Rule of Wolves
574 Seiten

Nach den Ereignissen in "King of Scars" müssen Nikolai, Nina und Zoya neue Probleme überwinden. Nikolais Legitimität als Zar wird angezweifelt und ein Krieg mit den Fjerdan und den Shu scheint unausweichlich, wenn er nicht die richtigen Entscheidungen trifft. Zoya unterstützt ihn dabei, kämpft aber auch mit ihren Gefühlen für Nikolai, die angesichts seiner kommenden Heirat mit der Shu-Prinzessin zum Scheitern verurteilt sind. Nina derweil versucht zusammen mit Hanne, dem Prinz von Fjerdan nahe zu kommen, um ihn auf ihre Seite zu ziehen und so endlich Frieden für die Grisha zu bringen, wobei sowohl Nina als auch Hanne aufpassen müssen, dass ihre eigenen Geheimnisse nicht herauskommen. Und dann gibt es da noch den Dunklen, dessen Rückkehr alles niederzumähen droht, was die Charaktere bisher aufgebaut haben ...

Obwohl sich diese Duologie um Nikolai dreht, war seine Geschichte "nur" die Zweitinteressanteste für mich. Ninas Geschichte und Probleme haben mich hier mehr gefesselt und ich habe mich immer am meisten gefreut, ihre Kapitel zu lesen. Nikolais Geschichte war wie gesagt am zweitinteressantesten, während die übrigen Sichtweisen - hauptsächlich Mayu und der Mönch, die in der zweiten Hälfte zur Sprache kommen, aber teils auch Zoya - mich nicht ganz so sehr packten.

Was das Ende betrifft, gefielen mir die Enden für Nina und Nikolai sehr gut, aber Zoya erhielt meiner Meinung nach zu viele positive Attribute - am Ende hätte sie genauso gut eine Superheldin sein können, so übermäßig mächtig kam sie mir vor. Das Ende an sich lässt zudem Raum für mehr; es ist relativ klar, dass es danach noch weitergehen wird. Worauf ich mich persönlich freue, weil ich gerade im Bezug auf Ninas Storyline darauf brenne, zu erfahren, wie sie mit ihrer neuen Situation umgeht.

Insgesamt ein guter Abschluss der Nikolai-Duologie, der zwar ein paar Macken hat, aber Lust auf mehr macht. Meine einzige Sorge besteht darin, dass Leigh Bardugo zu viel Vorwissen verlangen könnte - bereits für diesen Roman ist es zwingend notwendig, neben "King of Scars" die Alina-Trilogie und die Krähen-Duologie zu lesen, weshalb ich hoffe, dass sie es schafft, eine Fortsetzung auch für Neulinge verständlich zu machen.

Scholomance – Tödliche Lektion
480 Seiten

Galadriel, genannt El, geht auf die Scholomance, eine Schule für Jugendliche mit magischen Fähigkeiten, die täglich von sogenannten Maleficaria heimgesucht wird. Hier gibt es nur eine Regel: Töten oder getötet werden. El selbst hat eine starke Affinität zu zerstörerischer Magie, weigert sich jedoch, sie einzusetzen, weil ihre Großmutter einst weissagte, dass sie Zerstörung über alles bringen wird. Orion dagegen hat das Problem nicht: Täglich rettet er zahlreichen Schülern das Leben, darunter auch das von El. Da jedoch eine Rettung als Schwäche angesehen wird und es schwierig macht, nach dem Abschluss in eine schützende Enklave aufgenommen zu werden, geraten El und Orion bald aneinander ...

Dieses Buch hat mich äußerst überrascht, und zwar im positiven Sinne. Bevor ich es las, erwartete ich einen gewöhnlichen Jugendroman, den ich schon bald wieder vergessen würde. Aber dann verzauberte mich Naomi Novik mit ihren Charakteren und dem Worldbuilding und im Nu war es um mich geschehen.

Orion ist ein äußerst sympathischer Charakter, aber mein Lob möchte ich trotzdem an die eigentlich unsympathische El aussprechen: Eigentlich mag ich zickige Protagonistinnen wie sie überhaupt nicht, doch war ihr Charakter so gut, realistisch und relatable umgesetzt, dass ich sie trotzdem ins Herz geschlossen habe, weil ich verstand, warum sie so ist, wie sie ist; zumal sie durchaus freundlich sein kann, aber nur, wenn man auch bei ihr über den ersten Eindruck hinwegsieht und freundlich zu ihr ist.

Was die Nebencharaktere betrifft, sind mir Aadhya und Chloe positiv ins Auge gefallen, weil sie sympathisch sind bzw. eine gute Entwicklung durchmachen, aber ich muss zugeben, dass mir davon abgesehen nicht viele Nebencharaktere in Erinnerung geblieben sind.

Das wird durch das Worldbuilding jedoch wieder wettgemacht. Zwar gab es hier durchaus mehrere Stellen, bei denen mir das Infodumping bzw. die inneren Monologe dann doch zu viel wurden, aber gleichzeitig fand ich es unglaublich faszinierend, etwas über die verschiedenen Maleficaria und das Magiesystem zu erfahren. Man merkt einfach, dass sich Naomi Novik hier besonders viele Gedanken gemacht hat und es zahlt sich wirklich aus, weil mir dieser Aspekt der Geschichte sehr gut gefiel.

Trotz der Schwächen wie dem Ausmaß des Infodumpings und Nachdenkens würde ich deshalb eine Empfehlung aussprechen, weil die Charaktere, die Welt und die Geschichte mich so begeistert haben :)

The Age of Darkness - Schatten über Behesda
576 Seiten

Nach dem Finale des letztes Bandes haben alle Protagonisten etwas verloren: Ephyra ihre Schwester, Beru die Möglichkeit eines Todes ohne Reue, Anton seine Freiheit, Jude sein Schwert und seine Gabe und Hassan seine Heimat. Hier im zweiten Band suchen sie nach einem Weg, alles zurückzubekommen.

So schließt sich Ephyra einer Diebesbande an, um den Eleasarkelch zu finden, mit dem sie ihre Schwester ein für alle Mal retten könnte. Hassan wird ein Mitglied der Rebellen, stellt aber schnell fest, dass ihre Ansichten nicht immer übereinstimmen. Beru sucht nach einem Weg, ihre Schuld zu sühnen. Und Anton und Jude suchen nach Judes verlorenem Schwert, wobei ihre wachsenden Gefühle zueinander eine zusätzliche Hürde bilden ...

Schon der erste Band begeisterte mich sehr und dem zweiten gelang es ebenfalls mühelos. Besonders gefiel mir zum einen Judes und Antons aufblühende Beziehung, zum anderen Ephyras abenteuerliche Suche nach dem Kelch. Berus und Hassans Storylines haben mir auch sehr gut gefallen, vor allem, weil beide eine schockierende Überraschung bereithielten, bei der ich erst mal fassungslos auf die Seite gestarrt habe, ehe ich sie vollkommen begriff.

Die Romanzen der jeweiligen Charaktere nehmen dieses Mal mehr Raum ein, was mir persönlich sehr gut gefallen hat, weil sie den eigentlichen Plot bereicherten, statt ihm im Wege zu stehen.

Besonders großes Lob möchte ich an das Finale aussprechen - sobald ich den letzten Akt der Geschichte begann, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil sich alles immer weiter hochgeschaukelt hat!

Twists gibt es in diesem Roman natürlich auch. Einige habe mich wirklich sehr erschüttert, manche erriet ich dank der eingestreuten Hinweise schon vorher - aber so oder so gefielen sie mir sehr und ich bin schon gespannt, welche uns im nächsten Band erwarten, der leider erst Januar 2022 erscheint.

Das einzige, was ich zu bemängeln habe, ist der sehr eindimensionale Antagonist, der zumindest hier im zweiten Band nicht viel Gelegenheit hatte, Tiefe zu zeigen. Da die restlichen Haupt- und Nebenfiguren sehr gut charakterisiert sind, war es ein wenig irritierend, dass der Antagonist eine Ausnahme darstellte. Aufgrund einiger eingestreuter Hinweise ist es aber durchaus möglich, dass sich das im dritten Band noch ändern wird.

Insgesamt ein fantastischer Nachfolger des ersten Bandes, der diesen sogar noch übertrumpft!

The Age of Darkness - Feuer über Nasira
576 Seiten

Eigentlich bin ich kein Hörbuch-Fan, aber da mir "The Age of Darkness - Feuer über Nasira" so gut gefiel, in Kürze der zweite Teil erscheint und mir die Hörproben sehr gefallen haben, habe ich mir den Hörbuch-Download einfach mal gegönnt und bin ein weiteres Mal in diese wundervolle Jugendfantasy-Geschichte eingetaucht.

Cornelia Dörr hat mir gezeigt, dass ich bei den bisherigen Hörbüchern, die ich ausprobierte, wohl einfach Pech hatte, denn dieses hier gefiel mir ausgesprochen gut. Sie liest die Geschichte je nach Anlass mal ruhiger und mal emotionaler vor und schafft es hervorragend, jedem Charakter die richtige Stimme und Stimmlage zu geben. Insgesamt habe ich pro Tag je einen der drei Akte gehört und musste mich zwingen, nicht einfach weiterzuhören, weil ich unbedingt wissen wollte, wie sie kommende Kapitel spricht.

Ihre Stimme im Allgemeinen ist sehr angenehm, sodass ich auch die "Infodump"-Absätze, die es stellenweise gab, gerne gehört habe; am meisten haben mir jedoch die Dialoge und Actionszenen gefallen, weil sie immer den richtigen Tonfall fand und die Charaktere und die Handlung so allein durch ihre Stimme lebendig werden ließ.

Pluspunkte gibt es auch dafür, dass es sich um eine ungekürzte Lesung handelt, was bei einem Buch mit fast 600 Seiten nicht selbstverständlich ist. Schade insofern, dass es vom zweiten Teil anscheinend kein Hörbuch geben wird; diesem hätte ich nämlich auch sehr gerne gelauscht!

Emanio - Der Schöne und das Biest
496 Seiten

Als Herzogssohn bemüht sich Emanio, das Beste für seine Untertanen zu tun und ihnen, wo immer es geht, zu helfen. Manchmal trinkt er jedoch einen über den Durst und kann sich anschließend nicht erinnern, was er getan hat. Als eine Hexe behauptet, er hätte seinem Land großes Unrecht getan und ihn in einen Panther verwandelt, gibt es für Emanio zwei Ziele: Seine große Liebe zu finden, um sich zurückzuverwandeln und herauszufinden, warum er im gesamten Land als schlechter Mensch wahrgenommen wird. Zunächst einmal muss er sich allerdings mit seiner Situation zurechtfinden, wobei ihm Wildhüter und Gestaltwandler Lerio hilft - der ursprünglich vorhatte, sich an Emanio für die Verführung seiner Schwester zu rächen, aber langsam einsieht, dass der Herzogssohn ganz anders ist, als er ursprünglich annahm ...

Insgesamt handelt es sich bei dieser Geschichte um eine etwas andere Adaption von "Die Schöne und das Biest", die Emanio und Lerio viel Zeit lässt, sich kennen- und liebenzulernen, während die beiden zusammen mit dem herzoglichen Gefolge nach einem Weg suchen, den Fluch rückgängig zu machen. Etwas zu viel Zeit, meiner Meinung nach. Manchmal streckt sich die Geschichte ein wenig, auch wenn sie sich insgesamt flüssig liest und es mir gefiel, die sich langsam entwickelnde Freundschaft und Liebe der beiden zu verfolgen.

Emanio und Lerio sind im Allgemeinen sehr sympathische Charaktere und bekommen eine Menge Gelegenheit, das zu zeigen. Dafür kommen die Nebencharaktere etwas kurz - obwohl es mir erstaunlich leicht fiel, trotz ihrer Anzahl den Überblick zu bewahren, gingen viele nicht über zwei, drei Eigenschaften hinaus.

Gegen Ende gibt es ein paar Überraschungen, von denen ich zumindest eine (die Identität des Drahtziehers) bereits von Anfang an sehr offensichtlich fand. Die anderen kleinen Twists sind da schon subtiler und fügen sich gut in die Handlung ein.

Wer gerne eine süße, sich langsam entwickelnde LGBTQ-Story lesen möchte, ist hier an der richtigen Adresse :)

Falcon Peak - Wächter der Lüfte
272 Seiten

Nach Jahren, in denen er in London lebte, kehrt der dreizehnjährige Kendrick nach Avelston, die Heimat seiner Eltern, zurück, um dort auf das dortige Internat zu gehen. Sehr bald bemerkt er, dass die Schülerinnen und Lehrerinnen ein Geheimnis zu hüten scheinen - ein Geheimnis, in das er unerwartet hineingezogen wird, als sich herausstellt, dass auch er schon immer Teil davon war ...

"Falcon Peak" ist eine insgesamt schöne Geschichte für zehn- bis zwölfjährige Jungen und Mädchen, in der sowohl Kendricks Umgang mit seinen Klassenkameraden als auch seine Rolle als Aves eine wichtige Rolle spielen. Sehr schön fand ich dabei, dass Ivy und Sienna, Kendricks Mitschülerinnen und angedeutete Love Interests, von der Handlung gleichberechtigt behandelt wurden - das liest man bei weitem nicht so oft, wie es imho der Fall sein sollte.

Dafür bleiben leider alle anderen Nebencharaktere sehr blass und weder die Namen noch die Persönlichkeiten sind mir groß in Erinnerung geblieben. Bei einem Kinderbuch kann ich das aber durchaus entschuldigen.

Ebenfalls schön war, dass Kendrick, wie abzusehen, "der Besondere" war, aber in realistischen Maßstäben - der Autor hat es hier glücklicherweise nicht zu weit getrieben und ihm eine nette Charakterentwicklung gegeben.

Die Handlung war recht vorhersehbar, aber trotzdem ein schönes Abenteuer für Kinder, die gerne ähnliche Fantasyromane lesen. Insgesamt empfehlenswert für die Zielgruppe!

Das Gold der Krähen
592 Seiten

Nachdem Inej am Ende des ersten Bandes von Jan Van Eck entführt wurde, sind Kaz, Nina, Matthias, Jesper und Wylan entschlossen, sie zu retten. Zu diesem Zweck erstellen sie einen komplexen Plan, der mit einem Zusammenspiel von Einbrüchen, Betrügereien und Lügen für Inejs Freiheit sorgen soll. Zudem sucht Kaz weiterhin nach einem Weg, Rache an dem Mann zu üben, der ihm seinen Bruder genommen hat ...

Auch der zweite Band der Duologie begeisterte mich durch eine wunderbare Charakterisierung, eine spannende Handlung und mehreren Schichten eines absolut genialen Plans. Während mich im ersten Band vor allem Kaz, Nina und Matthias begeisterten, sind es hier Inej, Jesper und Wylan, deren Sichtweisen ich besonders gern verfolgte - wobei die anderen drei aber mitnichten zu kurz kommen. Tatsächlich sind die Rollen der einzelnen Charaktere sogar ausgewogener als im ersten Teil.

Sehr schön fand ich es auch, dass die romantischen Beziehungen zwischen den Charakteren eine größere Rolle bekamen, die Romanzen selbst aber weiterhin eine Nebenhandlung blieben. So hat die Romanze den Plot angenehm gewürzt, statt im Weg zu stehen.

Das einzige, was mir nicht ganz so gut gefiel, war das Schicksal von einem der Hauptcharaktere - in meinen Augen mutete es leicht unnötig an und hätte ebenso gut durch ein glücklicheres ersetzt werden können. Natürlich erwarte ich nicht, dass jeder Charakter sein Happy End bekommt, aber in diesem Fall hätte ich es gegenüber dem eigentlichen Ende bevorzugt.

Insgesamt genauso empfehlenswert wie der erste Band und ein schöner Abschluss der Duologie!

Das Lied der Krähen
576 Seiten

Für dreißig Millionen Kruge bekommt Kaz Brekker einen unmöglichen Auftrag: Er soll in das Eistribunal, ein ausbruchssicheres Gefängnis, einbrechen und einen gefährlichen Wissenschaftler daraus befreien. Zu diesem Zweck stellt er sich eine Truppe zusammen: Inej, das "Phantom" und seine rechte Hand; Nina, eine Magierin aus den Slums; Matthias, ein Verurteilter mit dem Verlangen nach Rache; Jesper, ein Scharfschütze und einer seiner treuesten Begleiter; und Wylan, ein Ausreißer mit einem Händchen für Sprengstoff. Zu sechst stellen sie einen Plan zusammen, um dieses unmögliche Ziel zu erreichen - nur, dass oft sie selbst es sind, die sich im Weg stehen ...

Ich habe diese wundervolle Duologie schon mehrmals gelesen und jedes Mal begeistert sie mich wieder. Die Charaktere, die zuerst durch ihre obengenannte Position vorgestellt werden, bekommen während des Romans unglaublich viel Tiefe und jeden einzelnen von ihnen schließt man früher oder später ins Herz. In diesem ersten Band der Duologie mochte ich vor allem Kaz und die Beziehung zwischen Nina und Matthias, aber auch Inej, Jesper und Wylan glänzten durch ihren dreidimensionalen Charakter.

Nicht zuletzt ist auch die Handlung unglaublich spannend, sodass man konstant mitfiebert und es genießt, die Charaktere mit verschiedenen Problemen umgehen zu sehen. Die eigentliche Handlung um den Einbruch ins Eistribunal beginnt zwar recht spät, gibt einem dafür aber genügend Zeit, die Charaktere kennenzulernen.

Den einzigen Wermutstropfen kann man verschmerzen: Das Alter der Charaktere in Zusammenhang mit ihrem Verhalten und ihrer Vergangenheit. Sie sind alle um die siebzehn, doch würde man als Leser niemals darauf kommen, weil sie alle viel erwachsener wirken, sodass ich es realistischer gefunden hätte, ihr tatsächliches Alter wenigstens um ein paar Jahre anzuheben.

Insgesamt absolut empfehlenswert für alle, die eine spannende Handlung, vielschichtige Charaktere und eine gut ausgebaute Welt lieben - mit anderen Worten: Für alle, die gerne Bücher lesen!

Der Orden des geheimen Baumes - Die Königin
544 Seiten

Ead ist zu Hause angekommen, beim Orden des geheimen Baumes. Doch sie ist nach wie vor fest entschlossen, ihrer Geliebten Königin Sabran zu helfen, so sehr die anderen Mitglieder des Ordens dagegen sind. Als sie ein geheimnisvolles Juwel entdeckt, das der Schlüssel zu allem sein könnte, sucht sie die Hexe Kalyba auf, um Antworten zu erhalten - und einen Weg zu Sabran zurückzufinden.

Auch Tané, Niclays und Loth, die anderen Sichtcharaktere, müssen sich neuen Problemen stellen: Tané will ihre gefangene Drachin befreien, Niclays will einen unsterblich machenden Baum finden und Loth muss ein Bündnis mit dem Herrscher des Ostens schmieden. Zu meiner Freude bekam vor allem Tané ab etwa der Hälfte des Buches mehr Screentime, was es leichter machte, eine Verbindung zu ihr aufzubauen.

Die Welt und die Handlung bleiben weiterhin komplex, wobei mir in diesem Band vor allem die Twists gefielen. Jedoch muss ich zugeben, dass die Geschichte insgesamt zu lang ist - es gibt in beiden Bänden Stellen, die problemlos hätten gekürzt werden können, weil sie letztendlich nicht relevant für die Handlung waren.

Die Handlung selbst war weiterhin gut und das Ende zufriedenstellend, doch muss man eindeutig eine Liebe für komplexe Fantasywelten mitbringen, wenn man diese beiden Bücher lesen will. Fühlt man sich schnell bei vielen Namen und Charakteren überfordert, sollte man lieber zu einem anderen Fantasyroman greifen. Doch versinkt man gerne in eine realistische und gut ausgebaute Fantasywelt, kann ich diese Duologie sehr empfehlen!

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
544 Seiten

Ead ist die Beschützerin einer Königin, die auf der Gegenseite steht. Loth ist ein frisch erklärter Botschafter mit einer gefährlichen Aufgabe. Tané ist eine Drachenreiterin, die die Anwesenheit eines Schiffbrüchigen für sich behält. Und Niclays ist ein verstoßener Arzt, der ebenjenem Schiffbrüchigen gezwungenermaßen Zuflucht gewährt.

Die vier Erzähler dieses Buches stellen uns eine komplexe, durchdachte Fantasywelt vor, weshalb recht viel Zeit mit dem Setup verbracht wird und die Handlung nur allmählich ins Rollen kommt. Dafür begeisterte diese Handlung mich umso mehr - gerade Eads Storyline und ihre Beziehung zu ihrer Königin Sabran fesselte mich am meisten. Die anderen drei Erzähler bekommen leider nicht ganz so viel Screentime, sind aber sympathisch genug, um ihre Geschichte weiterverfolgen zu wollen.

Es ist schwierig, ohne Spoiler zu sagen, wie alle vier mit den Problemen in ihrem Leben umgehen, aber der eigentliche Fokus lag meines Erachtens ohnehin auf der Welt - Samantha Shannon ist eine Meisterin des Worldbuildings und es hat mir Spaß gemacht, mich schlicht in dieser Welt zu verlieren und zu beobachten, wie die Hauptcharaktere in ihr leben. Wer einen dichten Plot erwartet, wird enttäuscht werden, aber wer sich gerne in andere Welten fallen lässt, kommt voll auf seine Kosten.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Anzahl an Personen/Namen, die unweigerlich im Buch vorkommen. Bei jeder Storyline brauchte ich zuerst eine Weile, um mir alle wichtigen Figuren zu merken.

Insgesamt konnte das Buch definitiv durch seine Komplexität überzeugen - wer über eine gut ausgebaute Welt lesen will, ist hier an der richtigen Adresse!

Fingerhut-Sommer
400 Seiten

In der tiefsten Provinz verschwinden zwei Mädchen und Peter Grant bekommt die Aufgabe, bei ihrer Suchaktion mitzuhelfen, weil die Vermutung nahe liegt, dass Magie mit im Spiel war. Unterstützung bekommt er dabei von Beverley Brook, mit der er das letzte Mal im ersten Band längeren Kontakt hatte. Verzwickter wird die Situation, als Lesley sich unerwartet bei Peter meldet ...

Insgesamt ein netter Fantasykrimi, bei dem es mir Spaß gemacht hat, Peters Suche mitzuverfolgen. Die Aufteilung des Buches in zwei Teile hat mir ebenfalls gefallen - normalerweise wäre das Ende des ersten Teils das Ende eines Buches, aber hier dient es dazu, die Handlung weiter auszubauen, was ich toll fand.

Was den Humor angeht, fiel mir diesmal nicht so viel auf, was ich aber nicht zwingend als Minuspunkt sehe. Insgesamt also ein netter Band und imho auf jeden Fall besser als der letzte ;)

Der böse Ort
400 Seiten

Das Finale des Buches war fantastisch - alles davor eher nicht. Ich muss sagen, dass ich die Handlung nicht besonders ansprechend fand und ich den Humor dieses Mal entweder nicht verstanden habe oder er nicht so witzig war wie in den vorherigen Teilen. Ich hatte zudem auch Schwierigkeiten, die verschiedenen Handlungsstränge und Kriminalfälle miteinander zu verbinden, wobei das aber auch an mir liegen könnte.

Insgesamt ein schwächerer Band, dafür aber mit einem lesenswerten Ende.

Ein Fluch so ewig und kalt
560 Seiten

Prinz Rhen von Emberfall ist verflucht. Er lebt in einer Art Zeitschlaufe und verwandelt sich an deren Ende in ein monströses Ungeheuer. Nur durch die wahre Liebe kann sein Fluch gebrochen werden. Rhens Kommandant Grey bringt ihm für seinen letzten Versuch ein Mädchen namens Harper aus Washington D.C., die ganz andere Sorgen hat, als die Märchenprinzessin zu spielen - bis sie sieht, wie schlecht es den Bewohnern Emberfalls geht. Während sie beschließt, ihnen zu helfen, muss Rhen sein Geheimnis vor ihr und allen anderen verbergen ...

Was wie eine ziemlich märchenhafte Handlung ohne Überraschungen klingt, entwickelt sich schnell zu einer wunderbar realistischen Interpretation davon. Im Fokus stehen die Beziehungen zwischen Rhen, Harper und Grey, wobei Brigid Kemmerer sich erfreulicherweise nicht nur auf die (sich sehr realistisch entwickelnde) Beziehung zwischen Rhen und Harper konzentriert, sondern auch auf die Freundschaft zu Grey, die beide teilen. Weil ich überhaupt nicht erwartet habe, neben dem Hauptpaar noch andere wichtige Beziehungen zu verfolgen, freute ich mich, dass auch anderen Freundschaften genügend Platz eingeräumt wurde. Zusätzliche Pluspunkte gibt es dafür, dass alle drei unglaublich sympathische Figuren waren!

Auch die Handlung begeisterte mich, vor allem, weil sie sich ab einem bestimmten Punkt überhaupt nicht so entwickelte, wie ich es vorhersah. Viel mehr kann ich leider nicht verraten, ohne zu spoilern, aber seid euch versichert, dass es sich bei diesem Roman definitiv nicht um eine einfache Interpretation von "Die Schöne und das Biest" handelt!

Der einzige Kritikpunkt besteht für mich in der Qual, die der arme Rhen erleiden muss. Harper sagt von ihrem Bruder Jake an einer Stelle, dass er so aussieht, als hätte das Leben ihn ein paar Dutzend Mal gegen die Wand geworfen, doch auf Rhen hätte diese Beschreibung noch besser gepasst. Ihm geschehen während des Romans so viele schlimme Dinge, dass es ganz schön am Realismus des Romans kratzte. Hier hätte die Autorin meiner Meinung nach eine Grenze ziehen sollen, weil es ab einem bestimmten Punkt schwer wurde, sich mit all seinem Leid zu identifizieren.

Davon abgesehen war der Roman allerdings hervorragend und hat meine Erwartungen in jedem Punkt um ein Vielfaches übertroffen. Ich kann das Buch jedem ans Herz legen, der sich besonders für die Beziehungen zwischen verschiedenen Charakteren interessiert und mal eine etwas andere Märchenfantasy lesen möchte :)

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
512 Seiten

Nach einer Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse befreit Prinz Alfehr, genannt Alfie, die schwarze Magie aus ihrem Gefängnis. Sie sucht sich in einem bösen Mann namens Ignacio einen Hort, dessen oberstes Ziel es ist, seine Ziehtochter Finn, eine Gesichtsdiebin, in seine Gewalt zu bekommen. Zusammen müssen Alfie und Finn zusammenarbeiten, um die schwarze Magie wieder einzusperren - was nicht leicht ist, weil die beiden unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie sie ihr Ziel erreichen sollen ...

Alfie und Finn waren fantastische Charaktere und ihre Dynamik hat mir außerordentlich gut gefallen. Obwohl der Antagonist klassisch böse ist, war die Handlung sehr spannend und ich habe mich mehr als einmal gebannt gefragt, wie Alfie und Finn gegen ihn ankommen sollen; das Finale war in diesem Sinne perfekt und hat schön gezeigt, wie die beiden sich im Verlauf der Handlung entwickelt haben.

Nur zwei kleine Kritiken gibt es: Zum einen wäre da die Kurzbeschreibung der Charaktere im Klappteil des Umschlags, die einige wichtige Dinge vorwegnimmt (und teils sogar falsch beschreibt) und auf die man getrost verzichten könnte; zum anderen wären da die spanischen Ausdrücke im Buch, wie "sí" und "entiendes". Da die Charaktere bereits Spanisch sprechen und wir ihren Dialog quasi "übersetzt" lesen, kam es mir reichlich sinnfrei vor, trotzdem regelmäßig spanische Wörter in ihre Unterhaltungen einzubauen.

Davon abgesehen ist das Buch ein toller Fantasy-Roman, der seine Magie kreativ umsetzt und über zwei wunderbare Protagonisten verfügt. Wer auf so etwas Wert legt, ist hier genau richtig!

Hush – Verbotene Worte
416 Seiten

Nachdem ihre Mutter umgebracht wird, gibt es für Shae nur ein Ziel: Sie will herausfinden, wer der Mörder ist und warum er es getan hat. Zu diesem Zweck reist sie zum Hohen Haus, wo die Barden das schriftliche Wort bewachen. Einer von ihnen ist der Mörder. Nebenbei stellt sich heraus, dass Shae selbst eine Bardin ist ...

Das Buch hat einen sehr angenehmen, flüssigen Schreibstil und setzt die eben erwähnte Haupthandlung gut um, aber leider zieht die unnötige "Romanze" zum unnahbaren Ravod das Buch ganz schön runter. Am Anfang streiten sie sich nur, Ravod blockt Shae stets ab und wettet sogar, dass sie höchstens eine Woche in ihrer Barden-Ausbildung durchhalten wird - aber natürlich fühlt sich Shae trotzdem zu ihm hingezogen, weil er so gut aussieht. Erst ab dem Punkt, als Ravod ihr Ausbilder und etwas sanfter wird, werden ihre Gefühle einigermaßen glaubhaft.

Shaes Beziehung zu ihrem Kindheitsfreund Mads, die am Anfang behandelt wird, gefiel mir dabei um einiges mehr; er ist für Shae da, als es kein anderer ist und riskiert sogar, dass seine Familie ihren Status verliert, als er Shae einen Antrag macht. Die beiden hatten trotz der Tatsache, dass Shae ihn nicht liebt, meiner Meinung nach mehr Chemie als Shae und Ravod.

Bei Shaes Ausbildung fand ich es im Übrigen ein wenig merkwürdig, dass ihre Gabe, gestickte Dinge in der Wirklichkeit erscheinen zu lassen, nie Anwendung fand. Stattdessen beschwört sie mit Worten und das Sticken nimmt eher eine Nebenrolle ein. Das ist hierbei jedoch kein Kritikpunkt, sondern nur etwas, das mir seltsam vorkam.

Zuletzt ist mir die Darstellung von Illusionen positiv ins Auge gefallen - mehrmals zweifelt Shae, ob sie gerade wahnsinnig wird und diese Momente waren außerordentlich gut beschrieben.

Insgesamt handelt es sich um einen recht gewöhnlichen Romantasy-Roman; wer so etwas gerne liest, ist hier also bestens bedient, alle anderen sollten lieber mit etwas anderem Vorlieb nehmen.