Sie wirft einen Blick auf den Bildschirm und dann wieder auf dich und fährt fort: Was ich hier sehe, ist ein konsequentes Fehlen von Schmerzmanagement und Unterstützung. Das hier - sie zeigt auf den Bildschirm - nennt mir alle Fakten über ihre Endometriose, aber ich musste von ihnen selbst erfahren, wie Sie sich dabei gefühlt haben und wie es Ihr Leben beeinflusst hat. Du holst tief Luft und antwortest mit wackliger Stimme: Manchmal kommt es mir vor, als würde mein ganzes Leben daraus bestehen. (S.189)
Genau so fühlte ich mich mit dieser Krankheit auch. Und gleichzeitig fühlte ich mich damit so alleine, weil es Jahrzehnte dauerte, bis endlich eine Diagnose im Raum stand, ich bis dahin dachte, dass nur mein Körper kaputt ist und darüber reden nie eine Option war. Endlich ein Buch, in dem Endometriose und Menstruieren im Allgemeinen thematisiert werden. Ein Buch, mit dem ich mich so oft identifizieren konnte und ich genau wusste, wie gross der Leidensdruck der Hauptfigur ist. Es geht aber noch um viel mehr, um eine tiefe Freundschaft, die langsam zu bröckeln beginnt, über Beziehungen, eine unerwiderte Liebe, das Hadern mit der Erwachsenenwelt, Alkoholmissbrauch. Mir hat sehr gut gefallen, wie schonungslos die Autorin über all das berichtet, in einer ansprechenden Sprache.
Wie bei jedem seiner Besuche seit dem vergangenen Frühjahr - seitdem sie durchs Watt spaziert waren, seitdem sie einander alles erzählt hatten, worüber sie sonst zu keinem sprachen - sagte Johann im Dunkeln, wie um ihr Zusammensein zu beschwören: "Jetzt noch acht Tage und später für immer." (S.25)
Johann Meinert, Soldat bei der Luftwaffe, desertiert Anfang 1945 und versteckt sich bei seiner Tante und seinem Onkel in einem Heuschuppen und wartet und hofft auf das Ende des Krieges. In Gedanken ist er stets bei seiner Frau Emmy, die mittlerweile ihr gemeinsames Kind auf die Welt gebracht haben sollte. Plötzlich steht Frieda, ein 17jähriges Mädchen aus der Nachbarschaft, im Heuschuppen. Wenn sie ihn verrät, ist es mit ihm vorbei.
Eine fast wahre Geschichte über den Grossvaters des Autors. Ein berührender Roman. Und doch hat er mich nicht genug eingenommen.
sie hat gewalt und schläge gehasst, und ich meine wirklich gehasst, und trotzdem hat sie stundenlang mit mir trainiert, hat gelacht, gegrinst, ihr warmes lachen ist zwischen den wänden hin und her, ich war sechs, dann sieben, dann acht, und sie meinte, wart nur ab, mein junge, du wirst sie auf die bretter schicken, und deshalb hat es ein bisschen zu krass wehgetan, als sie krank wurde, denn sie war immer die starke (S.43)
[...] ich hatte bestimmt zwanzig [arme ritter], vielleicht mehr und ich spür die immer noch in meinem bauch, wenn es windig ist oder wenn ich zum bus laufe, sie hat gefragt, willst du noch einen, und ich hab ja gesagt, und dann hat sie nochmal gefragt, unendliche male, denn aus irgendeinem grund wurden die armen ritter nicht weniger und ich bekam nicht genug, und das war ein ziemlich guter moment, der hat sich in meinem hirn festgesetzt und in meinem herz und ich weiss bis heute nicht, was sie in die matsche reingemacht hat, ob das zucker war oder kardamom oder ecstasy oder liebe (S.50)
aber ich komm schon klar bruder, das weisst du, es ist nur so, mama ist eigentlich die stärkste, die ich kenne, ich schwöre, aber vielleicht hat sie ein bisschen mehr baggage abgekriegt als sie tragen kann (S.59)
[...] wenn ich kinder krieg, ich schwöre, dann wird alles anders, die werden niemals in so einer scheisse aufwachsen wie wir, ich werd ne richtige wifey haben, versteht ihr, eine richtig gute seele, und dann sag ich, ich werd aufpassen, dass vorher alles geregelt ist, dass meine kids ein haus erben, versteht ihr, keine narben (S.151)
was ist schlimmer, langsam sterben, wie eine blume, die verwelkt, oder plötzlich ohne vorwarnung, wie ne bombe, die die welt in chaos sprengt, scherben und staub und klingeln in den ohren (S.214)
Oliver Lovrenski schreibt in seinem autobiografischen Roman über vier Jungs mit Migrationshintergrund, die in Oslo aufwachsen und auf die schiefe Bahn geraten. Drogen, Gewalt, Kriminalität.
In einer rastlosen, getriebenen (Slang-)Sprache zeigt der Autor eine ebensolche Jugend, von vermeintlich sehr harten Jungs, die sich aber überraschend oft auch sehr verletzlich und zart zeigen, gerade wenn es um ihre Familie, besonders ihre Grossmütter, geht. Es ist eine brutale Welt, die gezeigt wird, sie erschüttert.
Das Buch ist in kleinen bis sehr kleinen Kapiteln verfasst, ausschliesslich in Kleinbuchstaben, die Sätze werden nicht mit Satzzeichen beendet, manchmal aber mit Emojis. Aussergewöhnlich, neu, manchmal befremdlich und dennoch durchgehend sehr poetisch. Der Glossar am Ende des Buches hilft nur begrenzt, alle Slang-Ausdrücke zu verstehen, er hätte durchaus umfangreicher sein können.
Mir hat das Buch sehr gefallen, auch wenn ich es zunehmend anstrengend fand zu lesen (besonders die Kleinschrift, die fehlenden Satzzeichen). Mein Auge ist dies nicht gewöhnt. :)
Selbst nach langem Betrachten war es unmöglich, von den Hüllen der Platten auf die darin enthaltenen Töne zu schliessen. Wir glaubten ohnehin nicht, dass es möglich war, sich ein Bild von Tönen zu machen. Das, was wir sahen, wenn wir die Töne hörten, war ganz gewiss und doch unbeschreiblich. (S.9)
Unter Liedermachern kursiert das schöne Gerücht, dass sich in jedem neuen Stück eine wahrsagerische Spur befindet. Wir können an dem, was wir schreiben, entziffern, was als Nächstes in unserem Leben passiert. Die Heuchelei beginnt da, wo wir genau das schreiben, von dem wir wollen, dass es geschieht. Strategischer Missbrauch bringt den prophetischen Brand zum Ersticken. (S. 75)
Ein Mädchen und ihr bester Freund "Niemand" wachsen als Kinder von Diplomateneltern auf. Ihre Kindheit ist geprägt von regelmässigen Umzügen in andere Städte und Länder. Musik spielt bei beiden eine sehr grosse Rolle. Im Älterwerden verändert sich ihre Freundschaft.
Jedem Kapitel folgt ein Einschub über das Bergvolk der Walserinnen, von dem auch Sophie Hunger und die Mädchenfigur im Roman abstammt. Meistens ist auch noch eine Illustration einer Frauenfigur abgebildet (ich nehme an, von Sophie Hunger gezeichnet), bevor das neue Kapitel beginnt.
Ein sprachlich anspruchsvoller, sehr poetischer Roman, melodiös, voller Musik. Oft verwirrend. Ist Niemand eine wirkliche Person oder ein fiktiver Freund? Diese Frage stellte ich mir immer wieder. Die Exkurse über das Volk der Walserinnen waren zwar spannend, mich störten sie aber sehr, sie hemmten den Erzählfluss des Romans, warfen mich jedes Mal aufs Neue aus der Geschichte.
Die Fortsetzung von "Frau Yeoms kleiner Laden der grossen Hoffnungen".
Die Supermarktleiterin des 24-Stundenladen "Always" sucht eine Person für die Nachtschicht. Guen-bae wirkt zwar sehr komisch, doch sie kann nicht wählerisch sein und stellt ihn ein. Er eckt bei allen Menschen an, aber auf Dauer entdecken diese sein Feingefühl und seine Gabe, anderen zu helfen.
In jedem Kapitel spielt eine andere Rolle die Hauptrolle. Die Personen aus dem 1. Band tauchen auch auf, wenn auch nur noch nebenher. Der 1. Band hatte für mich noch so seinen Reiz, dieser Band konnte mich leider gar nicht überzeugen. Zu viele Figuren, zu denen ich keine Beziehung aufbauen konnte. Und oft langweilte mich die Geschichte. Die Figuren handelten mir teilweise auch sehr unglaubwürdig. Schade.
Und wer nicht in einer Geschichte enden will, soll halt keinen Scheiss anstellen. (S.7)
Wir müssen eine Identität nicht komplett verstehen, um ihre Existenz anzuerkennen. Wir müssen einen Menschen nicht vollkommen verstehen, um ihn zu respektieren. [...] Ich kenne die Zahl Pi nicht auswendig. Ich kenne die Zahlen hinter der Kommastelle nicht alle. Pi überfordert mich. Ich erkenne trotzdem an, dass Pi existiert. (S.51)
Als wäre der Verstand etwas anderes als die Gefühlswelt. Als wäre nicht all unser Wissen von unseren Gefühlen geprägt. Als wäre die Wahrheit irgendwie wahrer, wenn wir nur möglichst wenig fühlen. Sich ein dickes Fell zuzulegen, ist so eine verkorkste Strategie, die Welt auszuhalten. Ich bin doch nicht Feministin geworden, um weniger zu fühlen. Sondern um mehr zu fühlen. (S.174)
Wer zu einer Prüfung geht mit der Angst. keine Bestnote zu erreichen, funktioniert anders als eine, die im Frieden mit der Vorstellung ist, knapp zu bestehen. Erlaube dir selbst Mittelmässigkeit. Die anderen dürfen auch. Wir dürfen das auch. (S.189)
Was Roland eigentlich meint, wenn er sich darüber beschwert, dass er keine "Meinungsfreiheit" mehr habe, ist, dass seine menschenfeindliche Haltungen nicht mehr unwidersprochen bleiben. Was Roland erlebt, ist kein Verlust seiner Freiheit, sondern ein Infragestellen seiner Privilegien. (S.208)
Kann ich den warmen Sommertag geniessen, obwohl mir eigentlich die Klimakatastrophe Angst macht? Wie kann ich tanzen gehen, während auf der Welt Krieg herrscht? [...] Ich kann keine Antwort auf diese Fragen geben. Ich kann nur versprechen, dass wir Schlimmes und Schönes gleichzeitig fühlen dürfen. Ich glaube sogar, wir müssen. Weil das Schöne uns daran erinnert, wofür wir eigentlich kämpfen. Und weil es uns Kraft gibt, die dafür nötig ist. (S.217)
Hoffnung ist nie ein Zustand, sondern immer ein Verb. Sie ist nie nur ein Mensch, sondern immer ein grosses Ganzes. Und sie ist nie zuletzt, denn Hoffnung zieht immer etwas nach sich - ein wütendes Miteinander, ein Sichwehren gegen alles, was unsere Grenzen überschreitet, ein Blick darauf, warum es das alles wert ist. Mit so viel Wut wie nötig und so viel Liebe wie möglich. (S.226)
In ihrem Buch geht es um feministische Strategien und queere Hoffnung. Ich hätte noch zwanzig, dreissig Zitate mehr rausschreiben können, Anna Rosenwasser schreibt so klug und reflektiert, mit so viel Wut wie nötig und so viel Liebe wie möglich, sie schafft Hoffnung und lässt immer wieder wissen, dass wir nicht alleine sind. Nicht zu vergessen, ihren Humor. Eine grosse Herzensempfehlung! <3
In einer Schule wird ein Computerspiel herumgereicht. Niemand redet darüber, alles ist streng geheim. Wer spielen darf, erhält eine Kopie. Es gibt nur eine Chance, Erebos zu spielen. Es gibt strenge Spielregeln: nicht darüber reden, nur alleine spielen. Wer sich nicht daran hält oder die Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und darf nicht mehr neu starten. Nick ist von Anfang total angefixt vom Spiel, es macht süchtig und überzeugt wie kein anderes Game. Die Aufgaben, die gelöst werden müssen, müssen erstaunlicherweise in der Wirklichkeit ausgeführt werden. Und diese Aufgaben werden immer abstruser... Plötzlich wird klar, harmlos ist das Game nicht, im Gegenteil!
Ein überraschend spannender Jugend-Thriller. Gaming ist sonst nicht wirklich mein Thema, aber die Geschichte ist sehr packend aufgebaut und die Spannung blieb bis zum Schluss.
Sie schlenderte um die hufeisenförmige Sitzordnung herum, und als sie an Klapper vorbeikam, warf sie ihm einen prüfenden Blick zu, bevor sie die Atlanten anhob und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden abstellte, ihren Eastpak auf den Tisch legte und sich neben ihn setzte. Ein leises Raunen ging durch die Reihen. Klapper erstarrte. Das war alles viel zu sozial. (S.29)
Trauerkarten hatte er noch nie geschrieben. Das ist eine Verantwortung, die man in seinem Alter eigentlich nicht haben sollte. Sterben, das war eigentlich was für Erwachsene. (S.224)
Klapper ist 16. Er hat keine Freunde und verbrachte die gesamten Sommerferien alleine vor seinem PC. Am ersten Schultag nach den Ferien bekommt die Klasse Zuwachs von Bär, einem Mädchen, das gross und stark und selbstbewusst ist - und so das pure Gegenteil von Klapper darstellt. Sie behandelt ihn nicht als Aussenseiter, sondern setzt sich gleich neben ihn - da wissen beide noch nicht, dass sie beide eine Gemeinsamkeit haben: die Leidenschaft des Zockens. Ab da beginnt langsam eine Freundschaft zwischen ihnen.
Ein berührendes, lustiges wie auch trauriges Buch. Der Autor fängt die Zeit der Jugendlichen, der Suche nach sich selbst, der Überforderung des Erwachsenwerdens, die Probleme, mit denen sie konfrontiert werden, sehr schön auf, wie ich finde. Prödel gibt der Freundschaft zwischen Klapper und Bär die Zeit, die sie braucht, prescht nicht vor.
Monika gibt alles auf, als sie zu ihrem neuen, reichen Freund zieht: Erst ihre Wohnung, ihre Freundinnen, danach (auf sein Drängen) auch noch ihren Job. Bald darauf geht's zusammen in den Urlaub in seine Finca in Mallorca. Diese gefällt ihr so gut, dass er ihr vorschlägt, sie könne doch dort bleiben und er besuche sie jeweils an den Wochenenden. Klingt super! Bis er sie aus heiterem Himmel verlässt und sie die Finca auf Monatsende räumen muss. Das lässt sie nicht auf sich sitzen. Mithilfe ihrer neuen Freundinnen plant sie einen Rachezug gegen ihn...
Kurzweiliger Roman, sehr humorvoll (nur ist es nicht wirklich meiner...). Sehr klischierte Figuren und Begebenheiten. Leichte Kost, eignet sich sicher gut als Ferienlektüre.
Franz Escher wartet auf den Elektriker. In seiner Küche hat eine Steckdose einen Wackelkontakt. Auf den Elektriker wartet, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russio. Dieser sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Entlassung. Er kann nicht schlafen und liest in einem Buch. Es handelt von Franz Escher, der auf den Elektriker wartet...
Zwei eigenständige Geschichten, die sich, wie's zu Beginn scheint, einfach nur so nebeneinander herlaufen, sich aber bald ineinander verknoten. Wann immer die Figuren zu ihrem Buch greifen, wechselt die Erzählung zur anderen Geschichte. Und plötzlich ist sie zu einer zusammengeschmolzen. Dass die eine Figur, der Puzzle-Liebhaber, gleich heisst wie der Vexierbildkünstler M.C. Escher, ist sicher kein Zufall.
Die Geschichte ist klug aufgebaut, die Spannung bleibt bis zum Schluss und es macht einfach Spass beim Lesen. :)
Autofiktionaler Comic über eine Teenagerschwangerschaft. Noemi glaubt nicht, dass sie jemals schwanger werden kann. Sie ist zu dünn dafür und sie gruselt sich ja sogar vor sich küssenden Menschen im TV. Doch dann wird sie mit 17 überraschend schwanger. Nebst dem, dass sie mit sich selbst sehr zu kämpfen hat (Schuldgefühle, Ängste, Depressionen), mischen sich auch von aussen alle ein und wissen es besser: Familie, ihr Freund, Lehrpersonen, Ärzt:innen und Beratungspersonen.
Der Comic ist bunt, ehrlich und bitterbös.
Ein autobiografischer Comic. Ulli Lust erzählt darin, wie sie in den 1990er Jahren in Wien versucht, als Künstlerin ihr Leben zu meistern. Sie erzählt von ihrer Liebe und gleichzeitigen Beziehung zu zwei Männern, und wie sie von einem dieser Männer zunehmend (lebensbedrohlich) bedroht wird.
Der Abschluss der Thriller-Trilogie rund um das Verschwinden der 19jährigen Lilli. In diesem Band werden alle Fäden zusammengefügt, alle Morde aufgeklärt, alle Geheimnisse enthüllt. Kriminalhauptkommissar Tom und Kryptologin Mascha geben nochmals alles. Bis zum Schluss voller Spannung, mir hat auch der dritte Teil gut gefallen, auch wenn sich leider noch der eine oder andere Kitsch eingeschlichen hat, der meiner Meinung nach gar nicht nötig gewesen wäre.
Die Trilogie baut aufeinander auf, also unbedingt der Reihe nach lesen!
Nach wie vor sehr angenehm gesprochen von Oliver Siebeck.
Und du sagtest traubig statt traurig, weil Tränen aussehen wie Trauben. Und ich wollte, dass du recht hast, solange es nur geht. Weil Tränen von Trauben abzuleiten vielleicht etwas abwendet. Weil traubig das bessere Wort ist. (S.7)
Unsere Küchen haben keine Abzüge. In unseren Fluren riecht es. Nach Armut, Majoran und Bockshornklee. Nach Reis und Schmortöpfen. Nach gebratenen Zwiebeln mit Kurkuma. Nach Kinderzimmern mit Etagenbetten und Arbeitslosigkeit. Nach Zimt, Sozialhilfe und Grossfamilien. Aber die Armut, die so riecht, kennt Dinge, die jenseits der Armut liegen, die gar keinen Geruch mehr hat. (S.88)
Alle sieben Jahre sind wir neu, sagt man. Alle Zellen erneuert. Aber die Narbenzelle erneuert sich wieder in eine Narbenzelle. Vererbt die Wunde. Vergisst nicht. Das Gedächtnis des Traumas liegt in der Wunde selbst. (S.175)
Die Eltern des Autors Behzad Karim Khani flüchten mit ihm in den 1990ern nach Deutschland, er kaum 10 Jahre. Er beschreibt das Aufwachsen in einer neuen Kultur, das Fremdsein, die Gewalt, in die er durch sein Umfeld hineingerät. Ein kraftvolles, voller Gewalt und dennoch sehr poetisches Buch. Khani findet immer wieder sehr schöne Sprachbilder.
Nach fast 10 Jahren ist das Spiel Erebos plötzlich wieder erwacht. Nick findet auf seinem Handy auf einmal ein App vor, welches sich von alleine installiert hatte und sich nicht wieder entfernen lässt. Das Spiel hat ihn im Griff, hat sein ganzes Leben unter Kontrolle, erpresst ihn, funkt dazwischen - und ist auch dieses Mal nicht ungefährlich. Die Technik hat sich in diesen 10 Jahren gewandelt, mittlerweile kann Erebos auch Stimmen nachahmen und damit im Namen seiner Spieler:innen Telefonate mit Folgen führen.
Die Entwicklung des Spiels fand ich durchaus interessant, aber besonders die Szenen im Spielmodus empfand ich zunehmend langatmig und langweilig. Nichtsdestotrotz wollte ich wissen, wie es zuende geht.