Bücherregal lädt …
Ungebetene Gäste
315 Seiten

Wenn jemand um Verzeihung bittet, nimmt er dir das einzig Verbliebene - die Erlaubnis, wütend über sein Verhalten zu sein. (S.155-156)

Die Geschichte beginnt mit einem dramatischen Unfall. Naomi hat einen Arbeiter bei sich in der Whg. In einem unbeaufsichtigten Moment spielt Naomis Kind mit seinem Hammer und lässt ihn vom Balkon fallen. Ein Teenager verunglückt dabei tödlich. Der Arbeiter wird beschuldigt und Naomi, obwohl sie von seiner Unschuld weiss, schweigt. Die Schuldgefühle lässt sie nicht los, auch ein temporärer Umzug nach Nigeria hilft nicht.

Es geht um Schuld, Verantwortung, Moral, hartnäckige Vorurteile und Rassismus. Ein spannungsreicher, vielschichtiger Roman, der mir eigentlich sehr gefiel. Ich ertappte mich aber immer dabei, wie ich das Buch mit Gundar-Goshens Roman "Die Lügnerin" verglich, was diesem Buch nicht gut tat. Auch fand ich gewisse Sequenzen im Buch ein bisschen zu weit hergeholt bzw. gewisse Handlungen etwas unnatürlich. Ich befürchte, "Ungebetene Gäste" wird (bei mir) immer im Schatten von "Die Lügnerin" stehen und keine nachhaltigen Spuren hinterlassen. Ich hatte wohl leider einfach auch zu viele Erwartungen an Gundar-Goshens neuen Roman.

Nicht ich
208 Seiten

"Ich warne Sie schon jetzt: Ich verstehe Männer nicht, und ich kann nicht lieben. Nicht, dass ich Frauen verstünde, aber die haben das auch nie von mir erwartet." (S.45)

"Ich durfte in ihrer Anwesenheit nicht weinen, deshalb lachte ich, aber das Lachen war so hart, dass mir die Zähne ausfielen. Sie sammelte sie vom Boden und machte sich daraus eine gelbe Kette." (S.182)

Das Buch in einem Satz heruntergebrochen: Eine Frau verlässt ihren Mann und ihr Kind für einen Liebhaber - und zerbricht daran. Doch es passiert so viel mehr. Aber alles, was die Frau im Buch erzählt, kann Imagination oder Realität sein, für mich wurde das nie so richtig klar. Mich erinnerten die Buchabschnitte oft an Träume, die so oft doch einfach unglaublich wirr und schräg sind.

Schicksal
432 Seiten

"Aber welchen Sinn hat es, eine alte Kränkung wiederzubeleben? Dieses Kapitel war aus dem Buch ihres Lebens herausgefallen. Wenn sie sich bücken würde, um es aufzuheben, könnte ihr Rücken daran zerbrechen." (S.48)

Die 50 jährige Atara sucht die erste Frau ihres Vaters, Rachel, auf. Über sie wurde in Ataras Kindheit nie gesprochen, um so mehr Fragen hat Atara an sie. Rachel kämpfte mit Ataras Vater in der Untergrundmiliz gegen die Engländer, für einen israelischen Staat. Rachel ist hin- und hergerissen, wie sie Ataras Kontaktaufnahme gegenüberstehen soll. Die Begegnung zwischen diesen beiden Frauen gestaltet sich als schicksalshaft.

Shalev packt enorm viel in diesen Roman, mir manchmal fast zu viel. Die beiden Frauenfiguren haben mich am meisten interessiert, der Umgang und die Verarbeitung mit diesem Schicksal hat mich sehr berührt.

Löwen wecken
432 Seiten

"Zwei Menschen begegnen sich wieder und sind eigentlich zu viert. Jeder trägt ein bestimmtes Bild des anderen in sich. Ein Moment der Enttäuschung, wenn der in unserem Gedächtnis schöner ist als der, den wir wiedertreffen. Ein Moment des Staunens, wenn der, dem wir begegnen, unvergleichlich imponierender ist als der in unserer Erinnerung. Der Bruchteil einer Sekunde, in dem wir, sei es freudig, sei es traurig, Abschied nehmen von der Person, die wir im Kopf hatten."