Als ich sie kennenlernte - Ich habe sie nie kennengelernt. Was ich für Kenntnis hielt, war Oberfläche. Sie hatte sich einen Charakter hingemalt, wie sie sich ein Gesicht malt, bevor sie am Abend aus dem Haus geht. (S.17)
Ein Werbetexter für Frühstücksmüsli verliert seinen Job, seine Freundin und mit ihr auch viel Geld. Trost findet er in der künstlichen Intelligenz, er beginnt mit ihr zu spielen. Und daraus entsteht plötzlich ein Roman, der hochgelobt wird. Mit dem Erfolg des Buches, welches schnell ein Bestseller wird, kommt er aber auch zunehmend in Gefahr...
Lewinsky schreibt nicht nur über die künstliche Intelligenz und geht der Frage nach, welche Bedeutung sie in Zukunft haben könnte bezüglich dem klassischen oder eben auch literarischen Schreiben, er nutzte die künstliche Intelligenz auch effektiv, um dieses Buch zu schreiben. Alle Passagen, die im Roman von der künstlichen Intelligenz geschrieben worden sind, stammen auch in Wirklichkeit von ChatGPT (in kursiver Schrift gedruckt). Das macht den Roman sehr lebendig. Mich hat die Geschichte von Anfang an gepackt! Sehr unterhaltsam, mit viel Humor und Spannung. Gelesen war es super zügig. Eine grossartige Idee (sage ich als KI-Skeptikerin...)! :) Wehrmutstropfen: Manchmal sind die KI-Passagen etwas zu langatmig, die eine oder andere Stelle hätte Lewinsky durchaus kürzen können, finde ich.
Im Grunde ist es ganz einfach. Ich verlasse dich. Drei Wörter, die jeder Mensch begreift. Es genügen drei Wörter und alles ist getan. Man muss sie bloss aussprechen. Ich bin erstaunt, dass es so einfach ist. Und noch etwas erstaunt mich. Der Satz ist genauso kurz wie der, den ich am Anfang unserer Geschichte gesagt habe. Am Anfang habe ich zu dir gesagt: Ich liebe dich. Drei Wörter am Anfang, drei Wörter am Ende. Wie es aussieht, lässt sich das Wichtigste im Leben mit sehr wenigen Wörtern sagen. (ab 00:00:29)
Ich dachte an meinen Vater. In meiner Kindheit hatte er mir erklärt, Hausarbeit sei die unproduktivste aller Arbeiten. Anstatt etwas zu erschaffen, stelle sie nur immer wieder den Ausgangszustand her. (ab 02:19:46)
Eine Frau möchte ihren Mann verlassen und sie blickt auf ihre gemeinsamen Jahre zurück, beginnend mit dem Moment, wie sie sich zum ersten Mal treffen, noch zu DDR-Zeiten. Zu Beginn ist das Feuer der Liebe in jedem Satz zu spüren, mit den Jahren nimmt die Leidenschaft allmählich ab und die Alltagsroutine holt die beiden ein. Nach den aufregenden Studienjahren und Auslandjahre kommt der Berufsalltag, kommen die Kinder. Die Entfremdung des Paares passiert schleichend, noch lang schreibt sie von ihrer Besessenheit zu ihrem Mann.
Die Autorin lässt die Protagonistin in der Ich-Person erzählen, es wirkt dabei, als würde eine Freundin vor einem sitzen und ihre Geschichte anvertrauen. Es sind Alltäglichkeiten, die passieren. Aber genau darum fühlte ich mich der Protagonistin auch nah. Ich mochte das Buch.
Wonach schmeckt das Paradies? Ava sucht auf ihrer Zunge. Fährt mit ihr langsam durch den Mund. Blue Gelato und Pussy. (S.9)
ava sucht die nähe ehrgeizig rastlos unermüdlich bis sie sie findet und vergisst warum sie überhaupt danach gestrebt hat diesem drückenden ding (S. 178)
Ava hat ihr Date Robin zuhause, es ist Freitagabend. Plötzlich klingelt es, Delia und kurz darauf Silvia treffen ein. Delia, um ihr vergessenes Handy abzuholen und Silvia, um Ava wegen ihres Ghostings zur Rede zu stellen. Ava wird es zu viel mit ihren drei Liebhaber:innen, die sich zum ersten Mal sehen, und sie flüchtet kopflos aufs Dach des Hochhauses, wo sie wohnt. Die drei anderen folgen ihr, die Tür zum Dach fällt zu sie sind ausgesperrt. Und niemand hat ein akkugeladenes Handy dabei... Genug Zeit also, um sich auszusprechen und klärende Gespräche zu führen bzw. mit Anschuldigungen um sich zu werfen. Im Buch geht es sehr fest um queeres Begehren. Hengameh Yaghoobifarah spielt dabei immer wieder mit der Sprache, mit den gedruckten Zeichen, denen Hengameh teilweise sehr viel Platz schenkt auf dem Papier, unkonventionell in Szene setzt. Ich sah immer wieder Parallelen zum Blutbuch von Kim de l'Horizon, was mich teilweise etwas ärgerte, weil ich Hengameh Nachahmung unterstellte - zu dem ich aber sicherlich kein Recht habe. Die Geschichte ist explosiv, aufgeladen, teilweise gar schwindelerregend, amüsant, erfrischend. Manchmal empfand ich den Plott etwas zu fest hergeholt und wieso am Ende auch noch Avas Vater auftauchen muss, habe ich nicht verstanden bzw. fand ich überflüssig.
Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie in jeder Hinsicht für völlig unscheinbar. Um ehrlich zu sein, fand ich sie bei unserer ersten Begegnung nicht einmal attraktiv. Mittelgross, ein Topfschnitt, irgendwo zwischen kurz und lang, gelbliche unreine Haut, Schlupflider und dominante Wangenknochen. Ihre farblose Kleidung zeugte von ihrer Scheu, etwas von sich preiszugeben. [...] So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestossen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten. (S.7)
Das Leben ist schon seltsam, denkt sie sich nach einem Lachanfall. Egal, was passiert, selbst nach einem schrecklichen Ereignis isst man, trinkt man, geht auf die Toilette, wäscht sich. Kurz, das Leben geht weiter. Manchmal amüsiert man sich sogar. (S.175)
Yeong-Hye beschliesst nach einem Traum, kein Fleisch mehr zu essen und sich nur noch pflanzlich zu ernähren. Für ihren Mann, ihre Eltern sowie ihre Schwester ist dies unverständlich und kommt einer Katastrophe gleich. Sie versuchen, sie umzustimmen, erklären sie für gestört. Doch Yeong-Hye hält ihrem Entscheid fest und ihre Rebellion wird immer radikaler. Bis sie letzlich gar nichts mehr isst und sich immer mehr als Pflanze fühlt, ein Baum sein will.
Die Geschichte ist in drei Kapitel unterteilt, jedes Kapitel wird aus einer anderen Perspektive erzählt. Das erste Kapitel fand ich super, aus Sicht ihres Mannes geschrieben. Ab dem zweiten Kapitel, in dem ihr Schwager eine grosse Präsenz hat, wird es ziemlich bizarr, im dritten Kapitel, in dem ihre Schwester begleitet wird, fand ich den Zugang zur Geschichte dann wieder eher. Spannend in diesem Teil fand ich, wie auch immer mehr über die Vergangenheit von Yeong-Hye und ihrer Schwester zu tage kam. Ich kenne mich zuwenig über die gesellschaftlichen Strukturen in Südkorea aus, ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Relevanz des Buches in Südkorea um einiges gewichtiger ist, die von Yeong-Hye ausgehende Widerstände und Rebellion stärkere Auswirkungen haben.
Wir fanden es irgendwann einfach uncool, Kopfhörer zu tragen, nicht nur, weil nichts mehr in ihnen ankam, was sie genau betrachtet relativ nutzlos machte. Sondern auch, weil wir alles um uns herum viel klarer und deutlicher ohne sie wahrnehmen konnten. Es fühlte sich an, als hätten uns vorher unsichtbare Wattepfropfen von der Aussenwelt abgeschottet, und die wären nun eben entfernt worden.
Die Geschichte spielt in naher Zukunft, Musik wurde verbannt und gilt verboten, ein Störgeräusch namens „der weisse Lärm“ ist allgegenwärtig. Karen bewirbt sich für ein WG-Zimmer bei den Brüdern Lambert und Ezra. Es stellt sich heraus, dass sie in ihr nicht nur eine Mitbewohnerin, sondern auch ein Bandmitglied suchen. Mit ihrer neugegründeten Band wollen sie an einem Wettbewerb teilnehmen. Bisher existiert aber nur der Bandname PUNK.
Ich habe selten so wenig verstanden in einem Buch wie in diesem. Der Klappentext fand ich sehr spannend, die Geschichte schien vielversprechend. Doch ich wurde nicht warm mit dem Schreibstil und auch nicht mit den Figuren, mit der Geschichte insgesamt. Karen scheint alles zu wissen und für jedes Problem eine (bzw. DIE) Lösung zu haben, die Jungs sind total schräg, faseln rum und handeln, was alles irgendwie null Sinn ergibt. Für mich war das leider verlorene Zeit.
Die Müdigkeit ist zu einem Hintergrundgeräusch geworden, einem Dauerbrummen. [...] Und wer zu den Schlafenden gehört, weiss gar nicht, wie lang die Nächte in Wahrheit sind. Das ist Wissen, das die Schlaflosen teilen (bei ca. 1:17:00)
Helene ist Mutter von drei Kindern. Eines Abends steht sie während dem Abendessen mit der Familie auf, geht zum Balkon und springt. Der Schock, die Trauer, die Überforderung ist gross. Sarah, Helenes beste Freundin, springt für sie ein und übernimmt die Kinderbetreuung, den Haushalt. Johannes, Helenes Mann, nimmt Sarahs Hilfe dankbar an und entzieht sich seiner Verantwortung, selbst für die Familie zu sorgen. Die 15 jährige Lola, Helenes älteste Tochter, versucht durch Kampfsport, mit ihren Emotionen, ihrer Wut - die nicht nur gegen den Suizid ihrer Mutter, sondern besonders auch gegen das Patriarchat gerichtet ist - zurechtzukommen. Mit drei feministischen Freundinnen zusammen beginnt sie, sich bei Männern, die Frauen jemals unrecht getan haben, zu rächen.
Die Autorin kritisiert mit dem Buch ganz klar die patriarchalischen Strukturen, die sich hartnäckig in unserer Gesellschaft halten. Die unbezahlte Care-Arbeit, die noch immer hauptsächlich von Frauen verrichtet wird und kaum eine Wertschätzung erhält. Die Gefahren, denen Frauen noch immer ausgesetzt sind und die so oft von Männern ausgehen. Die Wut, die in diesem Buch steckt, schwappt beim Lesen über. Ein wichtiges Thema in eine tolle, packende Geschichte verpackt. Manches mag vielleicht überzeichnet sein, aber darum geht's nicht. Auch wenn Lolas Racheakt mit ihrer Frauengruppe realitätsfremd scheinen mag, der Gedanke daran gefällt.
Im Gegensatz zu ihrer Freundin [...] hielt sich Seon-suk lieber an ein erfrischend einfaches Sprichwort: Menschen ändern sich nicht. Oder etwas poetischer formuliert: Ein Lumpen bleibt ein Lumpen, so oft man ihn auch wäscht. (S.102)
"Bob Dylans Grossmutter soll zu ihm einmal gesagt haben: 'Das Glück liegt nicht auf der Strasse, die man irgendwohin geht, sondern es ist die Strasse selbst. Und sei freundlich zu allen, die dir begegnen, denn sie alle haben hart zu kämpfen.' " (S.165)
Frau Yeom kaufte sich mit dem Erbe ihres verstorbenen Mannes einen 24-Stunden-Laden in Seoul. Nachdem ihr am Hauptbahnhof der Geldbeutel gestohlen wurde und sich kurz darauf ein Obdachloser, Dok-go, mit dem Fundstück bei ihr meldet, möchte sie sich bei ihm erkenntlich zeigen und stellt ihn als Nachtwärter im Laden an. Dank Frau Yeom findet Dok-go den Weg zurück ins normale Leben. Im Laden begegnen sich täglich die verschiedensten Menschen. Alle tragen ihre eigene Sorgen mit sich. Dok-go zeigt ein sehr gutes Gespür für die einzelnen Personen und so gelingt es ihm, vielen von ihnen neue Hoffnung zu schenken.
Ein Buch fürs Gemüt, herzlich, warm und voller Hoffnung. Schnell gelesen, leicht fürs Herz.
Der Wald hinter uns dunkel, über uns Mond, alles silberfarben, alles todesschön. Wenn du ein Moment wärst, Jella, dann wärst du dieser, flüstert Yannick, und ich muss lachen, sage: Ach, du spinnst! Kann aber nicht aufhören zu lächeln, weil es mir so gefällt. (S.7)
Und während ich da so malerisch liege, denke ich an meine Freundin Shelly, die immer einen Trick hatte, wenn etwas ganz Schönes ganz klein war, so klein, dass es in der Erinnerung womöglich durchrutschen könnte, aber eben so schön, dass es bleiben sollte - […] - dann sagte sie: Schau dir das zehn Sekunden lang an und dann schliess die Augen für nochmal zehn. Ich schwöre dir, du wirst diesen Moment niemals wieder vergessen. Und ich schau auf den silbrigen See, zähle im Kopf bis zehn, schliesse die Augen und zähl noch einmal, fühle dabei alles in mir nach: Mond, Pappeln, Wind. […] Später in der Erinnerung wird es noch viel schöner und silberfarbener sein als jetzt […]. Es wird die schönste Version dieses Moments sein, vollkommen schön, wie altes Hollywood, mit Himbeerbrause. (S.8-9)
Ein Coming-of-age Roman über Jella, die mit Yannick zusammenkommt und alles scheint wunderbar. Bis sie zusammenziehen und jeder Streit lauter und gewaltvoller wird. Bis es ausartet und sie plötzlich wieder bei ihrem Vater in ihrem Kinderzimmer landet. Mit einer Anzeige gegen Yannick. Dabei immer wieder Rückblick, wie Jella ihre ersten Erfahrungen mit Männern erlebt, wie sich ihre Beziehungen mit ihren Freundinnen entwickeln. Wie sie ihr Frauwerden durchlebt.
Ein sehr ehrlicher, manchmal kaum zu ertragender Roman, der immer wieder aufschrecken lässt, bedrohlich wirkt und wieder Hoffnung aufblühen lässt. Ein Roman zum Mitleiden, in einer sehr schönen Sprache.
Er konnte stolz darauf sein, dass bis jetzt, trotz aller Auseinandersetzungen, niemand durch ihn zu Tode gekommen war. Nichts ist schöner, als ein Mensch zu sein, der bisher niemanden getötet hat. (S.45)
Beim Grab unserer Liebenden, wir sind nichts als ein Haufen gutgläubiger Schafe. Männer sind die einzigen Tiere auf dem Planeten, die sich für klug halten, und deshalb sind sie hirnloser als jeder Wurm. (S.63)
Höflich sagte er zu Sausan: "Sausan, ich habe vor der Grösse der Welt sehr viel Angst. Ich gehöre eher zu den Menschen, die diese Stadt bevorzugen, und will nicht weit von ihr leben." "Jedes Herz, das die Welt nicht in ihrer vollen Grösse gesehen hat, bleibt arm", erwiderte Sausan. (S.104)
Sausan ist ein junges Mädchen, krank, schwach, mit blasser Haut. Da Sausan zu schwach ist, ihr Dorf zu verlassen, verbringt sie tagtäglich in der Hausbibliothek ihres Vaters und entdeckt die Welt durch die Bücher. Was die anderen Frauen der Stadt nicht verstehen, dass sie auf Männer eine enorme Anziehung hat. So kommt es auch, dass ihr gleich drei Männer einen Heiratsantrag machen. Diesen Männern gibt sie folgende Aufgabe: Jeder von ihnen muss für acht Jahre verreisen und mit einhundert verschiedenen Vögeln aus aller Welt zurückkehren. Bei ihrer Rückkehr werde sie sich entscheiden, ob und wen sie von ihnen heiraten werde. Mit dieser Aufgabe rettet Sausan die Männer vor dem anhaltenden Krieg im Land und erhofft sich viele Geschichten aus der Ferne und die Welt damit zu sich zu holen.
Als ich den Klappentext gelesen hatte, stellte ich mir gleich vor, das Buch habe Ähnlichkeit zu Rafik Schamis "Erzähler der Nacht". Leider habe ich mir da falsche Vorstellungen darunter gemacht, was mich etwas enttäuschte (war mein Fehler). Ich mochte die Geschichte mit dieser Aufgabe, war gespannt darauf, was die drei Männer erlebten und für wen sie sich entscheiden wird. Leider wurde im Buch gar nicht so viel über die Reisen der Männer berichtet, die Geschichte fand fast ausschliesslich im Dorf von Sausan statt, was währenddessen mit ihr und dem Dorf, dem Krieg passiert. Mich störten die vielen Wiederholungen der Geschichte, vieles wird nicht nur ein- sondern gleich mehrere Male erwähnt, was überhaupt nicht nötig wäre. Das Buch wäre ein paar Seiten schlanker nicht weniger lesenswert, im Gegenteil. Auch empfand ich die Sprache teilweise sehr holprig, ich vermute mal, dass es an der Übersetzung liegt. Ansonsten habe ich es gerne gelesen.
"Aber haben Sie nicht eben gesagt, dass Sie immer von einem eigenen Laden geträumt haben, in dem Sie den Kaffee selbst zubereiten?" wandte ich ein. "Wenn Träume in Erfüllung gehen, wird es real. Ich aber bleibe bei meinen Träumen", erwiderte der Master mit schwärmerischen Blick. (S.14)
Eine Geschichte in 12 Episoden, die im Café Marble mit dem jungen Kellner Wataru beginnt. Er ist entzückt von einer Stammkundin, die jeden Donnerstag um dieselbe Zeit an denselben Tisch sitzt, einen Kakao bestellt und Briefe in englischer Sprache schreibt. Manchmal lächelt sie, manchmal weint sie. Wataru fragt sich, an wen diese Briefe wohl gerichtet sind. In jeder Episode spielt eine andere Person die Hauptrolle und alle sind sie irgendwie miteinander verwoben. Bis die Geschichte in der 12. Episode wieder im Café Marble endet. Es geht ganz fest um die Suche nach dem eigenen Glück, um Freundschaften, um die Liebe.
Ein Wohlfühlroman, ein Buch fürs Herz. Mir war es ein bisschen zu kitschig, zu vorhersehbar, wohin es mit den einzelnen Personen geht, zu konstruiert.
Ich schliesse wieder die Augen. Meine schauspielerischen Fähigkeiten sind nicht so ausgeprägt, wie ich sie gerne hätte, aber ich habe festgestellt, dass man das ausgleichen kann, indem man die meiste Zeit mit geschlossenen Augen herumsteht und viel raunt und flüstert. (S.9)
Berenice verdient ihr Geld als "Pferdeflüsterin". Sie wird von Pferdebesitzer:innen gerufen, wenn mit ihren Pferden etwas nicht stimmt und dann tritt sie telepathisch mit ihnen in Kontakt. So behauptet sie das auf jeden Fall, denn eigentlich ist sie nur eine Hochstaplerin und verdient mit ihren Lügen leichtes Geld. Bis sie plötzlich, nach einem Sturz auf den Kopf, tatsächlich mit einem Pony sprechen kann. Dieses beauftragt Berenice dann auch, ein verschwundenes Pferd aufzuspüren...
KEIN PFERDEROMAN steht als Untertitel auf dem Cover. Dem widerspreche ich. :) Ich bin und war noch nie ein Pferdemädchen, nichtsdestotrotz hat mich dieser Roman aber bestens unterhalten und amüsiert. Und nebenbei habe ich noch einiges aus der Welt der Pferde gelernt.
How ridiculous, how callous and absurd to expect perfection from a child. He was only eight years old, unaware of what ‘proper’ behaviour entailed. But, as she put out the light in the room, having managed to subdue his tears and put him to sleep, she wished he would be a little more conventional. (S.14)
‚It‘s one thing to love a child, but it’s an entirely different thing for the same child to feel loved. The boy is young. He‘ll get a lot of ‚buts‘ in his lifetime. A home is the last place a child should feel conditionally loved.‘ (S.153)
Eine Coming-of-Age Geschichte über einen homosexuellen Jungen in Nigeria. Nachdem sein Vater ihn in einem innigen Moment mit Vaters Lehrling erwischt, wird er in ein strenges christliches Internat geschickt und der Lehrling verliert seine Stelle.
Das Buch gibt Einblick in das homosexuellenfeindliche Nigeria. Es ist erschütternd und macht traurig und wütend zugleich. Ein mutiges Buch, in einer schönen Sprache.
Viele Jahre lang habe ich jeden Monat aufs Neue die erste Periode bekommen, weil ich nach jeder Blutung verdrängt habe, dass mein Körper das kann. (S.16)
Seitdem ich denken kann, wird mein Körper bewertet. Ich habe diese Stimmen verinnerlicht, und ich werde sie nicht los, auch heute nicht. Es schmerzt mich, wie viel Zeit ich damit zugebracht habe und zubringe, darüber nachzudenken, was an meinem Körper alles nicht richtig ist. (S.60)
Eine wenig ältere Kollegin [...] äusserte neulich ihr Unverständnis dafür, dass viele Frauen mit ihrem Aussehen und dem Altern hadern. Die Fixierung auf den eigenen Körper finde sie eindimensional und uninteressant. Als wäre das selbst gewählt, als wäre das etwas, das wir uns im Kapitalismus aussuchen könnten, denke ich, und dass es wenig gibt, was ich mehr verachte als das Beschämtwerden durch eine andere Frau. (S.62-63)
Denn ich feiere zwar die Frauen, die auf Instagram ihre nicht normschönen Körper zeigen, aber ich denke auch immer wieder, wenn ich besipsielsweise einen von Schwangerschaftsstreifen marmorierten Bauchlappen über das Bündchen eines Stringtangas hängen sehe: Hey, ja, cool, ja, das ist irgendwie empowernd, dass du das machst, aber ICH will nicht so aussehen. Und dann sehe ich die Frauen mit den haarigen Beinen und den haarigen Oberlippen und der Cellulitis unter der Radlerhose und denke, hey, ja, cool, ABER ICH WILL NICHT SO AUSSEHEN. Und dann komme ich mir wie ein Arschloch vor, weil ich das denke. Und dann komme ich mir wie ein Loser vor, weil ich es immer noch nicht geschafft habe, diesen ganzen Mist zu überwinden und meinen Körper zu lieben, wie er ist. (S.64-65)
18 Autor*innen schreiben anonym in Form eines Kollektivromans über die Weiblichkeit, über das sexuelle Begehren, die Beziehung zum eigenen Körper, das Altern, aber auch über sexuelle Gewalt und Suizidversuche.
Mit sehr viel Neugier und Interesse habe ich mich durch diesen Roman, diese verschiedenen Kapitel, gelesen. Erschütternd, von wie vielen Autorinnen sexuelle Gewalt thematisiert wurde, von wie vielen Autorinnen die Selbstbeziehung als schwierig dargestellt wurde und welche Kindheitsereignisse zu dieser angeknackten Selbstbeziehung führten. Einerseits tröstlich zu lesen, dass das eigene Erlebte auch das Erlebte vieler anderen Frauen* ist. Aber eben auch erschütternd. Klingt jetzt sehr destruktiv, aber der Roman hält auch sehr viel Lustiges, Anregendes bereit. Nicht alle Kapitel haben mich aber gleichermassen angesprochen, manchmal war es mir auch etwas zu langatmig.
Wobii si dem jo nie so gsäit het: Konscht. D Sabin het emmer gsäit, me söli dem Onderhaltig säge. Wel Onderhaltig: Do verschtöchid alli öppis dronder. Konscht sig komplizierter, het d Sabin gsäit, aso nome scho s Wort sig komplizierter. Das häig e theroetische Rocksack, das Wort. Das sig huere vag, do chönn me nächtelang dröber schtriite, was das öberhaupt bedüüti: Konscht. Ond so Wörter wod Filosof*inne scho set es paar tuusig Johr dröber schtriitid, was si äigentlech bedüütid, die sött me am beschte gar ned ersch is Muul näh, het d Sabin gsäit. Und Kultur au grad. Velecht sogar no schlemmer, het sie gfonde. Wemme dem Kultur sägi, was me macht, häig me näb dene Definizionsproblem au grad no Abgränzigsproblem e alli Rechtige. (S. 10)
Was, gloge? Lüge chasch nomen öber d Vergangehäit oder öber d Gägewart. Wennd öber d Zuekonft Züügs erfendsch, de esch das ned lüge, denn esch das Storitelling. (S. 28)
Zwei junge Frauen gründen einen Verein, den "Polifon Pervers" und steigen damit in die Unterhaltungszene ein. Auf eine Theatervorführung folgt die nächste, mit dem Erfolg wachsen die Ideen, ihre Vereinsarbeit weiter auszubauen und so wächst auch ihr Team. Und plötzlich arbeiten sie mit Drogendealern zusammen, eignen sich die Kunst der Geldwäsche an und kommen damit erstaunlich weit...
Schon lange habe ich keinen Roman mehr in Mundart gelesen, entsprechend schwer fiel es mir zunächst, dem Luzernerdialekt zu folgen. Aber, daran gewöhnt es sich schnell. :) Ich konnte das Buch kaum auf die Seite legen, die Geschichte ist so unterhaltsam und mitreisssend erzählt. Ich musste immer wieder schmunzelnd oder gar laut auflachen ab dem sehr originellen Plot. Eine sehr erfrischende Lektüre!
Die junge Takako steckt in einer Lebenskrise. Ihr Freund, der am selben Ort arbeitet, verkündete ihr nämlich, dass er eine andere heiraten wird (sie war für ihn offensichtlich nur eine Affäre). Sie trennt sich von ihm und auch vom Job muss sie weg. Ihr Onkel bekommt das mit und schlägt ihr vor, bei ihm unterzukommen. Er bräuchte Hilfe in seinem Antiquariat. Sie willigt ein, auch wenn sie (die gar nicht liest) eigentlich nicht begeistert von dieser Idee ist. Im Antiquariat kommt sie langsam wieder zu Kräften und entdeckt auch die Liebe zu Büchern.
Ein Wohlfühlroman für's Gmüet, eine Geschichte, in der eigentlich gar nicht so viel passiert, die einem aber konstant sanft umarmt. Ich fand's nett, aber auch nicht mehr.