Rose flüchtet sich gerne in ihre Fantasywelt, die sie sich erschaffen hat. Dort trägt sie auch mal Kriege aus mit ihren Stofftieren. Eines Tages verschwimmt ihre Fantasy mit der Realität, was schwerwiegende Folgen hat. Rose wird in eine Geschichte verwickelt, die tief in der Vergangenheit ihren Ursprung hat.
Ein sehr gelungener Comic, fantastische Bilder und eine spannende Geschichte.
Der dritte Teil der Victoria Bergmann-Trilogie.
Auch dieser Band ist voller Brutalität, manchmal wurde es mir echt fast zu viel. Ich hab's dennoch fertig angehört, weil ich wissen wollte, wie's ausgeht. Die Geschichte ist sehr gut konstruiert, bis zum Ende spannungsgeladen. Je näher ich ans Ende kam, schweifte ich trotzdem immer mehr ab. Irgendwie war's für mich dann auch mal gut.
Für Ilona Oblomowa war das Liegen keine Notwendigkeit wie für einen Kranken oder wie für jemanden, der schlafen möchte. Es war auch keine Zufälligkeit, wie für einen, der erschöpft ist, und kein Genuss wie für einen Faulpelz. Es war ihr Normalzustand.
Das Buch "Oblomov" von Iwan Gontscharow wollte ich eigentlich schon lange mal lesen. Jetzt habe ich zumindest durch diesen Graphic Novel schon mal eine kleine Ahnung von Oblomov erhalten. :) Die Autorin setzt die Geschichte von Gontscharow in die Berliner Gegenwart um, die Hauptfigur ist die faule Ilona Oblomowa. Mit den Freund:innen von Oblomowa finden rege Diskussionen statt über aktuelle Themen wie Rassismus, Klimakrise bzw. Ernährung, Selbstdarstellung. Sehr unterhaltsam!
"Aber haben Sie nicht eben gesagt, dass Sie immer von einem eigenen Laden geträumt haben, in dem Sie den Kaffee selbst zubereiten?" wandte ich ein. "Wenn Träume in Erfüllung gehen, wird es real. Ich aber bleibe bei meinen Träumen", erwiderte der Master mit schwärmerischen Blick. (S.14)
Eine Geschichte in 12 Episoden, die im Café Marble mit dem jungen Kellner Wataru beginnt. Er ist entzückt von einer Stammkundin, die jeden Donnerstag um dieselbe Zeit an denselben Tisch sitzt, einen Kakao bestellt und Briefe in englischer Sprache schreibt. Manchmal lächelt sie, manchmal weint sie. Wataru fragt sich, an wen diese Briefe wohl gerichtet sind. In jeder Episode spielt eine andere Person die Hauptrolle und alle sind sie irgendwie miteinander verwoben. Bis die Geschichte in der 12. Episode wieder im Café Marble endet. Es geht ganz fest um die Suche nach dem eigenen Glück, um Freundschaften, um die Liebe.
Ein Wohlfühlroman, ein Buch fürs Herz. Mir war es ein bisschen zu kitschig, zu vorhersehbar, wohin es mit den einzelnen Personen geht, zu konstruiert.
Selbst die als schön markierten Körper sind nicht unbedingt die signifikanten Profiteure dieser Ökonomie. Eher sind es damals wie heute jene, die die Standards setzen, regulieren, verkaufen. Es sind jene, die profitieren von "den Hässlichen", indem sie die Angst vor und den Spott über Hässlichkeit aufrechterhalten, sodass Menschen alles tun würden, um "dem Hässlichen" nicht zu nahe zu kommen. (S.94)
Wenn "hässlich" bedeutet, alt, krank und ungeliebt zu sein, dann hassen wir nicht wirklich die Hässlichen, sondern fürchten unsere eigene Vergänglichkeit, Zerbrechlichkeit und Einsamkeit. (S. 175)
Hässlichkeit ist ein Instrument gegen jene, die existieren, aber aus denen das System keinen gewünschten Nutzen zu gewinnen glaubt, ausser in ihrer Ablehnung. (S.201)
Die Autorin setzt sich mit diversen Schönheitsidealen und Körperbilder auseinander, die oft auch kolonial und rassistisch geprägt sind, sie setzt sich mit ihrem eigenen Aussehen auseinander, mit dem Altern und Tod. Und sie gibt einen sehr intimen Einblick in ihren Umgang mit ihrem Körper, unter dem sie aufgrund ihrer grossen Nase und starker Körperbehaarung als Kind sehr litt. Manchmal poetisch, manchmal essayistisch, biografisch, mit Bildern und eigenen Zeichnungen angereichert: Ein wichtiges Buch, das zum Nachdenken anregt.
Ein Bilderbuch über die Absurdität des Lebens. Eine Kritik an den Kapitalismus. Kunstvoll illustriert von Lena Schall.
Die Geschichte hat es in sich und macht nachdenklich. Definitiv ein Buch, welches nachhallt. Ein Bilderbuch für Erwachsene.
Es ist diese unfassbare Gleichzeitigkeit von allem, die ihr zu schaffen macht. (S.140)
„Ausser der künstlichen Intelligenz fällt mir nur eine Technologie ein, bei der die Erfinder selbst davor warnten, dass sie leider das Ende der Menschheit bedeuten könnte.“ „Die Atombombe“, sagt Yasira. „Ja“, bestätigt Schiller. „Wir arbeiten an einer neuen Atombombe.“ (S.202)
„Es ist nicht alles Fake, ist ihr letzter Gedanke, bevor sie wieder das Bewusstsein verliert. Echt ist die Empörung. Echt ist die Wut. Echt ist der Hass.“ (S.269)
Drei Tage nach dem Verschwinden eines 16jährigen Mädchens taucht ein verstörendes Video auf, in dem zu sehen ist, wie sie von drei mutmasslich migrantischen Männern vergewaltigt wird. Das Video verbreitet sich in Windeseile. BKA-Kommissarin Yasira Saad muss den Fall lösen und ihr bleibt nicht viel Zeit, denn eine rechtsradikale Gruppe „Aktiver Heimatschutz“ formiert sich, die rasant wächst und bundesweit werden gewalttätige Demonstrationen durchgeführt. Nicht zuletzt ist auch ihr Leben in Gefahr.
Rechtsradikalismus, künstliche Intelligenz, Deepfake, Fake News, sexuelle Gewalt. Phuu, die Geschichte ist verstörend, erschütternd, brutal. Sie gibt zu denken, macht Angst und wütend. Hochaktuell die Themen, darum umso beängstigender. Ich konnte das Buch kaum weglegen. Ich bin mir sicher, es wird bei mir noch lange nachhallen.
Ich schliesse wieder die Augen. Meine schauspielerischen Fähigkeiten sind nicht so ausgeprägt, wie ich sie gerne hätte, aber ich habe festgestellt, dass man das ausgleichen kann, indem man die meiste Zeit mit geschlossenen Augen herumsteht und viel raunt und flüstert. (S.9)
Berenice verdient ihr Geld als "Pferdeflüsterin". Sie wird von Pferdebesitzer:innen gerufen, wenn mit ihren Pferden etwas nicht stimmt und dann tritt sie telepathisch mit ihnen in Kontakt. So behauptet sie das auf jeden Fall, denn eigentlich ist sie nur eine Hochstaplerin und verdient mit ihren Lügen leichtes Geld. Bis sie plötzlich, nach einem Sturz auf den Kopf, tatsächlich mit einem Pony sprechen kann. Dieses beauftragt Berenice dann auch, ein verschwundenes Pferd aufzuspüren...
KEIN PFERDEROMAN steht als Untertitel auf dem Cover. Dem widerspreche ich. :) Ich bin und war noch nie ein Pferdemädchen, nichtsdestotrotz hat mich dieser Roman aber bestens unterhalten und amüsiert. Und nebenbei habe ich noch einiges aus der Welt der Pferde gelernt.
How ridiculous, how callous and absurd to expect perfection from a child. He was only eight years old, unaware of what ‘proper’ behaviour entailed. But, as she put out the light in the room, having managed to subdue his tears and put him to sleep, she wished he would be a little more conventional. (S.14)
‚It‘s one thing to love a child, but it’s an entirely different thing for the same child to feel loved. The boy is young. He‘ll get a lot of ‚buts‘ in his lifetime. A home is the last place a child should feel conditionally loved.‘ (S.153)
Eine Coming-of-Age Geschichte über einen homosexuellen Jungen in Nigeria. Nachdem sein Vater ihn in einem innigen Moment mit Vaters Lehrling erwischt, wird er in ein strenges christliches Internat geschickt und der Lehrling verliert seine Stelle.
Das Buch gibt Einblick in das homosexuellenfeindliche Nigeria. Es ist erschütternd und macht traurig und wütend zugleich. Ein mutiges Buch, in einer schönen Sprache.
Sagen wir mal so, es ist nicht unbedingt nötig, eine Maximierung von Glück anzustreben. Eine Minimierung von Unglück ist doch auch ein schönes Ziel. (S. 52)
Elke Heidenreich macht sich in ihrem neuen Buch Gedanken über das Altern und das Altsein. Ergänzt sind ihre Gedanken mit vielen Zitaten aus der Literatur, Politik und Kunst/Kultur/Musik.
Nein, das war nichts für mich. Zu viele Fremdzitate, zu wenig eigenes Geschreibe. Zu viel Meinung, zu wenig davon differenziert. Sie und ich, wir haben wohl auch einfach zu viele Meinungsverschiedenheiten. Zum Teil las es sich unterhaltsam und ja, manches mochte ich auch tatsächlich - aber meistens habe ich mich nur geärgert oder gelangweilt.
Der zweite Teil der Victoria Bergmann-Trilogie.
Auch dieses Buch ist äusserst brutal. Die Spannung bei mir stieg von Stunde zu Stunde an, wann Jeanette Kihlberg denn endlich begreift, welche Rolle die Psychotherapeutin und Freundin Sofia Zetterlund, in Wahrheit einnimmt. In diesem Band leider noch nicht. Ich muss mir demnach den dritten Teil auch noch anhören.
Ich will kein Mädchen sein. Ich will auch kein Junge sein. Ich will nur ich selbst sein. (S.71)
Ein berührender und sehr ansprechend illustrierter Graphic Novel, welcher das Aufwachsen, die Identitiätsfindung, das Coming-Out von Maia Kobabe, Autor*in des Buches, darstellt.
Ich bin mir sicher, dieser Graphic Novel kann vielen jungen Menschen helfen, die auf der Suche nach sich selbst sind und sich in ihrer Rolle, in die sie von der Gesellschaft von Kleinauf reingedrückt werden, verloren und fehl am Platz fühlen.
Viele Jahre lang habe ich jeden Monat aufs Neue die erste Periode bekommen, weil ich nach jeder Blutung verdrängt habe, dass mein Körper das kann. (S.16)
Seitdem ich denken kann, wird mein Körper bewertet. Ich habe diese Stimmen verinnerlicht, und ich werde sie nicht los, auch heute nicht. Es schmerzt mich, wie viel Zeit ich damit zugebracht habe und zubringe, darüber nachzudenken, was an meinem Körper alles nicht richtig ist. (S.60)
Eine wenig ältere Kollegin [...] äusserte neulich ihr Unverständnis dafür, dass viele Frauen mit ihrem Aussehen und dem Altern hadern. Die Fixierung auf den eigenen Körper finde sie eindimensional und uninteressant. Als wäre das selbst gewählt, als wäre das etwas, das wir uns im Kapitalismus aussuchen könnten, denke ich, und dass es wenig gibt, was ich mehr verachte als das Beschämtwerden durch eine andere Frau. (S.62-63)
Denn ich feiere zwar die Frauen, die auf Instagram ihre nicht normschönen Körper zeigen, aber ich denke auch immer wieder, wenn ich besipsielsweise einen von Schwangerschaftsstreifen marmorierten Bauchlappen über das Bündchen eines Stringtangas hängen sehe: Hey, ja, cool, ja, das ist irgendwie empowernd, dass du das machst, aber ICH will nicht so aussehen. Und dann sehe ich die Frauen mit den haarigen Beinen und den haarigen Oberlippen und der Cellulitis unter der Radlerhose und denke, hey, ja, cool, ABER ICH WILL NICHT SO AUSSEHEN. Und dann komme ich mir wie ein Arschloch vor, weil ich das denke. Und dann komme ich mir wie ein Loser vor, weil ich es immer noch nicht geschafft habe, diesen ganzen Mist zu überwinden und meinen Körper zu lieben, wie er ist. (S.64-65)
18 Autor*innen schreiben anonym in Form eines Kollektivromans über die Weiblichkeit, über das sexuelle Begehren, die Beziehung zum eigenen Körper, das Altern, aber auch über sexuelle Gewalt und Suizidversuche.
Mit sehr viel Neugier und Interesse habe ich mich durch diesen Roman, diese verschiedenen Kapitel, gelesen. Erschütternd, von wie vielen Autorinnen sexuelle Gewalt thematisiert wurde, von wie vielen Autorinnen die Selbstbeziehung als schwierig dargestellt wurde und welche Kindheitsereignisse zu dieser angeknackten Selbstbeziehung führten. Einerseits tröstlich zu lesen, dass das eigene Erlebte auch das Erlebte vieler anderen Frauen* ist. Aber eben auch erschütternd. Klingt jetzt sehr destruktiv, aber der Roman hält auch sehr viel Lustiges, Anregendes bereit. Nicht alle Kapitel haben mich aber gleichermassen angesprochen, manchmal war es mir auch etwas zu langatmig.
Wobii si dem jo nie so gsäit het: Konscht. D Sabin het emmer gsäit, me söli dem Onderhaltig säge. Wel Onderhaltig: Do verschtöchid alli öppis dronder. Konscht sig komplizierter, het d Sabin gsäit, aso nome scho s Wort sig komplizierter. Das häig e theroetische Rocksack, das Wort. Das sig huere vag, do chönn me nächtelang dröber schtriite, was das öberhaupt bedüüti: Konscht. Ond so Wörter wod Filosof*inne scho set es paar tuusig Johr dröber schtriitid, was si äigentlech bedüütid, die sött me am beschte gar ned ersch is Muul näh, het d Sabin gsäit. Und Kultur au grad. Velecht sogar no schlemmer, het sie gfonde. Wemme dem Kultur sägi, was me macht, häig me näb dene Definizionsproblem au grad no Abgränzigsproblem e alli Rechtige. (S. 10)
Was, gloge? Lüge chasch nomen öber d Vergangehäit oder öber d Gägewart. Wennd öber d Zuekonft Züügs erfendsch, de esch das ned lüge, denn esch das Storitelling. (S. 28)
Zwei junge Frauen gründen einen Verein, den "Polifon Pervers" und steigen damit in die Unterhaltungszene ein. Auf eine Theatervorführung folgt die nächste, mit dem Erfolg wachsen die Ideen, ihre Vereinsarbeit weiter auszubauen und so wächst auch ihr Team. Und plötzlich arbeiten sie mit Drogendealern zusammen, eignen sich die Kunst der Geldwäsche an und kommen damit erstaunlich weit...
Schon lange habe ich keinen Roman mehr in Mundart gelesen, entsprechend schwer fiel es mir zunächst, dem Luzernerdialekt zu folgen. Aber, daran gewöhnt es sich schnell. :) Ich konnte das Buch kaum auf die Seite legen, die Geschichte ist so unterhaltsam und mitreisssend erzählt. Ich musste immer wieder schmunzelnd oder gar laut auflachen ab dem sehr originellen Plot. Eine sehr erfrischende Lektüre!
Sausan ist ein junges Mädchen, krank, schwach, mit blasser Haut. Da Sausan zu schwach ist, ihr Dorf zu verlassen, verbringt sie tagtäglich in der Hausbibliothek ihres Vaters und entdeckt die Welt durch die Bücher. Was die anderen Frauen der Stadt nicht verstehen, dass sie auf Männer eine enorme Anziehung hat. So kommt es auch, dass ihr gleich drei Männer einen Heiratsantrag machen. Diesen Männern gibt sie folgende Aufgabe: Jeder von ihnen muss für acht Jahre verreisen und mit einhundert verschiedenen Vögeln aus aller Welt zurückkehren. Bei ihrer Rückkehr werde sie sich entscheiden, ob und wen sie von ihnen heiraten werde. Mit dieser Aufgabe rettet Sausan die Männer vor dem anhaltenden Krieg im Land und erhofft sich viele Geschichten aus der Ferne und die Welt damit zu sich zu holen.
Als ich den Klappentext gelesen hatte, stellte ich mir gleich vor, das Buch habe Ähnlichkeit zu Rafik Schamis "Erzähler der Nacht". Leider habe ich mir da falsche Vorstellungen darunter gemacht, was mich etwas enttäuschte (war mein Fehler). Ich mochte die Geschichte mit dieser Aufgabe, war gespannt darauf, was die drei Männer erlebten und für wen sie sich entscheiden wird. Leider wurde im Buch gar nicht so viel über die Reisen der Männer berichtet, die Geschichte fand fast ausschliesslich im Dorf von Sausan statt, was währenddessen mit ihr und dem Dorf, dem Krieg passiert. Mich störten die vielen Wiederholungen der Geschichte, vieles wird nicht nur ein- sondern gleich mehrere Male erwähnt, was überhaupt nicht nötig wäre. Das Buch wäre ein paar Seiten schlanker nicht weniger lesenswert, im Gegenteil. Auch empfand ich die Sprache teilweise sehr holprig, ich vermute mal, dass es an der Übersetzung liegt. Ansonsten habe ich es gerne gelesen.