöglich macht, je wieder eine Geschichte zu genießen. Doch als Amelia eine besondere Ausgabe der Chroniken von Orman bekommt, hofft sie auf eine Nachricht von Jenna und beschließt, herauszufinden, wer ihr das Buch geschickt hat. Stattdessen trifft sie auf Nolan Endsley höchstpersönlich und bald schon müssen beide sich mit den Verlusten in ihrem Leben auseinandersetzen …
Diese Geschichte ist insgesamt relativ ruhig und sehr emotional erzählt; an sich bietet sie nicht viel Neues, aber dennoch hat es mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu lesen. Das liegt zum Einen am angenehmen Schreibstil, zum Anderen daran, dass die Geschichte so viele schöne Details enthält, dass es eine wahre Freude war, sie zu entdecken. Da wäre zum Beispiel natürlich die Geschichte der Chroniken von Orman, die wir überraschend gut kennenlernen – sogar so gut, dass ich am liebsten wünschte, dass sie real wären, weil ich sie sehr gerne gelesen hätte. Was mir ebenfalls sehr gut gefiel, war, wie die Charaktere sich gegenseitig durch Fotografien beruhigen, indem sie die Geschichte hinter ihnen erzählen. Das hat den Figuren nicht nur viel Tiefe verliehen, sondern war auch eine hervorragende Methode, um zu zeigen, wie wichtig Geschichten für sie sind.
Auch unabhängig von Fotografien bekommen wir die Vergangenheit der Charaktere mit, die, um ehrlich zu sein, recht vorhersehbar war; da hat es mir schon besser gefallen, Amelia und Nolan dabei zu beobachten, wie sie sie gemeinsam überwinden. Obwohl sie im Buch nur wenige Tage miteinander verbringen, spürt man ihre Verbindung deutlich, was ich sehr beeindruckend fand – ich las zwar durchaus schon andere Geschichten, in denen die Chemie zwischen den Charakteren so gut stimmte, dass es glaubwürdig war, wenn sie innerhalb kurzer Zeit zueinander gefunden haben, aber bei Amelia und Nolan gibt es einen zusätzlichen Pluspunkt, weil ihnen selbst bewusst ist, wie unwahrscheinlich es ist, dass sie nach wenigen Tagen damit rechnen können, ein ganzes Leben miteinander zu verbringen, die Geschichte mich aber davon überzeugt hat, dass sie es schaffen werden.
Der Schreibstil war so gut, dass ich die Handlung stets vor meinem inneren Auge sah, als würde sie sich wie in einem Film abspielen, was mir nicht oft passiert. Von daher kann ich die Geschichte trotz der Tatsache, dass sie nichts weltbewegend Neues enthält, sehr empfehlen, weil sie es trotz gewohnter Schemata schafft, etwas Besonderes zu sein!
In ihrem Sachbuch erzählt Irene Vallejo die Geschichte des Buches - was ich deshalb erwähne, weil der Untertitel "Die Geschichte der Welt in Büchern" es so klingen lässt, als würde sie sich ein paar Bücher heraussuchen, um unseren Fortschritt als Mensch zu zeigen. Ganz falsch ist das zwar nicht, weil sie durchaus darauf eingeht, wie Bücher unser Leben geprägt haben, aber der Fokus liegt eher auf den Büchern an sich.
Besonders hervorzuheben ist Irene Vallejos wunderschöner, da bildlicher Schreibstil - sie schafft es meisterhaft, mit Worten Bilder zu malen und dadurch ihr Sachbuch fast schon zu einem Abenteuerroman zu machen. Ich war sehr fasziniert davon, wie sie es schaffte, aus Geschichte Geschichten zu zaubern.
Es wird vor allem auf die Anfänge des Buches eingegangen, doch natürlich werden auch Parallelen zur Gegenwart geschlagen. Nur die Mitte habe ich ein wenig vermisst - es kam nicht wirklich heraus, wie sehr der Buchdruck die eigentliche Erfindung des Buches angetrieben hat, weil die Autorin sich vor allem auf Bücher vor dem Buchdruck konzentriert. Das soll jedoch keine Kritik sein, sondern mehr eine Anregung für Teil 2 - sehr gerne würde ich die komplette Geschichte des Buches lesen, die sich mehr auf die Zeit zwischen Gutenberg und der Gegenwart konzentriert, oder auch auf andere Kontinente, die nahezu komplett übergangen wurden.
Deshalb finde ich den Untertitel auch recht unpassend; wir lernen, wie das Buch entstand und es schaffte, über Jahrhunderte zu überleben, doch gibt es noch einiges mehr, das es zu erforschen gibt, wenn man "die Geschichte der Welt in Büchern" erzählen will.
Deshalb würde ich das Buch gerne allen Leseratten wärmstens empfehlen, jedoch darauf hinweisen, dass der Fokus auf dem Anfang liegt - was mich persönlich nicht gestört hat, ich jedoch erwähnt haben möchte. Zum Glück lohnt es sich allein wegen des schönen Schreibstils, einen Blick zu riskieren - selten las ich ein Sachbuch, das sich so romanhaft las wie dieses!
- Erzählende Affen
- Samira El Ouassil
- Friedemann Karig
- Ullstein
- Sachbuch
- Geschichten
- Heldenreise
- Rassismus
- Sexismus
- Sachbuchpreis
Geschichten beeinflussen unser Leben. Solange sie gut erzählt sind, ignorieren wir gerne die Wahrheit und leben stattdessen in unserer bequemen, angenehmen Welt. In ihrem Sachbuch beschreiben Samira El Ouassil und Friedemann Karig, wie uns das Erzählen bereits in unserer frühesten Vergangenheit beeinflusst hat, wie mächtig selbst einzelne Wörter sind und wie (Lügen-)Geschichten bis heute unsere Gesellschaft prägen.
Obwohl mir natürlich schon bekannt war, wie einflussreich Geschichten sind, war es faszinierend, anhand der zahlreichen Beispiele zu lesen, wie sehr sie tatsächlich mit unserem innersten Wesen verknüpft sind, wie leicht es uns fällt, sie zu erschaffen und ihnen zu glauben. Selbst, wenn man sich in diesem Bereich gut auskennt, ist es schockierend, wie viel Schaden eine einzige Lügengeschichte anrichten kann. Viele von ihnen haben sich über hunderte, gar tausende von Jahren gehalten (Rassismus, Sexismus) und selbst junge Lügen halten sich oft hartnäckig, selbst, wenn es Leute gibt, die gegen sie kämpfen.
Deswegen war die Lektüre eine sehr ernste, oft harte Kost, die sich aber immer noch sehr interessant las; nur bei den letzten zwei Kapiteln wurde mir ein wenig langweilig, die übrigen zehn waren dagegen umso packender. Das hängt auch mit privaten Interessen zusammen, sodass andere Leser*innen sicher ihre eigenen Favoriten finden werden.
Insgesamt war es sehr verständlich, warum dieses Buch für den Sachbuchpreis nominiert wurde; es behandelt etwas, das uns seit Menschengedenken beeinflusst und bis an unser Ende beeinflussen wird: Die Macht der Worte.
Im „Atlas der ausgestorbenen Länder“ beschreibt Gideon Defoe in kurzen Kapiteln auf humorvolle Weise, wie es dazu kam, dass 48 verschiedene Länder nicht mehr existieren. Den Untertitel „Länder, die von der Landkarte verschwunden sind“ fand ich dabei ein wenig irreführend, weil es zwar keines der Länder mehr gibt, aber ihre Territorien durchaus existieren. Das soll hier aber nur eine minimale Kritik sein, zumal es darauf ankommt, wie genau man den Untertitel versteht.
Die Kapitel waren kurz und knackig und vor allem sehr, sehr humorvoll. Gideon Defoes Stil war sehr spaßig zu lesen und seine Fußnoten, die auf fast jeder Seite zu finden sind, waren sogar noch erheiternder. Er benutzt dabei moderne Ausdrücke und Formulierungen, was hervorragend zum Buch gepasst hat und es es leicht machte, zu verstehen, was genau mit den jeweiligen Ländern passiert ist.
Die einzige Kritik ist wohl, dass die Kapitel so kurzweilig sind, dass mir letztendlich nur wenige in Erinnerung blieben – das Buch war sowohl humorvoll als auch wissenswert, doch sollte man auch aufgrund der Kürze nicht erwarten, dass es einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Für ein paar angenehme Lesestunden reicht es aber allemal aus!
- Dangerous Secrets
- Iduna und Agnarr
- Die wahre Geschichte
- Die Eiskönigin
- Disney
- Mari Mancusi
- Carlsen
- Romanze
- Liebe
- Magie
- Geheimnisse
- Highlight
Iduna ist eine Northuldra, die gerne strickt und mit dem Windgeist Gale spielt. Als ihr Volk eines Tages angegriffen wird und sie den verletzten Prinz Agnarr sieht, rettet sie ihm das Leben und wird zusammen mit ihm nach Arendelle gebracht. Dort muss sie verbergen, wer sie wirklich ist, während ihre Gefühle für Agnarr immer stärker werden ...
Die Geschichte von Elsas und Annas Eltern wurde auf unvergleichlich schöne Weise von Mari Mancusi beschrieben. Dabei orientiert sie sich zwar an den Fakten, die die Filme und Kurzfilme uns geben, gibt uns davon abgesehen aber viele weitere wundervolle Momente, die Idunas und Agnarrs Liebesgeschichte ausschmücken. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, zu verfolgen, wie die beiden sich ineinander verlieben und die Schwierigkeiten, die ihnen in den Weg gestellt werden, überwinden.
Ebenfalls beispiellos war die Art und Weise, wie die Autorin Dinge aus dem eigentlichen Canon aufgegriffen und erklärt hat - darunter Agnarrs "Verbergen, nicht fühlen" ("Conceal, not feel", eins der Leitmotive in "Die Eiskönigin"), das er später an Elsa weitergegeben hat, Idunas und Agnarrs Begegnung mit den Trollen (sowie der Erkenntnis, dass sie Gedächtnisse verändern können), Sir JörgenBjörgen (einer Puppe, die nur in einem Kurzfilm vorkommt) und sogar Details wie gewisse Nebencharaktere, die auch hier vorkommen, zusammen mit einigen neuen, die sich wunderbar in die Handlung einfügen.
Der Schreibstil ist ebenfalls sehr angenehm. Wir lesen vor allem aus Idunas und manchmal aus Agnarrs Perspektive, wobei die Ich-Form es leicht gemacht hat, sich beiden Charakteren nahe zu fühlen.
Die einzige Kritik sehe ich eventuell in der kleinen Storyline, in der Iduna von einem anderen Mann beworben wird; bei Agnarr macht es durchaus Sinn, dass er eine Prinzessin kennenlernen muss, aber bei Iduna kam mir das reichlich unnötig vor - vor allem, weil die Prinzessin um einiges wichtiger für die Haupthandlung ist.
Verglichen mit den ganzen Pluspunkten ist das zum Glück ein sehr kleiner Kritikpunkt, weil es der Autorin ansonsten fabelhaft gelungen ist, Idunas und Agnarrs Geschichte in Worte zu fassen und eines der besten Disney-Bücher zu schreiben, die ich bisher gelesen habe!
Was wäre, wenn Hitler nie gelebt hätte?
Diese Frage stellt sich auch Geschichtsstudent Michael Young, als er auf den Physikprofessor Leo Zuckermann trifft und herausfindet, dass dieser eine Maschine entwickelt hat, mit der man kleine Gegenstände in die Vergangenheit schicken kann. Kurzerhand beschließen die beiden, den Brunnen, mit dem sich Hitlers Eltern versorgen, mit Sterilisationspillen zu verseuchen, sodass Hitler nie gezeugt wird. Allerdings ist die Zukunft, die daraufhin entsteht, nicht die perfekte Utopie, die Michael sich erhofft hatte …
Die Umsetzung dieser alternativen Zukunft hat mir definitiv am besten gefallen, weil es sehr faszinierend war, zu erfahren, wie sich sowohl die Welt als auch Michaels Leben verändert hat. Allerdings geschieht das erst in der zweiten Hälfte des Romans – die erste Hälfte enthält zwar ebenfalls ein paar sowohl notwendige als auch interessante Informationen, aber auch sehr viel Filler, der mich nicht besonders packen konnte. Von daher muss man, bevor man zur „eigentlichen“ Handlung kommt, einiges lesen, was leider nur teilweise genauso interessant ist (z.B. Leos Zuckermanns Vorgeschichte). Und obwohl die zweite Hälfte es meiner Meinung nach wert ist, möchte ich als kleine Warnung anmerken, dass die erste Hälfte durchaus langatmig sein kann.
Positiv zu erwähnen sind sämtliche Kapitel, die sowohl in unserer als auch in der alternativen Vergangenheit spielen. Am Anfang fand ich sie nicht allzu besonders, aber je mehr ich las, desto mehr gefielen sie mir. Stephen Fry hat die faktische Vergangenheit gut mit seiner Fiktion verknüpft!
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Geschichte besser wird, je mehr sie vorankommt, weshalb ich jedem, der interessiert ist, empfehlen würde, den Anfang einfach durchzuziehen. Es lohnt sich!
In dieser umfassenden Leseprobe, die etwa die Hälfte des eigentlichen Buches ausmacht, erzählt Irene Vallejo auf wundervolle Weise die Geschichte des Buches. Verschiedene Kontinente, verschiedene Länder, verschiedene Zeiten: Sie alle werden kurz anhand der Art und Weise, wie man mit dem geschriebenen Wort umging, vorgestellt.
Irenes Vallejos Schreibstil ist hierbei sehr bildlich und das Buch flüssig geschrieben - beschrieben wird es als "Sachbuch, das sich liest wie ein Abenteuerroman" und ich kann dieser Einschätzung aus vollem Herzen zustimmen. Irene Vallejo zählt nicht nur die Fakten auf, sondern verbindet sie mit Lebensgeschichten, mit Bildern, mit Personen. Es war schlicht unglaublich, wie mühelos es ihr gelungen ist, die "Geschichte der Welt in Büchern" selbst wie eine Geschichte zu erzählen, die man gespannt verfolgt.
Zwar handelt es sich bei diesem Sachbuch wie gesagt "nur" um eine Leseprobe, war aber aufgrund der Länge umfassend genug, um mich jetzt schon auf das komplette Buch zu freuen. Wer Bücher liebt, ist hier an der richtigen Stelle!
Louise schreibt für ihr Leben gerne Fantasy-Geschichten, hätte aber niemals damit gerechnet, dass ihr ein Stipendium für das Internat Schloss Mare angeboten wird. Dort findet sie recht bald neue Freunde, nur mit ihrer Mitbewohnerin Mika tut sie sich am Anfang schwer. Sie ist Kapitänin des Fußballteams, in dem Lou als neue Torwärterin fungiert. Während Lou weiter an ihrer Fantasy-Geschichte schreibt, lernt sie ihre Freunde immer mehr kennen und entwickelt schon bald mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Mika …
Diese süße Liebesgeschichte ist so herzerwärmend und packend erzählt, dass ich aus der Begeisterung gar nicht mehr herausgekommen bin. Lou und Mika haben unglaublich viel Chemie miteinander und es macht Spaß, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sich durch Gespräche und Gesten immer näher kommen. Ich habe richtig mit ihnen mitgefiebert und mich mit ihnen gefreut, froh darüber, wie natürlich ihre Beziehung sich im Verlauf der Handlung entwickelt hat.
Doch nicht nur die Liebesgeschichte ist hier großartig umgesetzt, sondern auch alle Themen, die darum herum besprochen wurden. Besonders packend fand ich zum Beispiel die Geschichte, die Louise schreibt, in der sich die Drachenreiterin Kimari und die Prinzessin Liana ineinander verlieben. Ich war sehr froh, dass wir genug von dieser Geschichte in einer Geschichte mitbekommen haben, um auch da mitfiebern zu können. Aber auch die in-universe realen Geschichten waren packend geschrieben: Vor allem freue ich mich, Tonis und Lukas' Romanze, die hier angerissen wurde, in „Wie Melodien in Wind“ zu lesen – und allgemein mehr von Charakteren wie Tari, Caro, Sam und vielleicht sogar Leonie!
Insgesamt hat mich dieser Roman einfach nur begeistert und ich freue mich jetzt schon darauf, die Charaktere im zweiten und dritten Band wiederzusehen!